Autor Thema: william henry bury  (Gelesen 108015 mal)

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Offline Pathfinder

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Re: william henry bury
« Antwort #60 am: 15.05.2007 21:57 Uhr »
also paralellen sind zum beispiel die art der verletzung von burys frau, die denen der polly ähneln. möchte auf die argumente kurz eingehen, die als contra-punkte angeführt werden

1. b. hat seine frau mit einem strick erdrosselt, anstatt mit den händen, wie es jtr vermutlich getan hatte.

also, erstmal finde ich diese variante der erdrosselung nicht unbedingt als abwegig, nur weil jtr keinen strick benutzt hat. hat m. e. eigentlich nicht all zu viel zu bedeuten. man muss auch bedenken, dass b. behauptet hatte, dass seine frau selbstmord begangen hat, kann gut sein, dass er deshalb den strick benutzt hat. auch ist es möglich dass er sie von hand erdrosselte und ihm der gedanken mit dem selbstmord später gekommen ist. deshalb legte er ihr nachträglich den strick um den hals und zog ihn fest. in weit dieses untersucht wurde und ob man damals feststellen konnte, dass der strick nicht die todesursache war, sondern ein vorheriges straguliern mit den händen, entzieht sich meiner kenntnis.

2. b. wurde von der polizei auch im hinblick auf die whitechapelmorde befragt und nicht belastet.

die ermittlungen können nur von erfolg gekrönt sein, wenn man beweise hat, doch die waren im fall jtr sehr bescheiden um nicht zu sagen es gab keine beweise. doch die waren damals genau so wichtig wie heute. wenn man nichts auf der hand ausser vermutungen und indizien, dann ist eine überführung des täters wahrlich schwer,  u. a. moderne untersuchungsmethoden fehlten.

3. es fehlte ein geständnis, auch nachdem er zu tode verurteilt wurde

nun ja, man könnte argumentieren, dieses macht man doch, wenn man eh schon "verloren" hat. nein, ich glaube dass macht man eben meistens nicht, wenn man wenn man sozial verhaltensauffällig ist und psychische defizite hat (tod der schwester, mutter nervenkrank könnten auslöser für diese sein). es gibt fälle, in denen dies geschehen ist, dass man seiner seele erleichtern möchte, doch wie ich bury einschätze ist er nicht der typ dafür. man kann also nicht davon ausgehen, dass jeder, der eh nichts mehr zu verlieren hat, alles gestehen wird. dies mag unterschiedliche gründe haben, doch diese liegen am charakter, pschyische verfassung eines einzelnen. kann mir auch vorstellen, dass sich b. daran erfreute, dass die polizei nie rausfinden würde, wer jtr ist, sozusagen als genugtuung.

4. motiv

die erbschaft könnte ein motiv gewesen sein, genauso wie eine wut auf frauen, da er von ihnen mit syphillis angesteckt wurde oder einfach auch allgemeiner hass auf frauen, da sie im gegensatz zu seiner schwester und mutter noch am leben waren. also es muss nicht unbedingt ein finanzielles interessen bestanden haben. ein weiteres argument, jtr hat den opfer nicht die habseligkeiten weggenommen. b. bury war ja geld durch die erbschaft seiner frau vorhanden.

ergo bleibt auch hier das motiv unklar oder spekulativ, wie bei jtr.

5. b. trug bei seiner verhaftung einen vollbart und passt nicht auf die zeugen aussagen

ok, ich weiss nicht, wie stark der vollbart bei b. war und wie schnell sein haarwuchs war. dies ist auch ein punkt, den ich aus mangels kenntnis nicht beurteilen möchte. vielleicht hat da jemand bessere ideen als ich.
trug bury ständig einen vollbart ?

ich kann nicht glauben, dass die ganze geschichte irgendwie an den vollbart scheitern sollte.

weiter möchte ich noch anmerken, dass die behauptung d. burys nach australien auszuwandern nur eine art angeberei war.

« Letzte Änderung: 15.05.2007 22:25 Uhr von Pathfinder »
UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!

JD

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Re: william henry bury
« Antwort #61 am: 16.05.2007 08:45 Uhr »
Keines der bisher aufgelisteten Contra-Argumente stellt für mich einen zwingenden Ausschlußgrund dar, auch - ich gebe es zu - seine Sauferei nicht. Dennoch möchte ich hier noch 2 weitere... contra-ähnliche Überlegungen hinzufügen:

1.) Angeblich war Bury lediglich 5'3' groß - also ziemlich klein (Siehe Quellenangabe, Antwort Nr. 13). Sämtliche Zeugenaussagen bezüglich JTR sprechen von einem größeren Mann (5'5' und aufwärts).

http://www.casebook.org/forum/messages/4922/21828.html

2.) Sollte Bury wirklich JTR gewesen sein, müßte der Mord an Carrie Brown eine Nachahmungstat gewesen sein, da Bury für diesen Zeitpunkt ein hieb- und stichfestes Alibi hat: Er war bereits (auf den Tag genau) seit 2 Jahren tot.

JohnEvans

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Re: william henry bury
« Antwort #62 am: 17.05.2007 01:26 Uhr »
Nach wie vor sehe ich Bury nicht als Verdächtigen. MMn passen weder die lange Vorbereitung, noch die umständliche Tötungsart, und schon gar nicht die wirklich bescheuerten "post mortem" Handlungen seitens des Täters zum Rippers. Das einzige, daß mir gut gefällt, ist seine Körpergröße. 

Angeblich war Bury lediglich 5'3' groß - also ziemlich klein
Ich bin der Meinung, daß der Ripper nicht groß war, höchstens Durchschnitt, falls nicht unterdurchschnittlich groß, sprich: kleiner. Einfach deshalb, weil seine Opfer klein waren. Zumindestens die, die nicht strittig sind.
Und ob die Männer, die von den Zeugen gesehen wurden, der Täter war(en), ist nicht bewiesen.

... da Bury für diesen Zeitpunkt ein hieb- und stichfestes Alibi hat: Er war bereits (auf den Tag genau) seit 2 Jahren tot.
Das ist in der Tat ein hieb- und stichfestes Alibi!!! :icon_lol:

LondonFog

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Re: william henry bury
« Antwort #63 am: 17.05.2007 14:20 Uhr »
1.) Angeblich war Bury lediglich 5'3' groß - also ziemlich klein (Siehe Quellenangabe, Antwort Nr. 13). Sämtliche Zeugenaussagen bezüglich JTR sprechen von einem größeren Mann (5'5' und aufwärts).


Um das als ein wirkliches Argument gegen Bury verwenden zu können, muss man sich die einzelnen Zeugenaaussagen genau anschauen und sich der Frage stellen, welcher der Zeugen eigentlich wirklich den Ripper gesehen hat, bzw. haben könnte.

www.casebook.org/witnesses/

Geht man davon aus, dass die  Zeugen Schwartz (5' 55'' first man /5'11''second man), Constable Smith (5'7'') Lawende (5' 77'') & Hutchinson (5'6'') kann man Bury in der Tat wegen seiner Größe ausschließen.

Bedenken am Rande: Wie genau kann eigentlich eine Größeneinschätzung ohne Vergleichpunkte durch einen Zeugen sein?
Die Zeugen standen ja nicht direkt daneben und konnten die fragliche Person nicht  mit ihrer eigenen Größe abgleichen.
Es können also eigentlich nur grobe Einschätzungen sein und wie gut der entsprechende Zeuge letzlich schätzen konnte, wird sich wohl nicht mehr klären lassen.
 :icon_idea:Worauf ich hinaus will ist folgendes:
Im Fall von Bury macht der Unterschied zu obigen Beschreibungen so ca. zw. 7 -10 cm aus. Könnte man das nicht noch
als im Rahmen einer Größenschätzung tollerablen Abweichung (= Schätzungsfehler) betrachten?

Für jeden, dem 7-10 cm ein zu großer Unterschied sind hier leine Anregung: Lauft mal durch die Fußgängerzone und versucht ganz spontan aus einiger Entfernung die Größe verschiedner Passanten abzuschätzen. -Ihr werden sehen, wie schwer man sich damit tut
zu sagen, ob jemand jetzt ca. 1,60m oder 1,67 m bzw 1,70 m groß ist.

Die Frage ist aber vor allem: Kann man wirklich davon ausgehen, dass sie den Ripper gesehen haben?


Soweit ich weiß ging die Polizei damals hiervon aus. Ich tue mir jedoch schwer damit zu sagen "die müssen den Ripper gesehen haben"
 :icon_arrow: Vielleicht kann mir jemand erklären, warum die Personen, die obige Zeugen gesehen haben der Ripper gewesen sein muss.
(Ganz so zwingend wie das immer dargestellt wird finde ich das nämlich keineswegs. OK, zumindest Lawende könnte wohl recht wahrscheinlich den Ripper gesehen haben)

Ich bin nach wie vor der Meinung, die  Zeugin, bei der es am wahrscheinlichsten ist,  dass sie tatsächlich den Ripper gesehen hat Elizabeth Long ist.
Dummerweise hat Long den Mann, den sie mit Chapman sah erstens nur flüchtig im Vorbeigehen und zweitens nur von hinten gesehen.

Ihre Aussage ist Aussage gibt daher leider nur  wenig her. Trotzdem will ich sie an dieser Stelle wiedergeben :

"I did not see the man's face, but I noticed that he was dark. He was wearing a brown low-crowned felt hat. I think he had on a dark coat, though I am not certain. By the look of him he seemed to me a man over forty years of age. He appeared to me to be a little taller than the deceased.
[Coroner] Did he look like a working man, or what? - He looked like a foreigner.
[Coroner] Did he look like a dock labourer, or a workman, or what? - I should say he looked like what I should call shabby-genteel.
[Coroner] Were they talking loudly? - They were talking pretty loudly. I overheard him say to her "Will you?" and she replied, "Yes." That is all I heard, and I heard this as I passed. I left them standing there, and I did not look back, so I cannot say where they went to.
[Coroner] Did they appear to be sober? - I saw nothing to indicate that either of them was the worse for drink.
Was it not an unusual thing to see a man and a woman standing there talking? - Oh no. I see lots of them standing there in the morning.
[Coroner] At that hour of the day? - Yes; that is why I did not take much notice of them.
[Coroner] You are certain about the time? - Quite"

(Quelle: London Times  vom 13. September 1888)

 :icon_arrow: Und jetzt der Springende Punkt: Capmann war 5 feet groß. 
Wenn der Mann den Long bei ihr sah  der Ripper war, muss man für diesen eine Größe von  ungefähr zwischen 5 feet 2 inches und 5 feet 4 inches annehmen um im von Long angegebenen Größenspielraum (" a little taller" ) zu bleiben.

-Diese Größeneinschätzung begegnet keinen Bedenken, denn Long hatte einen Bezugspunkt (Chapman) für ihre Größenschätzung.

Wäre der Mann bei Chapman von einer Größe von 5' 7 '' oder ähnlichem gewesen, wäre dass ein merklicher Unterschied zwischen Chapman und dem Mann neben ihr gewesen und Long hätte wohl nicht "a little taller" sondern zumindest "taller" gesagt.

 :icon_arrow: Das passt dann (zumindest was die Größe angeht) doch recht gut auf Bury oder nicht?


 



Alexander-JJ

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Re: william henry bury
« Antwort #64 am: 17.05.2007 17:04 Uhr »
Klar passt die Größe zu Bury bzw. Bury zur angegebenen Größe. Leider sind die meisten Menschen ungefähr gleich groß (vor allem bei einer Fehlertoleranz von 10 cm) ... ;)

LondonFog

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Re: william henry bury
« Antwort #65 am: 17.05.2007 20:47 Uhr »
Das ist kurz und knapp das was ich sagen wollte.


@pathfinder: Danke, dass du oben für mich übernommen hast. was das motiv angeht hab ich noch eine kleine Ergänzug:
                   Vielleicht vermutete Bury auch dass seine Frau wusste das er der Ripper war und hat sie deshalb beseitigt.
                   Zugegeben, finanzielle Motive sind wohl doch wahrscheinlicher. :icon_mrgreen:


Fassen wir mal den Stand der Dinge bis hierhin zusammen:
Dazu eignet sich ein Macpherson Zitat glaube ich ganz gut : " ... Bury can't be excluded"

Gut, es gibt vielleicht die ein oder andere Merkwürdigkeit die gewisse Zweifel aufkommen lassen kann, aber einen zwingenden Grund
dass Bury nicht der Ripper gewesen sein könnte sehe ich nach wie vor nicht.
(OK,  es ist zugegebener maßen wohl schwieriger jemand zwingend zu entlasten als ihn durch (erdrückende) Indizienketten zu be-
lasten - aber wenn einem das nicht gelingt, hat man keinen Grund ihn nicht als Verdächtigen ernst zu nehmen!)

 :icon_arrow:Es bleibt wohl dabei, weder die Bury-Gegner noch die Bury-Befürworter können wohl mit wirklich zwingenden Argumenten (oder gar Beweisen) aufwarten und einander überzeugen.
 
Die einen finden ihn zu ungeschickt und inkonsequent um ihn für den Ripper zu halten. Für sie ist er einfach nur ein alkohlabhängiger Wichtigtuer.

Für die anderen passt er einfach zu gut ins Täterprofil um ihn nicht für den Ripper zu halten. Es verketten sich zu viele einzelne Indizien
und Begebenheiten in der Geschichte Burys um das ganze einfach als eine Anhäufung von Zufällen abzutun.
Das ganze gibt einfach ein  gutes und stimmiges Gesamtbild.

 :icon_arrow: Ich muss an dieser Stelle mal noch was loswerden: Steh ich eigentlich alleine da, wenn ich den Eindruck habe, dass hier allgemein die Tendenz besteht, den Ripper zu einer Art "Mastermind"-Mörder / "Superkiller" zu idealisieren?
 Ich meine es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie unglaublich clever und geschickt der Ripper gewesen sein muss. Dass er die Tatorte und Tatzeiten sorgfältig und geschickt gewählt hat und immer flüchten konnte, dass er nie gefasst würde, etc.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit meiner Meinung ganz allein dastehe, halte ich das für einen ausgemachten Unsinn.
Das einzig besondere an den Whitechapel -Morden ist das vom Mörder an den Tag gelegte Außmaß an Grausamkeit und Bestialität. Ansonsten ist an der Sache doch nicht mehr dran als bei anderen Serienmördern. OK, es würde nie festgestellt, wer der Ripper wirklich war - das macht ja den Reiz am Thema aus- aber ob das nun wirklich ein Verdienst des Rippers ist? Ich wage es zu bezweifeln.









Offline Isdrasil

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Re: william henry bury
« Antwort #66 am: 17.05.2007 20:52 Uhr »
:icon_arrow: Ich muss an dieser Stelle mal noch was loswerden: Steh ich eigentlich alleine da, wenn ich den Eindruck habe, dass hier allgemein die Tendenz besteht, den Ripper zu einer Art "Mastermind"-Mörder / "Superkiller" zu idealisieren?
 Ich meine es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie unglaublich clever und geschickt der Ripper gewesen sein muss. Dass er die Tatorte und Tatzeiten sorgfältig und geschickt gewählt hat und immer flüchten konnte, dass er nie gefasst würde, etc.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit meiner Meinung ganz allein dastehe, halte ich das für einen ausgemachten Unsinn.
Das einzig besondere an den Whitechapel -Morden ist das vom Mörder an den Tag gelegte Außmaß an Grausamkeit und Bestialität. Ansonsten ist an der Sache doch nicht mehr dran als bei anderen Serienmördern. OK, es würde nie festgestellt, wer der Ripper wirklich war - das macht ja den Reiz am Thema aus- aber ob das nun wirklich ein Verdienst des Rippers ist? Ich wage es zu bezweifeln.

Wie kommst du denn darauf, dass du alleine dastehst?

Genauso gut könnte man sagen, es herrscht die Tendenz, Scotland Yard als einen Verein von Superdeppen hinzustellen. Meines Erachtens hatte der Ripper eine gehörige Portion Glück an seiner Seite, aber auch die Kenntis des Mordumfeldes. Also eine gesunde Mischung aus Beidem.

Grüße, Isdrasil

JD

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Re: william henry bury
« Antwort #67 am: 18.05.2007 07:37 Uhr »
Steh ich eigentlich alleine da, wenn ich den Eindruck habe, dass hier allgemein die Tendenz besteht, den Ripper zu einer Art "Mastermind"-Mörder / "Superkiller" zu idealisieren?

Das tust du nicht, LondonFog. Ich selbst habe mir diese Frage in einem Moment kritischer Selbstreflektion bereits gestellt. JTR ein torkelnder Säufer, der tagsüber Sägespäne verkauft? Oder ein extravaganter Quacksalber, der falsche Militär-Uniformen trägt? Also nee! Wenn schon nicht der Leibarzt der Queen, ein brühmter Künstler oder gar Prinz Eddy himself*, dann sollte es doch zumindest ein aufstrebender junger Assistenz-Chirurg gewesen sein, bitteschön.

ABER: War denn JTR wirklich diese coole effiziente Tötungsmaschine, als die wir ihn heute idealisieren/romantisieren? Wohl kaum. Wenn er die Morde wirklich im Voraus geplant hat und die Opfer- und Tatortauswahl nicht spontan erfolgte, dann hat er sie schlecht geplant. Beim Mord an Annie Chapmann ging er bereits ein relativ hohes Risiko ein und beide Morde des Double Events erscheinen mir nahezu halsbrecherisch riskant. Insofern schließe ich mich Isdrasils Einschätzung an: Ortskenntnis (plus kurzer Heimweg) und Glück gehabt. Nix Superhirn.

Desweiteren wissen wir doch, dass Serienmörder im Regelfall ziemlich arme Würstchen sind. Der gebildete Ted Bundy ist die Ausnahme von der Regel, Dr. Hannibal Lecter ist pure Fiktion und die angeblich hach-so-intelligenten Zodiac-Cyphers hätte auch ein aufgeweckter Teenager verfassen können.

All das bedeutet natürlich nicht zwingend, dass JTR nicht doch ein Assistenz-Chirung oder der Zodiac ein Mathematik-Professor waren, aber jene von LondonFog attestierte Idealisierungs-Tendenz habe ich auch schon festgestellt und davon sollten wir weg kommen.

--------------------

* Ich möchte betonen, dass ich nie an eine DIESER Möglichkeiten geglaubt habe.

Offline Isdrasil

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Re: william henry bury
« Antwort #68 am: 18.05.2007 10:28 Uhr »
Hi

Sicher herrscht in manchen Punkten eine Idealisierung Jack the Rippers vor, doch dies können wir doch auf eine ganz einfache Ursache reduzieren:
Die meisten Einsteiger lernen dieses Thema durch die populären Medien und ihren Auswüchsen dar - und sei es nun "From Hell" oder sonstige Outputs, der Ripper wird dort eben meist etwas stilisierter dargestellt. Dies liegt zum einen an der nötigen Massenkompatibilität, zum anderen ganz einfach daran, dass es sich bei Filmen um künstlerische Ergüße handelt - und daher ganz einfach die Fantasie eine ganz große Rolle spielt.
Nicht nur Jack the Ripper wird auf diese Weise idealisiert - dies wird meist mit dem ganzen Umfeld und dem viktorianischen England getan. Du kannst einfach keinen "Superkiller" erschaffen, wenn du die Umgebung nicht dementsprechend anpasst.
Das Problem der Verdächtigen ist daran verankert, dass bei normalen, armen Würstchen unheimlich schwierig Nachforschungen anstellen lassen. Bei bereits auffälligen Kriminellen gibt es einfach mehr Akten und Hinweise, die man verfolgen kann. Daher trifft es wohl meist solche Typen, und nicht den braven Nachbarn von nebenan.

Die Idealisierung sehe ich nicht als Problem, sondern eher als ein Phänomen, von dem Einsteiger betroffen sind und vor dem Fortgeschrittene nicht die Augen verschließen sollten. Weshalb sollten wir davon wegkommen wollen?

Ich frage Euch beide mal ganz ehrlich: Hattet ihr etwa von Anfang an eine ganz nüchterne Sicht auf den Fall oder hat sich eure Sichtweise im Laufe der Zeit geändert? Ich kann nicht glauben, dass irgendjemand noch nie von einer Idealisierung jeglicher Art betroffen war.

Grüße, Isdrasil

Aber by the way: Wir dürfen nicht allzu sehr vom Thema abkommen  :icon_wink:

Wie wäre es damit: http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,843.0.html
« Letzte Änderung: 18.05.2007 10:41 Uhr von Isdrasil »

LondonFog

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Re: william henry bury
« Antwort #69 am: 18.05.2007 19:36 Uhr »
@ Isdrasil

Du hast natürlich recht.
Das war auch eher Hinweis und  Aufforderung die "Arbeit" des Rippers  nüchterner zu betrachten gedacht.
Was ich damit bezwecken wollte war eigentlich nur, dass sich jeder mal darüber Gedanken macht, was er für ein Bild von JTR hat und
mal kritisch darüber nachdenkt warum.
Insbesondere weil hier immer wieder die These vertreten wurde, Bury könne nicht der Ripper gewesen sein, weil er zu diletantisch und unorganisiert gewesen sei.

-Wir können  nicht einfach Verdächtige ausschließen, weil sie nicht mit einem idealisierten Täterbilds korrespondieren.-

Zu deiner Frage: ("Ich frage Euch beide mal ganz ehrlich: Hattet ihr etwa von Anfang an eine ganz nüchterne Sicht auf den Fall oder hat sich eure Sichtweise im Laufe der Zeit geändert?")

War natürlich so. Aber genau deshalb fühle ich mich gerade zu  verpflichtet diese Tendenz anzusprechen und zur nüchternen Betrachtung aufzurufen.






 


Offline Pathfinder

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Re: william henry bury
« Antwort #70 am: 18.05.2007 19:58 Uhr »

-Wir können  nicht einfach Verdächtige ausschließen, weil sie nicht mit einem idealisierten Täterbilds korrespondieren.-


 :icon_thumb:den satz unterschreibe ich sofort.
UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!

JD

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Re: william henry bury
« Antwort #71 am: 18.05.2007 20:12 Uhr »
@ Isdrasil

Die Idealisierung sehe ich nicht als Problem, sondern eher als ein Phänomen, von dem Einsteiger betroffen sind und vor dem Fortgeschrittene nicht die Augen verschließen sollten. Weshalb sollten wir davon wegkommen wollen?

Weil eine solche Idealisierung/Romantisierung den Blick für die Tatsachen verschleiern und zu Trugschlüssen führen kann - Wenn man sie im Hinterkopf mit sich herumschleppt anstatt sie distanziert als das Phänomen zu betrachten, wie du es tust.

Ich frage Euch beide mal ganz ehrlich: Hattet ihr etwa von Anfang an eine ganz nüchterne Sicht auf den Fall oder hat sich eure Sichtweise im Laufe der Zeit geändert? Ich kann nicht glauben, dass irgendjemand noch nie von einer Idealisierung jeglicher Art betroffen war.

Auch wenn diese Frage wohl eher rhetorischer Natur war: Der erste Absatz meines letzten Beitrags ("Das bist du nicht...") bezog sich in in erster Linie auf mich selbst und meine Herangehensweise an diesen Fall, erst in zweiter Linie auf die allgemeine Diskussion. Ich bin mir der Gefahr also durchaus bewußt.

Wie wäre es damit: http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,843.0.html

Diesen Thread kannte ich noch nicht. Danke für den Hinweis!

Aber by the way: Wir dürfen nicht allzu sehr vom Thema abkommen  :icon_wink:

Wohl wahr. Zurück zu Mr. Bury.

Offline Pathfinder

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Re: william henry bury
« Antwort #72 am: 19.05.2007 20:39 Uhr »

also ich persönlich glaube nicht, dass jtr alles bis ins detail geplant hat (tatort, art des vorgehens ect.). denke mal er hat sich auf den weg gemacht und die "gelegenheit" abgewartet. nicht mehr und nicht weniger. von glück möchte ich auch nicht unedingt sprechen, ja man kann, aber er ist einfach nicht erwischt worden. jeder mörder, einbrecher, dieb oder schläger der nicht erwischt wird hat in diesem sinne ja auch glück. aber von glück dabei zu sprechen halte ich für weit ausgeholt.

aber dass jtr besoffen solche taten verbringen kann, halte ich eher für ausgeschlossen. wobei ich nichts über die trinkgewohnheiten von bury sagen kann. doch ein säufer ist meistens um diese zeit voll und man muss zugeben, dass jtr seine tathandlung doch mit einer gewissen "logik" begangen hat ("fachmännisches" entfernen der organe), ob dies in einem gewissen rauschzustand geschehen kann, bezweifel ich.

auch die tatsache, dass meiner meinung nach der ripper sich evtl. durch briefe, graffito oder päckchen makaber in szene gesetzt hat lässt mich nicht gerade an einen säufer denken. aber wie gesagt, dass ist meine meinung und ich kenne das ausmaß von burys trinksucht nicht.
UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!

LondonFog

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Re: william henry bury
« Antwort #73 am: 28.05.2007 17:39 Uhr »
...aber wie gesagt, dass ist meine meinung und ich kenne das ausmaß von burys trinksucht nicht.

Genau das ist der Punkt. Wir wissen eben nicht so genau wie es um Burys Alkoholkonsum tatsächlich  bestellt war.

Betrachten wir die Aussagen die sich auf Burys Trinkgewohnheiten in London beziehen kann man schon den Eindruck gewinnen, dass
er alkoholabhängig war.
Man muss jedoch berücksichtigen, dass diese Aussagen von der Schwester von Ellen Bury und der ehemalige Arbeitgeber Burys
stammen und beide ihm nicht besonders wohlgesonnen waren.
Zudem: Was die Zeit in Dundee angeht ergibt sich ein komplett anderes Bild. Hier trinkt Bury mäßig und verhält sich gesittet.
 :icon_arrow: Dass passt nicht so Recht in das Bild eines schweren Alkoholikers der nicht anders kann als sich ständig volllaufen zu lassen.
                   Wir sollten daher was Burys Alkoholkonsum angeht vorsichtig sein und ihn nicht zum wandelnden Bierfass erklären.
   
Außerdem:

Ich hab das oben schon mal geschrieben, wiederhole mich aber gern: Selbst wenn  Bury alkoholabhängig war,  kann er mal einen klaren Tag (oder zumindest eine Stunde) gehabt haben an dem er einen Mord begeht. Er muß ja nicht, nur weil er viel und oft getrunken hat, sein ganzes Leben im Dauerrausch verbracht haben.


auch die tatsache, dass meiner meinung nach der ripper sich evtl. durch briefe, graffito oder päckchen makaber in szene gesetzt hat lässt mich nicht gerade an einen säufer denken.

Gut dass du das "evtl." eingebaut hast. Über diese ganzen Kontaktaufnahmen des Ripper lässt sich ja bekanntermaßen vortrefflich streiten und jeder hat wohl zu den einzelnen "Mitteilungen" seine eigene Meinung.

Ich bin nach wie vor stark am zweifeln, ob irgendeine, bzw. welche davon wirklich vom Ripper stammt und fasse hier mal kurz meinen
derzeitigen Meinungsstand zusammen:

1. Dear Boss Brief und die anschließende Postkarte : nein

2. Paket und Brief an Lusk: Gut vorstellbar, spricht wohl einiges dafür.

3. Graffito : wohl am wahrscheinlichsten, weil der Stofffetzen von Eddowes auch dort lag.

[ein kleiner Restzweifel meinerseits: Warum muss das Graffito vom Ripper stammen? Kann das nicht jemand anders an die Wand geschrieben haben und der Ripper hat danach rein zufällig den Stofffetzen dorthingeworfen.
OK, das wäre schon ein sehr merkwürdiger Zufall. Das Graffito stammt wohl vom Ripper. ] 

 Das ist meine Meinung, ich weiß dass man jeden der Punkte 1-3 auch mit guten Gründen anders sehen kann.
 :icon_arrow:  Dass solche Mitteilungen nicht zu einem Säufer passen sehe ich anders.
 Insbesondere was das Graffito angeht. Gerade durch Alkoholeinfluß könnte sich die Mitteilungsbedürftigkeit des Rippers und die  rassistische Tendenz des Graffitos doch gut begründen. Das Graffito wirkt nicht sonderlich durchdacht (welcher Zweck? warum dort?)
sondern eher als spontaner Einfall. Dazu muss man keinesfalls nüchtern sein.

             











 

Offline Isdrasil

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Re: william henry bury
« Antwort #74 am: 28.05.2007 19:31 Uhr »
Hi

Ich sehe im Trinkverhalten Burys kein Problem. Wollen wir etwa nach diesem Ausschlussverfahren arbeiten? Nach dem Motto: Bury war ein Alkoholiker - also kann er nicht der Ripper gewesen sein. Heißt das im Umkehrschluss: Alkoholiker können keine Serienmörder sein? Erscheint mir alles ein wenig zu pauschal. Auch an den Taten lassen sich keine Merkmale erkennen, die auf den Geisteszustand des Täters hinweisen. Die Verdächtigenpalette reicht von intelligenten Medizinern hin zu schwachsinnigen Irren. Da müssen schon andere Argumente her...

Einen entscheidenden Punkt sehe ich beim Vergleich Bury-Ripper in den Attacken, die den Hals betreffen.

Es wird allgemein angenommen, dass der Ripper seine Opfer zunächst würgte, um danach den Kehlenschnitt anzusetzen. Die Lautlosigkeit der Taten, die Würgemale an den Hälsen, und die hervorgequollenen Zungen sowie andere Merkmale weisen auf diese Vorgehensweise hin.
Man kann also davon ausgehen, dass die Opfer des Rippers zum Zeitpunkt des Kehlenschnittes bereits ohnmächtig, wenn nicht sogar tot waren.
Der Kehlenschnitt diente dem Ripper also nicht primär zu Tötungszwecken - ich betrachte ihn vielmehr als einen Teil seiner Persönlichkeit, seiner Visitenkarte, oder besser: Der Schnitt gehört zu den Schlüsselreizen und ist ein Markenzeichen des Rippers.

Bury hingegen wandte diesen Schnitt nicht an. Er beschränkte sich auf die Mutilation des Unterleibs. Wäre er der Ripper, so hätte er die Kehle Ellens wohl auch im toten Zustand durchtrennt. Noch dazu fällt mir ein wichtiges Merkmal auf: Bury strangulierte seine Frau mit dem Strick. Wäre Bury der Ripper, so hätte er dies gewiss mit den eigenen Händen getan - er besaß anscheinend die körperliche Kraft dazu (zu sehen an der Beobachtung von Miss Haynes). Und weshalb mutilierte Bury seine Frau nicht schon zum Tatzeitpunkt und erst am Morgen danach? Weil er zu betrunken war? Wohl kaum - denn wer noch dazu in der Lage ist, mit dem Strick eine Frau zu strangulieren, der kann auch noch ein Messer führen.

Meine Schlussfolgerung nach längerer Beschäftigung mit Bury: Völlig unterschiedlicher MO und Motivation.

Grüße, Isdrasil