
Kosminski wurde als einer der drei Hauptverdächtigen in dem
am 23. Februar 1894 von Sir Melville Macnaghten verfassten
Memorandum genannt.
Macnaghten schreibt über den Verdächtigen in seinem Bericht Folgendes: "Kosminiski
war ein polnischer Jude und Einwohner in Whitechapel. Dieser Mann verfiel dem
Wahnsinn, da er sich über viele Jahre hinweg dem Laster der Selbstbefriedigung
hingegeben hatte. Er hatte einen großen Hass auf Frauen, besonders auf
Prostituierte und hatte starke mörderische Neigungen. Er wurde etwa im
März 1889 in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Es gab viele Sachverhalte
in Verbindung mit diesem Mann, die ihn zu einem überzeugenden Verdächtigen
machten".
Curriculum Vitae
 |
1864 oder 1865 in Polen
|
 |
1919 |
Im Jahre 1882 kam Aaron Kosminski nach England. Im Juli 1890 wurde
er von seinem Aufenthaltsort am Sion Square zur Behandlung in das
Mile End Town Workhouse Krankenhaus eingewiesen. Aus dem Aufnahmeregister
geht hervor, dass er schon seit zwei Jahren als geisteskrank diagnostiziert
galt. Drei Tage später wurde er entlassen und in die Obhut seines
Bruders übergeben.
Am 4. Februar 1891 wurde er in ein Krankenhaus in der 16 Greenfield Street
eingewiesen, und von dort aus am 7. Februar in die psychiatrische Anstalt" Colney
Hatch Lunatic Asylum" verlegt. Der Zeuge Jacob Cohen, wohnhaft in der Carter
Lane, gab folgende Beschreibung über Kosminski ab: "Er läuft durch
die Straßen und hebt Brotkrümel aus dem Rinnstein auf um diese zu
essen. Er trinkt Wasser aus der Tränke und weigert sich Essen aus den
Händen von Leuten anzunehmen. Er hob ein Messer auf und bedrohte damit
seine Schwester umzubringen. Er ist sehr dreckig und weigert sich, zu waschen.
Er versuchte in all den Jahren kein einziges Mal Arbeit zu finden."
Drei Jahre später wurde er aus der psychiatrischen Anstalt " Colney Hatch
Lunatic Asylum" nach Laevesden, einem Heim für "ältere Schwachsinnige",
gebracht und wurde dort als "chronisch harmlos geisteskrank und als Idiot oder
geistesschwach" in der Kartei geführt. In Aufzeichnungen wird über
ihn berichtet, dass "er den Bezug zur Realität komplett verloren hat.
Er konnte sich nicht mehr an sein Alter erinnern und wie lange er schon in
dem Heim wohnte. Er hatte Halluzinationen, sah Erscheinungen und hörte
Stimmen. Zeitweilig verhält er sich sehr stur. Er ist unordentlich, aber
sauber. Er arbeitet nicht".
In diesem Heim verbrachte er die nächsten 25 Jahre bis an sein Lebensende
im Jahre 1919.
Argumente: PRO
- In einigen Punkten weist die Persönlichkeit Kosminskis Parallelen
zum erstellten FBI Profil auf.
- Er wurde von diversen Polizei Officers als der wahre Täter erwähnt.
- Nachdem Kosminski in Whitechapel lebte, kannte er sich bestens in diesem
Terrain aus und es wäre leicht für ihn gewesen seinen Fluchtweg
so zu planen bzw. zu wählen, dass ihm kein Polizist hätte stellen
können.
- Er litt unter Schizophrenie und hörte angeblich Stimmen, die ihm einredeten
zu töten.
- Der Ripper wurde in diversen Zeugenaussagen als ausländisch oder
jüdisch aussehend beschrieben.
- Kosminski wird von Sir Melville Macnaghten in seinem Memorandum als einer
der drei Hauptverdächtigen genannt.
Argumente: CONTRA
- Maurice Whitfield, der die Überführungsdokumente von Kosminksi
ins "Colney Hatch Lunatic Asylum" ausfertigte, beschrieb Kosminski als "nicht
gewalttätig oder selbstmörderisch veranlagt".
- Kosminski wurde erst zwei Jahre nach dem Mord an Mary Kelly in eine Anstalt
eingewiesen. Warum sollte er sich in dieser Zeit wieder zurückgezogen
und keinen Mord mehr verübt haben?
- Kosminksi hatte keine anatomischen Kenntnisse.
- Er passt auf keine der Zeugenbeschreibungen über den Täter.
- Hätte Kosminksi, der ein schäbiges, ungepflegtes Äußeres
hatte, sich nicht wusch und im Dreck auf der Straße lebte, tatsächlich
eine Prostituierte überzeugen können mit ihm zu kommen?
Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 19.01.05)