"Für eben diese Taten wurde die Methode des Täterprofils entwickelt, nicht nur für den eher kleinen Bereich der Serienmorde. Sie soll der Polizei Anhaltspunkte liefern, in welche Richtung man ermitteln kann. Nicht mehr und nicht weniger."
Richtig, das ist eine Paraphrase meiner Aussage. Du hast hingegen behauptet, hunderte von Fällen seien damit gelöst worden, es sei eine exakte Wissenschaft. Ich wollte dafür nur einige Belege. Aber schön, daß Du mir nun zustimmst.
"Die kanonischen Opfer sind willkürlich gewählt und es gibt kaum Anhaltspunkte oder Spuren. Was ist also gegen ein Täterprofil einzuwenden?"
Eben GENAU DAS ist dagegen einzuwenden - es gibt so gut wie nicht, aus dem man ein Täterprofil erstellen könnte. Wir haben ein einziges Tatortphoto in fünf Fällen (oder sechs oder vier, was auch immer), die Autopsieberichte haben natürlich nicht die Punkte überprüft, die für das Profiling notwendig wären, und den Ärzten kann man nicht trauen (ein Beispiel nur für unsere Verschwörungstheoretiker: Dr. Bond, der feststellte, daß MJK nicht schwanger ist, hat im Inquest über das Mordopfer Rose Mylet gesagt, sie hätte nie Kinder gehabt. Sie hatte eines laut ihrer Mutter. Ebenso hübsch die disebzüglichen Fehlleistungen von Dr. Brownfield (Daily Chronicle 28.12.88 ) und Dr. Killens Pfuscherei im Fall Tabram (East London Advertiser 25.08.88 )).
Es ist NICHTS da, woraus man ein Täterprofil erstellen kann, nur Hörensagen, mangelhafte Berichte, zweifelhafte Autopsiebefunde, unzureichende Tatortbeschreibungen etc. etc. etc. Profiling ist u.a. auf statistischer Analyse aufgebaut, und dazu brauchst Du nun einmal auch verläßliche Daten. Profiler haben keinen "übernatürlichen" Spürsinn.
Aber ich fand immer, daß die Schauspielerin aus "Profiler" ein auf beunruhigende Weise hübsches Gesicht hat. :oops:
Und die bisherigen Ergebnisse können sich doch sehen lassen.
Welche "Ergebnisse"? Ergebnisse sind etwas neutral (andere verwenden den Wahnbegriff "objektiv") Nachprüfbares, wie willst Du das im Fall von JTR nachprüfen, in Gottes Namen!??!
"Niemand will doch ersthaft in Zweifel ziehen, dass der Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit männlich, weiß (in der Regel kein Überspringen der Rassengrenzen), 30 bis 35 jahre alt ist (Zeugenaussagen weisen in diese Richtung) und mitten in Whitechapel wohnt."
Doch, genau das ziehe ich ganz ernsthaft in Zweifel, weil nämlich die Zeugenaussagen in eine ganz andere Richtung weisen. Ich gestehe Dir allerdings zu - der Messerschwinger war Kaukasier / heller Semit im Alter von 28 bis 36 Jahren. Das hat mit Profiling aber nix zu tun Wäre es ein 16jähriger entflohener Kettensklave aus Haiti mit Vodoo-Hintergrund gewesen, hätte Dein Profiler daraus was gemacht? Einen 30jährigen Weißen mit einer seltsamen Mutter und okkultem Wahn. Dann hätte er ein Buch über D'Onston geschrieben (Case Closed, oder Final Profiling oder Cases That Haunt Us sowas halt).
"Das kann man doch den Büchern von FBI-Profiler John Douglas entnehmen (z.B. Die Seele des Mörders). Das sind mindesten 50 Fälle und seine Kollegen waren auch nicht untätig. Oder ist das alles nur erfunden?"
Fakt: Wäre Profiling das, was es behauptet zu sein, nämlich eine Wissenschaft, würde es meßbare Ergebnisse liefern. Diese ließen sich in der Aufklärungsquote bestimmter Verbrechensformen (vorzugsweise sexuell motivierte Gewaltverbrechen) statistisch signifikant nachweisen. Ist aber nicht. Zum Vergleich - wann immer Fingerprinting eingeführt wurde, schlug sich das dann in der Aufklärungsstatistik des betreffenden Landes nieder (sofern eine solche existierte; ich hab das Material zu Frankreich irgend(!)wo, kann es auch bei Bedarf posten, muß aber die Kisten aus der Garage holen... In England und Deutschland weiß ich von Vergleichbarem, bzw. glaube zu wissen, weil das Zeug zu den letztgenannten kann ich zur Beweisführung definitiv nicht beischaffen, danach habe ich schon in meinem Kram gesucht).
Das heißt nicht, daß die BSU keine Erfolge hätte, das siehst Du schon richtig, aber diese sind nicht quantifizierbar, will sagen, die Jungs wissen selbst nicht, ob sie da eine Methode entdeckt haben oder wie blinde Hühner eben gelegentlich Körner finden. Das sagen sie natürlich nicht, sie wollen ja weiter ihre Brötchen verdienen.
Wann immer ein Ami (Laie oder Akademiker) von irgendwelchem Psychokram anfängt, ist es angeraten, SEHR kritisch zu hinterfragen, oder haben hier alle schon die DID-Welle aus den 80er und 90er Jahren vergessen?
Was Douglas angeht darf ich darauf hinweisen, daß ich bei ihm nicht sicher bin, wie ich ihn einzsuchätzen habe. Der Mann ist viel heiße Luft, lebt von seinem Psychoquatsch und ist generell all piss and wind. Ein sehr typischer US-Autor von populärwissenschaftlichen Psycho-Schinken, die drüben weggehen wie warme Semmeln. Das ist ein DICKES Geschäft, und die Maschine will geschmiert werden.
"Das Profil soll im Ripperfall also nur dazu dienen, die unwahrscheinlichsten Verdächtigen auszuschließen."
Kein seriöser Profiler würde in diesem Falle ein Profil erstellen, siehe oben, das wäre Kaffeesatzlesen. Und mit Kaffeesatz kannst Du niemanden ausschließen oder verdächtigen. Und ich kenne beileibe "schwächere" Verdächtige als Gull (auch wenn ich ihn nicht auf meiner schwarzen Liste habe).
Grüße - CB
LUX ET TENEBRAE