Erste Reaktionen sind da aber ohne bisher ganz tief zu gehen, da fehlt wohl die Zeit. Vielleicht kommt noch was nach:
Vorausgesetzt, dass das Tuch und die Flecken
“echt“ sind, also ohne Trickserei, und die verglichene mtDNA der Opfer- und der mutmaßlichen Täterfamilie hoch passt, also so eine gute Größe von z.B. 95% (100% sollte man eher nicht annehmen), dann liegt die gemeinsame
“Mutter“ vor. Im Falle von Karen Miller als Catherine Eddowes Nachkomme, wären beide Frauen definitiv eng verwandt. Da wäre dann eine Linie deutlich zu erkennen. Genau wie beim weiblichen Nachkomme und gleichzeitiger DNA Spenderin der Lubnowski- Cohen Familie. Denn die DNA Spuren, die auf diesem Teil Aaron Kozminski zugeordnet werden, sollen in dem Falle genauso hoch passen. Bedeutet, sie ist ebenfalls eng mit dem Samenspurenhinterlasser verwandt, auf einer Linie. 3-4 Generationen sollen angeblich kaum Veränderungen an jener DNA zeigen. In unserem Falle würde das passen, was ja auch nicht verwundern würde. Beinhaltet aber auch, dass die angeblichen alten Spuren, relativ frisch sein könnten. Ich meine gelesen zu haben, man gebe beiden Fällen fast 100%. Starke Ähnlichkeit sollte jedoch ein Indiz dafür sein, dass beide Proben nicht Jahrhunderte auseinanderliegen, sondern nur wenige Generationen. Warum man statt 100% dann mit 95% zufrieden ist, muss daran liegen, dass es um des Pudel´s Kern noch etwas Spielraum gibt. Diese Stelle, als auch alles in seiner Komplexität, verstehe ich so noch nicht ganz, falls überhaupt.
In diesem Falle wäre es sogar wohl ausreichend, das Alter der Flecken auf wenigstens 30 Jahre schätzen zu können. So lange wäre ein möglicher Betrug wohl nicht vorbereitet worden. Würden sie wenigstens so alt eingestuft werden, dann sollte das Tuch
Original sein, sprich, es war am 30. September 1888 an der Leiche von Eddowes zu finden gewesen. Oder besser ausgedrückt, die Wahrscheinlichkeit dafür würde steigen.
Laut Mike Covell, waren jene Flecken bereits 2010 an diesem Tuch. Man konnte aber, wie bereits 2006, nicht wirklich etwas aus ihnen extrahieren. Können diejenigen, die das nun kürzlich untersucht hatten, wirklich verbindlich nachweisen, dass es ihnen genau aus diesen alten Flecken gelungen ist etwas Brauchbares zu entnehmen, dann wäre es so, dass dieses Material wenigstens seit 2006 daran haftet?! Sind dann diese
“älteren“ Spuren mit den neueren bei nahezu 100%, dann könnte es schwierig werden, Aaron Kozminski aus der Sache herauszuhalten. Es müssten unbedingt noch unabhängige Gegenproben gemacht werden und genau aufgelistet werden, wo, was und wie gemacht wurde. Macht man das und arbeitet sauber und das Ergebnis wiederholt sich, dann kann man sagen, dass männliches Sperma aus
“neuerer“ Zeit von einem Familienmitglied der Kozminski/Lubnowski auf diesem Tuch ist (und auf jeden Fall wohl russisch/jüdisches). Den Spuren muss man aber wenigstens ein entsprechendes Alter ausweisen und ganz klar belegen. Passen immer noch einige Männer aber wenn einer von ihnen ein Verdächtiger war, sieht derjenige erst einmal alt aus. Aber allein jemanden deshalb zu verurteilen, wäre ziemlich riskant, denn es könnten noch 50 andere Familienmitglieder gewesen sein.
Seit einiger Zeit habe ich das Buch von Tom Wescott,
The Bank Holiday Murders aber bin noch nicht weit damit gekommen. Da gibt es ein kurzes Kapitel;
The true provenance of the Eddowes shawl, da spekulierte Tom Wescott, dass dieses Tuch von Emma Smith stammen könnte, die es sich, nach Zufügung der Verletzung, zwischen die Beine schob und es so sein könnte, dass PC Amos Simpson Eddowes mit Smith verwechselte. Mit den Proben auf dem Schal fällt das natürlich nun raus. Er hält es aber für erwähnenswert, das PC Simpson in der Nähe des Tatortes Mitre Square war, da ein südlicher Zipfel der N Division nahe daran reicht (obwohl noch einmal kurz unterbrochen von einem Abschnitt der G Division). Im Auftrag, vielleicht um jüdische Aktivitäten zu beobachten. DCs und nicht PCs, waren ja auch nahe des Mitre Square, wenn auch von der City Police selber (Halse, Outram, Marriott).
Er sagt auch, dass nicht nur Eddowes einen halbseiden Schal trug bzw. neuere und teuere Sachen. Stride hätte Seide besessen, Nichols einen neuen Hut und Kelly, als schöne junge Frau, sicherlich bessere Sachen.
Sind aus den Flecken wirklich jene Proben extrahiert worden, sind diese dann wenigstens 20-30 Jahre alt und passen sie wirklich mit jener mtDNA an die 100% mit den neuen Proben überein, dann wäre das Tuch wohl echt. Ob das einen Richter überzeugen würde? Der Verdächtige könnte immer noch sagen:
Wo waren denn meine Brüder, Cousin und Neffen und Onkels an jenem Tage? Wäre die Übereinstimmung weniger hoch, dann könnte man bestenfalls sagen, der Täter könnte aus dem russischen Bereich kommen und den Juden angehören. Jemand meinte gestern, Eddowes sei Nierenkrank gewesen, hier könnte man noch nach einer Erbkrankheit suchen.
Momentan betrachtet man ja eben die ganze Sache aus der ganzen Konstellation heraus. Das belastet, wenn nicht gefälscht, Aaron Kozminski schwer. Selbst mit eindeutigeren Beweisen und sich wiederholenden Endergebnissen bliebe das nur dabei. D.h.:
Habt ihr einen Verdächtigen und die mtDNA passt sehr gut, dann habt ihr den möglichen Täter aber es könnte auch einer seiner Brüder, sein Cousins, seiner Neffen oder Onkels gewesen sein. Aber es ist keine DNA, die ihn eindeutig bestimmen kann. Somit ist dies für mich sogar etwas ganz Neues, was ich noch nicht einmal wirklich verstanden habe. Mag für mich als Aaron Kozminski Freak ein Erfolg sein, mag ihn sogar zum wirklichen Ripper machen aber es bliebe ein, wenn auch erträglicher, Beigeschmack. Da fällt mir David Cohen ein. Wer war er? Vielleicht auch einer aus der Kozminski Linie? Doch das würde nun zu weit führen.
Ich habe einen Wunsch, und der lautet, dass hier eine unabhängige Gegenprüfung erfolgen muss. Und zwar unbedingt, wenn denn finanzierbar.
Ich kann ja nur meinen aktuellen Stand niederschreiben aber ich muss gestehen, dass ich die Sache mit der mtDNA noch nicht verstanden habe. Vielleicht auch nur, weil ich denke, dass hier etwas faul ist. Mag ich mich in meinem Gefühl täuschen aber irgendwie ist das alles sehr hanebüchen. Es mag ja spannend, vielleicht sogar möglich sein aber auch die Wahrheit?
Hier noch ein Link:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/london-schal-soll-raetsel-um-jack-the-ripper-loesen-1.2120340