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Mary Pearcey "Jill the Ripper"

Um das Phantom „Jack the Ripper“ haben sich zahlreiche Mythen und Legenden gebildet. Das weit verbreitete Bild des eiskalten Mörders mit Zylinder, der lautlos im Nebel durch Londons enge Gassen schleicht, dürfte wohl eher dem Bereich der Fiktion als der Realität entsprechen. Und noch eine entscheidende Eigenschaft des Täters wurde schon oftmals in Frage gestellt: Sein Geschlecht. Diese Annahme ist keineswegs neu – selbst Inspektor Frederick Abberline soll bereits zur Zeit der Morde den Verdacht geäußert haben, es könne sich um einen weiblichen Täter handeln. William Stewart griff diese Idee in seinem 1939 erschienenen Buch „Jack the Ripper – A new theory“ erneut auf und präsentierte der Ripperwelt eine Täterin: Die des zweifachen Mordes verurteilte Mary Pearcey.

Curriculum Vitae

geboren

1866

gestorben

23. Dezember 1890

Mary Pearcey "Jill the Ripper"

Über das Leben der Mary Pearcey ist leider nicht sehr viel bekannt.
Sie wurde im Jahre 1866 als Tochter von Mary Eleanor Wheeler und Thomas Wheeler geboren. 1880, Mary war gerade 14 Jahre alt, wurde ihr Vater des Mordes an einem gewissen Edward Anstee für schuldig befunden und am 29. November hingerichtet. Sie wuchs daraufhin bei ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester auf.
Mary soll eine relativ attraktive Frau mit rotbraunen Haaren und schönen blauen Augen gewesen sein. Sir Melville Macnaghten, der Verfasser des berühmten Memorandums, sollte seinen persönlichen Eindruck Pearceys später wie folgt beschreiben: „Ich habe niemals eine Frau von stärkerer (Körper-) Kraft gesehen…ihre Nerven waren stählern wie ihr Körper.“

Ausstellungsraum Madame Tussauds
Ausstellungsraum Madame Tussauds
Ausstellungsraum Madame Tussauds
Ausstellungsraum Madame Tussauds

Titelstory "Furniss Famous Crimes Past and Present"
Titelstory "Furniss Famous Crimes Past and Present"

Sie lebte noch vor ihrem zwanzigsten Geburtstag mit dem Schreiner John Charles Pearcey zusammen, der sie jedoch kurze Zeit später aufgrund ihrer Untreue verliess. Obwohl die Beiden nie verheiratet gewesen waren, übernahm Mary den Nachnamen Pearceys. Sie litt unter Depressionen, trank häufig und führte meist Beziehungen zu reicheren Herren, von denen sie sich unterhalten liess. Auf diese Weise konnte sie sich auch eine Wohnung in der Priory Street im angesagten Londoner Stadtteil Kensington finanzieren.
Eine ihrer nächsten Beziehungen galt einem Mann namens Frank Hogg. Auch diese schien unter keinem guten Stern zu stehen. Frank hatte neben Mary noch eine Geliebte namens Phoebe Styles. Als er diese im Jahre 1888 auch noch ehelichte und die Beiden kurz darauf eine Tochter bekamen, wurde der Grundstein für den grausamen Racheakt einer verlassenen Frau gelegt. Im Oktober des Jahres 1890 sollte sich das Schicksal gegen Phoebe und ihre Tochter Tiggie wenden:
Pearcey lud die Geliebte ihres Mannes und deren Tochter zu einem gemeinsamen Tee in ihre Wohnung in der Priory Street No. 2 ein. Dort erstach sie die Beiden, durchtrennte danach ihre Kehlen und entsorgte sich der Leichen anschließend in abgelegenen Strassen, etwas abseits von ihrer Wohnung gelegen. Noch am selben Tag wurde die Leiche der jungen Frau entdeckt, die Leiche des Kindes am darauffolgenden. Da Frank Hogg zu dieser Zeit nicht in der Stadt war, bat er seine Schwester Clara, zusammen mit Mary in das Leichenhaus zu gehen, um die Leiche zu identifizieren. Pearceys Verhalten während der Gegenüberstellung war seltsam, hysterisch und ablehnend und brachte sie schnell in Verdacht. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung durch die Polizei wurden das blutverschmierte Tatmesser und blutverschmierte Kleidung sichergestellt. Mary Pearcey trug zur Zeit ihrer Verhaftung den Ehering Phoebe Hogg`s an ihrem Finger.
Sie wurde der beiden Morde für schuldig befunden und am 23. Dezember 1890 hingerichtet.

Verhaftung von Mary Pearcey
Verhaftung von Mary Pearcey
"Furniss Famous Crimes Past and Present"

 

 

Argumente: PRO

  • Pearcey besaß anscheinend die physisch notwendige Konstitution, um die Whitechapel-Morde begangen zu haben.
  • Das Entkommen Jack the Rippers könnte darauf zurück zu führen sein, dass vornehmlich nach einem männlichen Täter gefahndet wurde. Erst nach dem Mord an Mary Jane Kelly zog Abberline in Erwägung, es könne sich um einen weiblichen Täter handeln.
  • Mary Pearcey war anscheinend durch die Heirat ihres Mannes und seiner Geliebten im Jahr 1888 zutiefst verletzt. Dies könnte mit ein Grund sein, weshalb sie weitere Morde begangen haben könnte.
  • Die Morde an Phoebe und ihrer Tochter, verglichen mit den Taten Jack the Rippers, weisen zwei Parallelen auf: Den Kehlschnitt und das Ablegen der Leichen auf öffentlichen Strassen.

Argumente: CONTRA

  • Es gibt keinen wirklichen Hinweis auf einen weiblichen Täter. Alle Zeugenaussagen sprechen von männlichen Personen.
  • Das Motiv erscheint aufgrund des Zeitraumes zwischen den Whitechapel-Morden (1888) und dem Verbrechen an Phoebe Styles und ihrer Tochter (1890) problematisch. Wieso hörte Pearcey auf zu morden? Weshalb machte sie zwei Jahre Pause, bevor sie sich endgültig rächte?
  • Bei einem auf andere Personen projezierten Rachemotiv wäre zu erwarten, dass die Ripperopfer Parallelen im Aussehen untereinander und zu Phoebe Styles aufweisen. Die Ripperopfer sahen jedoch augenscheinlich sehr verschieden aus – zudem war Phoebe Styles keine Prostituierte.

 

Patrick Höfling / Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 11.10.08)