Autor Thema: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!  (Gelesen 32452 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #15 am: 13.09.2011 22:51 Uhr »
Cox war laut eigener Angabe nahezu 3 Monate in jener Straße. Man genoss ja mittlerweile die Vorteile der jüdischen Freunde, sagte er ja auch. Und wenn das Haus gegenüber, das Heim von "Kosminski" Schwester war, gab es da bestimmt auch Saft und Kekse zwischendurch. Dann würde er diese Leute nicht unnötigerweise im nachhinein "anscheißen". Sagar ´s Butcher´s Row Observation vor dem Seaside Home in meinen Spinntheorien zu legen, würde ja bedeuten, die City Police war schon vor der Identifizierung dran. Außer, Sagar meinte mit WIR, auch die Kollegen der MET. Oder der City Police vom Mitre Square erforderte hier einen Wechsel. Glaube ich aber nicht. Wenn es den PC gab, denke ich eher, es war der PC Smith von der MET. Der Zeuge, der die jüngste Altersangabe (28 Jahre) machte. Sagar wie auch Cox, hätten bei einem möglichen Namenswirrwarr von Cohen/Abrahams/Kosminski kapitulieren können. Genau wie heute auch die meisten von uns. Cox sein Erlebnis eines nachtens mit dem Verdächtigen, finde ich auch interessant. Wie schon Griffith´s "Jeckyll&Hyde, zeigt dieser Verdächtige ein plötzlich verändertes Verhalten. Tag für Tag, Nacht für Nacht geht es in der ersten Zeit der Observation gut. Aber in einer Nacht, werden aus den späten Spaziergängen, gezielte Gesuche nach Prostituierten und Cox ist am Ende fertig mit den Nerven. Hier hätte der Verdächtige, das erste Mal nach der Identifizierung, bestimmte "Tendenzen" zeigen können. Cox beobachtete ja auch dabei eine plötzliche Attacke gegen eine Prostituierte, nachdem der Verdächtige ein Stück mit ihr gegangen war, genau wie es Schwartz tat. Vorher hatte er schon eine betrunkene Prostituierte angesprochen. Beim Einsetzten der Dunkelheit hatte dieser Verdächtige ziemlich sauer seine Behausung verlassen. Der Verdächtige ging noch vor den Prostituierten zu einer Einrichtung in der Leman Street, in der noch Betrieb war (er war nicht lange drin, trank vielleicht etwas). Allzu spät dürfte es noch nicht gewesen sein, als er startete. Nehme ich meine Cox Theorie, also Überwachung zwischen Dez. 1888- Febr 1889, dann wäre es schon sehr früh dunkel geworden. Mein Eindruck der Schilderungen von Cox ist allerdings der, dass es nicht allzu schnell dunkel wurde. Demzufolge würden die "dunklen Monate" für Cox herausfallen. Und vielleicht auch "Kosminski".
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Offline Craddock

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #16 am: 13.09.2011 23:45 Uhr »
Nabend noch mal,

Zitat von: Lestrade
Und wenn das Haus gegenüber, das Heim von "Kosminski" Schwester war, gab es da bestimmt auch Saft und Kekse zwischendurch. Dann würde er diese Leute nicht unnötigerweise im nachhinein "anscheißen".

Wenn Cox die Möglichkeit gehabt hätte, den Ripper zu erwischen, hätte er davon Gebrauch gemacht. Cox hat selbst gesagt, dass es gegen den Mann keinen Beweis gab. Er spricht auch nur davon, dass einige aus dem Team den Mann für schuldig hielten. Er selbst sprach in dem Artikel davon, dass er immer sehr für die Seemanntheorie zu begeistern war. Dass er die Familie nach Möglichkeit geschützt hätte, mag sein, vor allem da er nach deinem Szenario viel mit ihr zu tun gehabt hätte. Aber um Cox gehts bei Familie schützen doch nicht, oder?... Anderson brauchte Ergebnisse. Anderson behauptet, er hätte eine Identifizierung. Anderson spricht über die Klasse, aus der der Verdächtige stammt als Leute, die einander nicht gegenseitig verraten. Wo in aller Welt ist Anderson die Art von Mann, der die Familie des Verdächtigen schützen würde? Allein schon auf seine eigenen Aussagen bezogen? Er grämt sich darüber, dass der Zeuge nicht aussagen will. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man den Verdächtigen an den Galgen gebracht. Dass er dabei auf irgendetwas Rücksicht genommen hätte, sehe ich nicht, und ein Argument in die Richtung, dass die Familie durch Andersons eisernes Schweigen über den Namen des Verdächtigen hinterher geschützt wurde, kann man hier auch nicht gelten lassen, da ohne Zeuge kein Fall existierte und jede Äußerung dazu in der Öffentlichkeit schlichtweg Verleumdung gewesen wäre.

Zitat von: Lestrade
Sagar ´s Butcher´s Row Observation vor dem Seaside Home in meinen Spinntheorien zu legen, würde ja bedeuten, die City Police war schon vor der Identifizierung dran. Außer, Sagar meinte mit WIR, auch die Kollegen der MET.

Ersteres kann sein, Zweiteres würde nicht widersprechen, halte da durchaus Beides für möglich. Aufgrund von täglicher Treffen zwischen Swanson und seinem City-Kollegen sehe ich die Relevanz da aber nicht, ich denke, derartige Dinge dürften besprochen worden sein. Ich halte da nichts von der Theorie, dass beide Seiten sich gegenseitig im Umklaren lassen wollten, um selbst die Lorbeeren einzustreichen. Zumal von Lorbeer ja auch keine Rede sein konnte und spätestens im November 1888 dürften sowieso alle Beteiligten froh gewesen sein, das kleinste Fitzelchen eines Erfolgserlebnisses in die Finger zu bekommen.

Zitat von: Lestrade
Wenn es den PC gab, denke ich eher, es war der PC Smith von der MET. Der Zeuge, der die jüngste Altersangabe (28 Jahre) machte.

Einspruch, und zwar nicht von mir, sondern von einem deiner "Kronzeugen" (auch wenn ich selbst PC Smith hier oft favorisiert habe). :biggrin:

Angehängt an Swanson´s Bericht über die Schwartz-Aussage findet sich die Feststellung, dass die Beschreibungen (Differnezen in Sachen Alter und Größe außer Acht gelassen) im Hinblick auf die Kleidung des Mannes zwischen Smith und Schwartz so sehr differieren, dass es zweifelhaft erscheint, ob die beiden denselben Mann gesehen haben. Wahrscheinlicher erscheint es hier, dass der von Schwartz beschriebene Mann eher als Mörder in Frage kommt. (so in etwa Swanson´s Wortlaut)

Zitat von: Lestrade
Sagar wie auch Cox, hätten bei einem möglichen Namenswirrwarr von Cohen/Abrahams/Kosminski kapitulieren können. Genau wie heute auch die meisten von uns.

Ich kapituliere vor gar nix... und schon gar nicht vor (genauer Wortlaut aus juristischen Gründen entfernt) Martin Fido :biggrin:

Zitat von: Lestrade
Aber in einer Nacht, werden aus den späten Spaziergängen, gezielte Gesuche nach Prostituierten und Cox ist am Ende fertig mit den Nerven. Hier hätte der Verdächtige, das erste Mal nach der Identifizierung, bestimmte "Tendenzen" zeigen können. Cox beobachtete ja auch dabei eine plötzliche Attacke gegen eine Prostituierte, nachdem der Verdächtige ein Stück mit ihr gegangen war, genau wie es Schwartz tat.

Dass Cox fertig mit den Nerven war, wär mir neu. Und welche Tendenzen? Eine Prostituierte angesprochen? Mit einer ein Stück gegangen? Angegriffen? Cox sagt lediglich, er hätte sie von sich weggestoßen und sei dann weitergegangen. Hätte er (der ein Ripperverdächtiger war) die Prostituierte angegriffen, dürfte Cox´Reaktion doch ein bisschen anders ausgesehen haben, als einfach nur weiter zu beobachten. Cox beschreibt den Mann als offenkundig  verrückt (auf welche Art auch immer), aber wie oben erwähnt scheint er selbst die Meinung vieler seiner Kollegen nicht geteilt und eher einen Seemann im Visier gehabt zu haben.

So, jetzt ists aber wirklich spät, bin gar nicht sicher, ob meine Sätze noch Sinn ergeben... :lol:

Offline Lestrade

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #17 am: 14.09.2011 10:24 Uhr »
Morjens,

Cox: "In the end he brought me, tired, weary, and nerve-strung back to the street he had left where he disappeared into his own house"

Ich wollte nur herausstellen, dass dies ein plötzliches und anderes Verhalten des observierten Mannes war. Deswegen erzählte Cox auch von diesem Vorfall, vermute ich.

WENN Cox tatsächlich bei Matilda Lubnowski im Erdgeschoß saß und rüberschaute zu Isaac Abrahams, wenn denn Aaron Kosminski dort untergebracht war, warum sollte er im nachhinein Namen erwähnen und Schwester und Anwohner in dieser Straße, die sie mit der Zeit kennenlernten, belasten? Gerade wenn keine entscheidenen Beweise erfolgten. Du hattest gefragt warum Cox und Sagar keine Namen nannten? Dies war eine der Möglichkeiten die ich dir geliefert hatte. Die zweite war, dass niemand genau wußte wir er nun heißen sollte, da nannte ich dann Cohen, Abrahams und Kosminski. Von den ersteren beiden gab es eine Menge...

Btw.: Aaron Kosminski hätte "Verbot" für das Haus seiner Schwester haben können, es gab ja mal den Messerangriff...

Wann die City Police mit der Überwachung von "Kosminski" begann, dazu habe ich nicht geschrieben, dass sie es ohne Absprache der MET stattfand. Swanson schreibt, dass der Verdächtige nach der Identifizierung von der City Police Tag und Nacht bewacht wurde. Vielleicht tat dies die City Police schon vorher (Butcher´s Row ist ja schon Aldgate) aber nicht unbedingt Tag und Nacht.

Und wenn wollte Anderson zu Ordnung und Moral aufrufen? Bei Cox und Sagar? Die ihre Bosse waren Fraser, Henry Smith und Carlyon-Hughes. Und es gab eine ganze Reihe Beamter, wie Reid, die nicht gut darauf zu sprechen waren, wenn man über Juden herzog. Abberline ließ seinen Abschied von Juden organisieren. Und da war ja kein Beweis. Wer weiß denn, was die "Many circs" und die "certain facts" bedeuten sollen? Ich nicht.

PC Smith war ein erfahrener Mann, dessen Job es war, sich Leute anzusehen. Der wechselte nicht gleich die Straße, so wie Schwartz, der die Hosen voll hatte. Er war sicherlich bei Tageslicht mutiger. Aber PC Smith mit 28 Jahren, Schwartz und Lawende mit 30 Jahren, lagen mit dem geschätzten Alter ihres Verdächtigen, recht gleichauf.  

Ich sprach über eine plötzliche Attacke, keinen Angriff. Er stieß die Frau weg, Schwartz sein Mann stieß Stride zu Boden. Hier sehe ich eine impulsive Handlung. Warum sollte er das tun? Ich würde keine Prostituierte wegstoßen, egal was sie zu mir sagt. Ich bin weniger impulsiv. Auch hier wollte ich nur etwas herausstellen, nämlich Griffith´s "Jeckyll&Hyde" Erwähnung und das aus Cox seinen Mann plötzlich etwas in der Art von Unberrechenbares wurde. Außerdem war dieser Mann auf der Suche nach Prostituierten, die erste war betrunken die er ansprach, mit der zweiten ging er erst spazieren und stößt sie dann plötzlich weg. Wenn er sexuellen Kontakt suchte, warum sucht er nicht normal weiter? Er beendete die Geschichte in jener Nacht. Laut Cox achtete der Mann schon darauf, ob er beobachtet wurde oder nicht. Es ist auch kein Einzelfall, Prostituierte sprachen davon, bei den Ermittlungen damals zu JtR, plötzlich weggestoßen worden zu sein. Wenn die Situation nicht "sicher" für den Ripper war und/oder die Prostituierte auf einmal doch nicht der Vorstellung entsprach, warum sollte er sich weiter darum kümmern? Dann beendet er solche Kommunikation. Und solche ein Täter würde sich da genauso Verhalten wie bei seinem eigentliche Angriff, nämlich plötzlich und impulsiv aber vorallem offensichtlich grundlos. Ich hoffe du kannst mir folgen und verstehst mich nun besser.

Aaron Kosminski erscheint uns immer so harmlos. Wir wissen aber, dass er plötzlich seine Schwester angriff und auch in der Anstalt hier und da impulsiv und aufbrausend reagierte. Bei Cox beobachten wir etwas ähnliches, einen plötzliche veränderten Mann.

Deswegen Craddock, halte ich es für wichtig und erwähnenswert. Ich kann nur aufführen, beweisen garnichts.

Grüße, Lestrade.
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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #18 am: 14.09.2011 10:53 Uhr »
@Craddock:

Ich muss zugeben, dass mir die Art wie du schreibst imponiert. Ich meine dabei auch ein gewisses "Feuer" in dir zu spüren.

Was hälst du davon, wenn wir beide an einem neuen deutschen Buch über Jack the Ripper arbeiten? Dann schreiben hier neben Schachner/(P.) auch noch Craddock und Lestrade als "Autoren". Ich denke, wir würden dazu gut zusammenpassen. 

Das ist mein absoluter ernst. Was hälst du davon?

Ich habe bereits erste Ideen dafür.

Viele Grüße,

Lestrade.
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Offline Craddock

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #19 am: 14.09.2011 21:07 Uhr »
@Craddock:

Ich muss zugeben, dass mir die Art wie du schreibst imponiert. Ich meine dabei auch ein gewisses "Feuer" in dir zu spüren.

Was hälst du davon, wenn wir beide an einem neuen deutschen Buch über Jack the Ripper arbeiten? Dann schreiben hier neben Schachner/(P.) auch noch Craddock und Lestrade als "Autoren". Ich denke, wir würden dazu gut zusammenpassen.  

Das ist mein absoluter ernst. Was hälst du davon?

Ich habe bereits erste Ideen dafür.

Viele Grüße,

Lestrade.

Nabend,

erstmal danke. Zum anderen bin ich der Meinung, dass jeder Mensch im Leben zumindest ein Buch schreiben sollte, also können wir darüber durchaus reden.

Aber weil Konkurrenz zwar das Geschäft, nicht aber das Konto belebt, wird Thomas uns in so einem Fall sicher löschen und auf Lebzeit sperren, ich kenn diese Autoren doch  :diablo:

Oder gegebenenfalls Korrektur lesen, um zu verhindern, dass wir Unsinn produzieren...  :girl_angel: (es gibt hier nur weibliche Engel und den Typ auf der Wolke mit den Herzchen drum herum wollte ich dann doch nicht nehmen.)

Prinzipiell also nichts dagegen einzuwenden, ich schreib sowieso gerne, wär doch durchaus angemessen, das Hobby mal auf ein konkretes Projekt auszurichten. Außer wenn deine Idee mit Sickert zu tun hat, dann vergiss es  :lol:

So, jetzt noch auf den Post da oben antoworten....
« Letzte Änderung: 14.09.2011 22:26 Uhr von Craddock »

Offline Craddock

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #20 am: 15.09.2011 00:28 Uhr »
Okay, nervlich war er also doch ein bisschen mitgenommen. Ich tu mir da einfach mit der Attacke ein bisschen schwer, ich find daran nichts besonders Schlimmes, gemessen an dem, was den Prostituierten damals generell so widerfahren konnte im Umgang mit Kunden. Auch wenn man hier eine gewisse Ähnlichkeit im Hinblick auf die Plötzlichkeit der Atta... des Schubsers sehen kann, will mir der einfach nicht besonders bedrohlich erscheinen, zumal er auch kein Nachspiel hatte. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Männern man damals hätte folgen können, bei denen man ähnliche Verhaltensmuster entdeckt hätte. Gepaart mit den offensichtlichen mentalen Problemen, die der Verdächtige wohl hatte, mag sich das bei Cox natürlich besonders eingebrannt haben. Aber dann ja wieder scheinbar nicht genug, um den Mann selbst für den Schuldigen an der Mordserie zu halten. Was, zugegeben, nichts heißen muss.

Im Hinblick auf Kosminski hast du natürlich recht, wir wissen nicht, wie harmlos bzw das Gegenteil davon er nun wirklich war. Genaugenommen wissen wir überhaupt nichts über seinen Zustand, sieht man einmal von den wenigen Aufzeichnungen ab, die aus der Anstalt noch erhalten sind. Wir können nicht mal mit Bestimmtheit sagen, an welcher Form von Schizophrenie er litt. Natürlich gab es da den Messerangriff auf die Schwester von jemandem (nein, da bleib ich hartnäckig, aus der Formulierung in den Unterlagen geht für mich nicht eindeutig hervor, ob es die eigene oder die Schwester von Cohen war), aber auch da wissen wir leider nicht, unter welchen Umständen diese erfolgte (wurde er von ihr provoziert, hatte er Wahnvorstellungen, ist er aufgrund eines Streits kurz ausgerastet oder war es aus dem Trieb heraus, dem wir hier alle so fröhlich hinterherforschen).

Bei PC Smith bin ich mir da jetzt gar nicht so sicher (nicht aufgrund seiner Qualifikation, sondern nur aufgrund der Situation). Grundsätzlich, unter anderen Umständen, würde ich dir zustimmen: Ja, PC Smith ist sicher der verlässlichere Beobachter als Schwartz. Dennoch, als Smith das Paar passierte, hat er es auf die Art gemustert, wie er es wohl auch bei den meisten anderen Leuten getan hätte, an denen er vorüber kam. Natürlich dürfte er darauf geschult gewesen sein, genau hinzusehen und sich Dinge zu merken, die einem anderen nicht auffallen würden. Aber nichts an der Situation war außergewöhnlich, da stand einfach ein Paar, das sich miteinander unterhalten hat. Schwartz hingegen wurde Zeuge eines Angriffs, von direkter Gewalt, die gegenüber einer Frau ausgeübt wurde. Das dürfte ihm einen ganz schönen Adrenalinschub verpasst haben und ich denke, dass seine Sinne da doch erheblich geschärft waren. Aber im Grunde geht es gar nicht so sehr darum, wer der bessere Zeuge ist, sondern nur um die Unterschiede bei der Beschreibung der Kleidung. Wenn wir davon ausgehen, Schwartz wäre in dieser Nacht wirklich Zeuge der Ereignisse geworden, die er schilderte, dann ist seine Sichtung näher am Zeitpunkt des Todes von Liz Stride und aufgrund der Unterschiede in der Kleidung ist sein Mann ein plausiblerer Verdächtiger als der Mann, der von Smith mit Stride beobachtet wurde. Da es keinen konkreten Hinweis darauf gibt, dass die Polizei Schwartz nicht glaubte, können wir hier eher davon ausgehen, dass der Mann von Smith nicht verdächtigt wurde und Smith daher für seine Kollegen nicht als entscheidender Zeuge in Frage kam. Und deshalb glaube ich eben, dass Smith nicht der PC war, auf den McNaghten hingewiesen hat.

Worauf Anderson hinweisen wollte oder nicht, weiß ich nicht, bei dem Mann werd ich selbst langsam schizophren. Ich bin hier immer noch der Meinung, dass er für jemanden, der so sehr auf moralische Werte gab, hat er in seiner Biografie doch ganz schön viel geplaudert und sich in der Wortwahl doch zumindest arg vergriffen.

Hab ich noch was übersehen? Nein? Ja? Ach, zu spät schon wieder.

Gute Nacht.

Offline Lestrade

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #21 am: 15.09.2011 16:14 Uhr »
London war damals "die Stadt" der Welt. Aufgrund dieser Tatsache können wir davon ausgehen, dass es nur so wimmelte vor Verrückten dieser Art. Aaron Kosminski selber, David Cohen, Jacob Levy, Hyam Hyams, Michael Ostrog, Druitt, Puckeridge, Isenschmid, Mary (weshalb auch immer), Cutbush und Pigott usw. Alles Männer mit mentalen Problemen. Damit wird man nicht automatisch zum Serienkiller. Alle hätten sich bei Cox in jener Nacht so verhalten können. Und ja, wir wissen nicht wie die Erkrankung bei Aaron Kosminski wirklich aussah. Meine Erfahrung oder Kenntnisse mit Shizophrenen ist sehr limiert.

Bei einem war es ein Doppelleben das er führte, ohne dass die jeweilige Partnerin jahrelang etwas merkte. Er schaltete einfach um in seinem Kopf und war in dieser oder jener Welt. Ohne Gewalt. Wohl gemerkt, niemand bekam sehr lange Zeit nichts aber auch garnichts mit.

Manche bringen sogar unglaubliche Leistungen. Andy Goram, Fussball- Torwartlegende von Schottland und den Glasgow Rangers. Vor dem Bekanntwerden seiner Erkrankung sangen die Ranger- Fans, "Es gibt nur einen Andy Goram", danach, "Es gibt nur zwei Andy Goram"... Auch hier vorher nichts auffälliges...

Ein anderer Fall dann wieder dramatischer. Die Person erkannte mich garnicht mehr wirklich. Einige Zeit ein Ankämpfen gegen die Stimmen, vergebens. Ändern der Stimme, verschiedene Personen die man erkennen konnte, kein Schmerzempfinden mehr, kein Schließen der Augen mehr möglich aufgrund der Bilder die gesehen wurden, sadistische Züge, verletzen von sich selber, Androhung von Gewalt, diese Anfälle konnten Stunden dauern oder auch Tage, Erinnerungen konnten erst viel, viel später, wenn überhaupt und wenn nur teilweise abgerufen werden, Paranoia, Sehen von Dingen oder Bedrohungen die garnicht da waren oder nicht existent, absolutes Streben nach Macht, Kontrolle und Dominanz... also mir machte das viel Angst... ohne solch einen Schub war diese Person sehr liebenswürdig... an der Oberfläche zumindest... Ansonsten pathologischer Lügner, in allem natürlich ein perfekter Schauspieler, hervorragender Täuscher, Hang zum Betrügen...

Der Messerangriff war vielleicht auch nur ein Bedrohung/ Androhung. Bedeuten muss das nichts. Auf den ersten Blick...
 
Nun ja, könnte noch mehrere Beispiele anführen aber es soll ersteinmal reichen...

Anderson? Nun ja, er schien in einer Krise 1888/89 gesteckt zu haben und die hatte nichts mit dem JtR zu tun, würde ich meinen. Er war krank und zu schwach um in dieser Zeit als vollfertiger Mann zu handeln. Er war nicht feige ,so war es in meinen Augen auch keine Flucht. Der Ripper hatte ihn auf dem falschen Fuss zur falschen Zeit erwischt... Das ist es, was ich aus Anderson lese...

Die Geschichte in der Berner Street ist letztendlich schwer zu fassen. Smith´s Mann und auch der von Schwartz lagen vielleicht 5 Minuten auseinander. Brown sah wahrscheinlich etwas zwischen dem Auftritt dieser beiden. Marshall´s Aussage ist auch nicht zu verachten (´ne Stunde vorher). Bei Packer wissen wir nicht was er wirklich sah und was ihn in den Mund gelegt wurde oder aber, was er in der Zeitung las. Er selbst gab u.a. einmal an, der Verdächtige war glattrasiert, genau wie PC Smith. Was allgemein von den allen im Gedächtnis haften bleibt: Seemännische Erscheinung und untersetzt kräftig! Aaron Kosminski lebte nur eine Straße weiter, er hätte dort auch eine Weile im Kreise gehen können und mehrmals mit Stride gesehen worden sein, denn hat ihm Stride gefallen, seiner absoluten Fantasie entsprochen, dann käme auch solch Täter zurück um auf einen sicheren Moment an einer sicheren Stelle zu hoffen. Er begann jene Nacht sehr früh, würde ich meinen und Sie ließ ihre Kaubonbons nicht los. Einige kurze Zeit später sah Lawende am Eingang der Church Passage auch eine seemännische Erscheinung. Am dichtesten war wohl, würde ich meinen, Lawende dran, am zuverlässigsten PC Smith. Schon von Berufswegen. Später kam noch Hutchinson vom Miller´s Court hinzu. Aber er war kein Jude und so auch nicht der Kronzeuge. Ich weiß es nicht Craddock aber im Laufe der Zeit habe ich Lawende als wichtigsten Zeugen akzeptiert. PC Smith lief in der Gegend von Aaron Kosminski Streife (wenn er denn bei seiner Familie dort wohnte) und hätte ihn durchaus danach wieder treffen können. Die Greenfield Street lag gegenüber der Berner Street.

Macnaughten:

This man in appearance strongly resembled the individual seen by the City PC near Mitre Square.

Griffith/Sims:

This man was said to resemble the murderer by the one person who got a glimpse of him - the police-constable in Mitre Court.

The policeman who got a glimpse of Jack the Ripper in Mitre Court said, when some time afterwards he saw the Pole, that he was the height and build of the man he had seen on the night of the murder

Cox:

„The least slip and another brutal crime might have been perpetrated under our very noses.“
„It was not easy to forget that already one of them had taken place at the very moment when one of our smartest colleagues was passing the top of the dimly lit street.“ !!!


Für mich sieht das so aus, dass Griffith und Sims die Informationen von Macnaughten hatten. Der machte vielleicht auch aus dem Mitre Square und dem Miller´s Court eben Mitre Court. Liegt ja ersteinmal auf der Hand. Er wälzte ja nur die vorhandenen Akten, von einer, ich sage mal "Lawende Identifizierung" wußte er nichts. Die anderen wohl auch nicht richtig. Wenn er schon Mitre Square und Miller´s Court zusammenschmeißt, was ja einmal zur City Police gehörte und einmal zur MET, dann hätte er es auch geschafft, die Berner Street hier nicht richtig einzuordnen. Wir haben einen (Macnaughten) der nur vom lesen oder hörensagen agierte und zwei (Griffith und Sims), die ihm nachplapperten. Mehr oder weniger. Bleibt Cox. Würde er nur seine City Police Leute als Kollegen bezeichnen oder auch die der anderen Einheit, der MET? Wer weiß das schon...  

Wie immer, kann man alles in die eine oder in die andere Richtung ziehen. Einige Überlegungen sind es durchaus wert, sie mal durchzuspielen...

Heute wäre es eine Erleichterung zu wissen:

Sahen Lawende und der PC den Mann am gleichen Tatort oder wurde der Verdächtige an zwei Tatorten in einer Nacht gesehen oder gar an zwei verschiedenen Tattagen entdeckt? Die erste Variante könnte "Kosminski" etwas entlasten, die andere beiden, ihn schwerwiegend belasten. Und ohen das und ohne den Inhalt der "certain facts" und "many circs", sehen wir nach wie vor sehr alt aus.

Zu unserem Projekt, schreibe ich dich an.

Lestrade.
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Offline Craddock

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #22 am: 18.09.2011 23:42 Uhr »
Zitat von: Lestrade
Der Messerangriff war vielleicht auch nur ein Bedrohung/ Androhung. Bedeuten muss das nichts. Auf den ersten Blick...

Und auch auf den zweiten. Der Angriff oder die Drohung mit dem Messer ist an diesem Ort und zu dieser Zeit alleine gar nichts wert, sondern gewinnt ihre Bedeutung nur aufgrund des Geisteszustands von Kosminski. Er dürfte einfach ziemlich genau dem Bild entsprochen haben, das sich die Beamten damals von einem möglichen Täter machten. Wie bei allem anderen, bräuchten wir auch hier einfach mehr Informationen. Wir wissen nicht, wie dieser Angriff oder die Drohung ausgesehen hat. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, wer das Ziel war. Wenn das Ziel die Schwester von Cohen war, wäre Kosminski für mich ehrlich gesagt noch ein Stück interessanter. Ein Messerschwingszenario mit der eigenen Schwester kann dagegen einfach so viele verschiedene Ursachen haben, dass man Aaron daraus keinen Strick drehen kann. Streit? Ein plötzlicher Schub mit Wahnvorstellungen, die in ihm den Eindruck erweckten, er müsse sich verteidigen? Wenn er, was man nicht ausschließen kann, eine Zeitlang mit seiner Schwester und seinem Schwager zusammen lebte, dann dürfte es einfach eine Unzahl von Gelegenheiten gegeben haben, an denen man auf die eine oder andere Weise aneinander geriet. Da sind mir einfach zu viele Variablen drin, die wir nicht bestimmen können.

Zitat von: Lestrade
Die Geschichte in der Berner Street ist letztendlich schwer zu fassen...

Allerdings. Natürlich hätte der Mann weggehen und wiederkommen können. Natürlich hätten PC Smith und Schwartz letztendlich denselben Mann gesehen haben können. Die Frage ist aber, ob PC Smith als Zeuge angesehen wurde, und da tendiere ich zu einem Nein. Wir haben keinen Hinweis darauf, dass sich die Meinung der Beamten hier in irgendeiner Weise geändert haben könnte. Möglich ist das natürlich. Genauso wie ein Kosminski, der mehrmals mit Stride gesehen wird. Hier kann man natürlich einige Hypothesen aufstellen, beispielsweise könnte Kosminski immer wieder versucht haben, mit Stride ins Geschäft zu kommen und dabei immer abgelehnt worden sein. In der Folge hätte er dann sein Vorgehen ändern und sie bei nächster Gelegenheit einfach packen können, was dann zum Schwartz-Zwischenfall führte.

Zitat von: Lestrade
Für mich sieht das so aus, dass Griffith und Sims die Informationen von Macnaughten hatten. Der machte vielleicht auch aus dem Mitre Square und dem Miller´s Court eben Mitre Court. Liegt ja ersteinmal auf der Hand. Er wälzte ja nur die vorhandenen Akten, von einer, ich sage mal "Lawende Identifizierung" wußte er nichts. Die anderen wohl auch nicht richtig. Wenn er schon Mitre Square und Miller´s Court zusammenschmeißt, was ja einmal zur City Police gehörte und einmal zur MET, dann hätte er es auch geschafft, die Berner Street hier nicht richtig einzuordnen. Wir haben einen (Macnaughten) der nur vom lesen oder hörensagen agierte und zwei (Griffith und Sims), die ihm nachplapperten. Mehr oder weniger. Bleibt Cox. Würde er nur seine City Police Leute als Kollegen bezeichnen oder auch die der anderen Einheit, der MET? Wer weiß das schon...
 

Ersten Teil sehe ich ähnlich. Die Mitre Square/Miller´s Court-Vermischung ist eine absolut plausible und hier auch sehr wahrscheinliche Hypothese. McNaghten hat selbst ja öfter gesagt, dass er rein aus dem Gedächtnis schreibt und kein Unterlagen zu Rate zieht. Dass er Smith mit dem City PC verwechselt hat, glaube ich hingegen nicht. Seine eigenen Leute dürfte er dann doch richtig eingeordnet haben. Unmöglich ist natürlich auch das nicht.

Zu Cox: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Cox die Met-Leute als Kollegen angesehen hat. Aber er bezeichnet den Mann hier ja auch als einen ihrer "klügsten Kollegen" und spricht explizit von "unter unserer Nase". Deshalb würde ich sagen, ist das hier ein PC den er zumindest halbwegs gut kannte. Außerdem ist bei Smith nichts unter seiner Nase passiert. Bei PC Harvey hingegen (hieß er so? Ich mach grad den McNaghten und schreib aus dem Gedächtnis :D) dürfte "unter unserer Nase" ziemlich gut hinkommen. Da hätte eventuell ein Schritt nach vorne wirklich gereicht, um den Täter auf frischer Tat zu ertappen.

Zitat von: Lestrade
Heute wäre es eine Erleichterung zu wissen:

Sahen Lawende und der PC den Mann am gleichen Tatort oder wurde der Verdächtige an zwei Tatorten in einer Nacht gesehen oder gar an zwei verschiedenen Tattagen entdeckt? Die erste Variante könnte "Kosminski" etwas entlasten, die andere beiden, ihn schwerwiegend belasten. Und ohen das und ohne den Inhalt der "certain facts" und "many circs", sehen wir nach wie vor sehr alt aus.

Traurig aber wahr.

Offline Lestrade

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #23 am: 19.09.2011 09:24 Uhr »
Guten Morgen Craddock,

ich weiß nicht, ob du diesen Link hier bereits kennst:

http://www.casebook.org/dissertations/rip-smiths-beat.html

Er ist auf jedenfall interessant zu Smith´s Beat.

Der einzige Court, war der Miller´s Court. Das andere waren Yards oder ein Square bzw. auf dem Gehweg. Aber ich denke nicht, dass dies eine Rolle spielt. Wo macht man dort überhaupt Unterschiede? Ein Square (ein Karree) ist klar, ein Court wahrscheinlich der klassische Hinterhof und ein Yard wohl eher ein Lagerbereich/ geschäftliche Verbundenheit mit dem Umliegenden. Manchmal blieben bestimmt alte Bezeichnungen erhalten, selbst wenn sich das Bild oder die Funktion eines solchen Ortes verändert hatte.

"A police officer met a well dressed (known) man of Jewish appearance coming out of the court near the square. Continuing on his patrol he came across the woman's body." (he blow his whistle and other officers running up they set off in pursuit of the man who had just left) Sagar 1905.

"One man only, a policeman, saw him leaving the place in which he had just accomplished a fiendish deed, but failed, owing to the darkness, to get a good view of him. A little later the policeman stumbled over the lifeless body of the victim." - Sims

"court near the square" (Sagar 1905) erinnert doch sehr an den "City PC near Mitre Square" (Macnaughten 1894). Aber wer hat was von wem? "Ein Hinterhof am Karree", ein City Konstabler am Karree". Der einzige "Yard" im Square, soweit ich mich erinnere, lag direkt hinter Eddowes´ Kopf. Wird der kaum sein. PC Watkins enterte den Square über die Mitre Street, d.h. den Bemerkungen zu folge, Watkins hätte den Verdächtigen aus einem Eingang eines Hinterhofes in der Mitre Street kommend, bemerkt haben können (vielleicht stand dieser ja auch nur kurz im Eingangsbereich, hat bei Watkins aber zu einer falschen Schlußfolgerung geführt). Geht man in eine andere, weniger wahrscheinliche Spekulation, dann hätte PC Harvey ähnliches in der Duke Street passieren können, kurz bevor er ein paar Schritte in die Church Passage setzte. Aber ich kenne die Begebenheiten weder in der Mitre Street, noch in der Duke Street. Den St. James Place mit dem Zugang aus dem Square und Nachtwächter Blenkinskop vernachlässige ich jetzt mal übrigens...

Dann hätte sich dieser Verdächtige, nach der Tat, kurz in Richtung eines Hinterhofes begeben um was zu tun? Wieder herauszugehen um einen PC zu begegnen?

Sagar peitscht unsere Unterhaltung in Richtung City Police und nicht in die MET Richtung (Smith). (Falls es diesen PC überhaupt gab, ich glaube daran, einige aber nicht). Dann hätten wir an einem Tatort zwei Zeugen die wichtig wären. Lawende und einer wie PC Watkins. Aber eigentlich auch ein Pendant in der Berner Street mit Schwartz und PC Smith. Oder eine Mischung aus beidem. Es scheint aber mehr eine Angelegenheit der City Police gewesen zu sein. Wenn PC Watkins derjenige war, der "den Polen danach mal wiedersah", könnte das in Richtung einer Erklärung gehen, warum die City Police observierte und nicht die MET, die ja "nur" einen Verdächtigen zu einer Gegenüberstellung brachten. Plus Zeuge Lawende natürlich. Auch die Butcher´s Row lag im Bereich der City Police. Wenn der Verdächtige nun in der Butcher´s Row irgendwie angestellt war und bemerkte, dass er observiert wurde, dann hätte er unter Umständen anfangen können, sein heimatliches Domizil in einem möglichen Wohnbereich des MET Gebietes nicht mehr zu verlassen. Und die MET hatte dann die Ehre gehabt, ihn wieder in den anderen Bereich zu eskortieren (zur Identifikation).

Ich erwähnte in meinem vorherigen Post bereits, wenn dieser Verdächtige, in einer Nacht, an zwei verschiedenen Tatorten von zwei Zeugen, halbwegs wiedererkannt worden ist oder gar in zwei verschiedenen Nächten wo Taten stattfanden, dann wäre es fatal für ihn. An einem Ort von zwei Zeugen gesehen worden zu sein, kann auch schwerwiegend sein aber da muss man sich dann fragen, wie und wo und vorallem wie sind die Umstände gewesen?

Wir wissen über "Kosminski", dass der PC ihn so äußerlich wiedererkannt haben wollte (Macnaughten). Wir wissen, dass der Zeuge es auch getan haben soll (Swanson, Anderson), da handelt es sich auch um "Kosminski". Der Täter brauchte 10 Minuten am Tatort. Lawende sah den Mann am Eingang der Church Passage und evtl. PC Watkins den Mann aus einem Hinterhof in der Mitre Street kommen. Aber er sah ihn nicht aus dem Mitre Square kommen? Für mich bedeutet dies nämlich einen großen Unterschied. Denn dieser Mann muss dann niemals den Mitre Square durchquert haben. Hat PC Watkins ihn im Zugang zum Square von der Mitre Street aus getroffen, dann gute Nacht, dann passt vieles, hat er jedoch nicht, dann wäre der Verdächtige etwas "entlastet". Ich persönliche tendiere zu der Variante, dass der Verdächtige irgendwo aus einem Hof der Mitre Street herausspazierte. Aaron Kosminski (falls der "Kosminski") soll "schwachsinnig" gewesen sein. Nun ja, er war das Kind recht betagter Eltern (Mitte 40 bei seiner Zeugung und Geburt) und die Chance dann irgendeine Anomalie oder Geisteskrankheit von Natur aus zu bekommen ist hoch. Dann muss man nicht erst traumatisiert werden. Vielleicht quatschte er einfach eine Prostituierte voll und zog dann weiter durch diverse Hinterhöfe und hatte nichts mit der Tat zu tun. Dazu muss ihn aber der wahre Täter beinahe im Nacken gesessen haben. Alles in allem, erscheint es mir recht knapp, zu knapp und von den certain facts und many circs wissen wir auch nichts. Dennoch ist es die Lücke die ich "Kosminski"/ Aaron Kosminski lasse. Denn da gibt es noch einen David Cohen, von dem wir nicht wirklich etwas wissen oder auch einen Hyam Hyams. Falls einer von ihnen der Täter war, hätten die Taten auch enden können. Selbst Jacob Levy kommt noch in Frage. Sie müssen niemals von der Polizei verdächtigt worden sein. Deswegen könnten sie trotzdem dafür vernatwortlich sein.

Auch wenn ich in "Kosminski" Jack the Ripper sehe, eindeutig identifiziert haben dürften sie ihn nicht. Rein polizeilich.
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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #24 am: 20.09.2011 15:24 Uhr »
Zum Mitre Court vielleicht noch wichtig:

The square became known as Duke's Place by 1676[1]and was also the site of St. James' church. South of this was the Mitre Tavern and Mitre Court (later Mitre Street) and to the north, a narrow passage known as 'Dark Entry' (later Church Passage). The earliest appearence of the name Mitre Square seems to be in 1830[2] . St James's church was demolished in 1874.

Mitre Street wurde früher also Mitre Court genannt.
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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #25 am: 20.09.2011 15:41 Uhr »
The square became known as Duke's Place by 1676[1]and was also the site of St. James' church. South of this was the Mitre Tavern and Mitre Court (later Mitre Street) and to the north, a narrow passage known as 'Dark Entry' (later Church Passage). The earliest appearence of the name Mitre Square seems to be in 1830[2] . St James's church was demolished in 1874.

Danke für diesen Hinweis, Lestrade.
Doch leider scheint der Zeitpunkt, zu dem Mitre Street noch Mitre Court genannt wurde, doch schon sehr lange zurückzuliegen. Bestenfalls also, dass noch ein paar Alteingesessene diese Bezeichnung kannten, und vielleicht auch nutzten. Doch zu diesem gehörte - nach meinem Wissen - McNaghton nicht, was aber nicht ausschließen soll, dass er diese Bezeichnung irgendwo "aufgeschnappt" hat.

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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #26 am: 20.09.2011 17:47 Uhr »
Gerne und richtig Shadow!

Wer weiß, ob alle die, die für diese Äußerungen "verantwortlich" sind, jemals diesen Tatort betreten haben oder überhaupt eine richtige Vorstellung davon hatten. Der "Court" könnte schlicht und einfach der Innenraum des Squares gewesen sein. Aber ich finde gut, dass mal zu erwähnen und verschiedene Meinungen oder Ansichten diesbezüglich zu hören. Unsereins hat ja heute besseres Wissen über jene Tatorte als einige damals. Meine ich jedenfalls...

The earliest appearence of the name Mitre Square seems to be in 1830[2] . St James's church was demolished in 1874.

1830 und 1874 gab es noch Aktivitäten in und um den Square. Kann natürlich, muss aber nicht lange zurückliegen mit einer Veränderung des Straßennamens. Aber wie immer in diesem Fall, nichts genaues weiß man nicht... Heute gibt es in London noch zwei Mitre Court.
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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #27 am: 21.09.2011 21:09 Uhr »
So langsam steige ich hinter den Frust, den Trevor Marriott im Casebook zum Vorschein kommen lässt...

Diese Information fand ich erst jetzt:

http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/crime/8514000/Scotland-Yard-fights-to-keep-Jack-the-Ripper-files-secret.html

The ledgers provide details of the police’s dealings with thousands of informants from 1888 to 1912, including some who provided information during the original Ripper investigation.

A sample of about 40 pages from the Scotland Yard ledgers was released to last week’s tribunal, but with the names of informants and other key details blacked out.

According to Mr Marriott, the files contain the names of at least four new suspects, as well as other pieces of evidence.

He said: “I believe this to be the very last chance that we may have to solve the mystery of Jack the Ripper.

“To have any possibility of getting near the truth about those horrific crimes we must see what these ledgers contain.

Vier dicke Register voll...
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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #28 am: 23.09.2011 18:46 Uhr »
Ich weiß nicht, ob ihr den Kommentar von "Ripperologist" in diesem Link gelesen habt aber hört sich interessant an. Wirkt zwar ein bißchen strange mit dem great great grandfather detective aber er sieht in seinem Statement David Cohen erst in Colney Hatch 1889 identifiziert und zwar als Nathan Kaminsky, weil der Zeuge ihn kannte und somit auch den Namen angeben konnte. Der Zeuge sah ihn kurz vor der dem Fund eines der Opfer eben mit jener Frau. Passt dann natürlich nicht zu den Aussagen eines Cox (dreimonatige Observation) und wenn sein Kollege Sagar vom gleichen Mann spricht auch nicht zu diesem. Hier wäre dann Hyam Hyams ja ein heißer Kandidat. Anderson sprach ja von einer Identifizierung in der Anstalt und Swanson vom schnellen dahinscheiden ihres Verdächtigen. Da wäre Nathan Kaminsky wieder im Spiel. Inwieweit die Observation bei Kaminsky durch die City Police stattfand, sei mal jetzt dahingestellt und Macnaughten als wichtige Figur war ja kein "aktiver" Beamter zu der Zeit. Haben die Beamten es tatsächlich geschafft, Kosminski mit Kaminsky zu verwechslen, na dann gute Nacht. Die Theorie ist aber allerdings von Martin Fido, dessen Buch heute bei mir eintraf. Werde ich mal in Ruhe lesen. Diese "Geschichte" hätte ich als Cohen/Kosminski/Kaminsky/Hyams/Levy "Fan" auch schreiben können, allerdings habe ich keinen Ururopa bei Scotland Yard gehabt. Wäre natürlich traurig, wenn jemand so einen Bullshit an den Mann bringen würde wollen. Nun ja...

Hier das Original: 

I learned the secret some years ago from a friend who's great great grandfather was a detective involved in the case.
The murderer was in fact a Jewish man named Nathan Kaminsky who lived and worked as a bootmaker in the Whitechapel area. Kaminsky who suffered from syphilis was committed to Colney Hatch Lunatic Asylum in 1889 which is when the murders stopped; in the asylum he exhibited violent and destructive tendencies and died within a year of being committed. He is commonly confused with an Aaron Kosminsky who too was a Jewish man committed to the same asylum in the same period but who was actually an unviolent man suffering from audio hallucinations. The reason for the confusion between the two men is thus: Nathan Kominsky (Kaminsky, denke ich, Schreibfehler) was committed to the asylum under the name David Cohen which was a general name police at the time used to identify Jewish men with unknown identities (much like John Doe is used in the USA). Nathan Kaminsky disapeared from records in 1888 largely due to the fact that the syphilis he suffered from had caused him to suffer severe insanity (there are medical records of his treatment for syphilis). The man committed to the lunatic asylum under the name David Cohen was later identified as Nathan Kaminsky by the only witness the police had that they considered identified the killer; the witness saw Kaminsky (who he knew) with one of the murdered women shortly before her body was found - Kaminsky wore a leather apron due to the fact that he worked as a bootmaker and reportedly rarely took it off; he was known to have attacked other women before the Whitechapel murders took place (hence the nickname 'leather apron' being around at the time). The witness was a Jewish man and refused to testify in court against a fellow Jew which is why documents have been hidden from public view for so long. At the time the authorities wanted desperately to avoid the chance of anti semitic sentiment arrising either in the local area (which had a large Jewish population) or in the country as a whole. Therefore it was decided by the authorities that the identity of both the suspect and witness should remain hidden. As Kaminsky was severely insane and committed in an institute it was viewed that he was best left where he was under psychiatric care, indeed as I stated he died within the year.
Hope this helps.
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Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
« Antwort #29 am: 23.09.2011 22:15 Uhr »
Da hat der Freund von Ripperologist einfach nur die Theorie von Fido wiedergegeben. Und so alt ist der gute Martin dann doch nicht, dass er der Ur-uropa von jemandem sein könnte.
Zu den Verdächtigen aus den Special Branch Ledgers. Irgendwo in den Foren sind mal ein paar Namen aufgetaucht, die dort als "Verdächtige" genannt werden. Mir spucken da noch die Namen McGrath und O'Brien durch den Kopf, müsste aber noch einmal nachschauen.