1887 gab es angeblich keinen Mord in Whitechapel. 1888 war dann der Teufel los. Da wird die Frau Cox ? (glaube ich) nachts von ihrer Katze geweckt, hört „Oh Murder“ und schläft weiter, weil man solche Schreie angeblich oft im East End hörte.
Verstehe ich nicht ganz. Also im Jahr davor gab es keinen Mord (und wohl auch wenig Anlass dazu, dies nachts zu rufen). Im November 1888 war jedoch das East End terrorisiert durch mindestens 4 Morde (damals zählten Tabram und Smith auch mit zu den Opfern). Ich könnte mir eher vorstellen, das nachts bei einem Ruf „Mord“ dort dutzende Fenster aufgegangen wären. Aber die Frau kriegt ihren Hintern nicht aus dem Bett und schläft weiter. Ja, ihre Erklärung klingt für mich auch nach schlechten Gewissen, zumal ihr bewusst gewesen sein sollte, dass der Ruf aus dem gleichen Haus und nicht von draußen kam.
Ja, das ist auch merkwürdig. Dass man unter diesen Umständen, die du beschreibst, nicht einmal
aus Neugierde zum Fenster oder sonstwo hinaussah. Andererseits, der Vollständigkeit halber - im Casebook habe ich mal gelesen, "Murder!" sei zu dieser Zeit oft gebraucht, aber nicht unbedingt wortwörtlich zu verstehen gewesen. Eher wie ein Fluch, so wie man "Scheiße!" sagt. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht.
PS: andererseits frage ich mich, warum sie es überhaupt erwähnte, wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte. Hoffte sie, ihre Zeitangabe könnte nützlich sein und auf diese Weise hätte sie etwas „gut machen“ können?
Könnte sein. Man müsste auch wissen, wie "hart" sie verhört wurde, ob sie über das schlechte Gewissen hinaus Angst hatte, irgendwelche Details auszulassen.
Alles in allem kann oder konnte man also keinem Zeugen die Schuld an etwas geben.
1. Es war viel zu normal, Alltag, dass sowas passierte.
2. Sie hatten auch wenig - bis gar keine Gelegenheit jemand zu infomieren und um hilfe zu bitten.
Es ging mir auch nicht darum, jemanden zu beschuldigen, sondern um den Vergleich damals - heute. Mir ist klar, dass die Umstände damals schwieriger waren. Andererseits ist es auch ein Teufelskreis, wenn niemals jemand auf irgendwas reagiert, haben es die Verbrecher dadurch umso einfacher. Zudem stellt sich mir die Frage, was zum Geier bzw. wie lange hätte denn etwas passieren müssen, damit irgendjemand auch nur igendeine eine Reaktion gezeigt hätte? Ich meine das nicht als rhetorische Frage der moralischen Art, es interessiert mich wirklich.
Jedenfalls, zum Vergleich damals - heute: Ein Isreal Schwartz heute hätte vielleicht sobald er sich in Sicherheit sah, telefoniert. Ein Albert Cadosch heute hätte vielleicht mal über den Zaun rübergerufen, was da los ist. Ein Nachbar Kellys heute hätte vielleicht bei anderen Nachbarn geklingelt, um gemeinsam hinunterzugehen und nachzusehen (so wird es heute ja auch in Kampagnen erklärt: Man soll nicht alleine eingreifen, sondern zuerst andere auffordern, zusammen den Täter anzusprechen). Oder noch ein anderes Beispiel - Martha Tabram. Da will auch keiner was gehört haben. Was ich nicht so recht glauben kann, weil sie von vorne erstochen wurde, also nicht so schnell tot war wie Opfer, denen der Hals durchgeschnitten wird. Da müsste es im Vorfeld durchaus zu Lärm gekommen sein, als er das Messer zückte. Eventuell sogar noch früher, wenn es vorher schon eine Auseinandersetzung gab. Lärm im Treppenhaus, zumal tödlicher, natürlich würden die Einwohner heutzutage darauf reagieren, anstatt wegzuhören. Und auch bei den anderen gehe ich davon aus, dass zumindest einige heute anders bzw. überhaupt reagieren würden, was wiederum die Chance erhöhen würde, dem Mörder schneller auf die Spur zu kommen. Nicht mehr und nicht weniger. Damals und heute.
Ein Auto ist natürlich, praktisch um damit in einen Wald oder sowas zu fahren das ist schon richtig. Lassen wir mal die Kamera aus dem Spiel und gehen davon aus das Kennzeichen hat sich auch keiner gemerkt. Die Tat passiert. Wenn es im Wald jetzt aber feuchte Erde gab, dann hat man die Reifenspuren und damit kann man auch zum Täter kommen. Wie erklärt man dann sein dreckiges Auto oder Spuren im Auto. Man kann es natürlich waschen klar, aber innen geht das nicht so einfach. Nur als Beispiel ich habe meine Fußböden im Auto versucht zu saugen, dabei blieb aber genug übrig womit man hätte arbeiten können. Ich finde ein Auto könnte zu viele Spuren hinterlassen und seien es nur ein paar Brocken der Walderde da könnte man schon ein bisschen in Erklärungsnot kommen..
Ein Auto ist Träger von Spuren, klar. Und wenn der Täter mit seinem Auto ins Visier gerät, bestehen gute Chancen, dass das zum Problem für ihn wird. Es kann auch Opfer-DNA gefunden werden, die fürs Auge gar nicht sichtbar ist. Aber ob dieses theoretische Szenario einen Täter davon abhält, per Auto Opfer aufzusammeln...? Im Grunde müsste das anhand der aktuelleren Fälle ausgewertet werden, ob und wie sich Serientäter den technischen Aufklärungsmethoden anpassen. Bis weit ins 20 Jahrhundert hinein waren jedenfalls viele mit dem Auto unterwegs und erreichten damit auch große Opferzahlen.
Ohne ein Auto kann man sich außerdem viel besser verstecken vorallem an abgelegenen Orten hört man was springt man einfach schnell in Busch, aber was würde man mit dem Auto machen? Das kann man ja nicht einfach so verstecken?
Das entspricht im Grunde der Ripper-Methode, die in seinem Fall auch funktionierte. Der heutige Mörder müsste also die Opfer dazu kriegen, mit ihm in dunkle Ecken zu gehen, wo er sich bei Bedarf kurz verstecken oder besser schnell abhauen kann. Aber wie gesagt, bei den heutigen Serienmördern kann ich mich kaum an Fälle erinnern, wo die Opfer mitten in der Stadt auf der Straße gemeuchelt werden. Man muss auch bedenken, dass Städte heutzutage nachts viel besser beleuchtet sind als damals. Gleich geblieben ist die Opfergruppe, es sind auch heute oft Prostituierte. Sicher deshalb, weil sie mit Fremden in unbeobachtete Ecken gehen. Ich bin jetzt aber nicht sicher, ob heutige Straßenprostituierte nicht auch eher von Freiern im Auto angesprochen werden. Keine Ahnung.
- Ein Pärchen streitet sich auf der Straße. Was genau sehe ich?
Ein Liebespaar, das sich uneins ist, oder einen Mann, der eine Frau belästigt?
Das erinnert mich an Israel Schwartz. Man sieht etwas kann es nicht deuten und dann hat man auch noch das Gefühl man ist selber in Gefahr wie Schwartz damals. Da kann ich dir nur zustimmen mit den Hemmungen früher. Man hat eher das Gefühl wenn man hilft ist man selber dran....
Schwartz hat einen körperlichen Übergriff beobachtet, da sollte es nebensächlich sein, ob Täter und Opfer verwandt, verschwägert oder sonstwie näher bekannt sind. Wobei mir klar ist, dass Verwandten-Verprügeln damals sicher noch breite gesellschaftliche Akzeptanz fand, und allein deshalb nicht eingegriffen worden wäre, wenn man dies zu erkennen glaubte. Schwartz kann man allerdings zugute halten, dass er trotz seiner unrühmlichen Rolle zur Polizei ging, um zur Aufklärung beizutragen. Er hätte es nicht gemusst, niemand hätte sonst von seiner Anwesenheit erfahren. So hat er sich nachträglich couragiert verhalten.
Schönen Gruß