Autor Thema: Francis Thompson  (Gelesen 19484 mal)

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Offline thomas schachner

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Francis Thompson
« am: 22.04.2006 03:26 Uhr »
ein verdächtiger, über den in letzter zeit wieder etwas mehr gesprochen wird. fangen wir mal mit einer relativ unbekannten zeichnung an.

infos hierzu: Francis Thompson. (Drawing from the plaster cast of life-mask by Everard Meynell?)



<~> any propaganda is good propaganda, as long as they spell your name right <~>

Alexander-JJ

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Re: Francis Thompson
« Antwort #1 am: 22.04.2006 16:04 Uhr »
Hier noch ein paar Infos (ich hoffe ich habs richtig hinbekommen ... ;) ) :


THOMPSON, Francis, Kathol. englischer Dichter mystisch-religiöser Lyrik und Essayist, * 18.12. 1859 in Preston, Lancashire; + 13.11. 1907 in London.

- 1864 Die tief religiöse Familie zieht nach Manchester
- Pflichtschule
- Ab dem elften Lebensjahr besuchte er das Priesterseminar.
- 1877 mußte er das Priesterseminar verlassen und ...
- studierte daraufhin Medizin.
- 1880 stirbt die Mutter.
- 1883 gibt er das Studium auf, teils aus gesundheitlichen Gründen, teils wegen mangelnden Erfolgs.
- 1885 Zerwürfnis mit seinem Vater werden des unsteten Lebenswandels.

Von diesem Zeitpunkt an lebt er als Opium-Abhängiger in London. Er ist verwahrlost, obdachlos und ohne Arbeit. Für einige Zeit kam er bei einem Priester unter, landete aber danach wieder auf der Strasse. Er gewann Rückhalt und Hoffnung im Glauben und fand in der Dichtung eine schöpferische Antwort auf seine seelischen Nöte. Die Jahre bitterer Enttäuschungen und extremen Leidens waren für ihn aber auch Jahre der Läuterung und Jahre intensiven Literaturstudiums.

- 1888 sandte er einige Gedichte an Wilfrid Meynell, den katholischen Herausgeber der Zeitschrift »Merry England«, von denen eines veröffentlicht wurde.
- 1888 Privatsanatorium, bezahlt von eben jenem Herausgeber, bzw seiner Frau, einer Dichterin.
- 1889 Entziehungskur beendet, er lebt danach bei Dominikanern und npch später bei Kapuzinern.
- 1889 veröffentlichte er die »Ode to the Setting Sun« und ...
- 1890 sein berühmtestes Gedicht, »The Hound of Heaven«.
- 1892 zog er sich erneut in die Einsamkeit zurück und lebte bis 1897 in der Nähe des Franziskanerklosters von Pantasaph in Wales.
- 1893 Dort bereitete er den ersten Gedichtband zur Veröffentlichung vor.
- 1894 Der Besuch von Coventry Patmore, einem einflußreichen Schriftsteller, war der Beginn einer mehrjährigen Freundschaft.
- 1895 erschien »Sister Songs« und ...
- 1897 der Lyrikband »New Poems«.

Neben Gedichten verfaßte er in den letzten zehn Jahren seines Lebens auch literaturkritische Essays, mehr als 500 Buchrezensionen, sowie Heiligenviten.

In den letzten Lebensjahren verfiel er erneut dem Opium. Er starb, kaum 48-jährig, am 13.11. 1907 in London an Schwindsucht und Tuberkulose.

In »The Hound of Heaven« thematisiert er auf der Grundlage persönlicher Erfahrung den Widerstreit von menschlicher und göttlicher Liebe: die Macht der Liebe Christi. Der schmerzvolle Widerstreit des Sünders (bzw der Seele des Dichters) mit dem Gott der Liebe wird darin zu einem unvermeidlichen Prozess der Katharsis und der Heilung. Dieses Gedicht zählt zu den bedeutendsten Werken der religiösen Lyrik der englischen Moderne.

Sein schwerverständlicher poetischer Stil mit seiner eigenwilligen Idiomatik, seinen schwierigen Anspielungen, ungewöhnlichem Vokabular und weithergeholten Metaphern ist nachhaltig von der Stiltradition der »Metaphysical Poets« des 17. Jhdts. beeinflußt. Er griff bewußt auf die extravagante Sprache der religiösen Dichter dieser Zeit zurück und wurde damit zum Wegbereiter der Wiederentdeckung der »Metaphysical Poetry« im 20. Jhdt.


*

Teppichlecker

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #2 am: 22.04.2006 17:05 Uhr »
Hallo Alexander-JJ  :icon_biggrin:

Woher hast diese vielen Infos? Er ein Tatverdächtiger? Nach deinen Angaben scheidet er aber schon deshalb aus, weil er von 1888 bis 1889 in einen Sanatorium war. Oder gab es da Ausgang? Nachts?

Gruß Ralf

Trufania

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #3 am: 22.04.2006 21:57 Uhr »
Hallo Alexander-JJ  :icon_biggrin:

Woher hast diese vielen Infos? Er ein Tatverdächtiger? Nach deinen Angaben scheidet er aber schon deshalb aus, weil er von 1888 bis 1889 in einen Sanatorium war. Oder gab es da Ausgang? Nachts?

Gruß Ralf

na ja, es stand da aber auch nur das er im jahre 1888 in einem sanatorium war, aber eben nicht genau wann. das kann soviel heißen wie eine woche, einen monat oder ein halbes jahr. deshalb auch meine frage:

wann war er genau in diesem sanatorium und wie lange?

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #4 am: 23.04.2006 09:36 Uhr »
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****** LANGE VERSION ******
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THOMPSON, Francis, Kathol. englischer Dichter mystisch-religiöser Lyrik und Essayist
 
* 18.12. 1859 in Preston
+ 13.11. 1907 in London. 

Die tief religiöse Familie wohnte ab 1864 in Manchester. Tomphson besuchte bis zum elften Lebensjahr die Pflichtschule und danach das Ushaw-College, ein Priesterseminar. Allerdings kam er wegen seines depressiven und labilen Charakters nicht für ein Priesteramt in bestracht. 1877 musste er das College schliesslich verlassen. Auf den Rat seines Vaters hin studierte er anschliessend am Owens College Medizin.

1880 starb seine Mutter. Zu diesem Zeitpunkt begann wahrscheinlich seine Opium-Sucht und damit seine Drogenabhängigkeit. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich und auch sein Studium litt unter seinem Lebenswandel. 1883 gab er das Studium schliesslich auf.

Danach wollte Thompson Soldat werden, was angesichts seines Gesundheitszustandes und seiner Drogenabhängigkeit nicht möglich war. So schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch Leben, wie etwa dem Anfertigen von Streichholzschachteln.

1885 kam es vor allem wegen seiner Drogensucht zum Zerwürfnis mit dem Vater. Thompson verliess das Elternhaus im Streit und lebte bis 1888 mehr oder weniger auf den Strassen Londons. Vorübergehend fand er Unterkunft bei einem Priester. Doch auch das rettete ihn noch nicht. Nach nur einem Jahr landete Thompson erneut auf der Strasse. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich ebenfalls.

Er gewann jedoch Rückhalt und Hoffnung im Glauben und fand in der Dichtung eine schöpferische Antwort auf seine seelischen Nöte. Thompson sandte schliesslich einige Gedichte an Wilfrid Meynell, den Herausgeber der Zeitschrift »Merry England«. Vor allem die bekannte Dichterin Alice Meynell fand gefallen an den Werken des jungen Mannes. Ab April 1888 begannen sie und ihr Mann sich um Thompson zu kümmern. Das war der Wendepunkt in seinem Leben. Die Meynells brachten ihm in einem Privatsanatorium unter, wo seine Drogensucht und seine Tuberkolose behandelt wurden. Nach einem Jahr wurde er als geheilt entlassen. Anschliessend lebte er zurückgezogen bei Mönchen in verschiedenen Klöstern und erholte sich von den Strapazen der letzten Jahre. Er entwickelte eine beachtliche literarische Produktivität. 1890 kehrte er nach London zurück und mietete sich in der Nähe der Meynells eine Wohnung.

1889 veröffentlichte er die »Ode to the Setting Sun« und 1890, sein berühmtestes Gedicht, »The Hound of Heaven«. 1895 erschien »Sister Songs«, 1897 der Lyrikband »New Poems«. Er freundete sich mit Coventry Patmore, einem berühmten Schriftsteller, an. Neben Gedichten verfaßte Thompson in den letzten Jahren seines Lebens auch literaturkritische Essays, mehr als 500 Buchrezensionen sowie einige Heiligenviten.

Er starb, kaum 48-jährig, am 13.11. 1907 in London an Schwindsucht und Tuberkulose. Sein Grab befindet sich am Friedhof von Kensal Green, London. Die Grabinschrift ist ein Zitat aus einem seiner Gedichte: »Look for me in the nurseries of Heaven.«

Sein schwerverständlicher poetischer Stil mit seiner eigenwilligen Idiomatik, seinen schwierigen Anspielungen, ungewöhnlichem Vokabular und weithergeholten Metaphern ist nachhaltig von der Stiltradition der »Metaphysical Poets« des 17. Jhdts. beeinflußt. Er griff bewußt auf die extravagante Sprache der religiösen Dichter dieser Zeit zurück und wurde damit zum Wegbereiter der Wiederentdeckung der »Metaphysical Poetry« im 20. Jhdt.



PRO:

- Er kannte sich in London aus.
- Er besass anatomische Kenntnisse.
- Er versuchte sich, zumindest zeitweise, von "Gottes Liebe" zu lösen. Die Morde könnten der ultimative Versuch gewesen sein, sich von der Liebe Gottes zu entfernen bzw sich endgültig von der ewigen Liebe Gottes zu trennen.



CONTRA:

- Gerade 1888 begann sein Aufstieg als Dichter/Poet. Seinen absoluten Lebens-Tiefpunkt hatte er zur Zeit der Morde bereits hinter sich.

- Er war zum Zeitpunkt der Morde schwer krank, stark drogenabhängig, bettelarm und körperlich relativ schwach.

- Er beging weder vorher noch nachher irgendwelche Morde.

- Alice Meynell war sozusagen seine Rettung, seine Mutter war in seiner Jugend seine Stütze. Er hatte keinen Grund Frauen zu hassen.



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Weiterführende Infos:

Links:

DEUTSCH

ENGLISCH

GEDICHTE


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Meine persöhnliche Meinung zu dem Thema: Thompson ist nur verdächtig, weil es sich um einen der bedeutendsten Poeten dieser Zeit und der gesamtem Moderne handelt. Sicher hätte er irgendwie die Morde begehen können. Seine Sanatoriums-Zeit begann erst nach den Morden. Man kann die Tatzeiten sogar mit kirchlich bedeutenden Tagen bzw Zeiten in Einklang bringen. Irgendwie kann man daraus dann auch ein Motiv stricken. Immerhin hat er selbst viel Schlimmes erlebt und getan. Seine Gedichte zeugen davon. Aber ein Mord? Schwer vorstellbar. Der Mann war Poet, ein wirklich bedeutender Künstler. Aber er war ganz sicher kein Schlächter.

Francis Thompsons Körper war schwach, aber sein Wille war stark. Bei Jack the Ripper wars genau andersrum.



/edit: Spätenstens ab April 1888 hatte er direkten Kontakt zu Alice Mynell, der berühmten Dichterin. Das war der Wendepunkt in seinem Leben. Bald darauf, den genauen Zeitpunkt hab ich nicht herausfinden können, trat er seine Entziehungskur an und ging später zur Regeneration bzw Erholung ins Kloster. Aber natürlich war er weder im Sanatorium noch im Kloster eingesperrt. Er konnte diese Orte jederzeit verlassen.


/edit 2: Text nochmals editiert
 
:)
« Letzte Änderung: 24.04.2006 16:54 Uhr von Alexander-JJ »

Offline nicjack01301

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Re: Francis Thompson
« Antwort #5 am: 23.04.2006 10:03 Uhr »
Hallo Alexander-JJ!
Ich finde dein Wissen einfach nur beeindruckend. Woher weißt du das alles immer???
Ich stimme dir aber in dem Punkt zu, dass Francis Thompson wieder einer derjenigen ist, den man nur verdächtigt, weil er zu dieser Zeit bekannt war und man etwas über seine etwas seltsamen Lebensumstände weiß. Ein Wunder, dass die Queen selbst noch keiner in Betrcht gezogen hat... :icon_wink:
Bis denne und liebe Grüße, eure Nicky
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #6 am: 23.04.2006 10:28 Uhr »
Immerhin kann man bei Thompson drüber nachdenken, ob er vielleicht der Ripper war. Er hatte ja diese Macke: Die schwarze Seele des uneinsichtigen Sünders versucht der ewigen Liebe Gottes zu entkommen. Das klappt natürlich nicht, Gott findet die Schwarze Seele und durch die ewige Liebe Gottes wird diese Seele schliesslich errettet (gegen ihren Willen). Gott ist unvermeidlich, egal was der bitterböse Sünder so alles anstellt.

In gewisser Weise hat er das alles selbst erlebt. Doch passen Morde an Huren nicht zu Thompsons "Logik" und auch nicht zum beschriebenen Szenario des Sündenfalls und anschliessender Errettung durch Gott. Wenn schon Mord, dann doch an einem "unschuldigen" Wesen, etwa einer Jungfrau oder einem Kind.

Ausserdem hat die Queen mehrere Alibis, die schriftlich festgehalten wurden. Wahrscheinlich hat Thompson genausoviele Alibis, doch die Bettler, Huren usw, unter denen er lebte, haben das nicht aufgeschrieben.


 ;)

Offline academyfightsong

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Re: Francis Thompson
« Antwort #7 am: 23.04.2006 12:35 Uhr »
Zitat
Ausserdem hat die Queen mehrere Alibis, die schriftlich festgehalten wurden.

Aha... wo wurden die denn festgehalten und warum?


Alexander-JJ

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #8 am: 23.04.2006 15:48 Uhr »
Damit meine ich z.B. öffentliche und private Termine, die z.B. von Hof-Historikern schriftlich festgehalten wurden, Feiern, Empfänge, Staatsbesuche usw usw. Also keine extra angefertigten Alibis sondern einfach die normalen Aktivitäten eines Königshauses.

 :)

Teppichlecker

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #9 am: 23.04.2006 16:50 Uhr »
Hallo Alexander-JJ

Also können wir festhalten das er zum Zeitpunkt der Morde an Tuberkulose litt und zu dem noch Drogensüchtig war? Damit scheidet er eigentlich als Verdächtiger aus. Übrigens habe ich die Info´s schon selber gefunden.


http://www.bautz.de/bbkl/t/thompson_f.shtml

Wäre nett wenn du den Link gleich mitgeliefert hättest.

Gruß Ralf



Offline academyfightsong

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Re: Francis Thompson
« Antwort #10 am: 23.04.2006 17:45 Uhr »
erste zeile: francis thompson

zweite zeile: "dear boss" brief

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #11 am: 23.04.2006 18:25 Uhr »
@ Teppichlecker: Stimmt, den Link hätte ich gleich mitliefern können. Wird sofort editiert.

 :)


Ansonsten: Er war krank und drogensüchtig, lebte ab April 1888 bereits mehr oder weniger in der Obhut von Alice M. und scheidet deswegen eigentlich als Täter aus. Aber rein theoretisch könnte er trotzdem der Mörder sein. So gut wie Gull oder Sickert ist er allemal.

 ;)

Offline thomas schachner

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Re: Francis Thompson
« Antwort #12 am: 24.04.2006 01:36 Uhr »
und noch eine zeichnung...
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Stordfield

  • Gast
Re: Francis Thompson
« Antwort #13 am: 24.04.2006 11:29 Uhr »
Hallo !

Wenn ich mir die Zeichnungen so betrachte , wirkt Thompson sehr feingliedrig auf mich . Zusammen mit der Krankheit und seiner Drogensucht ist es mir fast unmöglich , ihn mir als Ripper vorzustellen .

Gruß Stordfield

Offline nicjack01301

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Re: Francis Thompson
« Antwort #14 am: 24.04.2006 11:45 Uhr »

Wenn ich mir die Zeichnungen so betrachte , wirkt Thompson sehr feingliedrig auf mich . Zusammen mit der Krankheit und seiner Drogensucht ist es mir fast unmöglich , ihn mir als Ripper vorzustellen .

Gruß Stordfield

Da stimme ich dir zu. Ich glaube, dieser Mann hatte es faustig hinter den Ohren, aber mit der Jack the Ripper Geschichte hat der
nichts zu tun...
Liebe Grüße, eure Nicky
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.