Autor Thema: Jack the Ripper Heute  (Gelesen 40526 mal)

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Offline Angel2ooo

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Jack the Ripper Heute
« am: 25.05.2013 17:05 Uhr »
Hallo,

mich würde mal interessieren, was ihr so glaubt:

Ist es möglich in unserer Zeit solche Morde zu begehen wie es JtR getan hat? oder denkt ihr so jemand würde heute mit Sicherheit geschnappt werden?
Die Methoden sind ja heute viel besser als früher, trotzdem gibt es viele Morde die unaufgeklärt bleiben.
Denkt ihr den Fall könnte man lösen?

Liebe Grüße

Andromeda1933

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #1 am: 25.05.2013 19:34 Uhr »
Was meinst du damit? Morde, wie 1888. Auf offener Straße usw.? Nun, heutzutage könnte man Fingerabdrücke, Blutgruppen, DNA-Spuren sichern und damit einen Verdächtigen festnageln.
Den müsste man natürlich erstmal aufspüren...  Mehrere solcher Taten auf engem Raum, der Täter vermutlich wohnhaft eben dort bzw. er geht dort zur Arbeit. Da sollte er wohl kaum noch eine Chance haben, meine ich. Anders sieht es wohl aus wenn (beispielsweise) ein Irrer aus Hamburg nach Stuttgart fährt, dort jemanden umbringt und nie wieder nach Stuttgart zurückkehrt.  Eigentlich alles hypothetisch...  In Berlin (meiner alten Heimat) fand man erst nach vielen Jahren den Mörder zweier norwegischer Schülerinnen. Reiner Zufall, weil der Täter wegen etwas anderem verhaftet wurde und er den Beamten diese beiden Morde gestand.

Offline Lestrade

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #2 am: 25.05.2013 19:59 Uhr »
Hallo Angel!

Andromeda schließe ich mich soweit an aber:

Denkt ihr den Fall könnte man lösen?

Ich gehöre zu der Abteilung, die davon überzeugt ist, dass die Londoner Polizei Jack the Ripper ausfindig gemacht hat. Nur offiziell überführen konnten sie ihn, aus unterschiedlichen Gründen, nicht.

Der Fall wurde in meinen Augen gelöst, vielleicht nicht so, wie wir uns das alle gerne wünschen aber es gab eine Lösung. Wir sind lediglich nicht in der Lage, diese komplex zu verstehen, weil uns bestimmte Informationen nicht zugänglich sind.

Es ist stets einfach zu behaupten, er wurde nicht gefunden aber die Leute, die es hätten wissen können, behaupten genau das Gegenteil.

Mir ist es wichtig, auf diese Variante immer und immer hinzuweisen.

Beste Grüße,

Lestrade.
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Offline Angel2ooo

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #3 am: 26.05.2013 13:01 Uhr »
@ Andromeda
Du hast natürlich Recht mit dem was du schreibst.
Trotzdem glaube ich wenn man sich Geschickt anstellt, könnte man ne Chance haben. Eben wie du schon sagst, man kehrt nicht mehr zurück. DNA nützt dann auch nichts. Ich erinner mich z.B. an den Fall Maria Bögerl da gibt es auch DNA Spuren, bisher ist aber noch niemand festgenommen und die DNA muss nicht mal zu dem Täter gehören.
Ich sag mal so, ich persönlich glaube: es ist nicht unmöglich, dass ein Täter seiner tat entkommt...auch schon oft bei Aktenzeichen gekommen ganz alte Fälle aus den 90er die immer noch nicht aufgeklärt wurden.

@ Lestrade
Ich versteh deine Aussage!
Vielleich kannst du mir ein paar der Gründe nennen die dich zu diesem Glaube bringen.
Da ich mir daraus keinen Reim machen kann, warum man das "verheimlicht" hat. Das wäre doch das Ding überhaupt für die Polizei gewesen. Die ganze WEelt unterhält sich über JtR und dann schafft es die Polizei tatsächlich ihn dingfest zu machen. Das wäre doch die Bestätigung und der Lob der von allen Ländern.
Das mit den Informationen glaube ich auch, vllt. ist es tatsächlich so wenn man mehrer Informationen hätte, dass der Täter gewiss ist.

Ich würde mich über neue Erkenntnisse oder Beweise die man findet freuen, ich glaube aber, dass ich da Pech habe..
Möglicherweise ist es auch ganz gut so, dass man es nicht weiß. Sonst würde der Fall vielleicht in Vergessenheit geraten und somit auch die Opfer...

Liebe Grüße


Offline Lestrade

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #4 am: 26.05.2013 14:38 Uhr »
Hallo Angel,

hier noch einen Faden über ähnliche Täter und ihre Verbrechen, die denen von Jack the Ripper ähnelten:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1391.0.html

Da gibt es die bekannten Aussagen von Beamten wie Sir Robert Anderson und Chief Inspector Donald Swanson, James Monro, Edmund Reid, Robert Sagar, Henry Cox, Melville Macnaghten usw., dazu zählen auch noch andere Informanten. Ich möchte da jetzt nicht alle und alles wiederholen, nur mal kurz anreißen. Sorry, wenn ich mich kurzhalte aber du findest in unserem Forum auch alles darüber:

Sir Robert Anderson:

“…that he was living in the immediate vicinity of the scenes of the murders, and that if he was not living absolutely alone, his people knew of his guilt and refused to give him up to‘….I will only add that when the individual whom we suspected was caged in an asylum, the only person who had ever had a good view of the murderer at once identified him, but when he learned that the suspect was a fellow Jew, he declined to swear to him’.”


Donald Swanson:

`An article in the Pall Mall Gazette (7th May 1895) said that "...Mr Swanson believed the crimes to be the work of a man who is now dead."`

James Monro:

`In an interview in "Cassells Magazine" Monro said that he had "decidedly" formed a theory and "when I do theorise it is from a practical standpoint and not upon any visionary foundation". In retrirement he was reported as saying "Jack the Ripper should have been caught." Monro knew and worked with Swanson, Macnaghten, Littlechild and Anderson so he would almost certainly have shared their knowledge.”`

Robert Sagar:

“…suspicion fell upon a man, who, without a doubt, was the murderer. Identification being impossible, he could not be charged. He was, however, placed in a lunatic asylum and the series of atrocities came to an end.” (The City Press, 7 January 1905)

Henry Cox:

“Certain investigations made by several of our cleverest detectives made it apparent to us that a man living in the East End of London was not unlikely to have been connected with the crimes.”

“The man we suspected was about five feet six inches in height, with short, black, curly hair, and he had a habit of taking late walks abroad. He occupied several shops in the East End, but from time to time he became insane, and was forced to spend a portion of his time in an asylum in Surrey.”

“There were several other officers with me, and I think there can be no harm in stating that the opinion of most of them was that the man they were watching had something to do with the crimes”


Sir Melville Macnaghten:

“There were many circumstances connected with this man which made him a strong 'suspect'.”

“He was sexually insane and from private information I have little doubt but that his own family believed him to have been the murderer.”

Edmund Reid:

"that the murderer lived somewhere in the neighborhood of Berner-street.”

Oder auch wichtige Ermittlungen wie diese hier in der Umgebung der Berner Street, was auch Reid´s Statement weniger spekulativ und allgemein macht:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1488.0.html

Nun ja, es ist kein Ruhmesblatt zu sagen, wie haben Jack the Ripper und ihn dann nicht verurteilen zu können. Ich finde, dies sind ein Misserfolg und kein Grund, sich zu brüsten. Welches Lob, soll man dafür in Empfang nehmen? Außerdem, wenn sie bereits vor November 1888 wussten, wer für die Verbrechen in Frage kommt (Anderson verweist auf den Oktober 1888), wie wollen sie dann den Mord an Kelly erklären? Trotz einer Verdächtigung, hätte der Täter noch einmal zugeschlagen. Warum? Weil sie ihn aus den Augen gelassen haben und es zu einem erneuten Mord kam. Dafür hätten sie sich verantwortlich gefühlt haben können. “Ihr wusstet, wer vor dem Miller´s Court eventuell der Täter war und trotzdem konnte er noch Mary Jane Kelly ermorden und auf unvorstellbare Art verstümmeln?“ Diese Frage hätte ich nicht als verantwortlicher Beamter dem Volk erklären wollen. Ich denke, auch einige Beamte waren froh, diese Frage nicht gestellt bekommen zu haben.

Auch wenn es sich nicht immer um die gleiche Person bei diesen Aussagen gehandelt hat bzw. gehandelt haben muss, könnte der Täter darunter gewesen sein und auch erkannt worden sein.

Liebe Grüße zurück,

Lestrade.

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Andromeda1933

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #5 am: 26.05.2013 17:30 Uhr »
Was hätte es denn für eine Art Deal sein können, dass den Kosminski davon kommen lies?
Genau genommen tat er es nicht, denn er landete in einer Anstalt.
Dennoch, dieser Deal hätte von „ganz oben“ abgesegnet werden müssen und basierte sicher auf unbequemer, aber nüchterner Betrachtung. Vielleicht hätte die Überführung Kosminskis als „Jack The Ripper“ tatsächlich ein Problem sein können. Sir Charles Warren ist nicht umsonst in die Goulston Street gerannt und sorgte für die Vernichtung eines Graffito, dass den latent vorhandenen und starken Antisemitismus dieser Tage weiter hätte anheizen können. Warren ist viel kritisiert worden, manchmal zurecht, doch ein Trottel war er nicht.
Hätte man einen Juden als JTR vor Gericht stellen können, wäre London wohl zum Pulverfass geworden. ...fremdartig aussehende Juden schleichen nachts durch die Straßen Londons und ermorden Engländer....
Der Preis für ein Abklingen der Unruhe in der Gesellschaft war jedoch hoch. Ein großer Gesichtsverlust der Polizei, die die „Bestie“ nicht fangen konnte und mehrere Opfer, denen keine Gerechtigkeit zuteil wurde.
Mehr oder weniger auf das willst Du hinaus, Lestrade oder?

Offline Angel2ooo

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #6 am: 26.05.2013 17:45 Uhr »
Jetzt hast du dir so viel Mühe gegeben und ich kann Englisch wie die Katze deutsch. Ich hab hab aber glaub ich den Kern der AUssagen verstanden!

Mit dem zweiten Link konnte ich mehr anfangen. Erstmal Respekt für so viel Arbeit.  :good:
Für mich hört sich das jetzt tatsächlich so an, als wäre es Kosminski gewesen. Passt ziemlich gut ins Bild. Bisher bin ich immer von einem großen Unbekannten ausgegangen den niemand auf dem Schirm hat aber so viele Zufälle haben mich dann doch zur Überlegung gebracht!

Stimmt natürlich wenn man es so sieht.
Aber dann fragt man sich doch jetzt wirklich, wie konnte Kelly noch zu Tode kommen wenn sie es bereits im Oktober wussten, kann doch nur bedeuten, dass Kelly kein Opfer des Rippers war oder bring ich da jetzt was durcheinander?  :unknown:
Spätestens danach oder wenn eine Einweisung in eine Psychatrie erfolgt ist und man sich doch so sicher war das er das ist hätte man es öffentlich machen können. Keiner musste ja sagen ab wann man wusste wer der Täter ist, es gibt ja einiges was verheimlicht wurde - nehm ich  mal an - also warum nicht. :-)
Wahrscheinlich sind meine Überlegungen alle total im falschen Film gelandet. Dann bitte ich um aufklärung.

Ich bitte um nachsicht falls ich hier alles durcheinander bringe oder gebracht habe.  :blush:

Das was jetzt von Andromeda geschrieben wurde, hinsichtlich der Juden, das könnte ich mir tatsächlich als Grund vorstellen nichts zu sagen. Danke für diese Idee!
Das hätte vllt. eine Hetzjagd auf die Juden gegeben.
Da musste man wohl abwiegen was wichtiger ist.
Der Gesichtsverlust der Polizei oder Unruhe und vllt sogar noch mehr Morde an den Juden.
Ich empfinde es grade als etwas schwierig für mich selber zu entscheiden was ich denn glauben soll....
Vielleicht fehlt mir da auch ein bisschen eure langjährige Erfahrung zu dem Thema.

Liebe Grüße

Andromeda1933

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #7 am: 26.05.2013 18:05 Uhr »
Glauben? Besser gar nichts, Angel! Der Täter wurde nicht gefasst, es ist also Platz für alle, sich ein Bild zu machen und eine Lösung für möglich zu halten. Was für Bücher hast Du bisher gelesen?
Der Kosminski ist erst in den letzten Jahren wieder in den Vordergrund getreten. Liegt wohl daran, dass er in sehr vielen Büchern zwar als möglicher Kandidat ranghoher Ermittler genannt wird. Im gleichen Atemzug jedoch schreiben die Autoren meistens auch, er galt als verrückt, aber nicht als gewalttätig und geriet aus dem Fokus der Polizei. Ich denke, die Verdachtsmomente gegen ihn wurden jahrzehntelang zugunsten anderer Theorien (und Konstruktionen) verdrängt.
Er ist aber nicht der einzig mögliche Tatverdächtige, der ernsthaft in Frage kommt. Gell, Lestrade?!

Offline Lestrade

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #8 am: 26.05.2013 18:28 Uhr »
Mehr oder weniger auf das willst Du hinaus, Lestrade oder?

Primär auf etwas anderes. Nämlich einmal auf Glück (Seaside Home Zeuge/Unsicherheit beim PC vom Mitre Square) und als zweites, der Schutz der Familie. Es gab z.B. in der Familie der Kozminskis einen Rabbi. Diese Leute bestimmten wie zu verfahren war. Für mich bedeutet es nicht zwangsläufig, dass sie bewusst einen Killer deckten aber eben einen Verdächtigen. Und wie ich neulich schon sagte, es kommt immer darauf an, was einzelne Personen aus dem Kreis einer solchen Verbindung wissen oder wissen dürfen bzw. glauben oder glauben müssen. Desweiteren halte ich einen Killer wie Jack the Ripper nicht für Zurechnungsfähig. Dies könnten Familie und Freunde auch so gesehen haben. Wer möchte schon einen “geistig Behinderten“ aus der eigenen Familie am Galgen baumeln sehen, gerade dann, wenn sie diesen schon als Kind oder Jugendlichen sahen, wie er Katzen und Hunde ausnahm? Diese Leute haben schon viel erlebt und vielleicht waren solche Verbrechen nicht so erschreckend für sie, wie für andere. Die Opfer waren ja nur Prostituierte, kann die Familie ja genauso gesehen haben. Auch heute sagen viele bei Verbrechen noch, “ach, war ja nur ein Schwarzer, eine Nutte oder ein Schwuler“. Wichtig ist, die Verzweiflung einer solchen Familie unter solchen Umständen zu verstehen. Letztendlich hatte auch die Familie Glück, ihn so schützen zu können und vielleicht eine annehmbare Lösung gefunden zu haben. Hier ging es um´s nackte Überleben. Es mag wie im Roman klingen aber jemand wie Robert Anderson traue ich zu, sich mit einem Mitglied dieser Familie getroffen zu haben, mit dem Vorschlag: “Wenn du mir etwas erzählst, was ich noch nicht weiß, dann lassen wir ihn jetzt "sterben". Du weißt, genau wie ich, dass er der Mörder war.“ Und er, Anderson, hätte sein Wort gehalten.

@Angel:

Die Kanonischen Fünf sollten aller Opfer von Jack the Ripper gewesen sein, natürlich gehört Kelly dazu. Die ersten vier K.-Opfer, fanden innerhalb von vier Wochen ihr Ende. Nach über fünf Wochen Pause, fand das letzte K-Opfer sein Ende. Zum Anfang dieser Pause, sollte dieser Verdächtige in das Visier der Polizei geraten sein und einige Umstände ihn schwer belastet haben (siehe den Batty Street Faden) und vielleicht sah ihn da auch schon der Constable vom Mitre Square. Ganz sicher wäre er observiert worden. Vielleicht kam er auch für einige Wochen in eine Anstalt oder anderweitig unter Verschluss. Der Verdächtige nahe Batty Street ging ja auch nicht mehr aus dem Haus, nachdem er die Überwachung mitbekam. Wann, warum und wie und vom wem entschieden wurde, die Sache vorerst einzustellen, weiß ich nicht. Aber irgendwann hätte dieser Verdächtige wieder freie Bahn gehabt und zugeschlagen haben können. Schicksal für alle Beteiligten. Danach waren alle schlauer. Im Großen, ist es genauso wie im Kleinen.
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Offline Lestrade

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #9 am: 26.05.2013 18:33 Uhr »
Er ist aber nicht der einzig mögliche Tatverdächtige, der ernsthaft in Frage kommt. Gell, Lestrade?!

Alle Paranoid Schizophrene mit Mord- und Verstümmelungsfantasien, die in der Nähe der Tatort gelebt haben. Ein paar sollte man dort gesehen haben.
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Offline Angel2ooo

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #10 am: 27.05.2013 16:49 Uhr »
@ Andromeda
Ich hab bisher nur das eine gelesen, das von Thomas Schachner. Ich glaube, damit bin ich eig. auch ganz gut informiert. Der Rest stammt aus dem Forum. Englische Bücher oder Casebook kann ich leider nicht lesen, da meine Englisch vllt. für den Kindergarten reichen würde.
Bücher in denen ein bestimmter Täter im Visir ist z.b. von Cornwell hab ich erst gar nicht gelesen nachdem ich die Info hier gelesen hab, dass das nicht grade das beste Ripperbuch ist.

hmm, ja schon klar, dass er nicht der einzige ist aber gut zusammen passen würde es schon, zumindest seit ich die Beiträge von Lestrade gelesen habe, die er mir als Link gab.
Wiederrum finde ich aber es gibt bei anderen bessere PRO Argumente...,zumindest im Buch.

@Lestrade
Ich halte Kelly schon auch für ein Ripper Opfer.
Ich meinte nur, wenn man ihn doch schon beobachtet hatte, wie konnte er dann "entkommen" und Kelly töten? Das kann ja dann fast nur Nachlässigkeit von der Polizei gewesen sein.
Dass er in einer Anstalt war könnte Sinn machen aber warum dann nur für so eine kurze Zeit und ohne Überwachung? Entweder hab ich eine psychische Störung und muss mich behandeln lassen oder ich hab keine.
So eine Behandlung dauert ja nicht nur 4 Wochen sondern (leider) Jahre, wenn nicht das ganze Leben....
Aber Vielleicht ist er auch einfach nur Ausgebrochen? Ich kenne jemanden der Stimmen hört und er hat erzählt, dass er an diese Stimmen glaubt und er auch tut was diese sagen. Wenn ihm diese Stimmen gesagt haben, "hau ab da" wer weiß zu was man mit dieser Krankheit dann fähig ist....
Vielleicht hat ihn so ein AUfenthalt oder eine Beobachtung noch mehr zur Aggression getrieben und darum das schlimme Ende bei Kelly.

Liebe Grüße

Offline Lestrade

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #11 am: 27.05.2013 19:10 Uhr »
Hallo Angel,
(auf die schnelle Art)
Mal davon ausgehend, dass mit Kosminski, Aaron Kozminski gemeint war und er auch derjenige war, zudem die Blutspur aus der Batty Street führte, dann denke ich, dass er als Mörder, als Jack the Ripper zum Zeitpunkt des Kelly- Mordes weder observiert, noch in einer Anstalt, sondern auf freiem Fuß gewesen war. In einer Anstalt bzw. unter Verschluss kann eine private Einrichtung gewesen sein (nicht zu vergleichen mit staatlichen Einrichtungen wie z.B. Colney Hatch) oder noch viel mehr privater, nämlich, dass er innerhalb des Familienverbunds weggesperrt wurde. Es war nicht unüblich, die eigenen Familienmitglieder bei psychischen Störungen in Räume oder räumlichen Anlagen wegzusperren. Klingt heute mittelalterlich, war aber damals nicht so unüblich. Der Verdächtige der Batty Street Story verließ damals nicht mehr seine Räumlichkeiten. Entweder tat er das freiwillig oder er bekam Instruktionen die Wohnung nicht mehr zu verlassen oder aber, Familienmitglieder (die Brüder) schlossen hinter ihm ab… bis zum Morgen…

Kurz nach dem DoubleEvent (29./30. September) kam man diesem Verdächtigen auf die Spur. Sagen wir also einmal, damit Du dir das besser vorstellen kannst, dass die Polizei um den 2. Oktober herum diese Familienmitglieder befragte und daraufhin es für nötig hielt, sie, in welcher Form auch immer, zu observieren. Vielleicht nur einen, vielleicht auch zwei oder drei Personen. Aaron Kozminski hatte ja zwei Brüder, nämlich Isaac Abrahams und Woolf Abrahams. Da gab es aber ein Problem, denn nicht nur die Polizei bekam Hinweise, sondern auch die Presse. Nun stell dir vor, in einem so kleinen Bereich oder Gebiet, arbeiten nicht nur die Polizei, sondern auch die Presse und Privatdetektive sowie in einer anderen bestimmten Form auch noch die Bürgerwehr an sich. Einer der Gründe, warum so viel Staub aufgewirbelt wurde, war schlicht und einfach der Nachbarschaftstratsch. Jeder wusste alles und noch viel mehr als der andere. Der Zeuge Packer wurde nicht nur von der Polizei befragt, sondern auch von den Privatdetektiven Le Grand und Batchelor, zwei sehr fragwürdigen Amateuren. Bei Frau Kuer waren auch nicht nur Beamte, sondern auch Zeitungsheinis zu Gast. Bei anderen aus der Nachbarschaft lief es sicherlich genauso ab. Was war also die Folge? Die Polizei konnte nicht vernünftig observieren und arbeiten, weil es auch kein Geheimnis mehr war, was sie dort taten. Um es kurz zu machen, es war für´n Arsch. Nachdem der eine Verdächtige seine Wohnung nicht mehr verließ, warum auch immer, beendeten sie diese Ermittlung, zumindest vorerst. Wer nicht raus geht oder raus gelassen wird, der kann auch nicht morden oder verfolgt werden oder dabei erwischt werden. Ich müsste jetzt noch einmal genau nachlesen aber ich denke, diese ganze Aktion wird 7-10 Tage gedauert haben, also war um den 8/9 Oktober die Polizei gar nicht mehr vor Ort. Was zwischen diesem Datum und der Ermordung von Kelly am 9. November alles mit dem Verdächtigen passierte, können wir nur erahnen. Deswegen bleibt dies alles hypothetisch und in der Theorie. Entweder wollte und konnte der Täter Zeit verstreichen lassen, um von sich abzulenken oder er wurde dazu verdonnert, nichts zu tun. Ein Aufenthalt in einer wirklich privaten Einrichtung wäre ja dennoch für 14 Tage oder 3 Wochen möglich gewesen. Ich denke, dass er in so einer Einrichtung auch später (Ende 1890) gewesen war, als er von dort in das Seaside Home gebracht wurde, wo er dann vom jüdischen Zeugen identifiziert wurde. Von so einer Einrichtung ging er dann zurück zu einen von seinen Brüdern, ehe er nach Colney Hatch kam, also in eine staatliche Einrichtung, wo er auch nicht mehr so einfach heraus geholt werden konnte (wie aus einer privaten). Dies hätte so ähnlich auch bereits 1888 abgelaufen sein können, zur Zeit der Ripper Morde. Natürlich sind 2-3 Wochen in Behandlung nichts für solch einen kranken Menschen aber dort konnte er abgeholt werden, wenn er oder Familienmitglieder das wollten. Vielleicht war ja auch dort die Polizei einmal und hat bei den Ärzten nachgefragt. Ein guter Grund, den Bruder lieber wieder nach Haus zu holen. Wir wissen es nicht…

Ich hoffe, Du kannst mir jetzt besser folgen. Zu dem was ich weiß und ich habe mich viel damit beschäftigt, ist das Geschilderte bis hierher auch so möglich. Um es kurz zu machen, er hätte im Oktober für kurze Zeit observiert worden sein können, er hätte eingesperrt worden sein können (wie und wo sei dahingestellt) aber als der November begann, hätte er wieder genauso allein sein Treiben fortgesetzt haben können, wie schon bei seinen vorherigen Taten seit August 1888. Dann wäre Kelly sicherlich ein Opfer gewesen, das die Polizei hätte vermeiden können. Auch ein guter Grund, als Polizei nicht so nach vorne zu preschen, wenn die Dinge tatsächlich so passiert wären. Dann bräuchte man keine Verschwörungen herkömmlicher Art, man bräuchte keine Freimauerer Theorien oder andere geheimnisvolle Annahmen ähnlicher Art, warum die Polizei einen auf Geheim gemacht hat. 

Kann sein, dass die Polizei, Reporter und die Bürgerwehr mit ihren Detektiven, ein paar Tage im Oktober 1888, vor Kosminski´s Haus gesessen haben. Bildlich gesprochen…

Beste Grüße, Lestrade.
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Offline Angel2ooo

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #12 am: 28.05.2013 16:46 Uhr »
Hallo Lestrade,
erstmal danke ich dir für deinen aufschlussreichen Beitrag.  :good:

Du hast recht, er könnte innerhalb der Familie weggesperrt worden sein. Ich hab gestern einen Bericht in der Zeitung gelesen, wo eine Mutter ihren Sohn in einen Käfig sperrt, weil er psychisch krank ist und schon einen kleinen Jungen ermordet hat. Also warum nicht..

Nun, auch hier kann ich dir zustimmen. Ich habe so weit gar nicht gedacht. Ich bin auch ziemlich eingefahren gewesen was die Unterbringung betrifft, für mich war das eig. klar, es war in einer Anstalt. Familie ist natürlich eindeutig einfacher, ich allerdings hätte doch eher Angst vor meinem eigenen Bruder. Sie trauten ihm wohl nicht zu, dass er seiner Familie was antut. Wenn man jemand verletzten oder überisten will findet man doch immer irgendwas hilfreiches um es auch zu schaffen. Vorallem mit Wut, schafft man doch viel mehr....

Ich frage mich bei Frau Kuer immer, warum sie eig. keinen Namen nennen konnte oder habe ich was überlesen?
War das damals noch nicht so, dass man seinen Namen hinterlassen musste um das Hemd auch wieder ausgehändigt zu bekommen?  Schade! Das wäre ein hilfreicher Hinweis.

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Polizei hier einen "Fehler" gemacht hat. Man hätte nachdem sich die Observationssache beruhigt hat einen neuen Schritt wagen können. Irgendwann hätte Person X das Haus ja wieder verlassen müssen, was ja auch geschah, nehmen wir mal an das war JtR.

Liebe Grüße

Andromeda1933

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #13 am: 28.05.2013 17:53 Uhr »
Trotz allem, das „Tauschgeschäft“ (mir fällt nichts besseres ein) Ende der Morde gegen Gesichtsverlust der Polizei erscheint mir schwer nachvollziehbar. Logisch zwar, doch aus Sicht der Beamten, die ja auch zur Aufklärung verpflichtet waren, ein ganz dicker Brocken. Versteht sich, dass nur eine Handvoll eingeweiht waren....falls es so war.

Es handelte sich „nur“ um East End Nutten, für fast alle Londoner sicherlich der Bodensatz der Gesellschaft. Tatsächlich wurden in all den Jahren davor und danach zahlreiche Prostituierte umgebracht, die heute namenlos sind.
Die Bewohner des East Ends waren so aufgebracht, weil (zumindest anfänglich) ein besserer Herr als Generalverdächtiger galt. Sie kannten die Besucher, die gelegentlich mit Kind und Kegel zum „Slumming“ bei ihnen auftauchten und entsprechende Verachtung hervorriefen. Sicher waren einige von denen sogar so ignorant zu glauben, „die da“ im East End w o l l t e n so leben. Deshalb hatte deren Auftauchen im Whitechapel etwas von einem Zoobesuch an sich.
Nun kam scheinbar auch einer von denen zum Morden ins East End, um sich Opfer unter den „Wertlosen“ zu suchen. Ob die Londoner im Westen oder Süden ähnlich aufgebracht waren?
Menschen haben aber die Tendenz, schnell wieder zum Alltag über zu gehen. Wie lange der (latente) Skandal um die Nichtidentifizierung des Mörders anhielt ist mir unbekannt. Vermutlich in den armen Kreisen nicht sehr lange Zeit, dort war man stets damit beschäftigt, sich von einem Tag zum nächsten das Überleben zu sichern.

Offline Lestrade

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Re: Jack the Ripper Heute
« Antwort #14 am: 28.05.2013 18:16 Uhr »
Hallo Angel,

Ich gehe davon aus, dass Frau Kuer einige Informationen parat hatte, ziemlich genaue sogar, wenn auch nicht vollständig. Den Rest ermittelten die Beamten sicherlich sehr schnell.

Hätte man die Namen in der Presse gewusst oder genannt, wären wir heute schlauer. Die Polizei konnte das wahrscheinlich verhindern. In den nicht mehr vorhandenen Polizei- Akten dieser Aktion, stand aber sicherlich alles fein säuberlich drin.

Die Polizei ging dann eben anderen Spuren nach. Es gab ja noch andere Verdächtige, die es zu überprüfen galt. Ich denke, dass dieser Mann schon höchstverdächtig war aber das bedeutet nicht, dass nun alle von seiner Schuld restlos überzeugt waren. Sie ließen von ihm ab, um dann später wieder auf ihn zurückzukommen und ihn erneut zu observieren. Kelly half das allerdings nicht mehr. Das mit der Observation hätte sich 2-3 wiederholt haben können.

Ich bin überzeugt, dass es zwischen dem Herbst 1888 und Ende 1890 den Polizisten genauso ging, wie vielen von uns heute, gerade wenn wir über Kosminski reden. Da war viel gegen ihn aber eben nicht ausreichend genug. Und auch da dürfte gegolten haben, was genau wie heute abläuft, wieder etwas, was wir auch heute noch tun müssen, nämlich abwarten. Der entscheidende Punkt, muss die Identifikation Ende 1890/ Anfang 1891 gewesen sein.

Die warteten, so wie wir heute, dass endlich was passiert. Sie warteten Tage und Wochen, Monate und am Ende fast zwei Jahre lang, eh etwas Entscheidendes geschah. Sie warteten Ende 1888 ab, das ganze Jahre 1889 und fast noch das gesamte Jahr 1890. Doch dann kann etwas passiert sein, was ihnen den jüdischen Zeugen brachte, der diesen 1a Verdächtigen endlich identifizieren konnte. Zu dem Zeitpunkt, dürften dies die meisten leitenden Beamten der Ripper- Morde gar nicht mehr mitbekommen haben. Deshalb wussten darüber auch nur wenige bescheid. Leute eben wie Anderson, Swanson, vielleicht auch noch jemand wie Monro. So wurde für sie, aus diesem stark Verdächtigten, der Ripper.

Eigentlich müsste dieser Zeuge Schwartz oder Lawende gewesen sein. Aber die hätten, in diesem Szenario, Kosminski schon früher zu Gesicht bekommen. Schwartz sowieso, denn die MET Police konnte über ihn verfügen aber auch Lawende, auch wenn er ein Zeuge der City Police war.

Ich denke immer noch, dass jener Zeuge recht urplötzlich auftauchte. Bildlich gesprochen, könnte man meinen, Swanson, Anderson, Monro und Co. warteten nur auf ihn. Wo dieser Zeuge auch immer solange gesteckt haben mochte…

BTW.: Aaron Kozminski griff tatsächlich einmal seine Schwester mit dem Messer an. Wir wissen nicht, wann das war. Passierte dies gegen Ende 1890, dann wäre es ein Grund für die Familie gewesen, ihn endgültig loswerden zu können, weil er nun auch für sie zu gefährlich wurde. Ich selber vermute, dass dies zwischen Juni und Dezember 1890 geschah.

@Andromeda:

Kommt darauf an, wie so ein Tauschgeschäft aussah.

War Aaron Kozminski der Ripper, dann schafften die Polizei es am Ende, ihn dorthin zubringen, wo er nicht mehr weg konnte. Irgendwann könnte er tatsächlich für die eigene Familie zur Gefahr geworden sein. Stell dir vor, er hätte in der Familie jemanden schwer verletzt oder sogar getötet oder von der Familie so eingeschätzt worden, dass er am helllichten Tage vor die Tür geht und jemanden abmurkst. An dieser Stelle wäre Schluss gewesen, mit dem Schutz für diesen Mann innerhalb der Familie. Aaron Kozminski ging es immer schlechter. Von Jahr zu Jahr. Man muss sich da nur seine Anstaltsaufzeichnungen ansehen. Da gab es keine positive Entwicklung mehr, dass sollte jeder in seinem Umfeld verstanden haben. Der war am Ende vollkommen verrückt. Nicht weil er ein Mörder war, sondern ein psychisch schwerkranker Mann. Da gab es  keine großartige Auswahl mehr an Möglichkeiten. Und bevor sie ihn erschlagen und im Hinterhof verbuddeln und sich strafbar machen, wäre es doch besser, ihn dahin zu übergeben, wo man damit besser klarkommt und man ihn auch los ist und auch nichts mehr für ihn bezahlen muss. Um alle Spuren zu verwischen, im Sinne aller, ist er eben tot. Verstorben im Krankenhaus oder Anstalt und begraben irgendwo in einer Grafschaft. Zumindest für die Nachbarn und bei der Polizei für die lieben Kollegen. Anderson hatte ihn hinter Gitter und die Familie ihre Ruhe.

Ganz dicke Brocken finden wir eher in anderen Theorien. Solche einfachen Lügengeschichten, wie von mir geschildert, findest du doch hinter nahezu jeder Haustür.
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