Autor Thema: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur  (Gelesen 76198 mal)

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KvN

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #60 am: 04.06.2010 07:34 Uhr »
Auch ich ordne Kelly dem Ripper zu, trotzdem - oder eher deswegen - ist Miller´s Court für mich ein Ort voller Fragezeichen. Kelly hat ihm die Türe meiner Meinung nach nicht geöffnet, dazu hätte er ja klopfen, rufen oder sonstwas müssen, so sie bereits geschlafen hätte sogar recht laut. Ein einbrechender Jack ist aber vom bisherigen MO weit, weit weg. Wenn blotchy face oder der Hutchman der Mörder gewesen wäre und der "Murder" Schrei von Kelly stammte - und es gibt nichts das dagegen spricht - würde das bedeuten dass sie Stunden in Jacks Gesellschaft überlebt hätte. Natürlich ist es möglich dass der Double Event die Tatortauswahl beeinflusst hat, sicher bin ich mir da aber keineswegs.
An die tatortgebundene Signatur glaube ich nur bedingt, ich denke dass der Täter den Tatort seinen Bedürfnissen entsprechend auswählt. Aber dann muss er bei der Opferwahl wiederum flexibel sein, ein ausgesuchtes Opfer an einen ausgesuchten Ort zu dirigieren ist schon recht komplex und birgt viele Gefahrenmomente.
Aber vielleicht war auch das der Unterschied bei MJK. Nämlich dass es hier um ein ganz bestimmtes Opfer ging und nicht nur um die Tat per se. Sprich: Es war derselbe Mörder, aber ein anderes Motiv und daraus resultierte ein anderer MO.
Aber nix Genaues weiß man ned...

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #61 am: 04.06.2010 10:46 Uhr »
Guten Morgen Kurt!

Genau, nichts genaues wissen wir. Ich kann da nicht wirklich viel zu beisteuern.

Erinnere dich an einen Post von mir am 07.April diesen Jahres:

"Nichols wollte in der Thrawl Street noch ein Zimmer mieten, man fand sie wohl aber auch oft im White House in der Flower and Dean Street
Chapman lebte wohl oft in einem Lodging House in der Dorset Street, in jener Straße wurde sie auch noch kurz vor ihrem Tod gesehen.
Stride wurde in der Nacht ihrer Ermordung noch in der Flower and Dean Street gesehen.
Eddowes schlief zwei Tage vor ihrem Tod noch in der Flower and Dean Street.
Kelly lebte in der Dorset- Street, dort starb sie auch. Ihren Mörder traf sie wahrscheinlich nahe der Flower and Dean Street/Thrawl Street.

Das ist doch ein sehr auffälliger, kleiner Bereich wo man Verbindungen zwischen den Opfern wahrnehmen kann. Daraus schließe ich, der Täter hielt sich hier oft auf bzw. begann hier mit seiner nächtlichen Jagd. In diesem Bereich liegt auch der Pub "Ten Bells", wo alle Opfer wohl gerne tranken (Frying Pan, Queen´s Head, Bricklayer's Arms, The Britannia, The Horn of Plenty waren weitere Pubs die eine Rolle spielten). Die erste Sichtung seiner möglichen Opfer könnte beim Trinken in Pubs begonnen haben.

Ich stelle diese Übersicht als etwas "Gemeinsames" bei den Opfer einfach mal hier rein. Kann jeder entscheiden ob es an dem ist."

Alle Opfer und Täter könnten sich gekannt haben. Kennen nicht immer im Sinne von "Freund" sein aber vom Sehen her usw. Ausnahmen könnten diese "Regel" bestätigen, d.h., eine Frau wie Kelly hätte diesen Mann auch unbedenklich die Tür öffnen können. Immerhin brachte er Annie Chapman auch dazu, mit ihm in einen Hinterhof zu gehen. Falls Tabram ein Opfer von ihm war, ging sie mit ihm auch Indoor.

Betrachte dazu auch die Persönlichkeit von Kelly: http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1265.msg19297.html#msg19297 Vierter Beitrag vom 26.Mai.

Ich glaube auch nicht an die Vorstellung, das es nur um diese Frauen als Opfer in jenen Nächten ging. Er war nicht wirklich fixiert auf eine Person. Dort, wo sich dann Gelegenheit bot, schlug er zu.

Wir wissen nicht, ob oder wie er den Miller´s Court beobachtete. Durch´s kaputte Fenster hätte er durchaus Kelly ansprechen können. Sie hätte ihn dann reinlassen können. Hätte sie bei Barnett z.B. ja auch getan. Wir wissen ja nicht ob sie bereits schlief oder ob sie sich gerade erst in´s Bett begab. Inwieweit der Täter dies mitbekam. Löschte sie ein Licht oder ein Feuer zum Schlafen? Hatte sie überhaupt die Möglichkeit, das Zimmer lange zu erhellen? Wir wissen es nicht. Sie machte die Nacht zum Tag aber irgendwann musste sie auch schlafen. Sie machte vielleicht gerade "Feierabend", dieser späte Zeitpunkt hätte für den Ripper eine Zeitpunkt bedeuten können, wo er die wenigste Störung vermutete oder auch ganz einfach, Kelly war seine letzte Chance in jener Nacht. Eine Chance, die vielleicht garnicht seinem Muster entsprach.

Deshalb bleibe ich dabei. Isdrasil´s Arbeit und Überlegungen sind sehr ansprechend.

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #62 am: 05.06.2010 11:39 Uhr »
Schau mal hier Kurt http://www.youtube.com/watch?v=Di-dUKtqaQ4&feature=related

Ich wollte eigentlich für Aeneas etwas bei youtube suchen. Gefunden habe ich das da.

Scheint in jeglicher Hinsicht sehr interessant.

Grüße, Lestrade.
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KvN

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #63 am: 07.06.2010 15:18 Uhr »
THX für den link! Kann i mir aber erst später anschauen, mein net stottert und i hab grad kan Ton...
Ich finde ja auch dass die Überlegungen sehr interessant sind, haben auch bei mir neue Denkansätze ausgelöst. Allerdings - so präpotent bin ich - teile ich die Meinung von Harbort genauso wenig wie die Meinung von Douglas, wobei man Harbort zugute halten muss dass er die Tätergruppe wenigstens eingrenzt. Ich denk da schon wieder an Kroll: Wer würde annehmen dass die Messerattacke auf das Pärchen im Auto und die Morde durch Erdrosseln an kleinen Mädchen dem selben Täter zuzuordnen sind? Ich befürchte dass sich derartig kranke Menschen wohl für immer einer Kategorisierung entziehen...

Grüße

KvN

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #64 am: 07.06.2010 17:43 Uhr »
Hhhhmmm...Die Eddowes Gesichtsverletzungen als Kampfspuren? Bin ich eher skeptisch (so wie immer). Das Einschneiden beider Augenlider ohne die Augäpfel zu verletzen, naja, kann sein, aber sehr plausibel ist das für mich nicht...Trotzdem nochmals Daunkscheen, allemal interessant!

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #65 am: 07.06.2010 18:13 Uhr »
Du bist aber auch ein Sturkopp Kurt!

Harbort, Douglas, Ressler, diese Menschen leisten eine unglaublich wichtige Arbeit, tun, was ihnen möglich ist. Es gibt angenehmere Jobs.

Sicherlich gibt es Täter, die Ausnahmen darstellen, denen das Töten, egal von wem, das erstrebenswerte Ziel ist. Aber auch die haben ein Muster, auch wenn es größer, uns unlogischer vorkommt. Der größte Teil solcher Täter, besitzt aber sicherlich ein überschaubareres Muster ihrer Fantasie. So wie Jack the Ripper. Aber wie oft werden solche Fantasien zu 100% umgesetzt werden können? Sie streben danach ja, aber am Ende können, wenn es schlecht läuft, die einzelnen Taten sehr unterschiedlich aussehen. Nur wer genau hinschaut, sich den kleinsten Details widmet, der kann die "Handschrift" solcher Menschen erkennen und den Zusammenhang bestimmen.
Wir wissen nicht, wer von seinen Opfern, Nichols, Chapman, Stride, Eddowes und Kelly seine Vorstellung mit allem drumherum am stärksten erfüllte und welche am schwächsten, abgesehen davon wie die einzelnen Taten abliefen. Wir können spekulieren und spekulieren und spekulieren... Schlug er so früh bei Stride zu weil Sie ihm am besten gefiel, seiner Fantasievorstellung sehr entsprach oder schlug er bei Nichols, Chapman und Kelly so spät zu, weil er nichts besseres fand? Er war auf der Jagd, er suchte... Oder ist das überhaupt nicht relevant? Aber wenn er mit der Tat begann, dann zog er sie durch... Schwartz und der zweite Mann, könnten mit Berechtigung Angst um ihr Leben am Tatort von Stride gehabt haben. Waren die Gesichtsverletzungen bei Eddowes und Kelly persönlicher Natur oder war er, aufgrund der Begebenheiten, rasender als sonst ? Oder waren es nicht die Gesichter, in die er Blicken wollte, während er mit seinen Greueltaten fortfuhr? Wir wissen es nicht, wir wissen es einfach nicht. Ob nun Harbort, Douglas oder Ressler, sie alle zeigen uns doch die Weite, mit der solche Täter agieren können. Komplexe Zusammenhänge stehen dahinter. Wir lassen uns gerne selbst einschränken mit "25-35 Jahre", weiß, vermutlich jenes, vermutlich dieses, da und da...". Das kann ein Fundament sein, eine Richtung, etwas das, wenn wir es beachten uns der Wahrheit näher bringen können. Eine Weg, auf den man sich begeben kann, um auf den Pfaden ringsherum, besser draufblicken zu können.

Ich habe das schon einmal bei dir erlebt, als du Swanson, Anderson und Macnaughton + Co. so als blablabla abgestempelt hattest. Woher nehmen wir popeligen Forumsschreiber das Recht, leitende und aktive Polizeibeamte, die dabei waren (mehr oder weniger), mehr oder weniger abzukanzeln? Aussagen aus erster Hand. Natürlich kann man darüber geteilter Meinung sein aber eines ist Fakt. Sie liefern uns Informationen. So viele aus Polizeikreisen, haben wir ja nun wirklich nicht. Nimm Swanson, viele Fäden liefen bei ihm zusammen, er erhielt unzählige Informationen etc. Da kann ich mich hier nicht hinstellen und sagen "Lass den Jungen mal labern". Alle drei (vielleicht sogar ein vierter) reden mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Mann. Das alles muss nicht richtig sein oder die absolute Wahrheit aber es ist da und sollte beachtet werden.

Und da sind wir wieder bei Harbort. Ich kenne vieles nur Auszugsweise aber es ist fantastisch. Ressler und Douglas kenne ich besser, auch wenn es schon viele Jahre her ist. Für uns hier, als Hobbyripperologen, ist es doch ein absoluter Glücksfall, einen Mann wie Harbort oder besser gesagt sein Wissen hier mit einfließen zu lassen. Egal welche Ansichten jeder hier vertritt. Und wenn Isdrasil diesen Mann hier, egal wie, ins Spiel bringen kann, dann sage ich doch gerne "Danke".

Nimm´s bitte nicht persönlich Kurt, so wie du hier auftrittst, dich zeigst, finde ich dich sehr sympathisch. Das gilt auch für einige andere. Habe aber bitte Verständnis, wenn ich hier für gewisse Beamte und Profiler, eine Lanze brechen möchte. Dieses Recht sollte mir zuteil werden. Wird es ja eigentlich auch...

Liebe Grüße,

Lestrade.

P.S.: Wie sich auch immer die Gesichtsverletzungen zusammensetzten... Deswegen sage ich, sind die Meinungen der Experten sehr zu beachten...
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KvN

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #66 am: 07.06.2010 22:11 Uhr »
Hast recht, Kölner Kumpel, meine Ausdrucksweise ist sicher manchmal zu schnodderig...Und ein Sturschädel bin ich auch, daran gibt´s nix zu rütteln! Und ich möchte es hier definitiv festhalten: Ich habe mich noch nie in meiner persönlichen Integrität angegriffen gefühlt, wir diskutieren, meiner Meinung nach, auf sachlicher und wertschätzender Ebene. Und wir haben gelegentlich unterschiedliche Anschauungen...

Grüße

P.S. Ich halte von den Profilern trotzdem nicht viel, sorry, bin halt ein Landsmann von Thomas Müller...

Offline Lestrade

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #67 am: 07.06.2010 23:30 Uhr »
Ich habe mich noch nie in meiner persönlichen Integrität angegriffen gefühlt, wir diskutieren, meiner Meinung nach, auf sachlicher und wertschätzender Ebene. Und wir haben gelegentlich unterschiedliche Anschauungen...

Wir haben da etwas gemeinsam... Der nächste Schritt in eine wunderbare Freundschaft...nicht ortsgebunden...

Good Night, sleep tight...
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Offline Isdrasil

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #68 am: 08.06.2010 19:08 Uhr »
Hi

Lestrade, kann deinem Post nur zustimmen. Denn genau so sieht es aus - wer sagt, dass Kelly das Ultimum für den Täter darstellte? Woher wollen wir das wissen? Vielleicht gefiel ihm diese Tat im Nachhinein oder währenddessen schon gar nicht...wir können nur ablesen, dass der Täter bei Kelly irgendwie seinen kontrollierten Pfad verliess, und dies kann vom Missgefallen bis hin zum Auskosten so ziemlich alles sein. Derart kranke (@KvN: und vielleicht auch strohdumme) Menschen töten auch mal, wenn ihnen die Tatumstände oder das Opfer gar nicht passen, so seltsam das klingen mag. Gerade aufgrund der Erfahrung des Rippers wurde so eine - wie soll man das nennen? - Tat abseits des kontrollierten Pfades immer wahrscheinlicher, weil die Tötungsschwelle schon lange nicht mehr vorhanden war. Irgendwie finde ich, dass man bei Kelly einen Kontrollverlust und einen aus irgendeinem Grund wütenden, gestressten Ripper feststellen kann. Fragt nicht, wieso. Is viel Bauchgefühl dabei.  :icon_wink:

Und wenn Isdrasil diesen Mann hier, egal wie, ins Spiel bringen kann, dann sage ich doch gerne "Danke".

Oh nein, bitte sprech das Thema nicht an...nun, Harbort ist ein sehr netter Mensch. Konnte ja schon ein wenig mit ihm in Kontakt treten. Aber gerade in Hinblick auf zukünftige mögliche Dinge möchte ich es mir nicht mit ihm verscherzen. Lasst uns einfach warten. Ich bin mir sicher, dass er eines Tages wieder auf mich zukommt.  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil

PS: Entschuldigt, wenn ich nicht so richtig aktiv an den Diskussionen teilnehme. Bin zur Zeit stark in andere Dinge eingespannt. Also poste ich eben ab und zu mal was - da kann es sein, dass ich eine Antwort schuldig bleibe, völlig am roten Faden vorbei brabbel oder nicht auf ein Gespräch mit jemandem eingehe. Ihr werdets aber überleben. Denk ich...  :icon_mrgreen: :icon_aetsch:
« Letzte Änderung: 08.06.2010 19:19 Uhr von Isdrasil »

KvN

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #69 am: 08.06.2010 19:28 Uhr »
Hi Isdrasil!

Völlig richtig, wir kennen die Vorstellungen von JtR nicht. Ob der Kelly-Mord das war was er immer wollte...phhh, ich kann´s ned beurteilen. Aber wütend und gestresst stell ich mir den Täter nicht vor...

Grüße

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #70 am: 08.06.2010 20:53 Uhr »
Lasst uns einfach warten. Ich bin mir sicher, dass er eines Tages wieder auf mich zukommt.

Hi Isdrasil! Selbstverständlich. Auf deine Wünsche nehme ich gerne Rücksicht.

Ihr werdets aber überleben. Denk ich...

Nun ja, soviele Diskussionspartner tauchen hier ja nicht auf.

wütenden, gestressten Ripper

Ich sehe das ziemlich ähnlich.

@Kurt

Aber wütend und gestresst stell ich mir den Täter nicht vor...

Kurt the Revoluzzer, put him in an elevator, take him up to the highest high...

An der Vorstellung, wie der Ripper war, sollten wir ruhig weiter arbeiten. Ich stell ihn mir immer als jemanden vor, der auch seinem Umfeld, immer etwas seltsam, verrückt, unberechenbar erschien aber ohne das man ihn jemals diese Taten zutraute. So nach dem Motto, "seht euch vor, lasst ihn in Ruhe, dann passiert euch auch nix, der tut nur so, rastet mal aus, das war´s, weitergehen, nichts gesehen". An diese "harmlose Nachbar" Geschichte, glaube ich in seinem Falle nicht.

Liebe Grüße, Lestrade.
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Offline Isdrasil

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #71 am: 27.09.2013 19:51 Uhr »
Hi

Beim Durchklicken durch alte Themen bin ich wieder mal hier vorbei gekommen und musste erstaunt feststellen, dass ich immer noch derselben Meinung wie "damals" bin.
Ich kann und konnte nicht verstehen, wie auf der einen Seite der Tatort als derartig losgelöst von der Tat und auf der anderen Seite gleichzeitig als unabdingbar betrachtet wird.

Drei Dinge sind für mich klar und stehen fest:

1. Der Tatort übt Einfluss auf die Tat aus. Er beeinflusst das Gemüt des Täters und somit ebenso die Ausprägung der Tatausführung.
2. Der Tatort ist bewusster oder unbewusster Teil der Täterfantasie, denn beim geistigen Durchleben der Tat setzt der Täter den Mord automatisch in ein bestimmtes Setting.
3. Der Tatort muss dennoch nicht unbedingt dem Tatort der Fantasie entsprechen. Durch äußere Umstände, Affekte und nicht zu kontrollierende Vorfälle kann er sich unterscheiden.

Wenn ich mir das noch einmal vor Augen führe, komme ich zwangsweise zu dem Schluss, dass in der Beschaffenheit unterschiedliche Tatorte durchaus auf einen Täter zurück zu führen sind und gleichzeitig gewisse Abweichungen in den Verletzungen zu erwarten sind. Der Täter kann unwissentlich in ein anderes Setting rutschen, und das noch nachdem er den Mordvorsatz gefasst hat. Bei Kelly wäre dies durchaus möglich. Ebenso kann die Ersttat im Affekt geschehen und gar nicht so zu seinen Vorstellungen passen. Möglich bei Tabram.
Wenn ich mir vorstelle, Tabram und Kelly seien vom selben Täter ermordet worden, sehe ich unter diesem Gesichtspunkt immer noch die Gemeinsamkeit einer nervösen und gestressten Tatbegehung. Möglich, dass sich der Ripper in Kellys Raum wieder an die bedrückende Atmosphäre während des Tabrammordes erinnert fühlte und in ein ähnliches Stressmuster verfiel. Zumindest weisen beide Morde Stichwunden auf, beide Morde zeugen von einem gewissen Kontrollverlust und meiner Meinung nach auch dem Verlust der Tätersouveränität.

Ich halte Kelly immer noch für einen Mord, den der Täter nicht als sein Glanzstück betrachtete. Er hätte nach diesem Mord wieder die Freiraumsituation gesucht, wäre es zu einer weiteren Tat gekommen.

Grüße

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #72 am: 27.09.2013 20:29 Uhr »
Hallo Isdrasil!

Martha Tabram lag ja in der ersten Etage, wenn ich mich nicht irre. Das mag sicherlich eine Indoor- Tat sein aber vielleicht nicht im klassischen Sinne, den es handelte sich ja nicht um einen geschlossenen Raum, sondern um einen Flur. Treppe rauf, Treppe hinunter konnte jederzeit jemand kommen (Crow/Reeves). Das ist dann nicht anders als bei Nichols, wo jederzeit einer aus einer Tür oder von rechts und links kommen konnte (Cross/Paul), nicht anders als bei Chapman, wo jederzeit jemand in den Hinterhof kommen konnte (Richardson), nicht anders bei Stride, als im Dutfield´s Yard jederzeit jemand aus der Hintertür treten konnte (Lave) oder durch die Einfahrt hätte kommen können (Diemschütz), nicht anders als bei Eddowes im Mitre Square, der drei Zugänge hatte, die zu der Zeit auch von PC Watkins und PC Harvey benutzt wurden und nicht weit davon Morris agierte. Der Flur war kein geschlossener Raum, genau wie der Gehweg in der Buck´s Row, genau wie der Hinterhof in der Hanbury Street oder der Dutfield´s Yard oder der Mitre Square.

Der einzige geschlossene Raum war der im Miller´s Court von Kelly. Das war eine klassische Indoor- Tat.

Ich meine, dass zwischen Tabram und Kelly zwei ganz unterschiedliche Stressfaktoren gewesen sein müssen. Die Chance im Flur bei Tabram erwischt zu werden, lagen doch genauso hoch wie bei Nichols, Chapman, Stride und Eddowes. Bei Kelly waren diese Chancen sicherlich geringer.

Der Flur war doch ein öffentlicher Platz, genau wie die Tatorte Gehweg Nichols, Hinterhof Chapman, Hinterhof Stride und der Platz des Squares.

Stress war auf jeden Fall da, aber bei Tabram sicherlich durch andere Umstände (ähnlich Nichols, Chapman, Stride und Eddowes) geprägt als bei Kelly.

Ich weiß nicht, ob man das bei Tabram und Kelly als ähnliche bezeichnen sollte. In meinen Augen haben sie diesbezüglich nicht so viel gemeinsam.

Was meinst Du zum Begriff Indoor?

Beste Grüße,

Lestrade.
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Andromeda1933

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #73 am: 27.09.2013 21:08 Uhr »
Ich funke mal ganz banal dazwischen... Für mich wäre Indoor-Tat alles, was nicht auf offener Straße passiert. Ich sehe den Mord in der Hanbury Street – obwohl in einem offenen Hof im Dämmerlicht – auch ein wenig als Indoor-Tat, weil der Mörder das Opfer von der Straße weg lockte. Persönlich finde ich, gab es in seiner „Frechheit“ keinen drastischeren Mord, als den an Nichols.
Keine Toreinfahrt oder ähnliches. 
Keine Nische oder Hausflur.
Mitten auf dem Bürgersteig.
Er konnte nur nach links oder rechts weg (von woher auch Leute kommen konnten.
Rundherum wohnten Leute und ein Stück weiter die Straße runter wurde gearbeitet.
Und trotzdem....NICHTS!
Fast ein Wunder!

Offline Lestrade

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Re: Die Theorie der ortsgebundenen Signatur
« Antwort #74 am: 27.09.2013 21:50 Uhr »
Ich funke mal ganz banal dazwischen... Für mich wäre Indoor-Tat alles, was nicht auf offener Straße passiert. Ich sehe den Mord in der Hanbury Street – obwohl in einem offenen Hof im Dämmerlicht – auch ein wenig als Indoor-Tat, weil der Mörder das Opfer von der Straße weg lockte.

Spannende Überlegung Andromeda!

Ich meine, die Namen Indoor und Outdoor sprechen schon für sich. Vielleicht ist Nichols tatsächlich und wahrhaftig Outdoor und Kelly ein echtes Indoor Opfer. Dazwischen mag es etwas geben, was schwer einzuordnen ist. Bei Stride, wenn er das Tor verschlossen hätte, wäre es ja auch nicht mehr wirklich Outdoor gewesen (was es u.U. aber auch so nicht war). Immerhin könnte der Täter sie dort hinein gelockt haben oder sie mit Gewalt da hineingezogen haben. Quasi von draußen nach “drinnen“. Im Hinterhof der Hanbury Street gilt das auch, gerade, wenn er die Hinterhoftür hinter sich schließt. Vielleicht gibt es etwas wie Semidoor und dann wäre Tabram am nahesten am Indoorbegriff. Ich sprach übrigens ja eher vom klassischen Sinne.

Bei Stride wäre ja möglich, dass der Angriff noch auf dem Gehweg bzw. am Eingang des Yards stattfand, quasi an der Schnittstelle Outdoor/Indoor. Mit einem Beginn im Outdoorbereich und der Tötung dann “Indoor“. Welche Bezeichnung nimmt man dann.

Wenn man den “Tatort“ Goulston Street mitrechnet, was war das denn? Schürzenteil und Graffito?

Ich würde ja sagen, Indoor wäre ein Tatort, der in einem absolut privaten Raum liegt oder eben in einer abgeschlossenen Location. Könnte ja eine Lagerhalle sein oder so. Gelten da könnte auch ein Mord auf der Toilette in einer Discothek. Also an Orten, wo der Zugang limitiert ist. Ich sehe bei den K6 an allen Orten einen uneingeschränkten Zugang, mit Ausnahme von Kelly.

(Nichols und Eddowes lagen aber vor Toren, die verschlossen waren)

Spannendes Thema.
« Letzte Änderung: 27.09.2013 22:07 Uhr von Lestrade »
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