Autor Thema: Aaron Kozminski- Neubetrachtung der Quellen!  (Gelesen 79877 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Aaron Kozminski- Neubetrachtung der Quellen!
« Antwort #105 am: 19.09.2017 15:00 Uhr »
Gerne Crow!

Wie gesagt, man/ ich kann da nur spekulieren. Sicherlich wird das nicht die Wahrheit sein aber es könnte in die richtige Richtung gehen. Anderson sprach ja auch von  “seinen (Kosminskis) Leuten“ die ihn schützten. Das könnte bedeuten, dass sie stets ein Auge auf ihn hatten oder dafür sorgten, dass er nicht ständig frei herumlief. Allerdings ging Aaron Kozminski im Dezember 1889 wohl alleine(?) mit einem Hund spazieren, dieser ohne Maulkorb, was ihm eine Anhörung und Strafe einbrachte. Geladen wurde er als Aaron Abrahams, er sagte aber aus, dass er eigentlich ein Kozminski ist. Nun können wir wieder spekulieren, ob er auch während diesen Vorfalls unter Observation stand oder nicht. Möglich wäre es ja, dass er vor einer ersten Einweisung, März 1889, observiert wurde und dann in der Zeit vor seiner Einweisung nach Colney Hatch im Februar 1891 und dazwischen eben nicht. Da gibt es ja für den Sommer 1890 auch eine Einweisung ins Arbeitshaus für ein paar Tage. Das wäre in meinen Augen aber auch ein guter Termin für die Seaside Home ID. Doch das habe ich hier im Forum hier und da schon beschrieben. Ich sehe seinen Fall eher als längeren Prozess und auf diesem Wege kann eine Menge passieren. Cox sagte übrigens, dass sein Verdächtiger schon den Eindruck auf ihn machte, zu wissen, dass er beobachtet wird. Bereits nach dem Double Event im Oktober 1888, sprechen Presseberichte über die Observation eines Verdächtigen, der dann nicht mehr aus dem Haus ging bzw. über jemanden, den man, als Patienten, in einem East End Krankenhaus überwachte. Cox erwähnte ja ebenfalls, dass sein Mann seine nächtlichen Aktivitäten auch alsbald einstellte.

Den Bemerkungen von Anderson und Swanson zufolge, waren ihnen der oder die Briefeschreiber bekannt. Geh mal über die Suchfunktion hier und gebe “Bulling“ ein. Ich persönlich denke, die Polizei hat alles versucht, um bei Kosminski fündig zu werden und dazu werden sie wohl auch seine Handschrift unter die Lupe genommen haben, sofern er denn dem Schrieben mächtig war, was ja gut möglich wäre. Anderson war wohl der Meinung, dass die Schrift an der Wand in der Goulston Street eine wichtige Spur hätten sein können. Sie wurde jedoch entfernt. Vielleicht spricht er hier von der Möglichkeit eines Vergleichs mit der Handschrift. Es gibt ein,- zwei Briefe, die ich interessant finde, u.a. den From Hell Brief mit der Niere. Diesen hätte man wohl mit der Handschrift von Kosminski verglichen. Wenn, dann hat das wohl nicht oder nicht ganz gepasst. Nun gut, wer weiß…

Man fand mal vor einiger Zeit einen Bericht aus einer Zeitung, einen Report nach dem Double Event. Jemand soll nach der Stride Attacke den Täter verfolgt haben. Er sollte nicht zum Club in der Berner Street am Dutfields Yard gehört haben. Möglich, dass man auf Pipeman anspielte, der den BS Man verfolgt haben könnte, während Schwartz eher das Weite suchte. Mehr ist darüber nicht bekannt und vielleicht stellte man hier einfach nur etwas falsch dar aber es ist auch eine gute Option für den Seaside Home Zeugen. Wie bereits erwähnt, sprach Swanson in der Familie von einem Mann, einem Zeugen, der etwas über die Bewegungen von Kosminski wusste. Nun haben wir an den Tatorten immer Zeugen, die wir benennen können, Mrs. Long in der Hanbury Street, Schwartz in der Berner Street, Lawende, Levy und Harris am Mitre Square als auch Hutchinson am Millers Court. Von Pipeman in der Berner Street kennen wir nicht die Identität. Genauso kennen wir auch die von Hutchinsons Astrachan Man nicht. Wenn diese beiden Männer nichts mit den Morden zu tun hatten, wären sie aber vielleicht gute Zeugen gewesen. Hutchinson wollte zumindest seinen Mann einige Tage später erneut gesehen haben. Ich schrieb zwar neulich eher über ein Szenario am Millers Court bezüglich des Seaside Home Zeugen, dennoch bleibe ich für andere Optionen, verständlicherweise, offen. Die Frage ist natürlich, warum ein Pipeman, in meinem Szenario, so spät der Polizei bekannt wurde. Angenommen, dieser Pipeman war am Ende vielleicht doch nicht ganz so einfach zu vertreiben gewesen, was tat er nach der Attacke an Stride? Kehrte er nach dem Vorfall in diesen Bereich zurück und konnte den Angreifer erneut sichten? Blieb er ihm auf den Fersen bis zum Mitre Square? Ohne vielleicht einen Mord direkt beobachtet zu haben, hätte er einen guten Blick auf den Angreifer zuvor gehabt und ihn dann, Minuten später, zum Mitre Square laufen gesehen haben können. So etwas würde zu Andersons “good view“ als auch zu Swansons  “Movements“ passen. War dieser Pipeman jener Zeuge, dann war er sicherlich von unschätzbarem Wert. Sah er Stride und BS Man, ihrem Angreifer (dem er ins Gesicht sah), einige Minuten bevor sie ermordet wurde und konnte dann, nach seiner Rückkehr den Mann irgendwie Richtung Mitre Square verfolgen, dann hätte es für Kosminski schlecht ausgesehen, wenn dieser Zeuge standhaft geblieben wäre. Wenn ich nach dem Grund suche, warum dieser Pipeman dann so spät zum Zeugen wurde, dann fällt mir ein, ob er nicht unter großen Schuldgefühlen gelitten haben könnte. Ging er zunächst aus der Situation am Eingang des Dutfields Yards hinaus, so wie Schwartz, kehrte dann aber eben zurück (anders als Schwartz), dann konnte er nicht unbedingt gewusst haben, dass jener Angreifer auch ein Mörder und Stride bereits tot ist. Wer weiß, vielleicht wollte er auch Hilfe holen und fand keinen Konstabler nach der Situation in der Berner Street und machte sich dann, vielleicht auch nur durch ein zufälliges erneutes Sehen des Angreifers auf dessen Spur, vielleicht nur um zu sehen, ob er herausfinden kann, wo dieser wohnt. Vielleicht war aber dann für ihn nahe Mitre Square Schluss. So etwas kann schwer auf der Seele eines Menschen liegen, der von sich glaubt, zwei Frauen hätte retten zu können. Kommt es dann doch zu einer Gegenüberstellung und der Zeuge erkennt einen Glaubensbruder in dem Verdächtigen wieder, dann können erneut Zweifel aufkommen, denn er hat den Mann zwar im Zwist mit Stride gesehen und ihn dann auch bis zum Mitre Square verfolgt aber eben keinen Mord beobachtet. Eine weitere Frage wäre natürlich, woher diese Zeitung diese Information hatte. Ich denke, dass es möglich ist, dass Schwartz verschiedene Angaben machte, auch aufgrund von “Übersetzungsfehlern“. Wie dem auch sei. Ich dachte ich schreibe meine Gedanken dazu einfach mal hier mit nieder.

Beste Grüße, Lestrade. 
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...