Autor Thema: Swanson  (Gelesen 121069 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #15 am: 05.01.2011 15:42 Uhr »
@Craddock

Damit wären aber nicht nur die Kandidaten von Lestrade raus, sondern eigentlich auch Aaron Kosminski...

Oder nur dieser Aaron Kosminski...

Dieser Gedanke beschäftigt mich schon sehr lange...
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline panopticon

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Re: Swanson
« Antwort #16 am: 05.01.2011 16:37 Uhr »
Hallo KvN!

Deine Überlegung bezüglich Warren finde ich hochinteressant!  :good: Wurde das im Forum so schon mal in einem eigenen Thread näher diskutiert - z.Bsp. auch inklusive der generellen, erkennbaren Unterschiede bezüglich des ´Stils´ der Amtsführung von Warren und  Monro...? (Könnte mich jetzt nicht daran erinnern und fand bei schneller Suche danach gerade auch nichts, was dem eindeutig entspricht - aber vielleicht habe ich es ja übersehen...)

Grüße,
panopticon

KvN

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Re: Swanson
« Antwort #17 am: 05.01.2011 18:16 Uhr »
Vielen Dank!
Nein, mir ist auch keine diesbezügliche Diskussion bekannt. Aber wir können das Thema ja mal starten...

Grüße

Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #18 am: 05.01.2011 23:37 Uhr »
Oder nur dieser Aaron Kosminski...

Dieser Gedanke beschäftigt mich schon sehr lange...

Damit dürftest du wohl nicht alleine dastehen. Ich halte den armen Aaron ja auch nur aufgrund der Tatsache am wahrscheinlichsten für die Identifizierung, da bisher noch kein anderer Kos/zminski/y/ie aufgetaucht ist. Grundsätzlich bleibt ja ohnehin alles im nebulösen. Vor allem der Zeitpunkt der angeblichen Identifizierung wandert immer weiter nach hinten, je mehr Zeit man damit verbringt, sich wirklich mit der Materie zu befassen. Anderson erwähnt 1892 etwa noch nichts, was auf eine Identifizierung hindeuten würde. Um 1907 herum scheint er zu einem gewissen Teil auch immer noch die Theorie nicht verworfen zu haben, dass möglicherweise Barnett etwas mit der Sache zu tun haben könnte. Wirklich interessant wäre dahingehend ja mal, wessen Verdächtiger Kosminski denn nun wirklich war. Anderson erscheint mir da mehr und mehr unwahrscheinlicher, es wirkt eher so, als habe er um 1910 herum die Meinung von anderen übernommen, aus welchen Gründen auch immer. Eventuell liegt der Denkfehler ja schon darin, dass wir "Kosminski" (die Alternativbuchstaben lass ich jetzt mal  :biggrin:) gemeinhin als "Anderson´s Suspect" ansehen. Eventuell geht der eher auf Swansons Kappe und wurde zuerst von McNaghten und schließlich auch, zähneknirschend, von Anderson übernommen. Erstaunlich ist dabei allerdings, dass McNaghten 1894 "Kosminski" nur an Position 2 gelistet hat. Wäre das wahrscheinlich, wenn zuvor eine positive Identifikation stattgefunden hätte? Alles wahnsinnig undurchsichtig. Langsam bin ich auch fast soweit, die Identifikation als Wunschdenken abzutun...

@KVN
Wirklich kein schlechter Gedanke, über den es sich durchaus lohnen würde, ein wenig zu diskutieren.

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #19 am: 06.01.2011 11:19 Uhr »
Morjen Craddock!

Nun ja, immerhin erwähnte Macnaughten, dass dieser Kosminski um den März 1889 in eine Anstalt verschwand... bei der Identifizierung, dürfte Macnaughten noch nicht dabei gewesen sein... Vielleicht wußte er auch garnichts von einer Identifizierung, er erwähnte ja nur den PC vom Mitre Square... Wieviel Leute sollten überhaupt an so etwas teilnehmen? 100? 50? Nein, 3-4 Beamte und eine Hand voll Pcs vielleicht, wenn es hoch kommt. Und wenn sie schief läuft, wie diese, wird niemand hinausgehen und diesen Mißerfolg herausposaunen...

Macnaughten hatte wohl eine Vebindung von einem Familienangehörigen zu Druitt, jener Verwandte soll ihm wohl berichtet haben, wie "strange" Druitt schon früher war, zu Schul.- oder Ausbildung. bzw Studienzeiten. Aber da können dir wohl andere aus dem Forum besser helfen, ich bekam das nur am Rande mit... Am ehesten war wohl etwas Wichtigtuerei bei Macnaughten dabei. Kosminski schien ihm aber sehr zu interessieren, doch Druitt wäre für ihn wohl spektakulärer gewesen...

Und wie bereits erwähnt, die Leute die in Australien bei Zena Shine nach Aaron Kosminski fragten, sprachen eben von einem Aaron, den Sie ja auch so bestätigen konnte, auch mit Colney Hatch und so aber entweder bin ich zu blöd oder übersehe da etwas, denn ich erkenne keine Verbindung zu der Familie von unserem Aaron Kosminski zu ihr. Sagar erwähnte mal, das Verdächtige, die mit diesem Fall zu tun hatten, nach Australien gingen, eben in jenes Land, wo diese Zena Shine wohnt. Und von Sagar wissen wir, das er einen Mann aus der Butcher´s Row, für den Täter hielt. Und diese Leute, die nach Australien gingen änderten ihre Namen und ein Zweig davon führt in die Butcher´s Row, besser gesagt dann unter der Bezeichnung Aldgate High Street. Die ursprünglichen Namen bestanden aus Kosminski/Kaminsky. Ein Mann soll wohl Wolf Kosminski geheißen haben und nichts mit Wolf Abrahams, dem Schwager unseres Aaron Kosminski zu tun gehabt haben. Ein Mann, ich glaube er selbst, wurde von Nachkommen als sadistisch und grausam bezeichnet.

Natürlich bin ich bei solchen Äußerungen sehr vorsichtig. Es sind m.E. unsichere Quellen, oder sie sind es noch. Aber es bleibt zmindest die Möglichkeit bestehen, das Swanson mit allem Recht hatte, so wie er es formuliert, wir aber alle ständig den falschen Kosminski anschauen. Nur wo und wie ihn suchen? Es gibt noch einen Aaron in diesem Falle, Aaron Davis (David Cohen), der Swanson´s beschriebenen Schicksal gleicht und sich in seinem Benehmen von unserem Aaron Mordke Kosminski arg unterscheidet. Aber bei diesem müssen wir eben davon ausgehen, das er erst kurz im Lande war und dementsprechend nicht der Täter war. Wie lange er tatsächlich im Lande war wissen wir nicht. Anderson sagte, der Täter war ein Ausländer aus Osteuropa, Macnaughten erwähnt eine Anstellung dieses Mannes in einem Krankenhaus in Polen. Männer wie Levy und Hyams fallen als in London geboren raus, Kosminski und Cohen aber nicht.

Aber es hilft alles nichts. Weiterhin müssen wir davon ausgehen, dass es sich um Aaron Mordke Kosminski handelt. Ich hoffe , dass es eines Tages dazukommt, das wir das Datum der Seaside-Home Identifikation erfahren. Dies wäre ein entscheidener Schritt, will ich meinen.

Warum "schwankten" Männer wie Swanson oder Anderson in ihren Aussagen oder Angaben? (Was ich bei beiden allerdings nicht wirklich so sehe) Es könnte daran gelegen haben, dass sie neben den "Torsomorden" auch noch andere Verbrechen zu lösen hatten (MacKenzie, Coles) und es für sie schwierig war, diese Rippermorde, von den Torsofunden und den anderen übrigen Morden strikt zu trennen. Dies meine ich nicht kriminaltechnisch sondern vom Kof her. Das alles waren grausame Verbrechen, alle mit unbefriedigenden Ergebnissen. Und es gab sicherlich eine Reihe Verdächtiger Männer, denen man vieles, wirklich vieles zugetraut hatte. Solltest du dann wirklich jemanden als Verdächtigen gehabt haben, der dann stirbt und Verbrechen jener Art gehen dann trotzdem weiter, dann zweifelt der Mensch automatisch an seinen Ergebnissen. Ich denke, das Resümee eines Swanson und Anderson war, vielleicht im nachfolgenden auch eines Macnaughten, dass die Kanonischen Fünf, die Opfer von Jack the Ripper waren. Dies konnte man wahrscheinlich aufgrund einiger Ergebnisse der Ermittlungsarbeiten mit der Zeit zuordnen. Wann sie das genau letztendlich taten, bleibt offen...

Solange ich nicht beglaubigt Schwarz auf Weiss lese, das Aaron Mordke Kosminski der Verdächtige war, sondern nur Kosminski, lasse ich mir meine Option offen, das es einen weiteren Kosminski, vielleicht noch einen Aaron gegeben haben könnte. Übrigens auch eine gute Möglichkeit, warum Swanson und Nacnaughton nur von "Kosminski" sprachen. Um das Risiko zu verringern, einen toten Aaron mit einem noch lebenden Aaron zu verwechseln und sei es nur intern, denn für die Öffentlichkeit war dies niemals bestimmt. Weder das Memorandum noch Swanson´s private Notizen.

Nach.- wie vor schenke ich Swanson´s Worten vollstes Vertrauen.

Grüße.
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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #20 am: 10.01.2011 02:34 Uhr »
Ich misstraue Swansons Aussage ja auch nur in dem Punkt mit der Weigerung des Zeugen, gegen einen anderen Juden auszusagen. Ansonsten wird wohl alles so gewesen sein, wie er es wiedergibt. Allerdings tendiere ich dazu, Kosminski (ob nun mit oder ohne Anführungszeichen) völlig als Swanson Suspect zu sehen, der von McNaghten und Anderson von ihm übernommen wurde. Er war schließlich von den dreien derjenige, der an den Ermittlungen beteiligt war. Druitt interessiert mich perönlich übrigens gar nicht besonders, ich hab ihn nur erwähnt, weil er verdeutlicht, dass die Kosminski-Theorie doch auch ihre Zweifler hatte und innerhalb der Polizei wohl recht viele Meinungen und Verdächtige zu finden gewesen wären, von denen wir leider nur 3 wirklich namentlich überliefert bekommen haben ( zumindest von denen, die man auch wirklich als "verdächtig" - zumindest für die damalige Auffassung, wie der Täter nun beschaffen gewesen sein muss - ansehen kann).

McNaghtens Memorandum seh ich eigentlich gar nicht so kritisch wie viele andre es sehen. Ich glaub der Mann musste sich nur ziemlich schnell etwas aus den Fingern saugen, um die Cutbush-Wogen etwas zu glätten. Dabei sind ihm wohl einige Fehler reingerutscht, was aber eventuell auch dadurch erklärbar ist, dass er mit Druitt seinen Verdächtigen ja untergebracht hat und sich mit den andren beiden vielleicht gar nicht so sehr befasst hat. Wobei Ostrog natürlich schon komisch wirkt, denn dass der nix mit der Sache zu tun haben kann, dürfte ja auch damals relativ leicht zu ermitteln gewesen sein...

Eigentlich würd ich ja gern noch mehr schreiben, bin aber im Moment zu müde... Ich hol das mal die Tage nach.

Grüße und gesegneten Schlaf  :biggrin:

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #21 am: 10.01.2011 22:13 Uhr »
Druitt war ja eher der "feine Pinkel". Ein Studierter, Lehrer, Anwalt, Sportler und aus einer angesehenen Familie stammend. Wundere mich sehr, wie er es, trotz vollkommen anderer Sichtweisen der Beamten betreffs der Persönlichkeit und Herkunft des JtR Verdächtigen, in die Top3 geschafft hat. Das kann ja nur einer Mischung aus seinem "verdächtigen" Selbstmord, Hutchinson´s Beschreibung und irgendeinem "glücklichen" Umstand zu verdanken sein. Die anderen beiden entsprachen wohl eher dem, was die Polizei suchte. Zwei "wahnsinnige Polen" mit Kosminski und Ostrog. Möglich, dass hier Macnaughten beide kräftig durchwürfelte, was "Grundwissen" über diese Männer betraf. So unwahrscheinlich erscheint mir Ostrog da nicht. Er war ein Irrer auf freiem Fuss und das nicht lange vor Beginn der Serie. Und so etwas suchten die Ermittler. Das heißt ja nicht unbedingt, das er zu dieser Zeit noch in London war oder nicht mehr die ganze Zeit über. So einer, der bekannt dafür war mit medizinischen Gerät herumzulaufen, sollte schnell die Runde gemacht haben...
Ich denke, Ostrog wurde recht früh ab Beginn der Serie gesucht aber nicht mehr gefunden, weil er mittlerweile in Paris war. Druitt fiel ja durch sein ca. vierwöchiges Verschwinden ab dem 1.12. 1888 auf und dann durch den Fund seiner Leiche am 31.12. 1888. Beide Männer also Ende 1888/ Anfang 1889 und in diesen Zeitraum setze ich auch Kosminski. Macnaughten berichtet meiner Meinung nach über diese Zeit. Deshalb unter anderem auch meine Zweifel wegen Aaron Kosminski. Ich hoffe dass du mich dadurch besser verstehen kannst Craddock. Dass ich da sehr skeptisch bin, das dieser, uns bekannte Aaron Kosminski, nicht unbedingt der Identifizierte gewesen sein muss. Er kam meiner Meinung nach später. Zu Ostrog wäre noch interessant, dass er später einmal im London Hospital ein Mikroskop geklaut hat. Ich erinnere da an den Openshaw Brief. Da wurde ja auch ein Mikroskop erwähnt. Wenn man Briefeschreiber sucht, warum dann nicht auch noch Ostrog? Hochstapler war er definitiv...

Gleich aber wieder zurück zu Swanson...
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Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #22 am: 11.01.2011 00:08 Uhr »
Ich misstraue Swansons Aussage ja auch nur in dem Punkt mit der Weigerung des Zeugen, gegen einen anderen Juden auszusagen.

Akzeptiert! Aber warum misstraust du ihn? Seine Sätze waren für niemand anderen als ihn selbst bestimmt. Swanson erwähnte an keiner Stelle, was den Verdächtigen (außer der Zeuge) belastet hat oder wie der Verdacht zustande kam. An dieser Stelle wird es besonders interessant. Denn hier kann er das Jude/ Jude Problem als Ersatz für etwas anderes vorgeschoben haben. Er schiebt die ganze Schuld des Scheiterns darauf. Er lässt jegliche andere Belastungen außen vor obwohl er zweimal erwähnt, dass der Mann identifiziert wurde, dass kein Mord dieser Art mehr stattfand. Das sich Zeuge und Verdächtiger erkannten. Könnte hier eine Art Mitschuld zum Vorschein kommen? Welche Art von Schuld dann? Er erwähnt, das der Mann unter großen Schwierigkeiten gebracht und das er am Ende mit gefesselten Händen eingeliefert wurde. Die mögliche Gewaltbereitschaft des Mannes schien ihm sehr im Gedächtnis geblieben zu sein. So in etwa, als ob er es nicht erwartet gehabt hätte. Und er erwähnt den Bruder. Davon wußten auch Swanson´s Kinder später zu berichten. Der Bruder ist sehr wichtig für Swanson gewesen. Und er erwähnt die City Police, auch hier wieder etwas eigene Verantwortung abgebend, genau wie beim jüdischen Zeugen? Ich weiß nicht wie es dir geht aber seine ganze Schilderung ist eilig, schnell und ich denke, dass der Vorgang dies in Wirklichkeit auch war. Es war Eile geboten. Etwas hat die Ermittler hektisch werden lassen. Diese Hektik wurde ihnen vielleicht zum Verhängnis aber Swanson gab dem jüdischen Zeugen die Schuld. Vielleicht sogar ungerechter Weise. Du könntest also mit deinem Mißtrauen vollkommen recht haben.
Ich biete dir ein Szenario an, eine Idee. Und diesen Eindruck vermittelt mir ein Mann wie Swanson mit seinen wenigen Sätzen:

In Fällen wie diesen, schaltet sich Kommissar Zufall gerne mit ein. Gerade dann, wenn die Kollegen mit ihrer Weisheit am Ende sind. Die City Police ist (genau wie die Kollegen der MET) wachsamer denn je. Alles, auch jeder kleinste Hinweis, jedes tagtägliche Standardereignis, wird argwöhnischer betrachtet als gewohnt. Dadurch kommen sie unbemerkt in die Nähe des Verdächtigen (Brother, "his people" "his friends", ich bevorzuge ersteren, aufgrund Swanson´s Erwähnung). Vielleicht fällt jemand wie der Bruder, durch ein Dilikt, was vielleicht nur entfernt mit den Ereignissen zu tun hat, auf. Die City Police hat ihren PC Zeugen vom Mitre Square. Ein Mann, der sich zumindest an den Habitus des gesehenen Mannes erinnern kann. Sie haben also ihren PC und sonst garnichts. Da nutzt man evtl. jede Möglichkeit, den PC diesen oder jenen Mann bei Gelegenheit "vorzuführen". Also bringt man ihn in die Nähe des Bruders. Die Überraschung könnte sein, dass der PC nicht diesen Mann wiedererkennt, sondern einen anderen Mann, der sich in dessen Nähe aufhält. Einen anderen Bruder. Die City Police informiert die MET. Und an dieser Stelle könnte es hektisch geworden sein. Die MET hat ihren Hauptzeugen, den jüdischen Mann. Aber was vielleicht entscheidener war, der Name, die Adresse und der Beruf des Mannes von dem die City Police gerade berichtet hatte, diesen Mann hatten sie bereits auf ihrer Liste. Ein Mann der schon vorher in Verdacht geriet, befragt und vielleicht sogar ernshaft belastet worden war. Vielleicht waren bestimmte Fakten auf einmal garnicht mehr so unwichtig, Fakten, die durch ein harmloses und unschuldiges Auftreten des Mannes vorher nicht wirklich gewichtig waren. Das hätte sich plötzlich ändern können. Unter diesen Umständen, hätten sie nun davon ausgehen können, das ihr Hauptzeuge jenen Mann identifizieren wird. (Was er ja auch tat... aber eben nur für einen kurzen Augenblick... Damit konnte die Polizei ja auch nicht rechnen...)
Sie holen diesen Mann nun ab. Der Verdächtige weiß natürlich bescheid als die Polizei vor der Tür steht. Er wußte das er gesehen wurde und das er diesem Zeugen jetzt vorgeführt wird, denn ohne gewichtigen Grund, kehren die Beamten nicht in sein Leben zurück. Er reagiert mit solcher Gewalt, in einem Maße, das sie diesem Mann vorher nicht zugetraut hatten. Trotz der gescheiterten Identifikation ist die Sache gelaufen. Der Täter weiß, die Polizei wird ihn nie wieder aus den Augen lassen. Und die Polizei weiß, der Mann, geht keinen Schritt mehr ohne uns. Es wird ein Nervenspiel aber nur von kurzer Dauer... Den Rest erzählt uns Swanson mit seinem letzten Satz...

Zwei Möglichkeiten sehe ich: Man hätte den Zeugen unauffällig in die Nähe des Verdächtigen bringen müssen, ohne das dieser Verdacht schöpft um ihn dann weiter zu observieren, um ihn quasi auf frischer Tat ertappen zu können... oder/ und die Polizei fühlte sich mitschuldig am Tod von Kelly. Man hätte also den Zeugen schon früher in die Nähe des Verdächtigen bringen können. Vorrausgesetzt das der Zeuge aus der Nacht des DoubleEvents stammte. Einen ersten Verdacht auf den Verdächtigen, würde ich spätestens auch nach Stride/ Eddowes legen, wenn nicht gar früher.

Was will ich sagen? Die Ermittler reagierten zum wichtigsten und entscheidenen Zeitpunkt des Falles vollkommen falsch. Vielleicht erschien plötzlich alles glasklar und sie verloren die Geduld.

Ich bitte das nicht allzu ernst zu nehmen. Es ist nur eine Geschichte. Ich biete nur eine Art Erklärung an, warum Ermittler wie Swanson den Zeugen die Hauptschuld gaben, was vielleicht nicht richtig war. Sie waren die Polizei, draußen lief ein gefährlicher Mörder frei herum, der Zeuge war nicht für dessen Überführung verantwortlich. Ihm die alleinige Verantwortung zu geben, das kann nicht richtig sein. Und schon lange nicht aus heutiger Sicht. Falls die Polizei und eben auch Swanson den wahren Jack the Ripper vor der Nase hatten, sie haben ihn nicht überführen können. Möglicherweise haben sie sich beim Überstürzen der Ereignisse, eben genau davon überrumpeln lassen.
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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #23 am: 13.01.2011 23:09 Uhr »
Wir scheinen hin und wieder ein wenig aneinander vorbei zu schreiben, denn grundsätzlich sind unsere Standpunkte ja gar nicht so verschieden. Schöner Beitrag.

So unernst nehmen muss man das gar nicht, es ist durchaus ein plausibles Szenario, das eine Möglichkeit aufzeigt, wie es zu dieser strikten Meinung der Herren Anderson und Swanson kommen konnte, der jüdische Zeuge habe sie ins Unglück gestürzt, um es etwas dramatisch auszudrücken. Natürlich ist es, wie du sagst, "nur" eine Geschichte, allerdings ist es eine, die eine recht plausible Erklärung für gewisse Haltungen liefert, die sich im Laufe der Zeit bei einigen Mitgliedern der Polizei etabliert haben - und das ist schließlich der Zweck aller guten Geschichten, etwas, was man nicht begreift, durch einen eher spielerischen Umgang damit, erklär- und begreifbar zu machen. Ich denke, du dürftest im Kern der Wahrheit recht nahe gekommen sein, die Überzeugung, dem jüdischen Zeugen die Schuld daran anzulasten, dass der Ripper nie gefasst wurde, dürfte sich bei den beiden erst mit dem Fortschreiten der Jahre so unumstößlich festgesetzt haben. Swanson und Anderson sollen ja auch privat sehr gut miteinander gekonnt haben, da ist es durchaus möglich, dass sie sich auch nach Dienstschluss häufiger mal zusammengesetzt und über die verschiedensten Dinge diskutiert haben. Bei so einer Zusammenkunft kann ich es mir gut vorstellen, dass sie da zusammen saßen - eventuell mit dem einen oder anderen Glas Hochprozentigem in der Hand - und kopfschüttelnd Revue passieren ließen, wie ungünstig sich die Nachforschungen im Ripperfall doch entwickelt haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich dabei ein gewisser Wunsch in beiden breit gemacht hat, die Verantwortung für die verfahrene Situation etwas von sich wegzuschieben - und was ist dabei praktischer als ein Zeuge, der den Verdächtigen, den beide offenbar ganz oben auf ihrer Liste hatten, nicht identifizieren konnte oder wollte. Ja ja, denken sie, wäre das doch mal anders gelaufen.

Aber weil das Leben nun mal kein Möbelmarkt ist, in dem sich viktorianische Kriminalbeamte einen schönen großen Tisch aus Holzimitat aussuchen können, der perfekt in die schmucke Essecke passt, sitzen wir hier und müssen spekulieren, wie was wo genau gewesen sein könnte und wie man einzelne Aussagen interpretieren soll. Es mag ja eventuell schon aufgefallen sein: Ich bin jemand, der sehr genau hinsieht, wenn es darum geht, wie gewisse Menschen in einer gewissen Situation gewisse Dinge formulieren. Tut mir leid, aber da werde ich zum Paragraphenreiter und abheftenden Beamten. Besonders, wenn es sich dabei um Dinge handelt, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dinge, wie Andersons Biographie zum Beispiel. Als hohem Polizeitier, der im Laufe seiner Karriere wahrscheinlich unzählige Berichte abgefasst hat und wohl auch der Presse gegenüber regelmäßig über sein Tun Rechenschaft ablegen musste, dürfte ihm mehr als vielen anderen klar gewesen sein, wie vorsichtig man sein muss, wenn man Informationen weitergibt oder einen Bericht darüber ablegt, wie weit oder wie wenig weit man nun denn eigentlich ist. Das von dir in deinem Post angeführte Beispiel finde ich dabei ganz schön: "His people". Bei so einer Formulierung dürfte zuvördert wohl dem verschwörungsfreundlichen Ripperologen das Herz übergehen, ist diese Bezeichnung inhaltlich doch so vage, dass sie ihm unzählige Deutungsmöglichkeiten liefert. Der nüchterne Betrachter natürlich ist etwas verärgert, er würde sich etwas mehr wünschen, etwas Handfesteres, etwas, das ihm sagt: Genau das mein ich. Sei es wie es sei, Anderson wollte uns den Gefallen nicht tun, und deshalb müssen wir versuchen, der Sache spekulativ auf den Grund zu gehen. Also... Was oder wen kann er damit gemeint haben?

Im Zusammenhang damit, dass bei Swanson und Anderson die Behauptung auftaucht, der Zeuge habe eine Aussage verweigert, weil der Verdächtige ein Mitjude war und er folglich nicht dafür verantwortlich sein wollte, dass er gehängt wird, könnte man annehmen, dass es in Whitechapel eventuell eine starke jüdische Gemeinschaft gegeben haben könnte, die sich durch einen brüderlichen Zusammenhalt auszeichnete. Der Verschwörungstheoretiker wird an dieser Stelle wohl in Jubelgeschrei ausbrechen. Dem Rationalisten wird an dieser Stelle eher auffallen, dass diese Erklärungsweise wohl am Ehesten dem entspricht, was man ein Vorurteil nennt. Die Idee vom weithin vernetzten Judentum, das hinter den Kulissen die Fäden für was auch immer zieht, ist ja ein recht beliebtes Propagandamittel antisemitischer Gruppierungen, um für negative Stimmung zu sorgen. Und falls es tatsächlich eine jüdische Gemeinde gegeben haben sollte, die auch über den religiösen Aspekt hinaus miteinander verbunden war, dann lag das wohl eher an der generellen Stimmung den Juden gegenüber, aber dass diese Gemeinde dann so stark sein sollte, dass es ihr mühelos gelang, den gefährlichsten Mörder jener Tage seiner gerechten Bestrafung zu entziehen, muss man doch eher bezweifeln. Und selbst wenn: Ist es wahrscheinlich, dass eine Gemeinde in der Gemeinde, welcher Art auch immer, so etwas tun würde? Ich sage mal, eher nicht. Denn wenn auch nur ein Wörtchen davon an die Öffentlichkeit dringen würde, wäre das Geschrei unter der Bevölkerung wohl entsprechend groß und der Mob würde wohl an einige Türen klopfen. Somit würde sich das eigentliche Ansinnen - nämlich die jüdische Bevölkerung vor Hass und Anfeindung zu schützen - schlagartig in sein Gegenteil verkehren. Strategische Schlappe würde ich sagen. Zudem es auch reichlich gewagt ist, einer Gruppe zu unterstellen, sie würde einen gefährlichen Irren decken, nur weil dadurch eventuell verhindert wird, dass ein schlechtes Licht auf alle Mitglieder dieser Gruppe fällt. Insofern ist Andersons Formulierung nicht nur vage, sondern in dem Fall auch gefährlich, da sie etwaige vorhandene Ressentiments noch zusätzlich schürt und ich kann durchaus verstehen, dass ihm auf Grund dieser Lesart vorgeworfen wird, eventuell selbst Antisemit zu sein.

Die andere, etwas plausiblere Möglichkeit ist, dass sich Anderson damit auf Familie und Freunde bezog. Wenn das aber der Fall sein sollte, wieso schreibt er dann nicht Family & Friends? “His people” wirkt, wie vieles in dem Fall, sehr ungenau. Und ein bisschen werde ich da den Verdacht nicht los, dass der gute Anderson, sehr überzeugt von der eigenen Theorie, schwer nachprüfbare und generell recht gemein gehaltene Informationen zum Besten gibt, die seine eigene Sichtweise untermauern. Wären da nicht Swansons Notizen, würde nach Andersons Anschauungen wohl heute kein Hahn mehr krähen.  Die ganze Ermittlung scheint irgendwie vom Pech verfolgt gewesen zu sein, und Schuld daran war jeder - nur eben nicht Andersons Abteilung. Aber mit Familie und Freunden lässt sich wenigstens eine Hypothese aufstellen, die weniger gewagt und ganz frei von irgendwelchen zwielichtigen Gestalten ist, die aus dem Dunkel heraus Intrigen spinnen. Denn in diesem Fall muss man für einen Grund, warum der Verdächtige von seinen Leutchen geschützt wurde, nicht lange suchen. Mehr noch: Man muss nicht mal irgendwelche niederen Motive suchen (was einige aber irgendwie immer tun, da ist dann gleich von Schande für die Familie und so weiter die Rede). Hier kann man einfach beim Naheliegendsten bleiben. Der gute Anverwandte wird irgendwann früh morgens, als er sich im Bett gerade noch einmal herumdrehen wollte, von ein paar kräftigen Uniformierten abgeholt, um ihn fernab der großen Metropole dem identifizierungsunwilligen Zeugen gegenüberzustellen. Die Identifikation scheitert (aus welchem Grund auch immer), der Delinquent wird wieder in die Obhut seines Bruders oder Schwagers oder Sonstwases übergeben und die Familie reagiert, wie eine Familie in solchen Fällen eben meistens reagiert. Der Verdächtige wird zwar von seinen Verwandten mit etwas Besorgnis betrachtet, da er in letzter Zeit vielleicht den ein oder anderen Aussetzer hat, in fremden Zungen redet und sich die Schuhe nicht mehr selbstständig zubinden kann, aber dass der nachts losziehen und Frauen aufschlitzen soll? Nein, das geht doch ein bisschen zu weit. “Die spinnen doch, die Römer.” Gut möglich, dass der Verdächtige dann erst im Laufe der Zeit auch andere, vielleicht etwas mehr in Richtung Gewalt (besonders gegen Frauen) tendierende Neigungen gezeigt hat. Gut möglich, dass das dann der Auslöser war, der die Verwandtschaft bewog, einen ruhigen, sicheren Ort für den Verdächtigen zu finden, wo er in Sicherheit ist und - vor allem - keine Gefahr mehr, ob nun für sich oder andere. Gut möglich auch, dass der eine oder andere aus der Familie dann zu dem Schluss kommt, an den Behauptungen der Polizei könne am Ende doch etwas dran sein - auch wenn ich eher geneigt bin anzunehmen, dass die meisten die Realität ( so sie denn eine war) weiter geleugnet hätten, einfach weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Wie gesagt, würde uns heute nur Andersons Machwerk zur Verfügung stehen, würde ich mich damit wohl nicht groß beschäftigen. Erst Swanson sorgt mit seinen Notizen dafür, dass die ganze Sache ein Fundament erhält. Außerdem gibt es dann ja noch die Aussagen von Cox und Sagar, die eventuell vom selben Verdächtigen sprechen, auch wenn wir da nicht sonderlich sicher sein können. Der grundsätzliche Knackpunkt aber ist, dass man eigentlich für jede uns bekannte Theorie, einem oder mehreren aus dem Polizeikreis, die uns irgendwelche Ansatzpunkte hinterlassen haben, einen oder mehrere Fehler unterstellen muss. Das wäre für sich genommen ja noch nicht weiter tragisch, allein die Frage, wer genau der Fehlerteufel ist (oder besser gesagt der größte Fehlerteufel, denn der ein oder andere Schnitzer dürfte jedem unterlaufen sein), bringt mich immer wieder zum Grübeln. Keine einzige Theorie bringt wirklich alle Aussagen unter einen Hut. Ich habs ja schon mal erwähnt, am ehesten tendiere ich in dieser Angelegenheit dazu, Swanson das größte Vertrauen entgegenzubringen, aber andererseits wird er zu 100% auch nur von Anderson gedeckt… Und dabei, den einzuordnen, hab ich wirklich Schwierigkeiten.

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #24 am: 15.01.2011 12:40 Uhr »
Hallo Craddock!

Sehr lesenswerter Beitrag, lohnt sich auch, denke ich, den immer und immer wieder nachzulesen.

Mir fehlt die Zeit, deshalb ganz kurz und vielleicht irgendwann später noch in tieferer Form:

Anderson in offiziellerer Form, Swanson inoffizieller und auch Macnaughton, der ja im Juni 1889 zum Assistant Chief Constable (CID) berufen und kurz Zeit später in 1890 zum Chief Constable (CID) befördert wurde, in seinem 1894 Memorandum (Schade, wenn so jemand nicht mitbekommen sollte, das nach seinem Amtsantritt eine solche Identifikation stattfindet) sowie Beamte wie Sagar und Cox erwähnen niemals, wie sie darauf kamen, das ihr Verdächtiger eben verdächtig wurde. Bei Cox weiß ich allerdings nicht, ob er vom selben Mann spricht. Es bleibt nur Anderson´s House- to- House Suche und Cox seine Behauptung, der Verdächtige hätte bereits mit Anstalten zu tun gehabt. Überhaupt sehe ich da Hinweise, wie auch schon mit Ostrog und das wissen wir ja auch, dass die Polizei nach Männern suchte, die erst vor kurzem aus einer Anstalt entlassen wurden, die auf einen bereits "registrierten Irren" zielten. Nach E.Smith, M.Tabram, M.A. Nichols und M.Chapman schien mir meiner Meinung nach die Polizei, nachdem sie endlich begriffen, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben, bestimmte Theorien durchzuspinnen. Eine davon, behaupte ich, war die von Irren mit medizinischen Kenntnissen (ala Ostrog), die auf freien Fuss waren und schloß die mit ein, die an Wahnvorstellungen oder sexuellen Abartigkeiten litten bzw. wo Gewalt, vor allem gegen Frauen bekannt war und die andere war die eines Metzgers (ala Isenschmid). Eine dritte Möglichkeit war die Theorie eines Seemannes oder Militärangehörigen. Alles in allem, war die Polizei schon in die richtige Richtung gegangen. Auf diese Logiken zu kommen, ist allerdings wiederum auch nicht so schwer. Die ersten beiden Varianten, medizinische Kenntnisse und Schlachter bei Männern die bereits auffällig geworden waren bzw. ein Kombination aus beiden, dürfte meiner Meinung der tragende Teil dieser Theorien gewesen sein. Um es abzukürzen, die Polizei suchte besonders nach "Irren", die seit kurzem auf freien Fuss waren aber sie fand sie nicht oder eben nicht alle und hatte dazu auch nicht die "Kraft der französischen Polizei" (siehe Ostrog).
Ich denke, das Jack the Ripper ein sehr verschlossener, wenig kommunizierender Mensch war, der möglicherweise nur unter Alkoholeinfluss auftaute und dort die kranke und auch größte Seite seiner Seele herausließ. Ich könnte mir vorstellen, das der Unterschied zwischen seiner absoluten einzelgängerischen, ruhigen und verschlossenen Art die Leute (wie Familie, Freunde, Kollegen) dermaßen irrtierte, wenn dann dieser emotional vollkommene geladen Mensch, diese tickenden Zeitbombe, zum Vorschein kam. Aber wie so oft im Leben und sehr menschlich obendrein, ist so etwas doch für die wenigsten Menschen erkennbar. Ich vermute, seine eigenen quälenden Fantasien, gepaart mit der Unmöglichkeit, normalen menschlichen Zusammenlebens und seine, zumindest für nahestehenden Personen unmöglichen und vielleicht auch angstmachenden Verhaltensweisen, haben diesen Mann immer weiter isoliert. Vielleicht dort im besonderen sein Hass auf Frauen, die er vielleicht gar in bestimmten Momenten bedrohte. Eine immer weitere Entfernung von Familie und Freunde könnte ihn irgendwann auf die Straße getrieben haben. Vielleicht führte das alles summasummarum, einmal oder hin- und wieder, in Anstalten. Und irgendwann wurde er wieder entlassen...
Und da sehe ich "Kosminski" und das Scheitern der Polizei, ihn nicht eher ausfindig gemacht zu haben nachdem er auf freiem Fuss war und die Serie begann. Aus den Anstalten könnten wichtige Tipps gekommen sein. Die Schuld dann neben dem Hauptzeugen, "his people" und "his friends" zu geben mag in einzelnen Fällen vielleicht diskussionswürdig sein aber alle über einen Kamm scheren? Wußten alle das er wieder draußen war? Hatte er Kontakt zu einigen? Gaben die nun Infos weiter oder nicht? Eben wo dieser Mann zu finden war oder wo er seine Verstecke hatte? Wurde er gedeckt oder wollten ihn einige nur einfach schützen? Wer wußte eigentlich was oder wieviel oder hatte Ahnungen? Diese Frage können wir uns so nicht beantworten... Der Täter war ein Jude, der Zeuge der zurückzog eine Jude und alle die ihn schützen auch Juden... Nein, nein werte Beamten, dies ist zu einfach... erzäht uns doch detailliert von eurer Ermittlungsarbeit, gerade im Fall Kosminski aber nein, dies tut ihr nicht... warum wohl...?
Ich denke, das dieser Kosminski aus einer Anstalt kam und kurze Zeit später zum Mörder wurde. Er wird sich einen einfachen Job gesucht haben, vermutlich in einer Fleischerei als Gehilfe und seine Freizeit und Nächte in leeren Gebäuden, Einrichtungen des Glaubens oder Logierhäusern, je nach dem wie viel Geld übrig war, verbracht haben. Viel natürlich auch in Pubs. Ab und zu auch bei Familienmitgliedern, meistens wohl beim Bruder, bei dem er wohl offiziell lebte, zumindest hin- und wieder und vielleicht auch vor der letzten Einweisung. Aber nach dem DoubleEvent bestimmt häufiger, weil es wohl nach jener Nacht sehr unsicher für ihn wurde. Vermutlich sah er danach auch gepflegter aus als vorher. Zumindest eine zeitlang. Ich denke, der Name "Kosminski" war der eines Angestellten, in irgendeinem Geschäft, das während der Hausdruchsuchungen überprüft wurde. Der Name eines Mannes, der wenig sprach aber fleißig seinen Job tat. So als ob er ein harmloser Bekloppter war, den man unterstütze, das er sich was zu essen kaufen konnte. Dies "Kosminski" war vielleicht sein Geburtsname... und wurde bei der Hausdurchsuchung zwar notiert, auch als "verdächtig" aber auch als der "Irre auf freiem Fuss" erkannt? Ab hier greifen wieder meine obigen Post...
Es mag alles total bescheuert klingen aber Stücke die uns fehlen, müssen wir eben dazuspinnen. So ähnlich könnte es passiert sein und könnte auch erklären, warum Swanson, Anderson und Co. so, sagen wir mal, "halbschwanger" wirken. Bei denen lief etwas im Hintergrund mit...
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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #25 am: 17.01.2011 00:16 Uhr »
Nabend Lestrade.

Wäre eben schön zu wissen, was im Hintergrund bei den beiden auf zweiter Spur mitlief und wie genau der Informationsfluss ausgesehen hat. Ich geb dir da Recht, irgendwoher müssen iher Verdächtigungen gegen Kosminski ja gekommen sein und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Haus zu Haus Durchsuchungen respektive Befragungen erste Hinweise ergeben haben, die vielleicht nur nicht richtig eingeordnet wurden und erst später ihre Sprengkraft entfaltet haben. Taucht der Name Kosminski dort vielleicht schon auf, wird eventuell sogar unterstrichen aber trotzdem nicht Ernsthaft in Erwägung gezogen, weil der Mann zwar ein bisschen auffällig ist aber vielleicht nicht unbedingt auf die Art, die die Ermittler erwartet hätten?

Was mich bei Swansons Notizen immer etwas wundert, ist die Tatsache, dass er die Ereignisse zwar recht genau skiziert und auch einen Namen nennt, aber weiter keine Angaben macht. Der Mann setzt sich hin, liest das Buch von seinem Kumpel Anderson und beschließt dann, sich Notizen dazu zu machen. Aber anstatt genaue Ausführungen zu machen die einen Hinweis darauf geben, was er selbst von der Sache hält ( wie ich es, würde ich irgendetwas wert finden, dass ich mir Notizen dazu mache, tun würde), gerät seine Notiz zu einer Nacherzählung von Andersons Szenario, das einzig dadurch glänzt, dass es Ort und Name des Verdächtigen hinzufügt. Aber Swanson schreibt nichts dazu, ob er Kosminski nur für einen Verdächtigen oder für den Täter hält. Warum? Es sind seine persönlichen Aufzeichnungen in einem Buch eines ehemaligen Kollegen, die wahrscheinlich nie jemand in die Hände bekommen wird. Wieso erinnert er sich nur zurück, schildert die Ereignisse, sieht dann aber davon ab, eine konkrete Meinung zum Besten zu geben? Zudem er ja nicht in allem mit Anderson übereinstimmt. Sein Kosminski ist tot, der von Anderson in einer Anstalt. Wieder die Frage, wem man glaubt. In diesem Fall ziehe ich - Eintrag ins Poesiealbum, den es wird wohl das einzige Mal bleiben - Anderson vor. Nicht unbedingt, weil ich denke, dass das besser zu Aaron passt, sondern eher weil ich denke, dass Informationen über den Verbleib eines Verdächtigen, nachdem die offiziellen Ermittlungen beendet sind, wohl eher auf dem Schreibtisch eines hohen Beamten landen würden...

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #26 am: 17.01.2011 23:07 Uhr »
Nabend Craddock!

Na ich denke, Swanson hat Anderson´s Angaben schlicht und einfach berichtigt. Anderson hielt sich da sehr ungenau, was die Identifizierung betraf und Swanson schilderte den entscheidenen Grund des Scheiterns, nämlich das der Zeuge, einen anderen Glaubensbruder nicht an den Galgen liefern wollte. Dieser einzige Zeuge und seine Einstellung war das Problem und nicht alle jüdischen Einwohner des EastEnd. Alles in allem macht es den Eindruck, das Anderson nicht an der Identifizierung teilnahm aber Swanson dies wohl mit ziemlicher Sicherheit tat. Freundschaft zwischen beiden hin- oder her, wir wissen nicht wie jeder einzelne von beiden tickte. Anderson war der Obermacker und Swanson eher der fleißige und kompetente Beamte, würde ich meinen. Dieser Anderson schreibt dann seine Memoiren und Swanson fällt auf, das wohl beide da nicht die gleichen Erinnerungen haben. Nachdem er das mit der Gegenüberstellung im Seaside Home näher erklärt hatte, reagiert er meiner Meinung nach auf die Phrase von Anderson, dass diesem der Name des Täters bekannt sei. Und zwar mit der Nennung des Namens Kosminski (gleich mit Nacnaughton). Und das dieser tot sei und dies auch recht kurz nach seiner Ergreifung passierte! Es entsteht der Eindruck, als ob Swanson da Anderson von einem falschen Pfade abbringen wollte.  Nämlich: "Wir wußten nicht seinen ganzen Namen und waren uns auch da auch nie ganz sicher" in Anlehnung vielleicht auch daran, dass er wußte, dass Anderson den Ripper immer noch oder jedenfalls noch für lange Zeit, lebendig hielt. Etwas, das aus Swanson´s Sicht einfach nicht stimmte. Denn: Sie wußten nicht den vollen Namen und er war auch nicht sicher eingesperrt sondern bereits verstorben (Swanson erwähnte es bereits 1895). Wenn dem so war, schien sich Swanson wohl auch keinen Reim darauf zu machen, wie denn sein Kumpel Anderson auf diese Behauptungen kam. Und an dieser Stelle, könnte man eine mögliche Erklärung sinnieren.
Anderson hätte gerne etwas zum Vorzeigen gehabt. Hatte er aber nicht. Er vertraut zwar gerne und voll seinem Swanson aber der öffentlichen Darstellung halber und vorallem um den "Mißerfolg" besser aussehen zu lassen, arbeitet er später und vielleicht hinter dem Rücken seines Swanson, an einer besseren Version der damaligen Ereignisse. Und bei Swanson hört er nur das, was er hören will und dies könnte nicht unbedingt immer mit der vollen Realität übereingestimmt haben. Stell dir vor, Anderson beauftragt andere Beamte, hinter dem Rücken Swansons natürlich, in späteren Jahren mit der erneuten Prüfung der Unterlagen und die finden einen tatsächlich noch lebenden Kosminski, mit einer ähnlichen "Laufbahn, Alter und Wohngegend etc.", wie der ehemalige Verdächtige sie hatte, in einer Anstalt. Das müssen nicht unbedingt die fähigsten Leute gewesen sein. Denen könnte schon das passiert sein, was andere auch dann in der Neuzeit passierte: Sie finden Aaron Kosminski. Allem hoffnungslosen Geschwafel von Swanson entgegen, hat Anderson nun doch seinen Beweis und zur Not, kann er den auch vorzeigen, wenn alle Stricke reißen. Im tiefen Inneren wissend, dass dies natürlich Bullshit ist. Viele Menschen biegen sich die Wahrheit hin, wenn die Realität damit schöner aussieht. So wie ich gerade. Das doppelte Lottchen, kann Swanson schon bei seinen handschriftlichen Bemerkungen in Anderson´s Bio übersehen haben. Und wir tun es ihm gleich.
Ich glaube an kein Irrtum bei Swanson sondern eher an eine Verklärung bei Anderson. Der Seaside- Home Verdächtige war äußerst gewalttätig und brauchte eine Sicherheitsverwahrung und er starb. Aaron Kosminski kam in eine Anstalt für harmlose Irre und tat im Grunde niemanden etwas und lebte vorallem noch lange. Es gab für mich "Kosminski" und es gab für mich Aaron Kosminski. Im Prinzip sprachen Swanson und Anderson vom gleichen Mann, nur das Anderson seinen im Wunsche oder in irgendeiner abstrakten Form, weiterleben ließ. Swanson´s Kosminski starb und dies sollte in Wirklichkeit auch so geschehen sein.

Nicht dein Ding oder?
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Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #27 am: 17.01.2011 23:24 Uhr »
Und wenn du dir das ein paar mal durchliest, welche wichtige Information könntest du aus meiner Spinnerei (die ich auch gerne Theorie nenne) entnehmen? Mal abgesehen davon, dass ich viel Fantasie habe und es einen neuen Grunde geben könnte, dafür, dass die Verdächtigen- Akten viel, viel später noch einmal herausgeholt und nicht wieder zurückgebracht wurden.
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Jack the Whopper

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Re: Swanson
« Antwort #28 am: 18.01.2011 11:46 Uhr »
@Lestrade & Craddock:
Macht Spaß eure Theorien zu lesen! Ich halte eine "Neuausgrabung" der Akten durch Anderson (hinter Swansons Rücken) durchaus für eine mögliche Erklärung, ich finde auch, das Swansons Notizen irgendwie nach "Korrektur" klingen, auch wenn nichts eindeutig darauf hinweist. Kennt ihr eigentlich Ivor Edwards "Erklärung" für Kosminskis Identifizierung im Seaside Home? Edwards geht davon aus (wie die meisten), dass es sich bei dem jüdischen Zeugen um Schwartz handelte. Er glaubt außerdem, dass Schwartz beobachtete, wie Kosminski Liz Stride auf offener Straße attackierte. Da Schwartz, verfolgt von dem Mann mit der Pfeife, das Weite suchte, konnte er ja nicht mehr sehen, wie die Sache ausging. Logischer Weise ging er aber davon aus, dass der Angreifer auch der Mörder war. Edwards glaubt, dass der Mann mit der Pfeife bewusst Schwartz vom Ort des Geschehens verjagte, danach zurückkehrte und (möglicherweise mit der späteren Tatwaffe) Kosminski in die Flucht schlug. Das würde erklären, warum Stride (dankbar für die Rettung vor dem "Schläger" Kosminski) Vertrauen zum wirklichen Täter hatte und Cachous in den Händen hielt als sie getötet wurde (was ja wirklich etwas merkwürdig ist, wenn man auf der Straße verprügelt wird). Sie könnte diese hinterher ausgepackt haben, als sie mit dem "Pfeifenmann" sprach. Lange Rede, kurzer Sinn: im Seaside Home hätte Schwartz natürlich Kosminski als Stride´s Angreifer erkannt und wäre natürlich von diesem als Täter ausgegangen. Kosminski hätte möglicherweise auch Schwartz erkannt, und wäre wohl ziemlich blass um die Nase geworden, da er gewusst hätte, was ihm blühen würde, falls Schwartz aussagt. Niemand hätte ihm geglaubt, dass er Stride "nur" angegriffen, aber nicht getötet hätte. Das ganze ist natürlich auch nur eine von vielen Theorie, diese zeigt aber , dass es durchaus mehrere mögliche Erklärungen für die Seaside-Home-Identifizierung geben kann, die Möglichkeit, dass Kosminski erkannt wurde, obwohl er gar nicht der Täter war inklusive. Und damit wären wir wieder bei dem Problem angelangt, dass niemand jemals Jacky in Aktion (während der eigendlichen Tat) gesehen hat. Über dieses Problem könnten auch Anderson und Swanson gestolpert sein. Ich glaube nämlich nicht, dass man Schwartz (oder irgendeinen anderen Zeugen) einfach wieder hätte gehen lassen, falls dieser Kosminski dabei gesehen hätte, wie er Stride tatsächlich abschlachtet. Ich finde man könnte Swansons Notizen auch so deuten, dass an der Identifizierung kein Zweifel bestand, sehr wohl aber an der tatsächlichen Täterschaft...
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Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #29 am: 18.01.2011 13:26 Uhr »
Sehr interessant JtW! Sehr interessant...

Ich sehe allerdings ein Problem, wenn der von einem Zeugen identifizierte Mann aus der Berner Street, mit dem übereinstimmte, den der PC am Mitre Square gesehen haben will. Zwei verschiedene Orte und zwei Zeugen, die den "unschuldigen" Mann dann belasten würden. Jemand, der sich dann in einer Nacht, an zwei Orten wo es Opfer gegeben hatte, zufällig aufhielt. Das wäre der Hammer. Entweder verfolgte der unschuldige Mann den wahren Täter bis zum Mitre Square und ward dann selber am Ende zweimal gesehen (im Gegensatz zum Täter, einer ein Glückspilz der andere mit dem größten, vorstellbaren Pech) oder die Geschichte lief vollkommen anders ab.
Es gab an einem Ort (Mitre Square) das Zeugentrio Lawende/Levy/Harris und an einem anderen Ort (Berner Street), den Men´s Club wo viele Juden verkehrten. Vielleicht wurde das durcheinander gehauen und somit auch der PC woanders "hinverlegt". So dass am Ende PC und Zeuge doch an einem Ort waren und der Verdächtige auch nur an einem Ort gesehen wurde. Wo auch immer. Dann käme die Edwards Version mehr in Frage. Warum Swanson Verdächtiger und nicht Täter schrieb, könnte man auch seinem korrekten "Amtsenglisch" zuschieben. Immerhin erwähnte er ja gegenüber seiner Familie, das Jack the Ripper bei seinem Bruder lebte und auch seine Aussagen, wie z.B. 1895, das der Täter bereits tot sei. Geht ja doch eindeutig in die Richtung seines "Verdächtigen" Kosminski.
Schau doch mal auf die amtliche Ansprache heute, wenn auch die brutalsten Verbrecher noch mit dem Knigge- Wörterbuch angesprochen wird. Ist eben so...
Der Ablauf in der Berner Street ist nur sehr kompliziert zu betrachten. Wer hatte nun das Messer? Wer schrie wem etwas zu? Vorallem was? Wo zog der erste Angreifer Stride nun hin? Weg vom Dutfields Yard oder hinein oder wollte er sie nur umdrehen? Für Schwartz war es ungemein schwer, den Überblick zu bewahren, denke ich. Vielleicht hat auch Schwartz etwas gesponnen. Natürlich spricht die plötzliche Attacke des erste Angreifers für ein Verhalten, das nach Jack the Ripper aussieht. Dagegen spricht, das hinter dem Angreifer einer lief (Schwartz) und aus der entgegengesetzten Richtung ein zweiter Mann kam. Obwohl wir wissen, dass der Täter ein hohes Risiko einging, ist so ein Vorgehen dennoch besonders gewagt. So könnte auch der ursprünglich erste Angreifer (ich gehe davon aus das der PC und der Hauptzeuge nicht am gleichen Ort waren) der jüdische Zeuge im Seaside Home gewesen sein. Einige Zeugen kommen in Frage, Lawende, Jospeh Hyam Levy, Schwartz, einer der anderen beiden Figuren aus der Berner Street und, selten erwähnt, auch der Mann, den Hutchinson sah. Ein gut angezogener Jude, der vielleicht auf Freiersfüssen war. Jemand, der vielleicht auch vom wahren Täter verjagt wurde. War er ein Jude besseren Standes und mit Einfluss, vielleicht mit Prostituiertenkontakt, hätten wir noch einen gewichtigeren Grund, für ein Zurückziehen seiner Aussage. Die Polizei könnte Hutchinson darauf "hingewiesen" haben, seinen Verdächtigen, den er ja auch in der Middlesex Street wiedersah, in Ruhe zu lassen. Hutchinson könnte diese Botschaft mißverstanden haben. Vielleicht wollte die Polizei diesen Mann, der evtl. Zeuge war, einfach nur schützen. Keine Ahnung, vieles ist möglich.
Natürlich kann der zweite Mann in der Berner Street erst Stride´s Angreifer verjagt haben und dann noch auf Nummer sicher gegangen sein und hinter Schwartz hinterher um sicher zu gehen, das dieser nicht mehr umkehren wird oder so ähnlich. Andererseits kann auch der erste Mann wieder kehrt gemacht haben. Oder seinerseits den zweiten Mann verjagt haben. Schwartz seine Darstellung scheint nicht nur mich irritiert zu haben. Ich denke, der ganze Ablauf sah ein bißchen anders aus. Wie? Ich weiß es nicht.
JtW, ich möchte dir beipflichten. Sollte jemand tatsächlich (wenn es so etwas wirklich gab), den Täter bei einem mörderischen Werk beobachtet haben, dann hätten sie ihn nicht so einfach gehen lassen. Vielleicht kalkulierte die Polizei ein (aus welchen Gründen auch immer), dass Zeuge und Täter sich erneut begegnen könnten und sicherten ihren Zeugen ab. Vielleicht brachten sie ihn auch nach außerhalb. An einen Ort, wo er sicher war und sich auch nach allem erholen konnte. Denn ich vermute, der Verdächtige wurde dahin gebracht, wo auch der Zeuge sich aufhielt. Zumindest in der Nähe war. Ich glaube auch nicht, dass der Verdächtige erfuhr, wo er überhaupt war. Der Zeuge war, m.E., eine wirklich geheime Angelegenheit und er muss wirklich etwas wichtiges gesehen haben.
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