Autor Thema: Bucks Row  (Gelesen 49882 mal)

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Offline panopticon

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Re: Bucks Row
« Antwort #15 am: 01.05.2010 01:44 Uhr »
Danke! So soll es ja auch sein, dass wir uns gegenseitig zu Denkanstößen anregen! Mich bringen eure Posts auch immer weiter! :icon_thumb:

@ Lestrade:
Der Fluchtweg ist sicher interessant, gerade, was die Bucks Row angeht - ob der Ripper auf die Whitechapel Road geflohen ist? Ich habe momentan den Eindruck, dass auch der Ripper in der ´kognitiven Karte´ einer Prostituierten dachte, wenn vielleicht auch unbewusst – aber im Moment sieht es für mich danach aus, als hätte er, vielleicht um das Risiko zu minimieren, zu verschiedenen Uhrzeiten (leider kennen wir ja zum Beispiel die vom Mord an Kelly nicht genau) verschiedene ´Standplätze´ in verschiedenen Richtungen abgeklappert.

@ Floh:
Ja, da hast Du recht: Nichols und Eddowes haben sich auf jeden Fall weit von ihren eigentlich üblichen Bleiben entfernt, und auf Stride trifft es genauso zu – interessanterweise bewegte sie sich in Richtung schwedischer Kirche im Süden, und eigentlich auch Richtung Poplar im Osten, wohin sie, wenn ich mich jetzt nicht irre (?),  auch irgendeinen biografischen Bezug hatte. Bei Eddowes erscheint es mir ähnlich – dass der Thames Tunnel im Südosten noch begehbar war, glaube ich nicht unbedingt, und wenn, dann wohl nicht kostenfrei – also lag Bermondsey, wo sie ihre Verwandtschaft hatte, die sie ja an diesem Tag (auf)suchen wollte, und wo sie auch mal wohnte (?), für sie eigentlich Richtung Südwesten, Richtung London Bridge, also Richtung Aldgate. (Nur so eine Überlegung, vielleicht wählten manche Prostituierte die Richtung ihres jeweiligen Standortes ja nach ihrer Biografie?) Für einen ´Stalker´ als Täter spricht das für mich jedenfalls nicht wirklich, es sieht (wenn man vom Mord an Tabram fast im Zentrum absieht) so aus, als hätte der Täter an typischen Orten für Prostitution um Whitechapel herum ´operiert´, und zwar jeweils knapp an der Grenze. Aber spricht das wirklich für einen, der von außerhalb kam? Da hätte er ja in zumindest einem Fall einen wesentlich weiteren Weg in seine Unterkunft gehabt – Wenn er aber vom Zentrum aus zuschlug, wären die Abstände in etwa gleich geblieben. Dazu kommt eben, dass die Tatorte eben immer knapp an der Grenze von Whitechapel lagen, zwischen ihnen ohnedies eine schlechtere, infrastrukturelle Voraussetzung für Prostitution gegeben war, als an den Tatorten selbst, und dass diese von Whitechapel aus fast Trapez-förmig (für einen Täter der in Whitechapel wohnte, vielleicht subjektiv sogar in einem Umkreisradius oder Quadrat?) in diverse Himmelsrichtungen lagen.
Ich bin mir da vollkommen unschlüssig... Auf der anderen Seite – wenn er einfach nur geeignete Standorte für Prostitution in dieser Gegend suchte, brauchte er vielleicht auch gar nicht so eine Ortskenntnis... Schwierig, zu beurteilen... Passt zwar nicht ganz zum Thema, aber: In welcher Richtung würdest Du den Täter außerhalb suchen?

Bezüglich der Tatorte in Verbindung mit den jeweiligen Tatzeitpunkten, und zumindest einer etwaigen ´Lokalisierbarkeit´ des Täters aufgrund kognitiver Karten fiele mir auch noch so einiges ein, das ich aber wohl besser mal in einem eigenen Thread anspreche, wo ich die Karte oben vielleicht auch nochmals näher mit einbringe, um hier nicht zu sehr vom eigentlichen Thema abzuschweifen.


Bezüglich der Landmarken auf der Whitechapel Road habe ich übrigens die St. Mary´s  Station zwischen Osborn Street und Whitechapel Station vergessen - nun gut, ob Nichols dort mit Kundschaft hätte rechnen können? Wohl nicht, sonst wäre sie vermutlich nicht weitergelaufen. Hier was auf Wikipedia über die Station: http://en.wikipedia.org/wiki/St_Mary's_tube_station


Grüße,
panopticon

Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #16 am: 01.05.2010 09:33 Uhr »
Guten Morgen panopticon!

aber im Moment sieht es für mich danach aus, als hätte er, vielleicht um das Risiko zu minimieren, zu verschiedenen Uhrzeiten (leider kennen wir ja zum Beispiel die vom Mord an Kelly nicht genau) verschiedene ´Standplätze´ in verschiedenen Richtungen abgeklappert.

Ohja, damit könntest du richtig liegen.

das ich aber wohl besser mal in einem eigenen Thread anspreche, wo ich die Karte oben vielleicht auch nochmals näher mit einbringe, um hier nicht zu sehr vom eigentlichen Thema abzuschweifen.


Ich freu mich drauf. KvN wollte doch auch noch einen neuen Faden beginnen...

In welcher Richtung würdest Du den Täter außerhalb suchen?

Ja, dies würde mir auch mal andere Blickwinkel eröffnen...

Viele Grüße ihr Helden der Arbeit.

Schönen 1.Mai,

Lestrade.
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Floh82

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Re: Bucks Row
« Antwort #17 am: 01.05.2010 12:56 Uhr »

@ Floh:
Aber spricht das wirklich für einen, der von außerhalb kam? Da hätte er ja in zumindest einem Fall einen wesentlich weiteren Weg in seine Unterkunft gehabt – Wenn er aber vom Zentrum aus zuschlug, wären die Abstände in etwa gleich geblieben. Dazu kommt eben, dass die Tatorte eben immer knapp an der Grenze von Whitechapel lagen, zwischen ihnen ohnedies eine schlechtere, infrastrukturelle Voraussetzung für Prostitution gegeben war, als an den Tatorten selbst, und dass diese von Whitechapel aus fast Trapez-förmig (für einen Täter der in Whitechapel wohnte, vielleicht subjektiv sogar in einem Umkreisradius oder Quadrat?) in diverse Himmelsrichtungen lagen.
Ich bin mir da vollkommen unschlüssig... Auf der anderen Seite – wenn er einfach nur geeignete Standorte für Prostitution in dieser Gegend suchte, brauchte er vielleicht auch gar nicht so eine Ortskenntnis... Schwierig, zu beurteilen... Passt zwar nicht ganz zum Thema, aber: In welcher Richtung würdest Du den Täter außerhalb suchen?

Ich habe mich eher versucht in den Kopf des Täters hineinzuversetzen (so schwer es auch sein mag). Wenn ich aus dem Zentrum, hier also Whitecheapel, kommen würde, warum morde ich dann an Orten die mehr oder weniger weit weg von meinem Zentrum, sogar in alle Himmelsrichtungen verstreut sind? Es würde dafür sprechen dass der Täter ängstlich war, vorsichtig und planend. Ich halte den Täter nur teilweise für planend und vorrauschauend. Diese Vorgehensweise würde nicht wirklich in mein Ripper-Bild passen. Außerdem warum sollte er sich für einen längeren Weg zu seinem Standort entscheiden, wenn er so ängstlich ist? Er hätte die Frauen auch direkt im Zentrum töten können.
Was also spräche dafür dass der Täter nicht unbedingt aus Whitecheapel kommen musste?
Ich gehe wie gesagt eher von einem Täter aus der nicht unbedingt ein Jagdrevier hatte, sondern durch Zufall an den Tatorten zuschlug. Ich gehe von einem Täter aus der wusste dass er nun eine Frau töten wird, aber er wusste nicht wo und wann genau. Für mich sind die Orte daher eher zufällig.
Der Täter wusste eventuell oder sogar sehr wahrscheinlich wo er Prostituierte finden wird. Er suchte sich ein Opfer, verfolgte es eventuell sogar ein Stück und schlug dann zu. Die Verfolgung des Opfers würde wieder für Planung stehen, allerdings glaube ich nicht an eine sehr lange Verfolgung. Ich glaube dass der Täter sein planendes Wesen nicht lange aufrecht erhalten konnte, weil er vom Typus her eher ein chaotischer Mensch war.

Whitecheapel und Umgebung war eventuell in seinem Denken der Ort an dem er seine Opfer finden wird. Dort ging er hin, tötete und verließ die Umgebung wieder.

Die Argumentation ist wie so oft leicht umzustoßen. Es steht und fällt auch wieder mit dem Typus des Täters. War es ein planender, vorrauschauender, klar denkender Mensch der seine Taten akribisch vorbereitete oder eher ein chaotischer, teilweise subtiler Täter, dem ständig drohte völlig die Kontrolle zu verlieren?


Wie schon kurz angesprochen denke ich schon dass der Täter London kannte und zumindest teilweise in London lebte. Aus den eingezeichneten Laufwegen der Opfer ist wenig zu schließen, was die Herkunft des Täters angeht. Es sind Bahnhöfe in der Nähe an denen Züge in alle Richtungen hielten (soweit mir  bekannt ist). Theoretisch könnte in ein paar Stationen gefahren sein, um nach Hause zu kommen. Vielleicht nutzte er auch Droschken, nachdem er einige Minuten zu Fuß in eine Richtung gelaufen ist.

Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #18 am: 01.05.2010 13:06 Uhr »
Hallo Floh!

Ich finde, dies ist eine gute Agrumentation.

Es steht und fällt auch wieder mit dem Typus des Täters.

Ganz genauso ist es.

Gruß, Lestrade.
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KvN

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Re: Bucks Row
« Antwort #19 am: 02.05.2010 12:55 Uhr »
Jaa, KvN wollte auch einen neuen Faden beginnen...Musste überraschend beruflich für ´ne Woche nach Malta, daher die Verzögerung!
Sorry und Grüße

P.S. Die geographischen Betrachtungen sind toll, eure postings total interessant! Wahrlich, geistige Kauknochen zuhauf! Ich selber pick momentan aber total am Kelly Fall fest, ich gewinne immer mehr den Eindruck dass Millers Court sozusagen der Stein von Rosette in der Causa JtR ist...

Offline panopticon

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Re: Bucks Row
« Antwort #20 am: 05.05.2010 01:07 Uhr »
@ Floh: Ja, ängstlich dürfte er wohl nicht sonderlich gewesen sein, wenngleich er aber vielleicht trotzdem zumindest bei der Ortswahl ´vorsichtig´ gewesen sein könnte.... Echt schwierig einzuschätzen.
Ich halte es für gut möglich, dass er auch um die Blöcke lief, die die Prostituierten eventuell ´umkreisten´, frage mich aber, was Polly dann ohne Freier hinter dem Bahnhof  zu suchen hatte, außer, dass sie kurzfristig einem vor dem Bahnhof auftauchenden Polizisten ´ausgewichen´ wäre.... Jedenfalls: Wie dunkel es in der Bucks Row nun tatsächlich war, erscheint mir immer fraglicher: Auf der Suche nach weiteren Beschreibungen der Bucks Row zur damaligen Zeit habe ich auf Casebook zwei interessante Zeitungsberichte gefunden. Darin wird die Bucks Row als verhältnismäßig (!) breite, des Nächtens durchgängig gut beleuchtete Straße mit recht respektablen Häusern beschrieben.   

Zum einen ist da der Artikel in der Evening News vom 7. September 1888, wahrlich lesenswert – Darin wird vermutet, dass die Winthrop Street wohl der eigentlich wahrscheinlichere Tatort wäre, und auch behauptet, die Polizei würde wegen der geringen Blutmenge und der immensen Verletzungen ebenfalls davon ausgehen, dass Nichols woanders getötet wurde. Zudem werden Räuberbanden erwähnt, die die Nachbarschaft des London Hospital sogar bei hellem Tageslicht heimsuchten und durch die engen Alleys und Höfe leicht entkommen konnten. (Wenn auch woanders gelegen, fällt mir dazu irgendwie der Einbruch im Aldgate Post Office in der Duke Street in der Nacht des Double Event ein, der trotz des Mordes an Eddowes quasi nebenan und den Ermittlungen danach, erst wesentlich später entdeckt wurde, wenn nicht sogar während der Tat oder den Investigationen danach stattfand...) Der Bericht über die Bucks Row findet sich hier: http://www.casebook.org/press_reports/evening_news/18880907.html


Dann ein Artikel des Boston Daily Globe vom Montag, dem 10. Dezember 1888, der von einem Reporter verfasst wurde, der alle Tatorte (mit Ausnahme des Miller´s Court) in Begleitung des anonym gehaltenen Officers B.... des Nächtens aufsuchte. Den Absatz über die Bucks Row, welche die beiden nach der Berner Street als zweiten Tatort aufsuchten, habe ich (sehr schnell, bitte ggf. Korrektur!) übersetzt: (Der ziemlich interessante Bericht findet sich im Original und zur Gänze ebenfalls auf Casebook:  http://www.casebook.org/press_reports/boston_daily_globe/bg18881210.html)


´ (...)
Wir erreichen Bucks Row, und ich muss sogleich zugeben, dass ich angenehm überrascht war. Die Straße ist ziemlich breit, gut gepflastert und nicht schlecht beleuchtet. Die Häuser sind klein, aber die meisten sind sauber und respektabel aussehend, und scheinen von den hart arbeitenden Armen bewohnt zu werden. In der Tat ist es eine viel bessere Örtlichkeit als Berner Street.

Der eigentliche Ort (Fleck) der Tragödie ist, obwohl eher im Schatten, noch immer übersichtlich.
(wörtlich ´open´, Anm.) Da ist ein Haus mit grünen Fensterläden. Daneben befindet sich ein Paar hoher hölzerner Tore, schräg gegenüber eine weitere Lampe (Laterne?). Zwischen der Lampe bei dem Tor (?, Unklare Ausdrucksweise: womöglich auch ´und dem Tor´ oder ´unter der Lampe´, da wörtlich ´between the lamp´ – dann war die Lampe aber wohl neu ??, Anm.) wurde die barbarisch verstümmelte Leiche des zweiten Opfers der kürzlich erfolgten Morde, an sich auf der Straße  liegend, gefunden. In meinen Augen  ist dies das mysteriöseste Verbrechen von allen, da es unwahrscheinlich erscheint, dass ein so grässlicher Akt in einer vergleichsweise gut beleuchteten, dicht besiedelten Straße verübt werden konnte, ohne dass eine Spur des Mörders gefunden oder ein Faden zu seinem Aufenthaltsort entdeckt wurde.

Die Tür eines der Häuser steht offen und bietet uns die Möglichkeit, einen Innenraum
(wörtlich ´interior´) zu sehen, der so peinlich sauber, so hell und aufgeräumt ist, dass die Erinnerung an die schwarze Tat, die außerhalb davon stattfand, gleich noch schrecklicher erscheint.
(...)
´



Eine Korrektur und damit verbundene Überlegung habe ich auch noch anzubringen: ´Woods BDGS´ auf dem Planausschnitt steht nicht für ´wooden bridge´, wie ich fälschlicherweise annahm, sondern scheinbar für ´Woods Buildings´ - soll aber trotzdem ein nicht ungeeigneter Fluchtweg gewesen sein. Was mir gerade auffällt: Wenn ich mir dieses Tor - siehe link - so ansehe, und  die Buildings so ´verliefen´, wie ich mir das denke (?), und der auf der Suche nach / bei der Verfolgung von einem Opfer befindliche Täter wäre vielleicht tatsächlich nicht sonderlich ortskundig gewesen: Könnte er nicht gedacht haben, dass dieses Tor an der Whitechapel Road in einen Hof hinter der Station führte, so quasi ´Miller´s Court-Style´?   :icon_rolleyes: http://wiki.casebook.org/index.php/Wood%27s_Buildings


@ Lestrade: Wird wohl einige Zeit dauern - diesen Monat habe ich extrem viel zu tun, und bin zum Teil auch unterwegs, deshalb werde ich leider auch nicht so oft im Forum vorbeischauen können wie in letzter Zeit. Vor Mitte Juni würde ich daher nicht damit rechnen.


Grüße,
panopticon

Stordfield

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Re: Bucks Row
« Antwort #21 am: 29.10.2013 19:38 Uhr »

Hallo!

In meinen Augen  ist dies das mysteriöseste Verbrechen von allen, da es unwahrscheinlich erscheint, dass ein so grässlicher Akt in einer vergleichsweise gut beleuchteten, dicht besiedelten Straße verübt werden konnte, ohne dass eine Spur des Mörders gefunden oder ein Faden zu seinem Aufenthaltsort entdeckt wurde.

So geht es mir auch. Für mich liegt hier der Kern der ganzen Serie. Es kann einfach nicht der erste Ripper- Mord gewesen sein. Zu schnell, zu brutal, Tatort zu unsicher.
Wie kann ich mir den Publikumsverkehr in dieser Straße eigentlich vorstellen? Ich denke, es war eine bekanntermaßen ruhige Gasse, oder irre ich mich da?

Gruß Stordfield


Damien

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Re: Bucks Row
« Antwort #22 am: 30.10.2013 09:00 Uhr »
Ich glaube auch nicht daran, dass es der erste Mord gewesen ist. Serienkiller "entwickeln" sich ja. Interessant fand ich eine Doku, die ich vor zwei Tagen über berühmte Verbrechen in Berlin gesehen habe . Da gab es in den vierziger Jahren den sogenannten S-Bahn Mörder Paul Ogorzow. Es wurden vergewaltigte und ermordete Frauen in einer Laubenkollonie gefunden, die in der Nähe einer S-Bahn Station lagen und andere Frauen wurden in der S-Bahn erschlagen und aus dem Fenster geworfen. Diese fand man dann auf den Bahngleisen. sie wurden aber nicht vergewaltigt. Anfangs dachte man, dass es zwei Serienmörder waren, bis man den Reichsbahnangestellten Ogorzow überführen konnte. Ich halte es daher durchaus für plausibel, dass der Ripper mehr Opfer fand oder Übergriffe versuchte.

Zur Bucks Row habe ich folgendes gefunden.
Auf http://wiki.casebook.org/index.php/Buck%27s_Row wird der Autor Leonard Matters von 1928 zitiert:

"...Buck's Row can not have changed much in character since its name was altered. It is a narrow, cobbled, mean street, having on one side the same houses-possibly tenanted by the same people -- which stood there in 1888. They are shabby, dirty little houses of two stories, and only a three foot pavement separates them from the road, which is no more than twenty feet from wall to wall.

On the opposite sides are the high walls of warehouses which at night would shadow the dirty street in a far deeper gloom than its own character would in broad day light suggests. All Durward Street is not so drab and mean, for by some accident in the planning of the locality -- if ever it was planned -- quite two thirds of the thoroughfare is very wide and open."


Ich denke also, dass zumindest mit Tagesanbruch und bis in die späten Abendstunden hier schon ein regsamer Verkehr herrschte.
Vielleicht wurde die Straße auch gerne als Abkürzung genutzt und die anliegenden Warenhäuser hatten bestimmt auch ihre Frequentierung.
Eine rekonstruierte Szene bei Nacht kann man hier ab etwa 10 Minuten sehen: http://www.youtube.com/watch?v=XgFrPfQzeNc

LG
« Letzte Änderung: 30.10.2013 10:04 Uhr von Damien »

Andromeda1933

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Re: Bucks Row
« Antwort #23 am: 30.10.2013 10:26 Uhr »
Wenn man sich nur auf die K5 konzentriert, ist auch für mich der Mord in der Buck's Row der mysteriöseste von allen. Er scheint keine „Vorgeschichte“ zu haben. Alle anderen wurden kurz vor dem Mord mit einem Mann gesehen, Nichols nicht. Nicht viele Meter weiter wurde in einem Schlachthaus gearbeitet. Trotzdem, scheinbar sah oder hörte niemand etwas. Fast könnte man denken, Wilding hatte in seinem Buch Recht mit der These, das eine oder andere Opfer wurde von einem Fuhrwerk „abgelegt“, so mir nichts Dir nichts war die Tote da. In verschiedenen Büchern findet man aber den Hinweis, dass viele Menschen Angst davor hatten, diese Straße nachts zu durchqueren. Viel wird dort des nachts nicht los gewesen sein und sie wird auch als dunkel beschrieben.

Offline Phil

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Re: Bucks Row
« Antwort #24 am: 30.10.2013 13:02 Uhr »
Wenn man sich nur auf die K5 konzentriert, ist auch für mich der Mord in der Buck's Row der mysteriöseste von allen. Er scheint keine „Vorgeschichte“ zu haben. Alle anderen wurden kurz vor dem Mord mit einem Mann gesehen, Nichols nicht. Nicht viele Meter weiter wurde in einem Schlachthaus gearbeitet. Trotzdem, scheinbar sah oder hörte niemand etwas. Fast könnte man denken, Wilding hatte in seinem Buch Recht mit der These, das eine oder andere Opfer wurde von einem Fuhrwerk „abgelegt“, so mir nichts Dir nichts war die Tote da. In verschiedenen Büchern findet man aber den Hinweis, dass viele Menschen Angst davor hatten, diese Straße nachts zu durchqueren. Viel wird dort des nachts nicht los gewesen sein und sie wird auch als dunkel beschrieben.

Aber vielleicht wurde die Straße genau deshalb von Nichols aufgesucht, damit sie und ihr Kunde ungestört waren. Was für den Ripper natürlich nur von Vorteil war. Ein Gedanke, der mir bisher noch nicht kam: Er konnte sich ja quasi mehr oder weniger auf sichere Tatorte verlassen, da die Prostituierten ihn ohnehin zu ruhigen Plätzen führen würden.
Wobei ich die Idee mit dem Ablegen von einem Fuhrwerk aus auch interessant finde!
"Happiness ain't at the end of the road, happiness IS the road" (Zitat aus dem gleichnamigen Lied von Marillion; Lyrics: Steve Hogarth)

Andromeda1933

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Re: Bucks Row
« Antwort #25 am: 30.10.2013 13:55 Uhr »
Da kann gut was dran sein, Phil. Bei Annie Chapman bin ich fast überzeugt, dass sie es war, die wusste, wohin sie mit dem Freier gehen konnte. Die meisten Haustüren waren nachts verschlossen und wurden von den Streifenpolizisten daraufhin kontrolliert (dazu gibt es auch ein Foto im Buch „Scotland Yard Investigates von Rumbelow und Evans). Oder sollten sie in der Hanbury Street die Möglichkeit in den Hof zu gehen zufällig gefunden haben?

Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #26 am: 30.10.2013 16:41 Uhr »
Hi Phil

Er konnte sich ja quasi mehr oder weniger auf sichere Tatorte verlassen, da die Prostituierten ihn ohnehin zu ruhigen Plätzen führen würden.

Ja, so sehe ich das auch. Im Prinzip wussten die Opfer schon, wo man ungestört ein paar Minütchen verbringen könnte. Ich denke, der Ripper machte sich um die Tatorte so gut wie keine Gedanken und überliess dies den Opfern. Ich gehe sogar soweit, dass ich glaube, er liess sich von Ihnen ansprechen. Dies wäre für ihn die sicherste Methode gewesen, und eventuell entsprach es auch dem perversen Gedanken, dass sich sein zukünftiges Opfer sein Schicksal quasi selbst gewählt hatte.
Subjektiv fühlte sich der Ripper mit dem Ablauf "Opfer spricht mich an, führt mich an einen ungestörten Platz" wohl am sichersten, objektiv ist dies natürlich anders zu bewerten. Solange der Ablauf passte, blieb er souverän.

Eine "Mischsituation" kann ich mir auch vorstellen: Opfer spricht Täter an, sie machen sich auf den Weg, an geeigneter Stelle meint der Täter, dies sei der richtige Platz.

Ist wohl auch eine gewisse Portion Glück dabei.

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 30.10.2013 17:10 Uhr von Isdrasil »

Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #27 am: 03.11.2013 15:48 Uhr »
Bitte beachtet:

PC John Neil im Inquest

“I went across and found deceased lying outside a gateway, her head towards the east. The gateway was closed. It was about nine or ten feet high, and led to some stables. There were houses from the gateway eastward, and the School Board school occupies the westward. On the opposite side of the road is Essex Wharf. Deceased was lying lengthways along the street, her left hand touching the gate.”

Nichols lag vor einer Einfahrt. Mich erinnert das alles eher an die Berner Street mit dem Dutfield´s Yard und Stride. In der Berner Street war das Tor in den Yard manchmal geschlossen, manchmal offen. Wäre das Tor (zu einigen Ställen) in der Buck´s Row nicht verschlossen gewesen, so mutmaße ich“, wäre Polly Nichols darin um´s Leben gekommen. Der Ripper suchte u.a. solche Konstellationen. Nichols Hand berührte dieses Tor. Wie bezeichnend würde ich sagen. Kann mir vorstellen, dass der Ripper dachte: Okay, es ist zu aber die Straße ist gerade ruhig, ich tue es eben vor dem Tor. Wahrscheinlich wurde er aber dennoch durch nahende Schritte unterbrochen und floh.

Ich stimme Stordfield zu, es sollte nicht die erste Tat des Rippers gewesen sein.

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Offline Lestrat

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Re: Bucks Row
« Antwort #28 am: 10.11.2013 00:47 Uhr »
Hi,

also seit ich mir diesen Treat durchgelesen habe geht mir diese Geschichte nicht mehr aus den Hirnwindungen:

"Warum war er heute so gereitzt?
Es ging ihm doch gar nicht so schlecht. Er hatte einen Job der ihn befriedigte, er hatte eine hübsche kleine Wohnung und er konnte auch immer ein paar Shilling zurücklegen, da er keine großen Ansprüche hatte.
Normalerweise konnte er sich mit solchen Gedanken beruhigen. Aber heute war es anders - und er wußte auch WARUM!!
SIE war Schuld, warum hatte sie ihn auch ausgelacht?
Es war doch Gestern so schön mit Mary. So schön wie immer wenn er bei ihr war. Und ihr hatte es doch auch gefallen.
Doch als er ihr von seinen Gefühlen ihr gegenüber erzählt hatte, lachte sie ihn nur aus.
Warum machte sie das, warum lachte sie ihn aus?
Am liebsten würde er mit ihr machen was er gerade mit dieser alten Schindmähre tat.
Da spürte er wieder diesen Drang mit seinem Schlachtermesser Gewebe, Muskeln und Nervenstränge zu zerschneiden.

Deswegen hatte er sich ja diesen Beruf gesucht, oder besser dieser Beruf hatte ihn gefunden. Doch heute war alles anders als sonst. Er spürte eine brennende Unruhe.
"Ich geh mal kurz eine Rauchen". sagte er zu seinen Kollegen.
Eine Zigarette und etwas frische Luft würden ihm schon helfen wieder ruhiger  zu werden.
Er ging hinaus in die kühle Nacht, alles war wie sonst auch. Die Bucks Row lag wie immer um diese Zeit verlassen vor ihm.
Doch was war das? Auf der anderen Straßenseite lag etwas auf dem Boden. Was war das bloß, es sah aus wie eine Zeltplane oder so. Egal es erweckte seine Aufmerksamkeit.
Als er näher kam, sah er das es sich um eine Frau handelte. Sie lag da, ganz ruhig als ob sie schlafen würde.
Als er ihr ins Gesicht blickte, erkannte er sie "das ist doch Mary Ann. Das ist doch eine der Huren die ihren Körper verkaufen und anständige Männer wie ihn verführten und ins Unglück stießen.     Genau wie Mary Jane!!
Da spürte er wieder diese unbändige Wut in sich hochsteigen. Auf einmal sah er wer da vor ihm lag MARY JANE!! Die, die ihn gestern noch ausgelacht hatte.
Und er hörte die Stimmen die ihm zuflüsterten: "Gib ihr was sie verdient".
Da tat er das, wovon er schon so lange geträumt hatte, das was er sonst immer wenn er sich unbeobachtet fühlte, mit den Pferden machte - und es fühlte sich gut und richtig an, besser als in seinen Träumen.
Als er fertig war, wußte er das daß, was er getan hatte das war, was er schon immer hatte tun wollen.
Auf einmal hörte er das sich Schritte näherten. Daraufhin, schlich er wieder zurück zu seinem Arbeitsplatz, dem Pferde-Schlachthaus und seinen Kollegen zurück. Keiner hatte etwas gemerkt, und sollte er doch etwas Blut des Opfers "abbekommen" haben, so würde es an seiner Schlachterschürze niemanden aufgefallen sein.
Niemand merkte etwas, keiner ahnte das sich in dieser Nacht ein Monster seinen Weg an die Oberfläche gemetzelt hatte das zu einem Mythos werden würde JACK THE RIPPER.
Es sollte noch einige Wochenm dauern, bis man erkennen sollte das es sich um das Urböse handelt.

Nun ich weiß das es sich hierbei wohl um eine recht einfach "gestrickte" Variante der Ripper Identität handelt, doch manchmal ist das einfachste und naheliegendste doch die Wahrheit. Deshalb meine Frage: Weiß jemand wie genau  die Angestellten der Pferde-Schlächter überprüft wurden?

So jetzt aber off to bed with me  :Laie_96:

Lestrat


Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag Arthur Conan Doyle

Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #29 am: 10.11.2013 12:09 Uhr »
Hi Lestrade

Wäre das Tor (zu einigen Ställen) in der Buck´s Row nicht verschlossen gewesen, so mutmaße ich“, wäre Polly Nichols darin um´s Leben gekommen.

Entweder so, oder: Nichols wandte sich dem Tor zu, um es zu öffnen (bzw. dies zu überprüfen), und der Ripper nutzte den Moment der Ablenkung, um zuzuschlagen.
Ich halte beides für möglich. Auch bei offenem Tor hätte der Mord auf der Strasse stattfinden können.

Ich glaube, die Strassensituation spielte ihm in dem Sinne entgegen, da er auf einige Meter beiderseits guten Einblick hatte, ob sich jemand näherte oder nicht. Das war eine Situation, die er bedachte. Bis ein Fussgänger überhaupt den Mord als solchen realisiert hätte (denn niemand rechnet damit), wäre der Ripper bereits weit genug entfernt gewesen.

Glaube also, so oder so wäre Nichols wahrscheinlich auf der Strasse ermordet worden.

Du schreibst, der Ripper suchte solche Konstellationen. Das sehe ich voellig anders. Die Opfer waren es, die solche Konstellationen suchten, und wenn uns die Tore etwas sagen wollen, dann eher ueber die Opfer als ueber den Taeter. Wahrscheinlich suchten die Frauen die Tore auf und der Taeter nutzte die Gelegenheit der Ablenkung aus.
Natuerlich laesst das Rueckschluesse auch auf den Taeter zu (Gemeinsamkeiten der Opfer), aber genau betrachtet ist das "Tor am Tatort" in meinen Augen ein schwaches Indiz.

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 10.11.2013 13:45 Uhr von Isdrasil »