Hi
Interessante Diskussion!
Zur Frage des Motivs: Da denke ich wie Shadow Ghost. Die Morde erscheinen mir in ihrer Natur einfach zu straight, nach dem inneren Drehbuch des Täters verlaufend. Dieser Täter wusste von Anfang an, was er mit den Opfern tun wollte und hatte darin eine gewisse Routine. Daher denke ich, dass er sich eingehender mit diesen speziellen Verletzungsmustern beschäftigt hatte – und in erster Linie findet sich dies bei sexuell motivierten Tätern.
Bei einem primären Rachemotiv, einer Verschwörung etc. würde ich mir einfach breiter gefächerte und verschiedene Verletzungsmuster vorstellen. Bei Rache kommt es ja nicht darauf an, wie man das Opfer tötet, sondern einfach das man es tut. KvN hat zwar einige schöne Beispiele spezieller Racheriten genannt - aber das Ausweiden in dieser Form dürfte nicht dazu gehören. Unter diesen Umständen im East End viel zu aufwendig.
Wenn ich mich an jemandem rächen möchte, dann weide ich ihn noch lange nicht aus – da muss zwangsläufig auch eine kranke und pathologische Komponente vorhanden sein, die ich auch als Ursache, als primäres Motiv vermuten würde. Dieses Ausweiden hat den Täter gewiss nicht angeekelt oder abgestoßen, er wurde nicht dazu gezwungen – nein, es hat ihm Spaß gemacht, er konnte es und es ist nicht als Bedingung an ein Motiv gekoppelt. Die Steigerung verrät dies. Der Täter experimentierte, lernte, baute aus.
Also: Eindeutig eine psychopathologische Komponente.
Natürlich kann ein zweites Motiv hinzukommen, von mir aus auch Rache. Aber durch dieses Motiv wäre die Serie bestimmt nicht auf die Kanonischen Fünf begrenzt, sondern der Täter würde bedingt durch seine krankhafte Störung auch nach Vollendung seines Rachefeldzuges irgendwo seine Morde fortsetzen, möglicherweise andere Gründe finden. Es bleibt ganz einfach in meinen Augen absolut unzureichend, Rache oder Verschwörung, Abschreckung oder sonstiges als Motiv anzusehen. Dies kann nur als Komponente in einem Motivkomplex gelten und erklärt in keinster Weise, weshalb der Täter nun nach Kelly bzw. Eddowes augenscheinlich aufhörte. An eine plötzliche Heilung kann ich bei diesem Täter nicht glauben.
Wie immer natürlich alles rein subjektiv.

Ich denke auch, man sollte von dieser Idee des "einen Motivs" etwas wegkommen. Es gibt immer einen Motivkomplex. Da stimme ich mit Lestrade überein. Es gibt mindestens einen Grund, weshalb der Täter die Opfer derart verstümmelte und mindestens einen Grund, weshalb es gerade (diese) Frauen waren. Das macht die Sache aber auch nicht leichter, was?
Grüße, Isdrasil