Umfrage

Haltet ihr den Ripper eher für ein planenden oder unorganisierten Täter?

Er plante seine Taten minutiös- daher denke ich eher an ein Motiv wie Organentnahme, gezielte Beseitigung oder Ähnliches
5 (11.6%)
Er plante seine Taten nie und liess sich mehr dazu hinreißen - ein absolut unberechenbarer Wahnsinniger
2 (4.7%)
Keines von Beiden - er hatte wohl eine Vorstellung von seinen Taten, beging sie spontan, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen - mehr der unscheinbare Mörder
34 (79.1%)
Ich glaube an was völlig Anderes
2 (4.7%)

Stimmen insgesamt: 7

Autor Thema: Das Ripper-Profil  (Gelesen 85968 mal)

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KvN

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #90 am: 17.07.2010 20:46 Uhr »
Spannende Beiträge, ich freu mich schon jedes Mal wenn i den pezeh aufdrehe auf eure neuen Gedankengänge!

Aber, liebe anonyme K., leider hilft uns die Möglichkeit des Alleinlebens nicht bei der Eingrenzung des Täterkreises. Wenn man Boots`Arbeiten betrachtet sieht man, dass sich die Bevölkerung verschiedensten sozialen Hintergrundes sehr engräumig mischte, ein Phänomen, das nach meinem - wirklich sehr bescheidenem - Wissensstand heute so nicht mehr existiert. Für die politische Entwicklung sehr interessant, ob es im Fall JtR eine Rolle spielte vermag ich nicht zu beurteilen, doch sollten wir bei unseren Überlegungen diese besondere Situation vielleicht bisschen im Hinterkopf behalten...
Kölner Kumpel - ich hoffe du nimmst diese Anrede so wie sie gemeint ist - deine Gedankengänge sind interessant wie immer. Was machte der Täter tatsächlich mit den Organen? Bewahrte er sie auf, so muss er tatsächlich ein Versteck gehabt haben oder alleine gelebt haben. Sie lösen sich nämlich nicht "in Luft auf", zumindest nicht unauffällig. Kauf beim Fleischer eine Niere, lass sie zwei Tage ungekühlt liegen und du wirst verstehen was ich meine. Verwesungsgeruch ist fürchterlich, aber vielleicht spielt da auch mein subjektives Empfinden eine Rolle...

Grüße

Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #91 am: 17.07.2010 21:27 Uhr »
Lieber Jörn! Zuviel der Ehre für mich. Wenn du wüßtest, was für ein bescheidener Kerl ich bin...

Aber vielleicht wählte ich "Lestrade" nur wie eine Rolle, eine Maske, wie sie selbst unser geliebter Meisterdetektiv hin- und wieder nutzte, um des Rätsel´s Lösung näher zu kommen. Wer erwartet schon einen Fahndungserfolg eines gewissen Lestrade...

Naja, es sind so kleine Geschichte die ich hier durchspiele, ich biete Möglichkeiten an, deswegen auch meist in dieser "Form". Es gibt ein paar Varianten, nicht viele aber ein paar eben. Denn genauso wie beschrieben, muss es sich eben auch nicht abgespielt haben, sondern ganz anders. Er könnte z.B. ja selber etwas zum Transport dabei gehabt haben, was auch immer und das Schürzenteil aus anderen Gründen mitgenommen haben. Es wäre ja möglich, das er sich selbst verletzt hatte. Ein bekannter Verdächtiger hatte einmal behauptet, es wäre durchaus möglich gewesen, so ein Organ unter ein Halstuch zu tragen... Robert Donston Stephenson meine ich. Er behauptete, es könnte ein Teil einer rituellen Handlung gewesen sein. Irgendetwas Keltisches, das man dadurch von einer Krankheit geheilt werden würde. Lies mal nach... Ich bin kein "Fan" von so etwas aber naja, kann man schon mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betrachten...

Logisch kann vieles klinken, der DoubleEvent könnte so ausgesehen haben. Wir wissen es aber nicht...

Kurt, mein lieber, natürlich nehme ich deine Anrede so auf und fühle mich geschmeichelt. Den Gedanken, mit dem Geruch einer sich auflösenden Niere, sind mir auch gekommen. Falls das Schürzenteil und die Niere aber mal "eins" waren, sind sie getrennt worden. Dann muss man sich fragen warum? Wenn, dann wollte er unbedingt dieses Stück Stoff loswerden. Da wo die Niere war, durfte es nicht bleiben. Wäre auch aufgefallen, von wem und wann auch immer. Also was könnte das für ein Ort gewesen sein?

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #92 am: 17.07.2010 21:37 Uhr »
Und mit Versteck meine ich nicht unbedingt etwas ala "Geheimfach" oder so...

In einem Leichenschauhaus, in einer medizinischen Einrichtung oder vielleicht auch in einem Schlachthaus, fällt es nicht unbedingt ungewöhnlich auf, vermute ich. Das Schürzenteil einer Frau wohl eher...

Die Richtungen sind also offen...
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Jack the Whopper

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #93 am: 17.07.2010 23:22 Uhr »
Ahoi Lestrade!
Ja, inzwischen sind mir auch noch einige Ideen gekommen. Nehmen wir an, er hätte die Niere in das Stück Schürze gewickelt, sie dann versteckt und danach die Hände gewaschen. Auch wenn er alleine gelebt hätte, wäre das durchaus logisch. Vielleicht befürchtete er eine Hausdurchsuchung. Oder er wollte es gar nicht erst zu den bereits von Kurt angesprochenen Verwesungsgeruch kommen lassen. Oder er hatte Schiss durchsucht zu werden, bevor er es nach Hause schaft. Das letztgenannte könnte auch der Grund dafür sein, dass er sich nicht erst zu Hause, sondern bereits unterwegs die Hände gewaschen hat. Wenn ich in einer Nacht 2 Damen gekillt hätte, würde ich auch zusehen, dass ich das Blut von den Händen bekomme, bevor ich einer Polizeistreife in die Arme laufe. Trotzdem könnte es sein, dass du mit deiner Theorie den Nagel auf den Kopf getroffen hast. Ich denke, dass es solche Gedankenspiele sind, die eines Tages doch noch zu neuen Erkenntnissen führen könnten.
Stephenson war doch der Lieblingsverdächtige von Aliester Crowley, oder? Hat Stephenson nicht behauptet, die Organe wären hinter "Jacks" Krawatte versteckt gewesen? Egal, Krawatte oder Halstuch... Für einen einfallsreichen Psycho gibt es so viele Möglichkeiten. Hab mir tatsächlich Anfang der Woche "Die blutige Wahrheit 100 Jahre danach" bestellt, da geht es am Ende ja in erster Linie um Stephenson. Schwarzmagische Motive sind in diesem Falle gar nicht mal sooo abwägig. Aber dass gehört hier nicht hin...
Gute Nacht!
Jörn the Whopper

Offline Anirahtak

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #94 am: 18.07.2010 10:18 Uhr »
Spannende Beiträge, ich freu mich schon jedes Mal wenn i den pezeh aufdrehe auf eure neuen Gedankengänge!
Ja, ich finde es auch immer wahnsinnig interessant hier!

Zitat
Aber, liebe anonyme K., leider hilft uns die Möglichkeit des Alleinlebens nicht bei der Eingrenzung des Täterkreises.
Ich glaube es ja auch nicht so richtig, ich denke nur laut vor mich hin. :icon_mrgreen:

Zitat
Wenn man Boots`Arbeiten betrachtet sieht man, dass sich die Bevölkerung verschiedensten sozialen Hintergrundes sehr engräumig mischte, ein Phänomen, das nach meinem - wirklich sehr bescheidenem - Wissensstand heute so nicht mehr existiert. Für die politische Entwicklung sehr interessant, ob es im Fall JtR eine Rolle spielte vermag ich nicht zu beurteilen, doch sollten wir bei unseren Überlegungen diese besondere Situation vielleicht bisschen im Hinterkopf behalten...
Ach so, du meinst, selbst unter den Bessergestellten innerhalb des East Ends gab es nochmal große Unterschiede? Ich muss gestehen, diese Boots-Arbeiten sind mir nicht geläufig. :icon_redface:

Aber wenn er die Organe irgendwo anders platziert hat als zu Hause, schwächt das den Hinweis aufs Alleinewohnen ohnehin stark ab. Die Hinweise aus den Vorgängen mit der Eddowes-Schürze hatte ich nicht mit einbezogen, was man allerdings sollte.


@ Lestrade
Zitat
Und mit Versteck meine ich nicht unbedingt etwas ala "Geheimfach" oder so...

In einem Leichenschauhaus, in einer medizinischen Einrichtung oder vielleicht auch in einem Schlachthaus, fällt es nicht unbedingt ungewöhnlich auf, vermute ich. Das Schürzenteil einer Frau wohl eher...

Die Richtungen sind also offen...
Das ist auch sehr denkbar.

Das erinnert mich an einen anderen Serienmörder (dessen Name mir entfallen ist) über den ich gelesen habe, dass er Schmuck der Opfer mitnahm, diesen auf seiner Arbeitsstelle platzierte und beobachtete, wie Kolleginnen ihn fanden. Wobei Gegenstände und Organe nochmal was anderes sind. Aber etwas mitnehmen "müssen" sie wohl fast alle.


@ Jack the Whopper
Zitat
Wenn ich in einer Nacht 2 Damen gekillt hätte, würde ich auch zusehen, dass ich das Blut von den Händen bekomme, bevor ich einer Polizeistreife in die Arme laufe.
Auch wieder wahr, Stichwort "Sicherheitsbedürfnis". Störend wirkt dann wieder auf mich das Bedürfnis, sich die Zeit zu nehmen einen merkwürdigen Spruch an die Hauswand zu schmieren. So man denn davon ausgeht, er hätte es geschrieben. Geht man davon aus, gehört noch "Konnte schreiben" in sein Profil. Allerdings kenne ich die Analphabetenquote nicht und er könnte ja auch aus einem ganz anderen Stadtteil stammen.

KvN

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #95 am: 18.07.2010 10:29 Uhr »
Aber warum nahm er das Schürzenstück überhaupt mit? 10Minuten hin oder her, sein Zeitbudget war sehr beschränkt. So eine Niere ist ja nicht sehr groß, schnell mal abwischen das Teil und einstecken, würde nur bei einer genauen Durchsuchung auffallen...Das Schürzenpackerl war in jedem Fall suspekter.
Ich glaube er hat sich geekelt...

Grüße

Offline Anirahtak

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #96 am: 18.07.2010 10:49 Uhr »
Da fiele mir ein, dass er die Botschaft an der Wand "unterstreichen" wollte. Also um sicherzugehen, dass der Spruch zum Fall zugehörig verstanden würde.

Aeneas

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #97 am: 18.07.2010 10:57 Uhr »
Ich möchte mich nach langem auch mal wieder melden und mich ebenfalls anschließen und bekunden das ich ein Fan von Lestrades arbeit und seinen Gedanken bin ;)

desweiteren, frage ich mich, warum nimmt er Organe mit um sie zu verstecken, das mact keinen Sinn, er muss sie irgendwo gesammelt haben, eventuell sogar gegessen......
dabei denke ich nicht das er als koch gearbeitet hat und sie am nächsten morgen abholte um sie auf arbeit zu zubereiten, das wäre wohl doch aufgefallen ;) aber einen Hintergrund muss das mitnehmen gemacht haben. Als Trophähe denke ich aber auch wieder nicht, dann würde ich an seiner stelle immer das selbe Organ mit nehmen oder jedesmal ein anderes.

Da fällt mir noch was ein, ist die Schürze aus der Goulsten Street überhaupt von Eddows????? Oder könnte sie jemand anderes gehört haben?????

sorry für die viele Fehler

Offline panopticon

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #98 am: 18.07.2010 13:56 Uhr »
Hallo!

Der Schürzenteil, der da in der Straße des jüdischen Bades unter einem judenfeindlichen Graffiti gefunden wurde, gehört, Dr. Frederick Gordon Brown zufolge, definitiv zur Toten hinter der Synagoge in der City (zumindest nicht zu der im Hof  des frei denkenden Arbeiterclubs, wo auch der ´Arbeter Fraint´ (jiddisch für ´Arbeiterfreund´) herausgegeben wurde). Insofern möchte ich gar nicht wissen, wo die Organe deponiert wurden, oder werden sollten – am wahrscheinlichsten aber wohl auch an irgendeinem Ort, der damals ziemlich für seine jüdische Bevölkerung bekannt war – also auch irgendwo in Spitalfields und Umgebung, vermutlich nicht westlicher als Bishopsgate, nicht viel südlicher als Whitechapel Road und nicht weiter östlich als Batty Street - also da, wo die meisten Juden, die in den 1880er Jahren in Scharen unter anderem vor den Pogromen in Russland, der Judenfeindlichkeit in Polen und Deutschland und der damit verbundenen Armut, mit der sie dadurch in Kontinentaleuropa konfrontiert wurden, flohen, nach ihrer Ankunft in England hinzogen (die teilweise hugenottische Bausubstanz in dem Viertel war auch gut für die Textilbranche geeignet, in der die meisten Juden tätig waren), oder anders formuliert: irgendwo im Bereich, wo auch die anderen drei Morde stattfanden, denn dass unser Fleischer hier, der garantiert nicht mit jüdischen Schlachtwerkzeugen seine Taten verübte, wie Dr. Brown ebenfalls feststellte, mindestens genauso viel wie gegen Frauen, gegen die jüdische Bevölkerung, vor allem ihre sozial denkenden Mitglieder hatte, und diese diskreditieren wollte, liegt an sich auf der Hand, und ist wohl wahrscheinlich tatsächlich, wie Sir Charles Warren es formulierte, ´die einzig logische Lösung.´ Annie Chapman hat er zudem wohl recht wahrscheinlich bewusst in der Nacht nach dem jüdischen Wochenfest (6.-7. September) getötet, an dem sehr viele Juden die Straßen von Spitalfields säumten und in der Erinnerung anderer Bevölkerungsgruppen recht präsent waren, was ja nach diesem Mord bedauerlicherweise auch zu judenfeindlichen Ausschreitungen im Viertel führte.


Grüße,
panopticon
« Letzte Änderung: 18.07.2010 14:07 Uhr von panopticon »

Offline Lestrade

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #99 am: 18.07.2010 14:49 Uhr »
Liebe Freunde!

Was für aufeinanderfolgende Gedankengänge zu diesem Thema...

Der Täter hinterließ so gut wie niemals Spuren. Aber er drapierte definitiv Eddowes Schürzenteil unter einem bedeutsamen Graffiti. Entweder war dieses Graffiti bereits da oder er schrieb es selber an die Wand. Wenn es bereits länger da war, wäre es wohl zwischenzeitlich entfernt worden. Wenn es nicht vom Täter stammte, sollte es erst in dieser Nacht entstanden sein. Meines Wissens erwähnte PC Long keine frühere Bemerkung dieser Schreiberei. Jedoch zeigte er sich als aufmerksamer Beobachter, er fand das Schürzenteil wohl, ohne über die Verbrechen in jener Nacht bescheid zu wissen. Demzufolge ging die Polizei wohl davon aus, das es vom Ripper stammte oder sehr wahrscheinlich stammen könnte. Es war sicherlich aufgrund der Spannungen sinnvoll es entfernen zu lassen. Aber nicht sinnvoll für die Polizeiarbeit. Meine Sinnbeschreibung des Graffiti lautet:

Die Juden sind diejenigen, die keine Verantwortung übernehmen werden 

Für Jack the Ripper war es eine bedeutsame Nacht. Er dürfte es als vollen Erfolg für sich gewertet haben. Trotz der Störung bei Stride. Er ermordete zwei Frauen. Eine davon konnte er ganz in seinem Sinne schwer verstümmeln. Er vertrieb mindestens zwei Zeugen seiner Taten, er Überstand die Begegnung mit einem PC, man konnte ihm "Red Handed" eben nicht habhaft werden. Eine gewisse Euphorie, gepaart mit einer gewissen Entspannung (denn Spannung hatte er definitiv abgebaut) könnte ihn größenwahnsinniger, mutiger gemacht haben. Auch gegenüber seinen Verfolgern. Betrachten wir die verschickte Niere. Eddowes Niere wurde nicht vollständig entfernt. Die verschickte Niere war es auch nicht. Es war zweiflsohne eine menschliche Niere, dazu noch mit einer Krankheit versehen, eine Krankheit die vielleicht nicht selten war aber die Eddowes definitiv auch hatte.  War diese Niere von ein- und derselben Person, dann hatte er diese Niere in einer alkoholähnlichen Flüssigkeit konserviert. Wenn der Versender dieser Niere auch Jack the Ripper war, dann wissen wir, das er sich seine Trophäen konservierte. Diese mögliche Tatsache spricht wieder für gewisse medizinische Kenntnisse, wie ich meine.
Das der Täter nur ein Jude, ein Ausländer, ein Fremder gewesen sein kann war eine weit verbreitete Meinung zur Zeit der Morde. Natürlich könnte man meinen, jemand gab mit Absicht Hinweise in Richtung der jüdischen Bevölkerung aber das kann ein cleverer Ermittler schon erkennen, das da jemand von sich vielleicht auch nur ablenken will. Schuld anderen zuweisen, bedeutet von der eigenen Schuld abzulenken. Jeder von uns erfährt so etwas von klein an. Falls der Täter ein Jude war und er das Graffiti selber schrieb, kann man diese Zeilen als "sich nicht dafür verantwortlich fühlen" interpretieren. Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche:
Der Täter übernahm keine Verantwortung für seine Taten. Aus seiner Sicht tat er etwas Gutes und Schuldgefühle oder Mitgefühl mit seinen Opfern hatte er garantiert nicht. Er entsorgte menschlichen Müll in seinen Augen. Dieses Anbringen des Graffiti oder dessen Nutzung des bereits vorhandenen Daseins kann man auch anders werten, nämlich das er das erste Mal Hinweise gab wo er zu finden sein könnte mit dem übermächtigen Gefühls eh nicht geschnappt zu werden. Es ist sehr unwahrscheinlich das solch ein Täter mit der Polizei spielte oder kommunizierte aber dieser Täter lernte und veränderte sich schnell, wie wir dann auch wieder bei Kelly sahen. Deshalb nicht ganz ausgeschlossen...
Zum Versteck, wenn es denn eines gab und zum Wohnort (wenn, dürften beide Orte nicht weit voneinander entfernt gewesen sein).
Schließen wir die Goulston Street aus (Richtung Süden), er hätte dort nichts versteckt und das Schürzenteil hinterlassen. Bleibt Richtung Norden, falls er wirklich zur Dorset Street wanderte. Er entfernte sich meiner Meinung nach dann eher wieder vom Versteck/ Wohnort. Eher auszuschließen. Richtung Westen Richtung Middlesex Street? Da ging es wieder zurück Richtung Tatort. Ich denke eher wieder Richtung Osten. Mehr ins Innere aller Tatorte. Das Schürzenteil wurde auf der rechten Straßenseite in Richtung Norden, nahe der Ecke Wentworth Street gefunden. Diese Straße in der Namensführung ging nicht mehr allzuweit in östliche Richtung, auch wäre sie noch zu dicht an der Goulston Street. Ich denke die Old Montague Street ist der Ort oder die Straße die ich persönlich ins Visier nehmen würde. Ich war schon einmal der Meinung, das genau diese Straße im geograpischen Profil des Rippers, eine bedeutsame Rolle spielen sollte.

Liebe Grüße,

Lestrade.   


Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

KvN

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #100 am: 18.07.2010 20:45 Uhr »
Auf die Old Montague Street fokussiere ich momentan auch, in Zusammenhang mit meinem Symmetrie - Wahn, echt spannend! Panopticon, auch wieder mal in Höchstform! Gibt es zwischen den anderen Taten und den jüdischen Feiertagen noch einen Zusammenhang? Hat an das schon irgend jemand sonst gedacht? 

Grüße

Wolfsreiter

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #101 am: 18.07.2010 23:22 Uhr »
Ich glaube nicht, das sich der Ripper "geekelt" hat, Leichenteile mitzunehmen und sie deshalb eingewickelt hat.
Das hätte ja schon die Tat im Keim erstickt. Ich glaube auch, das es eher darum ging Spuren zu verwischen, bzw. zu vermeiden.
Nimmt man den ersten Ripperbrief ernst, dann wurden die Organe gebraucht und der Ripper hat sie beschafft. Damit würde der Ripper wieder ins medizinische Milieu passen.
Vielleicht ein Medizin Student?
Ich habe da immer noch meine Vorbehalte. In der Geschwindigkeit und Präzision, wie Eddowes "abgefertigt" wurde, muss der Täter über enorme Routine verfügt haben aber einen Schlachter sehe ich in der Rolle nicht, die menschliche Anatomie unterscheidet sich doch etwas von einem Schwein (auch wenn dies unser nächster Verwandter sein soll).
Die Niere war aber doch das einzige (möglicherweise) verwertbare Organ, was wollte man mit einer Gebärmutter-Transplantation?
Unwahrscheinlich....
Das wäre dann ein Mord aus Bedarf und 4 ohne. Das passt nicht

Wolfsreiter

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #102 am: 18.07.2010 23:40 Uhr »
Da fällt mir noch eine Kleinigkeit ein.
Der Ripper hat die Gedärme von mindestens Chapman über deren Schulter drappiert. Das machen Pathologen, Schlachter schneiden sowas raus.

Offline Anirahtak

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #103 am: 19.07.2010 00:11 Uhr »
Ja, davon habe ich auch schon gehört. Aur irgendeine Weise muss der schon "vom Fach" gewesen sein.

Und nochmal zum Spruch an der Wand - irgendwie passt das auch zu dem "Lipski"-Ruf, den Israel Schwartz gehört haben will.


@ Lestrade

Na ja, "...will be blamed..." ist aber schon eine Passiv-Konstruktion.

Jack the Whopper

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Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #104 am: 19.07.2010 10:33 Uhr »
Ahoi Wolfsreiter!
Erst gestern wurde ich hier im Forum von unserem Kollegen KvN darüber aufgeklärt, dass die Kentnisse eines Metzgers durchaus gereicht hätten. Ich zitiere:

Kenntnisse der "schweinischen" Anatomie hätten gereicht um die Verbrechen zu begehen! Speziell die von ihm entnommenen Organe liegen bei Schwein und Mensch topographisch recht gut vergleichbar. Bei Kühen ist das schon etwas komplexer, aber mit geringfügiger theoretischer Vorbildung ebenso machbar. Es war aber ziemlich sicher nicht nötig an Menschen herumzuschnippeln. Die gesamte Vorgehensweise erinnert viel mehr an einen Fleischer als an einen Chirurgen: Schnell, nahezu automatisiert, fähig unter suboptimalen Bedingungen zu arbeiten.
By the way: Das Abtrennen der Augenlider ist eine der ersten Aufgaben nach der Schlachtung, der Metzger nennt das "Entfernen der Maske"...


So, meine Herren! Wem soll ich jetzt glauben??? :-)
UND: Wo steht denn, dass Chirugen die Gedärme ihrer Patienten über die Schulter zu drapieren pflegten???
LG, Jörn the Whopper