Autor Thema: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?  (Gelesen 28651 mal)

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Stordfield

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Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« am: 02.10.2007 10:40 Uhr »
Hallo !

Beim Betrachten der näheren Tatumstände bin ich zu der Erkenntnis gekommen , daß der Ripper eine ungeheure Frechheit und Überheblichkeit an den Tag ( bzw. die Nacht ) gelegt hat . Er muß sich seiner selbst äußerst sicher gewesen sein oder total davon überzeugt , daß niemand ihm gefährlich werden konnte . Wie sonst ist zu erklären , daß er folgende Dinge einfach in Kauf nahm :
- in der Buck`Row konnte er nur in zwei Richtungen fliehen , ebentuelle Geräusche hätte man hören können
- der Hof in der Hanbury Street war ja beinahe wie eine Mausefalle
- Berner Street : zur Tatzeit herrschte regster Betrieb
- auf dem Mitre Square patrouillierten Bobbys , ringsum Gebäude
- im Miller`s Court lebten Menschen , nur von papierdünnen Wänden getrennt
Alles Orte , die sich ein " denkender " Mörder wahrscheinlich nicht ausgesucht , ja sogar tunlichst gemieden hätte . Wie ist also das Verhalten des Rippers zu deuten ? Und kann man davon auf seinen Charakter schließen ?

Gruß Stordfield

Offline Pathfinder

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #1 am: 02.10.2007 13:03 Uhr »

eine gute frage, die du da stellst und wahrscheinlich nicht nur mich auch schon eine weile beschäftigt.
ich denke mal, das von allen etwas zutrifft. am meisten denke ich einmal, dass aber ein ganz dickes stück dreistigkeit dabei ist. woher kommt diese dreistigkeit, aus der von dir angesprochenen gleichgültigkeit oder war sich jtr nur allzu sicher, dass ihm nicht passieren kann, aus welchen grund auch immer. hatte er alles wirklich bis in kleinste detail geplant, kannte er die beats der polizeistreifen, die standorte oder gar die opfer ? wusste er, was er da tat, meine die art der verletzungen, die relativ schnell und im dunkeln den opfer zugefügt wurde (fachmann) ?

der aspekt glück ist wohl der kleinste teil des gesamtgeschehens. klar, er hätte überall von irgenjemnaden überrascht werden können, doch wenn fast alles von ihm durchdacht war und er schnell und gezielt seine tat vollbrachte, dann ist das risiko eher gering erwischt zu werden. vllt. war er sich auch sicher, dass er aufgrund seines standes von kleinen polizisten oder bürger unbehelligt bleiben würde.

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LondonFog

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #2 am: 02.10.2007 19:45 Uhr »
der aspekt glück ist wohl der kleinste teil des gesamtgeschehens. klar, er hätte überall von irgenjemnaden überrascht werden können,
...


... in der eigentlich sogar müssen.
Ich meine, das war ja wirklich haarscharf. Ein par Sekunden bzw. Minuten hin oder her und wir hätten einen Augenzeugen, der den Ripper in Aktion erlebt hätte. dass man es kaum fassen kann,
Da galt wohl wirklich fors juvat audentes (Das Glück begünstigt den Wagenden)

Ich würde den Glücksaspekt durchaus höher einschätzen. Was soll der Ripper den groß planen oder berücksichtigen ???

Ich meine, darin dass er die Tatorte nicht im Voraus ausgesucht und alles minutiös geplant hat, sind wir glaube ich weitestgehend
einig,oder?
Was bleibt ist dann lediglich eine Risikoprognose bevor er sein Messer zückt.  Die ist dann recht subjektiv, daher können wir nur spekulieren ob:

a. der Ripper es gerne riskant hatte
b. Risikofaktoren nicht bemerkt
c. oder falsch bewertet hat

Jedenfalls war er in für ihn schwer abschätzbaren Situationen.

Stordfield

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #3 am: 02.10.2007 20:09 Uhr »
Hallo !

LondonFog schreibt : " Jedenfalls war er in für ihn unabschätzbaren Situationen ."
Genau das meine ich ja . Aber warum ging er so ein hohes Risiko ein ? War es ein zusätzlicher Thrill für ihn ? Und wenn ja , könnte man dann daraus schließen , daß er auch im sonstigen Leben ein Draufgänger , vielleicht ein Spieler war ?
Oder war es die pure Überheblichkeit , so nach dem Motto , ich töte wann und wo ich will und niemand wird mich deshalb zur Rechenschaft ziehen .
Hat er sich eventuell überhaupt " keinen Kopf gemacht " und seine Verbrechen blieben einfach nur durch bloßen Zufall ungesühnt ?

Gruß Stordfield

Offline Pathfinder

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #4 am: 02.10.2007 21:33 Uhr »
 @londonfog

ich habe den aspekt "glück" ja nicht verneint. er hatte wahrscheinlich grosses glück, wie du schon selbst geschreiben hast, müsste er sogar erwischt werden - müsste, war aber nicht so.

aber ich möchte dich fragen, ob du wirklich glaubst, dass jtr., ob er seine tat minutiös geplant oder spontan begangen hat, sich eine sekunde lang mit der frage des glücks befasst hat ? so nach dem motto "und wenn ich glück habe, dann werde ich nicht erwischt", ich bezweifele dieses. daher denke ich, dass aus tätersicht der aspekt glück eine untergeordnete stelle eingenommen hat.

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Offline nicjack01301

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #5 am: 03.10.2007 09:04 Uhr »
Mal ein ganz andererer Gedanke: Jede Verstümmelung wurde dem Opfer doch sehr rasch beigebracht-von daher müsste er es zumindest im Hinterkopf behalten haben....LG Nicky  :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Stordfield

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #6 am: 03.10.2007 09:39 Uhr »
Hallo !

Ich stehe jetzt gerade auf dem Schlauch . Was genau meinst Du , Nicky ?

Gruß Stordfield

LondonFog

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #7 am: 03.10.2007 11:20 Uhr »
@ pathfinder

daher denke ich, dass aus tätersicht der aspekt glück eine untergeordnete stelle eingenommen hat.
Aus der Sicht des Täters selbstverständlich. Mir ging es oben auch mehr um eine Betrachtung des Faktors Glück aus
objektiver Perspektive.
Der Ripper wird sich wohl vor den Morden kaum gefragt haben "bin ich (heute) ein Glückspilz, oder nicht?" :icon_mrgreen:

Wobei,man kann nie wissen. Achtung, ich betrete jetzt ein psychologisch Gebiet, bei dem mir leider der notwendige Sachverstand fehlt. Was folgt ist reine Spekulation. Wenn es jemand besser weiß, nur zu!

Vielleicht hatte der Ripper in der Vergangenheit schon riskante Situationen (z.B. Diebstähle, Körperverletzungen, etc.) mit Glück irgendwie bewätigt. Es könnte doch sein, dass diese Erfahrung ihn stark geprägt hat. So eine Art Aberglaube, welcher die Rationalität
bei einer Risikobewertung überlagerte oder eine solche komplett ersetzte.
(Soll heißen: Er könnte durchaus davon ausgegeangen sein, dass es nicht möglich ist, gefasst zu werden. Aber nicht, weil er sich für besonders clever oder geschickt hielt, sondern allein deshalb weil es bisher auch immer gut gegangen ist.)

Ich breche diesen Gedanken hier mal ab.  Besonders überzeugend finde ich das selbst nicht.


@ Stordfield: Was im Kopf des Rippers vorging kann dir glaube ich niemand zu 100 % sagen. Dass er das Risiko erkannte und ihm das
                   einen Kick gegeben hat ist durchaus ein naheliegender Gedanke. Kann aber geauso gut sein, dass er sich seiner riskanten
                   Vorgehensweise gar nicht bewußt war.
  :icon_idea:  Vielleicht hat er sich einfach (ganz oder zumindest) überwiegend darauf verlassen, dass ihn die Prostituierten an einen Ort
                   führten, an dem keine größeren Störungen zu erwarten waren. Das halte ich für recht wahrscheinlich.
                 
                 
@ nicjack01301:  Ich stelle mich zu Stordfield auf den Schlauch. :SM032:

 

Offline Isdrasil

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #8 am: 03.10.2007 11:57 Uhr »
Hi

Ich breche diesen Gedanken hier mal ab.  Besonders überzeugend finde ich das selbst nicht.

Wieso? Das erinnert mich an diese coolen Typen (natürlich Fahranfänger), die mit ihren BMW`s jeden Morgen und bei allen Wetterverhältnissen in meinem Kofferraum hängen und drängeln. Die denken auch, dass ihnen nichts passiert, nur weil sie eben bisher Glück hatten. Mit Können hat dieses riskante Fahrverhalten jedoch absolut nichts zu tun.

Ein etwas seltsamer Vergleich, aber bei näherer Überlegung doch passend. Ich verstehe schon, was Du meinst. Viele Menschen schließen sich von bestimmten Schicksalsschlägen oder Tatsachen aus, nur weil sie ihnen selbst noch nie passiert sind. Das kann ich mir beim Ripper gut vorstellen. Jeder weitere geglückte Mord muss ihn mehr bestätigt haben. Er wird sich mit jedem Mal unantastbarer gefühlt haben.
Das hängt natürlich ganz eng mit einem bestimmten Charaktertypus zusammen: Ein eher unsicherer Charaktertyp wird den Rückkehrschluss nicht ziehen, diese Art von "unantastbar" fühlen entspricht wohl eher einem von sich eingenommenen, egozentrischen Charakter. Da ich den Ripper als sehr egomanisch betrachte und ihm eine Art "Gottkomplex" andichte, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er das Risiko ganz einfach ausblendete und aufgrund seiner bisher (für ihn) positiven Erfahrungen die Möglichkeit einer Entdeckung auf eine gewisse Art einfach nicht in Betracht zog. Er hat sich allmächtig gefühlt, seine Taten zeugen davon, und das Schicksal hat ihn leider auch noch darin bestätigt.

Er war wohl der Charaktertyp, der der Welt noch am Galgen hängend in`s Gesicht gelacht hätte.

Grüße, Isdrasil

PS: Sollte unter Euch ein junger 3er BMW-Fahrer sein - nein, du bist natürlich nicht gemeint. Du fährst immer ordnungsgemäß und umsichtig, dass weiss ich doch. Und die laute Musik ist nur zur Beruhigung, ich weiss...  :icon_wink: :icon_aetsch:

Mort

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #9 am: 03.10.2007 12:33 Uhr »
JTR hatte einfach nur wahnsinniges Glück denk ich mal. Oder es ist irgenetwas faul an der ganzen Sache.

Offline nicjack01301

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #10 am: 03.10.2007 13:11 Uhr »
Ich meine damit, dass er sich ja nicht stundenlang an der Leiche zu schaffen gemacht hat. Ergo irgendwo im Hinterkopf muss ja schon der Gedanke des Erwischt werdens da gewesen sein. Schlauch weg? LG Nicky  :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Stordfield

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #11 am: 03.10.2007 14:12 Uhr »
Hallo Nicky !

Schlauch weg !
Danke .

Gruß Stordfield

LondonFog

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #12 am: 03.10.2007 19:27 Uhr »
dito.

Ich hatte mir schon gedacht, dass du etwas in dieser Richtung meintest.
An dieser Stelle ein  :icon_aetsch: zurück.  :icon_mrgreen:

Sehe ich ähnlich,
wenn ich diesen Gedanken mal weiterspinne, bringt mich das aber doch zu folgender Frage:

Betrachten wir den Ripper wirklich so, wie wir ihn betrachten sollten ?

Wir unterstellen ihm doch, so zumindest mein bisheriger Eindruck, immer wieder, dass er bestimmte Dinge bei seinem Vorgehen
berücksicht haben muss.
Warum wir das tun? Wir gehen von einem rationell denkenden Durchschnittsmenschen in der Situation des Rippers aus.

Genau das halte ich so für falsch.
(Mal ganz abgesehen davon, dass ein solcher "Durchschnitts-Rationaldenker" wohl gar nicht in diese Situation käme)
Denn wir unterstellen einfach etwas ohne sicher sein zu können, ob das nun so gewesen ist oder nicht.

Woher wissen wir, ob die Psyche des Rippers überhaupt fähig war, noch irgendwelche Vernünftigen Entscheidungen in dieser
Situation zu trefen. Vielleicht war die Kraft der Triebe schon so groß, dass sie alleine seine Gedanken steuerte?
Gebieten es die Verstümmelungen nicht sogar eher, dies anzunehmen als das Gegenteil?




Offline Pathfinder

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #13 am: 04.10.2007 08:45 Uhr »

also ich würde nicht gerade von unterstellung sprechen, man versucht ihn einzuschätzen.

meine meinung nach könnte der ripper schon rationell gedacht haben, überwiegend die gleiche vorgehensweise, die entnahme von organen, evtl. briefe, garffiti und andere eventualitäten (lederschürze, gespräch mit dem wachmann) und was weiss ich nicht noch alles.

klar können wir nicht wissen, was genau in jtr vorgegangen ist, wir können es nur vermuten. doch wenn er sich nur durch seinen trieb gedanklich treiben ließ oder gar lassen musste, dann ist es um so glücklicher für ihn gelaufen, dass er nicht in flagranti erwischt wurde.


meine meinung ist nach wie vor, dass jtr. kein durchschnittsmensch war, doch das ist aber eine andere geschichte.
UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!

Stordfield

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Re: Glück , Dreistigkeit oder Gleichmut ?
« Antwort #14 am: 04.10.2007 09:36 Uhr »
Hallo !

Versetzen wir uns  mal in die Situation des Rippers : Seine Mordtriebe , seine unbändige Wut wird übermächtig . Er muß einfach töten , wie ein Alkoholiker seinen Schnaps braucht . Wie das geht , weiß er , denn das hat er vor den " kanonischen Fünf " schon mal getan ( kein Serientäter bringt seinem Opfer beim ersten Mal solche Verletzungen bei ). Er geht hinaus auf die Straße , ohne konkreten Plan . Der Ripper weiß , daß ihm in diesem Teil der Stadt die Opfer selbst entgegenkommen , er braucht sie nicht zu suchen . Um nicht erwischt zu werden , muß er nur schnell sein . Ein paar rasche , befriedigende Schnitte , ein kurzer Blick über die Schulter und ab über den nächsten Hinterhof . Das klappte prima . Keine Komplikationen . Bei den anderen  Morden das gleiche : Schnelle Tatausführung , schnelle Flucht .
Wenn es so war , dann brauchte er sich überhaupt keine Gedanken zu machen . Oder ?

Gruß Stordfield

 :SM003: