
Curriculum Vitae
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Im September 1841 als Eliza
Anne Smith |
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8. September 1888 Hanbury
Street, Spitalfields |
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Annie, beschrieben als klein, korpulent und unattraktiv, heiratete
John Chapman (Kutscher für eine Farm in Windsor) im Jahre
1869. Sie trennten sich 1882. Inspector Abberline berichtete, dass
der Grund für die Scheidung die Alkoholsucht von Annie gewesen
sei. John starb 1886 an Leberzhirose was darauf schliessen lässt,
dass auch er ein starker Trinker gewesen ist.
Annie, bettelarm und krank, hatte keine Familie deren Hilfe sie
in Anspruch nehmen konnte, obwohl die Ehe drei Kinder hervorbrachte.
Eine Tochter starb, die vermeintliche andere Tochter sollte sich
in einer nicht namentlich genannten Einrichtung in Frankreich
aufhalten. Der Sohn soll angeblich in einem "Heim für Krüppel" gelebt
haben. Man geht davon aus, dass Annie eine Schwester hatte, da
sie kurz vor ihrem Tod erwähnte, sie wolle sich bei dieser
Schuhe ausleihen.
Annie hatte auch einen Bruder (Brunnenschmied), welcher bei der
gerichtlichen Untersuchung und der Beerdigung anwesend war. Er
bezeugte, dass er Annie kurz vor ihrem Tod gesehen hat und ihr
zwei Schilling gab.
Tathergang
Freitag, 07. September 1888:
17:00 Uhr:
Amelia Palmer traf Annie in der Dorset
Street. Annie war nüchtern und Amelia fragte, ob sie nach
Stratford gehen würde. Annie antwortete, sie sei zu krank
um überhaupt etwas zu tun. Amelie ging weiter, kehrte aber
einige Minuten später zurück und stellte fest, dass
sich Annie keinen Meter bewegt hatte. Annie sagte ihr, sie "müsse
sich zusammenreissen und losziehen um Geld zu verdienen, sonst
hätte sie keine Unterkunft für die Nacht".
23:30 Uhr:
Annie kehrt in die Unterkunft ("Crossingham's") zurück und
fragt, ob sie in die Küche gehen dürfe.
Samstag, 08. September 1888
0:10 Uhr:
Frederick Stevens, ein weiterer Mieter,
geht in die Küche und sieht Annie. Sie erzählt ihm,
dass sie in Vauxhall war um ihre Schwester zu besuchen. Sie bat
dort um Geld und bekam 5 Pence. (Falls dies tatsächlich
der Wahrheit entsprach, muss sie das Geld für Alkohol ausgegeben
haben). Stevens beobachtet, wie Annie einen Dose mit Tabletten
aus Ihrer Tasche zieht. Die Dose fällt ihr herunter und
bricht auseinander. Sie nimmt einen Briefumschlag vom Kaminsims
und füllt die Tabletten hinein. Annie verlässt anschliessend
die Küche. Stevens dachte sie wäre zu Bett gegangen.
1:35 Uhr:
Annie, eine Ofenkartoffel essend, kehrt in die Unterkunft zurück. John
Evans, der Nachtwächter, wurde geschickt um das Übernachtungsgeld
von Annie einzufordern. Anstatt ihn zu bezahlen, geht Annie nach
oben in das Büro von Timothy Donovan.
Sie teilt ihm mit, dass sie nicht genügend Geld hätte
um das Bett für die Nacht zu bezahlen, bittet ihn aber das
Bett für sie freizuhalten. Donovan macht noch eine abfällige
Bemerkung gegenüber Annie, dass sie zwar Geld für ihr
Bier finden kann, aber nicht für ihr Bett. Dark Annie liess
sich davon aber nicht beeindrucken. Sie verlässt das Büro
von Donovan und bleibt noch etwa zwei oder drei Minuten auf der
Türschwelle stehen. "Ist schon in Ordnung Tim, ich komme bald
zurück" und zu Evans sagt sie noch: "Dauert nicht lange Brummy,
(dies war sein Spitzname) pass nur auf, dass Tim das Bett für
mich freihält." Üblicherweise schläft Annie im Bett
Nummer 29. Evans sieht ihr nach und beobachtet, wie sie in die "Little
Paternoster Row", Richtung "Brushfield Street" geht und anschliessend
zum "Spitalfields Market" abbiegt.
4:45 Uhr:
John Richardson geht um
diese Uhrzeit, kurz bevor
er sich auf den Weg in die
Arbeit macht, in den Hinterhof von 29 Hanbury Street
um nachzusehen ob die Kellertür verschlossen ist
und um ein lose hängendes Stück Leder von
seinem Schuh abzuschneiden. Obwohl es noch recht dunkel
war, sagte er aus, dass er nichts ungewöhnliches
gesehen hätte. Wäre Annie um diese Zeit schon
umgebracht gewesen, hätte ihr Kopf nur etwa einen
Meter von ihm entfernt gelegen. |

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29 Hanbury Street |
5:30 Uhr:
Elizabeth Long beabachtet, wie sich Annie mit einem Mann bei den Fensterläden
des Hauses in der 29 Hanbury Street unterhält. Long hört, wie der Mann
Annie fragt "Willst Du"? und Annie antwortet "Ja". Long ist sich mit der Uhrzeit
sehr sicher, da sie die Uhr der "Black Eagle"-Brauerei in der Brick Lane schlagen
hörte, als sie die Hanbury Street betrat.
Annie stand mit dem Rücken zum "Spitalfield Market" und ihr Gesicht in Richtung
der Zeugin. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr. Eine genauere Beschreibung über
den vermeintlichen Täter gab sie bei der gerichtlichen Untersuchung ab.
Einige Minuten später trat Albert Cardosch (oder Albert
Cardoch), von Beruf Zimmermann, wohnhaft in der 27 Hanbury Street in seinen
Hinterhof um wahrscheinlich die Toilette zu benutzen. Als er an dem etwa 1 1/2
Meter hohen Zaun vorbeiläuft, welcher das Anwesen von Hausnummer 29 trennt,
hört er Stimmen neben sich. Das einzige Wort das er versteht ist das "Nein" einer
Frau. Anschliessend hört er wie etwas gegen den Zaun fällt.
6:00 Uhr:
Der leblose Körper von Annie Chapman wird im Hinterhof von 29 Hanbury
Street durch John Davis, einem älteren Bewohner
des Gebäudes, entdeckt. Der Anblick erschreckt ihn so sehr, dass er den
Körper nicht untersucht, sondern auf die Strasse rennt um Hilfe zu holen.
Zwei Arbeiter (James Kent und ein Arbeitskollege)
und der vorbeigehende Kistenmacher Henry John Holland folgen
ihm in den Hinterhof. Allerdings gingen sie die Treppen in den Hinterhof nicht
hinunter. Kent gab später an, dass er das Gesicht der Frau sehen konnte,
ihre Kleidung durcheinander war und ihre Schürze über die Kleidung
geschmissen sei. Verschmiertes Blut konnte er nur auf ihren Händen und
ihrem Gesicht erkennen. Er hatte den Eindruck als hätte Annie gekämpft.
Sie hatte eine Halstuch um ihren Hals gebunden. Ihre Hände waren erhoben
und auseinandergespreitzt, fast so als hätte sie versucht ihren Hals zu
schützen. Er sah ausserdem verschmiertes Blut an ihren Beinen, konnte
aber keine Verletzungen feststellen, da er zu ängstlich war um den Körper
näher zu untersuchen. Auf seinem Rückweg suchte er nach der Polizei
und musste erstmal einen Brandy trinken.
6:10 Uhr:
Inspector Joseph Chandler war auf seinem Rundgang
in der Commercial Street, als ihm eine Gruppe von Männern entgegengerannt
kam. Als er erfuhr, dass schon wieder eine Leiche entdeckt wurde, rannte er
zum Tatort und und war somit die erste Person, die Annie inspizierte. Sofort
sandte er nach Dr. George Bagster Phillips, dem
zuständigen Polizei-Chirurgen, der örtlichen Polizeitstation zur
Verstärkung, sowie einer Ambulanz.
Besitztümer
Kleidung:
- Langer, schwarzer, knielanger Mantel
- Schwarzer Rock
- Schwarzes Mieder
- Ein weiteres Mieder
- 2 Unterröcke
- Grosse, leere Tasche, getragen unter dem Rock und mit Schnüren um
die Hüfte gebunden
- Geschnürte Stiefel
- Rot-weiss gestreifte Wollsocken
- Weisses Halstuch, mit breitem roten Rand (dreimal gefalten und und auf
der Vorderseite des Halses geknotet)
Folgende Gegenstände trug Annie bei sich:
- 3 Messingringe am Mittelfinger (diese Ringe waren verschwunden)
- Loses Stück Baumwolle
- Kleiner Kamm
- Kamm in einer Papierverpackung
- Stück von einem Briefumschlag mit zwei Tabletten. (Der Umschlag wurde
von Annie in "Crossingham's" Wohnheim vom Kaminsims genommen. Der Umschlag
trug das Siegel des Sussex Regiments. Der Stempel zeigte "London, 28,Aug.,
1888. Der Adressat beinhaltete den Buchstaben M, eine 2 und ein S.).
Verletzungen
Bericht von Dr. George Bagster Phillips bei
der gerichtlichen Untersuchung wie er die Leiche am Tatort vorfand:
Der linke Arm lag über der linken Brust. Die Beine waren angezogen,
Füsse am Boden und die Knie nach aussen gedreht. Das Gesicht war
angeschwollen und auf die rechte Seite gedreht. Die Zunge war durch
die Schneidezähne gestreckt, ging aber nicht über die Lippen
hinaus. Die Zunge zwar offensichtlich sehr angeschwollen. Die Schneidezähne,
sowie der erste obere und untere Backenzahn waren in tadellosem Zustand.
Sie hatte sehr schöne Zähne. Der Körper war furchtbar
verstümmelt. Die Leichenstarre war noch nicht eingetreten, begann
aber offenbar. |

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Ihm fiel auf, dass die Kehle tief durchtrennt war. Der Schnitt durch die
Haut war gezackt und reichte bis zum Nacken. Auf dem Lattenzaun im Hinterhof
war Blut, entsprechend der Stelle wo der Kopf lag, verschmiert. Etwa 36
Zentimeter über
Bodenhöhe, direkt dort wo die Blutlache vom Hals war.
Er geht davon aus, dass das Instrument mit dem die Wunden am Hals und Unterleib
verursacht wurden, das gleiche gewesen ist. Es muss sich um ein sehr scharfes
Messer mir einer dünnen schmalen, etwa 15-20 Zentimeter (oder mehr) langen
Klinge gehandelt haben. Er möchte anführen, dass die Verletzungen
nicht mit einem Bajonett oder Klingenbajonett zugefügt werden konnten.
Sie könnten
mit einem Instrument zugefügt worden sein, dass von einem Mediziner bei
einer Autopsie benutzt wird, aber die gewöhnlichen Chirurgenkoffer beinhalten
so ein Instrument normalerweise nicht. Es könnte auch sein, dass die Wunden
von einem Instrument zugefügt wurden, wie sie von Schlächtern benutzt
werden. Er denkt, dass ein Messer, wie es im Lederhandwerk benutzt wird eine
zu kurze Klinge habe. Es gab Anzeichen anatomischen Wissens. Er möchte
anführen,
dass die Verstorbene schon mindestens zwei Stunden, oder mehr, tot war, bevor
er sie zum ersten Mal sah. Er muss aber auch erwähnen, dass es ein kühler
Morgen gewesen sei und der Körper somit schneller auskühlen würde,
vor allem weil er eine grosse Menge Blut verloren hatte. Es gab keine Anzeichen
für einen Kampf. Er ist sich sicher, dass die Verstorbene den Hinterhof
lebend betrat.
Ein Halstuch war um den Hals der Verstorbenen gebunden, als er sie am frühen
Morgen sah. Er meint, dass es nicht erst umgebunden wurde, nachdem ihr Hals
durchgeschnitten war.

Verletzungen von Annie Chapman, Illustrated Police News
Bericht nach der "post-mortem" Untersuchung:
"Er bemerkte dieselbe Vorwölbung der Zunge. Über der rechten Schläfe
war eine Quetschung. Auf dem oberen Augenlid war eine Quetschung und zwei deutliche
Quetschungen, jeweils in der Grösse eines Männerdaumens, auf dem oberen
Teil des Brustkastens. Die Steifheit der Glieder war nun offensichtlich. Über
dem mittleren Teil des Knochens der rechten Hand war eine Quetschung. Auf der
linken Seite des Stirnbeins befand sich eine alte Narbe. Die Steifheit der Glieder
machte sich auf der linken Seite mehr bemerkbar, im Speziellen in den Fingern,
welche teilweise geschlossen waren. Über dem Ringfinger war eine Hautabschürfung
mit eindeutigen Kennzeichen eines oder mehrere Ringe. Die Kehle war, wie zuvor
schon beschrieben, durchgetrennt. Die Schnitte in der Haut weisen darauf hin,
dass sie von der linken Seite des Nackens beginnend ausgeführt wurden. Es
gab zwei offensichtliche, saubere Einschnitte auf der linken Seite der Wirbelsäule.
Sie waren parallel zueinander und im Abstand von etwa 1,3 Zentimetern. Die Muskulatur
machte den Eindruck als hätte jemand den Versuch unternommen, die Knochen
des Nackens zu durchtrennen. Der Körper wies noch weitere Verstümmelungen
auf, aber er ist der Meinung, dass diese der Frau nach dem Tod zugefügt
wurden und der grosse Blutverlust aufgrund des Durchtrennens des Nackens.
Die Verstorbene hatte weit fortgeschrittene Krankheiten der Lunge und der
Hirnhäute, aber diese waren nicht die Todesursache. Der Magen beinhaltete wenig
Nahrung, aber Flüssigkeit konnte nicht festgestellt werden. Es gab keine
Anzeichen, dass die Verstorbene Alkohol getrunken hat, aber es gab Anzeichen
grosser Entbehrung und er möchte anmerken, dass sie schlecht genährt
wurde. Er ist davon überzeugt, dass sie keinen starken Alkohol für
Stunden vor ihrem Tod zu sich genommen hat. Die Verletzungen wurden mit Sicherheit
nicht selbst zugefügt. Die Quetschungen auf dem Gesicht waren zweifellos
frisch, besonders die über dem Kinn und der Seite des Kiefers, aber die
Quetschungen auf dem Brustkasten und der Schläfe waren wahrscheinlich
schon einige Tage alt. Er ist der Meinung, dass die Person, die der Verstorbenen
die Kehle durchgeschnitten hat, sie am Kinn festhielt und ihr dann den Schnitt
von links nach rechts begann. Er denkt, dass es höchst wahrscheinlich
war, dass die Person aufschreien konnte, aber hinsichtlich der Idee sie könnte
geknebelt worden sein, kann er nur auf das geschwollene Gesicht und die hervorgetretene
Zunge hinweisen, beides Anzeichen für Ersticken.
Der Unterleib war völlig freigelegt: Die Gedärme, getrennt von ihren
Mesenterialbefestigungen, waren aus dem Körper entnommen und auf der Schulter
des Leichnams platziert während vom Becken der Uterus und seine Anhängsel
mit dem oberen Teil der Vagina und zwei dritteln der Blase komplett entfernt
wurden. Von diesen Organen fehlt jede Spur und die Schnitte wurden sauber ausgeführt
so dass der Mastdarm (Rektum) nicht beschädigt wurde und die Vagina wurde
tief genug geteilt, um eine Verletzung des Uterushalses zu vermeiden. Offensichtlich
war dies die Arbeit eines Experten, oder zumindest von jemandem der Wissen über
anatomische und pathologische Untersuchungen hatte, um somit fähig zu
sein, die Organe im Becken mit einem Schwung des Messers zu bergen. Dieses
muss deshalb mindestens eine Länge von 13 oder 15 Zentimetern, vermutlich
noch länger, haben. Das Aussehen der Schnitte bestätigte ihn in der
Annahme, dass das Instrument, welches beispielsweise dazu benutzt wurde den
Nacken zu durchtrennen, von sehr scharfer Beschaffenheit war. Die Art und Weise
wie das Messer benutzt wurde deutet auf sehr große anatomische Kenntnisse
hin.
Er denkt, dass er selbst nicht alle von ihm beschriebenen Verletzungen, sogar
ohne Kampf, nicht unter einer halben Stunde hätte ausführen können.
Wenn er es auf überlegte Weise, wie es zu den Aufgaben eines Chirurgen
gehört, getan hätte, würde er bestimmt eine Stunde benötigen.
Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 16.12.08)