interessant ist die tatsache, dass bei profilanalysen in england festgestellt wurde, dass 60 % aller sexualverbrechen in einem radius von weniger als 5 kilometer begangen wurden.
also her mit dem einwohnerverzeichnis von 1888 und ......
naja, so einfach wird das wohl doch nicht
Selbst wenn es einfach möglich wäre ... Ich sehe dabei noch folgendes Problem:
Kann man solche Feststellungen (60 % aller sexualverbrechen in einem radius von weniger als 5 kilometer) einfach so ohne weiteres
auf das Jahr 1888 übertragen?
Daran habe ich doch erhebliche Zweifel. Denn das Ganze ist ja nun nicht unbedingt eine Art Naturgesetz. Diese %-zahl basiert auf
dem Vergleich von Fällen, in denen es so war und solchen, in denen es nicht so war über einen bestimmten Zeitraum.
Dieser Zeitraum, bzw. ob und wie die jeweilige Tat erfolgt ist doch aber geprägt von den gesellschaftlichen Verhältnissen, denen
er unterliegt.
(Bsp.: Nehmen wir an in dem Ort A ist in dem relevanten Zeitraum Alkoholkosum verboten. Wenn in A im Bewertungszeitraum
kein Alkohol produziert wird ergibt sich daraus, dass 100 % der Alkoholkunsumenten ihren Stoff von außerhalb beziehen.
Wenn wir dieses Ergebnis aber auf einen anderen Zeitraum mit veränderten Verhältnissen ( z.B. Errichtung einer
"Schwarzbrauerei" in A ) übertragen, überzeugt obige Statistik wohl niemanden mehr.
Soll heißen: Satistiken und Täterprofile aus heutiger Zeit dürfen m.E. nie unreflektiert auf andere Zeiten übertragen. Diese müssen unbedingt dem historische Kontext angepasst werden. Ob, bzw. welche der Erkenntnisse der heutigen (Täter-)Verhaltensanalyse
ohne weiteres übertragbar sind kann ich leider nicht sagen. Ich stehe der ganzen Geschichte, zumindest was nun den Fall der Whitechapel-Morde betrifft, doch recht skeptisch gegenüber.
@ Floh82:
Klar, die Gefahr besteht sich auf typische Profile zu versteifen und deshalb einen möglichen Täter zu übersehen. Atypische Fälle
kann und wird es immer geben. Soweit man mit Profilen aber Verdächtige nicht komplett ausschließt und das Profil Arbeits-
(Grund-) hypothese nutzt, spricht doch nichts dagenen.
Wenn ich weiß, dass mein Nachbar beim mir in den letzten Jahren immer die Kirschen vom Baum geklaut hat habe ich natürlich
den zuerst ihn Verdacht und werde das überprüfen. Dass ich, soweit ich keine entsprechenden konkreten Anhaltspunkte habe,
einen atypischen Fall ( z.B.: Polizeipräsident der 30 km entfernten Stadt X während eines Besuchs bei seiner Schwester) erst
danach in Betracht ziehe macht ja Sinn.