Etwas durcheinander mein Beitrag glaub ich aber hoffentlich verständlich.
So durcheinander ist er nicht!
Ich frage mich, wenn der Zeuge vor Gericht gegangen wäre und es wäre zur Verhandlung gekommen, hätte man Kosminski überhaupt verurteilen dürfen? Er ist schließlich unzurechnungsfähig, heute wird man da ja auch nicht normal verurteilt sondern meistens weggesperrt. Vielleicht darf ich hier aber nicht so oft an heute denken.
Ich denke schon. Weil ich vermute, es hätte gar keine vernünftige psychologische Untersuchung gegeben. Es hätte wohl anders ausgesehen, wenn er schon eine längere Zeit in einer anerkannten Anstalt gewesen wäre und ein Arzt hätte ihm den
“Paragraphen- Schein“ dort ausgestellt. Vermutlich hing vieles davon ab, was man bereit war für ihn zu tun. Wer auch immer “man“ war. Persönlich denke ich, es war noch lange so danach in solchen Fällen. Die Zurechnungsfähigkeit war sicherlich bedeutend eingeschränkt aber das bedeutet nicht, dass solche Täter nicht zwischen gut und böse, richtig oder falsch unterscheiden können aber da sie gespalten sind, ist dort ein erheblicher Anteil, der tut was er will, die berühmten Stimmen halt. Es handelt sich einfach um eine enorme Störung der Psyche. Ob das Todesurteil dafür das richtige ist, kann ich sicherlich nicht beantworten.
Das könnte sich narürlich auch so abgespielt haben wie du schreibst, ich kann aber den Gedanken an Kosminskis Schwester nicht ganz vergessen, ich hab das Gefühl, dass die Attacke auf sie doch irgendeinen Stein ins Rollen brachte. Wenn es vllt auch nur der Stein war der Familie bewusst zu machen, dass er wo anders hin muss, weil man keine Kontrolle und keine Mittel hatte ihn von seinem immer größer werdenden Wahn zu befreien.
Gefällt mir mit dem Stein. Aber wir scheinen da eh einer Meinung zu sein.
Ich glaub ich versteh das jetzt falsch was du schriebst.
Ihn verlegen lassen und somit sterben lassen.
Meinst du damit er wurde offiziell für Tod erklärt für das East End? Er lebte ja noch bis 1919. Ich weiß leider nicht wie weit das von einander enfernt liegt, ich hab mal gesucht aber nichts gefunden. Wobei sich wahrscheinlich eh kein Mensch mehr dafür interessiert haben dürfte, schließlich kam nie raus, dass es Kosminski gewesen sein könnte...
Wie erklärst du dir eig. die verschiedenen Angaben von Swanson und Mcnaghten?
Im Buch steht ja, dass Swanson behauptet hat er starb kurz nach der Einweisung in die Heilanstalt, meinst du das mit "sterben lassen"? Swanson wusste auch Bescheid und hat mit voller Absicht eine falsche Angabe gemacht um etwas zu vertuschen?
Noch ein Grund die Akten unter den Tisch fallen zu lassen...
Dann steht da ja noch was wegen der Indentifizierung und der langen Zeit dazwischen, was mich darauf bringt, dass der Zeuge ihn schon länger gekannt haben muss um ihn auch wieder zu erkennen. Wenn ich jemand nur 1x oder 2x sehe, dann vergess ich in 2 Jahren doch sein Gesicht wieder oder es kommt mir vllt bekannt vor aber ich kanns nicht zuordnen...
Ich halte es für möglich, dass man ihn bei seiner Verlegung 1894 von Colney Hatch nach Leavesden
sterben ließ. Es war ja auch das Jahr, in dem Macnaghten sein Memorandum schreiben musste. Möglicherweise gab es Beamte, die gar nicht wollten, dass man in diesem Fall erneut herumwühlte. Mögliche Gründe dafür haben wir ja schon besprochen. Macnaghten wussten offenbar ja nicht wirklich, was aus Kosminski wurde. Er wusste nur, dass er einer der Hauptverdächtigen gewesen war. Ebenfalls im Jahr 1894 erwähnte Swanson das erste Mal, dass der mögliche Ripper, so
glaubte er, bereits verstorben ist (genau wusste er es wohl zu dem Zeitpunkt noch nicht). Viele Jahre später schrieb er dies auch in seine Ausgabe von Anderson´s Memoiren. Dabei entsteht für mich der Eindruck, dass Swanson das tatsächlich auch
glaubte. Er und Anderson waren befreundet aber wir wissen alle, dass Freundschaften oftmals gar keine Freundschaften sind und manchmal auch sehr einseitig. Swanson bewunderte Anderson, wie Anderson Swanson sah, wissen wir nicht. Anderson war schon ein beeindruckende Persönlichkeit, dem man alles, positiv wie negativ, zutrauen sollte. Man könnte sagen, dass Aaron Kozminski einmal 1894, bei seiner Verlegung nach Leavesden, für
tot erklärt (inoffiziell) wurde und dann 1919 tatsächlich starb.
Auffallend ist ja in der Tat das Jahr 1894:
Aaron Kozminski wird verlegt
Macnaghten schreibt das Memorandum
Swanson erzählt, dass er
glaube, der Ripper sei bereits tot.
Merkwürdig…
Der Zeuge könnte ihn schlicht und einfach nach ca. 2 Jahren wiedererkannt haben. Ist so etwas möglich? Nur wenn die Begegnung zwei Jahre zuvor sehr beeindruckend war.
So ein Szenario, wie ich kürzlich beschrieb. Und zwar so eine Situation wie Astrachan Mann bei Kelly im Miller´s Court erlebt haben könnte. Er war ja offenbar ein jüdischer Mann.
Verlässt er Kelly und trifft auf diesen Mann, den Killer und erfährt am nächsten Tag vom Tod der Person (Kelly), mit der er vorher noch Verkehr hatte, dann könnte ihn das geschockt haben. Die Polizei und die Bevölkerung suchten ja eben auch einen fremdländischen, sprich jüdischen Killer und nun soll er zur Polizei gehen und beichten, dass er kurz vor Kelly´s Tod bei ihr war? Der war bestimmt nicht lebensmüde aber das Gesicht des Mannes den er sah, hätte sich aufgrund dieser enormen psychischen Belastung, in sein Gehirn eingebrannt haben können. Wie lange kann ein Mensch damit leben? Erfahrungsgemäß ist es nach knapp 2 Jahren ein gute Zeit, um unter diesem Druck zusammenzubrechen. Das Seaside Home der Polizei in Brighton, lag dort nur ein paar Minuten entfernt von einem jüdischen Seaside Home. Um es kurz zu machen, Astrachan Mann hätte 1890/91 in einem jüdischen Seaside Home in Brighton zur Erholung gewesen sein können, wo er endlich jemanden fand, mit dem er darüber reden konnte. Man holt ihn in das Polizei Seaside Home, genau wie Kosminski, der eigentlich irgendwo verschlossen ist und der Zeuge erkennt ihn wieder, vielleicht ist es auch umgekehrt. Aber da er mitbekommt, dass dieser Verdächtige ein Jude wie er ist, geht sein Trauma von vorne los und er lehnt weitere Hilfe ab…