Autor Thema: Annie Farmer  (Gelesen 29754 mal)

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Stordfield

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Annie Farmer
« am: 25.01.2009 20:05 Uhr »
Hallo !

Ich weiß, daß Annie Farmer am 20.11.1888 mit durchschnittener Kehle aufgefunden worden ist. Mehr aber auch nicht.
Könnt ihr mir weiter helfen und meine Wissenslücke stopfen?

Gruß Stordfield

Alexander-JJ

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Re: Annie Farmer
« Antwort #1 am: 26.01.2009 12:17 Uhr »
Annie Farmer wurde 1848 geboren und erlitt am besagten Tag einen oberflächlichen, jedoch stark blutenden Schitt über der Kehle. Das sah schlimmer aus als es war. Die Verletzung war sehr leicht und für Annie bestand zu keiner Zeit Lebensgefahr oder auch nur die Gefahr dauerhafte Schäden davonzutragen.

Sie selbst behauptete JTR habe sie angegriffen. Die Polizei war von Anfang an skeptisch und stellte sie Suche nach dem Täter bald ein. Polizeiintern ging man wohl davon aus, das sie sich die Wunde selbst zugefügt hatte.

Angeblich gab es kurz nach der Tat, auf ihre Schreie hin, einen kleinen Tumult. Ein Mann, niemand weiß ob er was damit zu tun hatte oder nicht, musste die Beine in die Hand nehmen um nicht gelyncht zu werden. Der Mann wurde, soweit wir das wissen, nie gefasst oder als Zeuge vernommen. Sein Name konnte nicht festgestellt werden.

Stordfield

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Re: Annie Farmer
« Antwort #2 am: 26.01.2009 17:18 Uhr »
Hallo !

Vielen, vielen Dank Alex! Wieder ein kleines Mosaiksteinchen für mich.

Gruß Stordfield

Stordfield

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Re: Annie Farmer
« Antwort #3 am: 26.01.2009 17:57 Uhr »
Ach, ich habe noch vergessen zu fragen, ob sie auch eine (Gelegenheits)-Prostituierte war .

Alexander-JJ

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Re: Annie Farmer
« Antwort #4 am: 26.01.2009 19:32 Uhr »
Ja, kann man wohl so sagen.

Stordfield

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Re: Annie Farmer
« Antwort #5 am: 22.01.2012 13:21 Uhr »
Hallo!

Einer gewissen Esther Hall gegenüber sagte Annie wohl aus, dass sie den Täter kannte (Er trug einen schwarzen Schnurrbart, dunkle Kleidung und einen Filzhut.) Angeblich machte der Mann sie betrunken, bevor er sie zu ihrer Unterkunft brachte. Warum, wenn man doch die Beschreibung des Täters hatte, wurde der Sache nicht weiter nachgegangen? Auch später, nach den Morden hätte man ihn doch noch ausfindig machen und befragen können.

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Annie Farmer
« Antwort #6 am: 22.01.2012 14:56 Uhr »
Hallo Stordfield,

im Sourcebook Seite 380-382 konnte ich folgende Informationen finden (aus der "Times" vom Donnerstag, den 22. November 1888):
"On monday night the woman had no money, and, beeing unable to obtain any, walked the street until about half-past 7 yesterday morning. At that time she got into conversation, in Commercial Street, with a man, whom she describes as about 36 years of age, about 5ft 6in in height, with a dark moustache, and wearing a shabby black diagonal suit and hard felt hat. He treated her to several drinks until she became party intoxicated. At his suggestion they went to the common lodging house, 19, George-street, and paid the deputy 8d. for a bed......(at) half past 9, when screams where heard...she was partly undressed, and was bleeding profusely from a wound in the throat. She was asked what was the matter, and simply said `He`s done it`...."

Angesichts dieses Artikels kann man also davon ausgehen, dass es sich bei Annie Farmer zumindest um eine Gelegenheitsprostituierte gehandelt haben dürfte.
Interessant finde ich die Tatsache, dass der Mann vorschlug, in eine Wohnung zu gehen und sogar die Nacht zu bezahlen, wo doch das Geschäft der Prostitution im Allgemeinen ein schnelles und alltägliches Geschäft der Strasse war. Es ist zwar nicht meine bevorzugte Meinung, aber in diesem Zusammenhang lässt sich gerne überlegen, ob es tatsächlich der Ripper war, der nach dem Kelly Mord erneut die Innenraum-Situation aufsuchte und seine Taktik geändert hatte. Dagegen sprechen würde allerdings (neben dem üblichen "können wir den Aussagen überhaupt Glauben schenken?") die vermeintliche Unprofessionalität des Täters.


Offline Isdrasil

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Re: Annie Farmer
« Antwort #7 am: 22.01.2012 15:08 Uhr »
Zu den Vorgehensweisen nach der Tat findet man folgende Angaben in diesem Artikel:

- Dr. George Bagster Phillips und sein Assistent erschienen kurz darauf am Tatort und nähten die Wunde
- In Anbetracht der geringen Wundstärke und den versammelten Schaulustigen im Haus wurde Annie Farmer auf die Commercial Street Police-Station gebracht
- Es stellte sich heraus, dass Annie Farmer diesen Mann während der letzten 12 Monate anscheinend öfter getroffen hatte
- Aus diesem Grund wurde in Frage gestellt, ob dies in Zusammenhang mit den Whitechapel-Morden stehe
- Superintendent Arnold gab die Personenbeschreibung unverzüglich an Officer Thicke, New, McGuire und Andere weiter
- Gegen 10:30 (der Zwischenfall hatte sich etwa 45 Minuten vorher ereignet) wurde der Steckbrief an sämtliche Polizeistationen das Metropolitan Districts weitergeleitet
- Farmer wurde entlassen, ihr wurde Polizeischutz bei zukünftigen Unterkünften gewährt, bis der Täter gefasst sei
- Zurück im Haus in der George Street wurde sie erneut befragt, das Haus von einem Constable bewacht und abgeschirmt

Offline Isdrasil

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Re: Annie Farmer
« Antwort #8 am: 22.01.2012 15:11 Uhr »
Am 26. November 1888 schrieb die East Anglian Daily Times in einem Artikel:

"Upon enquiry at two o`clock on sunday morning it was found that no positive clue to the murderer hat been discovered...the police are inclined to believe that the affair was only an ordinary brawl...on saturday night there were still many amateur detectives parading the streets with intent to assist the police..."

Es darf also festgestellt werden, dass die Polizei wohl einige Maßnahmen einleitete, jedoch von Anfang an hinter dem Täter nicht den Ripper vermutete.

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 22.01.2012 16:46 Uhr von Isdrasil »

Stordfield

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Re: Annie Farmer
« Antwort #9 am: 22.01.2012 16:43 Uhr »
Danke, Isdrasil!
Sehr interessant. Trotz der von Dir genannten Polizei- Maßnahmen habe ich irgendwie das Gefühl, dass die ganze Angelegenheit nicht mit dem nötigen Ernst behandelt wurde. Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Beamten einen Mann nicht finden können, von dem sie eine genaue Beschreibung haben (z. B. "John Cleary"). Schon erstaunlich, wenn man bedenkt, wie wenig sie über den Ripper wußten. Ich an ihrer Stelle hätte nach jedem Strohhalm gegriffen.

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Annie Farmer
« Antwort #10 am: 22.01.2012 17:33 Uhr »
Hallo Stordfield

Es muss noch erwähnt werden, dass - wie Alex JJ bereits sagte - kurz nach der Tat wohl ein Mann verfolgt wurde, der in die Thrawl-Street flüchtete.
Im Artikel vom 26.11. der East Anglian Times steht noch:
"Two of the men who described at the time the man...today reported that they have seen him, but that though they followed him he disappeared suddenly..."
Sollte man der ganzen Geschichte also glauben schenken, so rannte dieser Mann sogar Tage später unbehelligt auf offener Strasse herum. Rippermorde hin oder her, das ist natürlich ein Indiz für gewisse Missstände bzw. Überforderung in der Polizeiarbeit (wobei die Aussagen wirklich mit äußerster Vorsicht zu behandeln sind).

Was ich auch noch komisch finde - in diesem Artikel findet sich noch folgende Textpassage: "...who described the man believed to have commited the Berners Street and other murders..."

Wieso wurde hier explizit der Stride-Mord erwähnt? Wieso - gerade nach dem unglaublichen Mord an Kelly - nicht der Millers Court oder auch Mitre Square? Aufgrund des einzelnen Kehlschnittes etwa?

Grüße, Isdrasil

Offline Craddock

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Re: Annie Farmer
« Antwort #11 am: 22.01.2012 18:09 Uhr »
Nabend,

ich hab mal alle Zeitungsartikel, die ich auf dem PC abgespeichert habe, gezielt nach dem Namen Esther Hall durchsucht und bin fünfmal fündig geworden. Zudem stieß ich auf ein paar Aussagen in den Artikeln, die den Vorfall und seine Hintergründe eventuell ganz gut erahnen lassen. ich nehme an, man findet all diese Artikel auch auf Casebook.org, lege dafür aber meine Hand nicht ins Feuer. Ich fass mal zusammen, was sich in den Artikeln nachlesen lässt.

St. James Gazette vom 21. November 1888:

Gegen 4 Uhr im Morgen desselben Tages soll eine Frau, deren Alter hier mit etwa 28 angegeben wird, in Begleitung eines Mannes in das Lodging House in der 19 George Street gekommen sein und dort ein Bett gemietet haben. Laut Phillip Harris, der ebenfalls in dem Haus nächtigte, soll die Frau bis etwa 8 Uhr morgens gesungen haben (erinnert ein bisschen an Kelly :D), dann soll es still geworden sein. Gegen halb 10 soll dann ein Mann aus dem Zimmer gekommen  und in Eile auf die Straße hinausgerannt sein. Gleich danach stürzte eine Frau, die als "Dark Sarah" bekannt war, aus dem Zimmer und Harris bemerkte, dass ich Hals durchschnitten war und sehr stark blutete. In einem Interview mit der Press Association sagte Harris dann folgendes:

"Ich sah, was los war, worauf Einige von uns auf die Straße rannten und die Verfolgung des Mannes aufnahmen, der, wie uns gesagt wurde, die Thrawl Street hinaufgerannt war. Wir sahen den Mann vor uns; doch als wir die Ecke der Brick Lane erreichten, verloren wir ihn aus den Augen. Er war etwa 5´6´´ groß und hatte einen dicken schwarzen Schnurrbart. Ich bemerkte, dass er einen Übermantel mit einem Cape daran trug, aber ich sah nichts in seiner Hand."

Weiter geht es mit John Arundell, der in der 15 Wood Street, Spitalfields, lebte und angab, er sei am Morgen des besagten Tages in die 19 George Street gegangen, wo er die Frau auf einem Bett sitzend vorfand, während Dr. Phillips gerade ihre Halswunde versorgte. Als das erledigt war, stand die Frau auf und ging die Treppe hinunter. Danach wurde sie in eine Ambulanz verfrachtet und zur Commercial Street Police Station gebracht. Ab hier ist nicht mehr ganz klar, ob die folgenden Angaben noch auf Arundell zurückgehen oder sich schon den Einschätzungen der Polizei widmen. Da es im selben Absatz wie Arundells Aussage steht, könnte man vermuten, es würde wiedergegeben, was dieser am Tatort an Polizeimeinung aufgeschnappt hat, aber das ohne Gewähr. Erwähnt wird jedenfalls, dass die starke Meinung vorherrsche, bei dem Täter hier handle es sich nicht um Jack the Ripper. Und es wird erwähnt, dass den Verletzungen der Frau ein ernsthafter Streit voranging und das Gesicht des Übeltäters ernsthaft zerkratzt ist.

Dann ein eindeutiges Polizei-Statement: Der Superintendent der Commericial Street Police Station gibt an, die Halswunde der Frau sei nur oberflächlich und es habe zu keiner Zeit Lebensgefahr bestanden. Sie wurde inzwischen als eine gewisse Annie Farmer identifiziert.

Auftritt Esther Hall: "Ich habe im Keller des Hauses in der George Street übernachtet und wurde an diesem Morgen von einem Mann geweckt, der sagte, es sei ein Mord verübt worden. Ich lief die Treppe nach oben und fand dort eine liegende Frau vor, die mit Blut bedeckt war. Der Deputy legte ein Stück Stoff um ihren Hals. Ich fragte sie: "Können Sie sich selbst anziehen?", worauf sie antwortete, dass sie das nicht könne, worauf ich ihr dabei half. Dann habe ich gefragt: "Kannten Sie den Mann?". Sie antwortete: "Ja, ich war vor zwölf Monaten mit ihm zusammen und er hatte die Angewohnheit, mich sehr schlecht zu behandeln." Sie fügte hinzu, dass er einen schwarzen Schnurrbart und dunkle Kleider trug, so wie einen Filzhut und dass sie glaube, er wäre ein Saddler von Beruf. Farmer erwähnte zudem, der Mann habe sie betrunken gemacht, bevor er sie in dieses Haus brachte.

Fraglich ist hier, was sie mit "vor zwölf Monaten mit ihm zusammen" meinte. Entweder war er damals mal ein Kunde von ihr, oder sie hatte eine Beziehung mit ihm. Ersteres ist natürlich wahrscheinlicher, ansonsten ist kaum nachzuvollziehen, dass sie keinen Namen nennen konnte. Eventuell hat sie es Hall gegenüber so formuliert, um ihren zumindest "Nebenjob" als Prostituierte zu verschleiern.

Es schließt sich eine von der Polizei an alle Stationen telegraphierte Suchmeldung an: Gesucht für versuchten Mord verübt am 21. dieses Monats wird ein Mann, 36 Jahre alt (merkwürdig, die genaue Festlegung ohne schätzendes "etwa" davor), 5 Fuß 6 Inches groß, dunkle Gesichtsfarbe, keine Koteletten, dunkler Schnurrbart. Kleidung: Schwarze Jacke, Weste und Hose,  runder schwarzer Filzhut. Respektable Erscheinung. Kann identifiziert werden.

Der Artikel schließt mit dem Hinweis darauf, dass das Opfer aus dem George Yard Mord (Tabram) in der Geroge Street 19 lebte, während das Opfer aus der Osborn Street (Emma Smith vermutlich), nebenan in Nummer 18 lebte. Dann wird noch erwähnt, dass Kellys Vermieter McCarthy eine Postkarte erhalten hätte, in der es hieß, es würde am Mittwoch ein weiteres Opfer geben, und zwar nicht mehr als 100 Yards von der Dorset Street entfernt. Die George Street liegt zur Dorset Street etwa in dieser Entfernung.

Kann man ernst nehmen, muss man wohl aber nicht.

Die anderen Zeitungen, in denen ich noch was über die Hall Aussage gefunden habe, sind der Morning Advertiser (zweimal: Einmal die Ausgabe vom 22. November und dann noch einmal in der Ausgabe vom 31. Dezember), die Irish Times vom 22. November und dann noch der Daily Telegraph, ebenfalls vom 22. November.

Auf Wunsch seh ich die noch durch und schau mal, ob sie irgendwelche Unterschiede in den Kernaussagen enthalten. Vorher koch ich mir aber mal was.  :biggrin:

Direwolf

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Re: Annie Farmer
« Antwort #12 am: 22.01.2012 18:25 Uhr »
Was ich auch noch komisch finde - in diesem Artikel findet sich noch folgende Textpassage: "...who described the man believed to have commited the Berners Street and other murders..."

Wieso wurde hier explizit der Stride-Mord erwähnt? Wieso - gerade nach dem unglaublichen Mord an Kelly - nicht der Millers Court oder auch Mitre Square? Aufgrund des einzelnen Kehlschnittes etwa?

Grüße, Isdrasil

Hallo Isdrasil:

Das nun nicht die Taten am Mitre Sqaure oder Millers Court erwähnt wurden legt zumindest die Vermutung nahe, dass die Polizei tatsächlich nur aufgrund des einzelnen Kehlenschnittes davon ausging, dass hier der Ripper nicht am Werk gewesen sein kann. Wahrscheinlich spielt hier auch noch der Fakt eine Rolle, dass Annie Farmers Verletzung nicht als lebensgefährlich eingestuft wurde. Vielleicht war sich der Täter hierbei nicht so ganz im klaren, ob er sein Opfer töten, oder einfach nur verletzen sollte, was bei den Rippermorden ja schon ganz anders ausschaut.

Merkwürdig bleibt trotzdem, dass dann aber Strides Fall Erwähnung findet. Wobei es natürlich auch sein könnte, dass abgesehen von Stride und den anderen Rippermorden zu der Zeit keine weiteren Verbrechen stattfanden, bei denen es darum ging auf die Kehle des Opfers loszugehen. Bleibt man dann nun bei dem einzelnen Kehlenschnitt bietet sich ja nichts anderes als Stride als Vergleichsopfer an. Ich möchte nun nicht gleich das Fass "Stride = Kein Ripperopfer" aufmachen, aber eventuell wurde von der Polizei - so rein routinemäßig - mal kurz drüber geschaut, ob hier möglicherweise doch 2 verschiedene Mord-/versuchs-reihen am Werk waren.

Liebe Grüße:
Direwolf

Offline Isdrasil

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Re: Annie Farmer
« Antwort #13 am: 22.01.2012 19:59 Uhr »
Hi

Bleibt man dann nun bei dem einzelnen Kehlenschnitt bietet sich ja nichts anderes als Stride als Vergleichsopfer an. Ich möchte nun nicht gleich das Fass "Stride = Kein Ripperopfer" aufmachen, aber eventuell wurde von der Polizei - so rein routinemäßig - mal kurz drüber geschaut, ob hier möglicherweise doch 2 verschiedene Mord-/versuchs-reihen am Werk waren.

Das war auch mein erster Gedanke. Möglicherweise versuchte man, die Taten reflektierter zu betrachten (ohne dies wertend im Bezug "Stride Pro oder Kontra" zu meinen). Stride bietet sich in diesem Fall eben durch den simplen Kehlschnitt einfach an. Seltsam ist irgendwie trotzdem, gerade weil die Presse ja gerne mal auf Sensation macht(e).

Grüße, Isdrasil

Offline Craddock

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Re: Annie Farmer
« Antwort #14 am: 22.01.2012 22:16 Uhr »
Der Bericht als solches ist im Morning Advertiser in etwa identisch. Die Aussage von Esther Hall scheint Wort für Wort übernommen zu sein. Interessant sind aber einige Passagen, die sich mit der Verfolgung des Mannes nach der Tat beschäftigen. Neben dem schon aus dem St. James Gazette bekannten Philipp Harris werden hier noch weitere Beteiligte mit Aussagen aufgeführt.

Morning Advertiser vom 22. November 1888:

hawker, named Philip Harris, who was sleeping in the lodging-house last night, when the woman was attacked, made the following statement yesterday:

"I don’t know anything about the woman, but I am told that she came into the lodging-house with a man at four o’clock this morning. About half-past nine I was sitting in the kitchen with eight or nine other men, when the woman came downstairs, and opening the staircase door, called out, ‘He’s done it.’ I looked round and saw her standing in the doorway with blood trickling down her neck. I did not hear any screams, and until the woman looked into the kitchen I had no idea that anything was the matter. We all jumped up and rushed out into the street, the woman saying the man had run away. Outside was a man with a cart delivering coal. We asked him if he had seen anybody run out, and he pointed to a man who was running round the corner of the street into Thrawl-street, saying, ‘There he goes.’ We gave chase, but could not catch him up, and we soon lost sight of him. A policeman was called, and the woman taken to Commercial-street police-station. She was not bleeding very much. We all thought at the time that it was ‘Jack the Ripper’ who had done it."


Hier ist nicht mehr die Rede davon, dass er selbst Farmer singen gehört hat. Komisch, haben sie sich das in der St. James Gazette ausgedacht, um eine direkte Verbindung zu einem der Morde herzustellen? Immerhin aber erhalten wir hier Infos darüber, wer ihn über den Fluchtweg unterrichtete.

William Sullivan, a dock labourer, lodging at No. 19, George-street, says that he came home at about twenty minutes past nine this (Wednesday) morning and went indoors to put his book away. He then came out and stood at the bottom of the stairs by the street-door. He had not, however, been there a moment before the woman appeared at the top of the stairs with her throat cut, and said a man had tried to murder her. He was told that a man had run up the street, and started with others in pursuit, but he did not actually see the man.

Frank Ruffell states: - I was in charge of a coke van in George-street at about a quarter past nine o’clock. While I was at No. 17 a man rushed out of No. 19. He was about five feet six in height, dressed in black, and wore a felt hat. He had a moustache, but no wiskers, and was fair and fresh looking. As he left the house I heard him say something about the woman. As he turned into Thrawl-street I saw a woman come out on the staircase and ask a man if he had seen anyone running away. The man replied "No," and the woman then said "He has cut my throat." I then left my van and ran into Brick-lane, but lost sight of the man. At the corner of Heneage-street I saw a policeman and told him of the occurrence. I afterwards made a statement to a detective sergeant. I noticed that the woman who came down the stairs had blood upon her throat. She was but partially dressed.

John Bennett, 10, Flower and Dean-street, states: - I was standing at the corner of George-street when John Whitehead and another, who goes by the nickname of "Bones, " ran from a house in pursuit of a man. There was a coal cart near, and the man in charge of it joined in the pursuit. The person escaping was a short man, and wore a moustache; but I was too excited to notice his dress. He entered Thrawl-street and ran down a narrow court, and was lost sight of. I noticed that he had blood marks on his hand, and that his face was scratched. If any alarm had been raised that the man was the East-end murderer I should have followed him.

Ganz unten wird dann noch erwähnt, dass die Verfolgungsjagd an zwei Polizisten vorbeiführte, die aber keine Anstalten unternahmen, den Mann zu verhaften. Wenn man manche Zeitungen liest, käme man fast auf den Gedanken es sei ein Hobby der Polizei gewesen, potenzielle Verdächtige laufen zu lassen. :D
« Letzte Änderung: 22.01.2012 22:39 Uhr von Craddock »