Aus dem Guardian, 08.12.2001
Die amerikanische Kriminalautorin Patricia Cornwell wurde gestern Abend “monströser Blödheit” dafür bezichtigt, daß sie eine Leinwand zerschlitzt hat, um zu beweisen, daß der viktorianische Maler Walter Sickert Jack the Ripper war.
Sogar im Kontext der spinnerten Theorien, komplizierten Fälschung und karrierezerstörenden Obsessionen, die Londons gräßlichstes Mörderrätsel (whodunnit) verursacht hat, ist Cornwells Untersuchung extrem. [....] Sie gab 2 Millionen Pfund für 31 weitere seiner [Sickerts] Bilder, einige seiner Briefe und sogar für seinen Schreibtisch aus.
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Cornwell, 45, ehemalige
Angestellte in einem Leichenschauhaus , die mit ihren Kay-Scarpetta-Romanen 100 Millionen Pfund angehäuft hat, [….] behauptet, daß Sickert, der kein Geheimnis aus seiner Faszination für die Morde gemacht hat – Jack war. „Ich glaube zu 100%, daß Walter Richard Sickert diese Serienmorde begangen hat, daß er der Whitechapelmörder ist“, sagte sie in einer US TV-Show.
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Aber Cornwells Behauptungen [....] wurde gestern mit Hohn und Spott durch Sickertexperten und Biographien begegnet, die empört waren, daß eines seiner Bilder geopfert worden war, „um diese alberne Theorie zu stützen.“ Ihr einziger Trost war,
daß Cornwell offenkundig weit über Marktwert gezahlt hat [Anm.: War wohl doch keine so gute Geldanlage, andererseits hat sich „Case Closed“ ja wie blöd verkauft)
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Richard Shone, Kurator der letzten großen Sickertausstellung in London 1992, sagte: “Ich kann nicht glauben, daß sie das getan hat [das Bildzerschlitzen], das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Es klingt alles so gewaltig dumm für mich. Ist sie so besessen, daß es ihr nichts ausmacht, ein Bild eines solch ausgezeichneten Malers zu vernichten, um ihre blöde Theorie zu beweisen? Sogar wenn Sickert Jack the Ripper gewesen wäre, wäre das nicht gerechtfertigt. Es ist, als nähme man einen Caravaggio auseinander, um die Messerstecherei zu untersuchen, in die er verwickelt war. Das ist Wahnsinn. [Anm: Michelangelo Merisi da Caravaggio, Maler, 16. Jhdt., daher scheidet er als Täter aus
]“
Er setzte hinzu: „Sickert interessierte sich für die Music Halls, das Theaterleben und das Leben auf der Straße, und er spielte wie sein Lehrer Degas mit diesen Themen. [Anm.: Noch ein Verdächtiger, Mrs. Cornwell: Edgar Degas, Maler, 1830-1917 (?) bin zu faul zum Nachschlagen]. Er malte
immer nach Photographien und war einer der ersten Künstler, der dies tat.“
Obwohl
Cornwell keine DNA von den Briefen im Besitz von Scotland Yard gewinnen konnte , die mit den Proben von Sickerts Tisch und Leinwand hätten verglichen werden können, behauptet sie einen Durchbruch erzielt zu haben. Ein Brief hatte dasselbe ungewöhnliche Wasserzeichen wie Sickerts Schreibpapier, das er von seinem Vater, dem Schreibwarenhändler, bezog. [Anm: Ist das nicht der Beweis schlechthin? :roll: )
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Vollständiger englischer Artikel:
http://www.guardian.co.uk/uk_news/story/0,3604,615413,00.html