Hallo Stordfield,
Was heute etwas untergegangen ist, galt damals sogar als ziemlich angenommen, von der Presse, den Bürgern und natürlich der Polizei. Auf diese Wahrnehmung sollte man auch heute noch achten. Dabei braucht es gar nicht um richtig oder falsch zu gehen, so meine ich jedenfalls.
Nach den Taten an Smith, Tabram und Nichols, gab es eindeutige Strömungen, die auf einen Täter zielten. Gerade die Tatorte von Smith und Tabram sind interessant, da sie quasi in der Mitte aller Tatorte der K5 liegen. Sie werden quasi im Norden (Chapman, Kelly), im Osten (Nichols), im Süden (Stride) sowie im Westen (Eddowes) von ihnen flankiert. Dafür sprechen weiterhin auch die “Vaginalverletzungen“ bei Smith und Tabram und auf diesen Bereich hatte es Jack the Ripper ja besonders abgesehen. Es sprechen im Prinzip aber auch die Stichwunden (Tabram) eine Rolle, die, wenn auch in geringerem Maße, bei Opfern der K5 zu finden waren. Dagegen sprechen aber eben doch die Gang- Theorie bei Smith und auch die fehlenden Verstümmelungen, jeden Falls auf diese Art, wie wir sind dann bei den K5 kennenlernen mussten. Wobei solche Dinge wie Objekte in die Vagina einführen (Smith) oder unzählige Stichwunden (Tabram), ja auch etwas wie eine Art Verstümmelungen sind. Und wir wissen auch, dass solche Täter ihr “Handwerk“ erst lernen müssen. So wie wir mit Tierquälerei oder Brandstiftung oder Drohungen oder Vergewaltigungen die Anfänge bei solchen Tätern wahrnehmen, könnte so jemand eben auch für solche Taten wie an Smith und/oder Tabram in Frage kommen. Ich sage ja nicht, dass er es muss aber er könnte dafür in Frage kommen, der Ripper, den wir suchen. Und Smith und Tabram könnten Opfer dieses Mannes gewesen sein, sie hatten alles gemeinsam mit den K5, also das Alter, Alkohol und Prostitution und die Wohngegend. Und sie passen in das geographische Profil. Die typischen Verstümmelungen bzw. der Kehlschnitt, so wie wir sind von den K5 kennen und so nicht bei Smith und Tabram vorfinden, lassen viele im festen Glauben, dass diese beiden eben keine Opfer des Rippers waren. Ich denke, die Chancen stehen dafür eher gut, bei Tabram noch mehr als bei Smith. Da ist ja eben auch eine längere Pause zwischen Smith und Tabram, eben von solcher Länge, wie sie bei den K5 und Tabram nicht vorkam. Aber wie sagte Cox:
“but from time to time he became insane, and was forced to spend a portion of his time in an asylum in Surrey”
Nun ja, vielleicht war der Ripper zwischen April und August, also zwischen Smith und Tabram, eben in Surrey.
Apropos Drohungen. Dafür war bekanntlich “Leather Apron“ bekannt:
(Aus der damaligen Presse)
“He is five feet four or five inches in height, and wears a dark clean fitting cap. His hair is black, and closely clipped, his age being about thirty eight or forty. He has a small black moustache. The distinguishing feature of his costume is a leather apron, which he always wears, and from which he gets his nickname. His expression is sinister, and seems to be full of terror for the women who describe it. His eyes are small and glittering. His lips are usually parted in a grin which is not only not reassuring, but excessively repellent. He is a slipper maker by trade, but does not work. His business is blackmailing women late at night. A number of men in Whitechapel follow this interesting profession. He has never cut anybody, so far as is known, but always carries a leather knife, presumably as sharp as leather knives are wont to be. This knife a number of the women have seen. His name nobody knows, but all are united in the belief that he is a Jew or of Jewish parentage, his face being of a marked Hebrew type. But the most singular characteristic of the man is the universal statement that in moving about he never makes any noise. What he wears on his feet the women do not know, but they agree that he moves noiselessly. His uncanny peculiarity to them is that they never see him or know of his presence until he is close by them”
“A number of men in Whitechapel follow this interesting profession”
Wir sind uns einig, denke ich, dass die Figur Leather Apron aus mehreren Personen bestand. Die Möglichkeit, dass der Ripper unter ihnen war, als “Real Leather Apron“, schätze ich als hoch ein.
Lynn Cates hatte für den Ripperologist im April dieses Jahres einen, wie ich finde, hervorragenden Artikel über Leather Apron verfasst. Darin schildert er die Begegnung (nach dem Mord an Chapman) eines Reporters mit der “wahren Lederschürze“, als dieser mit einem John Richardson (ich weiß jetzt nicht, ob es DER John Richardson war) durch Spitalfields ging. Richardson sagte zum Reporter, dass hier alle denken, dass er (auf dem sie trafen) der echte Leather Apron ist, dass dieser Mann sehr gefährlich und unberechenbar sei und sehr viele jener Frauen denken, dass er der Mörder ist.
Lederschürze kam nach Nichols als Tatverdächtiger in Betracht und das baute sich noch nach Chapman weiter aus. Einer von den Lederschürzen war ja Pizer aber er war nicht der Mann, den der Reporter und Richardson trafen und den letzerer ja sogar gut kannte.
Noch einmal Cox:
“The man we suspected was about five feet six inches in height, with short, black, curly hair, and he had a habit of taking late walks abroad.”
Im Vergleich zur Presse:
“He is five feet four or five inches in height”
“His hair is black, and closely clipped”
“His business is blackmailing women late at night”
Und weiter:
“He is a slipper maker by trade, but does not work”, ich denke hierbei an Morris Lubnowski, dem Mann von Matilda.
“but all are united in the belief that he is a Jew or of Jewish parentage, his face being of a marked Hebrew type”
Cox observierte in einer jüdisch geprägten Straße. Sein direkter Kollege Sagar sprach von einem Mann mit jüdischer Erscheinung. Zu den anderen Beamten, wie Anderson und Swanson muss ich jetzt diesbezüglich nichts schreiben.
Jedenfalls, ist der Kopf dicker wie der Hals, nein, ich meine, Polizei, Reporter und Bevölkerung nahmen ernsthaft an, dass eine Leather Apron Gestalt, die Morde an Smith, Tabram, Nichols und Chapman zu verantworten hatte. Nach Pizer schlief das ein bisschen ein. Damit muss das Thema ja nicht aus der Welt gewesen sein. Es gibt insgesamt gute Gründe, zu glauben, dass Smith auch ein Ripper- Opfer war.
P.S.: Gartenarbeit erledigt Stordfield?
Beste Grüße,
Lestrade.