Autor Thema: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd  (Gelesen 27997 mal)

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Andromeda1933

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Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« am: 28.01.2013 14:56 Uhr »
In dem Buch „Ripper Suspect – The Secret Lives Of Montegue Druitt“ von D.J. Leighton stieß ich auf folgende interessante Information.

Offensichtlich versuchte Warren auch zumindest 1x mit der Hilfe eines Lockvogels den Ripper zu fangen. Angeblich wurde er von den 2 Detectives Gill und Payne dazu überredet.
Die damals 20 Jahre alte Frau hieß Amelia Lewis* (nicht zu verwechseln mit der Frau gleichen Namens in der Hyam Hyams-Geschichte) und war die Tochter eines Wirtes aus Stepney.
Nur mit einer Trillerpfeife „bewaffnet“ ging sie ging sie um Mitternacht ihre Runde um das alte Londoner Hospital in Whitechapel, auf Schritt und Tritt verfolgt von Gill und Payne. Leider wird nicht präzisiert, wann.
Als ihr Vater davon erfuhr, verbot er ihr weiterhin nachts aus zu gehen. Demnach liegt es quasi auf der Hand, dass sie in mehr als einer Nacht als Lockvogel unterwegs war.
In einem Interview mit der LONDON EVENING NEWS am 2.Februar 1949 kam dies alles erst zu Tage. Sie berichtete den Journalisten, dass sie (eines nachts) beobachte, wie ein Seil über eine Mauer geworfen wurde und schloss wohl daraus auf einen Angriff des Rippers. Auf den Pfiff ihrer Trillerpfeife waren die beiden Detectives sofort zur Stelle, ohne jedoch irgendetwas heraus zu finden. Sie war zeitlebens der Überzeugung, dass Jack The Ripper ein Arzt und in dieser Nacht hinter ihr her war. Später heiratete sie, nahm den Namen Brown an, bekam 12 (!) Kinder, wurde über 80 Jahre alt und starb in Peckham.
Auf der Zeichnung ist einer der Detectives gekleidet wie  Sherlock Holmes . Eventuell eine Reminiszenz  an Sir Conan Doyle, der (wenn ich mich recht erinnere) der Polizei doch den Vorschlag gemacht haben soll, Lockvögel ein zu setzen.

Zu diesen beiden Polizeibeamten finde ich in meinen Büchern leider keine Informationen.
Die LONDON EVENING NEWS (oder auch THE EVENING NEWS) erschien bis 1980, danach verschmolz sie mit dem noch jetzt erscheinenden EVENING STANDARD.
Vermutlich ist der Autor Leighton in dessen Archiv fündig geworden.

* findet sich auch im „Casebook“, aber auch dort scheint man nicht mehr darüber zu wissen.
PS: An alle Superintendents, kann es sein, dass der Name Lewis in diesem Zusammenhang auch schon bei Tom Cullen fällt??? Ich habe dieses Buch gerade an einen guten Freund verliehen, was wohl bedeutet, ich muss es neu erstehen... :)

Ich versuche in Kürze eine kleine Rezension zu diesem Buch

Offline Lestrade

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #1 am: 28.01.2013 16:05 Uhr »
Das mit den Freunden und Bücher verleihen kenne ich auch…  :biggrin:

Amelia Brown in “The complete Jack the Ripper A to Z (Begg, Fido und Skinner)”:

“Never shall I forget that evening just before the last Ripper murder was committed. I met them at midnight.”

Kommt darauf an, wo jeder einzelne, die letzte Tat des Rippers einzuordnen gedenkt.

Warum gerade das London Hospital so interessant erschien, kann ja nicht nur mit der Nähe zur Buck´s Row erklärt werden oder?

Was meinst Du?

In Tom Cullen´s “Jack the Ripper- Der Mörder von London“ kann ich mich jetzt nicht erinnern es gelesen zu haben.

“The complete Jack the Ripper A to Z (Begg, Fido und Skinner)”:

Gill, Detective Constable William Henry (b. 1848)
Joined the MET Police in 1869
Warrant No. 51598
Transferred to H Division in 1886
Retired on pension in 1894

War bei Thomas Sadler´s Verhaftung 1891 dabei.

Ob er der Gill ist, der Amelia Brown beschattete weiß man nicht genau.

Einen George Payne, S. Detective Inspector? der MET Police, findet man im “The ultimate Jack the Ripper Sourcebook (Evans und Skinner). Da im Jahre 1896.


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Andromeda1933

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #2 am: 13.02.2013 14:13 Uhr »
Hallo Lestrade,
mir ist zu der Geschichte um Amelia und dem Krankenhaus noch etwas durch den Kopf gegangen.
In den Tagen der Morde war es für die Polizei doch ausgemachte Sache, dass der Täter medizinische Kenntnisse haben müsse, also eventuell auch Arzt war.
Wer immer die Runde der jungen Frau ausknobelte, hatte dabei vielleicht im Hinterkopf, dass es ein irregeleiteter Arzt aus dem großen Hospital im Herzen Whichapels sein könnte. Selbst mit Blut an der Kleidung hätte er sich problemlos wieder ins Krankenhaus zurückziehen können.

Offline Lestrade

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #3 am: 13.02.2013 16:31 Uhr »
Mensch Andromeda,

Nun erwähnst Du gerade etwas, was ich heute schon bei Stordfield angerissen habe. Also wäre es unfair, es nicht zumindest grob zu erwähnen. Soll vielleicht auch so sein…

Folgendes:

Inspektor Swanson hatte eine Liste, wo er die möglichen Ripper-Opfer aufgeführt hatte. Er fügte später, wie auch in einem anderen Fall von ihm bekannt, weitere Notizen dazu. Eines davon war die Nummer 201. Hinter zwei Opfer, Nichols und Chapman, schrieb er diese Nummer. Wir haben hier schon oft herumgerätselt, was sie bedeuten könnte.
Nun dachte ich mir schon hin- und wieder, er schrieb das direkt hinter die Tatorte wo die Opfer gefunden wurden, ob es nicht eine Hausnummer gewesen sein könnte. Er nannte ja in seiner Liste die Straßennamen und dahinter eben zweimal auch die besagte 201. Welche Straße war also groß genug, um diese Nummer aufzuführen? Vor allem, läge sie dann in der Nähe eines oder beider Tatorte der Opfer Nichols und Chapman?

Die Whitechapel Road tat dies und die Nummer 201 lag in unmittelbarer Nähe zum London Hospital und parallel zum Tatort Buck´s Row. Wir reden hier von Katzensprüngen. Der “Block“ mit der 201, lag östlich hinter dem London Hospital. Dort befand sich auch das “Hospital Tavern Public House“ unter der Nummer 208, gleich hinter dem Krankenhaus. Auf der anderen Straßenseite der Whitechapel Road befanden sich, gegenüber der 201, drei Gaststätten, das Working Lad´s Institute sowie die Praxis von Dr. Rees Ralph Llewellyn, der auch der gerufene Arzt im Falle von Nichols gewesen war. Hinter diesen Einrichtungen lag ja das Schlachthaus der Winthorpe Street und dahinter der Tatort Buck´s Row. Nichols als auch Chapman waren sehr krank und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass beide Frauen sich während der Nächte zum London Hospital bewegten. Im Komplex des London Hospital gab es ja u.a. auch eine Art medizinische Universität und das bereits erwähnte “Hospital Tavern Public House“. Keine Ahnung, welche Art und wo in diesem Bereich, das Krankenhaus seine Notfall- Klappen hatte. Beide Frauen hätten diesen Bereich der Whitechapel Road in ihren Todesnächten kreuzen können. Alle anderen Opfer eher nicht. Welche Funktion die 201 in der Whitechapel Road ausführte, vermag ich tagaktuell nicht zu sagen aber es wäre gut möglich, dass beide Opfer, Nichols und Chapman, in jenen Nächten an oder in der 201 gewesen waren. Dies hätte für die Polizei einen wichtigen Hinweis bedeuten können. Dass nun bestimmte Beamte eine Frau um das London Hospital kreisen ließen, könnte heißen und zwar recht sicher, dass sie an die Whitechapel Road 201 vorbeigingen. Das würde auch deine Frage bzw. unsere Überlegungen ansatzweise beantworten, natürlich rein hypothetisch.

Das spannende an diesen “Block“, der sich von 195-208 nummerisch hinzieht, findet sich in seiner wirtschaftlichen Belegung. Und diese wiederum, erinnerte mich an die Donner- Version des Macnaghten Memorandum:

A polish cobbler nick-named “Leather Apron”
A polish tanner or cobbler

(Ein polnischer Schuster mit Spitznamen“Lederschürze”.
Ein polnischer Gerber oder Schuster)


Die Donner Version berichtet über Druitt und Cutbush. Wegen letzterem wurde das Memorandum ja verfasst. Der dritte, so meinen viele, sei Pizer. Ich glaube das nicht. Macnaghten nahm natürlich Cutbush aus seiner Liste und setze seinen Favoriten auf Platz 1, also Druitt. Die Nummer 3, Ostrog, ersetzte meiner Meinung nach Cutbush. Die zwei, “Kosminski“, war immer da und für mich somit der Cobbler, Tanner und “Leather Apron“. Aller guten Dinge könnte, auch bei Macnaghten, die 3 gewesen sein.

Whitechapel Road Nummer:

197 könnte ein Schustergeschäft gewesen sein
206 Ein Friseur
207 Ein Ledergeschäft

Nichts Ungewöhnliches für Whitechapel aber wir finden das alles ausgerechnet im "Block" um jene 201 herum.

Ledergeschäft- Gerber- Lederschürze- Schuster- wieder Lederschürze- Friseur-Krankenhaus

Aaron Kozminski, der wahrscheinliche “Kosminski“ im Memorandum, war Friseur und er war, wenn man den Freunden von Macnaghten Glauben schenken mag, einmal in einem Krankenhaus in Polen beschäftigt.

Nehmen wir nun, anstelle dieses östlichen Bereiches dieser großen Hauptstraße, den westlichen Bereich unter die Lupe. Nach Ende der Whitechapel Road gehen wir die Whitechapel High Street imaginär entlang und gelangen auf  die Algate High Street und sofort auf deren Butcher´s Row, die jetzt, ganz aktuell, im Ripperologist 130 neu behandelt wird.

Vielleicht war dein Beitrag mit dem Lockvogel, der Anfang einer Idee, die in der Butcher´s Row ein finales Ende fand.

Wie bereits im anderen Faden erwähnt, es ist eine ganz frische Idee und vielleicht nicht allzu ernst zu nehmen. Aber vielleicht doch wert, eure Meinung bzw. Unterstützung diesbezüglich zu bekommen.


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Andromeda1933

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #4 am: 13.02.2013 17:16 Uhr »
Hallo Lestrade!

Da ich gerade mit E-Mail-Verschlüsselung zu tun habe, dachte ich bei „201“ zuerst an einen Code, aber dafür ist es zu kurz, um sinnvoll zu sein.  Ich denke, Du hast völlig Recht. Es wird eine Hausnummer bedeuten, wenn Swanson nicht irgendeine Geheimsprache verwendete. Ich muss an eine Bekannte denken, die als junge Frau in der Modebranche tätig war und perfekt Steno beherrschte. Sie entwickelte ihr eigenes abgewandeltes Steno, um ihre Notizen (für andere unlesbar) auch mal problemlos auf dem Tisch liegen lassen zu können.
Aber warum so kompliziert denken??? Ich muss Dein Schreiben erst mal verdauen und ein paar mal neu durchlesen. Bist Du sicher, keine Reinkarnation Abberlines zu sein?? :)

Spontan schießt mir durch den Kopf, dass man das richtige Tatwerkzeug leicht in Lederwaren – und Schusterläden findet... Und der Friseur? Wie ist das heutzutage in den Krankenhäusern? Die großen Kliniken beinhalten meist auch diverse Geschäfte. In kleinen Krankenhäuser und Altenheimen jedoch kommt der Friseur ins Haus!
Damals lagen Kranke oft wochenlang auf den Stationen, da liegt ein mobiler Friseur doch nahe. Könnte nicht Kosminski zum Haare schneiden im London Hospital ein und aus gegangen sein? Dort liefen ihm vielleicht auch Eddowes, Chapmann und Nichols über den Weg...

Wenn Deine Theorie stimmt, hat man Amelia Lewis nicht auf gut Glück als einfaches „Lockvögelchen“ eingesetzt, sondern als Provokation. Lebte Jack in der Whitechapel Road oder ganz in der Nähe des Krankenhauses, dann hat er sie möglicherweise mehrmals in einer Nacht gesehen.

Offline Lestrade

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #5 am: 14.02.2013 13:50 Uhr »
Hi Andromeda!

Mir geht es ja hauptsächlich um die Ideen, ob das jetzt richtig oder falsch ist oder irgendetwas zwischen Beidem, sehe ich erst einmal sekundär. Ich fand es aber halt bemerkenswert, dass Du uns diese Geschichte mit dem Lockvogel, rund um das London Hospital präsentiert hattest und ich, sehr zeitnah, auf die 201 Whitechapel Road kam. Das Krankenhaus war, so gesehen, ja auch die Nummer 208, wahrscheinlich gehörte die “Tavern“ dazu. Dieser kleine Abschnitt in Whitechapel, war belegt mit Pubs, einem Krankenhaus, einem Schlachthaus, einem Tatort, wahrscheinlich einem Schustergeschäft, einem Ledershop und einem Friseurladen und dies bringen wir alles mit Jack the Ripper in Verbindung. Aber wie schon erwähnt, für Whitechapel alles andere als ungewöhnlich. Man kann es ja im Hinterkopf behalten… als etwas kurioses am Rande der Ripperjagd... ;)

Beste Grüße,

Lestrade.
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Stordfield

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #6 am: 14.02.2013 16:23 Uhr »
Hallo!

Schon im FBI- Profil wird ja erwähnt, dass sich der Ripper- Wohnort höchstwahrscheinlich in der Nähe des London Hospital befindet. Auch sollte der frühere JtR in dieser Gegend bereits andere Straftaten begangen haben. Auch ich favorisiere schon lange dieses Gebiet, nicht allein deshalb, weil er dort sein erstes (?) Opfer fand.
Allerdings ist mir die Geschichte mit der Hausnummer etwas schwammig. Reine Interpretationssache, würde ich meinen. Hört sich zwar recht gut an, aber klingt in meinen Ohren nicht so überzeugend. Doch vielleicht kriegt man ja noch den damaligen Bewohner/Besitzer/Vermieter der Nr. 201 raus und dann kämen wir der Sache eventuell tatsächlich einen Schritt weiter.

Gruß Stordfield

P.S. Bitte nicht falsch verstehen, Lestrade, ich lehne Deine Theorie nicht gänzlich ab, finde sie nur noch nicht ausgegoren genug.  :Laie_99:

Offline Lestrade

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #7 am: 14.02.2013 19:02 Uhr »
Hallo Stordfield,

Die 201 war, wenn meine Unterlagen stimmen, um 1891 herum unbewohnt. Ja, gemeint im FBI Profil war ein Hinweise auf das London Hospital aber nicht nur bezüglich des Wohnortes sondern auch bezüglich des Arbeitsortes. Selbst dieses Profil beschreibt diesen Bereich der Whitechapel Road, dann die Geschichte mit dem Lockvogel und eben auch die 201, die als Hausnummer darunter fällt. Und das ist auch die notierte Ziffer von Swanson hinter dem Opfer Nichols (die dort ganz nahe ihr Ende fand) und Chapman. Aber da liegst Du mit dem Interpretationshinweis ganz richtig… Aber wie ich selbst schon schrieb, man kann es ja einfach mal im Hinterkopf behalten… geben tue ich momentan auch noch nichts darauf. Vielen Dank jedoch für dein Feedback. Freut mich sehr.

Zum Profilhinweis London Hospital:

Er würde als ruhig, als Einzelgänger, schüchtern, etwas verschlossen, unterwürfig, adrett und ordentlich, seinem normalen Auftreten nach und während der Arbeit wahrgenommen werden. Er trinkt in den örtlichen Pubs und nach ein paar Schnaps wird er viel entspannter und er findet es dann auch behaglicher, sich an Gesprächen zu beteiligen. Er lebt oder arbeitet im Bereich Whitechapel. Der erste Mord sollte in nächster Nachbarschaft, entweder seiner Wohnung oder des Arbeitsplatzes liegen. Es wird darauf hingewiesen, dass das London Hospital nur einen Block vom ersten Mord entfernt liegt und wie bereits vorhin in dieser Analyse erwähnt, würden wir andere Gewaltverbrechen in dieser Nachbarschaft erwarten.

Beste Grüße,
Lestrade.
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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #8 am: 17.02.2013 11:26 Uhr »
Der Artikel über David Cohen im Ripperologist 130 brachte für mich jetzt nichts Weltbewegendes bis auf folgendes, das auch die Whitechapel Road betrifft und deshalb hier:

Der Brothel- Vorfall im Falle Gertrude Smith, bei dem N. Cohen und Aaron Davis Cohen (später David Cohen) verwickelt waren, fand wohl in der 254 Whitechapel Road, Ende November/Anfang Dezember 1888 statt. Am 1. Oktober 1888, nach dem Double Event, fand Thomas Coram ein Messer vor der 253 Whitechapel Road. Und dann wurde es noch spannender, in den 1880er Jahren wurde die 254 Whitechapel Road von John Levy (Cigar Shop) geführt. Er war der Bruder von Fanny Levy (29 Mitre Street 1888) und Sie, gut möglich, eine Cousine des Mitre Square Zeugen Joseph Hyam Levy. Noch interessanter ist, die 253/254 Whitechapel Road lag ein paar Meter nördlich von der Yalford Street/ Greenfield Street entfernt. Die Greenfield Street war der Wohnort von Aaron Kozminski´s Bruder Isaac und seiner Schwester Matilda. Von der Providence Street, in die Yalford Street, zog der andere Bruder, Woolf, Ende 1888/Anfang 1889.
Von der 254 Whitechapel Road bis zum Bereich des London Hospital in der Whitechapel Road sind es, ich denke so um die 400m, 7-8 Minuten, nur geradeaus zu Fuß.
In nächster Zeit werde ich, wie angekündigt, über die Batty Street Ereignisse im Oktober 1888 berichten. Rob House (der die Batty Street Geschichte hervorragend recherchierte) war vor einer Weile so freundlich, mir seine Meinung über David Cohen mitzuteilen. Er geht davon aus, dass David Cohen im Ripper Fall keine Rolle spielte und er glaubt auch nicht, im Gegenteil zu meiner Meinung, an eine Verwechslung des Verdächtigen durch die beiden Polizeieinheiten. Ich bin gespannt, wie er nun zum David Cohen Artikel im Ripperologist Stellung bezieht.
Für mich stellt es sich nämlich etwas anders da. Ich denke, seit einiger Zeit, dass die MET Police bereits im Oktober 1888 Aaron Kozminski auf die Spur kam und ihn kurzzeitig observierte. Man bedenke, dass zu jener Zeit die Polizei am Limit agierte. Der Oktober stellt sich für mich da als Höhepunkt heraus. Auch wenn Kozminski stark verdächtigt wurde, es gab unzählige andere zu überprüfen. Nach dem Kelly Mord, Anfang November 1888, wurde nun die City Police (wahrscheinlich durch ihren Constable) in eine erneute Überwachung von Kozminski involviert. Es scheint mir gut möglich, dass die MET nicht ganz so Up-to-date bei den Ermittlungen der City Police gewesen war und dann Ende November 1888/ Anfang Dezember 1888 beide Polizeieinheiten in eine Brothel- Geschichte gerieten. Einmal die City Police, die Kozminski überwachte und einmal die MET- Police, die erneut auf diesen Verdächtigen aufmerksam wurde. Beide Einheiten hätten gut und gerne einigen Mißverständnissen unterliegen können, die überhaupt nicht bösartiger Natur waren. Nun ist es gut möglich, dass im Bereich der MET- Polizei, ein Verrückter eingesammelt wurde, von dem einige Beamte dachten, es könne sich um den Verdächtigen Kozminski handeln. Nach einigen Stunden könnte sich das geklärt haben. Das würde auch die Namensänderung von Aaron Davis Cohen zu David Cohen innerhalb kürzester Zeit erklären. Dieser David Cohen war sicherlich gefährlich aber er muss nicht der Ripper gewesen sein. Ich denke, dass es sich bei der Brothel Geschichte, als auch bei den Observationen der MET und City Police, jeweils um Aaron (Davis) Cohen aka Aaron Kozminski gehandelt hatte und das David Cohen, als ähnlicher Typ, fälschlicherweise für knapp einen Tag oder so, für Aaron Kozminski (Aaron Cohen) gehalten wurde.
Ich erinnere an Jacob Cohen (als Jacob Kozminski geboren), der Bruder von Aaron´s Schwägerin Betsy Abrahams, der eine Firma mit Betsy´s Mann, Aaron´s Bruder Woolf Abrahams und einem Mann mit Namen Davies gründete, die im Namen Cohen/Abrahams/Davies trug. Die Kozminski Familie war bemüht andere Namen in England zu tragen, aus Kozminski wurde Abraham und Cohen und aus Lubnowski ebenfalls Cohen. Aaron weigerte sich bekanntlich (siehe Hundevorfall Dezember 1889) seinen Kozminski Namen abzulegen. Dass er oder seine Geschwister und Anverwandte ihn hier und da mal Abrahams oder Cohen nennen wollten, darauf gebe ich Brief und Siegel.

Das soll´s für´s erste sein.
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Offline Lestrade

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #9 am: 19.02.2013 22:19 Uhr »
Bei aller erklärbaren Konfusion bezüglich der Namen Kosminski und Cohen bleibt es dennoch ein Mysterium. Fakt ist, David Cohen (oder eben Aaron Davis Cohen) und Aaron Mordke Kozminski (eben nicht Kosminski mit einem “s“) waren zwei unterschiedliche Personen. Natürlich besteht die  Möglichkeit, dass eine Polizeieinheit (MET) David Cohen als Jack the Ripper identifizierte und die andere Polizeieinheit (City Police) auf die Spur von Aaron Kozminski kam. Dann wären sie gleichzeitig zwei gleichaltrigen, jungen polnischen Juden auf die Pelle gerückt. Zwei Männern, die an etwas wie paranoider Schizophrenie litten und letztendlich auf der Straße landeten, bevor sie Anstalten nie wieder verlassen würden. Scheint ja nicht unmöglich aber waren sie sich so ähnlich? Warum konnten beide die jeweilige Polizeieinheit so sehr überzeugen? Wo und an welcher Stelle nahm ein eventueller Irrtum seinen Lauf? Ich möchte an dieser an den Mord an Tristan Brübach erinnern. Der Täter wurde bis heute nicht gefasst. Aber es konnte damals ein verwirrter Schäfer mit Bezug zu Tschechien aufgegriffen werden, dieser Bezug war bzw. wäre ein wichtiger Beweis gewesen. In jeglicher Hinsicht, psychisch wie auch geographisch, war es ein Mann, so, wie ihn die Polizei und das Profiling suchten und forderte. Aber er war es nicht, er befand sich am Tattag zweifelsfrei woanders aber auch recht schnell wieder in Tatortnähe. Was ich sagen will, auch hier war jemand dem gesuchten Täter sehr ähnlich und tauchte auch am Ort des tragischen Szenarios auf. Zwei Männer, deren psychische Verfassung zum gesuchten Täter passt, hielten sich damals dort auf. Nur einer, der zweite Mann, muss der Mörder gewesen sein. Beide Männer werden davor und auch danach mit psychiatrischen Behandlungen in Kontakt gekommen sein. Vielleicht leben beide oder zumindest einer nicht mehr. Letztendlich könnte sich ein ähnliches Ereignis im East End, im Herbst 1888, ereignet haben. Ganz sicher gab es mehrere Dutzend Männer mit solchen Problemen zu jener Zeit im EastEnd. Aber eben zwei Männer, deren Namen und Schicksal aus bestimmten Gründen besonders auffällt, hießen David Cohen und Aaron Kozminski.  David Cohen könnte aber genauso gut der “Schäfer“ im Falle der East End Morde gewesen sein. So hätte es sicherlich eine Verwechslung geben können aber die wäre schnell aufgeklärt worden. Die Angaben von (bzw. über) Swanson und Anderson besagen, dass sie glaubten, dass der Täter in einer Anstalt starb. Swanson war sich an seinem Lebensende sicher, dass er es tat. Mit “starb“, meine ich ein nicht allzu fernes Ende nach dem Aufhören der Morde, so etwas wie im Falle David Cohen. Denn Aaron Kozminski starb ja auch in einer Anstalt, allerdings erst 1919. So etwas war in ihren Aussagen aber nicht gemeint. Recht früh schien die City Police die Überwachung des (bestimmten) Verdächtigen, also Kosminski, zu übernehmen. Über das weitere Schicksal von Kosminski, wer dieser auch immer war, hätte es bei der MET, also bei Swanson und Anderson, durchaus Fehlinformationen geben können aber so ganz krasse auch? Eher nicht, nicht bei den Jack the Ripper Morden. Außerdem gibt man einen ganz besonderen Spezi, von der MET, hinüber zu den Kollegen der City Police, also ist es e i n Verdächtiger und daraus werden keine z w e i Personen. Cox von der City Police sprach von drei Monaten Observation, die e r mit durchführte, dies spricht gegen Cohen, da war dieser schon in Colney Hatch. Dies könnte auch der Mann von Sagar gewesen sein aber da wissen wir nicht annähernd, wann er in der Butcher´s Row observierte, es war auf jeden Fall nicht die gleiche Straße, die Cox überwachte. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass der Verdächtige an mehreren Orten zu finden war. Es steuert also nicht unbedingt auf zwei Polizeiabteilungen mit zwei Verdächtigen hin. Die Tendenz ist eher die, dass David Cohen nicht “Kosminski“ war aber dies muss nicht bedeuten, dass er, ähnlich wie der Schäfer im Brübach Fall, nicht kurzzeitig in´s Visier der Ermittler geriet, weil er vielleicht dem “Kosminski“ ähnlich war und ähnlich könnten sich beide Männer, gut und gerne, gewesen sein. Bei Swanson und Anderson gab es wenige Jahre später, eine gewisse, vielleicht auch schwankende Überzeugung, dass der Verdächtige nicht mehr lebte, die sich vielleicht im Laufe der Jahre, in fester Überzeugung verwandelte.  

Sir Robert states as a fact that the man was an alien from Eastern Europe, and believed that he died in an asylum.”

“…and Mr. Swanson believed the crimes to have been the work of a man who is now dead."


Gehen wir einmal von der Theorie aus, dass David Cohen geklärt werden konnte, warum hätten sie sich im Falle Aaron Kozminski so irren sollen? Klar, Kozminski wanderte 1894 von Colney Hatch in´s Leavesden Asylum. Hätten die Beamten und möglicherweise auch die Anverwandten, die Info bekommen, dass die Verlegung auch erfolgt, weil der Patient nicht mehr lange leben würde? Hätte es aus der Sicht der Ärzte einen Grund gegeben, den sie gesehen haben und von dem wir nichts wissen?

Oder sind aller guten Dinge drei? David Cohen (es gab mit Sicherheit einige, die ihren Namen von Kosminski in Cohen änderten), Aaron Kozminski und/oder?
  
Die letzten Monate und Jahre lassen wirklich darauf schließen, dass Aaron Kozminski “Kosminski“ gewesen war und somit ein sehr überzeugender Kandidat für Jack the Ripper.

Und dann erinnert man sich an so etwas hier:

Aaron´s  falsch geschriebener Zuname “Kosorimski“ in Colney Hatch.

Einen Wo(o)lf Kosminski in 26 Batty´s Gardens in 1901, der wohl schon 1891 in 9 Batty´s Gardens als Wolf Kosusorumie o.ä. auftaucht. Er teilte sich die Räumlichkeiten mit anderen Schneidern, darunter einem Jacob Cohen. Hatten die mit Woolf Abrahams (Kozminski) und seinem Schwager Jacob Cohen zu tun? Jedenfalls waren es nicht dieselben Personen.

Dort finden wir 1887 eine Familie mit dem Zunamen “Lobonoffski“ in 23 Batty´s Gardens, was an Lubnowski erinnert. Gab es da einen Bezug zu Matilda Lubnowski?

Batty´s Gardens war eine schmale Durchgangsstraße, welche die Back Church Lane mit der Berner Street verband. Zwischen 32-30 Berner Street lag ein Ende dieser Straße, was bedeutet, dass der Tatort Stride, nur 12-13 Schritte entfernt lag. Am anderen Ende, kam man an der 114 Back Church Lane wieder heraus.

Nicht nur Aaron Kozminski wohnte einst in der Berner Street (38) und wohl später und in 1888 in der um die Ecke liegenden Providence Street, sondern auch Maurice Kosminski in der Nummer 70 (lag an der Kreuzung zur Boyd Street) und eben jener Wolf Kosminski  aus Batty´s Gardens, Luftlinie 20m vom Stride Tatort entfernt. Ganz genau lässt sich nicht sagen, wann Maurice und Wolf da aufschlugen. Aber schon einmal drei mit dem Namen auf einer Stelle. Und das nur in der Berner Street.

Was ich sagen will,

Bei aller “Beweislage“ gegen Aaron Kozminski, einen noch ganz andere “Kosminski“ sollte man besser vorsichtshalber auf dem Schirm haben.

Warum also nicht eine andere Kosminski- Familie mit ähnlichem Hintergrund, als die bereits bekannte Kozminski- Family?
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Offline Anirahtak

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #10 am: 05.03.2013 00:46 Uhr »
In dem Buch „Ripper Suspect – The Secret Lives Of Montegue Druitt“ von D.J. Leighton stieß ich auf folgende interessante Information.

Offensichtlich versuchte Warren auch zumindest 1x mit der Hilfe eines Lockvogels den Ripper zu fangen. Angeblich wurde er von den 2 Detectives Gill und Payne dazu überredet.
Die damals 20 Jahre alte Frau hieß Amelia Lewis* (nicht zu verwechseln mit der Frau gleichen Namens in der Hyam Hyams-Geschichte) und war die Tochter eines Wirtes aus Stepney.
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Und womit? Mit Recht! Eine sehr interessante Begebenheit und danke fürs Einstellen, aber ich frage mich vor allem, was die sich dabei gedacht haben. Wenn sie dem Ripper nahe genug gekommen wäre, um festzustellen, dass er es ist, wäre es zu spät für alles andere gewesen.

Andromeda1933

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #11 am: 05.03.2013 10:19 Uhr »
Hallo Anirahtak!

Mit dem kartoffelsüchtigen Lestrade hatte ich schon ein wenig debattiert, wie es dazu gekommen sein könnte.
Die beiden Detectives hatten naiv vielleicht nur die besten Absichten.
Womöglich gab es auch zarte Bande zwischen Amelia und einem der Detectives (ihr Vater war scheinbar nicht Polizist und irgendwie muss es ja vorher schon eine Verbindung zwischen den 3 Personen gegeben haben) und so ließ sie sich vielleicht überreden, den Lockvogel zu spielen.
Ist aber auch möglich, dass die beiden einfach beförderungsgeil waren und Amelia ihrem Angebeteten helfen wollte oder in ihrer Naivität von den beiden ausgenutzt wurde. Im Erfolgsfalle wären die beiden sicher die Leiter rauf geklettert und das Mädchen berühmt geworden. Verantwortungslos war es schon. Damit der Trick hätte funktionieren können, hätten sich die beiden nie sehr nah bei Amelia aufhalten dürfen. Und sie hätten ja auch nicht bei jeder Gelegenheit sofort aus dem Schatten heraus springen dürfen, denn vielleicht wurde sie von jemanden angesprochen, der sie kannte („was machst Du denn noch so spät auf der Straße?“).
Jack ging seinen Opfern als erstes an die Kehle, da wäre jede Intervention der Detectives für Amelia zu spät gekommen. Da hast Du völlig Recht!  Ihr Vater hatte wohl als einziger seine Sinne beisammen!!!

Ciao! Andromeda

PS: die treue Amelia war später noch sehr lange auf der Lauer!
http://www.youtube.com/watch?v=--K3X6rptE4

Offline Anirahtak

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #12 am: 06.03.2013 21:57 Uhr »
Eben genau. Ich sehe überhaupt keine Möglichkeit, wie man auf diese Weise den Ripper fangen will, ohne dass aus dem Lockvogel ein Opfervogel wird oder eben Unschuldige zu verhaften. Diese Aktion verbessert meinen Eindruck von der damaligen Polizei nicht gerade.

Andromeda1933

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #13 am: 07.03.2013 08:36 Uhr »
Irgendwie „riecht“ diese Aktion nach Hilflosigkeit, finde ich.

Offline Anirahtak

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Re: Etwas kurioses am Rande der Ripperjagd
« Antwort #14 am: 11.03.2013 21:10 Uhr »
Ja, wenn es tatsächlich von ganz oben abgesegnet war. Ansonsten würde ich auf unreife Jungspunde tippen.