Sie musste ja mit meinen Vorgaben vorlieb nehmen und die konnte ich ja nur nach bestem Wissen und Gewissen angeben. Aber dennoch ihre Erklärung: Da war die Wohnortnähe nahe dem Stride Tatort, 25 Providence Street gegenüber dem Dutfields Yard und, falls der Polizei damals bewusst, der frühe Wohnort von Woolf Abrahams am Dutfields Yard in der Berner Street. Sollte die blutige Wäsche aus der Batty Street (wiederum von den anderen beiden Orten in einer Minute zu erreichen) irgendwie der Familie zugeordnet worden sein, dann hätte er erst einmal in den Mittelpunkt der Ermittlungen gelangt sein können. Er sollte auf jeden Fall einer genaueren Vernehmung unterlegen gewesen sein. Möglicherweise war er dabei sehr unsicher. Ich fand das ebenfalls sehr spannend mit ihr darüber zu reden, da ihr gerade auch die Begegnung Pipeman vs. BS Man (Stride Angreifer), wie von Schwartz geschildert + die eher leisen Schreie von Stride, sehr merkwürdig vorkam. Die ganze Szenerie hatte etwas intimes, ähnlich wie Schwartz es äußerte, als ob sich alle drei kannten (Stride, Pipeman und BS Man). Sie hielt es für möglich, dass es sich bei den Männern um Woolf (Pipeman) und um Aaron (BS Man) gehandelt haben könnte. Interessanterweise schilderte Schwartz Pipeman 5 Jahre älter als den BS Man. Woolf (geb. 1860) und Aaron (geb. 1965) unterschieden sich im Alter genau um 5 Jahre. Ich teile nicht ganz diese Ansicht aber es ist natürlich alles andere als abwegig. Die Eckkneipe, aus deren Eingang Pipeman trat, lag ja quasi vor Woolf´s Haustür. Falls Aaron der Killer war, dann war Woolf sicherlich bewusst, wie sehr dieser Frauen hasste oder auch schon Zeuge, wenn dieser Frauen bedrohte oder attackierte, zumindest während seiner psychotischen Schübe. Vielleicht kannte man Stride und er wollte seinen Bruder zur Ordnung rufen. Aaron könnte sich aber fünf Minuten später wieder Stride zugewandt haben, um Sie zum Schweigen zu bringen, wer weiß, was Sie ihm gegenüber geäußert hatte (während der Abfolge der vorherigen Attacke). Es gab ja eine Mitteilung nach der Nacht des Double Event, in der Männer dieser Begegnung ausfindig gemacht worden sind, wobei einer nicht glaubhaft in seinen Erklärungen gewesen sein soll. Das alles noch vor der Entdeckung der blutbefleckten Kleidung in der Batty Street. (vielleicht hätte ein Schwartz sogar -wenigstens- einen Woolf wiedererkannt). Hat Woolf seinen Bruder Aaron mit Stride gesehen, dann wusste er, dass er ihr Mörder sein könnte und damit auch der Mörder von Eddowes, Chapman, Nichols und Tabram, also Leather Apron, der Whitechapel Mörder und letztendlich Jack the Ripper. Da hätte ich auch angefangen zu stottern. Es ist gut möglich, dass Woolf nicht nur einen Wohnsitz zu der Zeit in der Providence Street hatte, sondern auch in der Yalford Street gegenüber der Greenfield Street in der ja die anderen Geschwister (Matilda, Isaac) lebten. In dieser Straße, Yalford Street, lebte, glaube ich, auch noch ein Bruder von Matilda´s Mann Morris, der Israel. Aaron hätte überall in dieser Gegend untergebracht gewesen sein können, ohne gleich aufzufallen. Woolf wollte seinen Bruder sicherlich schützen, in solch einem Falle und wäre dadurch selber in Verdacht geraten. Ganz kurz, und da war Sie deiner Meinung, hätte Woolf die Schuld auf seinen Bruder geschoben haben können aber bei genauerer Betrachtung kommt Aaron denn doch eher in Frage. Ihre Meinung und das ganz klar, solche vollkommen irren und enormen Verstümmelungen können nur von einem sehr schwer geisteskranken Menschen kommen. So krank, dass wir diese Störung auch in einem Gespräch deutlich wahrnehmen würden. Sie stimmte mit mir überein, dass der Aaron, wenn der Ripper, durchaus zunächst von der Polizei als unmöglicher Täter eingestuft worden sein könnte. Zumindest für eine kurze Zeit. Eben aufgrund seiner vielleicht auch komischen Wahnvorstellungen, seines vollkommen unlogischen Denkens, möglicherweise auch wegen seiner Unreife, die ihn hat wie ein kleines Kind erscheinen lassen. Kann sein, dass er sogar nicht unattraktiv war, selbst wenn kleine Narben oder ähnliches vorhanden waren und auch wenn er gestottert hätte o.ä. Ein kranker Mensch eben, unfähig eine solche Tat zu begehen. Die Polizei könnte aber dann doch recht schnell bemerkt haben, aufgrund der Geographie, dass er schlicht und einfach Glück hatte und stets schnell irgendwo unterkam. Oder meistens zumindest. Zwei mögliche Wohnsitze von Woolf Abrahams (Providence Street und Yalford Street) zur Zeit der Mordserie, hielte auch die Chance bereit, dass in einem davon Aaron an bestimmten Tagen alleine war, vorwiegend zum Wochenende hin, neben der Werkstatt von Isaac natürlich.
Ich habe einmal im Leben eine Begegnung zweier Menschen erlebt, von dem einer den anderen abgrundtief hasste. Die Gründe dafür hatten einen realen Ursprung, direkt auf die gehasste Person bezogen aber dennoch mittlerweile eine eindeutig paranoide Färbung. Jederzeit war mit einer plötzlichen Attacke zu rechnen, deren Fantasie sicherlich die absolute Vernichtung darstellte. Es war unheimlich und die kranke Person tat mir unheimlich leid. Aber da war dieses Gefühl, dass man da gar nichts machen kann als Außenstehender, es ist fest verankert in der betroffenen Person. Vielleicht fühlte so die Familie von Aaron Kozminski.