Autor Thema: Ist die Nachricht vom Ripper?  (Gelesen 80786 mal)

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diekralle

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #60 am: 07.12.2005 10:26 Uhr »
Hi,

ich würde viel früher ansetzen. Wer hat denn üblicherw. Kreide i.d. Tasche? Da der Ripper "für mich" der unorganisierte Tätertyp war, passt eben auch ein geplantes Graffito nicht dazu (...da pack ich noch schön die Kreide ein und mache einen Graffito-Stop...). Jack wollte m.E. nix wie weg. Nun stellt sich die Frage, wer hat denn nun obligatorisch Kreide i.d. Tasche, weil es ein Teil nötiger Utensilien ist? Da fällt mir eigentlich nur einer ein! Chiefinspektor Even-Longer  :wink:, da stimme ich Frank zu, denn sein Verhalten passt insgesamt dazu.

Gruß

diekralle

Fontain Smith

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #61 am: 07.12.2005 13:27 Uhr »
Zitat
(...da pack ich noch schön die Kreide ein und mache einen Graffito-Stop...)


ha ha...  sehr gut!  :lol:

je länger ich mir das überlege, desto unwahrscheinlichr ist es mir, dass die nachricht von dem ripper stammt.

ich halte nicht viel von profiling und john douglas ist so sympathisch wie fusspilz., aber in einem punkt stimme ich mit ihm überein, diese art von morden lassen nicht auf den tätertyp schliessen, der kontakt mit der polizei aufnimmt oder sich sonstwie in die ermittlungen einmischt.

metaphorically speaking: this kind of bloke grabs the money and runs... without counting.

Alexander-JJ

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #62 am: 07.12.2005 13:39 Uhr »
Kreide gab es auch damals an so ziemlich jeder Strassenecke. Sie war sogar noch mehr im Gebrauch als heute. So ziemlich jede Frachtkiste, jeder grössere Karton usw usw wurden mit Kreide markiert bzw beschriftet. Kreide war wirklich sehr weit verbreitet.


Ich halte keinen der Ripper-Briefe für echt und somit das Graffiti für die einzige Nachricht, die uns der Ripper hinterlassen hat. Meiner Meinung war er nicht sehr mitteilsam. Aber nach 20 Tagen voller Lederschürzen-Unhold-Storys (der Unhold hat das getan, sein Messer sieht so aus, seine Rasierklingen anders, er hat das gesagt, das gegessen, sieht so und so aus ... usw usw usw) hat er wohl beschlossen die Polizei etwas zu verspotten.

Immerhin, er verwendete keine derben Schimpfwörder und er beleidigte auch niemanden persöhnlich. Er wendete Ironie und Sarkasmus an um die Polizei zu verhöhnen.


Wäre der Satz ein Hinweis eines Zeugen, ein Versuch den Ripper zu belasten bzw zu verraten, dann hätte dieser Mensch sicher noch mehr Versuche unternommen. Es wurden ja genug Briefe an Polizei und Medien geschrieben. Wieso also eine unverständliche Nachricht, wenn man auch eine Postkarte abschicken konnte? Wieso später schweigen, wenn man auch noch Jahre später viel Geld mit dieser Story machen konnte?

Kommt noch die Schürze hinzu. Jack kann auch erst "nach Hause" gegangen sein um die "erbeuteten" Organe in sein Versteck zu bringen (die Organe waren vielleicht in die Schürze eingewickelt). Dabei kam ihm vielleicht die Idee, die Polizei zu verspotten. Er nahm Kreide und die Schürze und ging los.

Letztlich bleibt meiner Meinung nach nur Jack oder Long (oder ein anderer Polizist) als Urheber des Graffiti übrig. Ein Polizist, der Judenhasser ist, würde aber immer wieder und immer hartnäckiger versuchen, die Juden in Verruf zu bringen. Er würde nicht nach einem halbherzigen und zudem fehlgeschlagenen Versuch aufhören.


*

diekralle

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #63 am: 07.12.2005 14:09 Uhr »
Zitat
...diese art von morden lassen nicht auf den tätertyp schliessen, der kontakt mit der polizei aufnimmt oder sich sonstwie in die ermittlungen einmischt...


Wenn ich auch eher an den unorganisierten Täter denke, dann spricht doch einiges für die Authentizität des From-Hell-Briefes und somit für eine Kontaktaufnahme.

Wenn Lusk´s Niere ein Fake war, dann sind es schon recht viele Übereinstimmungen:

-Dass Opfer litt an der Brightschen-Krankheit und Lusk´s Niere hatte diese Merkmale auch.
-Beide Nieren menschlichen Ursprungs (bei Tieren gibt es diese Krankheit nicht).
-Lusk´s Niere die einer Frau, welche ca. 45 war.
-Und jeweils die linke Niere.

Für ein Fake kommt quasi nur jemand in Betracht, der a) alle Infos hatte (linke Niere und Krankheit) und b) er musste sich problemlos eine menschliche Niere mit der Brightschen-Krankheit besorgen. Und c) musste er diese Krankheit auch zweifelsfrei diagnostizieren können.

Alles möglich, aber ich finde das eher unahrscheinlich.

Gruß

diekralle

Zur Info:


Casebook: "Medical reports carried out by Dr. Openshaw found the kidney to be very similar to the one removed from Catherine Eddowes, though his findings were inconclusive either way."

Oder hier (http://www.jacktheripper.de/zeitungsarchiv/daily_telegraph/1966_april_16.php) steht:

"Major Smith sandte sie zu Dr. Openshaw, pathologischer Kurator des London Hospital Museums, der feststellte, dass es sich um eine menschliche Niere handele und innerhalb der letzten drei Wochen einer Frau im Alter von rund 45 Jahren entnommen wurde.
Prof. Camps betonte, dass es besonders interessant sei, dass sowohl die linke Niere in der Leiche als auch die Niere in der Päckchen Anzeichen von schwerer "Bright's Disease" aufwiesen (Anmerkung von Jacktheripper.de: Bright Disease ist ein Symptom, das bei Alkoholismus zu äußerlichen Veränderungen der Niere führt)."

Alexander-JJ

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #64 am: 07.12.2005 17:50 Uhr »
1888 konnte man noch nicht das "Geschlecht" anhand eines Stücks Niere bestimmen. Zudem konnte man unmöglich aus dem untersuchten Stück Niere das Alter errechnen.

Eddowes Leiche wurde auch nicht exumiert, so das niemand untersucht hat, ob das Stück Niere wirklich von ihr ist.

Zudem ist der Begriff "Bright´sche Krankheit" nur ein Oberbegriff, so wie z.B. "Krebs".

 
 ;)

Frank

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Re
« Antwort #65 am: 07.12.2005 20:53 Uhr »
Hallo zusammen!

Die Theorie, Long hätte das Graffito angefertigt, hat sehr viel für sich. Sollte selbiges jedoch von einem Zeugen stammen, so gibt es sehr viele Möglichkeiten. Der Verfasser muss ja nicht den Ripper als Person erkannt haben. Er hat vielleicht einen Juden beobachtet, vielleicht einen Polizisten, ohne jedoch genau erkannt zu haben, welche namentliche Person es war. Er kann weitere Informationen gegeben haben (Briefe, Postkarten etc.) ohne das dies heute bekannt wäre. Das Graffito selbst ist schnell entfernt worden, warum also sollten nicht auch andere "Tips" oder Hinweise vernichtet worden sein, absichtlich oder unabsichtlich, das bleibt dahingestellt. Ich kann mich des Eindrucks einfach nicht erwehren, daß die Polizei sehr schnell bemerkt haben muss, daß das Geschreibsel nicht vom Ripper selbst war. Die Ripper-Morde haben sehr grosse Wellen im damaligen London gezogen, landesweit und auch international. Lässt man eine so heisse Spur so leichtfertig entfernen??? Das kann ich mir für heute wie auch für damals einfach nicht vorstellen. Photograpieren war damals möglich und es wurde auch Gebrauch davon gemacht. Man hätte, wenn man von einem Hinweis des Rippers selbst ausgegangen wäre, doch sicherlich eine Photographie angefertigt. Sei es für die Akten, für den Schriftvergleich (Ripper-Briefe/Graffito) und für vieles mehr. Einen Hinweis, der auf die Polizei selbst als Täter schliessen lässt oder auf die Juden, wie auch immer, kann man, wenn man ihn als Geschmiere abtut, ohne Sorge vernichten.

Yours truly

Frank

Alexander-JJ

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #66 am: 08.12.2005 15:05 Uhr »
Sir Charles Warren verhält im Fall des Graffiti genauso, wie man es von im erwarten würde.

Aber das hat nichts mit einer Vertuschung zu tun. Sir Charles war grenzenlos zuversichtlich. Militärische Disziplin war seine Antwort auf alles, und Entschlossenheit ging ihm über alles.

Im Fall des Graffiti kam alles zusammen. Die Disziplin liess zu wünschen übrig, da sich Met und City-Police stritten. Durch seine grenzenlose Zuversicht war er der Ansicht der Ripper würde gefasst, egal welche Beweise vernichtet würden oder nicht. Gefragt war also Entschlossenheit. Ein Polizist hielt einen Schwamm (oder einen Lappen) in der Hand. In dieser Situation konnte man von einem Menschen wie Sir Charles nur Eines erwarten; das er den Schwamm nimmt und das Graffiti wegwischt. Und genau das hat er auch getan. Daran ist nichts Seltsames.


/edit: Sir Charles hätte auch noch Bluthunde zur "Spurensuche" eingesetzt. Dieser Schildbürgerstreich blieb den Bewohnern des East-End jedoch erspart, das Sir Charles kurz vor Einsatz der Bluthunde von seinem Posten entbunden wurde.

 ;)
*

Frank

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Re
« Antwort #67 am: 08.12.2005 18:19 Uhr »
Hi Alexander!

Also, für mich widerspricht sich das: Zum einen soll es logisch für einen Mann wie Sir Warren sein, ein Beweismittel zu vernichten, weil er achso zuversichtlich war, den Täter zu finden (sorry, aber das entbehrt in einem aufsehen erregenden Fall wie diesem) und zum anderen will er gar Bluthunde einsetzen und durch`s East End jagen, um des Täters habhaft zu werden....??? Öhm.....

Zudem....seine plötzliche Entlassung gibt doch auch Rätsel auf. Warum und wieso, fragt man sich da doch. Hat seine Entlassung vielleicht gar mit diesem Entfernen des Graffitos zu tun, direkt oder indirekt? Das würde doch zusammenpassen, wenn es um die o.g. Theorie ging.

Yours truly

Frank

diekralle

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #68 am: 08.12.2005 18:24 Uhr »
Zitat
1888 konnte man noch nicht das "Geschlecht" anhand eines Stücks Niere bestimmen.


Hi,

das ist nicht nur anhand von DNA möglich. Ich glaube die Aktivitaet des Enzyms Acetohexamid Reductase o.s.ä. ist bei Männchen signifikant höher als bei Weibchen. Allerdings sind das wohl eher Erkenntnisse unserer Zeit, bin da nicht wirklich vom Fach. Da fragt man sich, wie die doch sehr genauen Aussagen seinerzeit zustande gekommen sind. Evt. waren Dr. Openshow und Hutchinson die selbe Person :wink:

Sicher ist B.D. nur ein Oberbegriff für eine Art Nephritis, dennoch sollen beide Nieren die gleichen Merkmale gehabt haben.

Gruß

diekralle

diekralle

  • Gast
Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #69 am: 09.12.2005 08:21 Uhr »
Hi,

habe i.d.S.  Lusk gerade einen Link vom Casebook bekommen:

...A good explanation of these differences can be found in a piece in the March 2000 Ripper Notes...

http://www.casebook.org/dissertations/dst-cmdlusk.html

Gruß

kralle

Dronte

  • Gast
Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #70 am: 09.12.2005 10:14 Uhr »
Uh, Oh

Kralle, sei eine nette Kralle und erklär uns doch bitte, was eigentlich Acetohexamid ist.
Ein Tip? Stell Dich vor einen Spiegel und sprich VIER MAL das Wort "CANDYMAN".
Aber bitte nur VIER MAL, denn vielleicht kommt er ja beim fünften Mal und straft Dich mit

der Krankheit, gegen die Sulfonyl-Harnstoffe eingesetzt werden.
Ach ja, und dann sag uns bitte noch, warum die AH-Reduktase nicht immer im menschlichen

Körper vorkommt.
Noch ein Tip? Beschäftige Dich mit Genregulation - Enzyminduktion.
Vielleicht sagst Du uns noch, wie, auch schon im Jahre 1888, hätte festgestellt werden

können, ob die Niere eine menschliche war und welches Geschlecht die Person hatte, der sie

entnommen wurde.
Noch ein Tip? Während manche Lehrer sich bemühen, ihren Schülern IN DER ZEHNTEN KLASSE zu

erklären, daß Menschen 46 Chromosomen, Frauen die gonosomale Konfiguration XX und Männer XY

haben, denken manche Schüler vielleicht über Acetohexamid-Reduktase nach...
Konservierung in Weingeist (Ethanol, Äthanol, Sprit, Schnappes, C2H5OH) ERLEICHTERT das

sogar.
Ich gehe davon aus, daß Du herzhaft lachende Menschen magst.
Mach also ein Experiment!
Geh zu einem Veterinärmediziner und erkläre ihm, daß Schweine KEINE Glomerulonephritis

kennen.
Nun, zuerst wirst Du auf seinem Gesicht ein BRIGHT SMILE about BRIGHT's DISEASE sehen,

danach folgt ein lautes, weihnachtliches HO HO HO und die Frage, bei welchem Ahnungslosen Du

Großtier-Makropathologie gelernt hast.
Hoffentlich hat die böse Dronte jetzt nicht diesen Thread, der pholler phantastischer

Phermutungen ist, durcheinander gebracht...
Aber die Dronte ist nicht nur böse, sondern auch noch dumm, denn sie geht gerne den

EINFACHEN Weg. Mit der präzisen Definition eines Problems hat man nämlich meist die Lösung

desselben schon halb in der Tasche und verirrt sich nicht in mentalen Labyrinthen.
Zu Weihnachten wünscht man Einkehr, Besinnung, Frömmigkeit usw...
Wünsch' ich Euch auch, ALLEN! Aber für mich selber geb ich mich da nicht allzu großen

Hoffnungen hin, hihihihihi

Gruß

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Re
« Antwort #71 am: 09.12.2005 14:45 Uhr »
@ Frank:


Der Narr lacht ja nicht umsonst zuletzt.

Damals wurde die Echtheit des Ripper-Briefes vom 25. bzw 27. September nicht angezweifelt. Am 1. Oktober kam noch eine "echte" Postkarte hinzu. Die Met-Police liess Faksimilies davon anfertigen und auf grossen Plakaten veröffentlichen. Man hoffte darauf, das jemand die Handschrift erkennt.

Den Brief vom 27. Sept. hatte die Polizei auf Verlangen des Schreibers zurückgehalten. Am 30. Sept. wusste davon nur die Polizei.

Man hatte also reichlich Material, mit dem man arbeiten konnte. Die Polizei brauchte nicht noch mehr "Handschrift" vom Killer, da sie ja schon genug davon hatte. So gesehen war es nicht mehr wichtig, ein Foto anzufertigen.


Aber all das sind sehr theoretische Überlegungen, die vielleicht ein Macnaghten oder ein Abberline angestellt haben bzw hätten.

Ich glaube nicht das Sir Charles Warren all dies bedacht hat, als er die Nachricht an der Mauer auslöschte. Er demonstrierte einfach Entschlossenheit, mehr nicht. Die jüdische Bevölkerung musste vor ungerechtfertigter Verleumdung geschützt werden und Sir Charles Warren war ein edler, impulsiver Ritter. Wie hätte er anders handeln können?

Seine Entlassung ist nicht rätselhaft und hängt auch nicht direkt mit dem Graffiti zusammen. Sir Charles Warren hatte sich einfach mit dem Innenminister gestritten (nicht das erste Mal, aber diesmal liess es sich der Innenminister nicht mehr gefallen).

Die Bluthunde hiessen übrigens Burgho und Barnaby.



/edit: Dronte wurde anscheinend vom Weihnachts-Wahn voll erwischt. Aber keine Bange, UNS erwischts auch irgendwann ... früher oder später ...

 ;)

*

Frank

  • Gast
Re
« Antwort #72 am: 09.12.2005 19:55 Uhr »
Hi Alexander!

Na, also das wären dann ja wiklich äusserst merkwürdige Ermittlungsmethoden, noch dazu vom vorgesetzten Ermittler, wenn man einfach Beweismaterial vernichtet, nur weil man schon "reichlich" hat. Sorry, aber Dein Statement kann ich so nicht stehen lassen. Zudem... gerade wenn man die genannten Briefe als authentisch betrachtet hat, so drängt sich hier doch ein Vergleich Briefe/Graffito förmlich auf. Man hätte, wenn es sich denn um eine antisemitische Nachricht gehandelt hat, diese bis zum Eintreffen eines Photographen abschirmen können. Auch, wenn die Qualität einer Photographie damals nicht sehr gut war, es hätte gereicht. Man sieht ja auch an den Bildern der Mordopfer Einzelheiten.
Desweiteren hätte nichts dagegen gesprochen, die Nachricht zumindest Wort für Wort incl. aller eventuellen Fehler aufzuschreiben bzw. aufschreiben zu lassen.
Desweiteren..........auch wenn die Briefe bzw. Postkarten als authentisch angesehen wurden (oder teilweise), dies hat noch immer nichts mit dem Graffito zu tun. Ein Schriftvergleich hätte, gerade wenn man also von der Echtheit der Briefe ausgegangen ist, geklärt, ob der Verfasser der Briefe auch tatsächlich in der Nähe des Tatortes unmittelbar nach einem Mord war. Das wäre dann ein wirklicher Beweis für die Echtheit der Briefe gewesen und man hätte wirkliche Rückschlüsse aus dem Ganzen ziehen können........
Wenn jemandes Stuhl wackelt (Sir Warren), wie Du anführst, dann achtet wohl gerade so jemand penibel darauf, keinen Fehler zu machen. Aus "Entschlossenheit" ein wertvolles Beweisstück, sei es vom Täter selbst, sei es von einem Zeugen, zu vernichten ist Dummheit.

Am 30.September 1888 (Auffinden des Graffitos) war die Polizei erst im Besitz eines der 3 als authentisch betrachteten Briefes, des sogenannten "Dear Boss"-Briefes. Wie allgemein bekannt traf die "Saucy Jacky"-Postkarte erst am 01.Oktober 1888 ein, der "From Hell"-Brief gar erst am 16.Oktober 1888. Somit hatte die Polizei zum Zeitpunkt der "Wandmalerei" erst einen als echt betrachteten Brief vom Ripper. Somit ist Deine Aussage, man hatte schon reichlich Material vom Ripper und bräuchte kein weiteres mehr, widerlegt. Die anderen damals bereits von den Behörden erhaltenen Briefe und Postkarten wurden und werden ja eher als wenig bzw. ggar nicht authentisch betrachtet. Also, eine Photographie des Graffitos wäre eher eines der wenigen Beweisstücke gewesen.........

Schön, daß wir nun auch wissen, wie die NICHT eingesetzten Bluthunde namentlich hiessen..........

Den Narren lassen wir einfach mal unbeachtet.

Yours truly.

Frank

Alexander-JJ

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Re: Re
« Antwort #73 am: 10.12.2005 11:45 Uhr »
Zitat von: "Frank"
Hi Alexander!

Na, also das wären dann ja wiklich äusserst merkwürdige Ermittlungsmethoden, noch dazu vom vorgesetzten Ermittler, wenn man einfach Beweismaterial vernichtet, nur weil man schon "reichlich" hat. Sorry, aber Dein Statement kann ich so nicht stehen lassen.


Die Ermittler wie Abberline habe ich ja auch nicht gemeint. Aber an jenem Morgen am 30. Sept. 88 war nun mal Warren persöhnlich vor Ort. Wäre er zu Hause geblieben, hätten wir heute unser Foto.


Zitat von: "Frank"
Zudem... gerade wenn man die genannten Briefe als authentisch betrachtet hat, so drängt sich hier doch ein Vergleich Briefe/Graffito förmlich auf. Man hätte, wenn es sich denn um eine antisemitische Nachricht gehandelt hat, diese bis zum Eintreffen eines Photographen abschirmen können. Auch, wenn die Qualität einer Photographie damals nicht sehr gut war, es hätte gereicht. Man sieht ja auch an den Bildern der Mordopfer Einzelheiten.
Desweiteren hätte nichts dagegen gesprochen, die Nachricht zumindest Wort für Wort incl. aller eventuellen Fehler aufzuschreiben bzw. aufschreiben zu lassen.


Das wurde ja auch getan. Nur wird der "aufschreibende" Polizist hier in diesem Forum teilweise für verblödet gehalten. Aber überliefert sind die Worte, denn sonst würden wir uns hier nicht darüber unterhalten. Uns fehlt nur ein Foto, sonst nichts (jedenfalls im Fall des Graffiti).


Zitat von: "Frank"
Desweiteren..........auch wenn die Briefe bzw. Postkarten als authentisch angesehen wurden (oder teilweise), dies hat noch immer nichts mit dem Graffito zu tun. Ein Schriftvergleich hätte, gerade wenn man also von der Echtheit der Briefe ausgegangen ist, geklärt, ob der Verfasser der Briefe auch tatsächlich in der Nähe des Tatortes unmittelbar nach einem Mord war. Das wäre dann ein wirklicher Beweis für die Echtheit der Briefe gewesen und man hätte wirkliche Rückschlüsse aus dem Ganzen ziehen können........


Die Ermittler hatten ja gerade erst ihre Arbeit aufgenommen, da war das Graffiti dank Sir Charles Warren schon weg. Das Graffiti stand bestensfalls vier Stunden an der Mauer. Vielleicht hätten die Ermittler so gehandelt, wie du es geschrieben hast, aber dazu liess ihnen Warren keine Zeit.


Zitat von: "Frank"
Wenn jemandes Stuhl wackelt (Sir Warren), wie Du anführst, dann achtet wohl gerade so jemand penibel darauf, keinen Fehler zu machen. Aus "Entschlossenheit" ein wertvolles Beweisstück, sei es vom Täter selbst, sei es von einem Zeugen, zu vernichten ist Dummheit.


Ja, sicher war das eine "Dummheit". Sich mit dem Innenminister zu streiten war auch "dumm", genauso wie 1887 veranstalteten Festumzüge, der Plan Bluthunde einzusetzen und der "Blutige Sonntag" war auch eine Dummheit. Es war auch dumm den Streit zwischen Met und City-P eskalieren zu lassen. Und diese ganzen Dummheiten hat Warren innerhalb von zweieinhalb Jahren begangen.


Zitat von: "Frank"
Am 30.September 1888 (Auffinden des Graffitos) war die Polizei erst im Besitz eines der 3 als authentisch betrachteten Briefes, des sogenannten "Dear Boss"-Briefes. Wie allgemein bekannt traf die "Saucy Jacky"-Postkarte erst am 01.Oktober 1888 ein, der "From Hell"-Brief gar erst am 16.Oktober 1888. Somit hatte die Polizei zum Zeitpunkt der "Wandmalerei" erst einen als echt betrachteten Brief vom Ripper. Somit ist Deine Aussage, man hatte schon reichlich Material vom Ripper und bräuchte kein weiteres mehr, widerlegt. Die anderen damals bereits von den Behörden erhaltenen Briefe und Postkarten wurden und werden ja eher als wenig bzw. ggar nicht authentisch betrachtet. Also, eine Photographie des Graffitos wäre eher eines der wenigen Beweisstücke gewesen.........


Man kann nie genug Material haben, das ist schon richtig. Aber man hatte eine relativ langen Brief, das Graffiti hingegen war sehr kurz. Dafür kochten langsam die Emotionen im East-End über. John Pizer wäre fast gelyncht wurde, später wurde Druitt verleumdet, ein Blinder und ein Irrer verdächtig, später ein Hobbydetektiv fast erschlagen, usw usw.

Es hätten also auch nüchterne, erfahrene Ermittler das Graffiti wegwischen können.

Nur war an jenem Morgen Warren persöhnlich vor Ort. Das war zweifelslos eine sehr unglückliche Fügung. Aber er hat seinem Charakter und seinen Überzeugungen entsprechend gehandelt. Das war zwar schlecht für die Ermittlungen, aber aus Warrens Sicht konsequent.


Zitat von: "Frank"
Den Narren lassen wir einfach mal unbeachtet.


Damit meinte ich die ganzen Lebensumstände im East-End, die Ernennung Warrens über 400 Mitbewerber hinweg und den unseligen Streit zwischen Met und City-P. Von dem Bluthunde-Plan und Abberlines Mutmassungen über "britisches" und "unbritisches" Verbrechen mal abgesehen.


*

Frank

  • Gast
Re
« Antwort #74 am: 10.12.2005 13:12 Uhr »
Hi Alexander!

Nun, mit dem vorgesetzten Ermittler meinte ich schon Sir Charles Warren. Auch wenn Detectives die Hauptarbeit machten, er zeichnete verantwortlich und ich denke, man kann davon ausgehen, daß er die Fäden in der Hand hielt. Bei einem Fall dieses öffentlichen Interesses waren die Ermittler sicherlich ständig zum Rapport bei ihm und er traf Entscheidungen. Abberline wird meines Erachtens etwas zuviel Beachtung geschenkt, womit ich seine Arbeit und seine Autorität nicht gering bewerten möchte. Leiter der gesamten Ermittlungen war aber Sir Warren.

Eine wirklich genaue Abschrift des Graffitos hat es nicht gegeben. Die beiden Niederschriften der beiden beteiligten Polizeistationen unterscheiden sich im Wortlaut voneinander und niemand weiß heute genau, was denn nun tatsächlich an dieser Ziegelwand in der Goulston Street gestanden hat. Seit jeher gibt das Graffito Rätsel auf....... Wie soll also ein Vergleich Graffito/Briefe dann stattgefunden haben? Das kann meiner Meinung nach nicht sein, ich lasse mich aber natürlich auch eines besseren belehren, keine Frage.
Das Graffito wurde, wie Du ja selbst anführst, "erst" 4 Stunden nach dem Auffinden entfernt. Genug Zeit also für allerlei Maßnahmen diesbezüglich....
Daß Sir Warren wohl nicht wirklich seiner Aufgabe gewachsen war und Fehler gemacht hat, nicht nur was die Ripper-Fälle angeht, steht sicherlich ausser Zweifel.
Auch gebe ich Dir Recht, wenn Du sagst, die ganze Geschichte hat damals genug Aufsehen erregt und die Emotionen kochten über. Es kam zu Übergriffen gegen Pseudo-Verdächtige und ganzen Bevölkerungsgruppen. Die Umstände damals mögen auch sicherlich mit den heutigen nicht vergleichbar sein. Dennoch, ich glaube da sind sich viele heute wie damals einig, die Vernichtung eines Beweises ist dumm und inakzeptabel.
Kein zumindest heutiger Ermittler würde derartiges tun, sicherlich nicht einmal mit trifftigem Grund. Ich bezweifle Deine Aussage, daß auch andere beteiligte Polizisten das Graffito entfernt hätten. Nicht bei einem so gewichtigen Fall wie diesem. Aber auch hier kann man natürlich anderer Meinung sein, keine Frage.
Davon einmal abgesehen bedanke ich mich bei Dir für diese gute Diskussion. Ehrlich gemeint.

Yours truly

Frank