@Alex
Ja, das mit den eigenen Definitionen ist immer so eine Sache. Nach deiner Definition ist ein Trieb ein Motiv, und das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Ich kann das manchmal nicht ab, dass in Foren oftmals Missverständnisse entstehen, nur weil jeder Mensch eben eine andere Sicht auf spezielle Begriffe hat. Man kann seine Welt ja auch nicht bis in`s letzte Detail erklären...naja, passt schon. Noch eine Frage: Bei deiner Defintion handelt es sich um die Definition im psychologischen Sinne. Wie sieht es mit der kriminologischen Sicht aus? Ist dort ein Motiv nicht ein bewusster Grund, eine Tat zu begehen?
@Floh
Aus diesem Grund bin ich ja zu Anfangs auch in diesen Thread. Ich musste leider schnell feststellen, dass sich die erwünschte Diskussion (oder soll ich eher sagen: das erwünschte Gespräch) sehr schnell vom eigentlichen Thema abwandte und andere Diskussionen entstanden. Ist ein Messermörder feige? Gibt es die Stirnlappenanomalie? War Jack verkleidet? Was ist ein sexuelles Motiv? Ich kam mir schnell vor, als müsste ich jeden meiner Gedanken perfekt erläutern. Das Schlimme an der Sache: So abwegig finde ich diese Gedanken gar nicht. Ich wählte dieses Thema gerade aus dem Grund, weil die Ansicht, JtR sei ein Sexualtäter, sehr populär ist und wie man merkt immens verteidigt wird. Ich wollte fort von den üblichen Wegen und neue Ansätze finden. Keine Eindeutigkeiten aufstellen – lediglich Gedankenspielchen und bei einer falschen Vermutung einfach wieder von vorne anfangen. So habe ich es auch beim Verkleidungsthema getan und werde es wieder tun, wenn ich überzeugt bin.
Die Argumente für eine sexuell motivierte Tat lassen sich bei Durchsicht der Posts ganz einfach auf eine Tatsache reduzieren: Die Verstümmelungen. Speziell die Verstümmelungen der Genitalien.
@all
Ich möchte mal ein kleines Szenario aufbauen. Ich hoffe, jeder macht sich mal die Mühe, ihn zu lesen. Von Alex über Nicky bis zu John und wie sie alle heißen.
Ich nenne meinen Protagonisten einfach mal „Jack“.
Jack war ein Kind aus gutem Hause. Seine Eltern waren hoch angesehene Einwohner Londons und erfüllten ihn jeden noch so kleinen Wunsch. Schon als Kind hatte er alle erdenklichen Kleinigkeiten, die sich ein Kind im London der 60er Jahre nur wünschen konnte. In seinem Zimmer stapelten sich die Kinderbücher, Kreisel und Holzspielwaren, Schaukelpferde und Malkreide. Alle liebten Jack – doch er hatte auch eine andere Seite. Er war egoistisch, seine Intelligenz trieb ihn zu den bösesten Scherzen, die man sich vorstellen konnte. Er quälte Tiere und zog die Nachbarskinder an den Haaren. Er war eben anders als all die Anderen. Doch erklären konnte er sich dies nie...
Eines Tages jedoch, es war im Herbst 1888, sollte er die wahren Gründe für seine Andersartigkeit erfahren – für die spezielle Behandlung, die er vor seinen Geschwistern von seinen Eltern genoss. Sein Vater nahm ihn nach einem Theaterbesuch (es lief Jekyll & Hyde) mit auf sein Zimmer – Jack war gerade 25 und sein Vater empfand dies für den richtigen Zeitpunkt. Das genaue Gespräch ist nicht bekannt. Doch sein Vater erzählte ihm ungefähr dies:
Jack sei nicht der Sohn seines Vaters. Auch seine Mutter sei nicht seine Mutter. Die Beiden fanden ihn einst als Vierjährigen in der Gosse liegen, in seinem eigenen Dreck, stinkend und von Fliegen umschwirrt. Jack war ein Kind der Gosse – der Sohn einer Unglücklichen, die ihn als Kind ausgesetzt und verstossen hatte.
Und plötzlich ergab für Jack alles einen Sinn – die Albträume, sein Hang zu quälen. Und die Wut kochte in ihm hoch. Er fing an, seinen Vater zu würgen, seine Mutter zu schlagen, und rannte wutentbrannten Gesichtes auf die Strasse, in die Gosse, East End London, dort wo er herkam, und begann seinen fürchterlichen Rachefeldzug gegen sich und seine Mutter...
Ja, das war`s. Ich wollte hier keinen Roman schreiben. Es hört sich auch nicht ganz schlüssig an, da ich hier auch keine seitenlangen Posts reinstellen möchte. Es ist nur ein Szenario, mehr nicht.
Ein Szenario, welches erklärt, warum ein intelligenter Mensch zum Mörder wird (er muss natürlich auch die bekannte Veranlagung dazu haben), seine Opferwahl sich auf Prostituierte beschränkt und er diesen die Gebärmutter und Geschlechtsorgane entfernt – und alles OHNE SEXUELLE Motive. Ich mag nicht ausschließen, das Jack bei seinen Taten sexuell erregt wurde - aber in diesem Fall würde es sich doch eindeutig um ein anderes Motiv handeln.
Ich will euch damit ein bisschen die Gedanken öffnen.
Oder wir Nicky es schon sagte, nicht so „normal“ zu denken, denn so wenig wie zu einer Sexualtat eine Vergewaltigung gehört, so wenig gehört zu Jack the Rippers Taten ein sexueller Hintergrund.
Grüße, Isdrasil