Liebe Forumsleser,
Ich glaube, es ist ein guter Moment, um hier eine Annahme niederzuschreiben, die mir seit längeren durch den Kopf geht und durch aktuelle Betrachtungen und Nachforschungen an Gewicht gewinnt. Das wäre eine vollkommen neue Theorie über die Abläufe im Seaside Home mit der dort stattgefunden Identifikation.
Ich habe Jeff Leahy heute bereits darüber informiert, der ja schon im Vorfeld detaillierte Informationen von mir hatte. Es ist einfach wichtig, es einmal öffentlich schwarz auf weiß zu demonstrieren. Werde mich kurz halten, hoffe aber verständlich dabei zu bleiben.
Mich störte immer eine mögliche, spätere Identifikation im Seaside Home, die jedoch, bei Betrachtung der Quellen und Tatsachen, sehr wahrscheinlich war. Nun, es gibt viele Szenarien aber sie befriedigten mich nicht wirklich. Zur Identifikation gehören das Opfer, der Verdächtige, der Zeuge, die Polizei. Offenbar war die Polizei im Ripper Fall von ihrem Zeugen im Vorfeld überzeugt. Er schien sicher. Polizei und Zeuge also konform. Was hinderte aber daran, den Verdächtigen einfach abzuholen? Das Opfer? Im Ripper Fall waren alle akzeptierten Opfer tot. Opfer, die überlebt haben, als sichere Opfer des Rippers, sind nicht bekannt. Oder doch? Wenn Aaron Kozminski der Whitechapel Mörder war, dann hatte er ein Opfer, was überlebte, nämlich seine eigene Schwester, also vermutlich Matilda Lubnowski, die er mit einem Messer angegriffen haben soll. Wir wissen, dass es einen Vorfall auf der Brick Lane gab, im November 1888, nach Kelly, der meines Erachtens mit dem Annie Farmer- Überfall vermischt wurde. Hierbei spielte eine “Matilda“ eine Rolle. Sie war damals im gleichen Alter wie Aarons Schwester Matilda. Zur gleichen Zeit (im Dezember 1888) gab es einen Pressebericht in Dublin, wo eine Frau einen nahen Angehörigen als ernsthaften Ripper Verdächtigen einstufte. Möglicherweise gibt es hier einen Zusammenhang mit der Crawford Letter, die man bei Anderson fand. Nun konnte ich dieser Tage einen Zeitungsbericht (von 1894) lesen, in der jemand genau über dieser Art Vorfall sprach. Denn auch hier spielte wieder ein Messerangriff eine Rolle, es sollte die Kehle durchgeschnitten werden aber die Frau entkam. Es handelte sich dabei um zwei Familienmitglieder, einen Mann und eine Frau und das erstaunliche dabei ist, die Frau zog zurück, sie schützte offenbar ihren Angehörigen. Die Polizei jedoch hielt ihn für Jack the Ripper. Ab diesem Zeitpunkt passt auch die dreimonatige Observation von Cox (City Police). Ich muss annehmen, dass der Schilderer der Zeuge gewesen sein könnte, der jemals wirklich “a good view“ auf Jack the Ripper hatte. Er sagte folgendes aus (kannte den Mann, wahrscheinlich vom Sehen her): "Er war ein fauler, zügelloser junger Mann mit einem schlimmen Gesicht, wirkte stets benebelt und abwesend und redete zeitweise zusammenhangslos. Auch wurde er von Medizinern als vollkommen wahnsinnig zertifiziert". Bis auf das Gesicht, beschreibt man so auch Aaron Kozminski in den Anstalten. Wenn wir jedoch die DNA Geschichte von Edwards glauben, dann litt der Mann unter schwerer Akne bzw. es wäre möglich gewesen. Zum Wohnort wird gesagt, dass es hinter dem Haus einen kleinen Garten gab. Wir erinnern uns, dass der Bruder von Aaron, Isaac, eine Schneiderwerkstatt in solch einem Garten hatte. Die Namen sind nur mit Initialen abgekürzt. Es finden sich bei diesen Verwandten darin jedoch auch die Buchstaben A und K. Der Zeuge hat die Initialen H und L. Ich dachte zuerst an (Joseph) Hyam Levy aber in diesem Zusammenhang wohl eher nicht denkbar.
Um es kürzer zu machen. Es ist möglich, dass die Seaside Home Identifikation erst Ende 1890/ Anfang 1891 stattfand, weil Matilda Lubnowski ihren Bruder Aaron Kozminski nicht im November 1888 angezeigt hatte. Man kann mutmaßen, dass Sie ihren Bruder verdächtigte der Frauenmörder zu sein und ihn einmal des Nachts verfolgte. Wie beschrieben, fand das alles in der Brick Lane nicht weit vom Tatort Hanbury Street statt. Wir wissen, Serienkiller kehren oft an ihre Tatorte zurück. Vielleicht wurde das ihm und eben auch der Schwester zum Verhängnis. In diesem Moment wäre Jack the Ripper bereits identifiziert gewesen, Chapman Tatort, Messer Angriff mit versuchten Kehlschnitt auf seine Schwester und das letzte gesehen durch einen Zeugen. Aber in der zweiten Jahreshälfte 1890 gab Matilda auf und unterstützte ein “Verfahren“ gegen ihren Bruder und der Zeuge wurde zur Identifikation geholt. Den Rest kennt ihr alle…
Die Möglichkeit sollte in Betracht gezogen werden, dass kein Schwartz, Lawende, Levy oder Harris im Seaside Home waren und es dabei nicht um Nichols, Chapman, Stride, Eddowes oder Kelly ging sondern um einen versuchten Mord an Matilda Lubnowski durch ihren eigenen Bruder Aaron Kozminski 1,5-ca. 2 Jahre zuvor. Eine positive ID, der Constable vom Mitre Square, die Verbindung zur blutigen Wäsche in der Batty Street und, wie im Bericht geschildert, eine Identifikation durch zwei Frauen (ich vermute Prostituierte) in einer Anstalt, in der er einsaß (und dabei könnte es um Leather Apron gegangen sein), “many circs“, hätten zur Identifikation und Verhaftung von Jack the Ripper führen können. Die ID war aber das entscheidende, denn er hätte dann REDHANDED überführt werden können. Der Zeuge zog jedoch zurück. Aber er war dann kein Zeuge bei Nichols, Chapman, Stride, Eddowes oder Kelly, sondern bei einem Opfer, welches überlebte, Matilda Lubnowski, H.L. mit Initialen…
Beste Grüße,
Lestrade.
P.S.: Dieser Verdächtige hatte die Angewohnheit, wenn er heim kam, durch die Fenster zu steigen. Ein Fenster spielt beim Opfer Kelly eine große Rolle.