
Curriculum Vitae
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ca. 1863 in Limerick, Irland |
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Freitag, 9. November 1888,
13 Miller's Court, 26 Dorset Street, Spitalfields |
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Über das Leben von Mary Kelly konnten bisher nur wenige Fakten
belegt werden. Es ist bis heute ungeklärt, ob ihr Name tatsächlich
Mary Kelly war. Die meisten Einzelheiten über ihr Leben sind
lediglich durch ihren damaligen Lebensgefährten Joseph
Barnett überliefert. Dieser hat seine Informationen allerdings
nur direkt von Mary Kelly erhalten, somit können wir auch diese
Fakten nicht für bare Münze nehmen.
Geboren wurde Mary Kelly, auch bekannt als Marie Jeanette Kelly, Mary Ann
Kelly, Ginger (Anm. d. Redaktion: Ginger, wegen ihrer rotbraunen Haare), Black
Mary und Fair Emma in Limerick, Irland. Ob hier der Bezirk Limerick oder die
Stadt gemeint ist, ist leider nicht bekannt. Als kleines Kind zog sie mit ihrer
Familie nach Wales.
Ihr Vater, John Kelly, arbeitete für eine Eisenfabrik in Carnarvonshire
oder Carmarthenshire. Mary erzählte, sie hätte 6 oder 7 Brüder
und eine Schwester. Einer ihrer Brüder, Henry (Spitzname: Johnto), soll
ein Mitglied im Zweiten Bataillon der Schottischen-Wachen gewesen sein. Wenn
er Mitglied des Bataillons war, müsste er in Dublin stationiert gewesen
sein. Gegenüber Lizzie Albrook erwähnte sie, dass sie auch einen
Verwandten am Theater von London hätte.
John McCarthy, der Vermieter des Miller's Court sagte aus, dass sie einen
Brief von ihrer Mutter aus Irland bekam. Joseph Barnett gab zu Protokoll, dass
sie mit ihrer Familie keinen Briefverkehr hatte.
Mrs. Carthy, eine Frau bei der Mary einmal gewohnt hat, sagte aus, dass sie
aus einer Familie kam, die "gut zu anderen Leuten war". Barnett sagte über
die Familie, sie seien ehrlich gewesen. Mrs. Carthy sagte über Mary ausserdem,
dass sie "eine ausgezeichnete Gelehrte und eine Künstlerin aus keinem ärmlichen
Rang war".
Mrs. Carthy ist die Vermietern von Breezer's Hill am Ratcliff Highway. Barnett
sagt über die Unterkunft, dass "es ein schlechtes Haus" sei.
Etwa im Jahre 1879 heiratet sie im Alter von 16 den Grubenarbeiter Davies.
Zwei oder drei Jahre später stirbt er bei einer Explosion. Es gibt Vermutungen,
dass aus dieser Ehe ein Kind hervorging.
Mary zieht nach Cardiff und lebt dort bei einem Cousin. Obwohl sie in Cardiff
als Prostituierte arbeitete, gibt es bei der Polizei keine Akten über
sie. Sie erzählte, dass sie die beste Zeit in einem Krankenhaus verbringen
musste.
Im Jahre 1884 kommt sie nach London.
Möglicherweise wohnte sie bei Nonnen im Providence Row Convent in der
Crispin Street. Es kann sein, dass sie als Dienstmagd in einem Geschäft
in der Cleveland Street gearbeitet hat.
Joseph Barnett gab an, dass Mary in einem Edelbordell im West End gearbeitet
hat. Sie erzählte ihm, dass sie während dieser Zeit häufig in
einer Kutsche fuhr und einen Gentleman nach Paris begleitete. Sie mochte diese
Arbeit allerdings nicht und kehrte zurück.
Am 10. November, einen Tag nach dem Mord, ging Mrs. Elizabeth Phoenix, wohnhaft in der 57 Bow Common Lane,
Burdett Row, zur Polizeiwache in der Leman Street und erklärte, dass eine
Frau, auf deren Beschreibung Mary passte, im Haus ihres Schwagers in Breezer's
Hill wohnte. Mrs. Phoenix sagte aus, dass "Mary walisischer Abstammung war
und ihre Eltern, die sie aus ihrem Leben gestrichen haben, immer noch in Cardiff
wohnten, wo Mary herkam. Bei einigen Gelegenheiten gab sie an, dass sie Irin
sei". Sie fügte hinzu, dass "Mary sehr beleidigend und streitsüchtig
gewesen ist, wenn sie betrunken war, aber eines der anständigsten und
nettesten Mädchen das man treffen konnte wenn sie nüchtern war".
Über Mary wird berichtet, dass sie sich Rauschmittel in einem Maße
hingab, dass sie überall unwillkommen war. Sie zog von der St. George's
Street nach Breezer's Hill um dort bei einer Mrs. Carthy zu leben. Sie verließ diesen
Ort etwa 18 Monate oder zwei Jahre später und es scheint, dass sie anschließend
nicht mehr nach Ratcliff zurückkehrte.
Barnett gibt an: "Etwa im Jahre 1886 verließ Mary das Haus von Mrs.
Carthy um mit einem Mann zu leben der im Baugewerbe tätig ist. Sie lebt
mit dem Mann namens Morganstone in der Nähe oder gegenüber der Stepney
Gaswerke zusammen. Anschließend kam Mary mit einem Mann namens Joseph
Fleming zusammen, und sie wohnte mit ihm irgendwo in der Nähe von Bethnal
Green. Fleming war ein Steinmetz oder ein Stuckateur. Er pflegte Mary zu besuchen
und schien ziemlich angetan von ihr gewesen zu sein".
Mrs. Carthy sagte hierzu Folgendes aus: "Mary hat ihr Haus verlassen , um mit
einem Mann zu leben der im Baugewerbe tätig war. Sie glaubt, dass dieser
Mann Mary geheiratet hat".
Im Jahre April 1887 wohnt Mary in der Unterkunft Cooly's in der Thrawl Street,
Spitalfields. In der Commercial Street lernt sie am 7. April Joseph Barnett
kennen. Er lädt sie auf einen Drink ein und arrangiert ein weiteres Treffen
für den nächsten Tag. Nach ihrem zweiten Treffen beschließen
die beiden zusammenzuziehen. Von da an wohnen sie in verschiedenen Unterkünften
in der Umgebung der Dorset Street, Thrawl Street und der Flower and Dean Street,
damals die "Schlimme Viertelmeile" genannt. Ihre erste gemeinsame Bleibe fanden
sie in der George Street (zwischen Thrawl Street und Flowery Dean). Später
zogen sie in die Little Paternoster Road, Dorset Street bis sie von dort wegen
Trunkenheit und dem Ausbleiben der Mietzahlungen zur Räumung gezwungen
wurden.
Sie hatten noch eine weitere Unterkunft in der Dorset Street und
zogen dann gemeinsam in das Zimmer Nummer 13 im Miller's Court, Dorset
Street. Die Miete betrug 22 1/2 Pence die Woche.
Insgesamt gab es einen Mietausstand von 1,50 Pfund bis zum Zeitpunkt
des Todes von Mary. Joseph Barnett und Mary Kelly bleiben den Leuten
als freundliches und liebenswürdiges Pärchen in Erinnerung,
die wenig Ärger machten, außer bei bestimmten Gelegenheiten
wenn sie betrunken waren.
Eines Tages zerbrach Mary im betrunkenen Zustand das Fenster neben
der Türe, in ihrem Zimmer im Miller's Court.
Dies stellte sich
allerdings als sehr hilfreich heraus, denn der Zimmerschlüssel
war verloren und somit konnten sie durch
das Fenster zur Türe
reichen und diese von innen öffnen. |
Miller's Court |
Julia Venturney, eine Nachbarin im Miller's Court sagte, dass Kelly neben
Joseph Barnett noch einen anderen Mann mochte, dieser solle ebenfalls Joe geheißen
haben. Sie dachte er sei Obsthändler und er besuche Mary manchmal um ihr
Geld zu geben.
Es gibt eine Vermutung, dass Mary Angst vor einem Mann oder mehreren Männern
hatte, die ihren Kollegen allerdings nicht bekannt gewesen sind. Ihre Freunde
wußten, dass Mary Angst vor den Ripper Morden hatte und erzählte
London zu verlassen.
Am 30. Oktober 1888 verlässt Joseph Barnett Kelly. Er gibt verschiedene
Versionen für die Trennung an. Unter anderem, dass Mary wieder mit dem
Verkauf ihres Körpers begann oder dass sie eine Frau namens Julia eingeladen
hat um bei ihnen zu bleiben. Er blieb ihr freundschaftlich verbunden und besuchte
sie gelegentlich um ihr Geld zu geben.
Tathergang
Mittwoch, 7. November 1888
Mary kauft eine Kerze für einen halben Penny im Geschäft von McCarthy's
(angrenzend zum Eingang Dorset Street in den Miller's Court). Anschließend
wird sie von Thomas Bowyer beobachtet wie sie mit
einem Mann redet. Bowyer beschreibt den Mann als "ziemlich schick gekleidet,
etwa 27 oder 28 Jahre alt, mit dunklem Schnurrbart und sehr eigenartigen Augen.
Auffällig waren seine sehr weißen Manschetten und sein ziemlich
langer weißer Kragen, der über die Vorderseite seines langen schwarzen
Mantels nach unten fiel. Er trug keine Tasche". Bowyer selbst ist ein pensionierter
Soldat, der auf den Spitznamen "Indian Harry" hört. Er ist bei McCarthy
angestellt und wohnt in der 37, Dorset Street.
Donnerstag, 8. November 1888
Mary verbrachte den Nachmittag mit Maria Harvey und den frühen Abend mit Lizzie Albrook.
19:30-20:00 Uhr:
Joseph Barnett besucht Mary Kelly. Ihre weiteren Aktivitäten sind ungewiss.
Sie könnte mit Elizabeth Foster getrunken haben oder im Gasthaus "The
Britannia" gegen 23:00 Uhr betrunken in Begleitung eines jungen Mannes mit
Bart gesehen worden sein, oder aber auch mit Joseph Barnett und Julia im "The
Horn of Plenty" gesehen worden sein (Anm. der Redaktion: Leider gibt es zu
diesem Zeitpunkt mehrere unterschiedliche Zeugenaussagen - was Mary Kelly tatsächlich
gemacht hat wird man hoffentlich irgendwann herausfinden können).
23:45 Uhr:
Mary Ann Cox, eine 31-jährige Witwe und
Prostituierte, wohnhaft im Miller's Court, Zimmernummer 5 (letztes Haus auf
der linken Seite), betritt die Dorset Street von der Commercial Road. Ann
Cox ging nach Hause um sich aufzuwärmen, denn die Nacht wurde kalt.
Sie sieht Mary vor sich in Begleitung eines beleibten Mannes. Der Mann war
etwa 35 oder 36 Jahre alt und etwa 1,60 Meter gross. Er war schäbig
angezogen mit einem langen Mantel und einer Melone. Er hatte ein fleckiges
Gesicht, kleine Koteletten und einen kupferroten Schnurrbart. Der Mann trug
einen Eimer mit Bier. Kelly hatte eine Kleid an und einen roten, geknoteten,
gekreutzten Schal um den Hals. Nach der Aussage von Mrs. Cox war Mary betrunken.
Mrs. Cox folgt ihnen in den Miller's Court nach. Der Mann und Mary stehen
vor ihrem Zimmer und als Mrs. Cox vorbeigeht und eine gute Nacht wünscht,
erwidert Mary eher beiläufig: "Gute Nacht, ich werde jetzt singen". Wenige
Minuten später hört Mrs. Cox wie Mary das Lied "A Violet From Mother's
Grave" singt. Gegen Mitternacht verlässt Mrs. Cox ihr Zimmer und hört,
wie Kelly immer noch das gleiche Lied singt.
Hier finden Sie eine Version
des Lieds zum Anhören
Freitag, 9. November 1888
Zwischen 0:00 und 0:30 Uhr:
Mary nimmt eine Mahlzeit aus Fisch und Kartoffeln zu sich.
0:30 Uhr:
Catherine Picket, eine Blumenverkäuferin,
die neben Mary wohnt, fühlt sich von ihrem Gesang gestört. Ihr
Mann hält sie aber davon ab nach unten zu gehen um sich zu beschweren.
Er sagt: "Lass die arme Frau in Ruhe".
1:00 Uhr:
Es beginnt zu regnen. Mary Cox kehrt erneut nach Hause zurück um sich
aufzuwärmen. Zu dieser Zeit singt Mary immer noch oder hat wieder angefangen
zu singen. In Marys Zimmer brannte Licht. Kurz nach 1:00 Uhr geht Mrs. Cox
wieder nach draußen.
Elizabeth Prater steht im Eingang zum Miller's Court und wartet auf einen
Mann. Mrs. Prater lebt in Zimmer Nummer 20 in der 26 Dorset Street, direkt über
Marys Zimmer. Sie steht etwa eine halbe Stunde dort und geht dann zu McCarthy's
um sich zu unterhalten. Sie hört niemanden singen oder jemanden in den
Hof hinein- oder hinausgehen. Wenige Minuten später geht sie zurück
in ihr Zimmer, plaziert zwei Stühle vor ihrer Tür und legt sich angezogen
schlafen. Sie ist sehr betrunken.
2:00 Uhr:
George Hutchinson, ein Bewohner des Victoria
Home in der Commercial Street, traf Mary in der Commercial Street wo sie
in mit Namen ansprach und um 6 Pence bat. Hutchinson beobachtete wie sie
Richtung Aldgate ging, und einen Kunden in der Nähe der Thrawl Street
aufgriff. Der Mann legte eine Hand auf Marys Schultern, und sagte etwas und
die beiden begannen zu lachen. Hutchinson bemerkt, dass der Mann ein kleines
Päckchen in seiner linken Hand hält. Er schaute ihn genau im Schein
der Lampen vom "Queens Head" (Ecke Fashion Street) an, als sie an ihm vorbeigingen
und folgte den Beiden bis zur Dorset Street, wo er hört wie Mary sagt: "In
Ordnung, Schatz. Komm mit. Du wirst es gemütlich haben". Der Mann legt
den Arm um Mary und sie beginnt ihn zu küssen. Sie sagt, sie habe "ihr
Halstuch verloren", worauf er ihr ein rotes Halstuch reicht. Am Miller's
Court angekommen, beobachtet Hutchinson wie Mary den Mann mit in ihr Zimmer
nimmt. George Hutchinson wartet bis die Uhr 3 schlägt und geht weiter.
George Hutchinson beschrieb den Mann: "Er hatte eine bleiche Gesichtsfarbe,
einen dünnen dunklen Schnurrbart, der an den Ecken nach oben gezwirbelt
war. Er hatte dunkle Augen und buschige Augenbrauen". Laut Hutchinson war er
von "jüdischer
Erscheinung". "Der Mann trug einen weichen Filzhut, den er sich über
die Augen gezogen hatte, einen langen schwarzen Mantel mit Astrachan und einem
weißen Halsband mit einer Krawatte auf der eine Hufeisenanstecknadel
befestigt war. Er trug dunkle Gamaschen über leicht geknöpften
Stiefeln. In seiner Weste trug er eine massive Goldkette mit einem großen
Siegel an dem ein roter Stein hing. Er trug hochwertige Lederhandschuhe
in seiner rechten und ein Paket in seiner linken Hand. Er war 168 oder 171
Zentimeter gross und etwa 35 oder 36 Jahre alt."
Hier finden Sie die Aussage des Zeugen
Hutchinson im Original
3:00 Uhr:
Mrs. Cox kehrt erneut nach Hause zurück. Es regnet sehr stark. Aus Marys
Zimmer kommt kein Licht und kein Geräusch. Mrs. Cox geht zwar nicht nach
draußen zurück, geht aber auch noch nicht schlafen. Die Nacht über
hört sie gelegentlich Männer, die in den Hof oder wieder hinaus gehen.
Bei der gerichtlichen Untersuchung gab sie an, dass sie "jemanden gegen 6 Uhr
morgens nach draußen gehen gehört habe. Ich weiß nicht, aus
welchem Haus er kam, da ich keine Tür zuschlagen hörte".
4:00 Uhr:
Elizabeth Prater wird von ihrer Katze "Diddles" geweckt, die ihr über
das Genick läuft. Sie hört ein schwaches Schreien "Oh, Mord", aber
nachdem dies in einer Gegend wie dieser allgegenwärtig ist, schenkt sie
dem Schreien keine Beachtung. Sarah Lewis, die
bei Freunden im Miller's Court wohnt, hört den Schrei ebenfalls.
8:30 Uhr:
Caroline Maxwell, eine Zeugin bei der gerichtlichen
Untersuchung und Bekannte von Mary Kelly, behauptet Mary zu dieser Zeit gesehen
zu haben (Anm. der Redaktion: Dies war einige Stunden später, als die
Angabe der Todeszeit von Dr. Phillips). Sie beschrieb die Kleidung und das
Aussehen gründlich und stellte unerbittlich fest, dass "sie sich nicht
im Datum geirrt hat, obwohl sie zugab Mary nicht gut gekannt zu haben".
10:00 Uhr:
Maurice Lewis, ein Schneider der in der Dorset Street wohnte, erzählte
der "Times", dass er Mary Kelly und Joseph Barnett in der Nacht ihres Todes
im Gasthaus "Horn of Plenty" sah. Noch interessanter ist allerdings die Aussage,
dass er Mary am nächsten Tag gegen 10:00 Uhr gesehen habe. Aufgrund der
Diskrepanz mit dem Todeszeitpunkt und seiner Aussage wurde er nicht zur gerichtlichen
Untersuchung gerufen und von der Polizei als Zeuge ignoriert.
10:45 Uhr:
John McCarthy, Inhaber von "McCarthy's Rents", wie der Miller's Court genannt
wurde, schickt Thomas Bowyer um die rückständige Miete von Mary Kelly
zu kassieren. Nachdem auf sein Klopfen nicht reagiert wird und da die Tür
verschlossen war, schiebt er den Vorhang zur Seite und schaut in der Raum und
sieht die Leiche. Er informiert McCarthy und dieser, nachdem er selbst die
verstümmelte Leiche von Mary Kelly sah, rannte zur Commercial Street Polizeistation
und sprach mit Inspektor Walter Beck. Dieser kehrte mit McCarthy in den Miller's
Court zurück. Man betrat das Zimmer nicht und wartete darauf, dass die
Bluthunde Burgho und Barnaby kamen um die Spur des Mörders aufzunehmen.
13:30 Uhr:
Superintendent Arnold kam zum Tatort und unterrichtete die anwesenden Personen,
dass die Bluthunde nicht kommen werden. Auf seine Anweisung hin hob McCarthy
eine Axt und zertrümmerte die Tür.
Als die Polizei den Raum betritt, finden sie Mary Kellys Kleidung ordentlich
zusammengelegt auf einem Stuhl und sie trägt eine Bluse. Ihre Stiefel
stehen vor dem Kamin.
Verletzungen
Bericht von Dr. Thomas Bond, einem angesehenen
Polizei-Mediziner:
Der Körper lag nackt in der Mitte des Bettes, die Schultern lagen flach
auf, aber der Körper war zur rechten Seite des Bettes geneigt. Der Kopf
war auf die linke Wange gedreht. Der linke Arm war nah am Körper, wobei
der Unterarm im rechten Winkel gebogen war und über dem Unterleib lag.
Der rechte Arm war leicht vom Körper abgespreizt und lag auf der Matratze.
Der Ellenbogen war gestreckt, der Unterarm lag auf der Rückseite und die
Finger waren verkrampft. Die Beine waren weit gespreizt, der linke Schenkel
im rechten Winkel zum Torso und der rechte Schenkel formte einen stumpfen Winkel
mit dem Schambereich.
Die gesamte Oberfläche des Unterleibs und der Schenkel wurde entfernt,
sowie die inneren Organe der Bauchhöhle entnommen. Die Brüste wurden
abgetrennt, die Arme durch mehrere gezackte Wunden verstümmelt und das
Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerhackt. Das Gewebe des Halses wurde bis auf
den Knochen rund herum komplett abgetrennt.
Die inneren Organe wurden verteilt aufgefunden, das heißt: die Gebärmutter
und Nieren mit einer Brust unter dem Kopf, die andere Brust neben dem rechten
Fuß, die Leber zwischen den Füßen, die Gedärme auf der
rechten, und die Milz auf der linken Seite des Körpers. Die vom Unterleib
und von den Schenkeln entfernten Hautlappen befanden sich auf einem Tisch.

Die Leiche von Mary Jane Kelly im Miller's Court
Der Bettbezug war in der rechten Ecke mit Blut durchtränkt, und auf dem Boden darunter befand sich eine Blutlache von etwa 0,2 Quadratmeter. Die
Wand auf der rechten Seite des Bettes, in einer Linie über dem Hals,
war mit einigen Blutspritzern verschmiert.
Das Gesicht wurde in allen Richtungen eingeschnitten, die Nase, die Wangen,
die Augenbrauen und die Ohren wurden teilweise entfernt. Die Lippen waren blass
und mit mehreren, diagonal nach unten zum Kinn verlaufenden Schnitten eingeschnitten.
Es gab weitere zahlreiche Einschnitte, die sich unregelmäßig über
alle Gesichtszüge erstreckten.
Der Hals war durch Haut und anderem Gewebe bis auf die Rückenwirbel durchtrennt,
der fünfte und sechste davon tief eingeschnitten. Die Hauteinschnitte
auf der Vorderseite des Halses zeigte deutliche Ekchymose (kleinflächige
Hautblutung). Die Luftröhre war am unteren Teil des Kehlkopfes, durch
die Ringknorpel eingeschnitten.
Beide Brüste wurden durch mehr oder weniger kreisförmige Schnitte
entfernt, die Rippenmuskulatur noch an den Brüsten befestigt. Die Brust-
und Bauchwand wurde zwischen der vierten, fünften und sechsten Rippe durchtrennt
und der Inhalt des Brustkorbes war durch diese Öffnung sichtbar.
Die Haut und das Gewebe des Unterleibs, vom Rippenbogen bis zum
Schambereich, wurden in drei großen Hautlappen entfernt. Der
rechte Schenkel wurde auf der Vorderseite bis
auf den Knochen freigelegt,
der Hautlappen beinhaltete die
äußeren Fortpflanzungsorgane
und Teile des rechten Gesäßbackens. Der linke Schenkel war
bis zum Knie von Bindehaut und Muskeln befreit.
Die linke Wade zeigte einen langen Einschnitt durch die Haut und
das Gewebe bis zu den unteren Muskeln. Die Wunde reichte vom Knie
bis etwa 13 Zentimeter unter dem Fußknöchel. Beide Arme
und Unterarme hatten ausgedehnte, gezackt verlaufende Wunden. |

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Der rechte Daumen zeigte einen kleinen oberflächlichen Einschnitt von
ungefähr 2,5 Zentimetern Länge mit austretendem Blut in das umliegende
Gewebe. Auf dem Handrücken waren mehrere Hautabschürfungen in der
gleichen Art und Weise.
Beim Öffnen des Brustkorbs stellte sich heraus, dass minimal auf der
Oberfläche der rechten Lunge alte harte Thrombozyten (= Blutplättchen)
hafteten. Der untere Teil der Lunge war zerstört und weggerissen. Die
linke Lunge war unversehrt: Sie haftete an der Lungenspitze (Anm. der Redaktion:
Die Lungenspitze überragt das Schlüsselbein) und weiteren Verbindungen
auf der anderen Seite. In der Lungensubstanz konnten einige ausgeheilte (oder
gerade heilende) Knoten festgestellt werden. Der Herzbeutel war unterhalb geöffnet
und das Herz fehlte. In der Bauchhöhle war etwas halbverdautes Essen -
Fisch und Kartoffeln. Das gleiche Essen wurde in den Überresten des Magens
gefunden, der noch mit den Gedärmen verbunden war.
Bericht von Dr. George Bagster Phillips bei der
gerichtlichen Untersuchung: (Anm. der Redaktion: Dr. Phillips war ebenfalls
am Tatort anwesend):
Die verstümmelten Überreste einer Frau lagen im vorderen Drittel
des Bettes an der Bettkante in der Nähe der Tür.
Sie trug lediglich ihre Bluse oder eine Art Unterwäsche. Aufgrund
der großen Menge Blut unter dem Bettgestell, dem blutgetränkten
Bettbezug, und der Strohmatratze, bin ich mir sicher, dass die Leiche im Anschluß an
die tödlichen Verletzungen, von der Seite des näher am hölzernen
Kopfteil liegenden Bettgestells, zur Ecke näher an das Kopfteil bewegt
wurde.
Die Blutlachen entstanden aufgrund der Durchtrennung der Halsschlagader, welches
auch die Todesursache war. Die Verletzungen wurden der Verstorbenen zugefügt,
während sie auf der rechten Seite des Bettgestells lag.
Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 26.11.08)