Autor Thema: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!  (Gelesen 36276 mal)

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Offline Shadow Ghost

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #15 am: 23.02.2017 06:47 Uhr »
Mag auch völlig Zusammenhalt los sein ich hoffe ich entfachen damit kein Sturm.

Doch, ich hoffe Du löst damit einen richtigen Sturm aus! Der gestrige Tag war einfach toll und ich neige zu der Ansicht, dass gestern hier mehr los war als drüben beim casebook. Das ist doch super.

Und damit erst mal ein herzliches Willkommen an alle Neuen, die unser Forum gestern so belebt haben. Ich hoffe Ihr bleibt weiter so engagiert dabei.

Zum Thema: Wenn man den sogenannten Profilern Glauben schenken will (und wer mich kennt weiß, dass ich den meisten eher kritisch gegenüber stehe), wird man wohl zweifellos den Ripper eher dem planlos arbeitenden Serienmörder nennen, oder eben auch disorganisiert. Zwar gibt es ein oder zwei Punkte, die einem planenden Täter entsprechen (Messer zum Tatort mitgebracht und wieder mitgenommen etc.) aber im großen und ganzen ist der Ripper doch eher planlos (Blitzangriffe, Leiche nicht verborgen, Exzessivität der Tat,...).

Bei einem planlos agierenden Täter spielt die Fantasie eine untergeordnete Rolle. Gewaltfantasien reifen eher in den organisierten Tätern, die dann versuchen diese wie ein Drehbuch umzusetzen. Von daher ist es nicht ungewöhnlich, dass die Opfer (in unserem Fall MJK) nicht einem bestimmten Muster entsprechen. Entscheidend ist allein die Gelegenheit.

Planlos agierende Täter interessieren sich laut den Profilern auch nicht für die Presse und ihre Berichterstattung. Auch dies ist wieder ein Punkt, der vor allem für planende Täter zutrifft. Diese schreiben auch am ehesten Nachrichten an Polizei und Presse.

Wenn man davon ausgeht, dass bei planlos agierenden Tätern meist eine psychische Erkrankung zugrunde liegt, dürfte dies beim Ripper am ehesten eine paranoide Schizophrenie sein. Lestrade ist hier im Forum an verschiedenen Stellen detailliert darauf eingegangen. Diese beginnt meist im Teenageralter und ist nach etwa 10 Jahren ausgereift. Von daher dürfte der Ripper also Mitte Zwanzig gewesen sein, als er seine Taten beging.

Auch ich bin davon überzeugt, dass der Ripper nicht erst mit Martha Tabram oder gar Mary Ann Nicholls begang. Er dürfte in meinen Augen eine Art Lernprozess durchlaufen haben. Die Angriffe auf Annie Millwood und Ada Wilson könnten dabei eine Rolle gespielt haben. Sein eigentlich Ziel galt dem Unterleib der Frauen, weshalb er in einem ersten Versuch bei Millwood direkt diese Körperstellen attackierte, aber nicht zu seinem Ziel kam. Er lernte, dass er die Frauen erst "außer Gefecht" setzen muss. Deshalb ging er bei Ada Wilson zunächst auf den Hals los, wurde dann aber gestört. Bei Martha Tabram war er schon erfolgreicher und er setzte auch schon erste Schnitte (neben den Stichwunden). Vielleicht wurde ihm erst jetzt bewusst, dass Schnitte mehr seiner Persönlichkeit entsprechen und setzte sie ab Nicholls ein.

Dies ist natürlich nur ein Szenario, wie es gewesen sein könnte. Aber prinzipiell kann ich mir nicht vorstellen, dass der Ripper vor dem Autumn of Terror nicht strafrechtlich aufgefallen sein soll, sei es durch Erregung öffentlichen Ärgernisses oder durch Einbruch oder was auch immer. Man müsste mal vergleichbare Fälle untersuchen, z.B. Richard Trenton Chase.

In der Hoffnung auf weitere posting-reiche Tage verbleibe ich erst mal mit

Vielen Grüßen,

Shadow Ghost

Offline Zilch

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #16 am: 23.02.2017 09:43 Uhr »
@Shadowghost:

Klar bleiben wir hier engagiert. Ich meine, es wird doch langsam mal Zeit, dass die Sache aufgeklärt wird, oder nicht  :biggrin: ?

Aus Deiner Skizze zum Täter spricht ein großes Wissen und auch gleichzeitig die vielen Kompromisse, die man beim Für und Wider irgendwann wohl eingehen muss. Offenbar scheint der erwähnte Lernprozess ein weithin anerkanntes Merkmal zu sein, welches aus dem Profiling hervorgeht. Ich sehe diese Herangehensweise allerdings kritisch. Zum einen, weil Profiling letztlich nur aus Schablonen und Klischees besteht. Zum anderen, weil es besonders schwer ist, diese Muster auf einen bestimmten Zeitraum der Vergangenheit zu übertragen, ohne zeitgeistliche Beeinflussung. Natürlich gibt es da einen oder mehrere Muster-Werdegänge. Und es ist auch richtig, diese abzuprüfen. Dennoch kann das kein Muss sein. Denn wonach suchen wir denn? Den verschlagenen Straßenköter des East-End, den der Alte immer verdroschen hat, bevor er am Suff krepiert ist während Mutti ranschaffen ging? Oder den übergangenen Schöngeist mit der eloquenten Schrift und dem geradezu literarischen Anspruch seiner Briefe? Ich neige da eher der zweiten Sichtweise zu, die runtergekommenen Metzger fallen da heraus. (Aber die Sichtweise kann sich auch wieder ändern, typisch wohl auch für Lernprozesse von Newbies  ;))


Ich kann mir überdies auch mindestens ein Szenario vorstellen, bei dem der Täter einen solchen kriminellen Lernprozess nicht benötigt. Sondern spontan in Erscheinung tritt - und genau so spontan wieder verschwindet (!) Das ist nämlich doch das Problem: Die Entwicklung stoppt doch nicht plötzlich. Wieso wäre bei Mary Jane Kelly Schluss? Er hätte den nächsten Körper noch weiter zerlegen und in 25 Päckchen versenden können, z.B. Tat er aber nicht, das Ende war konsequent.  Und so darf man auch einen konsequenten Einstieg unterstellen.
 
Also kurz skizziert: Verzogener, narzisstischer Jüngling aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Der Vater ein Totalausfall, Mutti liebt ihren Jungen über alles. Verzeiht ihm alles. Gute Schule, intellektuell unterfordert, hängt lieber ab, statt zu arbeiten. Quält sich durch sein Jura- und Medizinstudium. Weidet tote Tiere und ab und zu eine Leiche zu Übungszwecken aus. Die Übermutti  erdrückt ihn und er hasst sie dafür. Genauso wie er die Nutten hasst, die seine Mutter sein könnten. Ein Ereignis bringt das Fass zum Überlaufen und er tötet "Mutti" in Person der Martha Tabram. Das Werkzeug bringt er mit und nimmt es auch wieder mit. So wie immer. Vielleicht musste er schon in der Schule das Werkzeug immer mitbringen und wieder mit nach Hause nehmen. Mama hat dann die Klinge sauber gemacht, damit der gute Junge wieder seiner Arbeit nachgehen konnte. They say I'm a doctor now. ha ha

Bei aller Selbstverliebtheit war er aber doch intelligent genug, zu erkennen, wann das Spiel beendet werden musste. Und sogar so diszipliniert, nicht wieder in der gewohnten Weise in Erscheinung zu treten.

Offline Arthur Dent 2

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #17 am: 23.02.2017 11:13 Uhr »
Hallo Zilch!

Nochmal willkommen im Forum.



Zitat
Denn wonach suchen wir denn? Den verschlagenen Straßenköter des East-End, den der Alte immer verdroschen hat, bevor er am Suff krepiert ist während Mutti ranschaffen ging? Oder den übergangenen Schöngeist mit der eloquenten Schrift und dem geradezu literarischen Anspruch seiner Briefe?

Die These vom Briefe schreibenden Schöngeist steht und fällt mit der Frage, ob bestimmte der mehreren hundert Bekennerbriefe tatsächlich vom Täter geschrieben wurden - und nicht nur geschmacklose Fälschungen von Trittbrettfahrern waren.
Nun ist es nur leider so, dass bereits die zeitgenössische Polizei die allermeisten dieser Schreiben als Fälschungen einstufte, und speziell jenen "Dear Boss"-Brief und die "Saucy-Jackie"-Postkarte, mit denen der Markenname "Jack the Ripper" eingeführt wurde, für Fälschungen aus der Feder des Sensationsreporters Thomas Bulling hielt. Die Berichterstattung über den Fall war für die Sensationspresse ein profitables Geschäft, jeder Bericht zum Thema und jedes Extrablatt jagte ihre Verkaufszahlen in die Höhe.
Es gibt nach unserem Wissensstand keinen angeblichen Ripperbrief, der tatsächlich exklusives Täterwissen enthält. Und auch heutige Kriminalisten und Profiler stufen JTR unter dem Tätertypus ein, der keine Bekennerschreiben verfasst.
Schon damals wurden übrigens einzelne Briefschreiber erwischt und zu Geldstrafen verurteilt.


Zitat
Bei aller Selbstverliebtheit war er aber doch intelligent genug, zu erkennen, wann das Spiel beendet werden musste. Und sogar so diszipliniert, nicht wieder in der gewohnten Weise in Erscheinung zu treten.

Welche Belege / Hinweise hast du für diese These?
Es gibt nämlich noch einige andere mögliche Erklärungen, die angesichts der rasenden Eskalation des Täters (die gegen "Diszipliniertheit" spricht) wesentlich wahrscheinlicher sind - z.B. Krankheit oder Tod des Täters, oder dass er wegen einer anderen Tat ins Gefängnis kam, oder dass er in einer Irrenanstalt landete.
Letzteres ist übrigens von mehreren der in den Fall involvierten Polizisten überliefert: Anderson, Swanson, Macnaghten, Sagar und Cox schrieben davon, dass ihr Hauptverdächtiger in einer Anstalt endete. Und dies passt auch zum Profil, das heutige Kriminalisten von JTR zeichnen: Ein weitgehend desorganisierter Gelegenheitstäter mit fortschreitender psychischer Erkrankung.



MfG, Arthur Dent


 

Offline CRoW

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #18 am: 23.02.2017 12:36 Uhr »
hi na ist doch super das jetzt noch mehr los ist.

Das mit den Briefen sagte ich ja schon mal in einem andere Beitrag es gab mehrere Sierientäter die  mit Briefe oder aufnahmen die Polizei verhöhnten, wie der eine mir fällt der Name nicht ein. Der ein Pfarrer war in einer Gemeinde und jungen umbrachte erhängt Frauen und befriedigte sich dabei. Der Schrieb auch eingescannte Briefe an die Polizei und lachte sie aus. Narzimus (denke ist wieder falsch geschrieben) Das auch JTR einer war der dem verfallen war und ich halte auch 2 der Briefe vom Killer authentisch.

mfg

Offline devils_daugther

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #19 am: 23.02.2017 12:48 Uhr »
Eine spontane Eingebung,  denn der Ripper müsste in der Jugend ein auffälliges Verhalten gehabt haben. Ich gehe nicht von einem gut betuchten Jungen Mann aus, nennen wir es Bauch Gefühl. Ich schlage einen anderen Weg auf, sein Vater früh verstorben, seine Mutter behütet ihn und sagt ihm Prostituierte sind der kein allen Übels, sie ist stark religiös und das färbt auf unseren Täter ab. ES entwickelt sich eine Abneigung gegen Prostituierte, seine Mutter stirbt an Krankheit.  Er ist jetzt völlig auf sich gestellt, sein ideal sein Vorbild verstorben. Was passiert er verliert den Boden unter den Füßen, kein halt mehr. Seine Trauer verwandelt sich langsam in Hass. Er wandert die Straßen entlang, was er sieht sind Prostituierte mit Wut im Bauch da es falsch ist was sie machen, erwürgt er eine Prostituierte spontan in einer dunklen Gasse. Es erfüllt ihn zu erst mit Genugtuung, doch nach seinem eventuellen zweiten Opfer ist der Rausch nicht mehr so intensiv. Er ist Schlachter, trägt ein Ausbeinmesser bei sich, täglich wieder spontan eine Prostituierte in einer Gasse diesmal sticht er zu und es tritt ein intensiver Rausch ein. Seine Phantasien sind nach der Tat beflügelt und so fängt er langsam an sich von einem Würger zu Jack the Ripper zu entwickeln.  Ich persönlich tendiere auf einen spontanen Mörder,  der dieses Übel aus der Welt tilgen will. Ich stütze mich mit spontan auf das Opfer Kelly. Das es abrupt endet wäre die schlussfolgerung das er in eine Psychiatrie eingewiesen wurde.


Wie ich auf religiöse Mutter komme?
Hab mal ein Buch gelesen wo jemand nur Prostituierte ermordete weil sie das Unheil auf der Welt sind was ihm seine Mutter immer und immer wieder gesagt hat. Und das er ihre Gebärmutter entfernt hat und gezielt auf die Geschlechtsorgane es abgesehen hat. Er hat sie mit nach Hause genommen als Kranke Trophäen, ich kann mir nicht vorstellen und dabei wird mir elend das er die Geschlechts Organe verspeist hat. Ok mag sein Leber, Niere oder das Herz was auch schon ziemlich Pervers ist.

Die Briefe selbst schätze ich mal sind von Trittbrettfahrern da er gehe ich von aus kein gebildeter Mann war.

Fragen zu stellen zeigt von Interesse und Neugier.

Offline Arthur Dent 2

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #20 am: 23.02.2017 13:30 Uhr »
Hallo crow, hallo devil's daughter!


Gegen die These, JTR habe mit der Öffentlichkeit kommunizieren wollen und dazu Briefe geschrieben, gibt es neben dem Profil des Täters und der Tatsache, dass keines der Schreiben exklusives Täterwissen enthält, noch ein weiteres starkes Argument:

Die Presse veröffentlichte bzw. zitierte damals zahlreiche angebliche Bekennerschreiben.
Wenn JTR tatsächlich das Bedürfnis gehabt hätte, mit der Öffentlichkeit oder der Polizei zu kommunizieren: Warum hat er dann nicht dafür gesorgt, dass die Urheberschaft seiner Mitteilungen unzweifelhaft war?
Er konnte angesichts des Medienhypes gar nicht übersehen, dass viele Trittbrettfahrer versuchten, sich mit seinen Taten zu brüsten und in seinen Augen "Unsinn" zu schreiben - und das dürfte ihm wohl nicht gefallen haben, wenn seine echten Botschaften unter all dem "Mist" untergingen. Aber er distanzierte sich nicht von diesem Zeug, er stellte nicht klar, was wohl zu erwarten gewesen wäre, wenn er selber etwas zu sagen gehabt hätte.

Er hätte zum Nachweis der Echtheit seiner Botschaften ganz einfach an den Tatorten bei den Opfern selbst Nachrichten hinterlassen können - aber das hat er nie getan. Nicht mal in Kellys Zimmer, wo er nach Schätzungen der Ärzte wohl gut zwei Stunden verbracht haben musste, hatte er eine Botschaft hinterlassen (z.B. mit ihrem Blut an die Wand geschrieben).

Da gab es zwar das Goulston Street Graffiti beim Ablageort von Eddowes Schürze - aber antisemitische Graffitis gab es im East End viele, insbesondere nach dem Lipski-Mord im Jahr davor. Daher weiß niemand, ob es von JTR stammte oder ob er nur zufällig die Schürze davor wegwarf.

Es gibt nur eine Nachricht, die in eine etwas glaubwürdigere Kategorie fällt: Das "From Hell" Päckchen an Lusk - weil darin als "Echtheitsnachweis" eine halbe menschliche Niere lag, und Eddowes eine Niere entfernt worden war. So etwas konnte nur jemand fälschen, der Zugang zu menschlichen Organen hatte, wie z.B. Leute, die in Hospitälern oder bei Bestattern arbeiteten.

Aber wie gesagt: Es gab keinen glaubwürdigen Widerspruch gegen die ganzen Fälschungen und vor allem keine Botschaften bei den Opfern selbst. Dies spricht deutlich gegen die These, der Ripper habe irgendeinen Wert darauf gelegt, mit der Öffentlichkeit und der Polizei zu kommunizieren.


MfG, Arthur Dent

Offline Zilch

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #21 am: 23.02.2017 13:40 Uhr »
Hallo Zilch!

Nochmal willkommen im Forum.

Danke, Dir und allen anderen für die freundliche Aufnahme hier.



Die These vom Briefe schreibenden Schöngeist steht und fällt mit der Frage, ob bestimmte der mehreren hundert Bekennerbriefe tatsächlich vom Täter geschrieben wurden - und nicht nur geschmacklose Fälschungen von Trittbrettfahrern waren.


Da hast Du sicher recht. Im Moment neige ich (noch) dazu, dass der Täter tatsächlich zumindest den "Dear Boss" und den "Saucy Jacky" Brief verfasst hat. Die Ankümdigung You will soon hear of me with my funny little games wird ja auch umgesetzt, das Abtrennen eines Ohrs hat aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt.


Welche Belege / Hinweise hast du für diese These?

Das ist nach meinem Dafürhalten die erste Annahme. Etwas wird begonnen und auch wieder beendet. Wenn man sich aber nicht vorstellen kann, dass es auf natürliche Weise - durch Unterlassung - endet, dann braucht es dafür natürlich einen Grund.
Diese angeführten Gründe von Auswanderung über Krankheit bis Tod sind alle denkbar. Aber sie sind im Grunde erst einmal Hilfskonstrukte, weil die erste Annahme ausgeschlossen scheint. Ist sie das wirklich?

Ein weitgehend desorganisierter Gelegenheitstäter mit fortschreitender psychischer Erkrankung.

Hm, eigentlich dachte ich, er wäre sogar sehr organisiert, zumindest auf die C5 fokussiert:

- Gebiet: Enges, fast abgegrenztes Revier ohne Ausschläge z.B. ins Herz der Londoner City
- Tatzeit: Immer an Wochenend- oder Feiertagen, immer zwischen Mitternacht und frühem Morgen
- Jagdmuster: Ausschließlich Prostituierte, die meisten davon Mitte 40
- Tatwaffe: Immer Messer, stets mitgebracht und wieder mitgenommen
- Tötung: Stets Kehle durchtrennt (C5)

Also ich sehe den Täter hier planvoll und organisiert. Die Verstümmelungen nehmen an Umfang allerdings beständig zu, da braucht er offenbar immer eine noch höhere Dosis für den Kick.


Gruß,
Zilch

Offline Arthur Dent 2

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #22 am: 23.02.2017 14:54 Uhr »
Hallo Zilch!


Zitat
Da hast Du sicher recht. Im Moment neige ich (noch) dazu, dass der Täter tatsächlich zumindest den "Dear Boss" und den "Saucy Jacky" Brief verfasst hat.

Die Polizei war der Ansicht, dass der Reporter Thomas Bulling die Briefe geschrieben hat. Weißt du etwas, dass die Polizisten, die Bulling kannten und die Schrift verglichen haben, nicht wussten?


Zitat
Die Ankümdigung You will soon hear of me with my funny little games wird ja auch umgesetzt, das Abtrennen eines Ohrs hat aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt.

Die Vermutung, dass ein Serienmörder weitermachen wird, ist ja wohl nicht weit hergeholt. Und wenn jemand falsche Bekennerbriefe schreibt, um Angst zu verbreiten, ist eine solche Drohung ja wohl zu erwarten.
Was das Ohr betrifft: Dem Obduktionsbericht nach hat JTR nicht versucht, das Ohr von Eddowes abzuschneiden - vielmehr hat er beim Durchtrennen der Kehle das Ohrläppchen mit erwischt und fast ganz mit abgeschnitten. Offenbar hat da unser Witzbold, der den Brief geschrieben hat, etwas aus dem ärztlichen Vortrag beim Inquest nicht richtig verstanden.


Zitat
Diese angeführten Gründe von Auswanderung über Krankheit bis Tod sind alle denkbar. Aber sie sind im Grunde erst einmal Hilfskonstrukte, weil die erste Annahme ausgeschlossen scheint. Ist sie das wirklich?

Das sind keine Hilfskonstrukte. Das sind alles Alternativen, die wesentlich wahrscheinlicher sind, als dass ein Triebtäter, der so schnell eskaliert wie JTR, sich plötzlich entscheidet aufzuhören, wenn er gerade am erfolgreichsten ist. Kannst du jeden Kriminalisten oder Profiler dazu fragen.
Und vor allem ist die Irrenanstalt eine Alternative, die deshalb wahrscheinlicher ist, weil zahlreiche am Fall beteiligte Polizisten aussagten, ihr Hauptverdächtiger wäre eben dort gelandet.
Oder weißt du etwas, das diese Polizisten nicht wussten? Etwas, das die Wahrscheinlichkeit deiner Interpretation über die der anderen Alternativen stellt?


Zitat
Hm, eigentlich dachte ich, er wäre sogar sehr organisiert, zumindest auf die C5 fokussiert:

- Gebiet: Enges, fast abgegrenztes Revier ohne Ausschläge z.B. ins Herz der Londoner City
- Tatzeit: Immer an Wochenend- oder Feiertagen, immer zwischen Mitternacht und frühem Morgen
- Jagdmuster: Ausschließlich Prostituierte, die meisten davon Mitte 40
- Tatwaffe: Immer Messer, stets mitgebracht und wieder mitgenommen
- Tötung: Stets Kehle durchtrennt (C5)

Also ich sehe den Täter hier planvoll und organisiert.

Mit der Ansicht stehst du ziemlich allein auf weiter Flur: Mir ist kein Kriminalist oder Profiler bekannt, der JTR als "planvoll und organisiert" eingestuft hätte.

Gehen wir die Punkte mal durch:

- Gebiet: Kein Argument für Grad der Organisiertheit - sondern vielmehr eine ganz praktische Frage. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn die präferierte Opfergruppe so nahe ist? Es gab im East End über 1200 Gelegenheitsprostituierte, die i.d.R. ohne Schutz durch Zuhälter allein auf der Straße unterwegs waren. Für einen Täter aus dem East End lag sein Jagdgebiet direkt vor seiner Haustür: Er konnte schnell zuschlagen und schnell wieder von der Straße verschwinden.
Darüber hinaus ist der Aktionsradius eines Täters auch von bestimmten Rahmenbedingungen abhängig, wie Wirtschaftskraft (kann ich mir längere Reisen leisten), Zeit (bis wann muss ich wieder wo sein) und notwendige Ortskenntnis.
- Tatzeit: Was hat das mit organisiert zu tun, wenn man nur zu bestimmten Zeiten Gelegenheit hat, auf die Jagd zu gehen? Wenn du z.B. sechs Tage die Woche arbeiten musst bis zum Umfallen und nur an Sonntag frei hast, um deinen Privatangelegenheiten nachzugehen - ist das deine eigene Organisation oder nicht doch eher eine Beschränkung durch äußere Bedingungen?
- Jagdmuster: Dass ein Täter einen bestimmten Opfertypus bevorzugt, ist kein Argument für Planung. Ein Täter folgt seinen Bedürfnissen, auch ein unorganisierter Täter hat seine Bedürfnisse, seinen bevorzugten Opfertypus, der ihn triggert - es sei denn er ist ein sog. "Allesfresser". Darüber hinaus sind ältere obdachlose alkoholisierte Prostituierte auch besonders leichte Opfer, das zu erkennen braucht man keine Planung, nur rudimentären Instinkt.
- Tatwaffe: Messer trug im East End fast jeder mit sich herum, sowohl als Allzweckwerkzeug wie auch zur Selbstverteidigung. In vielen Berufen, die ihm East End weit verbreitet waren, brauchte man scharfe Messer, vom Metzger über Fischfilettierer und Koch, vom Zigarrenmacher bis zum Schuster. Dass jemand im East End sein alltägliches Arbeitswerkzeug bei sich trug oder mitnahm, hat wenig mit "Organisiertheit und Planung" zu tun.
- Tötung: Auch unorganisierte Täter lernen bei ihren Taten, wie sie es am besten hinbekommen. Darüber hinaus: Wer schon mal ein Tier geschlachtet hat, kann dies auch als unorganisierter Täter auf Menschen anwenden. Ein Kehlschnitt war typisch fürs Schlachten von Tieren. Also: Auch kein Argument für Organisation und Planung.


Zitat
Die Verstümmelungen nehmen an Umfang allerdings beständig zu, da braucht er offenbar immer eine noch höhere Dosis für den Kick.

Stimmt: Und genau diese schnelle Eskalation mit den extrem kurzen Abkühlphasen deutet nicht auf einen "planenden" Täter hin, sondern auf einen, der seinen Trieben nachgibt, wann immer er eine  Gelegenheit dazu sieht.
Ein organisierter Täter hätte in dieser dicht bevölkerten Gegend z.B. nach einem Ort gesucht, wo er tatsächlich Ruhe vor Störung gehabt hätte. Er hätte z.B. vor den Taten einen ruhigen Lagerraum oder Keller gesucht, wo er die Opfer hinbringen konnte, statt auf gut Glück in der Öffentlichkeit zuzuschlagen.

Ein gutes Gegenbeispiel für organisierte Täter ist Henry Howard Holmes aka Herman Webster Mudgett. Mudgett wurde 1861 in den USA geboren, studierte Medizin und baute sich in Chicago ein Horror-Hotel voller Geheimgänge und einer Folterkammer mit Krematorium im Keller. Er hat dort Dutzende von Opfern in aller Ruhe ermordet und zerstückelt.



MfG, Arthur Dent
« Letzte Änderung: 23.02.2017 15:06 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline CRoW

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #23 am: 23.02.2017 14:58 Uhr »
Ja klar es spricht vieles dagegen aber so wir der Herr über mir sagte, das drohen eines Ohres ist doch eigt ein beweis. weil dieser Brief doch vor dem Mord abgeschickt wurde Oder?

Offline Arthur Dent 2

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #24 am: 23.02.2017 15:28 Uhr »
Hallo Crow!

Zunächst mal heißt es im "Dear Boss" Brief: "die Ohren abschneiden" und nicht "ein Ohr abschneiden" - verletzt wurde bei Eddowes aber nur ein Ohr, bzw. sogar nur ein Ohrläppchen.
Wenn jemand gewissermaßen als Echtheitsbeweis droht, dem nächsten Opfer "die Ohren abzuschneiden", und dann so lange Zeit hat, das Opfer auszuweiden und eine Niere zu entfernen und das Gesicht zu verstümmeln, aber die Ohren eben nicht abschneidet - hältst du das dann tatsächlich für einen Beweis für die Echtheit des Briefes? Wieso hat er nicht gleich die Ohren abgeschnitten und eingesteckt, wie er es angedroht hat? Das hätte fünf Sekunden gedauert und er hat ja sowieso schon im Gesicht gewütet.
Stattdessen hat nur zufällig der Kehlschnitt beim Ansetzen eines der beiden Ohrläppchen gestreift, so dass es nur noch an einem Zipfel hing, wie der Obduktionsbericht klarstellt. Wenn man ein Ohr abschneiden will, schneidet man nicht von außen schräg ins Ohrläppchen, sondern man setzt unten, oben oder hinten von innen an und schneidet zwischen Schädel und Ohrmuschel rauf oder runter, dann ist es ab. Das ist ein völlig anderer Ansatz für einen Schnitt, und ein Ohrläppchen von außen anschneiden ist was anderes als die beiden Ohren abschneiden. Das war laut Befund einfach Zufall durch das Ansetzen des Messers beim Kehle durchtrennen.


MfG, Arthur Dent




Offline devils_daugther

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #25 am: 23.02.2017 15:42 Uhr »
Der form halber stelle ich mich mal vor im Eifer des gefechtes völlig Untergegangen sorry  :blush:
Ich bin die Mareike Etain 34 Jahre jung und bin nach dem Film From Hell wieder auf diesen Fall gestoßen. Und habe Euer sehr gutes Forum entdeckt und mich prompt angemeldet.

Wurde der From Hell brief nach Kelly's Ermordung abgesendet?
Sorry wenn ich so doof frage 🙂
Denn er enthält keine Einzelheiten über Taten oder sonstige Informationen.  Es könnte doch gut sein das dieser Brief einfach als Ablenkung dienen sollte, das Stück Leber nur ein Präparat aus einer Sammlung war. Dadurch eventuell die gesamte Ermittlung in andere Bahnen gelenkt wurden bewusst???
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #26 am: 23.02.2017 15:51 Uhr »
Hi devil's daughter!


Das "From Hell" Päckchen wurde bereits am 16. Oktober knapp einen Monat vor dem Mord an Kelly an den Gründer und Anführer einer Bürgerwehr namens George Lusk geschickt - und es war übrigens keine Leber darin, sondern eine halbe Niere.

Infos dazu findest du u.a. auf der Startseite unter "Ripper-Briefe" http://www.jacktheripper.de/briefe/ und im Forum unter dem entsprechenden Stichwort.


MfG, Arthur Dent


Offline devils_daugther

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #27 am: 23.02.2017 16:11 Uhr »
Sorry mein fehler  mit der Leber  :flag_of_truce:
Bei so viel input kann mir auch mal ein Glas zu Bruch gehen. :wacko1:
Ich denke ich werde mir mal im März Bücher auf Deutsch bestellen, mein Englisch ist nun ja sehr eingerostet. 8)
Ich schweife mal kurz ab, es gibt ein Lied von Volbeat das Kelly handelt. Sehr schönes Lied.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #28 am: 23.02.2017 16:40 Uhr »
Hallo zusammen!


Wo wir gerade von Irrtümern reden: Ich hab da selber vorhin Quatsch geschrieben in Bezug auf den "Dear Boss" Brief und die "Saucy Jackie" Postkarte:

Zitat
Offenbar hat da der Witzbold, der den Brief geschrieben hat, etwas aus dem ärztlichen Vortrag beim Inquest nicht richtig verstanden.

Der Inquest war ja erst später am 4. Oktober, aber die Informationen zum Double Event kursierten schon ab dem nächsten Morgen, dem 1. Oktober, in der Öffentlichkeit, so dass ohne weiteres ein Trittbrettfahrer die Postkarte schreiben und Bezug auf die Ohren-Geschichte nehmen konnte.
Sorry, aber mit den Briefen habe ich mich schon seit längerem nicht mehr beschäftigt und es nicht mehr alles präsent.

Die beiden Schreiben waren übrigens an die Central News Agency geschickt worden, die sie nicht nur der Polizei, sondern sofort auch den Zeitungen zur Verfügung gestellt hat. Eine interessante Tatsache, weil damals die meisten Leute außerhalb der Journalistenbranche gar nicht wussten, was eine Nachrichtenagentur ist, geschweige denn ihre Adresse gekannt hätten. Der Normalbürger hätte seine Bekennerschreiben einfach an die Polizei oder die Zeitungen selbst geschickt.
Dies war übrigens damals wohl auch der Anlass, dass ein erster Verdacht auf den Sensationsreporter Thomas Bulling von der Central News Agency und seinen Chef Charles Moore fiel, die Urheber der Briefe zu sein.


MfG, Arthur Dent
« Letzte Änderung: 23.02.2017 17:10 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Zilch

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Re: Meine Theorie das die 5 fünf Morde nicht seine ersten wahren!
« Antwort #29 am: 23.02.2017 18:42 Uhr »

Die Polizei war der Ansicht, dass der Reporter Thomas Bulling die Briefe geschrieben hat. Weißt du etwas, dass die Polizisten, die Bulling kannten und die Schrift verglichen haben, nicht wussten?

[

Ich habe mir den Zusammenhang gerade bei Casebook durchgelesen. Dort sieht man es etwas differenzierter. Bulling wurde verschiedentlich verdächtigt, aber diese Verdächtigungen gegenüber Thomas Bulling kamen teilweise erst Jahre nach der Mordserie aufs Tablet (Schriftenvergleich 1896) Während der Morde wurde der "Dear Boss"- Brief zunächst aussortiert, dann aber nach dem duoble event wieder ernst genommen.

Ein endgültiger Beweis über die Echtheit ist in beide Richtungen nicht erbracht. So lese ich das dort.