Autor Thema: Swanson  (Gelesen 127142 mal)

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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #30 am: 18.01.2011 18:47 Uhr »
Puh, zwei Tage nicht richtig on und schon hat man einen Haufen Arbeit hier, unerhört!  :yahoo:

Ich kann mich grundsätzlich mit der Berichtigungstheorie abfinden, finde es aber nach wie vor ärgerlich, dass Swanson es dabei belassen hat. Zu wissen, was jemand, der an den Ermittlungen beteiligt war, von dem Verdächtigen hielt wäre interessant gewesen. 1895 jedenfalls schien Swanson von der Täterschaft Kosminskis überzeugt gewesen zu sein, schließlich äußerte er sich in dem Interview ja dahingehend, dass er festen Glaubens sei, dass der Ripper jemand wäre, der in einer Anstalt gestorben sei. Also geh ich der Einfachheit halber mal davon aus, Swanson hielt den Verdächtigen auch für schuldig.

Zum PC:
Wie wäre es, wenn wir McNaghten in seinem Memorandum einen weiteren Fehler unterstellen, einer mehr oder weniger dürfte da ja auch nicht mehr weiter auffallen. Angenommen, er hätte sich mit dem "PC near Mitre Square" vertan und der PC, den er meinte, wäre William Smith, der Stride in der Berner Street mit einem jungen Mann gesehen hat, etwa 10 Minuten vor dem Schwartz-Zwischenfall. Die Sichtung wäre zeitnah an dem einzigen Ereignis, bei welchem wirklich ein tätlicher Angriff auf eines der Opfer beobachtet wurde - zumindest, wenn man Schwartz Aussage glauben will und/oder es sich bei seinem "Angriffsopfer" wirklich um Stride handelte. Wenn wir davon ausgehen, dass Schwartz Aussage stimmt und Smith vorher, als er an dem Mann und Stride vorbeilief, den Anfang der "Verhandlungsphase" (oder wie immer man so etwas nennen will) mitbekam, ließe sich wohl ein ungefährer zeitlicher Ablauf konstruieren, der halbwegs stimmig ist und in dem keine allzu großen Lücken klaffen, die zu erklären schwer fallen würde. Aber wie ernst nahm die Polizei Schwartz Aussage? Swanson schildert sie in seinem Bericht vom zu faul um nachzusehen recht genau, eine weitere Version davon findet sich auch in der Zeitung, wobei hier aber die Pfeife durch ein Messer ersetzt wurde, was wohl der Dramatisierung im Hinblick auf eine angestrebte Auflagenerhöhung geschuldet ist. Im anschließenden Inquest sagte Schwartz nicht aus, was zu erklären ich jetzt aber gar nicht so schwer finde wie viele andere. Schon während seiner Aussage schien es ja Verständigungsschwierigkeiten gegeben zu haben, da Schwartz wohl kein bisschen Englisch sprach und alles über einen Dolmetscher ablief (bei dem sich eventuell auch der ein oder andere kleinere Patzer eingeschlichen haben mag). Vielleicht trat er ja nur wegen der Sprachprobleme nicht beim Inquest auf, wichtig war seine Aussage dafür ohnehin nicht.

Rüber zur Identifizierung:
Okay, wir haben William Smith, den wackeren PC aus der Berner Street, der Stride und einen Mann zusammen gesehen hat, zehn Minuten bevor Schwartz seine viel diskutierte Beobachtung machte. Ich greife hier mal einen Gedanken von Lestrade auf: Irgendwann im Laufe der Zeit verdichten sich gewisse Hinweise gegen jemanden, der während der Haus zu Haus Untersuchungen nach dem Eddowes Mord irgendwie ins Radar der Ermittler geraten ist, ohne sich dabei aber wirklich so verdächtig zu machen, dass die Polizei genauer nachforschte. Was machen die Ermittler? Natürlich, sie haben Schwartz, Lawende und Levy, aber eventuell wollen sie sich vorher etwas absichern, ehe sie ihren Verdächtigen mit einem der Zeugen zusammenbringen. Also wird PC Smith in die Nähe des Verdächtigen gebracht. Smith sieht sich den Mann an, ist unschlüssig. Er hat selbst ausgesagt, dass er Mann, den er mit Stride sah, mit dem Rücken zu ihm stand und er seine Gesichtszüge deshalb nicht beschreiben kann. Die Klamotten, die Statur, ein Schnurbart... Ja, der Verdächtige da, der sieht schon ein bisschen so aus, aber... identifizieren kann er ihn nicht, da er sein Gesicht nicht gesehen hat, aber aufgrund der anderen körperlichen Merkmale, die ihm in Erinnerung geblieben sind (Größe, Statur, Alter usw), bestätigt er den Ermittlern, dass es durchaus der Mann sein könnte. Bei den Ermittlern dürfte sich hier durchaus etwas Hochstimmung breit gemacht haben. Ihr Kollege konnte zwar keine positive Identifikation liefern, stimmte sie mit seiner Aussage aber durchaus zuversichtlich, dass sie ihren Mann hatten. Also muss es einer der Zeugen richten. Auftritt Schwartz...

Nach allem, was uns Schwartz in seiner Aussage mitgeteilt hat, dürfte der gute nicht gerade zu den mutigsten Geschöpfen männlichen Geschlechts gezählt haben, schließlich hat ihn ein einziges Wort in die Flucht geschlagen. Gut möglich, dass er, angesichts der Aufgabe, die er da jetzt zu bewältigen hatte, wieder ordentlich Muffensausen bekam und erst bereit zur vollständigen Kooperation war, als die Beamten ihm ein ausführliches Sicherheitspaket angeboten haben. Hierbei kommt der zweite Mann ins Spiel, der entweder eine Pfeife oder ein Messer hatte. Die Polizei erzählt Schwartz, dass sie einen Verdächtigen haben. Schön, aber was ist mit dem andren, denkt Schwartz. Aus seiner Sicht dürfte die Situation ausgesprochen brenzlig gewesen sein, denn wenn die Polizei nur einen der beiden Männer hatte, dann lief der andere noch frei herum und wenn wir bedenken, dass er sich von dem Pfeifenmann durchaus bedroht gefühlt hatte, dann können wir hier wohl unterstellen, dass ihm das ganze ordentlich Magenschmerzen bereitet haben könnte. Okay, Schwartz macht seine Bedingungen klar, er will weg aus London, fürchtet Repressalien durch den Komplizen. Die Polizei, mit den Hufen scharrend, weil sie endlich eine heiße Spur zu haben glauben und nach all den Prügel auch mal positive Publicity gebrauchen könnten, willigt ein und schafft ihn fort. Zunächst einmal ins Seaside Home, wo sie den Zeugen erstens schützen und zweitens fürs Erste unauffällig unterbringen können, bis die Identifikation gelaufen ist. Von dort aus würde Schwartz dann, wenn alles so lief, wie geplant, endgültig untertauchen können, um fortan an den Küsten Devons ein Pilschersches Leben zu führen. Somit wäre die Voraussetzung geschaffen, jetzt gilt es nur noch, den Verdächtigen ebenfalls dorthin zu schaffen. Doch dabei ergeben sich gewisse Schwierigkeiten, die genau zu benennen unmöglich ist. Entweder war der Verdächtige gewaltätig und äußerst schwer in den Griff zu bekommen, oder es hatte mit irgendwelchen Dingen zu tun, die sich innerhalb der Behörden abgespielt haben. Ich tu mich selbst ein bisschen schwer, Swansons Aussage diesbezüglich zu deuten, er spricht schließlich nur von Schwierigkeiten. Wenn man Anderson hier noch hinzuzieht, der sinngemäß geschrieben hat, dass der Ripper seiner Strafe zugeführt worden wäre, wenn der Yard die Möglichkeiten der französischen Polizei gehabt hätte, halte ich ein bürokratische Hindernis hierbei durchaus für möglich. Aber wie gesagt, alles Interpretationssache... Ich entscheide mich für diese Hypothese hier für Lestrades Ansicht, dass der Verdächtige sich mit Händen und Füßen wehrte. Warum? Zwei Möglichkeiten: 1. Er war schuldig und wusste deshalb, dass es ihm bald an den Kragen gehen würde. 2. Er war schuldig, aber nicht des Mordes, sondern nur des Angriffs zuvor und wusste daher, dass die Polizei zu vollkommen falschen Ansichten kommen würde und er am Ende eventuell für ein Verbrechen baumeln würde, mit dem er nichts zu tun hatte.

Wie dem auch sei, unter Aufbietung aller Mittel gelingt es den Beamten schließlich, den Mann, der später als Kosminski bekannt werden sollte, ins Seaside Home zu schaffen und mit Schwartz zu konfrontieren. Beide stehen sich gegenüber, blicken einander in die Augen. Sowohl für Verdächtigen und Zeugen als auch für die anwesenden Beamten ist gleich klar, dass die beiden sich erkannt haben. Ich nehme an, der Verdächtige, sollte er zuvor mit Gewalt reagiert haben, dürfte auch jetzt nicht gerade ein Ausbund innerer Ruhe gewesen sein und vielleicht fühlte Schwartz sich ja dadurch wieder bedroht, selbst wenn die Polizisten die Situation eigentlich im Griff hatten. Vielleicht hat der Verdächtige aber auch rumgebrüllt, verzweifelt geschrien, zu erklären versucht, dass das doch alles ein entsetzliches Missverständnis sei, er habe zwar eine Auseinandersetzung mit Stride gehabt, doch sei diese nicht tödlich geendet. Wie dem auch sei, aus irgendeinem Grund wird Schwartz unsicher. Entweder, weil er sich trotz Polizei immer noch bedroht fühlt, oder weil er der Beteuerungen des Verdächtigen wegen selbst ins Grübeln kommt. Immerhin hat er den Mord selbst nicht gesehen, also was, wenn der Mann die Wahrheit sagt? Wenn er Stride wirklich nicht ermordet hat, sondern das Ganze nur eine Verkettung äußerst unglücklicher Umstände war? Schwartz ist klar, das Leben dieses Mannes hängt von ihm ab. Wenn er aussagt, wird der Verdächtige wohl am Galgen landen, nicht nur wegen seiner Aussage, sondern auch, weil die Stimmung der Polizei gegenüber äußerst angespannt ist und die Beamten ein Erfolgserlebnis brauchen. Er hat gesehen, was in ihnen vorgeht, wie begierig sie darauf sind, jemanden für die Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Er hat gesehen, wie viel sie von ihm erwarten, dass er ihre einzige Hoffnung ist. Doch Schwartz schwankt, ist sich gar nicht mehr so sicher. Auf jeden Fall will er nicht verantwortlich sein, dass jemand seinetwegen an den Galgen wandert und möglicherweise am Ende doch unschuldig ist. Eventuell appelliert der Verdächtige auch an religiöse Gefühle und Schwartz erkennt, dass er ebenfalls ein Jude ist. Ein Umstand, der seine Zweifel vielleicht noch einmal bestärkt hat...

Naja, genug phantasiert... Irgendwie lässt sich in dem Fall aber auch aus allem eine Theorie stricken, wenn man sich nur ein bisschen Mühe gibt.

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #31 am: 18.01.2011 23:58 Uhr »
Hi Craddock!

Mir gefällt wie du schreibst oder besser noch gesagt, wie du sinnierst. Es ist uns erlaubt, Fäden zu spinnen...

Ich denke dennoch, das der PC nahe Mitre Square und auch Cox sein City Police Kollege aus der schlecht beleuchteten Straße ein und die selbe Person sind und PC Smith somit dafür aus der Berner Street wegfällt. Ich schwanke zwischen PC Watkins und PC Harvey und tendiere dabei zum letzteren. Er hätte wohl durch die Passage, an der ja Lawende und Co. Eddowes´wahrscheinlichen Mörder sahen, auf Streife sein müssen. In oder an diesem engen Durchgang hätten sie sich wirklich nahe kommen können (ohne sich zwangsläufig in´s Gesicht schauen zu müssen). Genauso wie Lawende dicht genug dran gewesen sein könnte und wegen der Bemerkung von Joseph Hyam Levy auch genauer hingeschaut haben könnte. Das beide Zeugen, PC und "Kronzeuge", am gleichen Tatort waren, ist also durchaus möglich und somit auch eine falsche Identifikation nicht außer acht zu lassen. Ich sträube mich gerne gegen Lawende als Zeugen aber ehrlich gesagt, entspricht er dem "hybriden Deutschen", der wohl noch öfters den Gang zur Polizei antreten musste. Aber was hätte er dann gesehen? Einen Mann und eine Frau aber kein unmittelbares Verbrechen. Rein von der Logik her, ohne sich in tiefere Hypothesen zu begeben, akzeptiere ich PC Harvey und Lawende als die wichtigsten Zeugen. Beide haben in kurzer Entfernung von Eddowes Fundort, ein und die selbe Figur erblickt. Der eine wenigen Augenblicke vor ihrem Tod, der andere noch weniger Augenblicke nach ihrem dahinscheiden. Dies ist wohl sehr wahrscheinlich.
Ich sehe keine Hinweise, das andere PC (Smith) oder Zeugen (Schwartz) die gleiche Prozedur durchmachen mussten wie ein möglicher Harvey oder eben Lawende. Und ob sie überhaupt dazu berufen wurden.
Fakt scheint mir eines, trotz des Mißerfolges im Seaside Home, der Zeuge war wichtig, er war aufrichtig und die Polizei (außer Anderson) glaubte ihm vorbehaltslos. Bei Schwartz gab es da wohl Zweifel... oder andere Schwierigkeiten... Man kann, wie bereits erwähnt, hier und da noch Zeugen hervorzaubern aber Hand auf´s Herz: Lawende ist der Favorit.
Lawende hatte eine Menge Kinder. Für ihn stand viel auf dem Spiel. Ich könnte mir vorstellen, dass er der letzte Mensch auf dem Planeten sein wollte, der Zeuge in solch einem Kriminalfall wird. Falls er Zeuge war und überhaupt, dann war er für lange Zeit wichtig. Er hatte jemanden wie geschildert gesehen aber eben nur gesehen. Derjenige, den er gesehen hatte, war auf jeden Fall schwer verdächtig und als Ripper absolut möglich aber er hat ihn nur gesehen und wurde nicht Teilnehmer eines Tötungsaktes.
Ihn natürlich von seiner Familie zu separieren und woanders einzuquartieren, damit wäre so ein Lawende sicherlich nicht einverstanden gewesen. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass er und die seinen freiwillig, um den Stress mal auzuweichen, London verließen und sei es nur ein paar Tage gewesen. Das er der Polizei natürlich mitgeteilt hätte, wo und wie lange er weg ist, davon dürfte man wohl ausgehen.
Swanson seine Bemerkungen über den Zeugen sind ebenfalls aufrichtig. Genauso wie alles andere, was er uns jemals mitteilte. Meiner Meinung nach. Der Zeuge wollte keinen Mann seines eigenen Glaubens an den Galgen liefern. Sie erkannten sich aber sie erkannten sich auch als Juden. Ich denke, das stimmt schlicht und einfach. Und möglicherweise war da nicht so viel "eindeutiges" wie Anderson uns mitteilen oder weismachen wollte. Deshalb wahrscheinlich auch "Verdächtiger" anstelle von "Täter" bei Swanson. Swanson wußte in seiner geistigen Frische, nach der Sichtung druch Lawende und Freunde, das dieser Verdächtige mit Eddwoes in den Durchgang verschwand und wenig später wieder herauskam und den PC Zeugen fast in die Arme lief, während am anderen Ende PC Watkins die Leiche entdeckte. Da war nicht viel Spielraum für einen weiteren Mann. Dazu kam sich sicherlich das "jetzte haben sie mich" Verhalten des Verdächtigen, der wohl keine Anstalten machte, nicht der Mörder sein zu wollen. Ich sehe da, speziell am Tatort Mitre Square, keine Möglichkeit sich da herausreden zu wollen. Falls dies so am Mitre Square war und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dann hätte dieser Verdächtige, wenn er Zeuge sein wollte, beim Mord in der ersten Reihe gesessen und nichts gesagt sondern nur stunk gemacht. Diese Chance hätte ein Unschuldiger wohl wahrgenommen, den das wäre seine einzige gewesen... Ich denke, dieser Mann war der Mörder und ich denke, Swanson dachte genauso... Wirklich bei einer Tat gesehen hat den Ripper niemand, jedenfalls keiner, den die Polizei damals kannte aber es gibt noch eine andere Möglichkeit...
Ein andere Zeuge, der sich niemals bei der Polizei meldete oder von der Polizei aufgefunden werden konnte (und der könnte gut aus der Berner Street stammen), wurde eigentlich vom Verdächtigen erwartet. Ein Zeuge, der vielleicht wirklich den Täter über eines der Opfer sah und hier ist Liz Stride sehr gut für geeignet. Denn bei ihr wurde der Ripper gestört. Nun sitzt dort aber Lawende und kein anderer und der Verdächtige war umsonst so heftig ausgepflippt. Am Ende erkennen sie sich zwar wieder aber na und, was soll dieser Lawende schon gesehen haben? Vielleicht nicht wissend, dass der PC doch besser hingeschaut hatte als der Verdächtige ursprünglich selber annahm. Wer nun immer ihn auch wiedererkannt hatte, geholfen hätte es ihm eh nicht. Gehindert dabei, nicht weiter seine Serie fortsetzen zu können. Strick hin- oder her. Noch hätte es sich ein Zeuge wie Lawende überlegen können, noch hätten weitere Zeugen auftauchen können. Was ich sagen will, alle Umstände und Reaktionen reichten Swanson wahrscheinlich aus, irgendwann ein Urteil fällen zu können und sei es ein nur recht persönliches. In seiner Rechnung, konnte irgendwann nur "Kosminski" der Täter gewesen sein. Aber er hatte nichts in der Hand, den Mann verurteilen zu lassen. Er hat es vielleicht akzeptiert und Anderson hat es frustriert.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #32 am: 19.01.2011 19:52 Uhr »
Nabend Lestrade.

Ich stimme eigentlich in fast allen Punkten mit dir überein und halte Schwartz selbst nicht wirklich für einen geeigneten Zeugen. Auch wenn ich sagen muss, dass es ziemlichen Spaß gemacht hat, ein Szenario zu entwerfen, dass ihn ins Zentrum rückt, wobei ich natürlich so wie alle Ripperologen vorgegangen bin, die ihre These mit Gewalt durchpressen wollen, indem ich gewisse Dinge, die eindeutig gegen diese Auslegung der Ereignisse sprechen, einfach ignoriert habe. Denn wenn man sich die Aufzeichnungen jenes Abends in der Berner Street ansieht, dann gibt es im Zusammenhang mit anderen Zeugenaussagen recht gewichtige Indizien, die darauf hindeuten, dass das Ganze zeitlich so nicht abgelaufen sein kann. Bei Lawende sehe ich es ebenfalls ziemlich ähnlich, er ist für mich nach allem, was wir wissen, der wahrscheinlichste Kandidat für den geheimnisvollen Zeugen. Was die Zweifel an seiner Zeugenschaft betrifft, so scheinen wir ebenfalls recht ähnliche Ansichten zu haben, aber in Ermangelungen von jemandem, der den Ripper auf frischer Tat erwischte, kommt er dem Tatzeitpunkt im Fall Eddowes mit seiner Aussage so nahe, dass es schwer vorstellbar ist, dass in den 10 Minuten, die zwischen Sichtung und Leichenfund verstrichen, Eddowes noch einen weiteren Mann getroffen haben könnte. Vieles spricht also dafür, dass Lawende Eddowes wirklich mit dem Ripper gesehen hat (vorausgesetzt wir akzeptieren, dass es ihm aufgrund der Kleider von Eddowes wirklich gelungen ist, sie zweifelsfrei zu identifizieren. Ich hab mir die Beschreibung ihrer Klamotten noch einmal angesehen und muss sagen, so unauffällig waren die gar nicht, was durchaus ein Indiz sein könnte, dass ihm da einige Details wirklich sehr lebhaft in Erinnerung geblieben sein könnten). Als einzige Alternative zu Lawende bliebe dann nur noch Levy, aber wenn ich im Jahre 1888 Polizist gewesen wäre, hätte ich wohl meine Hoffnungen nicht auf ihn verschwendet. Im Hinblick auf eine mögliche Szenarienentwicklung wäre Levy natürlich interessanter, weil sein Verhalten, wertfrei ausgedrückt, schon etwas merkwürdig war, da böten sich einige interessante Möglichkeiten. Eventuell sahen das einige Ermittler damals ja auch ähnlich und Levy wurde abseits des Rummels noch einmal ins Gebet genommen. Aber wenn er weiter bei seiner Geschichte blieb und behauptete, er habe seine Bemerkung nur ganz allgemein gemeint und keineswegs auf ein spezifisches Individuum bezogen, dürfte ihm Gegenteiliges nur sehr schwer nachzuweisen gewesen sein, weshalb Bemühungen in die Richtung, sofern sie überhaupt je vorhanden waren, schnell eingestellt worden sein dürften. Nein nein, wenn ich Polizist zu dieser Zeit gewesen wäre, hätte ich mich an Lawende gehalten. Ein weiteres Indiz dafür, wie ernst die Ermittler Lawendes Sichtung nahmen, könnte sein, dass während des Inquests niemand so erpicht darauf war, Lawende eine genaue Beschreibung seines Mannes abgeben zu lassen. Da die Inquests von den Zeitungen recht detailiert wiedergegeben wurden, wollte man vielleicht nicht, dass der Verdächtige sich in Lawendes Beschreibung wiedererkennt und sein Aussehen verändert, oder man wollte vermeiden, dass die Öffentlichket ganz allgemein eine Beschreibung erhielt. Letzteres ist durchaus vorstellbar, wenn man bedenkt, was beinahe mit John Pizer passiert wäre. Und wenn da nachts jemand, der Lawendes Beschreibung ähnelt, durchs East End gelaufen wäre... Puh, hätte böse ausgehen können.

Ich habe mich mal der Hoffnung hingegeben, Lawende als Zeuge könnte eventuell einen Hinweis darauf geben, wann die Indentifikation über die Bühne gegangen sein könnte. Inzwischen, nach einigen weiteren Überlegungen in die Richtung, bin ich da aber wieder skeptisch. Mein Gedankengang ging in die Richtung, dass es Lawende nicht gelang, 1891 Saddler zu identifizieren, weshalb ich annahm, die Identifikation im Seaside Home müsse später stattgefunden haben, da man ihn nach der Schlappe im SH wohl kaum noch als Zeugen gegen Saddler verwendet haben dürfte. Aber genau da bin ich mir nicht mehr so sicher... Bestimmt dürften die Ermittler nach der Seaside Home-Sache entsprechend geladen gewesen sein und Lawende insgeheim verwünscht haben.... aber was ist, wenn sich danach ein Verdacht, wenn auch vielleicht unbegründet, gegen Saddler ergab und sie ihre Meinung über Lawende überdachten.... Eventuell hat der hybride Deutsche damals ja doch gut daran getan, den Verdächtigen nicht zu identifizieren. Das könnte ihn in Polizeikreisen dann doch schnell wieder ins Spiel gebracht haben.

Ich würde so gerne mal eine Theorie aufstellen, die ich nicht zwei Wochen später wieder selbst widerlegen kann.  :biggrin:

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #33 am: 19.01.2011 23:35 Uhr »
Wahrheiten findet man in den Mißgeschicken, die einen widerfahren...

Guten Abend Craddy!

Lawende seine Beschreibungen waren ja stets etwas unterschiedlich, meine ich mich zu erinnern. Da könnte natürlich polizeiliche Taktik eine Rolle gespielt haben, muss aber nicht. War nicht Smith von der City Police der Meinung, dass die deutsche Mixtur gar einen jungen Mann als Verdächtigen gesehen haben wollte?  Aber wer weiß, ob wir vom gleichen Zeugen ausgehen dürfen. Ich tendiere allerdings dazu. Falls es Lawende war, dann hatte nicht nur die MET, sondern auch die City Police einen guten Kontakt zum Zeugen. Warum allerdings dann die MET den Verdächtigen abholte und auch wieder zurück zum Bruder brachte (wo er dann ja von der City Police überwacht wurde), um ihn so zwischendurch Lawende vorzustellen und die City Police dabei außen vorließ, entbehrt für mich jegliche Logik. Sie hatten ja gemeinsam diesen Zeugen. Warum auf einem Mal diese Geheimniskrämerei unter den beiden Polizeieinheiten? Ich glaube schon, dass Lawende ein wichtiger Zeuge war, der ernstgenommen wurde und auch ehrlich und vertrauenswürdig war aber er war sich ja keinesfalls sicher, ob er den Mann wiedererkennen würde. Auch das erscheint mir sehr glaubhaft. Und vorallem der Fakt, ob man einen Zeugen nochmals und wiederholt einlädt, wenn man weiß, es ging schon einmal in die Hose. Lawende könnte vielleicht später 1-2 mal bestätigen, wer es bei ähnlichen Verbrechen eben nicht war und somit den "Verdächtigen" Kosminski weiter schwer belasten. Mir kommt es eher so vor, als ob die MET da einen ganz speziellen Zeugen in petto hatte oder dieser ganz urplötzlich auftauchte und es somit zu einer spontanen Gegenüberstellung kam, nachdem der Verdächtige vielleicht bereits mehrere Tage von der City Police überwacht wurde. Ich kann immer noch nicht glauben, dass bei einem wirklich starken Verdacht, es sofort zu einer Gegenüberstellung hätte kommen müssen. Was macht dies für einen Sinn? Misslingt so etwas, wäre der Täter doch gewarnt. Es wäre doch kein Problem gewesen, ihn so lange zu überwachen, bis er wieder aktiv wird. Denke ich... Selbst ein Line- Up hätte nur Sinn gemacht, wenn da ein Zeuge gewesen wär, der sich absolut sicher gewesen wäre. Diesen Eindruck erweckt Lawende nicht... deshalb bin ich gerne gegen ihn... muss ja nicht stimmen... Lawende wurde vielleicht einmal in die Nähe dieses Verdächtigen gebracht... ohne Erfolg, war nicht gegen aber auch nicht für den Mann, den er da anschauen sollte...
Bliebe immer noch ein Mann wie Schwartz oder einer der beiden anderen Mann aus der Berner Street. Darunter auch ein Typ wie vielleicht Nathan Shine. Und ganz besonders bemerkenswert Hutchinson, obwohl er nicht als dieser Zeuge in Frage käme. Gehen wir davon aus, dass Hutch die Wahrheit sagte, dann hätte er doch jederzeit den Verdächtigen identifizieren können. Er hatte die beste und detaillierteste Beschreibung, die man sich nur vorstellen kann, abgegeben. Immerhin hatte er ihn ja auch einige Tage später in der Middlesex Street erkannt. War wohl nicht der Fall, Hutch als Zeuge. Aber dieser jüdische Mann, falls er nicht der Täter war, wäre doch ein sehr geeigneter Zeuge gewesen oder?  Meiner Meinung nach war er ein bißchen zu pinkelhaft für den Mann, den ich suchen würde.
Aber man weiß ja nie...
Stell dir vor, ein Mann jüdischen Glaubens aber etwas höheren Standes, macht sich eine schönen Abend in einer Gegend, wo er leicht Prostituierte finden kann aber wahrscheinlich keine Verwandten oder Bekannten treffen wird. Vielleicht auf dem Wege nach Hause oder in ein Hotel, trifft er die attraktive Kelly. Sie überredet ihn, mit ihr zu kommen. Gesagt, getan. Jetzt sind sie bei ihr, er kann sich nicht durchringen seine Gemahlin zu bescheissen, Kelly selber ist schon müde, nach dem Motto "Jetzt oder nie" entscheidet man sich für´s Verabschieden. Der Mann, verunsichert durch seine eigene Zögerei, verläßt den Miller´s Court und vergisst vor lauter Aufregung seine Tabak- Pfeife bei Kelly. Beim Verlassen des Courts, trifft er auf einen Mann, den er wenig Aufmerksamkeit schenkt, andersherum kann es anders gewesen sein. Nach einiger Zeit merkt er "Halt, meine Pfeife ist weg" und dreht um. Er betritt erneut den Miller´s Court und bemerkt Licht in Kelly´s Zimmer. Und das, obwohl Sie schlafen gehen wollte. Anstatt zu klopfen, schaut er vorsichtig durch´s Fenster. Was er sieht, läßt sein Blut in den Adern gefrieren. Er erkennt jedoch den Mann wieder, den er beim ersten Verlassen des Miller´s Court gesehen hatte. Schockiert flüchtet er. Der Mann in Kelly´s Zimmer hat ihn nicht bemerkt. Der Zeuge schafft es ein paar Tage auf den Beinen zu bleiben. Dann erfährt er von der Beschreibung Hutchinsons und erkennt sich darin ja auch selber wieder. Traumatisiert von den Ereignissen, bricht er zusammen und gönnt sich eine Kur, vielleicht außerhalb von London. Nach kurzer Erholung, entschließt er sich dazu, bei der nächsten Polizeidiensstelle, Kontakt zu den Beamten im Jack the Ripper Fall aufzunehmen. Dieser Kontakt wird vermittelt. Er bittet um absolute Diskretion (aus ganz persönlichen Gründen). Swanson selbst erkennt die Wichtigkeit und Dringlichkeit bei diesem Zeugen und fährt schon einmal vor. Als er sich den Ausführungen des Zeugen sicher ist und er alle Bedingungen des Zeugen akzeptiert, veranlasst er, dass der Verdächtige, den bereits der PC der City Police vom Habitus wiedererkannt haben wollte, umgehend zur Identifizierung gebracht wird. Ein Mann vielleicht, der ohnehin im Raster der Polizei liegt. Zu den Bedingungen des Zeugen könnte gehört haben, das er nur mit Swanson und 2-3 MET Beamten kommunizieren möchte. So bleibt die City Police außen vor. Zu allen Schrecken bekommt der Zeuge mit, dass dieser Verdächtige auch Jude ist und hat nun entgültig die Schnauze voll. Er zieht alles zurück. Der Verdächtige selbst hat den Zeugen als denjenigen erkannt, den er im Miller´s Court getroffen hatte. Der Zeuge war auch sicherlich nicht zu übersehen. Hutch ging es ja genauso. Der Verdächtige wird zurückgebracht, den City Observierern erzählt man irgendetwas aber vorallem das, den Verdächtigen auf keinen Fall aus den Augen zu lassen. Anderson ist fortan auf Swanson sauer, nicht so direkt, mehr im stillen Kämmerlein, weil der so übereilig gehandelt hatte. Anderson beschreibt das später als "and the traditions of my old department would suffer ", etwas, das Swanson vielleicht wunderbar ignorieren konnte. Indem er Anderson imaginär erklärte, das der Zeuge so oder so gestrauchelt wäre und der Täter keine Sekunde mehr in Freiheit war und auch recht zeitig in´s Gras biss. Maul zu, Affe tot. Kam keiner mehr zu schaden.
Es scheint mir, Swanson und Anderson waren genauso solche Spinner wie Lestrade und Craddock.

Gute Nacht, jetzt wird es selbst mir zu blöd...
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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #34 am: 20.01.2011 22:47 Uhr »
Es scheint mir, Swanson und Anderson waren genauso solche Spinner wie Lestrade und Craddock.

Da könnte was dran sein, mal sehen, ob uns noch jemand den McNaghten macht. Andererseits, was will man schon erwarten von Leuten, die sich als Usernamen die beiden wohl unfähigsten Beamten der englischen Kriminalliteratur aussuchen...

In wie weit Lawende in seiner Beschreibung schwankte, weiß ich jetzt aus dem Stehgreif gar nicht, Tatsache aber ist, dass er wohl mehrfach darauf hingewiesen hat, dass er den Mann wohl eher nicht wiedererkennen würde. Das erscheint mir schon entscheidend zu sein, vor allem vor dem Hintergrund, dass der Zeuge den Verdächtigen ja im Bruchteil einer Sekunde erkannt haben soll. Wäre das bei jemanden der Fall, der mehrfach aussagt, er bezweifle, dass er ihn überhaupt erkennen würde? Auch die übertriebene Reaktion von Anderson und Swanson passt da nicht dazu. Immerhin wurden sie in dem Fall ja von ihrem Zeugen gewarnt, also nichts da mit Jude und will nicht. Zum Alter von Lawendes Mann bin ich jetzt auch nicht sicher, könnte aber auch daran liegen, wie man einen jungen Mann definiert. Lawendes Mann war, wenn ich das richtig im Kopf habe, so um die 30. Ich kenne Smiths Ausführungen jetzt nicht im Detail, sprach der denn von einem jungen oder einem sehr jungen Mann?

Die Anzahl der Zeugen, die dem Verdächtigen gegenübergestellt wurden, beschäftigt mich auch des Öfteren. Es ist ja nicht so, dass Lawende der einzige war, der kurz vor einem Mord glaubte, eines der Opfer in Begleitung eines Mannes gesehen zu haben. Zudem wäre dann ja noch Schwartz, der, sofern man ihm glauben schenkt, Zeuge eines Angriffs auf ein späteres Opfer wurde. Gabs am Ende mehrere Zeugen, von denen nur einer bei einer Identifikation erfolgreich war? Gut möglich, allerdings bleibt dann immer noch die Frage, wer der Zeuge war und wenn man bedenkt, bei wem man sich am sichersten war, dass er wirklich den Ripper gesehen hat, dann landet man wieder bei Lawende... Es ist einfach verhext. Ein zuverlässiger und glaubhafter Zeuge dürfte Lawende auf jeden Fall gewesen sein. Allein sein Zweifel, ob er den Verdächtigen wiedererkennen würde, ist schon ein recht sicheres Zeichen, dass er wirklich angestrengt über die Sache nachgedacht haben dürfte und keineswegs leichtfertig eine Beschreibung abgegeben hat. Und genau da scheint die das Pauschalurteil von Anderson und Swanson seltsam. Sollte der unsichere Lawende am Ende wirklich wie aus der Pistole geschossen gesagt haben: "Das ist er!", wie es uns Andersons Version der Dinge weismachen will? Eher unwahrscheinlich... Lawende erscheint mir da eher als der vorsichtige Typ, der sich einen möglichen Verdächtigen genau ansieht, bevor er sich zu einem Urteil durchringt.

Neben Lawende kommt aber als möglicher Kronzeuge eigentlich nur Schwartz in Frage, oder eben einer der beiden andren Männer. Oder jemand hat den Ripper doch etwas genauer gesehen und sich bei der Polizei gemeldet, was von der aber geheim gehalten wurde... Viel zu viele Möglichkeiten. Der Zeuge wird wohl doch Hutchinson gewesen sein, und konnte den Verdächtigen daraufhin nicht identifizieren, weil der an diesem Tag seine goldene Kette nicht trug, ganz klar, so wirds gewesen sein  :biggrin:

Ach, was war die Zeit doch schön, als mein Wissen von diesem Fall einzig auf halbgar recherchierten Dokumentationen im Fernsehen beruhte und der Täter immer Druitt hieß...

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #35 am: 21.01.2011 00:58 Uhr »
Andererseits, was will man schon erwarten von Leuten, die sich als Usernamen die beiden wohl unfähigsten Beamten der englischen Kriminalliteratur aussuchen...

Eben! Wir sind die schreibende Inkompetenz. Du glaubst auch nicht wirklich das, was du schreibst oder?

Was der Mensch nicht versteht, wiederholt er immer wieder. Ich glaube, ich schreibe hier eigentlich immer das gleiche und wiederhole mich dabei.

Swanson sah irgendwie nett aus. Deswegen glaube ich alles was er sagte. Bedingungslos. Kindisch oder?

Für mich waren alle, bis auf Swanson, ein paar verwirrungstiftende Lumpen. 

Craddy, du bist in Ordnung. Kannst bei allem auch noch über dich selber lachen.

Sind wir mit dem Thema durch? Bitte...
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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #36 am: 21.01.2011 15:09 Uhr »
Ach, solang ich schreiben glaub ich alles, erst beim Lesen hinterher wirds schwierig. :biggrin:
Ich reihe einfach nur Möglichkeiten aneinander in der Hoffnung, zumindest zwei Sätze zustande zu bringen, die irgendwie erhellend wirken könnten.
Mir gehts bei Swanson recht ähnlich wie dir, ich möchte dem wackeren Beamten so gerne glauben. Ähnlich gehts mir im übrigen mit McNaghten. Keine Ahnung warum, aber ich mag den alten Zausel irgendwie. Nach ein paar Gläschen wär der sicherlich ein interessanter Gesprächspartner, der faszinierende Geschichtchen zu erzählen hätte.
Ansonsten fällt mir zu Swanson und seiner Notiz auch nichts neues mehr ein, also denke ich, ab in ein Loch damit und zubuddeln. Naja, eins noch: Hätte das Teil nicht irgendwer verbrennen können? Anderson kann ich so schön ignorieren.  :flag_of_truce:

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #37 am: 21.01.2011 16:15 Uhr »
Drei Männer, drei vollkommen unterschiedliche Charaktere, glaube ich. Ah ho he Swanson ist okay...

Yours MET- Hooligan. 
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Jack the Whopper

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Re: Swanson
« Antwort #38 am: 24.01.2011 00:12 Uhr »
Ahoi!
Zitat
Ich sehe allerdings ein Problem, wenn der von einem Zeugen identifizierte Mann aus der Berner Street, mit dem übereinstimmte, den der PC am Mitre Square gesehen haben will. Zwei verschiedene Orte und zwei Zeugen, die den "unschuldigen" Mann dann belasten würden.
So eindeutig finde ich die Übereinstimmungen der Beschreibungen gar nicht. Mal davon abgesehen, dass die Leute damals ja ziemlich einheitlich gekleidet waren (wenigstens im Vergleich zur heutigen Zeit). Probier es mal mit dieser Beschreibung: Junger Mann, trägt Baggy-Pants und Baseballcap, hat einen dunklen Rucksack auf dem Rücken. Und jetzt lauf mal 15 Minuten durch die Kölner Innenstadt und zähle die Personen, auf die diese Beschreibung zutrifft! :-)   Und dabei ist die heutige Mode zig mal vielseitiger wie damals...
Zitat
Bei Lawende sehe ich es ebenfalls ziemlich ähnlich, er ist für mich nach allem, was wir wissen, der wahrscheinlichste Kandidat für den geheimnisvollen Zeugen. Was die Zweifel an seiner Zeugenschaft betrifft, so scheinen wir ebenfalls recht ähnliche Ansichten zu haben, aber in Ermangelungen von jemandem, der den Ripper auf frischer Tat erwischte, kommt er dem Tatzeitpunkt im Fall Eddowes mit seiner Aussage so nahe, dass es schwer vorstellbar ist, dass in den 10 Minuten, die zwischen Sichtung und Leichenfund verstrichen, Eddowes noch einen weiteren Mann getroffen haben könnte.
Was wäre, wenn der Mann, den Lawende bei Eddowes gesehen hat, nicht ihr NÄCHSTER, sondern ihr LETZTER Kunde war? Er könnte sich schon eine Minute später verabschiedet haben...
Ich bleibe bei Schwartz als Top-Kandidat. Ich denke, dass die Polizei ihn am ehesten ernst genommen hat, weil er der einzige Zeuge war, der einen Mann gesehen hat, der eines der späteren Mordopfer nur Minuten vor dem Leichenfund atackierte... Ist natürlich nur meine Meinung, das muss also nix heißen, haha...
Macht Spaß mit euch! Bis die Tage!
Jörn

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #39 am: 24.01.2011 07:42 Uhr »
Morjens Jörn!

All deine Überlegungen sind nachvollziehbar. Ich bleibe dabei, Lawende war ein wichtiger Zeuge aber ob er der Zeuge war, darin möchte ich mich nicht festlegen. Wir können doch stets nur spekulieren, "wie könnte es abgelaufen sein?". Keiner aus Polizeikreisen erwähnte den Namen des Zeugen. Und ob die unterschiedlichen Beamten und Polizeieinheiten dabei immer den gleichen meinten, ist nicht erkennbar. Auf Lawende und Schwartz könnten sie gebaut haben, auf Hutchinson taten sie dies offenbar nicht. Wenigstens drei Männer hätten ihn identifizieren können . So wie Smith von der CP sich äußerte, dürfte man davon ausgehen, dass sein "Lawende" nicht identifizierte, Anderson und Swanson´s "Lawende" dies jedoch tat. Natürlich kann man verschiedene Szenarien erstellen. Vollkommen logisch erscheint keine dabei. Lässt man aber alle bekannten, möglichen Zeugen einfach heraus, könnte mit einem uns unbekannten Zeugen, auch eine gewisse nachvollziehbare Logik eintreten. Wer weiß... "Gesehen" haben ihn m.E. einfach "zu viele"...
Der PC vom Mitre Square könnte eine ihm irgendwie bekannte Person dort gesehen haben. Warum gab es eine "Verfolgungsjagd"? Sie führte ja angeblich bis in die Dorset Street, dem nächsten Tatort. Vielleicht war er sich nicht ganz sicher, ob es sich um jemanden handelte, den er möglicherweise hin.- und wieder begegnet war. Gerade dann, wenn sich jemand anders verhielt (Kragen hoch, schneller Schritt/eiliger) als er es von diesem gewohnt war.

Ich muss zur Arbeit...
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KvN

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Re: Swanson
« Antwort #40 am: 24.01.2011 08:12 Uhr »
Morgen allseits!

Lestrade wirft da mit einer Nebenbemerkung eine sehr interessante Frage auf: Warum spielt Hutchinson im Zeugenkarussell eigentlich so gut wie keine Rolle? Die Aussage vom "guten Blick" den der Zeuge auf den Ripper werfen konnte trifft ja auf ihn am ehesten zu, zumindest im direkten Vergleich mit Lawende und Schwartz. Und er hörte den Verdächtigen reden, sah wie sich bewegte, alles Dinge, die die Chancen auf ein Wiedererkennen ja wohl steigern. Und Abberline bewertete seine Aussage als glaubwürdig...

Grüße

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #41 am: 24.01.2011 21:59 Uhr »
Nabend Kurt!

Vielleicht war Hutchinson einfach sturzbetrunken und stalkte Kelly leise im Suff hinterher. Seine Erinnerungen könnten sich im Nachhinein als sehr verfahren und damit fatal dargestellt haben, ohne dass er dies selber so wollte oder einschätzen konnte. So könnte sich seine Zeichnung sehr übertrieben darstellt haben, gemixt aus Details einer durchzechten Nacht, hier und da eingefangen. Demzufolge muss seine, "feine, jüdische Erscheinung", nicht unbedingt so glitzernd ausgesehen haben, wie er selber im nüchternen Zustand glaubte. Vielleicht sah er auch nicht so "bescheiden arbeiterhaft" aus, wie der, welchen Schwartz und Lawende gesehen haben wollten. Ich denke, wenn der Mann, den Hutchinson bei Kelly sah der Mörder war, dann sah dieser Mann eben nicht ganz so bescheiden aus wie bei Schwartz oder Lawende, war aber eben auch kein Nachkomme von den Rothschilds... Möglich, das alle drei den gleichen Mann sahen aber einer eben mit einer Birne voll Alk... Stellt euch vor, ein Mann wird identifiziert, das Ding schlägt fehl und dann soll die Polizei einen weiteren Zeugen beanspruchen, der einen mitdreißigen Mann in feinem Zwirn gesehen haben will und sie selber haben einen Verdächtigen, der zerlumpt und mit einem deutlich anderen Alter vor ihnen sitzt. Welchen Richter wollen die vormachen, dass dies irgendwie passt? Das er allerdings selber zur Polizei ging, könnte aussagen, dass ihm wirklich etwas aufgefallen war. Mein Tipp, Hutchinson sah den Ripper, könnte aber dabei unter deutlichen Alkoholeinfluss gestanden haben.
Von Schwartz und Lawende bin ich überzeugt, dass beide ihn sahen. Schwartz ging auch von allein zur Polente, glaube ich oder? Sodann hat er auch etwas wichtiges beobachtet. Ich glaube ihm die Beobachtung von zwei Männern aber ob er sich vor lauter Schiss und "schnell heim zu Mami (Frau)" wirklich an den genauen Ablauf erinnern konnte oder gar wollte? Sein Mut schien ihn zumindest in jener Situation verlassen zu haben aber auch im Nachhinein? Und dann erneut schon wieder??? Allerdings ist Schwar(t)z ein schöner deutscher Name... Mein Tipp, Schwartz sah den Ripper (erster Stride-Angreifer) aber ein Zeuge, der vom Tatort abhaute, konnte der vorm Gericht standhalten?
Lawende fand man, berichtigt mich bitte falls es nicht stimmt, bei der Haus- zu Haus Suche. Klar sah er etwas aber er schien mir nicht ein "Herr Lehrer ich weiß was" Typ gewesen zu sein. Tiefstapler, zu viele Kinder, weitergehen, nichts gesehen. Mein Tipp, Lawende sah den Ripper wollte ihn aber nicht unbedingt wiedererkennen. Mein "Name ist Hase" Zeuge und ein Zögerer vor Gericht und das noch bei einem verdächtigen Glaubensgenossen?
Mein Tipp: Der zweite Mann den Schwartz in der Berner Street sah, könnte den Ripper vertrieben haben und ein tatsächliches Face to Face mit ihm erlebt haben. Trug er selbst ein Messer bei sich, wäre ein Flucht gerechtfertigt gewesen, gerade wenn er zusätzlich noch die Geräusche eines Diemschütz- Geschützes vernommen hätte. Schwartz hätte ihn aber entlasten können. Solch ein Zeuge, der sehr schnell selber als Täter in Frage käme, bedarf einer besonderen Sorgfalt. Die könnte ihm Ripperfall in Anspruch genommen und der Zeuge deshalb auch geheim gehalten worden sein.

Ja, wieder einmal ein Szenario...

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Offline Craddock

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Re: Swanson
« Antwort #42 am: 24.01.2011 23:00 Uhr »
Juhu, im Swanson Thread ist wieder Leben, was für eine Freude...

Morgen die Herren!

Ich gewinne allmählich den Verdacht, dass wir, was Hutchinson angeht, eventuell ein bisschen auf dem Holzweg sind. Nachfolgender Link führt zu einem überaus interessanten Artikel von Stewart Evans, in dem dieser die Hutchinson Aussage analysiert und sie vor allem dem gegenüberstellt, was dann später in der Presse als Hutchinsons Aussage wiedergegeben wird - und das ist nicht dasselbe: Klick!

Verblüffend ist vor allem, dass Evans Hutchinsons Aussage im Gegensatz zu uns als ungenau definiert (wenn auch nicht im Bezug auf die Beschreibung), was wohl deutlich zeigt, wie weit unser Wissen und unsere Anschauung von dem entfernt ist, was einem ausgebildeten Polizeibeamten eigen ist. Auch hinsichtlich des Geheimhaltens von Seiten der Polizei bin ich skeptisch. Denn wir gehen da wohl auch viel zu sehr von heutigen Praktiken aus, wo gerne mal eine Täterbeschreibung an die Öffentlichkeit gegeben wurde. Im Jahr 1888, und speziell bei der englischen Polizei, scheint es aber viel eher Usus gewesen zu sein, grundsätzlich alles geheim zu halten. Selbst die Informationen, die während der Inquests an die Öffentlichkeit gelangten, schienen den Polizisten eher Bauchschmerzen zu bereiten.

Hutchinsons Beschreibung sah wohl in Wirklichkeit eher so aus:
"Description age about 34 or 35, height 5 ft 6."
"complexion pale, dark eyes and eye lashes, slight moustache curled up each end and hair dark, very surley [sic] looking..."
"dress long, dark coat, collar and cuffs trimmed astracan [sic] and a dark jacket under, light waistcoat, dark trousers, dark felt hat turned down in the middle, button boots and gaiters with white buttons, wore a very thick gold chain, white linen collar, black tie with horse shoe pin, respectable appearance, walked very sharp..."

Keine buschigen Augegenbrauen. Kein rotes Irgendwas an der Goldkette. Kein diabolischer Blick. Alles Dinge, die erst später in der Pressemeldung erwähnt werden. Und die Beschreibung, die die Presse erhielt, wurde erstaunlicherweise von der Polizei herausgegeben, wobei lediglich die jüdische Erscheinung in ausländisch verändert wurde (wohl aus demselben Grund, weshalb das GSG weggewischt wurde). Die übermäßigen Details, die den von Hutchinson beschriebenen Mann so sehr nach Erzbösewicht mit guter Herkunft erscheinen lassen, wurden der Aussage erst in der Presseversion hinzugefügt, wie es aussieht. Und die Tatsache, dass von Seiten der Polizei die Geheimhalteregel umgangen wurde und eine Beschreibung des Mannes an die Presse weitergegeben wurde, deutet insgesamt wohl eher darauf hin, dass die Aussage in Wahrheit wohl sehr, sehr ernst genommen wurde. Insgesamt würde ich jedenfalls sagen, dass der von Hutchinson beschriebene Mann gar nicht mehr so ungewöhnlich ist... eher jemand, der sich ein bisschen herausgeputzt hat, aber auch nicht allzu sehr... jemand, den ich eher als "shabby genteel" beschreiben würde....

Edit: Ich hab den Artikel jetzt selbst noch mal durchgelesen und muss mich in einem Punkt korrigieren: Die Beschreibung wurde wohl nicht von der Polizei rausgegeben, sondern von Hutchinson selbst der Presse mitgeteilt. Im Kern bleibt aber alles so, wie oben. Die Aussage war für die Polizei wichtig und Hutchinsons Beschreibung ist nur in den Zeitungen seltsam.
« Letzte Änderung: 24.01.2011 23:53 Uhr von Craddock »

Stordfield

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Re: Swanson
« Antwort #43 am: 25.01.2011 09:02 Uhr »
Danke Craddock!

Meines Wissens wurde Hutch`s Aussage stets etwas abqualifiziert, weil die Detailgenauigkeit Argwohn erweckte. Wenn sich aber nun herausstellt, dass die Überspitztheit seiner Beschreibung auf das Konto der Presse geht, steht die ganze Angelegenheit wahrlich in einem ganz anderen Licht. Schön, dass Du der Sache mal nachgegangen bist und uns somit wieder Raum für weitere Spekulationen verschafft hast.

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Re: Swanson
« Antwort #44 am: 25.01.2011 10:28 Uhr »
Die Herren!

@Craddock:

Kannte ich schon aber vielen Dank für´s alles drumherum. Etwas "herausgeputzt", darauf wollte ich ja hinaus. Ich glaube Hutchinson, Schwartz und Lawende und denke, dass einer der letzten beiden tatsächlich noch wenigstens 2mal für die Polizei "identifiziert" hat.

Gab es nicht auch den Vorfall eines weiteren Zeugen, der gefunden wurde und aus der Berner Street stammte? Ich meinte dies mal vor langer Zeit irgendwo gelesen zu haben. Zusatzinfos waren aber nicht vorhanden. Schwartz sagte ja aus, beide Männer die er sah, kamen aus der gleichen Schicht. Demzufolge wäre ein weiterer jüdischer Zeuge neben Schwartz und Lawende möglich.

Nehmen wir an, ein ganz anderer als die genannten drei Zeugen identifizierte "Kosminski", warum griff die Polizei nicht danach noch auf alle oder wenigstens auf einen davon zurück?

Verdächtiger und Zeuge, könnten eine sehr geheime Angelegenheit gewesen sein. Niemals zu der Zeit, erwähnte man irgendwo eine Identifikation. Außer Anderson und Swanson in späteren Jahren. Diese ganze Seaside Home Geschichte, wurde meines Erachtens von Anfang an und auch danach kleingehalten. Eine kleine Gruppe Männer ist dabei, als ein Zeuge den möglichen Ripper wiedererkennt. Und nicht viele Informationen verlassen diese Gruppe. Die Gründe, liebe Freunde, die Gründe dafür, würde ich gerne kennen.
Laut meines Idols Dony Swanson, wollte der Zeuge, konnte aber nicht. Warum macht man sich nicht den anderen Zeugen gegenüber locker? Was war da so sonderbares (okay, er war ohnehin sonderbar) an dem Verdächtigen? Gab es da etwas an dem, was die anderen Zeugenaussagen abqualifiziert hätte aber einen Zeugen in dieser Hinsicht so unersetzbar machte?
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...