Umfrage

Haltet ihr den Ripper eher für ein planenden oder unorganisierten Täter?

Er plante seine Taten minutiös- daher denke ich eher an ein Motiv wie Organentnahme, gezielte Beseitigung oder Ähnliches
5 (11.6%)
Er plante seine Taten nie und liess sich mehr dazu hinreißen - ein absolut unberechenbarer Wahnsinniger
2 (4.7%)
Keines von Beiden - er hatte wohl eine Vorstellung von seinen Taten, beging sie spontan, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen - mehr der unscheinbare Mörder
34 (79.1%)
Ich glaube an was völlig Anderes
2 (4.7%)

Stimmen insgesamt: 7

Autor Thema: Das Ripper-Profil  (Gelesen 80472 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #105 am: 19.07.2010 11:25 Uhr »
@Anirahtak

Es war meine "Sinnwiedergabe", nach meinem Empfinden.

Z.B. gibt es diese Versionen:

The Juwes are the men That Will not be Blamed for nothing (ala Long)
The Juwes are not The men That Will be Blamed for nothing (andere Polizisten)
The Jews are the men that won't be blamed for nothing (Henry Smith)

Da habe ich mir einfach Gedanken gemacht, was uns der Schreiber vielleicht, vielleicht sagen wollte.
Das war schon alles.

P.S.: Habe eben bei Wikipedia noch geschaut und fand Martin Fido´s "Übersetzung ins normale Englische":

The Jews are men who will not take responsibility for anything

Gruß, Lestrade.
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Wolfsreiter

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #106 am: 19.07.2010 21:10 Uhr »
Hallo Jack.

Pathologen legen die Gedärme gern über die Schulter, um freien Zugang zu den Organen zu haben, die Sie bearbeiten. Hinterher kann man sie leicht wieder an ihrem Platz deponieren.
Das machen aber auch NUR Pathologen, denn der Darm ist hinterher stark von Keimen befallen, was einer Leiche nicht viel ausmacht.
Ein Chirurg würde sowas niemals machen, denn dann könnte er seinem Patienten gleich das Messer Zwischen die Rippen hauen.
Die anatomische Verwandtschaft von Mensch und Schwein ist ja schon bekannt, aber ein Schlachter scheidet für mich aus oben genannten Gründen aus. Der Ripper wußte nicht nur was er macht, er machte es regelmäßig.
Der zerlegte keine Schweine, der zerlegte Menschen. Darin hatte er auch Übung und konnte innerhalb von 5 Minuten ganze Hautlappen beginnend von Muskeln wo ich nicht mal wüßte, wo die liegen bis zur gegenüberliegenden Seite des Körpers arbeiten.
 

Offline Anirahtak

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #107 am: 19.07.2010 22:00 Uhr »
Jäger machen das beim Ausweiden auch, wie ich mal gehört habe.


@ Lestrade

Habe ich zur Kenntnis genommen, ich konnte den Sinn aber nicht nachvollziehen.

"(to) take responsibility" hätte ich auch mit "Verantwortung übernehmen" übersetzt.
"(to) be blamed" hingegen mit "beschuldigt werden".

Das ist ja schon ein kleiner Unterschied.



Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #108 am: 19.07.2010 22:24 Uhr »
Jepp, können wir so stehenlassen, denke ich. Waren halt "merkwürdig" geschrieben Sätze. Ich hätte es besser zum Anfang, klarer und deutlicher darlegen sollen, was ich eigentlich sagen wollte. Es könnte in Eile geschrieben worden sein und daher vielleicht nicht so, wie ursprünglich gedacht. Zum Glück fand ich noch Fido´s Meinung. Danke für deine Unterstützung, zwecks Aufklärung dieser Botschaft.

Lestrade.
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Offline Isdrasil

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #109 am: 19.07.2010 22:32 Uhr »
Hi Anirahtak

Ja, so habe ich das auch immer verstanden...in der Art: "Die Juden werden nicht ohne Grund beschuldigt." Über den Sinn dieser Botschaft, einen antisemitischen Hintergrund etwa, einen Verweis auf ein Erlebnis in der Jugend des Rippers, einfachen politischen Unmut (wieviele Rechtsradikale geben den Immigranten die Schuld an ihrer Gewalttätigkeit?), ob wie Lestrade bereits erwähnte der Täter eventuell ein Verstoßener, Ungläubiger war oder auch über die Möglichkeit, dass der Ripper gezielt in einem relativ stark jüdisch besiedelten Viertel Londons zuschlug (aus welchen Gründen auch immer) - ja, darüber kann man eine halbe Ewigkeit diskutieren... :icon_wink:

Kann zumindest auch so verstanden werden: "Ohne die Juden wäre ich nie so geworden!"

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #110 am: 19.07.2010 22:45 Uhr »
Hi Isdrasil!

"Ohne die Juden wäre ich nie so geworden!"

Das war jetzt aber sehr gut. Wird von mir abgespeichert und nicht vergessen werden.

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Offline Anirahtak

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #111 am: 19.07.2010 23:03 Uhr »
Oder er könnte sich speziell in dieser Nacht von Juden genervt gefühlt haben ("Lipski"), um die Liste der Möglichkeiten noch etwas zu verlängern.

Ich habe jetzt auch mal bei Wikipedia geguckt. Aha, doppelte Verneinung (die fand ich auch merkwürdig, machen die Bayern ja ebenfalls), Cockney.

Wikipedia:

Zitat
Demnach wurde die Nachricht von jemandem geschrieben, der glaubte, er oder sie sei von einem der vielen jüdischen Händler in dieser Gegend ungerecht behandelt worden.
Echt jetzt? Für diesen Fall wäre das dann aber auch eine umständliche Formulierung. Aber ich wusste es ja schon immer: Die spinnen, die Briten. :icon_mrgreen:

Offline panopticon

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #112 am: 20.07.2010 00:06 Uhr »
Diese Interpretation ist mir auch noch nicht bewusst untergekommen, Anirahtak! Interessanter Fund!

Ist natürlich die Frage, wann das dann gewesen wäre: Der Mord fand jedenfalls kurz nach einem Sabbat statt, dem jüdischen Ruhetag, an dem die Juden - streng genommen - , ja keine Arbeit verrichten, und im Grunde auch keine Geschäfte mit Geld machen sollten. Mit ´kurz nach´ meine ich nicht, dass es bereits Sonntag war, sondern, dass der Sabbat - wieder streng genommen - ja vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am Samstag dauert. Generell muss die Frage gestellt werden, wie viele der gerade in dieser Gegend (Petticoat Lane/Middlesex Street, Butcher´s Row) vermehrt angesiedelten, jüdischen Geschäfte (1) hielten sich generell an ein derartiges Gebot und (2) wie viele nahmen die Arbeit erst nach Sonnenuntergang am Samstag auf.  Wie auch immer: Dem Bericht von Max Winter, den ich einmal hier zusammengefasst habe http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1179.0.html, zufolge war zumindest 1907 bis halb ein Uhr in der Nacht die Hölle los in diesem Bereich, da viele Frauen ihren Sonntagsbedarf erst gegen Mitternacht deckten. Es gab auch noch Fleischlizitationen an der Butcher´s Row. Um 00.30h wurde aber doch alles geschlossen. Generell wäre auch im Vergleich mit dem jüdischen Wochenfest interessant, wie viele Juden am Sabbat generell im Viertel auf den Straßen präsent waren, und dann wäre da noch anzumerken, dass Eddowes in unmittelbarer Nähe eines Gebietes umgebracht wurde, dass für jüdische Metzgereien bekannt war, die – wenn sie ursprünglich in dieser Nacht ebenfalls offen hatten, was anzunehmen wäre - eventuell erst kurz zuvor (sofern das späte Treiben auch 1888 schon stattfand) geschlossen wurden.... Passt an sich auch zu einer judenfeindlichen Diskreditierungskampagne. Kennt jemand noch andere Berichte von einer Samstagnacht in der Pettycoat Lane?


Grüße,
panopticon
« Letzte Änderung: 20.07.2010 00:16 Uhr von panopticon »

KvN

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #113 am: 20.07.2010 07:59 Uhr »
@ Wolfsreiter:

Sehr interessant! Wozu hätte man die Niere deiner Meinung nach benützen können? Übrigens meinte ich nicht dass sich der Ripper vor den Organen geekelt hat...

Grüße

Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #114 am: 20.07.2010 11:48 Uhr »
Guten Morgen die Herrschaften!

Wenn wir die Informationen einiger Ermittler zusammenfassen, stellen wir fest, das ein möglicher Täter Kontakte hatte zu "his friends", "his people" und zu "his brother". Für das Profil wäre es dann festzuhalten, das dieser Mann vielleicht einzelgängerisch war aber nicht unbedingt ein absoluter Einzelgänger.

Von Sagar stammte "his friends", welche es für klüger hielten, diesen Mann in eine Anstalt zu schicken, Anderson redete von "his people", wobei er vermutlich nur spekulierte, ob dieser Verdächtige denn tatsächlich gänzlich alleinlebte, wie ihm (meiner Meinung nach) vorgegaukelt wurde. Überzeugt schien er von dieser "Tatsache" nicht. Hinter diesem Verhalten vermutete er, so denke ich, Schutzhandlungen gewisser Leute gegenüber den Verdächtigen. Da dieser, wie wir von Swanson wissen, in das Haus von "his brother" gebracht wurde, ist es anzunehmen, das er dort lebte oder zumindest viel Zeit verbrachte oder aber, das er eine stärkere, in unserem Sinne gar soziale Beziehung zu ihm führte oder aber, dieser Bruder von sich aus fürsorglich mit seinem nahen Verwandten umging.
Von Cox wissen wir, das einige Leute während der Mordserie observiert wurde. Auch wenn diese Observationen, durch Cox seine Zugehörigkeit zur City Police, sehr auf die eigene Polizeieinheit hinweisen, bedeutete es nicht, das die MET nicht genauso eifrig war. Die Zusammenarbeit beider Polizeigruppen lass ich hier aber mal außen vor. Dennoch entsteht für mich der Eindruck, das die City Police bereits vor Eddowes (dem einzigen Mord auf ihrem Gebiet) sehr engagiert bei der Tätersuche helfen wollte. Man könnte jetzt wieder meinen, es war Konkurrenzverhalten zur MET aber ich möchte etwas anderes meinen, auch wenn diese Variante schon eine Rolle gespielt haben könnte. Ich mutmaße, es ging um die Leather Apron Geschichten, mit denen die City Police bereits vor den K5 in Berührung kam und das sie hinter dieser Figur Jack The Ripper vermuteten. "Einige der cleversten Detektive", brachten laut Cox, die Polizei nach Kelly auf die Spur seines Verdächtigen. Durch die längere Observierungsdauer ( ca. 3 Monate), passt das nicht in die Theorie meines Verdächtigen aber die Erwähnung der Leman Street in seinen Erzählungen lassen mir glauben, sein Mann könnte tatsächlich etwas mit den Verbrechen zu tun gehabt haben. In der Leman Street befand sich ein Ort, der als Treffpunkt für Kriminelle galt. Die Auffangstation, die für David Cohen angegeben war, befand sich bekanntermaßen auch in der Leman Street. Cox berichtete, sein Verdächtiger wäre hin.- und wieder in Anstalten gewesen. Dieser Verdächtige von Cox beendete schließlich seine Verhaltensweisen und die Observation lief ohne weitere Erfolge aus. Macnaughten berichtete von einem "Irren auf freiem Fuss" zur Zeit der Morde, könnte dafür sprechen, das dieser Verdächtige, wie auch von Cox erwähnt, schon einmal in einer Anstalt war. Cox kann nicht vom gleichen Mann gesprochen haben wie Swanson, Kollege Sagar oder Anderson, da sein Mann ja am Ende auf freiem Fuss blieb. Cox sein Mann verbrachte aber erhebliche Zeit in Anstalten und ich halte es kaum für möglich, das dieser Mann einen- mehrere Shops im EastEnd dadurch halten konnte, wie eben selbst von Cox angegeben. Entweder hatte dieser Mann erhebliche Rückendeckung durch Familie oder Geschäftspartner oder aber, die Aussagen zum Aufenthalt in Anstalten betrafen ihn nicht persönlich, sondern einen Familienangehörigen, z. B. einen Bruder. Von Swanson wissen wir, das sein Verdächtiger durch die City Police, der eben Cox angehörte, im Haus seines Bruders observiert wurde. Wir wissen auch, das dies nach der Identifizierung nur kurze Zeit dauerte, bis jener Mann weggesperrt wurde. Es ist also durchaus möglich, das die City Police das Haus des Bruders noch weiterhin überwachte, weil ja eben auch einige Spuren dahin geführt haben könnten. Inwieweit die City Police von der positiven Identifizierung überhaupt mitbekam, will ich unbedingt offen lassen. Brüder können sich optisch ähneln und den gleichen Dingen fröhnen... und am Ende doch so unterschiedlich sein... Bleiben noch ein paar Sätze zu den "cleversten Detektiven". Sind sicherlich Polizeiangehörige gemeint aber mir geht immer wieder LeGrand und Co. durch den Kopf. LeGrand bleibt eine schillernde Figur in dem Fall. Dieser Mann kannte die Unterwelt, er kannte die Polizei, er war in der Prostitution "tätig", wenn jemand wußte wie das East End funktionierte dann er. Er durfte jeden Schurken gekannt haben und sie ihn und wenn jemand der Polizei Hinweise geben konnte, nicht nur im Falle der Ripper Morde, dann dieser Mann. Das war ein Überläufer und einer der wieder zurückging, jemand der sein Ding mit allen Konsequenzen durchzog, koste es was es wolle. Ein Schauspieler für jedermann. Wir wissen von seinem Engagement im Ripper Fall, seiner Anstellung als Detektiv, das er für die Polizei einen Zeugen heranschaffte. LeGrand könnte ein Informant gewesen sei. Ich will nicht behaupten, dass er den Tip gab, der zu Sagar´s Observation führte und letztendlich auch zu Cox seinen Verdächtigen aber gänzlich ausschließen möchte ich es nicht. Doch LeGrand wühlte im tiefsten Dreck des EastEnds und wenn die Polizei nicht weiterwußte, hätte dieser verlogene Bursche durchaus nützlich gewesen sein können. Ich denke, die Polizei nutzt auch heutzutage, diese Möglichkeit in ihrer täglichen Arbeit mit. Schaut bitte hier... Le Caron, in the Strand, Anderson...:

http://forum.casebook.org/showthread.php?p=140931#post140931

Ich denke, wenn es tatsächlich den möglichen Ripper betraf, könnte es folgendermaßen ausgesehen haben. Durch normale "Schnüffelarbeit" der Polizeidetektive, durch einen Vorfall mit Prostituierten oder durch einen Tipp von außerhalb, gerät Sagar´s Mann in der Butcher´s Row in Verdacht und wird observiert. Geschehen kurze Zeit nach dem Mord an Kelly (7-10 Tage). Der Verdächtige bemerkt nach einiger Zeit die Observation, was ihn enorm unter Druck setzt. Besonders, wenn die Spur die zu ihm führte, mit Prostituierten zu tun gehabt hätte. Kollegen oder Arbeitgeber bekommen auch Wind davon, der Verdächtige flüchtet in das Haus seines Bruders und wird weiterhin überwacht. Das ganze dauert 10-14 Tage. Die MET organisiert eine Gegenüberstellung und die City Police bietet ihren, mittlerweile sehr stark verdächtig scheinenden Mann dazu an. Sie bringen ihn unter großen Mühen zur Gegenüberstellung. Der Bruder ahnt schlimmes. Bei der Gegenüberstellung wird er erkannt und auch er weiß das er erkannt wurde. Der Zeuge zieht seine Aussage zurück, der Verdächtige sagt garnichts, versucht seine Fassung zu wahren, wissend um seine Lage. Obwohl ein großer Erfolg für die MET, ist es gleichzeitig durch den wankelnden Zeugen, ein Desaster geworden. Sie geben den Verdächtigen an die City Police zurück. Er kommt zurück in das Haus seines Bruders, wissend, das er nicht mehr aus den Augen gelassen wird. Der Bruder zählt 1 und 1 zusammen und distanziert sich, er verweist ihn aus dem Haus oder der Verdächtige geht von allein. Vielleicht sucht der Verdächtige Unterkunft an seinem Arbeitsplatz, wo er möglicherweise auch nicht mehr erwünscht ist. Er verkommt noch mehr während dieser Tage wird aber natürlich weiter von der City Police überwacht. Sagar bleibt dran, Cox übernimmt das Haus des Bruders. Dieser weiß nicht wo sein Bruder abgeblieben ist. Der Weg des Verdächtigen führt in die zweifelhafte Location in der Leman Street, dorthin wo sein Bruder irgendwann auch nach ihm suchen wird. Auch das hilft ihm nicht. Entkräftet und entnervt betritt er die Auffangstation in der gleichen Straße. Dort findet eine Art oder muss eine Art Übergabe zwischen City Police und einem MET Polizisten erfolgen. Die Polizeistation befindete sich ohnehin unweit, wieder genau auf dieser Straße. Auf dieser Station wird die weitere Vorgehensweise besprochen, der Bruder, weitere Angehörige oder Kollegen kontaktiert. Sagar:

There was no doubt that this man was insane, and after a time his friends thought it advisable to have him removed to a private asylum

Man beschließt ihn in Gewahrsam zu nehmen, der Verdächtige rastet daraufhin aus, dreht vollkommen frei, wird ins Workhouse gebracht wo er sich aber als große Gefahr für alle Insassen erweist. Er landet in Colney Hatch.

Toll oder?

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Offline panopticon

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #115 am: 20.07.2010 12:50 Uhr »
Hallo Lestrade!

Ich finde Deinen Beitrag sehr wichtig, denn es stellt sich auch generell die Frage, warum so viele Personen, darunter auch George Lusk und später auch Charles Warren, plötzlich dazu appellierten, einem eventuellen ´Komplizen´ des Mörders Gnade zu gewähren, wenn er auspackte. (Siehe auch: http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,148.0.html). Was für ein Szenario wurde da auf einmal vermutet? Es entsteht durchaus der Eindruck, dass zumindest einige Ermittler bzw mit dem Fall vertraute Personen plötzlich eine Alternative zum ´einsamen Killer´ in Betracht zogen. 
Das Ansinnen wäre wohl kaum primär dazu geeignet gewesen, Familien einen lohnenden Anreiz zu geben, einen Verwandten auszuliefern, von dem sie annahmen, er sei involviert, außer eben – und da kommt jetzt Dein Beitrag sehr passend hinzu – ein Komplize wäre mit dem Täter verwandt und hätte somit selbst einiges zu befürchten. Unabhängig vom eventuellen Verwandtschaftsgrad eines Täters und seines eventuellen Komplizen rückt das den Fokus etwas vom ´sexuellen´ Motiv, auf das es ohnedies nicht allzu viele Hinweise gibt, da kein eindeutiges Anzeichen davon zu finden ist, dass sich der Täter an seinen Opfern auch tatsächlich sexuell verging, oder wirklich sexuell erregt war (wofür auch die kurze Tatdauer und andere Umstände in einigen Fällen an sich nicht unbedingt sprächen) wohl jedenfalls weg. Gerade dieses (in welcher Form auch immer) ´sexuelle´ Motiv würde einen Komplizen ja eher unwahrscheinlich machen... (Und ja, Charles Le Grande ist in der Tat auch eine hochinteressante Figur, die mal durchaus im Verdächtigen-Board näher diskutiert werden könnte.)


Grüße,
panopticon

KvN

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #116 am: 20.07.2010 13:25 Uhr »
Lestrade, offen gesagt, ich finde die Szenarien die du entwirfst einfach grandios! Bringen immer neue Denkanstöße, immer in Einklang mit den Fakten.
Bewunderung und Grüße

Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #117 am: 20.07.2010 13:27 Uhr »
Eben panopticon! Wenn man einen sexuellen Aspekt ausschließt oder ihn zumindest minimiert, erscheint die ganze Geschichte in einem völlig anderen Licht.

Erstes Beispiel:

Der Bruder des möglichen Täters steckt sich mit Syphilis an. Dieser infizierte Mann ist nun wütend und verzweifelt, weiß, was diese Erkrankung letztendlich für ihn bedeutet. Er ist nun voller Hass gegenüber den Prostituierten, spricht Todeswünsche gegenüber diesen Frauen aus. Der Bruder, ein Mann nicht voll bei Sinnen, sich der möglichen Bedeutung seines Bruders für sein Leben aber voll bewußt, will Rache für seinen Bruder. Jener Mann ist vielleicht ein Elternersatz, kümmert und umsorgt seinen psychisch kranken Bruder, ist vielleicht zu jeder Zeit (auch bei Anstaltsaufenthalten) für ihn da. Es kommt zu einer Krise bei dem ohnehin gestörten Mann und er beginnt seinen Rachefeldzug. Zuerst ohne Verstümmelungsvorhaben sondern mit Einschüchterungen, Erpressung, leichter Gewalt oder Gewaltandrohung. Ohne vordergründigen sexuellen Aspekt, dieser entwickelt sich vielleicht aber im Laufe der Taten. Der Bruder ahnt nicht, wie weit sein Bruder gehen könnte...

Zweites Beispiel:

Sein Bruder oder andere Kriminelle, versuchen Prostituierte zu kontrollieren. Es geht um Geld, Zuhältermäßig, Macht und Komtrolle. Personen, wie sie auch LeGrand darstellte. Aufgrund seines vielleicht seltsamen, furchteinflößenden Charakters, wird der Täter, als er noch keiner ist, für diverse Zwecke angestellt. Ein vielleicht höriger, absolut negativ gegenüber Prostituierten eingestellter Mann, der kein Erbarmen gegenüber diesen Frauen kennt. Er ist das, was dafür absolut geeignet erscheint. Er besitzt Tendenzen und Eigenschaften, die für Zuhältertypen absolut wichtig sind und wird engagiert. Einen Mann, dem sie jederzeit die Verantwortung für alles in die Schuhe schieben können, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Aber sie bereiten ihm sein Feld vor ohne auch hier wieder zu ahnen, wie weit dieser Mann gehen würde. Ein sexueller Aspekt ist hier wieder wahrscheinlicher als im ersten Beispiel aber nicht unbedingt vordergründig.

Drittes Beispiel:

Er ist Mitglied einer Gang. Sie agieren ähnlich wie im zweiten Beispiel, ahnen aber auch hier nicht, das sich ein Mitglied auf eigene Faust anfängt zu bewegen...

Viertes Beispiel:

Es gibt derart Spannungen zwischen der jüdischen Bevölkerungsgruppe und anderen (Engländern, Irren usw.). Es kommt zu erheblichen Schuldzuweisungen gegenüber den Juden, diese formieren sich, machen mobil um sich dagegen zu wehren. Er wird Teilnehmer dieser Aktionen. Die Juden machen nun von sich aus die Prostitution für viel Elend und Krankheit verantwortlich, die natürlich auch in ihren Reihen herrscht. Der Täter mißversteht aufgrund seiner geistigen Defizite diesen "Hass" und überträgt ihn auf sein eigenes, gestörtes Menschenbild und beginnt mit diesen Greueltaten, zu denen er sich eigentlich aufgerufen fühlte. Dies ist natürlich nicht im Sinne seiner Glaubensbrüder, die zu ahnen beginnen, wer dahinter stecken könnte und lassen ihn fallen ohne ihn jedoch auffliegen zu lassen, im Bewußtsein, was es am Ende mit ihnen selber anrichten könnte.

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #118 am: 20.07.2010 13:31 Uhr »
@Kurt:

100 Euro werden mir lieber aber danke...

Yours Lessi.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Isdrasil

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #119 am: 21.07.2010 18:31 Uhr »
Hi

Ich habe jetzt auch mal bei Wikipedia geguckt. Aha, doppelte Verneinung (die fand ich auch merkwürdig, machen die Bayern ja ebenfalls), Cockney.

Jetzt muss ich als Bayer nochmal Euch alle fragen: Ist das wirklich so merkwürdig? Ich empfinde das als normal und komme aus Bayern, mir war bisher nie so recht bewusst, dass es sich um einen nicht alltäglichen Sprachgebrauch handelt...ich mein, wenn man jetzt mal das "for nothing" als "ohne Grund" oder "grundlos" übersetzt...so Sätze wie: "Der wird nicht grundlos bestraft!" oder "Die trennt sich nicht ohne Grund von dem!"...des is doch gonz noarmal, ge? Oda höats, jetz gehts aba emol loas hia! Himmel Sackrament! Zefix! Dunnakeil!  :icon_mrgreen:

@Lestrade
Ich schließe mich den ganzen Komplimenten der anderen gerne an, bitte dich aber, dies schnell zu vergessen, denn sonst wirst du noch größenwahnsinnig!  :icon_aetsch:  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 21.07.2010 20:40 Uhr von Isdrasil »