Autor Thema: Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...  (Gelesen 72000 mal)

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Offline thomas schachner

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Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...
« Antwort #15 am: 30.06.2005 02:49 Uhr »
hallo claudia,

ich kann dir jetzt keine genaue größe nennen, aber die damaligen schürzen wurden nicht einfach nur am unterleib umgebunden, wie man sie heute kennt, sondern gingen über die komplette front des körpers und waren am hals bzw. an der hüfte gebunden. mit großer wahrscheinlichkeit war es festes leinen...

die schürze wurde etwa in der mitte geteilt (ob nun zerrissen oder zerschnitten) und hier ist es meiner meinung nach nicht wichtig, ob dies horizontal oder vertikal erfolgte..übrig bleibt auf jeden fall ein großes stück stoff...

hope this helps .-)

gruss
thomas.
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nikurt

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Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...
« Antwort #16 am: 30.06.2005 09:15 Uhr »
Servus an alle!

Thomas hat recht, war ein ziemlich grosses Stück...Im casebook gibts eine genaue Abhandlung darüber, weiss aber leider nimmer exakt wo.
Ausserdem war das Teil mit Blut und Kot beschmiert, also zur Säuberung nur bedingt geeignet.
"Bloss ein Stoffetzen" würd ich so ein Beweismittel nicht nennen.
Meiner Meinung nach hatte das Ding keinerlei praktischen Nutzen, brachte für den Täter aber ein zusätzliches Gefahrenmoment mit sich. Und wird dann auch noch so deponiert dass man fast drüberstolpert. Dazu noch das mysteriöse Graffito und der eigenartige Zeitablauf sowie ein Polizeihäuptling der eigenhändig Indizien vernichtet...
nikurt

kelpie

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Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...
« Antwort #17 am: 30.06.2005 13:01 Uhr »
Hmm... er hat bei keinem anderen Opfer einen Teil der Kleidung mit genommen sei´s zum Händeabwischen oder zu sonstwas. Warum also diesmal?

Meine These: (Achtung: Hier wird wüst spekuliert!)
Stride war tatsächlich ein Ripper-Opfer und er wurde gestört und suchte sich daher ein weiteres Opfer zwecks Trieberfüllung. So weit noch nichts ungewöhnliches.

Obwohl die meisten Serienmörder (über die ich so gelesen habe) sich eher durch erstaunliche Gefühlskälte auszeichneten, gibt´s doch ab und an welche, die ungewöhnlich reagieren und denen die Opfer irgendwie leid tun (Wer war das noch gleich, der "Please stopp me" oder so ähnlich an den Tatort gesprüht hatte?? - Ich hab´s leider nicht drauf mit Namen.... Von Dennis Nilson (oder so ähnlich?) sind mir auch Äußerungen im Gedächtnis, dass es ihm ja nicht auf das Töten, sondern auf das Haben und Benutzen des toten Körpers ankam und es ihm schon irgendwie leid tat, dass derjenige dann tot war. War aber nicht zu umgehen, wenn er an eine Leiche kommen wollte...

Wie wäre es, wenn es unserem Ripper ebenso ergangen wäre: Es tat ihm schon leid, dass er die Frauen töten musste, aber ohne ging´s nunmal für ihn nicht.  Nachdem er bei Stride entdeckt wurde zog er zwar los und suchte sich ein neues Opfer - aber er ärgerte sich:  
-dass Stride umsonst gestorben ist (weil er bei ihr ja nicht bis zur trieberfüllendenHandlung kam...)
- vielleicht war er ohnehin den Juden schlecht gesinnt (war ja damals im East End recht verbreitet) - und nun hatte ihn auch noch ausgerechnet ein Jude gestört.

Hinzu kam, dass das East End inzwischen von Polizei wimmelte und es für ihn immer riskanter wurde - und nach der Störung mußte er nun nochmal ran und sich dem Risiko  erneut aussetzen...

Vielleicht wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen (naja eigentlich 3):
- Er nahm sich den Schürzenfetzen bewußt mit, damit seine Kreidebotschaft als echt und von ihm erkannt wurde
- Er machte an der Wand mittels der Kreideschrift seinem Ärger Luft. Verärgerte Leute benutzen gern mal doppelte Verneinugen (not blamed for nothing)...Dann bedeutet die Schrift so etwa: Die Juden sind dran schuld, daß die erste Frau unnötig sterben mußte. Hierzu würde der "Lipski"-Ruf als Beleidigung ganz gut passen.
- Wenn er echt clever war, hat er die Gelegenheit vielleicht auch genutzt um eine falsche Spur bezüglich der Fluchtreichtung zu legen und sich die Cops möglichst weit vom Hals zu halten.
Aber: ich glaube im Moment eher, er wohnte tatsächlich in dieser Richtung. Er ist tatsächlich erst nach Hause -vielleicht hat er sich da auch umgezogen- weil er etwas holen mußte: das Kreidestück.

Das hat mich nämlich schon immer fasziniert: Woher hatte er die Kreide? Sowas trägt man doch normalerweise nicht bei sich, das macht nämlich die Hosentaschen "dreckig" (wenn Kreidestaub auch weiß ist) und praktische Plastiktüten gabs ja noch nicht.

So, fertig theorisiert. Und ich weiß: Alles reine Spekulation!!!
Aber mich würde mal interessiern, was ihr davon haltet. Also: Feuer frei!

Beim Tippen ist mir noch aufgefallen, dass er vielleicht gar kein Mitgefühl für den unnötigen Tod von Stride brauchte... es reicht wahrscheinlich schon, dass er sich über die Störung geärgert hat.

Also nochmal: Feuer frei!

Insbesondere würde mich interessieren, ob jemand von Euch Berufsgruppen kennt, bei denen es üblich gewesen wäre, Kreide bei sich zu haben. Oder vielleicht fällt Euch etwas anderes ein, wie und warum bzw woher er die Kreide hatte!

Mary Jane Kelly

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« Antwort #18 am: 30.06.2005 13:43 Uhr »
Hm.. er rennt mit einer großen Schürze durch die Gegend? Na ja, wahrscheinlich hat's damals niemand mitbekommen, weil sie sich wie heute auch nur noch um sich selbst kümmern. Man muss bedenken, dass damals jeder große Probleme hatte, besonders die Armen aus dem East End und da hatte sicher keiner noch Bock sich darauf zu konzentrieren, ob da wer mit 'ner Schürze rumrennt und warum! Wäre ich einer dieser Unglücklichen wär es mir Sch**** egal gewesen.

Mary Jane

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« Antwort #19 am: 30.06.2005 14:48 Uhr »
Würde es nicht auch etwas zu lange dauern, erst nach Hause zu gehen, sich umzuziehen, das Stück Kreide zu holen und dann wieder zurück zum Tatort? Selbst wenn er direkt in unmittelbarer Nähe gewohnt hätte, hätte er dann nicht Gefahr laufen müssen, bei der Erstellung des Graffiti entdeckt zu werden?

Mary Jane Kelly

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« Antwort #20 am: 30.06.2005 15:13 Uhr »
Tja, wie Amina schon gesagt hat "Ripper-Logik". Vielleicht stand er auf solch Nervenkitzel - vielleicht mag er das, sich in die Gefahr zu begeben erwischt zu werden Oo

nikurt

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« Antwort #21 am: 01.07.2005 07:57 Uhr »
Servus miteinander!
@kelpie: Die Idee dass es zu der Verzögerung kam weil sich der Täter erst mal Kreide besorgen musste find ich genial!!
Weniger anfreunden kann ich mich mit deiner Theorie bezüglich der Motivation das Graffito zu schreiben, da steckt glaub ich mehr dahinter...
Immerhin hat sich unser Freund dafür in ziemliche Gefahr begeben, wie MJ so richtig anmerkt!
@MJK: Mag sein, allerdings ist es gerade bei vielen verhaltensgestörten Menschen so dass sie die Gefahr in der sie sich befinden gar nicht realistisch zur Kenntnis nehmen. Der double event zeigt doch schon an sich dass es da möglicherweise bei JtR einen Sprung in der Schüssel gab...

Mary Jane Kelly

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« Antwort #22 am: 01.07.2005 08:24 Uhr »
@nikurt Na ja, wer durch die Gegend irrt und wahllos Frauen abschlachtet der ist da oben wirklich nicht mehr ganz glatt.

Offline Claudia

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Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...
« Antwort #23 am: 02.07.2005 02:18 Uhr »
Hallo zusammen!

Erstmal Dankeschön an Thomas für die Info!

@Nikurt:Ich ging bisher davon aus,daß die Schürze eben deshalb mit Blut und Kot verschmiert war,weil sich der Ripper an ihr abwischte.Ich würde das fast als gesichert annehmen,wenn sie nicht dazu benutzt wurde,wäre sie zwar mit Blut,aber nicht mit Kot verschmiert(ich gehe davon aus,daß sich Kot an den Händen befindet,wenn man jemandem Teile des Darms entnimmt)
@Kelpie:nicht uninteressant,Deine Theorie...
Ich persönlich gehe jedoch nicht davon aus,daß der Ripper zwischendurch nachhause zurückkehrte,um die Kreide zu holen.Es stimmt zwar,daß man damals noch keine Plastiktüten hatte,so ein Kreidestück lässt sich aber auch in ein Stück Papier oder Stoff wickeln.Außerdem denke ich nicht,daß der Ripper sich um Kreidespuren sorgte,wenn er schon mit einer blutverschmierten Schürze herumlief,die ihn sicherlich bei einer Personenkontrolle überführt hätte.
Vielleicht hatte er die Kreide sogar bei Eddowes gefunden,sie trug ja allerlei Kram mit sich...
Auf eine bestimmte Berufsgruppe würde ich nicht schließen,Kreide war sicher nicht so selten.Ich könnte mir sogar vorstellen,daß manche Frauen welche mit sich trugen,jedenfalls benutzt man auch beim Nähen Kreide,um eine Naht zu kennzeichnen(oder zu weit hergeholt?)
Nach wie vor rätselhaft bleibt für mich der relativ große Zeitabstand zwischen Eddowes-Mord und Graffiti(laut Long war es ja um 2.20 Uhr noch nicht da).Das ist seltsam.Wäre es vielleicht auch möglich,daß Long gelogen hat,weil er bei seinen Gängen etwas schludrig war?Möglicherweise hat ers nicht so genau genommen und wollte das später nicht eingestehen(als sich die Schürze als Beweisstück herausgestellt hatte).Ich könnte mir jedenfalls schon vorstellen,daß so manche Patrouille nicht ganz so gewissenhaft ausgeführt wurde und dann war man hinterher natürlich in Erklärungsnot,vor allem,wenn selbst Warren vor Ort ist.Da konnte man ja schlecht zugeben,vielleicht in einem Pub einen Zwischenstop eingelegt zu haben oder ähnliches.
Ok,ist jetzt auch sehr spekulativ,aber eventuell möglich?

Bis dann,Grüße,Claudia

nikurt

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« Antwort #24 am: 02.07.2005 07:21 Uhr »
Irgendwie komm ich mit der Abwisch-Logik trotzdem ned klar...
Da hätte er die Schürze ja nicht zerschneiden brauchen und schon gar nicht mitnehmen.
Lt.casebook waren Schürze und Graffito so auffällig deponiert dass Long sie nicht übersehen konnte...

Offline thomas schachner

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« Antwort #25 am: 02.07.2005 18:54 Uhr »
auch im casebook wird nur darüber diskutiert .-)))

es muss ja nicht ein gezielter schnitt gewesen sein, sondern ist evtl. aus versehen abgetrennt worden - und dann hat er sie halt gleich zweckentfremdet.

gruss
thomas.
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Mary Jane Kelly

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« Antwort #26 am: 02.07.2005 23:42 Uhr »
Hm.. ich finde es "foolish", dass sie das Graffito noch vor dem Eintreffen der Kamera entfernt haben - wer ist so dumm und macht sowas?

Offline Claudia

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Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...
« Antwort #27 am: 03.07.2005 00:10 Uhr »
Hi!

Ich denke eigentlich nicht,daß diese Entscheidung so dumm war.
Eine knappe Stunde nach dem Eddowesmord waren sicherlich reichlich Reporter in der Gegend unterwegs und die Polizei fürchtete wohl zurecht,daß diese ihnen zuvorkommen könnten.Entsprechende reißerische Schlagzeilen am nächsten Tag hätten die judenfeindliche Grundstimmung in der Bevölkerung noch angeheizt,sogar mit pogromartigen Ausschreitungen wäre zu rechnen gewesen.

Vor diesem Hintergrund kann ich die Entscheidung nachvollziehen...

Grüße,Claudia

Amina the Ripper

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« Antwort #28 am: 03.07.2005 00:34 Uhr »
Ich schwanke mal zwischem beiden.
Einerseits gebe ich MJK recht, andererseits gebe ich auch dir recht, Claudia. Das Graffito weg zu machen war in dem Sinne "dumm", weil sie somit kein Beweismaterial hatten, um vielleicht Vergleiche anfertigen zu können, andererseits war es nötig es weg zu wischen - WEGEN den Juden.
(Wobei ich's wahrscheinlich auch weg gemacht hätte, da ich die Juden mag  :D )

Offline Claudia

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Eine Schürze, ein Graffito und jede Menge Fragen...
« Antwort #29 am: 03.07.2005 03:40 Uhr »
@Nikurt:

Nochwas zur Schürze:
Ich stelle mir das so vor,daß er sie vor oder während der Verstümmelungen abtrennte,damit sie nicht im Weg war(eventuell lag sie dann neben der Leiche?)

Dann hörte er inmitten seines Tuns jemanden kommen(den Polizisten),hielt inne,hatte aber noch verschmierte Hände,nahm rasch die Schürze mit und entfernte sich vom Tatort.Er machte sich während seines Verschwindens notdürftig damit sauber,vielleicht suchte er auch deshalb den Hauseingang in der Goulstonstreet auf.Eventuell kam ihm erst da der Gedanke,eine Botschaft zu hinterlassen(vielleicht wußte er sogar,daß dieses Haus von Juden bewohnt war)und er ließ die Schürze kurzerhand zurück,entweder um die Botschaft zu unterstreichen,oder schlicht,um sie loszuwerden,vielleicht beides.
Der Zeitabstand zwischen Mord und Graffiti ließe sich ganz eventuell auch so erklären,daß er Panik hatte,sich vielleicht erstmal in einem Hinterhof oder ähnlichem versteckte,um sich zu sammeln und dann erst weiterzog(mittlerweile hatte sich die Aufmerksamkeit der Leute auf die Leiche ausgerichtet,einen flüchtenden Täter erwartete nach einer Stunde niemand mehr).Wenn man den Stridemord dem Ripper zuschreibt,muß man bedenken,daß er zweimal fast geschnappt worden wäre,das hat ihm sicher zugesetzt...

So long,Grüße,Claudia