Der Versuch sich in Jack The Ripper hineinzuversetzen...ich hoffe, es gefällt euch
"Donnerstag, der 30. August 1888
Ich sehe aus dem Fenster meiner Wohnung. Gleich würde es soweit sein. Die Sonne versinkt blutrot im Westen, jenseits der Häuserdächer und verschwommen im Rauch der Fabriken.
Die Kirchturmuhr schlägt sechs Uhr. Bald würde es soweit sein.
Mein Hand zittert vor Aufregung, ich balle sie zur Faust. "Bloß nicht nervös werden, Junge."
Ich drehe mich um. Auf einem kleinen Tischchen steht die Tasche aus schwarzem Leder. Sie ist noch geöffnet, die Instrumente sind ordentlich in ihr verstaut, alles was ich brauche ist dort drin.
Es war nicht gerade billig, all diese Utensilien zu bekommen, aber was tut man nicht alles um seine Triebe zu befriedigen?
Ich lasse mich in einen Sessel fallen.
Meine Gedanken schweifen zurück. Schweifen zurück zu Ada Wilson, der Frau, die ich heute als Testobjekt beschreibe. Mein Gott, war ich anfängerisch und nervös damals.
Die Frage nach Geld, einfach um etwas zu sagen, einfach um nicht vor Aufregung durchzudrehen. Der Stich in den Hals war zu reflexartig, viel zu ungenau, viel zu unpräzise. Ich war sehr ungeübt damals und viel zu nervös. Und dann schrie sie auch noch. Ich musste schleunigst verschwinden, ich hörte schon die Nachbarn kommen.
Und dann überlebt sie auch noch!
Das lief ganz und gar nicht so, wie ich es geplant hatte. Ich war zu aufgeregt, zu dilletantisch.
Wenigstens ist niemand auf meine Spur gekommen.
Vielleicht dachten einige, das es der gleiche Täter gewesen ist wie bei den beiden, auf die eingestochen wurde...eine überlebte...wie hießen die noch? Achja, Millwood und Tabram.
Wer weiß, vielleicht werden sie in einigen Jahrzehnten auch zu meinen Opfern gezählt.
Ich muss grinsen.
Während ich so nachdenke, vergeht die Zeit.
Als es halb eins schlägt, stehe ich auf.
Ich werfe einen Mantel über, in seiner Innentasche steckt ein Messer, und ziehe einen Hut auf. Ich will nicht gleich von jedem erkannt werden, wenn ich jemanden umbringe. Wenn es gut läuft, möchte ich vielleicht noch mehr aufschlitzen.
Ich bin am überlegen, ob ich Handschuhe überziehen soll. Ich muss grinsen. Wozu? Nachweisen wird mir sowieso keiner was können. Und falls doch? Ich lache. Sollen sie doch!
So wichtig ist mir das Leben auch nicht, als das ich übervorsichtig sein will. Dann will ich doch lieber noch ein bisschen Lust empfinden und dann geschnappt werden.
Und wer weiß, vielleicht gehe ich sogar in die Geschichte ein. Das wäre ein amüsanter Gedanke.
Noch amüsanter wäre es allerdings wenn unsere verehrte Polizei mich nicht erwischen würde. Das wäre äußerst lustig. Tagsüber laufe ich ihnen über den Weg und sie suchen mich und gehen doch an mir vorbei, weil sie mich gar nicht beachten.
Ich verschließe meine Tasche sorgfältig und nehme sie. Dann lösche ich das Licht in der Wohnung und trete aus der Tür.
Ich verschließe sie sorgsam hinter mir, eine alte Angwohnheit. Seit ich eine Wohnung habe, verschließe ich sie sorgfältig. Als ich damals als Kind mit meinen Geschwistern und meiner Mutter auf der Straße gelebt habe, hatten wir keine Wohnung zum abschließen. Vielleicht tue ich es deshalb so gründlich. Ich weiß, dass man sie mir nicht klauen kann, aber das Unterbewusstsein spielt dabei eine zu große Rolle.
Ich gehe die Treppe hinunter zum Erdgeschoss.
Keiner ist im Treppenhaus und unten im Hausflur ist ebenfalls niemand. Ich bin etwas erleichtert, es muss mich ja nicht unbedingt jemand aus dem Haus bei meinem Verlassen des Hauses sehen.
Ich trete auf die Straße.
Obwohl es Ende August ist, ist es relativ kalt in den Straßen.
Londons typischer Nebel drückt auf die Gassen und Straßen und die wenigen Straßenlaternen spenden wenig Licht.
Gute Vorraussetzungen für mein heutiges Vorhaben.
Ich merke plötzlich, dass ich wieder extrem ruhig bin und kein bisschen nervös. Ich bin leicht irritiert darüber, aber gleichzeitig erfreut und es bestärkt mich.
Frischen Mutes mache ich mich auf den Weg in das Herz des East-Ends, nach Whitechapel.
Mittlerweile schlägt die Turmuhr eins.
Gut, dass ich morgen nicht arbeiten muss. Ansonsten müsste ich meine Triebe auf das Wochenende verschieben.
Eine Hure geht an mir vorbei, mit einem Freier. Ich muss daran denken, dass sie mein mögliches Opfer hätte sein können.
Die beiden bemerken mich nicht, der Mann scheint ziemlich betrunken.
Vielleicht wird er ja Tatverdächtiger, denke ich und schaue ihn mir kurz an. Jeder in dieser Nacht könnte ein Verdächtiger sein und jede Hure könnte mein Opfer werden.
Dieser Gedanke lässt mich schmunzeln und er verleiht mir irgendwie Macht.
An einer Straßenecke bleibe ich stehen.
Ich bin unentschlossen. Eine Hure geht vorbei, sie schaut mich herausfordernd an. Anscheinend braucht sie Geld.
Für einen Moment bin ich versucht, mit ihr mitzugehen, aber eine Art Angst sitzt in meiner Brust und meine Füße tun keinen Schritt. Ich kann nicht und bleibe stehen.
Leute gehen vorbei und die Zeit vergeht und noch immer stehe ich hier, unfähig etwas zu tun.
Eine Hure kommt zu mir.
"Na, Süßer. Wie wär's mit uns zweien? Ich mach dir auch einen guten Preis."
Sie kommt mir ganz nahe, ihr Gesicht ist knapp vor meinem und ich kann sie riechen.
Das ist meine Chance! Ich öffne den Mund...und nichts kommt raus.
Ich versuche es wieder, doch es klappt nicht.
"Na, was ist?", fragt sie.
"Lass mich", fauche ich sie an und schubse sie leicht weg.
"Ach, verpiss dich doch", ruft sie und geht die Straße runter.
Das lässt mich plötzlich aus meiner Erstarrung fahren.
Hey, ich bin hier der Meister! Ich darf mich doch nicht von Huren niedermachen lassen! Ich bin hier, um Huren niederzumachen!
Mit neuem Mut gehe ich los. Die Angst in meiner Brust ist vollkommen verschwunden und ich bin vollkommen ruhig. Ich gehe gerade meinen Weg und habe mein Ziel direkt vor Augen.
Nichts und niemand wird mich aufhalten können.
Die nächste Hure wird mein Opfer...und sie wird nicht mein letztes sein.
Die Kirchturmuhr läutet drei.
Ich gehe durch die Straßen, die Menschen gehen an mir vorbei und beachten mich nicht.
Ich bleibe kurz an einem Platz stehen und schaue mich um.
Ich fixiere die verschiedenen Leute und suche mir ein passendes Opfer.
Da!
Eine betrunkene Frau mit Haube und niedergeschlagenem Gesichtsausdruck torkelt von der Osborn Street auf mich zu, allerdings ohne von mir Notiz zu nehmen.
Ich gehe auf sie zu und bleibe vor ihr stehen.
Sie strauchelt kurz und schaut mich dann verwundert an.
"Wie wär's mit uns, meine Liebe?", frage ich lächelnd. Ich lasse meinen Geldbeutel klingen. "Du kannst doch sicher ein wenig Geld gebrauchen, oder?"
Sie schaut mich mit großen Augen an. "Aber natürlich, Mister...ich..."
"Weißt du nicht ein nettes Plätzchen für uns zwei?", frage ich wieder.
"Natürlich...natürlich, Mister." Sie grinst und ich sehe einige Zahnlücken. "Folgen Sie mir."
Sie dreht sich um und marschiert los, ich bin direkt hinter ihr.
Das ist sie nun, denke ich. Mein erstes Opfer.
Die Erregung in mir steigt an.
Wir passieren Buck's Row. Sie ist leer, ein Polizist verlässt gerade das andere Ende der Straße und bemerkt uns nicht.
"Ist es noch weit?", frage ich.
"Nein, Mister, wir sind gleich da."
Ich tippe ihr auf die Schulter und sie dreht sich um.
"Du wirst gleich ganz woanders sein", grinse ich und schlage ihr mit meiner linken Faust (ein Glück wenn man beidhändig ist) ins Gesicht. Sie taumelt und fällt nach hinten auf den Boden.
Ich gehe zu ihr, knie mich neben ihr hin und drücke mit der linken Hand ihren Kopf auf den Boden. Dann ziehe ich mein Messer und schwinge es gekonnt in Richtung Hals.
Die Kehle wird gänzlich durchgeschnitten. Blut spritzt auf meinen Mantel und ich lache.
Die Frau zuckt noch einige Male und das Blut aus ihrer Kehle läuft auf den Bürgersteig.
Ich schaue mich um. Niemand auf der Straße.
Ich stelle meine Tasche neben ihr ab. Ich öffne sie und ziehe ein längeres Messer als das eben benutzte hinaus.
Ich fange an zu metzeln und meine Erregung ist an ihrem Höhepunkt.
Ich schneide Zacken in die linke Seite ihres Bauches und kreuz und quer an ihrem Unterleib herum.
Die Macht die ich habe ist unglaublich und ich zerfleische planlos diese arme Frau, die ich gerade ins Jenseits befördert habe.
Ich lache, während ich "arbeite". Die Lust ist unbeschreiblich. Etwas vergleichbares habe ich nie erlebt.
Die Schnitte und Stiche, die ich mache, sind willkürlich und das Blut spritzt und ich lache.
Nach einigen Minuten sinnlosen Einstechens bin ich zum Orgasmus gekommen* und ich lasse erschöpft mein Messer sinken.
Das Blut hat inzwischen eine Lache auf dem Bürgersteig hinterlassen. Ich werfe das Messer in die Tasche und verschließe sie.
Langsam stehe ich auf und betrachte mein eben vollbrachtes Werk.
Obwohl ich nun müde bin, bin ich zufrieden und fühle mich mächtig.
Plötzlich höre ich Schritte.
Schnell packe ich meine Tasche und hechte die Straße hinunter, in die Richtung aus der ich gekommen bin.
Ein Arbeiter kommt um die andere Straßenecke und bleibt irritiert stehen.
Er guckt sich um und nähert sich vorsichtig der toten Frau.
Er beugt sich über sie und sieht sie an.
Ein anderer Arbeiter kommt um die gleiche Straßenecke und bleibt mißtrauisch dort stehen.
Der erste Arbeiter ruft ihn heran, ich kann nicht verstehen, was er sagt, meine Ohren sind irgendwie taub und ich bemerke innerlich, dass ich in relativ hoher Gefahr schwebe, aber trotzdem bin ich unfähig, wegzugehen.
Als die beiden sich in Bewegung setzen und in meine Richtung kommen, gehe ich schnell weg und in eine Seitengasse.
Die beiden gehen an mir vorbei. Ich gehe zurück zur Buck's Row. Sie ist wieder leer und ich kehre zurück zur Leiche. Sie liegt noch so da wie eben und ich kann es immer noch nicht fassen, wie glücklich ich mich fühle.
Dann bin ich mir plötzlich der Gefahr bewusst und mache mich schleunigst aus dem Staub.
Ich bewege mich schnell vom Tatort weg.
Niemand begegnet mir und das ist auch gut so, denn ich bin ein ernsthafter Verdächtiger. Zum Glück ist es dunkel und man sieht das Blut auf meinem dunklen Mantel nicht.
Doch da sehe ich einen Nachtwächter, halb schlafend, genau auf meinem Wege stehen. Es gibt keine Möglichkeit ihn irgendwie zu umgehen.
Ich ziehe den Hut tief ins Gesicht und als ich an ihm vorbeikomme, sage ich halb aus Schadenfreude, dass er nicht weiß, was ich getan habe und halb aus Risikolust: "Hey, schauen Sie mal, alter Nachtwächter, ich glaube, jemand wurde weiter runter die Straße ermordet."
Er schaut etwas irritiert und begibt sich in die Richtung, aus der ich gekommen bin.
Mit einem Grinsen auf dem Gesicht gehe ich weiter.
Ohne Zwischenfälle und Begegnungen komme ich zu hause an.
Ich eile leise das Treppenhaus und bin froh, dass immer noch niemand wach ist.
Schnell schließe ich meine Tür auf, husche hinein und verschließe sie von innen.
Wie im Taumel stelle ich die Tasche ab und lasse mich auf mein Bett fallen.
Ich lasse die letzte Nacht Revue passieren, lache und denke, dass dies garantiert nicht der letzte Mord war, den ich begangen habe..."
*tut mir leid für die drastischen Beschreibungen, denkt bitte nicht das ich krank bin oder ähnliches, ich versuche nur die Taten aus der Sicht Jack the Rippers zu sehen.
Also bitte, denkt nichts falsches, das oben ist nur eine fiktive Geschichte und spiegel keinerlei persönliche Empfindungen meinerseits wieder, ok?
In diesem Sinne,
Gute Nacht
PS: Ich hoffe, es ist euch nicht zuviel