Ich bedanke mich bei euren Reaktionen...
Unzählige Menschen sind und werden unter solchen Bedingungen aufwachsen. Und alle werden Das ihr ganz Leben lang tragen müssen. Es können daraus sehr liebenswürdige Persönlichkeiten entstehen. Und das tut es auch. Das sind alles keine Ursachen die automatisch Serienkiller erzeugen. Wenn dem so wäre, wacht jeden Morgen einer von uns nicht mehr auf. Man findet solche Kindheit eben recht häufig bei dieser Art von Killern. Weil eben diese Art des Aufwachsens, Tür und Tor öffnet für unzählige andere Einflüsse. Da kommen tausend Dinge zusammen, die dann solch ein Schicksal hervorrufen. Zum Pech für den Betroffenen. Da passieren Dinge, in den falschen Momenten, da ist keine Hilfe da im richtigen Augenblick, kein Erfolgserlebnis wenn es gerade nötig wäre. Dazu eben die von Natur aus mitgebrachten Eigenschaften usw. Viele Dinge müssen wir erst lernen, sie prägen uns dann, aber ein paar Sachen bringt man halt auch mit. Vielleicht kommen dazu auch noch andere Störungen, psychischer oder physischer Natur. Ein Serienkiller zu werden, ist auch eine Art von 6er im Lotto. So könnte ein Joseph Barnett ein netter, wenn auch schräger Kerl werden und ein John Barnett unter Umständen ein vollkommen kranker, entmenschlichter, grauenvoller Unmensch. Wohin auch immer der Zeiger dann ausschlagen sollte...
Nehmt das Beispiel borderlinekranker Menschen. Das können faszinierende, leistungsfähige Menschen sein oder auf der Straße oder im Knast enden oder überhaupt nicht alt werden. Und auch da sind die Gründe nicht immer an Missbrauch und Vernachlässigung festzumachen. Es gibt Borderliner die haben das einfach, ohne das ihnen jemals diese Dinge angetan wurden. Man findet natürlich häufig aber eben nicht so häufig wie unsereins denkt, die genannten Gründe wie Missbrauch oder Vernachlässigung. Genauso wie Menschen Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung erfahren und eben nicht erkranken. Wer kann das alles schon komplex verstehen?
Wenn es uns aber im Umfeld von Verbrechen, wie diesen in 1888 begegnet, dann muss man dem nachgehen. Und solche Schicksale dürfte man im East End sehr viele angetroffen haben. Und hier haben wir eine mögliche bekannte Verbindung von Kelly zu solch einer Familie. Ich habe auf die Karte geschaut. Die Brüder sind quasi am Rande und das sprichwörtlich, des Reviers des Killers aufgewachsen. Einmal eher südlich, einmal eher nördlich (ich hab es nur überflogen). Wenige Meter zu Fuß und sie waren in dem Gebiet, das sie sicherlich gut kennengelernt hatten. Es könnte für Daniel, Joseph und John lange so geblieben sein. Und bei den letzten beiden wohl die ganze Kindheit über. Da Joseph auch dort hängen blieb, mutmaße ich, dass auch John dies tat, wohl auch Daniel. Denis und Catherine lebten u.a je einmal 2-4 km Luftlinie von "zu Hause" weg. Schade es nicht zu erfahren, wo Daniel und John in 1888 lebten.
Nein, dass ein Serienkiller Bekannte und Verwandte tötet scheint mir auch nicht wahrscheinlich. Aber Kelly unterscheidet sich in vielem doch sehr von den anderen Opfern. Das ist jedem von uns schon aufgefallen. Und dann stoppte die Serie plötzlich.
Wie verhält sich solch ein Täter, wenn er die Liebe seines Bruders getötet hat? Ich glaube diese Frage kann uns niemand beantworten. Und jetzt können wir spinnen bis die Sonne wieder aufgeht. Schließlich gehörte Kelly ab dem 30. Oktober nicht mehr zur “Familie“. Inwieweit die Verhältnisse untereinander zu bewerten sind, kann doch niemand mehr sagen. Waren die Brüder Joseph gutgeheißen im Falle seiner Kelly oder gegenteilig? Brüder können noch so innig verbunden sein, sticht sie der Hafer, hört die Harmonie auf. Nicht unbedingt äußerlich. Ist wie bei Geld, da hört bekanntlich auch die Freundschaft auf. Und um Kelly kämpfte mehr wie ein Mann. Wie standen Joseph´s Brüder zu ihr? Außerdem gab es die traumatische Verlassenwerden Situation. Und natürlich die Sache mit dem Schlüssel.
Und ehrlich gesagt, kein Mensch hätte damals vermutet, dass einer von Joseph´s Brüdern ihm diese Grausamkeit angetan hat. Sie wären die letzten auf der Liste gewesen. Perfekt eigentlich. Vier Brüder mit den gleichen Berufen und natürlich eng verbunden. An dieser Stelle hätte die Polizei alles übersehen und mit Sicherheit einen möglichen Täter.
Stelle ich mir John jun. vor, ohne wirkliche Mutter und Vater. Keine Vorbilder außer den Geschwistern. Emotional vernachlässigt. Kinder die ums Überleben kämpften. Vielleicht sehr früh Kontakt mit Gewalt und Prostitution. Schon früh halt findend in Gruppen wo “Leader“ beeindrucken. Ähnlich bei Mitläufern der heutigen Rechten Szene. Probleme vor allen in Beziehungen zu Erwachsenen, älteren Personen. Schüchtern, ruhig, zurückgezogen. Wenig Selbstwertgefühl, immer wieder Ablehnung. Schutz und Hilfe findend bei den Geschwistern als das Nesthäkchen. In frühen einsamen Momenten Tierquälerei, Zündeleien. Später erste Angriffe auf Frauen. Beruflicher Umgang mit dem Messer, Fisch-Wasser-Seemännisches Aussehen.
Meine Geschichte hier wird von hinten bis vorne falsch sein. Auch wieder ein Beispiel dafür, was man sich so zurechtschreiben kann.
Es grüßt euch, Lestrade.