Hallo Ani,
Ich verstehe deinen Einwand. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn sogar erwartet.
Ich sehe die Sache aber etwas anders. So pauschal gibt es in meinen Augen keinen Zusammenhang zwischen einer zwanghaften Person und einem Kontrollfreak. Dazu muss man unterscheiden, wie passiv oder aktiv eine Person ist und inwiefern diese Person gelernt hat, Umstände ihren Wünschen nach anzupassen. Das greift wieder wunderbar in den von Stordfield angesprochenen inneren Dialog.
Ich sehe einen Unterschied zwischen zwanghaften Vorstellungen und zwanghaftem Verhalten. Es kann durchaus sein, dass eine Person zwar eine zwanghafte Vorstellung davon hat, wie eine Sache abzulaufen hat, aber dennoch in einer passiven Rolle verharrt. Es kommt immer darauf an, wie selbstreflektiert eine Person ist.
Es gibt meiner Meinung nach solche und solche. Passive und aktive Menschen, welche die Umwelt nach ihren Vorstellungen gestalten oder gestaltet sehen wollen.
Lestrade hat es erwähnt: Die Abstimmung der inneren und äußeren Welt kann gestört sein. So durchdacht die innere Welt auch sein kann, so unfähig kann die Person sein, die äußere Welt danach zu gestalten.
Wie gesagt, es geht mir um Vorstellungen, nicht um zwanghaftes Verhalten. Es geht vielmehr um starr vorgefertigte Abläufe in den Gedanken des Täters und den inneren Zwang, diese Abläufe exakt so erleben zu wollen. Inwiefern der Täter souverän genug ist, um dies zu bewerkstelligen, steht für mich auf einem anderen Blatt.
Nichts desto Trotz kann ich deinen Post absolut nachvollziehen. Bei Zwang muss man auch ohne Zweifel an Kontrolle denken. Zwanghafte Vorstellungen und Kontrollergreifung gehen für mich jedoch nicht „zwanghaft“ einher.
Ich hatte erwähnt, dass es durchaus sein kann, dass der Ripper noch mit sich gehaddert hat. Wir wissen nicht, was zwischen Ihm und Kelly genau ablief. Wie gesagt, der Konflikt zwischen seinem Tötungsdrang und seiner Vorstellung, wie etwas abzulaufen hat, muss nach meiner Theorie groß gewesen sein. Ab einem gewissen Punkt trat dieser Konflikt zu Tage.
Wer weiß, vielleicht versuchte er auch, Kontrolle zu erlangen. „Lass uns nicht auf dein Zimmer gehen. Lass uns doch lieber in eine dunkle Ecke verschwinden!“ Dann hätte er sich sofort geoutet. Hätte er auf die Möglichkeit des Mordes verzichten sollen? „Ach, nee, lass mal. Habe es mir anders überlegt.“. Da war aber noch der Drang zu töten. Womöglich größer als vorher, nach so einer langen Pause.
Du hast einen Einwand gehabt, der sehr interessant ist: Hutchinson. Wie man diese Figur auch bewerten mag, er hatte womöglich einen Einfluss auf die Geschehnisse dieses Abends. Vielleicht verhinderte seine Anwesenheit sogar, dass der Täter auf offener Strasse zuschlug, zum Beispiel vor dem Durchgang zum Millers Court. Wer weiß? Möglich ist so vieles.
Ich hab „früher“ immer einen bestimmten Satz hinter einige meiner Posts gesetzt. Ich glaube, das gewöhne ich mir mal wieder an:
…es kann natürlich auch völlig anders gewesen sein!
Grüße, Isdrasil