Autor Thema: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd  (Gelesen 27993 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Stordfield

  • Gast
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #15 am: 11.03.2013 23:02 Uhr »
Aber so eine Aktion war doch nichts Ungewöhnliches. Auch Polizisten verkleideten sich als Frauen und gingen durch die Straßen. Die waren übrigens ebenfalls nicht bewaffnet. Ungewöhnliche Zeiten fordern eben ungewöhnliche Methoden.

Offline Anirahtak

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 243
  • Karma: +0/-0
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #16 am: 12.03.2013 08:32 Uhr »
Ich sehe da schon einen Unterschied, ob das ein Polizist macht oder eine Zivilistin.

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #17 am: 12.03.2013 10:19 Uhr »
Aber so eine Aktion war doch nichts Ungewöhnliches. Auch Polizisten verkleideten sich als Frauen und gingen durch die Straßen. Die waren übrigens ebenfalls nicht bewaffnet. Ungewöhnliche Zeiten fordern eben ungewöhnliche Methoden.

Absolut richtig!
Unter den Polizeipräsidenten der Metropolitan Police, Charles Warren und James Monro, noch unter dem bestellten Leiter der “Verbrechensabteilung“ und Chef der CID, Robert Anderson (dessen Vorgänger bis August 1888 auch James Monro gewesen war) oder dessen “Stellvertretern“, Chief Constable Adolphus Williamson (und dessen rechte Hand,Superintendent John Shore), hätte es eine solche, eigenmächtige Aktion, untergeordneter Personen, jemals gegeben.
Möglicherweise ordnete Warren selbst diesen Versuch an. Bedeutet somit eher, dass sie noch vor Ende November 1888 ausgeführt wurde. Und danach sieht es in diesem Falle aus.
Handelte es sich tatsächlich um Detective Constable William Henry Gill und danach sieht es ebenfalls aus, dann war er ein 40jähriger Polizist und sehr erfahren (19 Jahre Dienst, 6 Jahre vor seinem Abgang in die Rente). Siehe auch Sadler 1891.

Amelia Lewis/Brown war 20 Jahre alt und sicherlich kein Kind mehr. Ob es Papa nun gefiel oder nicht. Welchen Vater gefiele es denn? Wir wissen nicht, wie kräftig sie war und welche Selbstverteidigung bzw. welches gesunde Selbstvertrauen sie besaß. Wir wissen nicht detailliert, wie sie vorbereitet wurde und welche Regeln sie zum (Selbst)Schutze befolgte und mit was sie tatsächlich ausgerüstet wurde.

Wenn diese Aktion stattfand, dann wurde sie nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt, in Absprache und Einverständnis abgesprochen, oben so wie unten. Der Vater stand sicherlich dabei auf keiner Liste.

Kinder waren hier nicht am Werk.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Anirahtak

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 243
  • Karma: +0/-0
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #18 am: 12.03.2013 11:22 Uhr »
Woll, was nicht passt, wird passend gemacht und so denken wir uns einfach mal, dass eine viktorianische Zivilistin in Selbstverteidigungstechniken ausgebildet war und bis an die Zähne bewaffnet, mit den Waffen konnte sie natürlich ebenfalls hervorragend umgehen wie so viele Zivilistinnen im 19. Jahrhundert. Wozu sie dann noch die Trillerpfeife brauchte (von der man tatsächlich weiß, dass sie sie mit sich führte), ist fraglich, denn schließlich hätte sie ja rufen können, nachdem sie sich den Ripper über die Schulter geworfen und ihn kampfunfähig gemacht hätte, aber irgendwie machen wir uns das schon passend.

Übrigens halte ich es auch einen Akt der Verzweiflung, männliche Polizisten "verkleidet" loszuschicken - irgendwo habe ich gelesen, man hätte sie schon am Schritt mit ihren Stiefeln als das erkannt, was sie waren. Es sei denn natürlich, der Ripper hätte eine ausgeprägte Seh- und Hörschwäche gehabt, dann passt es natürlich wieder.

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #19 am: 12.03.2013 12:58 Uhr »
Verschiedene Zeitungen berichteten am 6. Oktober 1888 eine offizielle Erklärung, dass Sir Charles Warren Nachforschungen unternommen hatte und dabei festgestellt hatte, dass Hunde, daran gewohnt in einer Stadt zu arbeiten, zur Verfügung standen. Darüber wurde schon im September 1888 mehrmals öffentlich gesprochen. George Bagster Phillips erwähnte sie bereits während der gerichtlichen Chapman- Untersuchung. Züchter wie Percy Lindley äußerten sich auch offiziell. Edwin Brough, ein weiterer Züchter, brachte seine Bluthunde/Spürhunde Burgho und Barnaby im Oktober 1888 nach London. Mit den Hunden gab es mehrere Versuche ( Regent´s Park, Hyde Park), erfolgreiche und nicht erfolgreiche, denen Charles Warren (Hyde Park) selbst beiwohnte. Unter Auftrag genommen wurden sie dennoch nicht. Am Miller´s Court, im November 1888, warteten Abberline und Reid zwei Stunden auf die Hunde, ehe Arnold kam und mitteilte, dass die Hunde nicht kommen werden. Die ursprüngliche Entscheidung (aus dem Oktober) war, bis zu ihnen, noch gar nicht durchgedrungen.

Und ähnlich lief es bei adäquaten Werkzeugen und Mitteln ab, welche die Polizei nutzen wollte. Seien es Lockvögel oder Beamte in Zivil. Da gab es sicherlich Kommunikationsprobleme oder Fehlschläge. Dinge wie sie vorher passierten, währenddessen, danach und auch heute noch.

Damit wurden ganz sicherlich nicht grüne Beamte beauftragt oder romantische Liebesgeschichten forciert. Ein erfahrener Beamter wie Gill war sicherlich in der Lage, einen fähigen Lockvogel zu präsentieren. Eingesetzte Beamte kannten ihr Gebiet für gewöhnlich sehr gut, waren mit jeder Ecke und unzähligen Personen vertraut. Man hatte schon einen Plan, der durchdacht war.

Jungspunde, die berühmt und Helden werden wollten, waren in männlicher Form sicherlich nicht vor Ort und die Frau in bestimmt bester Verfassung und ihr Mut war ganz sicherlich bewundernswert. Bei Gelingen, ja, ihr wäre Ruhm mit Sicherheit zuteil geworden.

Gab auch hierzu Warren sein OKAY, dann arbeitet man damit so professionell, wie es eben möglich war. Ohne Auftrag hätte niemand so gehandelt, höchstens Nicht- Beamte und dann fiele das aus der Kritik an die Polizei.

Eine fabulierte Geschichte, wo unreife, junge Beamte mit einem hübschen Mädel auf Ripper- Jagd gehen, ohne dazu einen Dienstauftrag zu bekommen, wobei sie unnötige Risiken eingehen, ist eine haltlose und nicht beweisbare Unterstellung, bestenfalls ernsthafte Gedanken, über deren Inhalt es sich lohnen würde, realistisch nachzudenken. Wenn man Falsches, immer und immer wiederholt, wird es auch nicht richtiger.

Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Andromeda1933

  • Gast
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #20 am: 12.03.2013 22:25 Uhr »
Hallo Leute!
Gedeckt oder inszeniert von ganz oben? Warren setzte durchaus auf die Unterstützung der Bürgerkomitees. Das East End war ihm persönlich fremd und sicher noch mehr verhasst. Im Katastrophenfall (Amelia wäre „im Dienst“ getötet worden) hätte das jedoch wohl seinen Kopf gekostet.
War alles nur auf Revierebene ausgedacht?
Es sollte aber eine offizielle Aktion gewesen sein, denn die Beamten werden nicht in ihrer Freizeit gearbeitet haben und hatten in der Dienstzeit eine Funktion zu erfüllen. Oder trafen sie sich mit Amelia heimlich, während sie Dienstrunden drehten, da die Aktion auf ihrem eigenem Mist gewachsen war?

London war damals auf der Suche nach einem nicht zu spezifizierenden Monster. Wie Die gute Amelia in ihrem Interview 1949 zugab, war sie jedoch fest davon überzeugt, Jack müsse ein Arzt gewesen sein. Ob man ihr sagte, sie solle speziell nach einem Mann mit (Arzt-)Tasche Ausschau halten? Hatten die beiden Beamten sogar einen konkreten Verdacht gegenüber einem Mann und setzten ihren Lockvogel ein für den Moment, dass dieser an eine Frau herangeht? Sie muss jedenfalls großes Vertrauen in ihre „Beschützer“ gehabt haben. Kaum vorstellbar, dass sie genau wusste, auf was sie sich einließ. „Jack“ ging seinen Opfern als erstes an die Kehle, was man ihr sicher nicht sagte. Sie wäre dann lediglich als Opfer zu einiger „Berühmtheit“ gelangt. Vielleicht lag darin die eigentliche Motivation ihrer Mitarbeit. Als „Frau, die den Ripper überführte“ wäre sie zu einigem Wohlstand gelangt. Welche junge Frau aus dem East End träumte damals nicht davon, einmal woanders leben zu können. Oder war sie nur naiv bis zum abwinken?
Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendwie speziell vorbereitet war. Bis auf die „Bewaffnung“ mit der Trillerpfeife natürlich. Für uns ist es heutzutage ganz normal, wenn eine junge Frau erzählt, sie trainiere seit ihrem 10.Lebensjahr Judo.
Undenkbar damals! Frauen standen in der viktorianischen Gesellschaft mit den Männern in keinster Weise auf einer Stufe. Deren Nische im Leben bestand hauptsächlich aus Kinder kriegen und Haushalt führen. Wo man boxen oder turnen konnte, hatten Frauen keinen Zutritt. Das war ja das absurde der Gesellschaft jener Tage, dass die Männer bisweilen Schwierigkeiten hatten, Frauen überhaupt auch nur als menschliche Lebewesen zu sehen. Und das alles in einem Land, dass jahrzehntelang von einer Regentin geführt wurde und dieser trotzdem frauenfeindlichen Zeit später ihren Namen geben sollte. Mag sein, dass eine Eastenderin situationsbedingt lernte, ihre „Ellenbogen zu benutzen“. Zuerst gegen die eigenen Brüder vielleicht, später gegen aufdringliche Nachtschwärmer. JTR war jedoch auf Mord fixiert und bewaffnet.
Zum Glück gibt es heute keine „Canonical Six“ zu erforschen, sondern Amelia reiht sich nur als kleines Kuriosum in unsere Geschichte ein!

Eigentlich merkwürdig, dass man keine der Prostituierten als Lockvogel rekrutieren konnte (so weit mir bekannt). Für wenige Pennies, die man dann in Gin wechseln konnte, gingen die meistens der armen Frauentrotz aller Angst mit Freiern in dunkle Häuser oder sonst wohin.

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #21 am: 12.03.2013 23:05 Uhr »
Mir fällt z.B. ein Sergeant Robinson ein, der als Frau verkleidet unterwegs gewesen war. Anwerbung von “Zivilpolizistinnen“, durch die Polizei, fanden bekanntermaßen statt. Berichte, z.B. sogar aus Kanada, zeugen davon, dass noch 1890, Frauen diverse Aufträge als Lockvögel im Ripper- Fall ausführten. Es boten sich auch, per Briefe an die Polizei, Frauen und Männer als Lockvögel an. Andere Personen machten diesbezüglich ohnehin regelmäßig Vorschläge auf gleichem Wege an die Beamten. Das fällt mir nur ganz spontan ein… ohne viel nachdenken. Man wird verstehen, dass die Polizei ihre Vorgehensweisen nicht in der Abendzeitung abdruckte, vielleicht sogar noch mit Bild von den Lockvögeln, Zivilpolizisten (von denen lange Zeit eine Menge unterwegs war) oder verkleideten Männern. Deshalb ist auch nur ein Bruchteil verzeichnet und bekannt. Aber man findet doch noch so einiges. Wenn man sich die Mühe macht zu suchen. Ich habe es getan.

Recherchiere diesbezüglich doch selber, da wirst du noch eine Menge finden. Die Taten als Sexual- Morde und Jack the Ripper als Lustmörder, wurde bereits damals erkannt. Da lagen sie richtig. Das zeigt, als ein Beispiel von vielen, die Qualität, mit der sie wuchern konnten. Die Polizei arbeitete, trotz einiger Widrigkeiten und Querelen, auf hohem Niveau und mit viel Einsatz, dass beinahe der Kollaps drohte. Sie wussten also mit wem sie es zu tun hatten und ließen die angeworbenen Damen sicherlich nicht, im wahrsten Sinne des Wortes, in´s offene Messer rennen. Ein Restrisiko bleibt immer. Frauen waren aktiv im Fechten, im Reiten, fuhren Rad, konnten Schußwaffen bedienen und viele mussten auch zeitweise Männerjobs übernehmen und sei es nur die Metzgerei zu führen, wenn der "Alte" mal nicht konnte. Wie mit einem Messer umzugehen, wussten sicherlich auch diese Frauen. Das alles war bei Prostituierten eher weniger anzutreffen.

Gill und Payne, zusammen mit Lewis, könnten sicherlich ein gutes Beispiel dafür abgeben, welche Versuche die Polizei unternahm, den Täter zu finden. Wenn die Bürgerwehr etwas in der Richtung unternahm, dann tat es eben die Bürgerwehr und nicht die Polizei.

Hier ein Link zu Robinson, ereignete sich einige Tage nach dem Double Event, konnte ich auf die Schnelle finden bzw. heraussuchen, stelle ich einfach rein:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=9269


Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #22 am: 04.06.2013 12:18 Uhr »
Der Brothel- Vorfall im Falle Gertrude Smith, bei dem N. Cohen und Aaron Davis Cohen (später David Cohen) verwickelt waren, fand wohl in der 254 Whitechapel Road, Ende November/Anfang Dezember 1888 statt. Am 1. Oktober 1888, nach dem Double Event, fand Thomas Coram ein Messer vor der 253 Whitechapel Road. Und dann wurde es noch spannender, in den 1880er Jahren wurde die 254 Whitechapel Road von John Levy (Cigar Shop) geführt. Er war der Bruder von Fanny Levy (29 Mitre Street 1888) und Sie, gut möglich, eine Cousine des Mitre Square Zeugen Joseph Hyam Levy. Noch interessanter ist, die 253/254 Whitechapel Road lag ein paar Meter nördlich von der Yalford Street/ Greenfield Street entfernt. Die Greenfield Street war der Wohnort von Aaron Kozminski´s Bruder Isaac und seiner Schwester Matilda. Von der Providence Street, in die Yalford Street, zog der andere Bruder, Woolf, Ende 1888/Anfang 1889.

Diese Bordell- Geschichte kann man nun noch mit einigen Angaben ergänzen:

Der Mitre Square Zeuge Joseph Hyam Levy heiratete bekanntlich 1866 eine Amelia Lewis. Sie lebten zur Zeit der Morde in der 1 Hutchinson Street, direkt hinter der Butcher´s Row. Auch bei der Einbürgerung (1877) eines gewissen Martin Kosminski spielte er eine Rolle.

Um 1850:

Ann und Barnett Levy, Zigarren- und Orangenhändler (“Orange Market“ am Mitre Square), hatten vier Kinder

John
Samuel
Lewis
Fanny

und lebten 29 Mitre Street.

Um 1888 war nur noch Fanny Levy daheim (obwohl sie zwischendurch einmal in der 24 Mitre Street lebte, jedoch verwitwet zurückkehrte).

Samuel Levy lebte in den 1840,1850er in der 17 und 23 Mitre Street und zog dann neben Joseph Hyam Levy´s Vater, Hyam Levy, in die 39 Middlesex Street. Als Orangenverkäufer war er 1888 wieder in der Mitre Street zu finden, diesmal in der Nummer 20.

Lewis Levy lebte in den 1860er in 8 Mitre Square, dahinter fand man 1888 die Leiche von Catherine Eddowes. 1891 lebte er 5 Sion Square. Zu dieser Zeit lebte Woolf Abrahams und sicherlich wenigstens Zeitweise Aaron Kozminski dort (3 Sion Square). Schon hier ist es erstaunlich, dass ein Cousin vom Mitre Square Zeugen Jospeh Hyam Levy, der ja einen Kosminski kannte, neben einem Ripper Suspect, nämlich Aaron Kozminski lebte. Es ist anzunehmen, dass Lewis Levy einen (oder gar zwei?) leibhaftigen Jack the Ripper Kandidaten in schöner Regelmäßigkeit zu Gesicht bekam.

Diese Familie, die aus Lyons, Lewis und Levy bestand, bewohnte in den 1870 und 1880er die Mitre Street in den Nummern 16, 17, 19, 21, 24, 25, 29, 30 und 34 Mitre Street.

Jener John Levy führte nun diesen Cigar Shop in der 254 Whitechapel Road. Thomas Coram fand dort ein Messer und es scheint, das John Levy, bereits im Seniorenalter, Gertrude Smith sein Arbeitsdomizil zur illegalen Bordellbenutzung überließ, zumindest zeitweise.

Joseph Hyam Levy hatte einen weiteren Cousin, der als Ripper- Suspect gehandelt wird, Jacob Levy.

Die 254 Whitechapel Road lag aber eben auch unmittelbar und nur wenige Meter entfernt von der Greenfield Street, der Yalford Street, dem Sion Square, der Fieldgate Street, also genau dort, wo die Kozminski Familie lange Zeit zu Hause war. Joseph Hyam Levy kannte einen Kosminski, sein Cousin Lewis lebte, zumindest eine Zeit lang, neben Woolf Abrahams und somit neben Aaron Kozminski.

David Cohen (Aaron Davis Cohen), der Mann aus der Bordell- Geschichte, hatte die Adresse 86 Leman Street. Bis zum “Bordell“ wären es bis zur 254 Whitechapel Road knapp 500m Fußweg gewesen. Leman Street nördlich hoch, dann einbiegen in die Whitechapel Road.

Diese Adresse, 254 Whitechapel Road, der Shop von John Levy und das vermutliche Bordell dort und eben die Verbindung vom Zeugen Joseph Hyam Levy zu John Levy und auch zu Lewis Levy im Sion Square, die Verbindungen zu Martin Kosminski und den Wohnbereich der Kozminski- Familie um die Adressen der Abrahams und Lubnowski, die Verbindung zum Mitre Square und zu drei “Verdächtigen“ Jacob Levy, David Cohen und Aaron Kozminski, die alle drei Paranoide Schizophrene waren, sind schon sehr bemerkenswert.

Nun, ob Joseph Hyam Levy der Zeuge im Seaside Home gewesen war, darf man ruhigen Gewissens bezweifeln. Dieser Zeuge dort, bekam erst mit der Zeit mit, dass er einen Juden, einen Glaubensgenossen, identifiziert hatte. Wobei, Cohen hätte ihm so nicht bekannt gewesen sein müssen. Aber auch dabei gilt zu bedenken, dass dieser bei einer Identifikation in 1890/91 nicht mehr am Leben gewesen war. Jacob Levy war zumindest ein Butcher, was für die Butcher´s Row wichtig wäre. Aber auch in der Kozminski Familie gab es mütterlicherseits ein Schlachterfamilie, Jacob Cohen war in diesem Business auch sehr erfolgreich.

Seht auch bitte hier:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?p=205123#post205123

oder hier:

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=1128&page=8

Wieder etwas Kurioses am Rande der Ripperjagd! Es ist schon erstaunlich, was man immer wieder zusammentragen kann. Fernab jeglichen Aktionismus sondern mit voller Konzentration, so gehen einige Interessierte und Forscher an´s Werk. Weitab von durchsichtigen Gebaren und Hilflosigkeit. Diese Leute mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Einstellung, ja, davor möchte ich den Hut ziehen und dem allen Respekt zollen. Sie gehen aktiv an´s Werk, kein bloßes Gelaber und tief unter die Oberflächlichkeit. Sie gehören nicht zu den Wanderern, die im dunklen Wald pfeifen müssen, weil sie wissen, wohin die Reise geht. Manchmal ganz allein, suchen sie dabei erst gar nicht den falschen Gefährten. Ich weiß, das nennt man Mut.

Beste Grüße,

Lestrade.


   

« Letzte Änderung: 04.06.2013 14:33 Uhr von Lestrade »
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #23 am: 28.08.2013 20:51 Uhr »
Wir hatten hier ja einst über die MET Polizeibeamten William Henry Gill und George Payne gesprochen. “Swampy“ hat vorhin im Casebook ein Gruppenfoto von MET Beamten (Kriminalpolizei der H-Division Whitechapel) als pdf datei (siehe Anhang) gepostet. Es wird sich bei DC Gill und DC Payne sicherlich um diese Polizisten handeln. Doppelnamen kommen schon mal vor, wie man ja an DC Pearce bzw. DS Albert Pearce erkennen kann. Wir kennen ja auch noch PC Richard Pearce (oder Pearse), der als City Police Constable im 3 Mitre Square wohnte. Reid, Thick und Leach dürften uns wohl alle ein Begriff sein. Immer gut, wenn man Namen auch Gesichtern zuordnen kann.
« Letzte Änderung: 28.08.2013 21:02 Uhr von Lestrade »
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Andromeda1933

  • Gast
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #24 am: 28.08.2013 22:16 Uhr »
Toll !!!

Andromeda1933

  • Gast
Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #25 am: 25.09.2014 11:50 Uhr »
Einen Lockvogel einzusetzen ergibt ja noch Sinn, doch manche Idee wie man den „Ripper“ fangen könnte, hatte ihren Urheber wohl unter den Insassen von Colney Hatch. Donald Rumbelow beschreibt in seinem „The Complete Jack The Ripper“ auf Seite 114 (Ausgabe von 2004), wie ein viktorianischer Daniel Düsentrieb den Vorschlag unterbreitete, weibliche Dummies in dunkle und einsame Ecken zu stellen. Diese Puppen sollten so konstruiert sein, dass bei entsprechendem Druck auf die Kehle oder bei Hochziehen des Kinns, Arme und Beine der Puppe – in der starke Federn eingebaut sind (!) -  sich wie eine Krake um den Angreifer schließen und ihn festhalten, bis er gefunden wird. Ich muss dabei an Dagobert Ducks ewigen Kampf mit Düsentriebs Verteidigungsmaschinen gegen die Panzerknacker denken.