Hi Kelpie
Aber ich wüßte trotzdem gern, inwiefern das Labor verseucht ist...
Spuren von DNA finden sich fast überall, und es ist notwendig, daß bei DNA-Tests unter absolut sterilen Überdruck-Bedingungen gearbeitet wird, um während des Prozesses der Extraktion - d.h. wenn also das vorhandene Material seine DNA-Spuren "hergibt" - eine Vermischung mit vor Ort vorhandenem Material (z.B. Hautschüppchen) ausgeschlossen wird. Einigen Labors wurde retrospekt nachgewiesen, diesem "Reinheitsgebot" nicht zu genügen. Ich glaube, darauf spielte "Schiefinspector" an.
Ich denke nicht, daß dieses Problem beim forensischen Team von Cornwell vorlag, dazu sind das zu hochkarätige Experten. Die Ergebnisse, die PC aus den Labors bekam, sind sicherlich zuverlässig, das Problem liegt in der Interpretation seitens der Autorin, deren Ergebnispräsentation eigentlich schon die Grenze vom Fahrlässigen zum Schwindel überschreitet:
Die getesten Dokumente sind über hundert Jahre alt gewesen. Die meisten, vielleicht sogar alle sind über die Jahre hinweg wieder und wieder mit der DNA von Familienmitgliedern "verunreinigt" worden, die diese Dokumente angefaßt haben. Diese Problem wird von PC in ihrem Buch so gut wie nicht erwähnt.
Zum zweiten liegt hier ein Vergleich mitochondrieller DNA vor, ein Unterschied zum Zellkern-DNA-Test, der z.B. bei Vaterschaftsklagen Verwendung findet. Mitochondrielle DNA ist nicht eindeutig. Robert und Horst können die selbe mitochondrielle DNA aufweisen, ohne miteinander verwandt zu sein. Das Verfahren ist eher analog zu einer Blutgruppenbestimmung. Nach Cornwell reduziert ihre DNA den Täter auf eine Gruppe von 1% der damaligen Bevölkerung Englands - das sind 400.000 (!!!!) Menschen. Einer aus dieser Gruppe hat also den sog. "Openshaw-Brief" geschrieben - außer Cornwell gibt es meines Wissens keinen Ripperologen, der diesen Brief als "authentisch" anerkennen würde.
PC's DNA-Beweis läßt sich wie folgt zusammenfassen: Wir konnten unter vollständiger Auslassung der Verunreinigunsproblematik von 100 Jahren beweisen, daß Sickert zu jenen 400.000 Verdächtigen gehört, die in Frage kommen, diesen bestimmten Hoax-Letter geschrieben zu haben.
Wenn daß die Grundlage dafür ist, daß nach Cornwell "dieser Mann von einer Jury aufgehängt worden wäre", kann man mein gewisses Widerstreben gegenüber der Todesstrafe - bei allem persönlichen Verständnis für Rachegelüste - vielleicht verstehen.
Ist lang geworden kelpie, aber dafür ist Deine Frage beantwortet, hoffe ich.
Grüße
CB