@ou,
Laut Autopsiebericht wurde Nicholls Ca. um 3.50 ermordet.
Und? Wo ist das Problem? Das Auffinden der Leiche Nichols um ca 3:50 spricht nicht gegen die Annahme eines frühzeitigen Abbruchs der Tat, wie auch? Wie schon erwähnt, wir wissen nicht, wann der Täter Polly ansprach. Wieviel Zeit er wirklich zur Verfügung hatte.
"...Das Gesicht war sehr stark verstümmelt. Durch das linke untere Augenlied verlief ein Schnitt von etwas mehr als einem halben Zentimeter Länge, der die komplette Srtuktur des Auges zerteilte..." (Autopsiebericht Dr. Brown)
In Dr Browns Aussage wird nicht erwähnt, daß die Struktur des AUGES zerteilt wurde. Ich zitiere, wieder einmal mehr aus der Bibel der Ripperologen (Evans / Skinner, S 229), „There was a cut about ¼ of an inch through the lower eyeLID dividing the structures completely …”
(“es gab einen Schnitt von ½ cmLänge durch das untere AugenLID, der die Strukturen komplett zerteilte …”)Meiner Erachtens nach bezieht sich die Aussage „Strukturen“ auf das Augenlid und nicht auf das Auge, zumal das Wort Auge („EYE“) im Bericht eben NICHT erwähnt wird. Und wenn Dr Brown nicht sagt, daß das AUGE zerstört worden wr, dann dürfen wir das auch nicht annehmen, oder so übersetzen.
Abgesehen davon, nimm malein Lineal in die Hand und überzeuge dich selbst davon, wie klein so ein Schnitt von ½ cm ist. Sehr klein, sehr fein. Eine ganze Augenbraue hingegen ist gößer, länger, und der Schnitt somit gröber, und das, schon erwähnt, bei Licht.
Doch !!! Genau darum geht es !! Um den Eindruck den solche Taten auf die Menschen machen. Das ist genau der Punkt
AHA! anscheined herrscht Verwirrung über die Verwendung des Begriffes „brutal“.
Wir sollten uns also einmal einigen, was wir hier besprechen. Es ist mir klar, daß die Taten auf die Zuschauer brutal wirkten und wirken. Alleine durch die Anhäufung der Oper immer brutaler wirkten. Das ist aber nicht das, das mich momentan interessiert und worüber ich zu reden versuche.
ICH versuche herauszufinden, ob der Täter seine Handlungen in der Brutalität steigerte, und
zwar in Bezug auf SICH selbst: Wurde ER brutaler, im Sinne von wilder, heftiger, unbeherrschter???
Und genau das ist eben nicht der Eindruck, den seine Taten vermitteln. Wie ich schon erwähnte, könnte es natürlich sein, daß er das viktorianische „Publikum“ immer ein bißchen mehr schockieren wollte und daher, gerade bei Eddowes, ein bißchem mehr brachte, aber mehr war es wirklich nicht.
Die möglichen Gründe hierfür führte ich auch bereits an.
Aber was seine eigene gesteigerte mögliche „Wildheit“ „Wut“ oder was auch immer angeht, so findet sich zu dieser Annahme einer psychotischen Steigerung kein Beweis, da von die Opfer von ANFANG an gleich getötet und gleich geöffnet und ausgenommen wurden.
Außerdem sollten wir unsere analytischen Fähigkeiten nicht durch „moralische Empörung“, wie ich sie aus deinem Posting herauszulesen vermeine, korrumpieren laßen.
Gerade Mengele ist ein gutes Beispiel, das du gewählt hast. Ja, seine Taten waren schockierend und brutal – vor allem für die Opfer. Und so wirkten sie auch auf uns. Aber, wie gesagt, das sind moralische Bedenken.
Die nicht im mindestens seine Motive klären. Oder erklären könnten.
Mengele selber wollte mit seinen Taten weder „schocken“, noch „brutaler“ werden, sondern, wie er es nannte, „forschen“. wie ich schon mehrmals sagte, denkt ein Psychotiker innerhalb seiner Gedanken durchaus rational. Sein fehlendes Mitleid mit seinen Opfern macht in zwar unmenschlich, grausam und brutal. DAS ist aber NICHT seine Intention und hat ihn auch nicht gehindert.
Gerade ein Täter wie Mengele, abgesehen von der Tatsache, daß seine „Patienten“ eben unfreiwillige Opfer waren, arbeitete nicht aus einer inneren Wut heraus. Er ging sogar präzise, fast wissenschaftlich vor.
Das ändert nichts am Leid seiner Opfer oder an der Wirkung dieser Brutalität auf uns, es macht aber einen Unterschied für ihn. Es unterscheidet ihn auch gewaltig von einem wahlos vorgehenden sexuell motivierten Täter. Und sollte von uns, ohne moralische Ansprüche, zur Kenntnis genommen und ins Profiling mit einbezogen werden.
Und ich denke, genau um diese Erfassung, was für eine Art Täter der Ripper gewesen könnte, geht es uns, zumindestens habe ich das so verstanden. Und deshalb ist es wichtig, zu erkennen, ob ein Schnitt brutal im Sinne der Ausführung war oder genau, präzise, wie es eben nur jemand macht, dessen Nerven nicht mit ihm durchgehen. Denn wie du richtig sagst, in unserer Beurteilung sollten wir uns die FÄHIGKEITEN des Täters ansehen, und nicht seine moralische Verwerflichkeit oder die Schockgefühle, die seine Taten beim Betrachter auslösen, es sei denn, unter dem Aspekt, ob sie wohl beabsichtig waren.
Gerade die Art, wie der Ripper „arbeitete“, zeigt gleichbleibende Fähigkeiten wie Genauigkeit, anatomische Kenntnisse, wenn nicht sogar Übung, Ruhe, Sicherheit, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen, zielgerichtete Handlungen, einen riutellen Ablauf dieser Handlungen und eine sehr gute Kontrolle seiner Situation und seiner Umgebung.
Seine Handlungsweisen ähneln der Mengeles mehr als der eines in blinder Erregung arbeitenden Täters wie zB Sutcliffe (Yorkshire Ripper).
Zerstört sein heißt NICHT, dass die Lippen nicht mehr vorhanden sein müssen. Es reicht bereits um jemanden zu entstellen die Lippen aufzuschneiden und die Nase zu entfernen (und wenns nur teilweise ist !
Einspruch! Und zwar heftig. Gerade zwischen einem teilweisen oder vollständigem Abtrennen läßt sich eine Aussage wie „spielerisch“ oder „einfach nur brutal“ festmachen. Wie willst du es sonst unterscheiden?
Deshalb ist hier eine genaue Unterscheidung angebracht. Denn nur ein kleines bißchen spielerisch abschneiden erfordert mehr Konzentration als einen gößeren Teil brutal abhacken.
Oder wäre es dir bei einer OP egal, ob du einen Arzt erhälst, der sich sehr genau „spielt“ und auf Feinheiten achtet, oder einen, der einfach nur wild drauf los haut – gleich das ganze Bein ab, wenn nur die kleine Zehe enternt werden soll?
Ich wage zu behaupten, daß der zweite ein brutaler Metzger ist. Ich würde auch an diesem qualitativem Unterschied festmachen, ob ich einen sauber oder brutal arbeitenden Menschen vor mir habe.
"...die Nasenspitze war war von einem schräg verlaufenden Schnitt, der vom unteren Ende des Nasenbeins bis zum Punkt an dem die Nasenflügel das Gesicht berühren, völlig abgetrennt...").
Also, ehrlich, wenn das mit den fehlerhaften Zitaten so weiter geht, sollte ich wohl mein eigens Buch schreiben, statt hier ständig korrigieren.
Die Nasenspitze wurde laut Originalaussage (Evans / Skinner, S 229 – wo sonst???)
nicht „völlig abgetrennt“ sondern nur „ziemlich abgetrennt“ („quite detached“).
Das mag kleinlich klingen, ist aber nur korrekt und genau. Und ein weiterer Beweis dafür, daß hier eben kein brutaler Killer zuschlug.
Und um solche Unterschiede heraus zu arbeiten, muß man eben genau sein oder es überhaupt bleiben laßen. Aber mit Halbwahrheiten rennt man in die Irre.
"... Die Verstümmelungen wurden auch nicht feiner oder grober durchgeführt als bei den anderen Opfern.
Ich denke, ich habe jetzt genügend Argumente gegen diese Ansicht ins Feld geführt.
"... Warum siehst du hier eine Steigerung der Brutalität ?
Nun, Kelly´s Gesicht ist gar
nicht mehr da,
ganz weg, total ausgelöscht, das von Eddowes war vorhanden. Ist selbst im Sarg liegend, vor dem Nähen, noch gut zu erkennen.
Das ist für mich eine Steigerung oder eben ein Hinweis auf einen anderen Täter.