Autor Thema: CID Officer Henry Cox!  (Gelesen 38407 mal)

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Offline Lestrade

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Re: CID Officer Henry Cox!
« Antwort #45 am: 03.12.2013 10:17 Uhr »
Hallo Isdrasil,

Mir persönlich ist es zu weit weg aber auch Emma Smith wurde (angeblich) weiter weg vom eigentlichen Zentrum attackiert.

Ich habe gerade noch einmal den Faden nachgelesen. Das ist natürlich so nicht richtig.

Ich meinte hier Margarete Hayes die, kurz bevor sie Emma Smith mit einem Mann an der Ecke Burdett Road/ Farrance Street sah, selber von jungen Männern angegriffen wurde. Ihr passierte das ja schon im Dezember 1887. Margarete Hayes ist nicht zu verwechseln mit Malvina Haynes, welche ebenfalls in der gleichen Nacht wie Smith und Hayes angegriffen wurde, diesmal in der Nähe des Bahnhofs in der Leman Street.

http://www.casebook.org/witnesses/w/Margaret_Hayes.html

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=1309

Der von Emma Smith selbst angegebene Ort des Angriffs, die Ecke Brick Lane, Wentworth Street und Osborn Street an der Schokoladenfabrik, lag ja quasi um die Ecke von der 18 George Street, wo Hayes und Smith residierten. Die Entfernung lag bei 200m oder so, also eine winzige Distanz zwischen diesen Orten. Hayes sah Smith um 00.15 Uhr mit einem Mann, Smith selber behauptete, um 01.30 Uhr attackiert worden zu sein und erst zwischen 4.00-5.00 Uhr kam sie in der naheliegenden 18 George Street an. Da bleibt Raum für Spekulationen.

Ich bekam dieser Tage das neue Buch von Paul Begg/ John Bennett, “The complete and essential Jack the Ripper“ und konnte Begg´s aktuelle Meinung dazu nachlesen. Wie ich es schon einmal in einem Emma Smith Faden andeutete, es ist gut möglich, dass Smith, traumatisiert, schockiert oder durch die großen Schmerzen, hier einiges durcheinander brachte. Dass die Attacke später stattfand oder an einem anderen Ort, ähnlich der Location bei Margarete Hayes. Niemand bekam ja etwas mit, weder auf der kurzen Strecke von der angesprochenen Kreuzung bis zur George Street, noch auf längerer Entfernung von der Burdett Road, Ecke Farrance Street.

Ich selber halte es auch für möglich, dass Smith an der Burdett Road/Farrance Street von den gleichen Männern wie bei Margarete Hayes oder einer anderen Gang angegriffen wurde und auf dem Nachhauseweg eben noch einmal an der Kreuzung Brick Lane/ Wentworth Street/ Osborn Street, kurz vor ihrer Unterkunft in der George Street. Entweder wieder von einer Gang oder eben einem Einzeltäter. Momentan vertreten viele die Meinung, dass Jack the Ripper durchaus vor der eigentlichen Serie einer Gang angehört haben könnte. Es wäre ja dann auch gut möglich, dass er sich aus der Gruppe, die Margarete Hayes und/oder Emma Smith angegriffen hatte, “herauslöste“ und später Emma Smith als Einzeltäter erneut attackierte.

Einmal haben wir eben den Tatort bei Emma Smith an der Schokoladenfabrik unweit der George Street und dann aber auch den Martha Tabram Tatort im George Yard, dem dortige George Yard Building, welcher quasi vor der Kreuzung zur George Street lag. Das ist natürlich eine auffallende Nähe. Sieht man es aus der Sicht eines Täters, dass macht der Ort der Attacke bei Emma Smith an der Schokoladenfabrik von Taylor durchaus Sinn. Doch die Zeitangabe von ihr irritiert. Bei dieser Art der Verletzung würde es zeitmäßig eher Sinn machen, den Tatort in den Bereich Burdett Road/Farrance Street zu verlegen. Aber: Sie wurde von niemand bis zur George Street gesehen und sie hätte auffallen müssen. Oder aber, die eigentliche, später tötliche Attacke, fand eben erst in den frühen Morgentunden statt.

Für Jack the Ripper könnte aber Emma Smith durchaus ein Opfer gewesen sein, welches er “bevorzugte“. Krank und geschwächt in jeglichem Sinne, wie Nichols oder Chapman oder gar Eddowes. Emma Smith könnte, wie Margarete Hayes, zunächst viel weiter weg attackiert worden sein und auf dem Nachhauseweg hätte sie den Mann getroffen haben können, den wir als Jack the Ripper kennengelernt haben. Dennoch hätte ich besser schreiben sollen, dass Emma Smith möglicherweise noch ganz woanders in jener Nacht angegriffen worden sein könnte, als nur in der Nähe ihrer Unterkunft.

Dennoch auch hier wichtige Bemerkungen zu den Wohnsitzen der Kozminski- Familie. Emma Smith erwähnte, dass Sie über die Whitechapel Road kam. Kurz bevor sie in die Osborn Street einbog, hätte sie linker Hand den Bereich Greenfield Street/Yalford Street hinter sich gelassen, nur getrennt durch die Fieldgate Street. In diesem Bereich waren Isaac Abrahams als auch Matilda Lubnowski beheimatet.  

Der Tatort in der Leman Street bei Malvina Haynes, in der gleichen Nacht als es Emma Smith “erwischte“, lag wiederum recht nah an der Providence Street, dem Wohnort von Woolf Abrahams. Luftlinie sollten das 300-350m gewesen sein.

Ich sende Dir viele Grüße,

Lestrade.    
« Letzte Änderung: 03.12.2013 12:58 Uhr von Lestrade »
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Stordfield

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Re: CID Officer Henry Cox!
« Antwort #46 am: 13.12.2013 17:03 Uhr »
Hallo Lestrade!

Erst einmal wieder ein Kompliment von mir. Wie Du die Straßennamen benennst, zeugt von absoluter Sachkenntnis.  :hi:
Besonders interessant an Deinen Ausführungen finde ich folgendes:
Für Jack the Ripper könnte aber Emma Smith durchaus ein Opfer gewesen sein, welches er “bevorzugte“. Krank und geschwächt in jeglichem Sinne, wie Nichols oder Chapman oder gar Eddowes. Emma Smith könnte, wie Margarete Hayes, zunächst viel weiter weg attackiert worden sein und auf dem Nachhauseweg hätte sie den Mann getroffen haben können, den wir als Jack the Ripper kennengelernt haben. Dennoch hätte ich besser schreiben sollen, dass Emma Smith möglicherweise noch ganz woanders in jener Nacht angegriffen worden sein könnte, als nur in der Nähe ihrer Unterkunft.

Ich habe Emma nie als Ripper- Opfer gesehen. Jetzt denke ich zumindest darüber nach. Danke, Kumpel.

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Re: CID Officer Henry Cox!
« Antwort #47 am: 13.12.2013 21:21 Uhr »
Hallo Stordfield,

Was heute etwas untergegangen ist, galt damals sogar als ziemlich angenommen, von der Presse, den Bürgern und natürlich der Polizei. Auf diese Wahrnehmung sollte man auch heute noch achten. Dabei braucht es gar nicht um richtig oder falsch zu gehen, so meine ich jedenfalls.

Nach den Taten an Smith, Tabram und Nichols, gab es eindeutige Strömungen, die auf einen Täter zielten. Gerade die Tatorte von Smith und Tabram sind interessant, da sie quasi in der Mitte aller Tatorte der K5 liegen. Sie werden quasi im Norden (Chapman, Kelly), im Osten (Nichols), im Süden (Stride) sowie im Westen (Eddowes) von ihnen flankiert. Dafür sprechen weiterhin auch die “Vaginalverletzungen“ bei Smith und Tabram und auf diesen Bereich hatte es Jack the Ripper ja besonders abgesehen. Es sprechen im Prinzip aber auch die Stichwunden (Tabram) eine Rolle, die, wenn auch in geringerem Maße, bei Opfern der K5 zu finden waren. Dagegen sprechen aber eben doch die Gang- Theorie bei Smith und auch die fehlenden Verstümmelungen, jeden Falls auf diese Art, wie wir sind dann bei den K5 kennenlernen mussten. Wobei solche Dinge wie Objekte in die Vagina einführen (Smith) oder unzählige Stichwunden (Tabram), ja auch etwas wie eine Art Verstümmelungen sind. Und wir wissen auch, dass solche Täter ihr “Handwerk“ erst lernen müssen. So wie wir mit Tierquälerei oder Brandstiftung oder Drohungen oder Vergewaltigungen die Anfänge bei solchen Tätern wahrnehmen, könnte so jemand eben auch für solche Taten wie an Smith und/oder Tabram in Frage kommen. Ich sage ja nicht, dass er es muss aber er könnte dafür in Frage kommen, der Ripper, den wir suchen. Und Smith und Tabram könnten Opfer dieses Mannes gewesen sein, sie hatten alles gemeinsam mit den K5, also das Alter, Alkohol und Prostitution und die Wohngegend. Und sie passen in das geographische Profil. Die typischen Verstümmelungen bzw. der Kehlschnitt, so wie wir sind von den K5 kennen und so nicht bei Smith und Tabram vorfinden, lassen viele im festen Glauben, dass diese beiden eben keine Opfer des Rippers waren. Ich denke, die Chancen stehen dafür eher gut, bei Tabram noch mehr als bei Smith. Da ist ja eben auch eine längere Pause zwischen Smith und Tabram, eben von solcher Länge, wie sie bei den K5 und Tabram nicht vorkam. Aber wie sagte Cox:

“but from time to time he became insane, and was forced to spend a portion of his time in an asylum in Surrey”

Nun ja, vielleicht war der Ripper zwischen April und August, also zwischen Smith und Tabram, eben in Surrey.

Apropos Drohungen. Dafür war bekanntlich “Leather Apron“ bekannt:

(Aus der damaligen Presse)

“He is five feet four or five inches in height, and wears a dark clean fitting cap. His hair is black, and closely clipped, his age being about thirty eight or forty. He has a small black moustache. The distinguishing feature of his costume is a leather apron, which he always wears, and from which he gets his nickname. His expression is sinister, and seems to be full of terror for the women who describe it. His eyes are small and glittering. His lips are usually parted in a grin which is not only not reassuring, but excessively repellent. He is a slipper maker by trade, but does not work. His business is blackmailing women late at night. A number of men in Whitechapel follow this interesting profession. He has never cut anybody, so far as is known, but always carries a leather knife, presumably as sharp as leather knives are wont to be. This knife a number of the women have seen. His name nobody knows, but all are united in the belief that he is a Jew or of Jewish parentage, his face being of a marked Hebrew type. But the most singular characteristic of the man is the universal statement that in moving about he never makes any noise. What he wears on his feet the women do not know, but they agree that he moves noiselessly. His uncanny peculiarity to them is that they never see him or know of his presence until he is close by them”

“A number of men in Whitechapel follow this interesting profession”

Wir sind uns einig, denke ich, dass die Figur Leather Apron aus mehreren Personen bestand. Die Möglichkeit, dass der Ripper unter ihnen war, als “Real Leather Apron“, schätze ich als hoch ein.

Lynn Cates hatte für den Ripperologist im April dieses Jahres einen, wie ich finde, hervorragenden Artikel über Leather Apron verfasst. Darin schildert er die Begegnung (nach dem Mord an Chapman) eines Reporters mit der “wahren Lederschürze“, als dieser mit einem John Richardson (ich weiß jetzt nicht, ob es DER John Richardson war) durch Spitalfields ging. Richardson sagte zum Reporter, dass hier alle denken, dass er (auf dem sie trafen) der echte Leather Apron ist, dass dieser Mann sehr gefährlich und unberechenbar sei und sehr viele jener Frauen denken, dass er der Mörder ist.

Lederschürze kam nach Nichols als Tatverdächtiger in Betracht und das baute sich noch nach Chapman weiter aus. Einer von den Lederschürzen war ja Pizer aber er war nicht der Mann, den der Reporter und Richardson trafen und den letzerer ja sogar gut kannte.

Noch einmal Cox:

“The man we suspected was about five feet six inches in height, with short, black, curly hair, and he had a habit of taking late walks abroad.”

Im Vergleich zur Presse:

“He is five feet four or five inches in height”
“His hair is black, and closely clipped”
“His business is blackmailing women late at night”

Und weiter:

“He is a slipper maker by trade, but does not work”, ich denke hierbei an Morris Lubnowski, dem Mann von Matilda.

“but all are united in the belief that he is a Jew or of Jewish parentage, his face being of a marked Hebrew type”

Cox observierte in einer jüdisch geprägten Straße. Sein direkter Kollege Sagar sprach von einem Mann mit jüdischer Erscheinung. Zu den anderen Beamten, wie Anderson und Swanson muss ich jetzt diesbezüglich nichts schreiben.

Jedenfalls, ist der Kopf dicker wie der Hals, nein, ich meine, Polizei, Reporter und Bevölkerung nahmen ernsthaft an, dass eine Leather Apron Gestalt, die Morde an Smith, Tabram, Nichols und Chapman zu verantworten hatte. Nach Pizer schlief das ein bisschen ein. Damit muss das Thema ja nicht aus der Welt gewesen sein. Es gibt insgesamt gute Gründe, zu glauben, dass Smith auch ein Ripper- Opfer war.

P.S.: Gartenarbeit erledigt Stordfield?

Beste Grüße,

Lestrade.

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Stordfield

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Re: CID Officer Henry Cox!
« Antwort #48 am: 14.12.2013 00:03 Uhr »
Hallo Lestrade!

Gartenarbeit erledigt (so gut ich konnte), wichtiger sind im Moment drei Gräber!
Deine Ausführungen sind wie immer spannend und fundiert. Wenn Du jetzt aber Emma und Martha zu den Opfern zählst, warum dann eigentlich nicht Ada und Francis?
Ich habe das Gefühl, wir sind mit den K5 zu sehr eingeschränkt. JtR war umtriebiger als in dieser ihm zuerkannten Zeit! (meine Meinung)
Nur mal angenommen, er wäre beim Mord an Polly ca. 40 Jahre alt gewesen. Bleiben gut 20 Jahre im Dunklen. Und mit Vierzig kann er ja noch mal 20 Jahre morden; in welcher Form auch immmer.
Hat Cox einen Abschluß gefunden? Wurde sein Einsatz belohnt? Was hat er nach der Observierungsphase getan? War er von seinem "Zielobjekt" überzeugt, oder wurde es ihm auf`s Auge gedrückt?

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Re: CID Officer Henry Cox!
« Antwort #49 am: 14.12.2013 01:32 Uhr »
Hi Stordfield!

Ich würde eher noch Annie Millwood dazu zählen wollen:

“numerous stabs in the legs and lower part of the body”

Erinnert doch sehr an Martha Tabram. Und auch hier wieder die Unterleibsverletzungen. Außerdem war es ein Samstag (25. Februar 1888) und sie hatte auch das richtige Alter (38 Jahre). Möglicherweise auch Prostituierte. Sie lebte in der 8 White´s Row und die war eine Parallel-Straße der Dorset Street.

Ada Wilson käme natürlich auch in Frage und ich denke, da sie ja überlebte, sie wäre eine gute Zeugin gewesen. Aber hat die Polizei sie überhaupt genutzt, um Männer zu identifizieren? Die 19 Maidman Street, Wilson´s Adresse und Tatort, lag ebenfalls an der Burdett Road, wo ja dann auch Hayes auf die “Gang“ traf und sie Smith dort ebenfalls bemerkte. Das war allerdings an der Ecke Burdett Road/Farrance Street. Maidman Street/Burdett Road und Burdett Road/Farrance Street lagen jedoch ungefähr 1,3 km auseinander. Erstere nördlich, die zweite südlich. Beide Adressen liegen ja von Whitechapel/Spitalfields weiter weg. Aber auch hier gibt es etwas Interessantes:

Emma Smith sagte ja noch aus, dass sie von der Whitechapel Road in die Osborn Street einbog. Man weiß natürlich nicht, welche Route sie tatsächlich nahm. Also ob eher über die “nördliche“ Burdett Road auf die Whitechapel Road (via Mile End Road) oder über die “südliche“ Burdett Road auf die Commercial Road. Beide Straßen führten ja in das Zentrum des geographischen Profils nach Whitechapel. Vielleicht nahm sie auch kleine Straßen, die zwischen der Whitechapel Road und der Commercial Road lagen. Kam sie über die Commercial Road, was logischer klingt, weil sie ja auf “südlichen“ Burdett Road gesehen wurde, dann hätte eine Route von der Commercial Road aus in und durch die Greenfield Street geführt haben können. Von da wäre sie über die Fieldgate Street wieder auf die Whitechapel Road gelangt und hätte in die Osborn Street abbiegen können. So wie sie ja schilderte. Kam sie eher über die Whitechapel Road via Mile End Road, dann hätte sie, wie bereits in dem Faden hier einmal geschildert, dennoch linker Hand die Fieldgate Street mit der dahinter beginnenden Greenfield Street liegengelassen. Aber via Commercial Road und Greenfield Street auf die Whitechapel  Road zu gelangen, war eine der Optionen von Emma Smith in jener Nacht. Auf Deutsch: Sie hätte auf Aaron Kozminski getroffen sein können, als sie auf dem Weg nach Hause die Greenfield Street passierte, als er gerade dort aus einer Haustür einer seiner Geschwister kam. So eine Art Zufallsopfer, genau wie Liz Stride, die er auf seinem Weg von der Greenfield Street zur Providence Street getroffen haben könnte. Stellen wir uns vor, Emma Smith wäre genauso wie Hayes von jungen Männern an der Ecke Burdett Road/Farrance Street angegriffen worden. Sehr geschwächt macht sie sich auf den Weg in die George Street, nach Hause eben. So fertig wie sie war, läuft sie an Aaron Kozminski vorbei und bietet sich ihm als ein solches Opfer an, wie er es später bevorzugte. Also ala Nichols, Chapman und Eddowes, als er dann zum Ripper wurde. Er läuft ihr das kleine Stückchen bis in die Osborn Street nach und tut dann das, was am Ende Smith auch den Tod bringen wird, er rammt ihr etwas in ihre Scheide. Sie selbst ist so traumatisiert, dass sie beide Ereignisse in der Nacht nicht mehr auseinander halten kann.

Francis Coles sehe ich als Opfer von Sadler und er konnte definitiv nicht der Ripper gewesen sein.

Wie Cox es sah, kannst Du ja noch einmal am Beginn des Fadens nachlesen. Er sprach ja vom “Mörder“ und war wohl auch so, wie andere Kollegen, von der Schuld des Mannes überzeugt. Der Mann, den er observierte, hörte recht bald mit seinen Gewohnheiten auf und somit ist seine geschilderte Verfolgungsjagd eher noch für 1888 zuzurechnen. So wie es Cox anklingen ließ, bekam der Verdächtige mit, dass er verfolgt und beobachtet wurde. Also ließ dieser es sein, des Nachts auf Pirsch zu gehen. So etwas geschah ja offenbar auch mit dem observierten Verdächtigen aus der “Batty Street“ bereits im Oktober 1888. Die Chance den Mann auf frischer Tat zu ertappen, fiel dann Richtung Null. Dennoch, so scheint es, blieb man noch eine ganze Weile an dem Mann dran. So wie Cox es sah, sehe ich es auch noch heute: Wurde der Mann observiert, gab es keine Morde (mehr).

Zu Leather Apron gab es ja auch noch das:

he is thickset and has an unusually thick neck”. Ich muss da sofort an den BS Man denken, den Israel Schwartz mit Stride gesehen hatte und der sie dann auch angriff. Er sagte ja: “full face, broad shouldered“

Interessant ist ja auch noch, dass man Leather Apron einer sehr schäbigen Nebenstraße der Brick Lane zuordnete. Da, wo er zumindest meisten untergekommen sein soll. Das können ja nur die Thrawl Street, die Flower And Dean Street und Fashion Street gewesen sein. Die Wichtigkeit der Brick Lane habe ich ja erst neulich erwähnt.

Gute Nacht.
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Re: CID Officer Henry Cox!
« Antwort #50 am: 14.12.2013 11:10 Uhr »
Morjens,

Habe hier noch etwas, was interessieren könnte.

Ich sehe auch eine Verbindung zwischen “Leather Apron“ und Detective Robert Sagar von der City Police in dessen Äußerungen zu dem oder einem Tatverdächtigen;

Leather Apron: "His name nobody knows, but all are united in the belief that he is a Jew or of Jewish parentage, his face being of a marked Hebrew type".

Sagar:

“a police-constable met a man of Jewish appearance
“A police officer met a well-known man of Jewish appearance
“A police officer met a well dressed man of Jewish appearance

Da wird also auch ein “well-known” erwähnt. “Gut bekannt“ war eben der Mann, den man “Lederschürze“ nannte und der offenbar jüdischer Abstammung war. Da waren sich wohl alle einig.

Sagar sprach hier von einem Constable (vermutlich PC Watkins) der einen Mann aus der Mitre Street (vormals Mitre Court, so meine ich) oder dem Mitre Square kommen sah, kurz bevor er Eddowes entdeckte. Hierbei sollte es sich eigentlich um den PC vom Mitre Square handeln, der einen Verdächtigen aufgrund seiner Erscheinung später wiedererkannt haben wollte.

Hier die genauen Quellen aus einem sehr schönen Link zu Robert Sagar:

http://cgp100.pwp.blueyonder.co.uk/SagarReports.htm

Morning Leader, 9 January 1905:

“Detective-Inspector Robert Sagar, of the City Police, familiarly known as "the Doctor,"

“and just before her body was discovered a police-constable met a man of Jewish appearance hurrying out of the court”

Daily News, 9 January 1905:

“I believe he came the nearest to being captured after the murder of the woman Kelly in Mitre-square. A police officer met a well-known man of Jewish appearance coming out of the court near the square, and a few moments after fell over the body”

Seattle Daily Times, 4 February 1905:

A police officer met a well dressed man of Jewish appearance coming out of the court. Continuing on his patrol he came across the woman's body”

Ich finde es schon interessant dass, nach Smith, Tabram und Nichols, ein Mann jüdischer Beschreibung gesucht und verdächtigt wurde, den man “Leather Apron“ nannte. Noch stärker wurde der Verdacht nach Chapman (was vielleicht auch mit der gefundenen Lederschürze im Hinterhof der Hanbury Street zu tun hatte). Wenig später trifft dann ein Polizist, kurz bevor er die Leiche von Eddowes entdeckt, eben einen “gut bekannten“ Mann jüdischen Aussehens an einem Tatort oder zumindest in dessen unmittelbarer Nähe. Dies in der Nacht des Double Events, wo auch noch Liz Stride ihr Ende fand. Bevor Kelly dann zum Opfer wurde, wird ein Mann in der Batty Street observiert. In dieser Zeit finden keine weiteren Morde statt.

20. Oktober 1888 im Echo:

“Es gibt einen Anhaltspunkt, an dem die Behörden seit einiger Zeit eifrig gearbeitet haben. Dieser ist in Whitechapel zu finden, nicht weit von der Szene der Berner-Street Tragödie entfernt und dem Mann ist freilich selber bewusst, dass er beobachtet wird, so sehr, dass er sich, soweit die Observation gegenwärtig vorangeschritten ist, kaum traut vor die Tür zu gehen. Die Polizei berief sich gestern Morgen auf Herrn Packer, Berner-Street 44 und später auf einen Echo-Reporter, der ihn, betreffs des Vorfalls, ebenfalls besuchte. Mr. Packer war eher zurückhaltend außer wenn man nachfragte, wo seiner Meinung nach der Mörder wohne - den er mehrmals vor der verhängnisvollen Nacht gesehen hatte – bemerkte er, “in der nächsten Straße“. Es wird davon ausgegangen, dass er nicht viel falsch mit seiner Vermutung liegt aber die Polizei sieht es nicht als gescheit an, zu erörtern, welche Schritte in der Angelegenheit unternommen werden.“

Frau Kuer, die in den blutigen Wäschevorfall verwickelt war:

“Er wäre ein Damenschneider, für ein West-End-Haus arbeitend“

“in der nächsten Straße“ (oder nebenan), lag die Providence Street (Woolf Abrahams) und “für ein West-End-Haus“ arbeitete (mit seiner “Garten- Werkstatt“) wahrscheinlich Isaac Abrahams.

Genau wie später bei Cox, ging der Mann irgendwann auch nicht mehr vor die Tür. Und auch da, sollte es keine weiteren Morde mehr geben.

Aaron Kozminski war Jude. Er könnte der wahre “Leather Apron“ gewesen sein und auch der Mann, den der Polizist vom Mitre Square vom Tatort eilen sah und den er auch später halbwegs wiedererkennen konnte. Er konnte leider nur einen getrübten Blick auf den Mann werfen. Erinnern wir uns an Cox:

“when one of our smartest colleagues was passing the top of the dimly lit street

Zu denken, Aaron Kozminski=Leather Apron= Jack the Ripper= “Batty Street” (Providence Street) Observation = Cox Observation (Greenfield Street) wäre für mich logisch.

Noch einmal Sagar:

“Eventually we got him incarcerated in a lunatic asylum, and the series of murders came to an end."

Haben sie im ersten Falle einfach aufgehört zu observieren, als der Mann das Haus nicht mehr verließ, so waren sie beim zweiten Mal schlauer und wartete so lange, bis er so genervt war, dass er in eine Anstalt eingeliefert werden konnte. Eine weitere “Kelly- Geschichte“ durfte sich nicht noch einmal wiederholen. War der Mann Aaron Kozminski, dauerte es allerdings noch bis Februar 1891, bis er endgültig staatlicherseits weggesperrt werden konnte. Vorher werden es wohl Einrichtungen privater Natur gewesen sein.

Einen schönen Samstag,

Lestrade.

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