Hallo Isdrasil,
Ich halte den Ripper grundsätzlich auch für den “Fluchttypen“, mit oder ohne Alkohol. Kann mir gut vorstellen, dass sich solche Typen durchaus Mut antrinken, was ja auch ein Indiz dafür wäre, dass sie eben dazu neigen, eher abzuhauen als in Konfrontation zu gehen. Aber die Frage, wie viel, ist viel und wie wenig ist wenig, hängt wohl ganz vom individuellen Typ ab. Einer verträgt mehr, der andere weniger. Beim Ripper glaube ich nicht, dass er wie ein Gourmet speiste und sich vernünftig ernährte. Da kann Alkohol noch ganz anders wirken aber auch da die Frage, wie er wirkt. Und auch das hängt wieder vom Typ ab, der man eben ist, meine ich.
Zur Leistungsfähigkeit bei Alkohol:
Ich habe einen großen Teil meines Lebens an der Seite von Borderlinern, Menschen mit borderlineähnlichen Erkrankungen oder anderen psychischen (Persönlichkeits-) Störungen verbracht und was mir besonders auffiel war, dass der Genuss von Alkohol ihre Leistungsfähigkeit erst einmal gar nicht beeinträchtigte. Im Gegenteil, die Sinne schienen für eine gewisse Zeit sogar angeregt zu werden. Ich stellte allerdings auch wenig “Grauzone“ fest, bevor der Zustand des “in der Ecke liegen“ eintrat. Aber auch da war dies sehr individuell. Ist es letztendlich immer. Alkohol ist eine Droge und kann auch ersteinmal aufputschen. Ob ein angetrunkener Ripper so mordete, wie er mordete? Ja, sage ich. Ein besoffener allerdings nicht. Die Handlungen hätten vielleicht etwas plump ausgesehen, aber er hätte sie ausführen können.
Ich weiß, du hälst Stride nicht für ein Ripper- Opfer. Schwartz hatte aber offensichtlich einen, sagen wir, “schwankenden Mann“ vor sich beobachtet, der dann plötzlich Stride angriff. Schwartz, PC Smith und auch die Beschreibung von Lawende ähneln sich schon, was die gesehenen Männer angeht. Dazu zählt auch die Beschreibung eines Zeugen aus einer Church Lane (“a man sitting on a doorstep and wipping his hands“). Davon ausgehend ist es sehr gut möglich, dass der Stride- Angreifer auch Jack the Ripper war. Immerhin sind das vier Beschreibungen, die sich möglicherweise an nur einer Person orientieren.
Es gab einige Straßen mit “Church“. Experten gehen davon aus, dass es sich um die Church Lane an der St. Mary Matfelon Kirche in Whitchapel handelt (ich glaube die heutige White Church Lane). Sie verbindet an einer Stelle die Commercial Road mit der Whitechapel Road, lag parallel der Union Street/Sion Square, 300-400m vom Tatort Stride entfernt.
Ich denke aber auch im Stride- Fall, dass der Ripper floh. Und ich denke auch, wie Andromeda, dass es nicht Diemschütz war, der ihn störte. Sein Pferd scheute, als ob noch jemand im Yard wäre sagte Diemschütz. Da war ja auch jemand, nämlich Stride, auf dem Boden liegend.
Der Ripper war da meines Erachtens schon weg. Er floh, aber nicht so, dass er Stride als mögliche Zeugin zurückließ. Das ging diesmal nicht so einfach. Sie hätte ihn wiedererkannt. Er töte sie, weil sie ihn hätte wiedererkennen können. Da hatte er schon kein Interesse mehr an ihr als Verstümmelungsopfer. Er musste damit rechnen, dass Schwartz und auch der zweite Mann mit der Polizei wiederkommen. Er hatte nur wenige Augenblicke um sich zu entscheiden. Es lief von vornherein schief. Schwartz sah ihn, Stride wehrte sich, ein zweiter Mann tauchte auf, der Angreifer traute sich Schwartz anzufauchen, weil er diesen noch schwächer einschätzte als sich selber, denn Schwartz hatte wohlmöglich sichtbare Angst. Der Killer wartet bis Schwartz und Pipeman um die Ecke sind, tötet Stride mit seinem typischen Kehlschnitt und flieht. Möglichweise über die Church Lane, wo er sich säubert und geht dann Richtung City of London.
Er war jemand der abhaute, ohne Zweifel. Aber keiner, der solch eine Zeugin wie Stride zurückließ, wenn es sich vermeiden ließ. Und es hat sich offenbar vermeiden lassen…
Gruß, Lestrade.