Autor Thema: Beweise für Freundschaft?  (Gelesen 59292 mal)

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Offline thomas schachner

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #15 am: 30.10.2004 13:52 Uhr »
..wirft sich mir nur die frage auf, warum barnett bei der gerichtlichen anhörung mit keinem wort erwähnt hat, dass mary angst vor dem mörder hatte, weil "freundinnen" von ihr umgebracht wurden.
er/sie sprach lediglich von einer allgemeinen angst die sie hatte, wie wahrscheinlich viele der auf der strasse arbeitenden?!?

gruss
thomas.
<~> any propaganda is good propaganda, as long as they spell your name right <~>

Colin Benson

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #16 am: 31.10.2004 02:51 Uhr »
ESM:

Dessen ungeachtet ist deine Hochrechnung der Einwohnerzahl falsch, du machst es dir da etwas zu einfach, von Statistiken auf eine tatsächliche Menschenmenge in einem Kreis von 100m zu schließen.

Falsch. Selbstverständlich ist es möglich, zulässig und korrekt, wenn vom Durchschnitt auf das Spezielle rückgerechnet wird, sofern Spannbreiten einbezogen werden. Den Sozialwissenschaftler, der das verbietet, möchte ich sehen. Ich habe eine Toleranz von 20% (!!!) gegeben, und die Herkunft meiner Zahlen aus offizieller Quelle offengelegt. Es ist das beste Zahlenmaterial, das mir zur Verfügung steht.

Um das zu hinterfragen, brauchts etwas mehr als eine seichte Erinnerung von angeblichen 200 Bewohnern von Miller's Court.

Ich gebe Dir sogar eine Toleranzbreite von 100%, bei einem Schnitt von offiziell 284 also 568, sagen wir 570 pro Acre. Damit sind im fraglichen Gebiet von 1/3 Acre 190 Personen. Und damit bleibt folgendes:

FAKT: 3 der 5 Ripper-Opfer entstammen einer Gruppe von 190 Personen, d.h. in diesen wenigen Häusern lag die ripperbedingte Sterblichkeit bei fast 1.6 %. (Mit den o.a. 100% Toleranz - in der ursprünglichen, auch vertretbaren Rechnung mit 20% Toleranz lag die Rate sogar bei 2,7% !!!)
FAKT: 3 der 5 Ripperopfer wohnten monate- bzw. jahrelang gerade mal 30 m auseinander.
FAKT: Es waren in beiden Fällen die gleichen 3: Stride, Chapman, Kelly.

Wenn die Opfer befreundet gewesen wären, dies früher oder später bekannt geworden wäre. [....] Sagen wir mal die Polizei hat tatsächlich nicht gemerkt, dass es unter den Opfer eine Verbindung gab, [.....] dann bleiben noch die Journalisten, die du in deinen Ausführungen ganz vergessen hast. Gerade die Reporter haben in der Zeit der Morde in Whitechapel jeden Stein umgedreht. Dass Ihnen, die natürlich auch mit unzähligen Prostituierten gesprochen haben, eine Freundschaft zwischen den Opfern verborgen geblieben ist, halte ich für noch UNWAHRSCHEINLICHER.

Ich habe keinen einzigen Bericht gefunden - aber Du darfst gerne korrigieren - dessen Schreiber sich Gedanken über die Bedeutung dessen macht, daß 60% der Opfer räumlich quasi aufeinandersaßen. Heißt das nun, daß die Opfer nicht ungewöhnlich nahe beieinander in der Dorset Street wohnten, denn was nicht in Presse oder Akte vorliegt, existiert ja Deiner Meinung nach nicht? Doch, sie wohnten dicht beieinander, sie entstammten einer kleinen Gruppe, aber es halt niemand bemerkt und irgendwo schriftlich festgehalten.

wo sind deine Beweise (oder von mir aus auch Hinweise), dass sie befreundet sind, oder dass sie sich - und hier schraubst du ja selbst deine Erwartung erheblich zurück - "recht gut gekannt" haben???

Ich schraube gar nix zurück, weil ich vor dim Posting keine Erwartung vorgegeben habe. Lies noch mal ganz genau diesen Thread. Ich habe zunächst das kategorische Nein bzw. die Reduktion auf "Grußbekanntschaften" zurückgewiesen als Glaubensartikel, den ich anzweifle. Anschließend habe ich in meinem letzten Beitrag untersucht, wie gut die drei in Frage kommenden Frauen sich gekannt haben mögen. Du wirst in diesem Beitrag oder in einem anderen meine Beiträge nicht die Behauptung finden, sie seien eng befreundet gewesen. Also unterstelle mir solches bitte auch nicht.

Ich habe auch bewußt das Wort "Beweis" verzichtet. Hinweise indes findest Du jede Menge - demographsiche, sozio-kulturelle, statistische. Weniger skrupelbehaftete Charaktere als ich würden hier sogar von induktiven Beweisgrundlagen sprechen, ich nicht, weil ich nichts beweisen will oder muß. Ich habe von vorneherein gesagt, es wird keinen rauchenden Colt geben. Ich habe neutral untersucht, wie die Sache aussieht und bin zu dem Schluß gekommen, daß sie sich recht gut gekannt haben müssen.

Mehr wollte ich nicht, mehr habe ich nicht getan, mehr habe ich auch nicht angekündigt.

Alles in allem bringst Du das alte Argument [Paraphrase]"es müßte doch was in den Akten oder Zeitungen sein, sollte da was dran sein". Nö. müßte nicht, denn das würde voraussetzen, daß die Gehirnakrobaten es gemerkt haben. Sogar Thomas hat im Stride-Thread schon darüber geschimpft, wie die Verantwortlichen Offenkundiges ignoriert haben (Zitat: "die können doch nicht tatsächlich so blöd damals gewesen sein. er fragt ihn ständig nach stride und ihren verwandten, aber kein wort darüber, wo er in der tatnacht gewesen ist!!!"). Nun das hier ist offenkundig, und es wurde ebenso offenkundig ignoriert. Wer einmal so blöd ist, ist vielleicht auch zweimal so blöd, oder dreimal.

SCHARFNASE:

Es geht hier um den konkreten Fall und nicht die allgemeine Lebensweisheit.

"Allgemeine Lebenserfahrung" hat nichts damit zu tun.  Das ist ein Rückschluß aus sorgfältig recherchierter (nicht von mir :) ) Sozialgeschichte(1). Aus dieser Sozialgeschichte gewinnen wir Eindruck und Kenntnis der Verhältnisse, die wir vollkommen legitim dann hier anwenden. Warum sollen gerade bei diesem Baum die Äpfel nach oben fallen? Das ist eine Ausnahme, deren Existenz erst einmal bewiesen werden müßte. Viel Spaß dabei.


THOMAS:

wirft sich mir nur die frage auf, warum barnett bei der gerichtlichen anhörung mit keinem wort erwähnt hat, dass mary angst vor dem mörder hatte, weil "freundinnen" von ihr umgebracht wurden.

Ja, der wunde Punkt. Letztlich wissen wir von MJK und Barnetts Verhältnis nur das, was er erzählt. Ich halte ihn für einen netten, anständigen Kerl, der (zumindest anfangs) schwer verliebt war, ich weiß nicht, wie die Frau das sah, und ob sie ihm vertraute. Aber ich kann diese Frage letztlich nicht beantworten, nicht mal guten Gewissens spekulieren.

Was ich allerdings viiiiiieeeeel interessanter als die Freundschaftsfrage finde: 3 Opfer (also 60%) entstammen einer Minigruppe von 100 (oder auch 190) Menschen, diese 3 Opfer lebten in einem Umkreis von 30 m voneinander. Das finde ich, für einen "Serienkiller", recht.... ungewöhnlich.


(1)Ich habe aus naheliegenden Gründen im vorigen Posting auf diese Liste verzichtet, aber wenn sich beim Leser solche Mißverständnisse ergeben, muß ich dem Rechnung tragen. Also, zu den bereits genannten Werken, die ich aus Gründen der Verfügbarkeit ausgewählt habe, kann man noch folgende Monographien und Reader konsultieren, um sich einen Überblick zu verschaffen:
  • Jones, Gareth S. Outcast London: a Study in the Relationship Between Classes in Victorian Society - New Edition. London: Penguin, 1991
  • :!: Morris, R.J. and Richard Rodger. The Victorian City: A Reader in English Urban History, 1820-1914. London: Longmann, 1993
  • Naib, S.K.A. Encyclopaedia of London Docklands: Modern and Historic. London: University of London Press, 1996
  • :!: Palmer, Alan The East End. London: John Murray Publisher, 1989
  • Palmer, Alan Warwick, Peter Ackroyd and Alan Palmer The East End: Four Centuries of London Life. Piscataway: Rutgers University Press, 2000
  • Porter, Roy. London: A Social History. London: Penguin, 2000
  • Rasmussen, Steen Eiler  London: the Unique City. MIT Press Ltd., 1989
  • Weinreb, B. and Christopher Hibbert The London Encyclopaedia. London: Macmillan, 1993

Was auch sehr beeindruckend sein soll (ich habs leider noch nicht in den Fingern gehabt): Fishman, William East End 1888: Life in a London Borough Among the Laboring Poor.
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Colin Benson

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #17 am: 31.10.2004 03:40 Uhr »
So, und jetzt piss ich mir mal selbst frohgemut ans Bein. Ein Artikel aus dem DT, hat dann doch ergeben, daß zumindest ein Reporter sich Gedanken um die räumliche Nähe gemacht hat. Am 10.11.88 berichtet jemand dort unter der Überschrift: "THE EAST-END TRAGEDIES. A SEVENTH MURDER. ANOTHER CASE OF HORRIBLE MUTILATION." (letzter Absatz)

Dorset Street besteht in der Hauptsache aus Lodging Houses, die nicht weniger als 600 registrierte Betten zur Verfügung stellen.  In einem dieser Etablissements lebte Annie Chapmann, das Opfer aus der Hanbury Street. Sonderbarerweise war das Lagerhaus an Nr. 26, das nun durch große Türen verschlossen ist, bis vor ein paar Wochen die nächtliche Zuflucht armer obdachloser Geschöpfe, die dort Unterkunft suchten. Eine dieser Frauen war Catherine Eddowes, die Frau, die am Mitre Square ermordet wurde.

http://www.casebook.org/press_reports/daily_telegraph/dt881110.html (und danke Kelpie für die Erinnerung)

Eddowes lebte eigentlich in einem Lodging House in Flower&Dean 55, und das Lagerhaus der Obdachlosen war, soweit ich mich erinnere ein Gerücht, die Adresse wäre auch etwas seltsam (26, Dorset Street - Miller's Court). Aber, alle Entstellungen rausgenommen, einer hats wahrgenommen.

Shoddy journalism - die Fehler zeigen uns, daß er schlecht recherchiert hat, wie so oft. Er selbst hält das Phänomen für "sonderbar", gibt aber keine Erklärung dafür, was so sonderbar ist. Hätte er es für eine zufällige Auffälligkeit gehalten, hätte er dann nicht "zufällig" geschrieben, anstatt den Leser erst neugierig zu machen und dann nichts nachkommen zu lassen? Oder war der Autor einfach nur sprachlich inkompetent?

Hat er nachrecheriert? Falls ja, dann hat er eine Niete gezogen, und die Sache wohl fallenlassen. Eddowes gehörte definitiv nicht zum Dorset-Street-Kleeblatt, ihre einzige Verbindung hierher war der Pfandschein.

CB

Scharfnase

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Nicht ungewöhnlich
« Antwort #18 am: 31.10.2004 11:28 Uhr »
Hi Colin,

"...diese 3 Opfer lebten in einem Umkreis von 30 m voneinander. Das finde ich, für einen "Serienkiller", recht.... ungewöhnlich."

Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich, denn dieser Typ Serienmörder (planlos vorgehender Tätertyp) tötet natürlich dort, wo er sich auskennt. In seinem unmittelbaren Lebensumfeld. Niemand bestreitet, dass es sich bei Whitechapel und speziell dem Areal um die Dorset-Street um einen Mikrokosmos gehandelt hat. Dort sind die meisten Prostituierten unterwegs gewesen und das wusste der Täter auch. Alle Tatorte sind nur einige Gehminuten voneinander entfernt und bequem zu erreichen. Dort war der Mörder folglich besonders aktiv. Vielleicht lebte er sogar ganz in der Nähe, möglicherweise ja mittendrin. Um sich dort gut genug auszukennen, muss er eigentlich ein Eastender gewesen sein. Das passt also durchaus ins Bild.;-)

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Eastsidemags

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #19 am: 31.10.2004 12:27 Uhr »
Zitat von: "Colin Benson"


Dessen ungeachtet ist deine Hochrechnung der Einwohnerzahl falsch, du machst es dir da etwas zu einfach, von Statistiken auf eine tatsächliche Menschenmenge in einem Kreis von 100m zu schließen.

Falsch. Selbstverständlich ist es möglich, zulässig und korrekt, wenn vom Durchschnitt auf das Spezielle rückgerechnet wird, sofern Spannbreiten einbezogen werden. Den Sozialwissenschaftler, der das verbietet, möchte ich sehen. Ich habe eine Toleranz von 20% (!!!) gegeben, und die Herkunft meiner Zahlen aus offizieller Quelle offengelegt. Es ist das beste Zahlenmaterial, das mir zur Verfügung steht.


Dass das falsch ist, ist deine persönliche Meinung!
Möglich ist es sicherlich, ob es zulässig ist ist eine andere Frage, die wohl auch von Disziplin zu Disziplin unterschiedlich beantwortet wird und ob es korrekt ist halte ich zumindest wenn es um solch einen herausfiltrierten Ort von wenigen Metern geht und eine recht fragwürdige Quellenlage (wie du ja selbst einräumst) vorliegt, für - euphemistisch formuliert - fragwürdig!


Zitat von: "Colin Benson"

Um das zu hinterfragen, brauchts etwas mehr als eine seichte Erinnerung von angeblichen 200 Bewohnern von Miller's Court.


zum einen: Ich habe ja selbst eingeräumt, dass ich mir nicht sicher bin. Ich habe das aber in den letzten Wochen irgendwo gelesen und war selbst erstaunt über die Menschenmenge. Vielleicht finde ich das ja noch mal...
zum anderen: ich hinterfrage deine Argumentation nicht damit, dass ich der Dorset-Street eine andere Menschenmenge zuspreche, sondern ganz einfach damit, dass du in meinen Augen keinen Hinweis bietest, dass die Opfer sich "recht gut kannten".
Ich darf nochmal auf einen meiner letzten Sätze des Beitrages hinweisen: "Denn sagen wir mal, es ist tatsächlich alles so, wie du es beschrieben hast. Na gut, dann sind sie sich öfters mal über den Weg gelaufen..."

Zitat von: "Colin Benson"

Ich habe keinen einzigen Bericht gefunden - aber Du darfst gerne korrigieren - dessen Schreiber sich Gedanken über die Bedeutung dessen macht, daß 60% der Opfer räumlich quasi aufeinandersaßen. Heißt das nun, daß die Opfer nicht ungewöhnlich nahe beieinander in der Dorset Street wohnten, denn was nicht in Presse oder Akte vorliegt, existiert ja Deiner Meinung nach nicht? Doch, sie wohnten dicht beieinander, sie entstammten einer kleinen Gruppe, aber es halt niemand bemerkt und irgendwo schriftlich festgehalten.


Öhm. darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass der Wohnort der Opfer in diversen Dokumenten auftaucht...

Zitat von: "Colin Benson"

Ich schraube gar nix zurück, weil ich vor dim Posting keine Erwartung vorgegeben habe.
Lies noch mal ganz genau diesen Thread. Ich habe zunächst das kategorische Nein bzw.
die Reduktion auf "Grußbekanntschaften" zurückgewiesen als Glaubensartikel, den ich anzweifle.
Anschließend habe ich in meinem letzten Beitrag untersucht, wie gut die drei in Frage kommenden
Frauen sich gekannt haben mögen. Du wirst in diesem Beitrag oder in einem anderen meine
Beiträge nicht die Behauptung finden, sie seien eng befreundet gewesen. Also unterstelle mir
solches bitte auch nicht.


Moment mal - bevor du mir hier unterstellst, ich hätte nicht richtig gelesen!
du hast nicht die Verneinung der "Grußbekanntschaft" angezweifelt, sondern der der Freundschaft. Zitat:
"felsenfeste Annahme, die Frauen, oder auch nur einige von Ihnen, seien nicht befreundet gewesen."
Am Schluss deines Gedankenganges wird dann daraus. Zitat:
"Alles in allem ist für mich klar, daß diese Frauen sich gekannt haben, Anni, Liz und Mary Jane waren vielleicht keine Busenfreundinnen, aber sie haben sich recht gut gekannt."

-> das ist für mich eine eindeutige Zurückschraubung der Erwartung.

Im übrigen habe ich dir auch niemals unterstellt (sondern das tust du jetzt!!!), dass du behauptest, die Opfer wären befreundet gewesen. Allerdings hast du dies selbst wie gerade erwähnt als negierte Vorabannahme angeführt, um auf das Gegenteil hinzudeuten (zumindst scheint mir das so,
denn sonst wäre diese Vorabannahme ziemlich überflüssig, ja sogar kontraproduktiv, wie wir jetzt sehen!).
Aber wenn ich dich nochmal auffordern darf, meinen Beitrag zu lesen, dann wird dir auffallen, dass ich deinem Artikel eben genau das GEGENTEIL "unterstelle". Du behauptest nicht mehr, als dass sie eben nicht befreundet sind, sondern dass sie sich wohl mal über den Weg gelaufen sind!

-> und da sind wir einer Meinung. Ist doch prima!

Rolf

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #20 am: 01.11.2004 15:28 Uhr »
Liebe Leute,

ich lese hier eine interessante aber eigentlich doch ziemlich sinnfreie Diskussion. Interessant wäre doch nur der Fall, dass sich die fünf Opfer tatsächlich gekannt hätten oder befreundet gewesen wären. Selbst wenn sie das aber gewesen wären, welche Rückschlüsse könnte man der daraus ziehen? Jedenfalls keine konkreten. Ich habe auch Freunde. Würde einer von denen ermordet, würde ich nur dann zur Polizei gehen, wenn ich eine Aussage zu machen hätte, die über die Tatsache, dass ich mit dem Opfer befreundet bin, hinausginge. Ansonsten würde ich nur zur Beerdigung gehen. Und auch die räumliche Nähe ist sicher kein Kriterium für Freundschaften. Ich kenne z.B. in unserer Nachbarschaft viele Leute vom Sehen. Ich grüße sie auch, treffe sie beim Bäcker oder im Supermarkt. Aber ich kenne von keinem den Namen. Und in unserer Straße wohnen weniger Leute als in dem von Colin abgesteckten Gebiet.

Apropos Beerdigungen:
Als Polizist würde ich darauf achten, wer sich dort sehen lässt. Und damit wäre bestimmt aufgefallen, wenn bei jeder Beerdigung immer eine Frau mehr fehlen würde, weil sie gerade beerdigt wird, während der Rest der Freundinnen weinend am Grab steht.

Rolf

Offline academyfightsong

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #21 am: 01.11.2004 16:11 Uhr »
nun,
ich denke wenn die opfer wirklich miteinander befreundet gewesen wären, hätte nicht nur barnett davon gewusst, sondern auch maria harvey.

coroner: "did the deceased ever speak to you about being afraid of any man?"

mrs. harvey: "no. although i was her friend, she never told me of being afraid of any one."

Colin Benson

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #22 am: 01.11.2004 16:34 Uhr »
ESM:

Jo, du räumst ein, daß Du nicht sicher bist, was Deine 200 angeht, ich räume ein, daß meine Rechnung nur so gut ist, wie die Zahlen, deren Herkunft ich ja offenlegte. Selbstverständlich ist da ein gewisser Unsicherheitsfaktor, aber in meiner zweiten Rechnung ging ich von geschätzten 570 aus, und der Artikel, den ich oben zitierte hatte, geht von 600 Betten aus. Ich liege da so falsch offenkundig nicht.

Öhm. darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass der Wohnort der Opfer in diversen Dokumenten auftaucht...

Habe ich das bestritten? Nö. ich hab gesagt, daß sich niemand Gedanken darum gemacht hat, was das wohl zu bedeuten hat: Ich habe keinen einzigen Bericht gefunden dessen Schreiber sich Gedanken über die Bedeutung dessen macht..

Etwas aufschreiben ist nicht synonym mit verstehen, was es bedeutet.

du hast nicht die Verneinung der "Grußbekanntschaft" angezweifelt,. Richtig, habe ich nicht, habe ich auch nie behauptet getan zu haben. ich habe "die Reduktion auf "Grußbekanntschaften" zurückgewiesen und dann gefolgert: "Alles in allem ist für mich klar, daß diese Frauen sich gekannt haben, Anni, Liz und Mary Jane waren vielleicht keine Busenfreundinnen, aber sie haben sich recht gut gekannt."

Primitiv forumliert sagte ich: "Ihr könnt nicht sagen, es seien allenfalls Grußbekanntschaften gewesen. Ich denke nämlich, Sie kannten sich recht gut." Und von dieser Aussage bin ich zu keinem Zeitpunkt auch nur ein Jota abgewichen. Da gibt es kein "Zurückschrauben irgendwelcher Erwartungen". Ich bitte nochmals darum, sorgfältig zu lesen.

Im übrigen habe ich dir auch niemals unterstellt (sondern das tust du jetzt!!!), dass du behauptest, die Opfer wären befreundet gewesen.

So? Wenn Du mir das nicht unterstellst, warum hast Du dann im Posting davor folgendes gefragt: "Jetzt frage ich dich: wo sind deine Beweise (oder von mir aus auch Hinweise), dass sie befreundet sind?" Ipse Dixit. Mich nach Beweisen für die Freundschaft zu fragen macht nur Sinn, wenn ich eine Freundschaft behauptet hätte. Hatte ich aber nicht, ergo hast Du mir an diesem Punkt solches unterstellt.


Grüße

CB

Colin Benson

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #23 am: 01.11.2004 16:40 Uhr »
SCHARFNASE:

Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich.

Es ist nicht "ungewöhnlich"? Also ist es wohl "gewöhnlich". Puuuh, da bin ich aber erleichtert, denn ich begann schon zu vermuten, das könne eine gewisse  Bedeutung haben. Wenn das so "gewöhnlich" ist, kannst Du mir doch mindestens ein Dutzend Serienkiller nennen, bei denen folgendes zutrifft:

60% seiner Opfer, die er über Wochen verteilt niedermetztelte, entstammten einer Gruppe von 200 Menschen, die in einem Umkreis von 30 (dreißig) Metern lebten.

Was Du findest kein Dutzend? Na, aber dann doch ein halbes Dutzend? Was, auch nicht? Vielleicht aber drei Serienkiller, bei denen das zutrifft? Komm, nur drei "planlos vorgehende Tätertypen" (Deine Worte, nicht meine), und den ersten nenne ich Dir sogar: Jack the Ripper. Fehlen noch zwei. Dürfte nun wirklich kein Problem sein, denn das ist ja was ganz Gewöhnliches.

Grüße

CB

Colin Benson

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #24 am: 01.11.2004 17:29 Uhr »
ACE:

Harvey: Ich kannte die Verstorbene als Mary Jane Kelly. Ich schlief in ihrem Haus Montag- und Dienstagnacht. Wir waren den gesamten Donnerstagnachmittag zusammen.
Coroner: Waren Sie im Hause, als Joe Barnett seinen Besuch machte?
Harvey: Ja. Ich sagte 'Nun Mary Jane, ich werde Dich diesen Abend nicht nochmal sehen." Ich ließ bei ihr zurück zwei dreckige Männerhemden, ein Jungenhemd, einen schwarzen Mantel, einen schwarzen Damenhut aus Crepe de Chine mit schwarzen Satinbändern, einen Pfandschein für einen grauen Shal, der für 2 Schilling versetzt war und den weißen Unterrock eines kleinen Mädchens.
Coroner: Haben Sie diese Dinge seit dem wiedergesehen?
Harvey: Ja, ich den schwarzen Mantel Freitagnachmittag im Hof.
Coroner: Hat die Verstorbene jemals mit Ihnen darüber gesprochen, Angst vor (irgend)einem Mann zu haben.
Harvey: Hat sie nicht.


Quelle: Daily Telegraph (http://casebook.org/official_documents/inquests/inquest_kelly.html )

Die Verstorbene und die Zeugin Harvey waren gut befreundet, aber die Verstorbene hat der Zeugin niemals etwas davon gesagt, Angst vor einem Mann zu haben.

Quelle: The Times (http://casebook.org/press_reports/times/18881113.html )

EDIT: Widersprüchlich. Wenn Du mir Deine Quelle nennen könntest, wäre ich dankbar. Allerdings halte auch ich eine gute Bekanntschaft zwischen beiden für wahrscheinlich, falls Harvey bzw. ihre Aussage sich als vertrauenswürdig erweist, insofern mußt Du mir da nichts belegen.

Ich hatte Maria Harvey trtotzdem vorläufig noch ausgeklammert und würde das gerne bis zur Klärung eines gewissen Punktes auch weiter tun. Das schmeckt mir nicht, aber es gibt einen Grund. Stephen Ryder, dessen Aussagen, wie Du weißt, man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, hat folgendes geschrieben:

Joseph Barnet sagt in der Kelly-Voruntersuchung aus, daß er Kelly um 19:30 oder 19:45 am Donnerstag, dem 8.11. besucht hat. Vom Unterscuhungsrichter gefragt, ob irgendjemand anders zu diesem Zeitpunkt bei ihr gewesen sei, antworte Barnett: "Ja, eine Frau, die in Miller's Court lebt. Sie ging vor mir, ich folgte kurz darauf (Daily Telegraph, 13.11.1888). Es wurde lange vermutet, daß diese Frau maria Harvey gewesen sei, aber mittlerweile ist es generell[????] anerkannt, daß es sich in Wahrheit um Lizzie Albrook geahndelt hat. Ihre Aussage in der Western Mail deutet an, daß Sie Kellys Zimmer am Abend des 8. November gegen 8:00 verlassen hat - eine fast perfekte Entsprechung zu Barnett's Aussage.

http://casebook.org/witnesses/lizzie-albrook.html (meine Hervorhebung)

Ich habe deswegen vor zwei Tagen Stephen einige derzeit noch unbeantwortete Fragen für das Board geschickt. Sollte sich das als zumindest begründete Annahme erweisen, haben wir Probleme:
  • Albrooke wurde im Kelly-Inquest nicht gehört. Warum?
  • Harvey hätte dann im Kelly-Inquest zumindest mißverständlich formuliert, eigentlich sogar gelogen. Warum?
  • Barnett sprach von einer anderen Frau bei Kelly an diesem Abend. Welche meinte er den nun? Waren beide da?
  • Falls Harvey nicht da war - was hat es mit den Klamotten auf sich?
  • Albrook arbeitete (ausgerechnet) in #35, Dorset Street. Könnte das eine Ursache dafür sein, daß MacDonald sie nicht in "seinem" Inquest hören wollte?
  • etc....

Den Rattenschwanz möchte ich uns allen derzeit ersparen.

Sorry an die nicht Englsichsprecher, daß ich ausnahmswiese nicht übersetzt habe. Das hole ich vielleicht noch nach, aber jetzt fehlt die Zeit.

EDIT: Übersetzt.

Grüße CB

Offline academyfightsong

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Beweise für Freundschaft?
« Antwort #25 am: 01.11.2004 17:50 Uhr »
hi colin,

quelle: james tully "the secret of prisoner 1167" seite 262

"with that, the woman who probably knew more of the truth about mary kelly than any living soul - including joe barnett - was allowed to go!"

Colin Benson

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« Antwort #26 am: 01.11.2004 23:00 Uhr »
Danke. Kelly gibt im ganzen "Mary" betitelten Kapitel keine Angaben zur Quelle seiner Inquest-Variante, die sich in einigen Punkten von den Berichten in Times und DT unterscheidet. Mögliche Quelle Files aus MEPO 3/140? Verwirrend.

Grüße

CB

Offline academyfightsong

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« Antwort #27 am: 02.11.2004 12:06 Uhr »
bzw. schreibt er auf s. 245 schlicht, the following is taken from the coroner's notes.

um deinen fragenkatalog noch zu erweitern, warum hat macdonald überhaupt den inquest geleitet und nicht baxter?

"i'm from whitechapel and mr. baxter is my coroner"

Colin Benson

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« Antwort #28 am: 02.11.2004 13:10 Uhr »
"The jurisdiction is where the body lies."

Grüße

CB

Offline academyfightsong

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« Antwort #29 am: 02.11.2004 15:09 Uhr »
:oops: hätte mir die frage auch sparen können. aber bei der masse an daten, namen und informationen, kann es durchaus mal passieren, dass man gewisse details einfach wieder vergisst. geht mir zumindest so...

Zitat
Harvey hätte dann im Kelly-Inquest zumindest mißverständlich formuliert, eigentlich sogar gelogen. Warum?


warum bist du dir so sicher, dass es nicht lizzie albrook war, die gelogen hat? sie hat ihre version in der western mail und im lloyd's weekly newspaper, zum besten gegeben. maria harvey unter eid vor gericht.

mitnichten nehme ich die aussagen von spryder auf die leichte schulter, aber er hat seine infos eben auch nur aus den o.g. zeitungen.