Bei aller erklärbaren Konfusion bezüglich der Namen Kosminski und Cohen bleibt es dennoch ein Mysterium. Fakt ist, David Cohen (oder eben Aaron Davis Cohen) und Aaron Mordke Kozminski (eben nicht Kosminski mit einem “s“) waren zwei unterschiedliche Personen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass eine Polizeieinheit (MET) David Cohen als Jack the Ripper identifizierte und die andere Polizeieinheit (City Police) auf die Spur von Aaron Kozminski kam. Dann wären sie gleichzeitig zwei gleichaltrigen, jungen polnischen Juden auf die Pelle gerückt. Zwei Männern, die an etwas wie paranoider Schizophrenie litten und letztendlich auf der Straße landeten, bevor sie Anstalten nie wieder verlassen würden. Scheint ja nicht unmöglich aber waren sie sich so ähnlich? Warum konnten beide die jeweilige Polizeieinheit so sehr überzeugen? Wo und an welcher Stelle nahm ein eventueller Irrtum seinen Lauf? Ich möchte an dieser an den Mord an Tristan Brübach erinnern. Der Täter wurde bis heute nicht gefasst. Aber es konnte damals ein verwirrter Schäfer mit Bezug zu Tschechien aufgegriffen werden, dieser Bezug war bzw. wäre ein wichtiger Beweis gewesen. In jeglicher Hinsicht, psychisch wie auch geographisch, war es ein Mann, so, wie ihn die Polizei und das Profiling suchten und forderte. Aber er war es nicht, er befand sich am Tattag zweifelsfrei woanders aber auch recht schnell wieder in Tatortnähe. Was ich sagen will, auch hier war jemand dem gesuchten Täter sehr ähnlich und tauchte auch am Ort des tragischen Szenarios auf. Zwei Männer, deren psychische Verfassung zum gesuchten Täter passt, hielten sich damals dort auf. Nur einer, der zweite Mann, muss der Mörder gewesen sein. Beide Männer werden davor und auch danach mit psychiatrischen Behandlungen in Kontakt gekommen sein. Vielleicht leben beide oder zumindest einer nicht mehr. Letztendlich könnte sich ein ähnliches Ereignis im East End, im Herbst 1888, ereignet haben. Ganz sicher gab es mehrere Dutzend Männer mit solchen Problemen zu jener Zeit im EastEnd. Aber eben zwei Männer, deren Namen und Schicksal aus bestimmten Gründen besonders auffällt, hießen David Cohen und Aaron Kozminski. David Cohen könnte aber genauso gut der “Schäfer“ im Falle der East End Morde gewesen sein. So hätte es sicherlich eine Verwechslung geben können aber die wäre schnell aufgeklärt worden. Die Angaben von (bzw. über) Swanson und Anderson besagen, dass sie glaubten, dass der Täter in einer Anstalt starb. Swanson war sich an seinem Lebensende sicher, dass er es tat. Mit “starb“, meine ich ein nicht allzu fernes Ende nach dem Aufhören der Morde, so etwas wie im Falle David Cohen. Denn Aaron Kozminski starb ja auch in einer Anstalt, allerdings erst 1919. So etwas war in ihren Aussagen aber nicht gemeint. Recht früh schien die City Police die Überwachung des (bestimmten) Verdächtigen, also Kosminski, zu übernehmen. Über das weitere Schicksal von Kosminski, wer dieser auch immer war, hätte es bei der MET, also bei Swanson und Anderson, durchaus Fehlinformationen geben können aber so ganz krasse auch? Eher nicht, nicht bei den Jack the Ripper Morden. Außerdem gibt man einen ganz besonderen Spezi, von der MET, hinüber zu den Kollegen der City Police, also ist es e i n Verdächtiger und daraus werden keine z w e i Personen. Cox von der City Police sprach von drei Monaten Observation, die e r mit durchführte, dies spricht gegen Cohen, da war dieser schon in Colney Hatch. Dies könnte auch der Mann von Sagar gewesen sein aber da wissen wir nicht annähernd, wann er in der Butcher´s Row observierte, es war auf jeden Fall nicht die gleiche Straße, die Cox überwachte. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass der Verdächtige an mehreren Orten zu finden war. Es steuert also nicht unbedingt auf zwei Polizeiabteilungen mit zwei Verdächtigen hin. Die Tendenz ist eher die, dass David Cohen nicht “Kosminski“ war aber dies muss nicht bedeuten, dass er, ähnlich wie der Schäfer im Brübach Fall, nicht kurzzeitig in´s Visier der Ermittler geriet, weil er vielleicht dem “Kosminski“ ähnlich war und ähnlich könnten sich beide Männer, gut und gerne, gewesen sein. Bei Swanson und Anderson gab es wenige Jahre später, eine gewisse, vielleicht auch schwankende Überzeugung, dass der Verdächtige nicht mehr lebte, die sich vielleicht im Laufe der Jahre, in fester Überzeugung verwandelte.
“Sir Robert states as a fact that the man was an alien from Eastern Europe, and believed that he died in an asylum.”
“…and Mr. Swanson believed the crimes to have been the work of a man who is now dead."
Gehen wir einmal von der Theorie aus, dass David Cohen geklärt werden konnte, warum hätten sie sich im Falle Aaron Kozminski so irren sollen? Klar, Kozminski wanderte 1894 von Colney Hatch in´s Leavesden Asylum. Hätten die Beamten und möglicherweise auch die Anverwandten, die Info bekommen, dass die Verlegung auch erfolgt, weil der Patient nicht mehr lange leben würde? Hätte es aus der Sicht der Ärzte einen Grund gegeben, den sie gesehen haben und von dem wir nichts wissen?
Oder sind aller guten Dinge drei? David Cohen (es gab mit Sicherheit einige, die ihren Namen von Kosminski in Cohen änderten), Aaron Kozminski und/oder?
Die letzten Monate und Jahre lassen wirklich darauf schließen, dass Aaron Kozminski “Kosminski“ gewesen war und somit ein sehr überzeugender Kandidat für Jack the Ripper.
Und dann erinnert man sich an so etwas hier:
Aaron´s falsch geschriebener Zuname “Kosorimski“ in Colney Hatch.
Einen Wo(o)lf Kosminski in 26 Batty´s Gardens in 1901, der wohl schon 1891 in 9 Batty´s Gardens als Wolf Kosusorumie o.ä. auftaucht. Er teilte sich die Räumlichkeiten mit anderen Schneidern, darunter einem Jacob Cohen. Hatten die mit Woolf Abrahams (Kozminski) und seinem Schwager Jacob Cohen zu tun? Jedenfalls waren es nicht dieselben Personen.
Dort finden wir 1887 eine Familie mit dem Zunamen “Lobonoffski“ in 23 Batty´s Gardens, was an Lubnowski erinnert. Gab es da einen Bezug zu Matilda Lubnowski?
Batty´s Gardens war eine schmale Durchgangsstraße, welche die Back Church Lane mit der Berner Street verband. Zwischen 32-30 Berner Street lag ein Ende dieser Straße, was bedeutet, dass der Tatort Stride, nur 12-13 Schritte entfernt lag. Am anderen Ende, kam man an der 114 Back Church Lane wieder heraus.
Nicht nur Aaron Kozminski wohnte einst in der Berner Street (38) und wohl später und in 1888 in der um die Ecke liegenden Providence Street, sondern auch Maurice Kosminski in der Nummer 70 (lag an der Kreuzung zur Boyd Street) und eben jener Wolf Kosminski aus Batty´s Gardens, Luftlinie 20m vom Stride Tatort entfernt. Ganz genau lässt sich nicht sagen, wann Maurice und Wolf da aufschlugen. Aber schon einmal drei mit dem Namen auf einer Stelle. Und das nur in der Berner Street.
Was ich sagen will,
Bei aller “Beweislage“ gegen Aaron Kozminski, einen noch ganz andere “Kosminski“ sollte man besser vorsichtshalber auf dem Schirm haben.
Warum also nicht eine andere Kosminski- Familie mit ähnlichem Hintergrund, als die bereits bekannte Kozminski- Family?