Autor Thema: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel  (Gelesen 27788 mal)

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Maicrit

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Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« am: 04.10.2010 18:18 Uhr »
Mary hatte den Schlüssel zu ihrer Wohnung einige Zeit vor ihrem Tod verloren(mutmaßlich ein paar Wochen),und griff seither durch das kaputte Fenster um hinein zu kommen.
Der Schlüssel kann durchaus von JtR. gefunden worden sein, bei einem seiner wohl sehr häufigen Streifzüge durch das nächtliche East End.
Eine Möglichkeit wäre,daß JtR.den Schlüssel M.Kelly zuordnen konnte(wenn vielleicht auch nicht sofort),der Sache mit dem Schlüssel aber zunächst misstraute und eine Falle vermutete.
Es schien zu einfach aus seiner Sicht:Eine (offenbar ziemlich betrunkene) Frau verliert ihren Schlüssel,wohnt aber in einer Erdgeschoßwohnung,deren Tür sich auch ohne Übung geräuschlos von aussen öffnen liess,und eine zerbrochene Scheibe genau an der "richtigen" Stelle existierte.Eine Erdgeschoßwohnung wäre für Polizei leicht und schnell erreichbar,und es gab nur den einen Zu-und Ausgang der Wohnung,bei etwas Licht konnte man hineinsehen.
Jedenfalls ist JtR. in die Wohnung herein gekommen,demnach standen im beide Zugangsmöglichkeiten zur Verfügung und er wusste das.Als die Leiche entdeckt wurde war die Tür geschlossen.Das Ausmaß der Tat gegen M.Kelly lässt annehmen,daß er das Verbrechen ohnehin in einer Wohnung verüben wollte,schon des zeitlichen Aufwands wegen.
Wenn er den Schlüssel nicht gefunden haben sollte,und trotzdem etwas misstrauisch war,was diese Wohnung anbetraf, muss er die Beobachtung,immer wieder gemacht haben, daß Mary stets durchs Fenster fasste um die Tür zu öffnen.Er brauchte Klarheit darüber das der Schlüssel, auch am 8.11.spätabends nicht wieder aufgetaucht war und das Fenster nicht repariert wurde.
Mary hätte aufgrund des defekten Fensters auch besser gehört wenn sich jemand der Tür nähert.
Um das alles heraus zu finden müsste er sehr oft aus der Nähe beobachtet haben.Aber hätte er überhaupt die Möglichkeit dazu gehabt?
Zumindest nehme ich an das JtR.,Mary Kelly eine längere Zeit lang beobachtet hat,welche Besucher sie hatte,zu welchen Zeiten etc,so auch in der Nacht zum 9.11.1888.JtR.mag an die Möglichkeit gedacht haben,daß Mary zu ihrer Sicherheit Nachts etwas vor die Tür stellt,um ruhiger schlafen zu können.Hat er nachts öfter geprüft ob dem so ist?Wenn ja,dann war er doch nicht etwa in Sorge um ihr Wohl?
Ausserdem war da auch noch Barnett,und der wusste wie die Tür geöffnet werden muss.Was ist wenn der plötzlich auftaucht?
Bis 8.11. waren die Observationen seitens des Yard durch die anhaltende Mordserie personell deutlich erweitert worden,und JtR.hatte Anlass zu erhöhter Wachsamkeit.
Falls JtR.sowohl von dem verlorenen Schlüssel als auch dem kaputten Fenster(und das Türöffnen mittels hineingreifen), keine Ahnung hatte,wie kam er dann auf und in diese Wohnung?
Die Nachbarin Mary Cox hatte zwar gegen Mitternacht,Mary Kelly in Begleitung eines kleinen Mannes in die Wohnung gehen sehen.
Aber genau sie war es auch die mehrmals zwischen Wohnung und Strasse pendelte in dieser Nacht.
JtR.müsste gewartet haben bis Cox in ihre Wohnung geht,oder sich weit genug davon entfernte um unbemerkt in Kellys Wohnung zu kommen.Nebenbei beobachtet haben wann der Besucher der Kelly die Wohnung verlässt.Wie konnte er sicher sein das sie wirklich schläft?Gegen 3 Uhr war es nach Aussage von Cox, dunkel in der Erdgeschosswohnung.Mary schlief und hat JtR.nicht die Tür geöffnet.
Wenn der kleine Herr JtR. gewesen ist:Warum zeigt er sich sorglos anderen Leuten gegenüber,nachts beim Betreten der Wohnung?
Seine Körpergröße kann er nicht kaschieren.








Stordfield

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #1 am: 04.10.2010 19:47 Uhr »
Hallo Maicrit!

Mary schlief und hat JtR.nicht die Tür geöffnet.

Woher diese Gewißheit? Warum sollte sie ihren späteren Mörder nicht mit auf`s Zimmer genommen haben?

Gruß Stordfield

Maicrit

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #2 am: 04.10.2010 20:34 Uhr »
Hi Stordfield

Mary hatte sich von Barnett die Zeitungsberichte über die Greueltaten des JtR.,vorlesen lassen und hatte Angst allein in ihrer Wohnung zu sein.
Wenn wie gesagt nicht der als klein beschriebene Mann ihr Mörder gewesen war,wird sie sich doch gefragt haben wer so spät unbedingt zu ihr und nicht zu einer anderen Prostituierten will.
Es sei denn sie wäre nochmal nach draussen gegangen,und kehrte mit ihrem Mörder zurück in die Wohnung.
Aber so ist das mit JtR.,es gab keine Situation in der er auf eine bestimmte Weise gehandelt haben muss,weil erzwungen.
Lediglich als er im Zusammenhang mit dem Mord an Stride von L.Diemschutz gestört wurde musste er sich wenigstens verbergen.
Jeder Rekonstruktionsversuch von Abläufen bleibt am Ende eine Möglichkeit,daß ist manchmal frustrierend.

Gruß

Offline Claudia

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #3 am: 05.10.2010 12:21 Uhr »
Öhm, Du hast schon mal bedacht, daß Mary vermutlich ,wie viele andere Prostituierte auch, schlichtweg auf der Strasse nach Freiern gesucht hat?
Was ist daran ungewöhnlich?
Daß  sie ihren letzten Freier mit in ihr Zimmer genommen hat (und eben nicht schlafend überrascht wurde), das erscheint mir nur logisch (es war November).
Alles andere erübrigt sich...

Grüße, Claudia

Maicrit

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #4 am: 05.10.2010 15:40 Uhr »
Hallo

bei den Untersuchungen der Wohnung wurde u.a. festgestellt,daß der Täter die Von Maria Harvey, am Abend des 8.11.mitgebrachte Wäsche fast vollständig verbrannt hat.Vermutlich um die Polizei in die Irre zu führen.Marys Wäsche hingegen lag ordentlich zusammen gefaltet neben ihrem Bett,als ihre Leiche entdeckt wurde war sie nur mit einem Hemd bekleidet.
Ich glaube nicht das der Täter sich wegen irgendwelcher Knitterfalten den Kopf zerbrach,sollte er die Muße gefunden haben die Klamotten zusammen zu legen.
Vermutlich war Mary zu Bett gegangen,nachdem der Gast mit seinem Bierglas verschwand.
JtR.könnte es sich einmal mehr zunutze gemacht haben,daß aufgrund des kaputten Fensters gerätselt wird wie er in die Wohnung hineinkam.
Wie ich bereits am Anfang des Threads unterstrich handelt es sich um eine Möglichkeit,wie der Ablauf der Nacht ausgesehen haben könnte.
Ebenso nicht auszuschliessen ist das Mary, spät noch einmal ihre Wohnung verlassen hat,und sich JtR.unterdessen dort hinein begab,um die Rückkehr von Mary abzuwarten.Indem er sich weit unter dem Bett versteckte.

Offline Anirahtak

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #5 am: 05.10.2010 23:56 Uhr »
Hm, das mit dem Schlüssel ist ja schon merkwürdig.

An sich gehe ich schon davon aus, dass Kelly den Ripper auf der Straße oder in einer Kneipe aufgegabelt hat.

Wenn der Schlüssel vorher verloren gewesen ist und die Tür bei Entdeckung des Mordes abgeschlossen, müsste der Mörder in dessen Besitz gewesen sein, das ist schon recht offenkundig. Oder Kelly hatte den Schlüssel zwischenzeitlich wieder gefunden und der Mörder hat ihn nach (!) dem Mord erstmals (!) an sich genommen.

Meine Vermutung ist/war noch, der Ripper hätte Kelly wegen des eigenen Zimmers "ausgesucht". Andererseits wird er wohl kaum Prostituierte darauf angesprochen haben, ob sie ein eigenes Zimmer haben. Oder er kannte sie (flüchtig) und wusste, dass sie eins hat. Was jetzt vordergründig nix mit dem Schlüssel zu tun hat, aber irgendwie auch dazu gehört. :icon_verwirrt:

Offline Claudia

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #6 am: 07.10.2010 04:31 Uhr »
@Maicrit:

Sorry, aber der Mann mit dem Bier war um einiges vor der Zeit als Hutchinson Kelly noch auf der Straße gesehen hat, sie war also definitiv nochmal draußen und hat sich nicht schlafengelegt...

Und die Theorie mit dem Ripper unter dem Bett? Also ich würde schreien, wenn ein fremder Mann unter meinem Bett auftaucht.. Du nicht? Und so schnell ist man nicht unter nem Bett vorgekrochen, daß das Opfer nicht schreien, vermutlich sogar weglaufen kann. Oder wie will man jemanden daran hindern, wenn man sich da erstmal mühselig rausquälen will und keine Waffe zur Hand hat?
Naja, muss ja nicht jeder Theorien aufstellen, die mir schlüssig erscheinen... :icon_rolleyes:

Grüße, Claudia

Offline panopticon

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #7 am: 25.10.2010 04:08 Uhr »
Hi.

Dass sich der Täter unter dem Bett versteckte, würde ich auch als eher unwahrscheinlich betrachten – dem frontalen Tatortfoto zufolge war dort gar nicht allzu viel Platz – unter  dem Bett befand sich etwas, das zumindest für mich wie eine Art Blechwanne aussieht – vermutlich (in Kombination mit der Pumpe im Hof und dem Kamin) zum Baden – Als was interpretiert ihr das?

Um mal eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen: Mary Kelly war doch Barnett zufolge eine Zeit lang in einem Bordell im West End beschäftigt, oder irre ich da? Ich habe mittlerweile einiges über vergleichbare andere damalige Fälle und Prostitution im Allgemeinen gelesen, bei denen Prostituierte ihren Freiern letztlich sogar gestatteten, in ihrem Raum zu nächtigen, gerade in Bordellen. Nicht immer waren es ´klassische´ Freier, hin und wieder lief da scheinbar letztlich gar nichts Sexuelles. Kelly ließ ja scheinbar zumindest auch andere Prostituierte in ihrem Raum schlafen und in der Tatnacht war sie angeblich noch dazu einigermaßen alkoholisiert. Für mich persönlich scheint auch vieles dafür zu sprechen, dass sie in jener Nacht nicht mehr unbedingt vor die Tür wollte (zusammengelegte Kleidung, Aufmachung (´Pyjama´), Möbel in Türnähe, eventuell entfachter Kamin und eventuell nasse Kleidung in dessen Nähe auf einem der Stühle...), andererseits aber auch, dass sie ihrem Mörder ursprünglich als vermeintlichen Freier auf der Straße begegnet ist, bzw dass JtR ursprünglich jeweils als Freier auftrat. Wie hoch ist Eurer Meinung nach die Chance, dass sie ihren späteren Mörder zwar ursprünglich auf der Straße aufgabelte, ihm letztendlich aber - aus möglicher Erfahrung oder Gewohnheit als ehemalige Bordellprostituierte heraus - gestattete, bei ihr zu nächtigen? (Der Schlüssel könnte zudem, wie Anirahtak schon anmerkte, zwischenzeitlich ja tatsächlich wieder aufgetaucht sein, und der Mörder könnte sich seiner auch bemächtigt haben – gerade, wenn er ursprünglich mit Kelly gemeinsam das Zimmer  betrat....)

Was die Überlegung mit einer bewussten Auswahl Kellys aufgrund ihres Zimmers betrifft, finde ich das, was George Hutchinson gehört haben will, auch nicht uninteressant, nämlich, dass der Mann im Astrakhanmantel zu Kelly gesagt haben soll ´You will be alright for what I have told you.´ (Ihr Mörder hat ihr sicher nicht gesagt, was er vorhat  - aber vielleicht etwas anderes, um ihre ´Situierung´ zu eruieren...) Wie seht ihr das? 


Grüße,
panopticon

Damien

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #8 am: 25.10.2010 13:10 Uhr »
Hi zusammen,

also wenn man die Zeugenaussagen über die Nacht von Marys tot einmal in ein Zeitfenster betrachtet, kann es ja eigentlich nur so sein, dass Mary ihren Mörder zwischen 1:30 Uhr und 2 Uhr getoffen hat. Gegen 1:00 Uhr hatte Mary laut der aussage von Mrs. Cox und John Mccarthy noch gesungen. Mrs. Prater sagt aus, dass sie von 1:00-1:20 auf ihren neuen Lebensgefährten gewartet hatte. Bei Mary soll es laut ihrer Aussage im Zimmer still gewesen sein und niemand ging in den Millers Court rein oder raus in dieser Zeit. Die restlichen zehn Minuten war sie bei Mr. Mccarthy im Laden. Also muss Mary -glaubt man Hutchinsons Aussage, ja wie oben bereits erwähnt gegen zwei den Mörder getroffen haben.

Warscheinlich wusste jeder Besucher, den Mary auf ihr Zimmer genommen hatte, das der Schlüssel verloren gegengen ist, wie sonst wäre sie reingekommen, sie muss doch auch durch das Fenster gegriffen haben. Vermutlich stellt man doch auch dann eine Frage als Besucher in etwa: "Wieso öffnest du die Tür durch das Fenster?"
Also ich glaube nicht, das der Mörder im Zimmer gewartet hatte. Mir ist es halt immer noch unschlüssig, wieso Hutchinson so lange vor der Tür gewartet hatte... Aber das gehört ja in einen anderen Threat ;)

LG Alex


Maicrit

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #9 am: 25.10.2010 13:37 Uhr »
Hallo,


das jeder von M.Kellys verlorenem Schlüssel wusste,halte ich angesichts der Hysterie während der Zeit der Rippermorde für ziemlich unwahrscheinlich.Vor allem in Betracht der Tatsache das dem Mord an Kelly bereits vier bestialische Morde voran gegangen waren.


Gruß

Damien

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #10 am: 25.10.2010 13:46 Uhr »
Sorry,
hätte ich vielleicht besser formulieren sollen :)

Ich meine damit, das nicht "jede Person" dies wusste, sondern nur Personen, die auf das Zimmer mitgenommen wurden.
Sie muss ja die Tür aufgemacht haben durch das Fenster. Von daher war den Besuchern klar, das diese Möglichkeit besteht den Raum zu öffen.

Also ich vermute entweder traf sie gegen 2 Uhr den Mörder -Hutchinson Zeugenaussage, oder jemand wußte wie er in das Zimmer kam.

LG Alex

Maicrit

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #11 am: 25.10.2010 14:00 Uhr »
Hallo,


Mary konnte sich nicht mehr erinnern wann und wo ihr Schlüssel verloren ging.
Ebenso wenig hatte sie eine Erklärung für die kaputte Fensterscheibe,meinte jedoch sie wäre im Verlauf eines Streits zwischen ihr und Barnett zu Bruch gegangen.
Denkbar ist auch das JtR.nach mehr oder weniger langer Suche die Wonhnungstür zum Schlüssel fand,und selbst das Fenster beschädigte.
Weil er sich z.B.mit der Art Türverschluss auskannte(um bei Flucht von hie nach da zu kommen) und damit rechnete das Mary oder auch Barnett auf die Idee kommen,die Tür mangels Geld für eine Reparatur,eben durchs Fenster her öffnen.
Eine Möglichkeit die Tür ohne Schlüssel zu öffnen musste ja weiter existieren!

Gruß

KvN

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #12 am: 25.10.2010 20:11 Uhr »
Also ich bleibe bei meiner Meinung...MJK wurde von ihrem Mörder im Schlaf überrascht. Und wegen des Schlüssels: Bei der Qualität der damaligen Schlösser war wahrscheinlich jeder zweite Straßenjunge in der Lage mit einem Dietrich die Tür auf- und zuzusperren...

Grüße

Offline Anirahtak

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #13 am: 25.10.2010 23:01 Uhr »
Also ich bleibe bei meiner Meinung...MJK wurde von ihrem Mörder im Schlaf überrascht.
Dann gehst du davon aus, er hat sie vorher schon gekannt? (Zählst du Kelly überhaupt als Ripper-Opfer?)

Zitat
Und wegen des Schlüssels: Bei der Qualität der damaligen Schlösser war wahrscheinlich jeder zweite Straßenjunge in der Lage mit einem Dietrich die Tür auf- und zuzusperren...

Grüße
Gut möglich, aber wurde die Tür nach Entdeckung des Mordes nicht mit einem Beil "geöffnet"?



@ panopticon

Zitat
unter  dem Bett befand sich etwas, das zumindest für mich wie eine Art Blechwanne aussieht – vermutlich (in Kombination mit der Pumpe im Hof und dem Kamin) zum Baden – Als was interpretiert ihr das?
Ja, das könnte eine (Blech)Wanne sein. Auf jeden Fall ein Gefäß.


Zitat
Wie hoch ist Eurer Meinung nach die Chance, dass sie ihren späteren Mörder zwar ursprünglich auf der Straße aufgabelte, ihm letztendlich aber - aus möglicher Erfahrung oder Gewohnheit als ehemalige Bordellprostituierte heraus - gestattete, bei ihr zu nächtigen?
Ich verstehe nicht ganz, was dabei den Unterschied ausmachen würde (hat das mit den zeitlichen Abläufen zu tun?) - bei ihr im Zimmer wäre er ja in beiden Fällen gewesen, ob nun allein für das "Geschäft" an sich oder noch mit anschließender Übernachtung. Oder meinst du, sie hätte Freier sonst nicht mit ins Zimmer genommen, sondern dies wie die anderen Opfer draußen erledigt?

Wenn ich mich recht erinnere, hatte Barnett ausgesagt, sie hätte große Angst vor dem Ripper gehabt. Aber ihr blieb wohl nichts anderes übrig als anschaffen zu gehen, allein schon die Miete wäre ja am folgenden Morgen fällig gewesen. Unter diesem "Sachzwang" genötigt, anschaffen zu gehen, hat sie sich möglicherweise auf Stammkunden konzentriert und sonst versucht, soweit das möglich war, eine noch vorsichtigere Freierauswahl zu treffen als ohnehin - zur Selbstberuhigung, versteht sich, man sieht das Rippertum niemandem an. Sollte Hutchinson die Wahrheit gesprochen haben, so könnte sie sich gedacht haben, ein solch wohlgekleideter Mann würde kein Mörder sein (ich schätze, das deckt sich mit heutigen Vorstellungen: Einem Abgerissenen traut man eher Kriminalität zu als einem im Anzug. Die Bankenkrise außen vor :biggrin:). Und zum Outfit hinzu müsste dieser Freier auch recht wortgewandt und auf eine gewisse Art einnehmend gewesen sein, so dass sie ihn eben unbesorgt mitnahm. Ich bin auch keine große Freundin der Theorie vom Ripper als sabbernden Vollverrückten, der bereits mit einem Bein in der Irrenanstalt stand. Ich denke, er konnte seinen Irrsinn sehr gut überspielen, um ans Ziel desselbigen zu gelangen. Kein klassisch Geisteskranker, sondern ein Psychopath.

Aber ich schweife ab. Jedenfalls könnte sie ihm unter diesen Voraussetzungen auch gestattet haben, bei ihr zu übernachten. Wobei ich, wie gesagt, den Unterschied nicht sehe. Vielleicht kannst du mir das nochmal genauer erläutern?

KvN

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Re: Mary Kelly und der verlorene Schlüssel
« Antwort #14 am: 26.10.2010 10:53 Uhr »
Hallo K.!

2x ein klares Ja! Ich zähle Kelly zu den Ripperopfern, die Übereinstimmungen mit den anderen 3 (jaaaa, ich lasse Stride außen vor!) sind zu ausgeprägt um zufällig zu sein. Einen Nachahmungstäter schließe ich aus, denn es wurde ja keiner der Morde nachgeahmt, wäre ergo unlogisch. Und der Täter war mit den örtlichen Gegebenheiten wohl vertraut, ich glaube daher dass er Kelly schon vorher gekannt hat. Wie so oft sagt das natürlich überhaupt nix aus, jemanden "kennen" ist eben ein Begriff von gewaltiger semantischer Breite.
Meine Vorstellung vom Mord an MJK ist eigentlich ganz simpel: Der Täter wartet bis die Situation ruhig ist, öffnet die Tür (eventuell mit einem Nachschlüssel), flitzt zum Bett, hält Kelly den Mund zu und schneidet ihr den Hals durch. Entsprechende Geschicklichkeit vorausgesetzt (und es gibt genug Indizien um diese Annahme zu legitimieren!) dauert die "vulnerable Phase" des Verbrechens damit kaum 30 sek. Schließen der Türe von innen, Durchführung der Verstümmelungen und Abgang JtR, verschließen der Türe von aussen. Damit verzögert er den Zeitpunkt der Entdeckung ganz bewusst bis zum "dramaturgisch" richtigen Moment, der entsetzliche Anblick soll ja mitten in den Festtag
reinkrachen.         
Und jetzt kommen wir zum nächsten Punkt, dem spektakulären Aufbrechen der Tür. Eigentlich kam das dem Konzept des Rippers ja sehr entgegen, aber man soll keine Verschwörung vermuten wo Inkompetenz als Erklärung reicht. Sehr spekulativ könnte man aber auch annehmen dass JtR den Polizeiapparat gut genug kannte, um ein derartiges Chaos zu antizipieren. Wie auch immer, warum sich die Ermittler aufführten wie die Kreispolizei Hintertupfing ist wahrlich schwer nachvollziehbar...

Grüße