Hi
Ich finde es gar nicht so schlecht, dass soviele das Buch lesen:
Für Ripperamateure bietet das Buch einen Einstieg, denn man glaubt als Unwissender sofort, die Lösung nun zu kennen...und für Ripperprofis bleiben immer noch die vereinzelten, gut beschriebenen Umstände des East Ends.
In diesem Sinne sehe ich Cornwell`s Buch als eine Art Schrottplatz, auf dem man bei näherem Hinsehen doch noch ein paar brauchbare Ersatzteile entdecken kann!
Cornwell ist in erster Linie Schriftstellerin, und das liest man sofort - deswegen wird es soviel gelesen, da Cornwell zum Einen ihre Scarpetta-Leserschaft hinter sich stehen hat, leicht zugänglich wirkt und zum Anderen natürlich bessere Verlagswege und Publikationmöglichkeiten hat (sie ist ja immerhin etwas bekannter). Was würde passieren, wenn Stephen King ein Ripperbuch schreiben würde? Richtig: Womöglich sogar ein Bestseller. Ungeachtet des Inhalts.
Wir sehen das Buch aus Ripperologensicht, aber es ist auch als Teil der Bücherwelt zu betrachten. Und dort gibt es noch andere Leser als Unsereins. Cornwell weiß das natürlich, bastelte sich was zusammen und hat ihren Profit draus geschlagen. Eine völlig andere Intention als Rumblelow und Co. - aber es wirkt!
Mir ist eine gut geschriebene unglaubwürdige Theorie immerhin lieber als eine holprig geschriebene, von denen es in der Ripperwelt leider zuhauf gibt. Und schließlich hat ihr Buch insofern der Ripperwelt einen Gefallen getan, als dass unheimlich viele dadurch auf das Thema aufmerksam wurden (so Typen wie mich eingeschlossen).
Lest das Buch wie einen fiktiven Geschichtsroman, der in Dokumentarform aufgemacht ist: Der Hintergrund passt zum großen Teil, der Plot ist Erfindung. Das ist die beste Lösung!
Grüße, Isdrasil (bald zurück aus den fernen Auen)