Der Brothel- Vorfall im Falle Gertrude Smith, bei dem N. Cohen und Aaron Davis Cohen (später David Cohen) verwickelt waren, fand wohl in der 254 Whitechapel Road, Ende November/Anfang Dezember 1888 statt. Am 1. Oktober 1888, nach dem Double Event, fand Thomas Coram ein Messer vor der 253 Whitechapel Road. Und dann wurde es noch spannender, in den 1880er Jahren wurde die 254 Whitechapel Road von John Levy (Cigar Shop) geführt. Er war der Bruder von Fanny Levy (29 Mitre Street 1888) und Sie, gut möglich, eine Cousine des Mitre Square Zeugen Joseph Hyam Levy. Noch interessanter ist, die 253/254 Whitechapel Road lag ein paar Meter nördlich von der Yalford Street/ Greenfield Street entfernt. Die Greenfield Street war der Wohnort von Aaron Kozminski´s Bruder Isaac und seiner Schwester Matilda. Von der Providence Street, in die Yalford Street, zog der andere Bruder, Woolf, Ende 1888/Anfang 1889.
Diese Bordell- Geschichte kann man nun noch mit einigen Angaben ergänzen:
Der Mitre Square Zeuge Joseph Hyam Levy heiratete bekanntlich 1866 eine
Amelia Lewis. Sie lebten zur Zeit der Morde in der 1 Hutchinson Street, direkt hinter der Butcher´s Row. Auch bei der Einbürgerung (1877) eines gewissen Martin Kosminski spielte er eine Rolle.
Um 1850:
Ann und Barnett Levy, Zigarren- und Orangenhändler (“Orange Market“ am Mitre Square), hatten vier Kinder
John
Samuel
Lewis
Fanny
und lebten 29 Mitre Street.
Um 1888 war nur noch Fanny Levy daheim (obwohl sie zwischendurch einmal in der 24 Mitre Street lebte, jedoch verwitwet zurückkehrte).
Samuel Levy lebte in den 1840,1850er in der 17 und 23 Mitre Street und zog dann neben Joseph Hyam Levy´s Vater, Hyam Levy, in die 39 Middlesex Street. Als Orangenverkäufer war er 1888 wieder in der Mitre Street zu finden, diesmal in der Nummer 20.
Lewis Levy lebte in den 1860er in 8 Mitre Square, dahinter fand man 1888 die Leiche von Catherine Eddowes. 1891 lebte er 5 Sion Square. Zu dieser Zeit lebte Woolf Abrahams und sicherlich wenigstens Zeitweise Aaron Kozminski dort (3 Sion Square). Schon hier ist es erstaunlich, dass ein Cousin vom Mitre Square Zeugen Jospeh Hyam Levy, der ja einen Kosminski kannte, neben einem Ripper Suspect, nämlich Aaron Kozminski lebte. Es ist anzunehmen, dass Lewis Levy einen (oder gar zwei?) leibhaftigen Jack the Ripper Kandidaten in schöner Regelmäßigkeit zu Gesicht bekam.
Diese Familie, die aus Lyons, Lewis und Levy bestand, bewohnte in den 1870 und 1880er die Mitre Street in den Nummern 16, 17, 19, 21, 24, 25, 29, 30 und 34 Mitre Street.
Jener John Levy führte nun diesen Cigar Shop in der 254 Whitechapel Road. Thomas Coram fand dort ein Messer und es scheint, das John Levy, bereits im Seniorenalter, Gertrude Smith sein Arbeitsdomizil zur illegalen Bordellbenutzung überließ, zumindest zeitweise.
Joseph Hyam Levy hatte einen weiteren Cousin, der als Ripper- Suspect gehandelt wird, Jacob Levy.
Die 254 Whitechapel Road lag aber eben auch unmittelbar und nur wenige Meter entfernt von der Greenfield Street, der Yalford Street, dem Sion Square, der Fieldgate Street, also genau dort, wo die Kozminski Familie lange Zeit zu Hause war. Joseph Hyam Levy kannte einen Kosminski, sein Cousin Lewis lebte, zumindest eine Zeit lang, neben Woolf Abrahams und somit neben Aaron Kozminski.
David Cohen (Aaron Davis Cohen), der Mann aus der Bordell- Geschichte, hatte die Adresse 86 Leman Street. Bis zum “Bordell“ wären es bis zur 254 Whitechapel Road knapp 500m Fußweg gewesen. Leman Street nördlich hoch, dann einbiegen in die Whitechapel Road.
Diese Adresse, 254 Whitechapel Road, der Shop von John Levy und das vermutliche Bordell dort und eben die Verbindung vom Zeugen Joseph Hyam Levy zu John Levy und auch zu Lewis Levy im Sion Square, die Verbindungen zu Martin Kosminski und den Wohnbereich der Kozminski- Familie um die Adressen der Abrahams und Lubnowski, die Verbindung zum Mitre Square und zu
drei “Verdächtigen“ Jacob Levy, David Cohen und Aaron Kozminski, die alle drei
Paranoide Schizophrene waren, sind schon sehr bemerkenswert.
Nun, ob Joseph Hyam Levy der Zeuge im Seaside Home gewesen war, darf man ruhigen Gewissens bezweifeln. Dieser Zeuge dort, bekam erst mit der Zeit mit, dass er einen Juden, einen Glaubensgenossen, identifiziert hatte. Wobei, Cohen hätte ihm so nicht bekannt gewesen sein müssen. Aber auch dabei gilt zu bedenken, dass dieser bei einer Identifikation in 1890/91 nicht mehr am Leben gewesen war. Jacob Levy war zumindest ein Butcher, was für die Butcher´s Row wichtig wäre. Aber auch in der Kozminski Familie gab es mütterlicherseits ein Schlachterfamilie, Jacob Cohen war in diesem Business auch sehr erfolgreich.
Seht auch bitte hier:
http://www.jtrforums.com/showthread.php?p=205123#post205123oder hier:
http://forum.casebook.org/showthread.php?t=1128&page=8Wieder etwas Kurioses am Rande der Ripperjagd! Es ist schon erstaunlich, was man immer wieder zusammentragen kann. Fernab jeglichen Aktionismus sondern mit voller Konzentration, so gehen einige Interessierte und Forscher an´s Werk. Weitab von durchsichtigen Gebaren und Hilflosigkeit. Diese Leute mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Einstellung, ja, davor möchte ich den Hut ziehen und dem allen Respekt zollen. Sie gehen aktiv an´s Werk, kein bloßes Gelaber und tief unter die Oberflächlichkeit. Sie gehören nicht zu den Wanderern, die im dunklen Wald pfeifen müssen, weil sie wissen, wohin die Reise geht. Manchmal ganz allein, suchen sie dabei erst gar nicht den falschen Gefährten. Ich weiß, das nennt man Mut.
Beste Grüße,
Lestrade.