Autor Thema: Fallparallelen  (Gelesen 53977 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #45 am: 24.05.2016 13:37 Uhr »
Yes, Shadow!  :good:
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #46 am: 08.06.2016 04:11 Uhr »
Hm, ich bin mir im Gegensatz zu Euch nicht so sicher, daß Seel Tristans Mörder ist.
Für meine Begriffe stochert die Doku (Spiegel TV) eher im Nebel.

Seel ist mit Sicherheit für das letzte Opfer verantwortlich bzw mitverantwortlich. Aber sonst?
Für mich passt da einiges nicht zusammen.
Die Fälle haben Paralellen, das stimmt, aber eben auch wahnsinnige Unterschiede zB bez. Tötungsart, Leichenentsorgung und Opfertypus.
Seel wäre zumindest ein sehr untypischer Serienmörder...

Zum Fall Tristan: Hoffen wir auf weitere Ermittlungen (zB Fingerabdrücke auf der Klarinette). Sechs Fingerabdrücke wurden schon getestet (Exhumierung), Ergebnis negativ.
Auch hat Seel mE keine Lippenspalte, das wurde auch nicht behauptet in der PK.
Und er trug schon in den Neunzigern Bart, widerspricht wieder dem Phantombild bei Tristan...
Sehr rätselhaft, ich bin gespannt, wie es weitergeht...

Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #47 am: 08.06.2016 04:53 Uhr »
Im Übrigen kommt es mir doch seltsam vor, zB Seels Bundeswehrzeit durchleuchten zu wollen. Ist ja irgendwie richtig, wäre es aber nicht erstmal interessanter, zB den Ort zu finden, an dem er sein letztes Opfer umbrachte? So eine Tat mit Quälerei vor dem Tod (Nägel, Schrauben...) erfordert doch eine gewisse Abgeschiedenheit.
Das wird er ja nicht im heimischen Keller vollzogen haben...

Irgendetwas muss es da doch an Unterlagen geben von seiner "Entrümpelungsfirma". Wer waren seine Kunden?
Wo entsorgte er das, was er da entrümpelt hat?
Und: Wo sind denn die "Trophäen", von denen man ausgeht? Ein Ermittler sagte sogar, aus den Teilen könnte man einen neuen Menschen zusammensetzen...
Passt halt irgendwie nicht. So etwas müsste ja aufzufinden sein, wie bei anderen Serientätern auch.

Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #48 am: 08.06.2016 11:37 Uhr »
Hallo Claudia!

Sicher bin ich mir da überhaupt nicht. Ich muss zugeben, dass ich eher sehr überrascht bin. Alles in allem vertraue ich dabei der Polizei, mir bleibt garnichts anderes übrig.

Ich betrachtete den Fall aus purer Amateursicht und für mich war der Täter ein "Kindermörder". Einer, dem ich keine Mordtat vor Tristan Brübach zutraute, eher dann Taten an Tieren o.ä. Das er danach nicht wieder mordete, aus Sicht eines Kindermörders und auf diese Art, brachte ich in Verbindung mit dem Telefonanruf, der möglicherweise aus "Reue" entstanden war, so meine Interpretation. Ich stellte mir einen jüngeren Täter vor (Mitte 20), der an einer ernsthaften psychischen Erkrankung litt und deren er sich auch bewusst war. Es gab ja auch keine Serie von Morden dieser Art an Kindern. Zumindest meines Wissens nicht. Ich sah Tristan eher als ein Zufallsopfer, mit wenig Planung. Aber das war nur meine Vorstellung, andere sahen das anders und lagen damit, falls Seel dieser Killer war, viel, viel richtiger. Ansonsten war ich damit eher überfordert.

Profil 2013:

http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Tristan-neues-Taeterprofil;art676,689928

„Der Mann war zum Tatzeitpunkt zwischen 25 und 35 Jahre alt und führte wohl einen sozial zurückgezogenen Lebensstil. Er hatte aber einen eindeutigen Ortsbezug zum Stadtteil Höchst und zur Umgebung des Bahnhofs"

Wenn ich richtig rechne, war Manfred Seel 52 Jahre alt, als Tristan ermordet wurde. Er war ein "lustiger" Klarinette und Saxophon Spieler mit Frau und Kind und auch beruflich aktiv.

Das hat jetzt weniger mit diesem Profil zu tun. Ich meine mich auch zu erinnern, dass jene Profiler, Alexander Horn und Markus Hoga, von einem jüngeren Mann ausgingen, der in Betreuung (durch wen auch immer) lebte, eher in untergeschossiger Wohnung sein Dasein fristete und auch schon stationär behandelt worden ist, seiner Psyche wegen. 

Die Polizei als auch die Profiler müssen doch selber überrascht gewesen sein, als dieser Seel für die Tat an Tristan Brübach in Frage kam. Oder auch nicht...

Der Anrufer nach Tristan´s Beerdigung beschrieb sich als 1,80m groß mit langen schwarzen Haaren. Das Phantombild zeigt jetzt keine schwarzen Haare. Der Zopf bei diesem Täter ragte angeblich hinten aus einer Kappe o.ä. heraus. Ich sah neulich eine Vergößerung von Seel´s Lippen als er keinen Bart trug und jünger war, da sieht es schon nach einer kleinen Fehlstellung aus, allerdings eher links statt rechts. Der Ausschnitt war vom dritten Foto hier: https://www.polizei.hessen.de/Dienststellen/Hessisches-Landeskriminalamt/broker.jsp?uCon=d1f20379-a056-c451-32ab-69510ef798e7&uBasVariant=11111111-1111-1111-1111-111111111111&uTem=65f40e20-afd2-b701-2892-8f1edad490cf Er müsste in 1998 bei der Ermodrung von Tristan unrasiert gewesen sein und lange Haare getragen haben, die vielleicht nicht mehr ganz so schwarz gewesen waren mit seinen 52 Jahren. Ich weiß jetzt nicht wo, aber die Polizei sprach jetzt im Falle von Seel, dass er beruflich tatsächlich in der Nähe des Bahnhofs Höchst zur Mordzeit zu tun hatte. Außerdem gab es da die Sache mit den Schuhen im Falle Tristan. Sie standen bei ihm auf dem Körper und im Falle Gisela Singh nahe an ihrem Kopf. Das ist schon eine auffällige Komponente. Mit den Fingerabdrücken bin ich jetzt ebenfalls überfragt. Man braucht jedoch eine hohe Anzahl von Übereinstimmungen bzw. ein markantes Merkmal (Narbe o.ä.), um das genau zu bestimmen. Ich stelle mir das so vor: Beim Vergleich stimmen 8 Linien überein, 15 sind jedoch erst von Beweiskraft, keine Auffälligkeiten wie Narben o.ä. erkennbar, dann wäre das ein eher kläglicher Beweis. Man kann dann zwar nicht sagen, dass es seine sind aber ihn auch nicht ausschließen, weil rechnerisch noch 8000 andere Menschen dafür in Frage kämen.

Aus jener Zeit des Tristan Mordes, gibt es ja auch noch Zeugen. Kinder, die von ihm angesprochen wurden und von einem Kind, wurde er ja später auch noch einmal am Tatort gesehen. Da gab es auch noch eine Frau, die meinte, dass er ihr nicht unbekannt vorkam. Sie sagte, sie könne sich vorstellen, dass sie ihn etwas weiter oben von Höchst, in Engelsruh oder so, schon vielleicht öfters mal gesehen haben könnte. Schwalbach, der Wohnort von Seel, lag oberhalb von Höchst bzw. eben jenes Engelsruh. Das sollten oder könnten noch hilfreiche Zeugen werden, wenn sie mit Fotos von Seel aus der damaligen Zeit konfrontiert werden.   

Warum er Tristan Brübach tötete, so wird vermutet, könne daran liegen, dass er als mutmaßlicher Kannibale, junges und gesundes Fleisch wollte, so schlimm das auch jetzt klingen mag. Die üblichen Opfer von ihm waren ja eher krank, Alkohol- oder Drogenabhängig. In solch einem Falle hätte er sich dann ganz gezielt ein Opfer gesucht und das passt zu den Aussagen der Kinder in dem erwähnten Heim als auch zu dem Jungen, der vom mutmaßlichen Tristan Mörder verfolgt wurde, der den Mann dann auch später am Tatort wiedersah. Eine sehr junge Frau war wohl bereits unter Seel´s Opfern aber wohl auch bereits körperlich sehr mitgenommen.

Die Kinder wollten an der Sprache des Mannes nichts auffälliges vernommen haben, er könne ein Einheimischer gewesen sein. Die Stimme des Anrufers erscheint doch auch recht einheimisch.

Hier noch einmal eine Doku zu Tristan aus 2013 (mit Horn und Hoga, mit der Frau und den Kindern):

https://www.youtube.com/watch?v=DI9hiNbARM8

Und hier ein aktuelles Interview mit Horn:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/fall-tristan-bruebach-profiler-alexander-horn-ueber-manfred-seel-a-1092904.html

Wie Eingangs erwähnt, ich bin überrascht aber die Polizei wird ihre Gründe haben, auch wenn wir wahrscheinlich noch nicht alle kennen.

Beste Grüße, Lestrade.
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Re: Fallparallelen
« Antwort #49 am: 09.06.2016 03:39 Uhr »
Hi Lestrade!

Da hast Du eine recht gute Zusammenfassung der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit geliefert.
Ich krieg es nur für mich nicht in einen Zusammenhang.
Sicher, im Fall Tristan gab es mehrere Vorstöße der Ermittler, viele davon widersprüchlich. Das erste Phantombild ähnelt dem späteren "Zopfmann" zB nur wenig.
Die Zeugen, die diesen Mann später in Tristans Begleitung (Lehrerin) oder gar nach der Tat zum Tatort tauchend (!) gesehen haben wollen, wurden erst Jahre nach der Tat präsentiert und waren mir immer suspekt...
Die Lehrerin sagte sinngemäß, es "könnte" der sog. Zopfmann (auch noch mit auffälliger Hasenscharte) gewesen sein und "irgendwie" habe sie das "Gefühl", ihn zu kennen, "vielleicht" aus Höchst. Hm, naja, auf diese Zeugin kann man nicht setzen...
Ebenso der junge Mann (zum Tatzeitpunkt Kind), der dem Täter vor der Tat schon begegnet sein will und ihn eine Zeit nach der Tat zufällig am Tatort gesehen haben will, wo er in den Tunnel tauchte (im ca knöchelhohen Liederbach!), außerdem habe der Mann stets ein Messer im Stiefel getragen... :unknown:
Öhm, naja.
Ich sags mal so: Wenn es einen solchen Mann gegeben hätte, dann hätte man ihn doch sicher gefunden.

Nun wird uns Seel präsentiert, vielleicht zu Recht. Es ist erstaunlich, daß ihm in der PK vor wenigen Wochen "nur" fünf Morde zugeordnet werden, irgendwie und eventuell.  Tristan sei fraglich. Gestern bei XY sind es schon acht Morde (darunter zB Vermisstenfälle im Prostituiertenmilieu, von denen man schlicht keine Spuren hat).
Kann natürlich sein, aber sonderlich seriös finde ich das nicht.
Und der Hammer für mich ist, daß der Fall Tristan sowohl vom Verletzungsmuster als auch Tatverhalten jahrelang als "weltweit einzigartig" präsentiert wurde und jetzt plötzlich gibt es solche Parallelen zum Fall Gisela Singh (1991), daß es NUR Seel gewesen sein kann. Das muss man sich mal vorstellen, es wird eine Prostituierte nur wenige Jahre vor Tristan ermordet, auch ihr Körperteile entfernt ( jetzt plötzlich auf so auffällige Weise, daß es EINEN Täter nahelegt) und sogar die Schuhe ähnlich auffällig abgestellt. Und die Ermittler erkennen KEINE Parallelen, obwohl die Tatorte dicht beieinander liegen...
Verstehe nur ich das nicht?
Was denn nun? "Weltweit einzigartig" oder eher "eindeutige Handschrift"?
Ich bin einfach nur verwirrt.
Was wird uns da gerade präsentiert?
Ich bin eigentlich niemand, der Polizeiarbeit in Frage stellt, im Gegenteil, aber DAS lässt doch Fragen offen.

Genauso der ominöse Telefonanruf , gestern wieder bei XY. Warum kann man den nicht ENDLICH einmal korrekt untertiteln? Der Anrufer sagt eben nicht "hier ist Tristans Mörder", er sagt: "hier ist Tristian Mörder" und das finde ich wichtig, denn der Anrufer kennt nicht nur nicht den Namen des Opfers, er spricht auch kein korrektes Deutsch (wenn auch mit hessischem Akzent).
Das passt nicht (also eher ein alkoholisierter Spinner). Seel war es jedenfalls nicht (die Tochter hätte ja sonst die Stimme erkannt).Ein Mittäter (wie im Fall Diallo vermutet?). Passt auch nicht wirklich, nicht bei diesem Tatablauf...
Ich bin ratlos, dabei würde ich mir nichts mehr wünschen, als die wirkliche Aufklärung dieses Falles.
Aber keine "Pseudoaufklärung" im Sinne von "könnte sein".

Leider wird es Tristans Vater nichtmehr helfen, er ist im letzten Jahr verstorben...

Grüße an Dich, Claudia






Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #50 am: 09.06.2016 17:05 Uhr »
Hallo Claudia!

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich im Fall Tristan Brübach nur sehr rudimentär unterwegs bin. Mir fiel es von Anfang an schwer, mich auf diesen Fall einzulassen. Schon bei anderen Fällen, insbesondere im Ripper Fall, kostete es mir viel Überwindung und Übung mich mit solchen Grausamkeiten zu befassen. Ich bin da eher zart besaitet und bei Kindern geht das eigentlich gar nicht, dass nimmt mich dann wirklich mit. Ich wahre da immer etwas Distanz und für ein Verbrechen wie das an Tristan Brübach bin ich als hilfreicher Gesprächspartner doch sehr ungeeignet.

Mit dem Tauchen war vielleicht gemeint unter das angebrachte Absperrgitter zu kriechen? Seel war Entrümpeler und Gartenbauer, die haben vielleicht ein Messer im Schuh. Ich bin gelernter Gärtner/ Gartenlandschaftsbauer aber ein solche Bobachtung habe ich nie gemacht (oder es fiel mir nicht auf). Aber wie gesagt, Du oder auch andere können/ könnten das alles besser beurteilen.

Ich weiß auch nicht, wie die Taktik der Polizei in solchen Fällen aussieht, was sie wie lange und warum auch immer nicht veröffentlichen usw. usf... Ich habe zwar im Freundeskreis jemand, der bei der Polizei mit solchen Dingen vertraut ist sowie eine weitere Person mit noch mehr Zugang zu solchen Dingen aber ich möchte da auch nicht nachfragen.

Was ich jetzt noch mitbekam ist, dass Seel doch eine "Therapie" machte, eine Entziehungskur wegen Alkohol in 1996.

Was ich dich noch fragen wollte, was ist aus eurem Tierquäler geworden? Da war was vor 3-4 Jahren meine ich.

Grüße, Lestrade.
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Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #51 am: 10.06.2016 01:53 Uhr »
Hi Lestrade!

Ja, das kann ich verstehen, gerade Verbrechen an Kindern berühren doch sehr. Mir ging der Fall Tristan einfach nicht aus dem Kopf, seit ich damals zufällig im Stern einen Bericht dazu gelesen habe. Natürlich verfolgt man diesen Fall dann über die Jahre...

Seel wird in manchen Medien ja bereits als der "deutsche Jack the Ripper" bezeichnet, das war eigentlich der Grund für mich, hier wieder hereinzuschauen.
Ich habe vermutet, das könnte auch hier Diskussionen auslösen, aber das Forum ist wohl eher "tot".

Wegen des Tierquälers: Schön, daß Du Dich erinnerst.
Das hat mich damals sehr beschäftigt, weil es in meiner Nachbarschaft war (im letzten Fall wurde der Katze der Bauch aufgeschlitzt, zumindest wurde es so berichtet). Danach passierte Gottseidank nichts weiter (meines Wissens). Jedenfalls nicht in meiner direkten Umgebung. Im weiteren Umkreis gibt es natürlich immer wieder Meldungen von zB Ködern mit Rasierklingen usw (gibt es ja in jeder Region), aber bei uns direkt nicht mehr.
Mich hat damals die Gleichgültigkeit der Polizei erschreckt, die ME solche Fälle viel ernster nehmen sollte, nicht nur wegen der gequälten Tiere, sondern der Neigung, die dahinter steckt.
Es muss doch IMMER alarmieren, wenn jemand einem Lebewesen absichtlich Schmerzen zufügt...

Liebe Grüße, Claudia

Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #52 am: 10.06.2016 12:54 Uhr »
Ja Claudia,

Diese Tierquälereien, egal auf welche Art und Weise, nehme ich auch immer sehr ernst. Das, was aus solchen Neigungen noch entstehen kann, richtet sich dann letzendlich gegen den Menschen oder könnte sich zumindest gegen ihn richten. Wobei das gegen Tiere schon schlimm genug ist.

Leider ist das Forum sehr, sehr dünn geworden. Aber noch lebt es irgendwie. Deshalb besuche ich auch sehr regelmäßig die anderen Foren bzw. bin mit anderen auch auf anderen Wegen in Kontakt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja noch eines Tages eine Wendung...

Für mich ist es im Prinzip sehr wichtig, mich zu diesem Thema mit anderen auszutauschen, reflektiert und angeregt, inspiriert zu werden. Ich brauche das für die Weiterentwicklung von Ideen bzw. um einfach nur zu lernen. Als ich mit Jeff Leahy zusammenfand, um eine Neubetrachtung der Quellen zu betreiben, entwickelten sich plötzlich viel, viel mehr Perspektiven um eben jene Dinge noch einmal neu und immer und immer wieder zu betrachten. Das ist ein ständiger Prozess und so sollte es sein. Ich bin da gar nicht so der Einzelgänger Typ und profitiere eher durch den Austausch mit anderen. Aber Fakt ist auch, dass die Diskussionen hier in unserem Forum in den letzten Jahren, sei es mit Isdrasil, Shadow Ghost, Stordfield, Andromeda, Lestrate und gerade mit Arthur Dent 2, für mich von enormer Wichtigkeit waren und immer noch sind. Für die Herausarbeitung meiner Standpunkte war und ist dies Gold wert. Klar, es könnte hier mehr und beständiger sein. Ein großer Nachteil weniger Aktiver hier ist, wenn man hier viel schreibt wie ich, dass Fehler in meinen Ausführungen unbemerkt bleiben bzw. nicht korrigiert werden können. Meine Partnerin, mit Null Interesse an diesem Thema (aber mit großer Unterstützung für mich), muss sich in schöner Regelmäßigkeit meine Ausführungen anhören, damit ich überhaupt etwas mehr an Feedback erhalte. Für mich ist das wichtig, ob Sie Logik in meine Ausführungen erkennen kann. Ich bin froh, dass Sie die Zeit findet und auch wirklich gut zuhört. Duch die erwähnten anderen Foren und Kontakte kann ich sie aber gut entlasten. Ich habe mich dann auch wirklich über Komplimente freuen können, die von Jeff Leahy, Scott Nelson oder Christer Holmgren kamen. Auch so etwas ist sehr inspirierend. Nun genug des Klagens, ich versuche immer das Beste daraus zu machen...

Zum Schluß noch eine wichtige Erkenntnis, welche mir bewusst wurde:

Ich weiß eigentlich gar nichts!

Ich denke nur immer, dass ich etwas wüsste. Aber genau diese Erfahrung, hat alles noch viel spannender gemacht.

Liebe Grüße zurück,

Lestrade.
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Offline Stordfield

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Re: Fallparallelen
« Antwort #53 am: 02.03.2017 16:39 Uhr »
Hallo!

Ähnlichkeit mit der Mordserie im Eastend hatte auch eine Serie in Austin. Auch hier handelte es sich um arme Frauen (und einen Mann). Bemerkenswert finde ich, dass auch hier ein seefahrender Malaie (wahrscheinlich namens Maurice) genannt wird. Und das ganze nur drei Jahre vor JtR.
http://www.servantgirlmurders.com/about-the-victims/

Gruß Stordfield
Du kannst fliehen, wohin Du willst; Du nimmst Dich immer mit.

Offline Zilch

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Re: Fallparallelen
« Antwort #54 am: 03.03.2017 18:15 Uhr »
Habe hier auch was, recht alt, aber ein paar interessante Parallelen:

Paul Reininger, der Herzerlfresser aus der Steiermark
(*1754, + 1786)

Als der „Herzerlfresser“ ging der Knecht Paul Reininger in die Kriminalgeschichte Österreichs ein. Sieben (Jung)-Frauen-Herzen wollte er verzehren, damit er zukünftig nicht nur Glück im Spiel haben, sondern bei Bedarf unsichtbar sein, sowie auf der Folter keinen Schmerz verspüren sollte.

Dies gelang ihm jedoch nicht, nach seiner sechsten Bluttat wurde er verdächtigt und man fand nicht nur blutige Kleidung in seiner Truhe, sondern auch ein halbes Kinderherz. Vor dem Landgericht auf Schloss Wieden im Kapfental (Steiermark) gab er unter Androhung der Folter und im Angesicht erdrückender Beweise schließlich die begangenen Morde zu.
 
Bereits im Alter von drei Jahren verlor er den Vater, welcher Hirt am Fuße des Hochschwabs war. So kam er zu seinem Taufpaten, wurde jedoch von Dienstboten erzogen. Kaum dem Kindesalter entwachsen, musste er für sich selbst sorgen. Mit 13 kam er zu einem anderen Hirten in den Dienst, doch blieb er dort nicht all zu lang. Häufig wechselte er nun Aufenthaltsort und Tätigkeiten. Geldmangel und Trunksucht beherrschten sein Dasein.

Im Alter von 25 Jahren beging er seinen ersten Mord. Es geschah am Fronleichnamstag 1779, als Reininger nach der Prozession noch im Wirtshaus gezecht hatte. Die Dienstmagd Konstanzia P. machte ihm diesbezüglich Vorhaltungen, doch es gelang ihm, sie in einen nahen Wald zu locken und zum Liebesspiel zu überreden, wie er dem Gericht freimütig berichtete. Danach habe er ihr ein Messer in den Hals gestoßen, worauf sie sofort tot gewesen war. Er habe Angst gehabt, dass die Magd von ihm schwanger geworden sein könnte. Den Leichnam hat er mit Astwerk und Laub bedeckt bevor er nach Hause ging.

Am Faschingssonntag 1782 verübte er das nächste Verbrechen. Völlig blank hatte er das Wirtshaus gegen Mitternacht verlassen. Da ersann er den Plan, eine ihm bekannte Näherin (oder Badstubnerin) zu berauben. Er drang in ihr Zimmer ein, erwürgte sie und stahl ihre geringe Habe von wenigen Gulden.

Wiederum am Fronleichnamstag desselben Jahres hatte Reininger vermutlich wieder gut getankt, als er auf dem Heimweg ein achtjähres Mädchen traf, das Ziegen hütete. Er behauptete, er habe beim Bauern für einen Bock bezahlt und nahm das Tier an sich. Er hatte vor, das Tier schlachten und sich aus dem Leder eine Hose zu nähen. Doch das misstrauische Kind war ihm gefolgt und hatte ihn beobachtet. Aus Furcht, verraten zu werden, ermordete er das Mädchen durch einen Messerstich in den Hals. Dann schnitt er dem Mädchen das Herz aus dem Leib und aß es zur Hälfte.

Am 06. November 1783, so steht es in den Gerichtsakten, lockte er "eine unbekannte Weibsperson in den Wald und ermordete sie ihres Geldes willen". Es handelte sich um eine etwa 50jährige, geistesschwache Magd, der Raub betrug ganze 45 Kreuzer.

Gerade einmal 5 Tage später, am Martinstag, versuchte er die Gunst einer 17jährigen zu erlangen, welche jedoch nichts von ihm wissen wollte. Gegen zwei Uhr in der Früh verließ er – vor dem Mädchen – das Gasthaus, um ihr aufzulauern. Nach einer Stunde kam sie dann auch, allein. Es gelang ihm, sie zu durch Zureden doch noch gefügig zu machen. Doch noch während des Aktes kam es zum Streit. „Er ergriff sie daher mit der linken Hand bei der Brust, und mit der Rechten stieß er ihr sein Messer in den Hals, dass sie augenblicklich verschied. Ihren Körper zog er an einen Zaun hin, und nachdem er sich das Blut abgewaschen hatte, ging er nach Hause.

Am 15. Januar 1786 verübte Paul Reininger seine letzte Tat auf bestialische Weise. Bereits vor dem Gottesdienst hatte er im Wirtshaus “zwei Halbe Wein“ getrunken. Nach dem Kirchgang gesellten sich weitere vier halbe Wein hinzu, wobei er einen ganzen Taler verspielte. Gegen zwei Uhr nachmittags wankte er heimwärts, legte sich dann aber auf eine Wiese und schlief ein. In der Abenddämmerung wurde er von einer jungen Frau geweckt, die ein Kränzchen mit sich trug. Ob sie eine Braut sei, wollte er wissen, denn dann hätte sie gewiss Geld bei sich, habe er sich gedacht. Er lockte sie in den nahen Wald an eine uneinsichtige Stelle. Dort stach er seinem sechsten Opfer seinen Dolch in den Hals. Dann entkleidete er sie, trennte den Kopf ab, schnitt den Körper auf und riss das noch zuckende Herz aus dem Leib. Schließlich zerstückelte er noch den Leib und verteilte die Leichenteile an verschiedenen Stellen. Ein Bauer fand sie, und da Reininger unweit des Tatorts gesehen worden war, kam man ihm schnell auf die Schliche.

Er wurde zum Foltertod durch glühende Zangen, Rädern und schließlich Galgen verurteilt, das Urteil später jedoch „zur besseren Erspiegelung anderer“ von Kaiser Josef II umgewandelt. Reininger sollte drei Tage lang je 100 Schläge mit dem Holzstock sofort, weitere 50 je Vierteljahr "coram publico" erhalten, sowie im Kerker angeschmiedet bleiben. Bei der Durchführung der ersten Strafe sollen 14 Prügel zerbrochen sein. Dennoch überlebte der Deliquent zunächst, verstarb dann nach über 400 Schlägen im November 1786.

Noch bis zuletzt war er der festen Überzeugung, nach dem Verzehr von sieben Jungfrauen-Herzen unsichtbar werden zu können. Nur zwei seiner sechs Opfer hatte er tatsächlich das Herz herausgeschnitten, das des 8jährigen Mädchens zur Hälfte gefressen. Vor dem anderen Herzen habe er aber so großen Ekel empfunden, dass er es wegwerfen musste.

Weiters sagte er aus, dass ihn „Bosheit und ein übernatürlicher Antrieb an Körpern, so lange welche noch warm zu fühlen gewesen seien, herumzumetzgern“ zu diesen Taten getrieben hätten. Er sei sich der Schwere seiner Verbrechen bewusst, da er aber Gott verlassen habe, hätte der Böse ihn verleitet. Weder habe er gebetet, noch in der Beichte seine wirkliche Schuld bekannt. Sein Unglück komme von der Hurerei her, welcher er neun Jahre lang angehangen habe.

Quelle: https://books.google.de/books?id=OlhqAwAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false und Google.

Offline Stordfield

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Re: Fallparallelen
« Antwort #55 am: 05.01.2019 04:46 Uhr »
Hallo!

Ich finde, dass dieser Mörder gehörige Ähnlichkeiten mit JtR (wie ich ihn mir vorstelle) aufweist:

Marco Bergamo wurde 1966 in Bozen geboren und hatte eine schwierige und einsame Kindheit.
Betroffen von einer Sprachverzögerung sowie Übergewicht schon mit 4 Jahren und einer Boriasis (Schuppenflechte) wurde er sehr schnell introvertiert. Er hatte nur wenige Freunde. Dafür kultivierte er mit der Zeit seine Hobbies, die da waren: Fotografie, Autofahren und lange Spaziergänge in den Bergen. Als Junge sammelte er außerdem Messer, um immer eins dabei zu haben. Nebenbei stahl er weibliche Unterwäsche, was auch noch anhielt, als er, trotz durchschnittlicher Intelligenz bereits ein Diplom erhalten hatte und als Handwerker arbeitete.
Im Mai 1992, im Alter von 26 Jahren, wurde ihm ein Hoden entnommen. Diese Tatsache verunsicherte ihn in sexueller Hinsicht für sein weiteres Leben. Für die Nachbarschaft schien er ein junger Mann, wie viele zu sein. Doch bald sollte er sich als rücksichtsloser und methodischer Serienmörder erweisen.
Sein erstes Opfer, die 15jährige Schülerin Marcella Casagrande , wurde am 3. Januar 1985 auf dem Boden ihres Zuhauses aufgefunden. Das junge Mädchen wurde von hinten überfallen und in rascher Folge mit einer Vielzahl von Messerstichen malträtiert. Einer erreichte durch den zehnten Wirbel das Rückenmark. Dann hielt Bergamo sie am Haar fest, so dass der Hals bewegungslos blieb und schnitt ihr in die Kehle. Beamte meinten später, dass die Dynamik der Tat zeige, dass derjenige, der sie beging, mit dem Messer sehr vertrat war und über ausgezeichnete anatomische Kenntnisse verfügte.
Als nächste ermordete er am 26. Februar 1985 Annamaria Cipolletti (40 Jahre). Tagsüber tätig als Lehrerin traf sie sich abends mit zahlenden Männern. Bergamo stach 19mal auf sie ein, klaute ihre Unterwäsche und verschwand. Bei der Autopsie wurde keine sexuelle Gewalt festgestellt. Im Aschenbecher fanden die Ermittler mehrere Zigarettenkippen, und in ihrem Kalender stand „Marco ging“.
Das dritte Opfer ist Renate Rauch, eine 24jährige Prostituierte. Sie starb am 7. Januar 1992 auf einem fast verlassenen Parkplatz in einer Blutlache. Einige Tage später befand sich auf ihrem Grab, inmitten eines Nelkenstraußes, eine Notiz: „Es tut mir leid, aber was ich getan habe, musste getan werden, und sie wusste es, bye Renate MM.“ Die Polizei fragte sich: zweimal Marco? Eine mutige Wiederholung, um den Namen zu markieren?
Am 21. März 1992 fügte Bergamo der 18jährigen Blondine Renate Troger 14 Stiche zu, von denen einige ihre Lunge trafen, ehe er sie erwürgte.
Schließlich tötete er Maria Zorzi (18) am 6. August 1992 mit 29 Messerstichen.
Nach der Untersuchung schrieben die Professoren Ponti, Fornani und Bruno in ihrem Bericht: „Bergamo ist zu extremer Perversion gelangt: Mord zum Vergnügen“. Weitere Experten schlossen sich dieser Meinung an. Das Messer gab ihm Sicherheit, war für ihn ein Bruder. Seine einzige Beziehung dauerte 7 Monate lang, ohne Geschlechtsverkehr, abgesehen von Streicheln und Küssen. Er wagte sich nicht weiter, hatte Angst vor einer Ablehnung. Ersatz boten ihm Porno- Magazine, masturbatorischer Exhibitionismus aus seinem Fenster, obszöne Telefonanruf an unbekannte Frauen und  Voyeurismus gegenüber Prostituierten. Für Bergamo zu töten stellte dann die extreme sadistische Perversion dar, die stärkste Art, die Frau zu besitzen. Über Frauen äußerte er sich mehr als abschätzig. Er wurde mit einem strukturellen Defizit geboren und war gezwungen, seine sexuelle Unfähigkeit mit dem Messer zu lösen. In seinen Augen sei die Frau ein unedles, egoistisches Wesen, welches den Mann nur benutzt, und ihn wegwirft, wenn er verbraucht ist. Er hatte Angst vor ihnen und hasste sie abgründig (weil angeblich eine von ihnen seinen Hund vergiftet hatte). Nach der ersten Tat stellte er fest, dass die Ermordung ihn befriedigte und er das gefürchtete Objekt damit zerstören konnte.
Ein Interview mit dem stellvertretenden Staatsanwalt Guido Rispoli:
F: Zeigte er Reue?
A: Nein, niemals. Während der Verhöre versuchte er immer, seine Verbrechen mit den Taten der Opfer zu rechtfertigen. Marcella Casagrande wurde ermordet, weil sie seine Annäherung abgelehnt , die beiden Prostituierten, weil sie ihn verspottet oder verachtet hatten.
F:  Wäre er behandelbar gewesen?
A: Ich weiß es nicht. Es war wahrscheinlich schwierig, Funktionsstörungen rechtzeitig zu erkennen. Bergamo führte ein normales Leben, selbst bei der Arbeit war er gewissenhaft und tadellos. Um die Wahrheit zu sagen, gab es eine Auseinandersetzung zwischen Experten. Ich erinnere mich, dass Professor Introna im Verlauf der Ermittlungen zunächst einen Zustand des Halbwahnsinns erkannt hatte. Dann entschied das Gericht, eine neue Beurteilung vorzunehmen, die einem hochkarätigen Expertengremium anvertraut wurde, das entschied, dass der Angeklagte als vernünftig betrachtet werden sollte.

Hm, für mich sieht Vernunft anders aus. Ich stehe da eher auf Seiten von Prof. Introna, wobei ich die Vorsilbe bei Halbwahnsinn noch weglassen möchte.
Ich denke, genau wie Bergamo verfiel auch JtR bei seinen Morden in Raserei. Beide trugen ständig ein Messer bei sich, töteten damit. Über die Kindheit des Rippers weiß ich natürlich nichts, denke aber, dass sie ähnlich verlief wie bei seinem italienischen "Kollegen".

Gruß Stordfield

Du kannst fliehen, wohin Du willst; Du nimmst Dich immer mit.