Hi Claudia
Auch bei solch massiven Kehlschnitten muß die austretende Blutmenge nicht hoch sein, große Mengen Blut treten geläufigerweise bei Stichen in die große Halsarterien aus. Der Regelkreis des Vorganges ist dieser. Die genannten Pressorezeptoren sin Dehnungsrezeptoren und messen die Dehnung der Carotiswand durch das rhythmisch durchströmende Blut. Werden nun die Carotiden unterhalb der Rezeptoren durchtrennt, so bemerken diese einen starken Blutdruckabfall. Es ergeht der "Befehl" an das Herz, stärker zu kontrahieren, um den Blutdruck zu erhöhen. Das Herz kommt diesem Befehl nach, das Ergebnis seiner Tätigkeit kommt aber an den Rezeptoren nicht mehr an. Maximal drei- bis fünfmal wird der Befehl erteilt, dann stellt das Herz seine Tätigkeit in stark kontrahiertem Zustand ein (maximale Systole, die bei so verstorbenen IMMER anzutreffen ist). Da das Herz pro Systole ca. 70-100 ml Blut in den Körperkreislauf fördert, ist es somit nach 210-500 ml Blut (normales Trinkglas bis Halbliter-Milchtüte) Pumpe mit der Pumpe. Weiteres Blut tritt im Rahmen einer Sickerblutung aus, seine Menge ist aber gering. Zum Thema Strangulationsmarken: Diese sind viel stärker konturiert als Würgemale, da sich das Strangulationswerkzeug in die Haut einschneidet (Ausnahme Gürtel). Desweiteren sehen sie gleichmäßiger aus als Würgemale, da der Druck auf das Halsgewebe gleichmäßig verteilt wird. Würgemale sind wegen der ungleichen Druckverteilung durch die Finger des Würgenden eher fleckiger Natur. Ein geschwollenes Gesicht und/oder hervortretende Zunge waren noch NIE ein sicheres Zeichen (weit verbreitete Fehlmeinung) für Erwürgen, die genannten petechialen Blutungen und Blutunterlaufungen hingegen sehr wohl. Es gibt noch ein weiteres sicheres Zeichen, den sog. Schaumpilz an Mund und/oder Nase (meist Mund). Und nochmal, wo sind die Abwehrverletzungen? Ein Würgeopfer hält nicht still, es schlägt und tritt um sich und verletzt sich dabei zwangsweise. Die Täter "erleiden" dabei übrigens auch sehr oft Kratz- und Schlagverletzungen, meist im Gesicht, da dieses das häufigste Ziel einer Gegenattacke ist. Es gibt zwar das sog. "stille Erwürgen" bei narkotisierten Opfern und sogar bei 1-2% der bei Bewußtsein erwürgten, aber das ist extrem selten. Das Würgeopfer macht dem Täter also "Streß", häufig verrutscht sein Griff, er muß neu ansetzen usw. usf. Deshalb ist Strangulation (Werkzeugbenutzung) auch VIEL häufiger als das echte Erwürgen. Eine Möglichkeit, wenige Würgemale zu hinterlassen, ist der "Schwitzkasten", aber auch da schlägt und tritt das Opfer um sich. 2 min bis zum Eintritt der Bewußtlosigkeit sind realistisch.
Egal, wie lange die Opfer zum Zeitpunkt der Aufnahmen schon tot waren, besagte Würgemale wären als schwarze Flecken sichtbar. Es sei denn, sie sind für den Photographen "hergerichtet" und geschminkt worden. Ist das wahrscheinlich? Nein, denn es waren ja "nur" arme Prostituierte, und bei solchen Toten wurde gespart, übrigens nicht nur damals.
Resumee:
1. Erwürgen von vorne: Das Opfer greift dem Täter beherzt an die Hoden (Prostituierte kennen sich damit wohl aus), drückt EINMAL fest zu, der Täter hat noch ca. 2 sec Zeit, dann ist er außer Gefecht (eigene, äußerst leidvolle Erfahrung mit einer sturzbedingten Hodenquetschung im Alter von 13 Jahren).
2. Erwürgen a tergo: Wo sind die Abwehrverletzungen?
3. Schnitt von vorne: siehe 2.
4. Schnitt a tergo:
Und bei den Fragezeichen wird es wohl bleiben.
Danke für Deinen Verzicht auf weitere Bilder, hatte ich aber erwartet, da der weibliche Umgang mit dem Grauen verantwortungsvoller ist als der männliche.
Gruß Matthias