Autor Thema: Bucks Row  (Gelesen 46530 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #30 am: 10.11.2013 13:48 Uhr »
Hallo Isdrasil,

Tatsache ist, dass Polly Nichols offenbar das einzige Ripper Opfer ist, welches tatsächlich auf “offener Straße“ ermordet wurde. Ob Emma Smith ein solches Opfer war, wissen wir nicht. Sie wurde aber auch nur auf offener Straße attackiert. Der Tod traf erst später ein. Aber wenn wir von Martha Tabram bis Mary Jane Kelly denken, bleibt Nichols das einzige Opfer, welches sich auf gut frequentierter Straße fand. Annie Chapman und Liz Stride fand man in Höfen und auch Kate Eddowes befand sich in einer Art geschlossenem Gelände, einem Karree. Aber auch Alice Mackenzie fand man auf einem Gehweg. Persönlich halte ich diese Tat für die eines Nachahmungstäters. Dennoch sollte man sie bezüglich Gehwegmorden auf normalen Straßen erwähnen. Frances Coles wurde eher auch in einer dunklen Ecke gefunden. Swallow Gardens war nur eine schmale Gasse und nicht zu vergleichen mit der Buck´s Row. Tabram und Kelly fand man quasi Beide Indoor.

Die Taten des Rippers (Tabram-Kelly) erwecken in den meisten Fällen den Eindruck, nicht unbedingt auf belebter Straße stattzufinden. Die Ausnahme ist Nichols. Ich würde eher resümieren, dass es auch bei Nichols keine Absicht war, sondern sich so ergab, weil es, aus Sicht des Rippers, gerade ruhig genug war und demzufolge passte. Ob man nun feststellte, dass die Tore zu waren als es zur Tat kam oder es schon vorher bewusst war, darüber kann man spekulieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Ripper auf Gehwegen der Buck´s Row, der Hanbury Street, der Berner Street oder der Dorset Street morden wollte. So sollte seine Fantasie nicht ausgeschmückt gewesen sein. Sein MO zeigte in den überwiegenden Fällen eindeutig ruhigere Plätze.

Ich gehe davon aus, dass es mit den meisten Opfern eine Art “Aushandeln des Deals“ kam. Bezüglich der sexuellen Dienste. Selbst bei Stride, bei der alles sehr schnell ging, kam es zu einer Konversation, die den Freier dabei in den Hof drängen sah. So sollte es auch bei Chapman und auch bei Eddowes gewesen sein. Ebenfalls bei Tabram und auch bei Kelly. Bei letzterer könnte der Ripper auch einfach eingedrungen sein, ohne eine Aushandlung sexueller Dienste. Wir wissen es nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass er auch mit Nichols handelte ist sehr hoch. Hätten sie ausgemacht, auf dem Gehweg dieser doch stark genutzten Straße Sex zu haben oder hätten sie eher nach einem ruhigeren Plätzchen Ausschau gehalten? Die Ställe hinter dem Tor hätten sich doch angeboten, meine ich. Sie hätten sich sogar 10m vom späteren Tatort getroffen und gehandelt haben können und sind dann zu dem Tor hin. Den weiteren Ablauf haben wir hier ja schon versucht nachzuspielen…


Gruß, Lestrade.
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #31 am: 10.11.2013 16:35 Uhr »
Hi Lestrade

Tatsache ist, dass Polly Nichols offenbar das einzige Ripper Opfer ist, welches tatsächlich auf “offener Straße“ ermordet wurde.

Natürlich. Dagegen habe ich nichts, aber dass sagt meiner Meinung nach nichts über die Absichten des Täters aus. Prostituierte waren seine Zielgruppe, die Gründe dürfen gerne diskutiert werden. Tatsache ist: Diese Zielgruppe hat schon von sich aus Interesse, mit dem Klienten an einen "ungestörten" Platz zu gehen, wie auch immer der aussehen mag. Und genau das sagen die Tatorte aus: Es kann eine abgelegene Strasse, ein Platz oder auch ein Raum sein. Jede (Gelegenheits-) Prostituierte dürfte hier ihre ganz eigenen Örtlichkeiten und Strategien haben.
Die Frage ist: Wie ging der Täter jeweils damit um?

Die Taten des Rippers (Tabram-Kelly) erwecken in den meisten Fällen den Eindruck, nicht unbedingt auf belebter Straße stattzufinden. Die Ausnahme ist Nichols. Ich würde eher resümieren, dass es auch bei Nichols keine Absicht war, sondern sich so ergab, weil es, aus Sicht des Rippers, gerade ruhig genug war und demzufolge passte.

Erster Satz ist meiner Meinung nach eben der Tatsache geschuldet, dass die Opfer wie gesagt keine stark belebten Orte aufgesucht haben dürften. Deinem zweiten Satz stimme ich unbedingt zu. Eventuell war es ja so: Nichols geht dem vermeintlichen Freier bis zu dem Tor und möchte eventuell in den Hof dahinter. Der Ripper blickt kurz nach rechts, dann nach links, die Strasse ist seelenruhig - also schlägt er zu. Das ist eine Sache von wenigen Augenblicken, kein großer Plan oder Gedanke. Es hat genau in diesem Moment gepasst.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass er auch mit Nichols handelte ist sehr hoch. Hätten sie ausgemacht, auf dem Gehweg dieser doch stark genutzten Straße Sex zu haben oder hätten sie eher nach einem ruhigeren Plätzchen Ausschau gehalten? Die Ställe hinter dem Tor hätten sich doch angeboten, meine ich. Sie hätten sich sogar 10m vom späteren Tatort getroffen und gehandelt haben können und sind dann zu dem Tor hin.

Natürlich. Ich denke an Sätze wie: "Komm mit, ich weiß, wo wir ungestört sein können!". Gewiss nicht Sätze wie "wollen wir lieber in einen Hof oder eine ruhige Strasse, was meinst Du?". Das Steuer ergriff das Opfer, der Ripper schlug zu, sobald es in seinen Augen stimmig war. Er plante nicht, mit den Frauen in einen Hof oder hinter ein Tor zu gehen. Bei Bucks Row scheint es einfach so, als habe es in diesem Moment gepasst.

Das kommt aber leider wie so oft immer auf den Tätertypus an. Mein Täter verhält sich recht passiv, was die Tatorte angeht, und ist in diesen Momenten vor der Tat intuitiv geleitet. Zusätzlich glaube ich, dass ihm die offene Strasse auch im Hinblick auf das Entdecken des Opfers am meisten zusagte. Deswegen widerspreche ich dieser Aussage mal:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Ripper auf Gehwegen der Buck´s Row, der Hanbury Street, der Berner Street oder der Dorset Street morden wollte. So sollte seine Fantasie nicht ausgeschmückt gewesen sein.

Doch, genau das denke ich. Denn genau solch ein Mord hätte ihm den zusätzlichen Macht-Kick verliehen. Genau dies war seine ultimative Fantasie, den Terror auf die STRASSEN LONDONS, und nicht auf die Hinterhöfe und Räume Londons, zu bringen. Ob es jeweils klappte, ist unterschiedlich zu bewerten, aber diesen Aspekt würde ich UNBEDINGT in die Täterfantasie einschließen: Das Morden auf OFFENER Strasse. Das war Teil seines Anliegens. Eventuell schlug er deshalb bei Nichols vor dem Tor zu.
Zudem - das hatten wir an andere Stelle ja schon einmal - scheinen die Indoor-Morde Tabram und Kelly meiner Meinung nach Zeichen von fehlender Souveränität und Kontrolle zu enthalten.

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrat

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Re: Bucks Row
« Antwort #32 am: 10.11.2013 17:28 Uhr »
Hi,

also ich denke da ähnlich wie Lestrade (sorry Isdrasil) aber ich glaube nicht das die Nichols Verkehr auf offener Straße wollte bzw. das der Ripper dort zuschlagen WOLLTE.
(oooh man, Verkehr auf offener Straße :SM003:)

Aber eine Frage: wenn er unbedingt auf offener Straße morden wollte, warum hat er es danach nicht mehr getan (wobei ich noch eine Frage an euch beide habe: zu welcher art Mord zählt ihr den an Eddowes, in- oder outdoor?).

Gruß

Lestrat
Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag Arthur Conan Doyle

Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #33 am: 10.11.2013 17:41 Uhr »
Hi!

Ich weiß nicht Isdrasil, bei Chapman setzte schon die Dämmerung ein und ob ihm das einen Kick verliehen hätte, so sichtbar jemanden (auf offener Straße) zu verstümmeln… Immerhin wurde die Opfer in der Regel so oder so schnell entdeckt und sorgten überall für kaltes Grausen…

Ich bin überzeugt, dass der Ripper zunächst einfach nur morden und verstümmeln wollte… in erster Linie aus sexueller Absicht… darum ging es ihm… man kann und darf und muss das alles sicherlich noch viel, viel komplexer betrachten…  dazu gehören vielleicht auch der Kick für ihn, wenn die Opfer so entblößt aufgefunden wurden… aber ob das so vordergründig war? Möglicherweise kam so etwas erst im Laufe der Serie, mit seinen Erfolgen und gesteigerten Selbstbewusstsein.

Wenn etwas 51% Anteil an etwas hat, ist es bereits der überwiegende Teil. Wenn Serienkiller etwas z.B. zu 60% machen, dann ist dies sicherlich typisch aber eben nicht immer so. Bei Stride sieht es nicht so aus, dass Sie BS Man in den Hof begleiten wollte. Laut Schwartz, versuchte er sie in den Dutfield´s Yard zu drängen. Ich meine schon, dass sie ihn an die Orte führten oder führen wollten und dies sieht auch eindeutig so aus aber ob es immer so war, da sollte man nicht allzu sicher sein. Es ist auch gut möglich, wenn ein potenzielles Opfer vom Ripper ablehnte mit ihm irgendwo hinzugehen, er sich das doch einfach auch nahm. Stride könnte dafür ein Beispiel sein. Wenn an einer Frau alles für den Ripper stimmte, dann wäre er bei Ablehnung bestimmt nicht immer einfach weitergelaufen.  

Die Ripper Morde zeigen es für jeden deutlich sichtbar:

Es wurden typische Orte für sexuelle Handlungen aufgesucht. In der Regel werden die Prostituierten ihn da hingeführt haben. An diesen Orten konnte man erfahrungsgemäß (relativ) ungestört für wenige Minuten agieren. Hier, an diesen typischen Orten, sollten in der Fantasie des Rippers die Opfer ihren Tod finden und nicht an eher untypischen Orten wie einen gewöhnlichen Gehweg. Damit hätte er sich eher vom typischen Verhalten der Prostituierten entfernt aber er wollte ihnen mit Sicherheit so nahe wie möglich sein. Die Grundsätzliche Idee des Rippers, auf dieser Art von Bürgersteigen zu morden, lehne ich ab. Das entgleitet dem ursprünglichen Sinn seiner Vorstellungen und seines Bildes von Prostitution. Warum es nun bei Nichols anders war…

Anbei noch ein Link zu Bildern der Buck´s Row:

http://www.casebook.org/victorian_london/sitepics.w-bucks.html

Gruß.
« Letzte Änderung: 10.11.2013 17:57 Uhr von Lestrade »
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #34 am: 10.11.2013 18:38 Uhr »
Hi

also ich denke da ähnlich wie Lestrade (sorry Isdrasil) aber ich glaube nicht das die Nichols Verkehr auf offener Straße wollte bzw. das der Ripper dort zuschlagen WOLLTE.
Aber eine Frage: wenn er unbedingt auf offener Straße morden wollte, warum hat er es danach nicht mehr getan

Musst dich nicht entschuldigen, ich bin Widerworte gewohnt  :blum1:

Also, dass Nichols auf offener Strasse Sex haben wollte, habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, die Tat hat sich bei Nichols so ergeben, und zwar aus ihrem Opferverhalten und den Reaktionen des Rippers darauf. Nichols wollte anscheinend in den Hof. Der Ripper schlug vorher zu. Mehr ist da nicht dabei. Und da kommt der nächste Punkt:

Weshalb sollte der Ripper nicht auf offener Strasse zuschlagen wollen? Er kann ja diese Fantasie haben, die Erfüllung ist eine andere Sache. Bei Nichols und Eddowes anscheinend gelungen. Eddowes ist für mich natürlich eindeutig Outdoor. Diesen Mord würde ich jetzt nicht allzu sehr stilisieren, Mitre Square ist objektiv genauso "unsicher" wie Bucks Row. Eddowes wurde auf dem Gehweg ermordet, worauf denn sonst? War zwar keine Strasse mit zwei Enden, aber ein Platz mit drei Eingängen...aber Mitre Square dürfte demselben Publikumsverkehr unterlegen sein wie Bucks Row, die als Parallelstrasse zur Whitechapel Road nicht unbedingt von jeder Pferdekutsche benutzt werden dürfte.

Ich bin überzeugt, dass der Ripper zunächst einfach nur morden und verstümmeln wollte… in erster Linie aus sexueller Absicht… darum ging es ihm… man kann und darf und muss das alles sicherlich noch viel, viel komplexer betrachten…  dazu gehören vielleicht auch der Kick für ihn, wenn die Opfer so entblößt aufgefunden wurden… aber ob das so vordergründig war?

Ich meinte ja auch nichts von Vordergründigkeit. Aber nimm doch mal die Situation: Nichols geht mit ihm die Strasse entlang und versucht meinetwegen, das Tor zu öffnen, geht auf das Tor zu o.Ä. Der Ripper prüft die Lage: Niemand in der Nähe. Dann schlägt er zu, ganz einfach. Die Situation sagt ihm in diesem Moment zu. Wieso sollte er noch warten, wieso mit Nichols in den Hof gehen und riskieren, dass in dieser Zeit jemand um die Ecke kommt?
Das hat nichts mit Vordergründigkeit der Auffindsituation zu tun. Wenn dieser Aspekt nur 5% seiner Fantasie ausmacht, dann kann er doch dennoch nach dessen Erfüllung greifen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Das entgleitet dem ursprünglichen Sinn seiner Vorstellungen und seines Bildes von Prostitution. Warum es nun bei Nichols anders war…

Nein, eben nicht. Sein Bild von Prostitution war: Dreckig. Schäbig. Abschaum auf der Strasse. Lassen jeden zwischen ihre Beine. Abartig. Er hatte nicht das Bild von Frauen, die in uneinsehbare Gassen gingen und die Öffentlichkeit bloss nicht stören wollte. In seinen Gedanken ging es darum, den Abschaum dort abzuschlachten, wo er seiner Meinung nach war: Auf der Strasse. Bei Nichols war nichts anders. Das ist derselbe Ablauf wie bei Chapman, Eddowes und eventuell auch Stride. Opfer geht mit ihm (führt ihn), Ripper schlägt zu, wenn es passt. Mehr ist da nicht dahinter.
 ;)

Grüße, Isdrasil




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Re: Bucks Row
« Antwort #35 am: 10.11.2013 19:08 Uhr »
Ich meinte ja auch nichts von Vordergründigkeit.

Du sprachst von ultimative Fantasie und Das war Teil seines Anliegens, dass wirkt schon recht vordergründig.

Wir sind uns ja einig, dass in bestimmten Szenarien die Möglichkeit bestand, die Ställe zu benutzen aber das Tor zu ihnen verschlossen war. Nehmen wir dazu die pure Tatsache: Nichols lag auf einem gewöhnlichen Gehweg! Annahme plus Tatsache.

Fakt ist, Nichols wurde auf diesem Gehweg ermordet und verstümmelt. Der Ripper tat dies. Offenbar tat er dies aber nicht wieder. Warum? Jederzeit konnte jemand aus einer Tür in der Buck´s Row kommen. Da gab es mehrere, ach gar viele Möglichkeiten. Ähnlich wie in der Berner Street. Die Chancen waren im Mitre Square oder der Hanbury Street ebenfalls vorhanden. Am ersteren Tatort jedoch um diese Zeit eher auf einen PC beschränkt und am zweiten kann man nicht wissen, ob die Tür vom Ripper “Eintrittssicher“ gemacht wurde. Er wollte im Hinterhof ja nur Minuten verweilen. Hätte jemand daran gerüttelt, wäre er gewarnt gewesen. Auch die Tür bei Kelly hinterließ er verriegelt. Stride versuchte er von sich aus in den Hof zu drängen. Der Ripper schien also doch etwas wie eine gewisse Vorsicht erkennen zu lassen. Auch wenn diese nicht unseren Maßstäben entsprach. Entweder hatte er aus der Buck´s Row gelernt, dass es nicht sinnvoll ist auf solch einem Gehweg zu morden, dann hätte er seine ursprüngliche Fantasie verändern müssen oder es war nur ein Zufall, weil eben das Tor verschlossen war. Ob ein Täter jedoch so schnell von seiner Fantasie abweicht, möchte ich bezweifeln. Deswegen denke ich, dass sie nie so da gewesen war. Der von dir angesprochene Macht-Kick hätte überhaupt keine Änderung zugelassen.
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #36 am: 11.11.2013 06:24 Uhr »
Hi

Dann habe ich mich etwas unverständlich ausgedrückt. Ultimative Fantasie bedeutet nicht, dass er andere Abläufe nicht gelten liess. Das "auf offener Strasse zur Schau stellen" ist nur als Sahnehäubchen zu verstehen, als Bonus. Fantasien, die nicht "ultimativ" sind, sind nicht als unbefriedigend oder nicht erstrebenswert zu verstehen. Ultimativ wäre sozusagen eine Eins mit Stern, wenn ich mich mal so ausdrücken darf. Im Vordergrund standen aber natürlich ganz andere Dinge, wie die Verstümmelung zum Beispiel.

Fakt ist, Nichols wurde auf diesem Gehweg ermordet und verstümmelt. Der Ripper tat dies. Offenbar tat er dies aber nicht wieder...Entweder hatte er aus der Buck´s Row gelernt, dass es nicht sinnvoll ist auf solch einem Gehweg zu morden.

Stattdessen attackiert er also sein übernächstes Opfer unter Zeugen und zerrt sie in einen Hof?
Und Mitre Square ist kein Gehweg? Was denn sonst? Klar ist Mitre Square ein Platz mit nur einer größeren Zufahrt und zwei kleinen Durchgängen. Aber kein Gehweg? Mitre Square war ein ganz normaler Durchgangsweg, Mitre Square ist Bucks Row ähnlicher als Hanbury, der als Hof gelten darf.

Grüße, Isdrasil


Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #37 am: 11.11.2013 07:42 Uhr »
Morjens,

Zeugen hatte er auch möglicherweise an den anderen Tatorten:

Mrs. Long in der Hanbury Street
Lawende, Levy und Harris am Mitre Square
Hutchinson vor dem Miller´s Court

Der Unterschied könnte der sein, dass Chapman, Eddowes und Kelly freiwillig mit ihm bestimmte Orte aufsuchen wollten. Bei Stride macht dies ja wohl nicht den Eindruck. Er wollte sie ja in den Yard zehren. Doch das misslang bekanntermaßen zunächst… Getötet hat er sie dann im Yard… und nicht auf dem Gehweg… Hörte er Schwartz hinter sich?

Die Buck´s Row, als auch die Berner Street waren gerade, normale Straßen. Häuserreihen rechts und links, davor Bürgersteige. Das gilt auch für Hanbury Street und die Dorset Street. Die Opfer fanden, bis auf die Buck´s Row, ihren Tod in angrenzenden Bereichen, wie einen Hinterhof der Hanbury Street, den Dutfield´s Yard und den Miller´s Court.

Der Mitre Square war keine dieser typischen Straßen, es war überhaupt gar keine Straße. Er lag zwischen der Mitre Street und der Duke Street, von der aus Eddowes mit dem Ripper wohl den Square durch die Church Passage betrat. Es war, wie der Hinterhof bei Chapman, der Dutfield´s Yard und der Miller´s Court, ein angrenzender, nicht ständig von Fußgängern benutzter Bereich.

Wer betrat denn alles den Square und auch angrenzende Räumlichkeiten bei Nacht? PC Watkins bei seiner Route und Morris seinen Arbeitsplatz. Und eben Prostituierte. Der Mitre Square war ein verlassener Ort des Nachts. Die Buck´s Row war völlig anders aufgebaut als der Mitre Square.

Das Mitre Karree hatte ringsherum Bürgersteige und an einer Stelle lag darauf Eddowes. Auch sie lag, wie Nichols, vor einem Tor, das einen Durchgang zu einem Hof der Firma Heydemann und Co. darstellte. Nur wie der Name schon sagt, es war ein Karree und keine lange Straße ohne jeglichen Schutz einer dunklen Ecke. Des Nachts brannte ein Lämpchen im ganzen Square. Da waren Firmen im Square und auch einiger Leerstand von Wohnraum. Man könnte auch hier wieder sagen, das Tor war, wider Erwarten, verschlossen. Unter dem Strich bleibt jedoch, dass es ein Ort der Prostitution war, genau wie der Hinterhof bei Chapman, der Dutfield´s Yard und der Miller´s Court. An solchen Orte führten die Opfer ihren Mörder. Sie lagen Abseits gewöhnlicher Straßen. Der Square gehörte dazu.

Wenn ich nachts durch London laufe, durch die ehemalige Buck´s Row, die Hanbury Street, die damalige Berner Street und durch die Mitre Street oder damalige Duke Street, genau wie durch die ehemalige Dorset Street und ich muss dringend Wasser lassen, dann werde ich es versuchen zu vermeiden, dass mir dabei jemand zuschaut. Also gehe ich in anliegende Bereiche wie z.B. die Hinterhöfe oder aber eben an einen ruhigen Ort wie den Square. Da kann ich dann auch auf dem Gehweg die Hose herunterlassen, weil ich nicht rechts und links von mir von langen Häuserreihen flaniert werde.       

Hab´nen schönen Tag,

Lestrade.
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #38 am: 11.11.2013 12:07 Uhr »
Hi Lestrade!

Ich halte das Tatortkonstrukt für zu kompliziert. Wahrscheinlich hat sich der Täter nicht halb soviele Gedanken um den Tatort gemacht, wie wir es gerade tun. Er ging auf die Pirsch, kam mit einem Opfer in Kontakt, und der restliche Tatablauf ergab sich. Dabei hat er gewiss Präferenzen gehabt. Die endgültige Tatortwahl jedoch dürfte dem Opfer zugestanden haben. Ich glaube nicht, dass er so etwas sagte wie: „Lass uns in einen Hinterhof gehen“. Es ging ihm um die Ungestörtheit des Tatortes, und bei Bucks Row, Hanbury sowie Mitre Square fühlte er sich anscheinend ungestört. Da liegt kein großer Plan dahinter, ich sehe ihn in dieser Rolle eher passiv.
Keine Zeugen, keine Spur des Täters. Dass der Mord auf der Strasse geschah, zeigt ja, dass der Ripper Nichols dort töten wollte. Es wäre kein Problem gewesen, in der Nähe ruhigere Orte zu finden. Bucks Row erschien ihm aber anscheinend ruhig genug.

Dies war der einzigste Mord ohne eine mögliche Tätersichtung durch Zeugen! Vergessen wir das nicht.
Auch wenn man über die einzelnen Zeugen diskutieren kann: Bucks Row ist nebulöser als der Rest der Mordserie. Der Täter wird das auch bemerkt haben. Für ihn gab es sicherheitstechnisch keinen Grund, diesen Mord in Frage zu stellen.

So weit, so gut, Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 11.11.2013 12:29 Uhr von Isdrasil »

Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #39 am: 11.11.2013 13:53 Uhr »
Hallo Isdrasil!

Du hast den Miller´s Court vergessen! Da war er lange Zeit ungestört. Und Du weißt nicht, ob er sich auf der Buck´s Row gestört gefühlt hatte bzw. gestört wurde. Schließlich konnte er keine Organe wie später bei Chapman, Eddowes und Kelly mitnehmen. Ich weiß jetzt auch nicht, was an diesem Tatortkonstrukt so kompliziert ist. Es ist schlicht und einfach. Er ging mit Prostituierten an Orte, wo Prostituierte ihren Job ausüben konnte und das in einem Bereich, wo Prostitution am billigsten war. Das gehörte zu seinem MO. Was für viele Gedanken sollen wir uns darüber machen? Nicht mehr wie er. Er bevorzugte bzw. musste Stellen annehmen, die außerhalb der “Hauptwege“ lagen. Bis auf die Buck´s Row, fanden die Opfer ihren Tod stets an solchen Orten. Die Buck´s Row und die Berner Street ähneln sich sehr im Zusammenhang zu dem Mordablauf. Der Hinterhof der Hanbury Street war nur durch ein Gebäude zu erreichen, Tabram und Kelly waren Indoor, der Mitre Square ganz speziell. In der Buck´s Row fand man Nichols auf dem Bürgersteig vor einem verschlossenen Tor, in der Berner Street fand man Stride kurz hinter einem offenen Tor, wo ein Zeuge berichtete, dass sie in der Hofeinfahrt angesprochen wurde. Bei der Aktion sieht es nicht so aus, als wenn der Angreifer sein Opfer auf den Gehweg bringen wollte, sondern in den Hof. Stride wird diejenige gewesen sein, welche sich instinktiv vom Dunkel ins Helle retten wollte. Diese Art von Täter sind für Blitzangriffe bekannt. Sie entscheiden sich ganz unberechenbar, wenn ihrer Meinung nach alles stimmt. Dann gibt es kein Zurück mehr. Sie unterliegen dem Zwang des Tötens und müssen es tun. Unter diesem Druck machen sie Dinge, die sie sich vielleicht nicht so erträumt haben. Wie z.B. einen Mord auf einem gewöhnlichen Gehweg. Genauso gut können sie sich unter dieser Last entscheiden zu morden, wenn ein erhofftes Tor nicht offensteht und dafür eben vor diesem zur Tat schreiten. Ich habe vorhin das Beispiel meines dringenden Bedürfnisses gebracht. Fände ich in der damaligen Buck´s Row nur verschlossene Ecke und Tore vor, bliebe mir nichts anderes übrig, als mich vor einem dieser Tore zu erleichtern. Genauso gut könnte es dem Ripper mit seinem “dringenden Bedürfnis“ ergangen sein.

Jack the Ripper mordete in der Regel nicht auf gewöhnlichen Gehwegen. Bei Nichols war das aber letztendlich so. Es ist eine Tatsache, dass man seine Opfer außerhalb dieser Anlagen fand. Man kann nicht darauf schließen, wegen eines Falles, dass er Gehwege dieser Art bevorzugte. Die Realität spricht eine andere Sprache. Das Yard Building, der Hinterhof der Hanbury Street, der Dutfield´s Yard, der Miller´s Court und eben auch der Mitre Square, sind keine Straßen wie die Buck´s Row. Auch das ist eine Tatsache. Er tat es auf dem Gehweg der Buck´s Row, weil sich für ihn nichts anderes auftat.

Natürlich mordete der Ripper überwiegend auf “offener Straße“, was nichts anderes bedeutet, als das er damit Outdoor unterwegs war. Zweimal wahrscheinlich Indoor und ansonsten in Höfen bzw. einem Platz wie den Mitre Square. Er war da offenbar doch flexibler wie man allgemein annimmt. Das gelte dann auch für die Buck´s Row. Bei der Begutachtung der Tatorte kann man aber eindeutig erkennen: Weg von den Hauptwegen! Und deshalb darf ich mutmaßen, dass er das auch bei Nichols wollte. Es ist schlicht und einfach logisch und nicht kompliziert. Es ist sogar naheliegend.

Ein solcher Täter ist nicht von der ersten Tat an perfekt. Ein Serienkiller lernt erst mit der Zeit. Nichols als eines der ersten Opfer passt dort gut in´s Bild.

Du versuchst hier pauschal zu vermitteln, dass ihn die Opfer an die Plätze führten. Natürlich war das meistens der Fall. Aber bei Stride sieht es nichts so aus, als wenn sie mit ihm irgendwo hingehen wollte. Außerdem kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob Kelly ihren Mörder mit in ihr Zimmer nahm oder ob er einfach einbrach. Du machst es Dir nämlich selber kompliziert, weil Du zu sehr im Ripper Fall schwarz-weiß denkst. Es sind nicht immer die anderen.

Die Taten zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede und das ist ganz normal. Der Ripper mordete mal auf einem normalen Gehweg aber in der Regel eben nicht. Und der Mitre Square ist kein Gehweg. Er ist das, was er ist, ein Karre mit Bürgersteigen, die aber in 1888 nicht mehr so einer Beanspruchung unterlagen wie in früheren Zeiten. Deswegen riss man die ja nicht gleich ab. Im Konsens ähnlich waren sich die Buck´s Row und die Berner Street. Und deshalb ist die Buck´s Row auch nicht gleich als etwas Besonderes und einzigartiges anzusehen. Es war ein ganz normaler Ripper- Tatort, wie er in der Timeline eines solchen Serienkillers vorkommt. Er schaffte es allerdings nicht einmal seine eigentlich vollständige Handschrift dazulassen, nämlich Verstümmelungen und Organmitnahme. Letzteres fand einfach nicht statt. Ganz so sicher war die Wahl des Ortes am Ende wohl doch nicht, wenn er es nicht einmal schaffte, noch eine Trophäe mitzunehmen.

Grüße, Lestrade.
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #40 am: 11.11.2013 17:05 Uhr »
Hi Lestrade,

weißt Du, was das Problem ist? Wir diskutieren und diskutieren, und eigentlich weiß ich schon beim posten, was Du antworten wirst. Denke, es geht Dir genauso  ;)

Ich denke auch, der Hund liegt ganz woanders begraben. Wir haben beide für uns einen Tätertyp gefunden. Und danach richten wir uns, ob nun gewollt oder nicht gewollt, bewusst oder unbewusst. Mein Täter kommt zum Beispiel nicht aus dem East End. Daher sehe ich zwischen Bucks Row und Mitre Square keinen allzu großen Unterschied. Eddowes wurde unter einem Fenster ermordet. Woher hätte der Täter wissen sollen, dass hier niemand wohnt?
Dein Täter kommt aus dem East End. Er kann das wissen. Er kann auch wissen, inwiefern die einzelnen Orte frequentiert sind. Mein Täter hat damit Probleme. Er geht in das East End, findet ein Opfer und nutzt die Situation, wie sie kommt und wie sie ihm passt.

Ich denke, dieser grundlegende Unterschied macht einen Großteil unserer Diskussion hier aus. Glaube ich zumindest.

In vielen Punkten stimmen wir eigentlich überein. Ich habe mir soeben die Diskussion noch einmal zu Gemüte geführt, viele Sätze und Aussagen werden sowohl von Dir als auch von mir benutzt. Der Unterschied besteht darin, wie aktiv bzw. passiv wir unseren Täter sehen.

Du meinst, ich wolle hier pauschal vermitteln, dass der Täter von den Opfern an den Tatort geführt wurde. Natürlich möchte ich das. Denn das ist der MO meines Täters. Das ist der Ripper, wie ich ihn mir vorstelle. Auf dieser Seite http://www.victorianlondon.org/ lässt sich viel nachlesen (sorry, dass ich keinen konkreteren Link habe). Das Ansprechen der Klienten war üblich, teilweise sogar eine Plage, wie sich manche Londoner beschwerten. Es sei so Manchem gar nicht mehr möglich gewesen, bestimmte Strassen unbescholten zu passieren. Die Prostituierten kämpften um das nackte Überleben, die wenigsten waren als attraktiv oder sauber zu bezeichnen. Sie buhlten um jeden Kunden, und genau diese Situation nutzte der Ripper aus.

Ich glaube nach wie vor nicht, dass er die Opfer ansprach. Das pauschalisiere ich auch gerne einmal. So konnte er sich sicher sein, auch wirklich ein geeignetes Opfer zu erwischen. Der Streit bei Stride (was ein Wortspiel!) kann auch dann entstanden sein. Eventuell kam das Gespräch auch in Pubs zustande und nicht auf der Strasse. Das kann man gerne für jeden einzelnen Fall diskutieren. Aber: Er liess sich ansprechen, davon bin ich überzeugt, auch wenn natürlich eine gehörige Portion Bauchgefühl dabei ist. Möglicherweise animierte er die Frauen, zwinkerte zum Beispiel. Das lasse ich mir angehen.

Mann...muss wieder los...interessante Diskussion jedenfalls! Was sagen eigentlich die Anderen?

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #41 am: 11.11.2013 18:34 Uhr »
Du wirst Dich jetzt wahrscheinlich wundern Isdrasil,

aber ich habe nicht gewusst, was Du auf meine Post antworten wirst. Im Gegenteil, hier und da war ich überrascht. Ohne großartige Wertung diesbezüglich, ich nahm Dich und Deines dabei einfach nur wahr. Es gibt so eine Sichtweise, die nennt sich WENN, DANN. Mein Eindruck ist, dass Du dein DANN gerne durchbrichst. Tue ich im normalen Leben auch oft und dies ist ein eher seltene Erscheinung beim Menschen. Im Ripper Fall erkenne ich darin keine Anwendung, denn da gilt das typische WENN, DANN, weil wahrscheinlich dieser Tätertyp überhaupt nicht sein DANN durchbrechen konnte. Ich denke, auf das normale Leben angewendet besitzt Du diese Eigenschaft auch und dies ist ein Grund warum ich Dich mag. Hier, in der Diskussion, kann ich diese Konstellation überhaupt nicht gebrauchen, in meinen Augen wendest Du sie aber an. Das ist vollkommen okay, auch wenn es unsere Sichtweisen nicht ganz so parallel nebeneinander laufen lässt. So weit wie es scheint, sind wir am Ende aber doch nicht auseinander.

Ich sehe daher gar kein Problem im eigentlichen Sinne.

Natürlich sehe ich einen Tätertyp, die Richtung aus der er kommt. Aber in diesem Faden beschäftige ich mich weniger damit, mit diesem ganz speziellen Typen, ich lasse eher davon ganz schön los. Ich schaue einfach nur auf die Tatsachen, auf die Fakten und habe dazu ein paar Optionen. Der Täter mordete nicht auf dem Gehweg eines George Yard, einer Hanbury Street, einer Berner Street, einer Mitre Street oder Duke Street bzw. Dorset Street. Er tat dies nur auf der Buck´s Row. Ich vermute, weiß es aber nicht, dass dies eher nicht anders ging und er dann später dem versuchte aus dem Weg zu gehen. Deshalb vielleicht auch seine Eile in der Berner Street ohne ganz typisch vom Opfer “verführt“ zu werden. Die Meinung, dass er angesprochen wurde, teile ich genauso wie Du und sehr viele andere. Aber so etwas wird nicht unter Schwur 100% immer so gewesen sein. Männer die heute zu Prostituierten gehen, werden in der Regel auch angesprochen aber manchmal werden sie auch gezielt auf eine Frau zugehen. Mir kann keiner weiß machen, dass 1888 in London alle Prostituierten auf ihre Freier zugingen. Oft wird das aber so gewesen sein.

Ich finde die Buck´s Row einfach nicht so geheimnisvoll wie viele andere Interessierte. Eine der ersten Taten eines Serienkillers, wo die nachfolgenden in den meisten Fällen ausgereifter waren (und Ausnahmen bestätigen wohl auch hier die Regel). Und vermutlich nicht der erste Tatort…

Ich finde die Diskussion ebenfalls spannend. Sie zeigt doch zwei unterschiedliche Sichtweisen. Dies ist doch so gewollt oder nicht? Oder ist eine Diskussion nur dann richtig, wenn alle einer Meinung sind? Ich denke nicht, das will hier niemand.

Wir haben hier Deine und wir haben hier Meine Meinung. Fühlt sich irgendwie super normal an. Das ist Ripperologie. Neulich machte jemand wieder Vincent van Gogh zum Mörder von Kelly und er war vollkommen überzeugt. Dagegen ist dieser Faden hier einfach nur spannend.

Mir macht das auf diese Weise viel Spaß. Man wird gefordert und gefördert.

(Ich backe gerade Weihnachtstollen, falls es jemanden interessiert.)

Grüße.
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #42 am: 12.11.2013 12:03 Uhr »
Na Lestrade!

Die „Schwarz-Weiß“-Seherei kann ich aber nicht auf mir sitzen lassen!  :blum1:

Du hattest – auch in dem anderen Stridethread – anklingen lassen, dass die Tatsache eines Tores bei den Tatorten ein Zeichen einer Gemeinsamkeit ist, ein gemeinsames Merkmal zwischen den Morden an Nichols und Stride. Ebenso gab es hier in diesem Thread die Tendenz, Bucks Row als „mysteriös“ und unsicher anzusehen. Es hatte den Anschein, als würde angenommen, der Täter würde sich nach Bucks Row einen sichereren Tatort suchen bzw. diesen durch Absprache mit dem Opfer gewährleisten wollen.
Dies war die Basis, auf der ich meine Ausführungen aufbaute.

Du hast in deinem letzten Post erwähnt, dass keine Tat der anderen gleicht, der Täter aus den Taten lernt. Etwas anderes habe ich nicht behauptet. Der Knackpunkt zwischen uns: Du beziehst den Tatort anscheinend beim Lernprozess aktiv ein, ich nicht.
Der Mord an Nichols geschah auf offener Strasse. Hier schlug der Täter auf dem Gehweg zu. Es gab keine Zeugen. An eine Störung glaube ich nicht. Der Täter war noch nicht bereit zu mehr. Jedoch kamen nach diesem Mord die Gedanken nach mehr Verstümmelung, mehr Grausamkeit. Wieso auch nicht? Es gibt für mich keinen Grund, weshalb der Täter den Mord auch in Hinsicht auf den Tatort hätte anzweifeln sollen. Ich glaube nicht, dass er etwas an der Tatortsituation ändern wollte. Das war in Ordnung so, nächstes Mal würde er einfach mehr verstümmeln.
Chapman kam, diesmal führte ihn das Opfer jedoch in einen Hinterhof. Hier erfüllte sich dennoch sein Gedanke nach mehr Verstümmelung. Hier nahm er auch das erste Mal Trophäen mit. Ich denke, dies geschah spontan. Den Gedanken an eine Trophäe hatte er bei Nichols noch nicht.
Auch hier wieder: Aus Tätersicht eine gelungene Tat. Es gab anscheinend Zeugen, aber den Tatort konnte er wieder nicht in Frage stellen. Es schien, als müsse er sich gar nicht um den Tatort kümmern. Seine logische Schlussfolgerung war nicht: „Ich muss wieder in einen Hinterhof“, sondern: „Na, das läuft ja, Strasse oder Hinterhof, ich brauche mich um gar nichts zu sorgen!“.
Er könnte dennoch einen Gedanken gefasst haben: „Wenn ich einen Mord wie Chapman auf offener Strasse vollbringe, das wäre perfekt!“. Ich glaube wie gesagt an einen Öffentlichkeitstäter. Gründe hierfür findet man überall bei meinen Posts verteilt, in letzter Zeit besonders bei Kelly.

Leider habe ich gerade keine Zeit mehr für nähere Ausführungen. Das tut mir leid, und das ist wirklich eine sehr interessante Diskussion. Aber ich bin die nächsten Tage und evtl. Wochen viel unterwegs und muss einiges erledigen. Kann sein, dass ich also nur noch sporadisch vorbeisehen kann und werde. Wollte nur noch mal anmerken, dass ich ehrlich gesagt gar nicht sehe, wo ich „schwarz-weiß“ denke. Gerade die Tatsache, dass ich einen Täter annehme, der eher an öffentliche Tatorte dachte, jedoch auch bei anderen Begebenheiten zuschlug, zeigt doch das Gegenteil – oder nicht? Bei mir gibt es außer „Hier will er morden“ und „Hier will er nicht morden“ auch noch die Grauzone „Hier mordet er, obwohl er sich einen besseren Ort vorstellen kann“.
Ich bleibe dabei: Bucks Row, Hanbury, Mitre Square: Hier wollte der Täter zuschlagen, nachdem ihn die Opfer an die Orte geführt hatten. Zwei dieser Tatorte sind auf öffentlichem Grund (jetzt drücke ich es mal so aus), d.h. die Opfer lagen so, dass der Fussgänger, der auf den Strassen des East Ends unterwegs war, durchaus auf deren Leichen stossen konnte. Berner Street und Millers Court: Hier gab es Probleme. Mit Opfer, mit direkten Zeugen der Attacke, mit der Örtlichkeit. Meiner Meinung nach.

Mist, ich muss aufhören…also. Lass dir deinen Weihnachtsstollen schmecken, man hört sich!  ;)

Grüße, Isdrasil

PS: Eines noch. Ich finde, das Forum macht derzeit große Fortschritte. Es macht richtig Spaß, jeden Tag vorbei zu kommen und die neuen Beiträge zu lesen!



Offline Lestrade

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Re: Bucks Row
« Antwort #43 am: 12.11.2013 13:53 Uhr »
Die Weihnachtsstollen müssen nun erst einmal ruhen...

Nun Isdrasil,

Ich glaube, Du verstehst hier, in dieser Diskussion und auch in anderen, einiges nicht ganz richtig. Die Reaktionen deinerseits sehen immer so nach Rechtfertigungen aus. An Rechtfertigungen habe ich überhaupt gar kein Interesse. Deine Formulierungen wirken immer so nach So war es oder So war es nicht. Dein So war es erweckt immer den Eindruck einer Wunschgeschichte. Selbst bei Dingen, wo man bzw. keiner weiß wie sie wirklich stattgefunden haben. Wir können mehr oder weniger von einer groben Struktur bei den einzelnen Morden ausgehen. Niemand war dabei. Du weißt nicht, wie der Ablauf bei Nichols war, was der Täter dachte und er wann, was ausführen wollte oder wie er sich als Serientäter entwickelte. Ich weiß das auch nicht. Und für die einzelnen Taten gibt es unterschiedliche Theorien und viele davon haben ihre Berechtigung. Deine oder meine Theorie liegen in einer Diskussion und müssen sich dabei prüfen lassen. Deine Meinung nimmt Dir doch keiner weg aber man darf sie doch hinterfragen. Du wirkst immer so persönlich getroffen, wenn Gegenwind kommt. Wir sind uns doch einig, dass die Opfer den Täter an die Tatorte brachten. Aber Du solltest auch einmal eine Ausnahme in Betracht ziehen, nämlich Stride. Nichts sieht danach aus, dass Sie freiwillig mit ihm irgendwo hingehen wollte, noch dass Sie ihn ansprach. Sie stand lediglich an ihrem Arbeitsort. Alle Prostituierten befanden an oder in der Nähe ihrer “Arbeitstorte“ als sie ihren Mörder begegneten. Das ist nichts Sensationelles. Wenn der Ripper die Haustür verließ bzw. das EastEnd betrat, war er im Reich der Prostitution. Dafür musste man nichts können. Man war einfach dann da. Alles andere waren kurze Wege. Tabram hatte, wie Nichols als auch Eddowes, bestimmte Stichverletzungen (wir diskutierten darüber in der ortsgebundenen Signatur, habe ich die Nichols- Stichwunden da überhaupt erwähnt?). Es muss nicht automatisch so sein, dass ein Täter, der mit wildem Stechen beginnt (Tabram), dies im weiteren Verlauf nicht mehr tut, vielleicht weniger (Nichols, Eddowes) oder manchmal auch gar nicht. Wann er beginnt Organe zu entnehmen, an welchem Punkt seiner “Laufbahn“, kann man ebenfalls schwer voraussagen. Du kannst uns nicht sagen, dass der Ripper bei Nichols dachte, noch keine Organe zu entnehmen. Das weißt Du schlicht und einfach nicht. Es wäre eine Möglichkeit, na klar aber das habe ich Dir nicht streitig gemacht. Nichols war tief und schwer im Unterleib verstümmelt, egal was der Täter dachte, er wäre eine Winzigkeit davon entfernt gewesen, Organe zu entnehmen. Du kannst nicht sagen, er wollte das nicht. Natürlich muss ein Täter wie er lernen. Auch lernen Organe zu entnehmen. Jack the Ripper tat das und so darf man mutmaßen, dass er dies auch bei Nichols wollte. Es fand jedoch nicht statt. Wann und durch was sich solch ein Täter gestört fühlte, weißt Du auch nicht. Ein Klappern der Kutsche, eine schlagende Haustür, ein Husten, alles hätte den Täter vertreiben können. Hätte ihn abhalten können, Organe zu entnehmen. Keines der anerkannten Opfer fand sich auf solch einem Bürgersteig wieder außer Nichols. Sie lag allerdings vor einem Tor. Vielleicht, möglicherweise, fanden es beide, Opfer und Täter, verschlossen vor. Aber es war da und Nichols lag davor (Eddowes lag auch auf dem Bürgersteig vor einem Tor, wenn auch in einer ganz andersartigen Location).

Nichols fand man schwer Unterleibsverstümmelt vor dem Tor, ohne fehlende Organe.

Wäre das Tor offen gewesen, hätte man sie auch dahinter finden können. Unter Umständen mit fehlenden Organen.

Letzteres typischer für den Ripper, siehe Chapman und Eddowes. Nichols könnte einen Milimeter von der Zurichtung wie bei Chapman und Eddowes entfernt gewesen sein.

Aber es war nicht so. Wir haben ein verschlossenes Tor und eine Straße, die um diese Uhrzeit anfing zu leben. Beides Umstände, die den Täter hätten das nicht haben machen lassen, was er wollte. Noch Organe mitnehmen und etwas geschützter agieren. Bei dem Ripper liegt das nahe. Das darf man sagen, das darf man theoretisieren, darüber darf man Hypothesen aufstellen.

Der Mitre Square, dieser Platz, wurde als Durchgang benutzt aber eben weitaus weniger nachts um 01.30 Uhr. Es ist keine Straße im Vergleich mit der Buck´s Row. Auch das darf man feststellen.

Alles das sind Dinge, über die ich nachdenke. Es sind naheliegende Dinge. Sie gehören auch zu Jack the Ripper. So ,wie er war. Man kann sagen, er entschied sich bewusst für diesen Tatort Buck´s Row. Er war zufrieden mit seiner Tat und wollte gar keine Organe transportieren. Halte ich für möglich. Aber ich weiß es nicht und Du Isdrasil, weißt es auch nicht. Wir haben aber auch erfahren, dass der Ripper sich stören ließ, dass er auch einmal sein Werk nicht beenden konnte, dass er Organe mitnahm und sich für gewöhnlich mit seinen Opfern in etwas Abseits gelegen Bereiche bewegte. Dass er mal Indoor- Gehweg- Hinterhof-Hof-Karre-und wieder Indoor mordete (da übrigens zu sagen, er wäre ein Gehweg- Mörder und legte es darauf an, scheint mir etwas übermütig, denn die Tatsachen sprechen eine andere Sprache) zeigt eben auch seine Flexibilität bei den Tatorten. Neben all diesen Fakten, darf man eben auch annehmen, dass er evtl. mit Nichols hinter das Tor wollte und/oder er auch auf dem Gehweg durch irgendetwas gestört wurde und somit kein Organ mehr entnehmen konnte. Du kannst mir nichts Gegenteiliges versichern. Immerhin gab es ja einen Zeugen (Seaside Home), von dem wir nicht wissen, ob er vom Tatort Buck´s Row stammt oder weißt Du das genau?

Wir haben hier einfach nur unterschiedliche Ansichten, die wir ausdiskutieren. Und ich verstehe hier dein Problem einfach nicht. Du bekommst mit viel Engagement und Interesse geschriebene Antworten. Ehrlich und aufrichtige Meinungen. Was willst Du oder was brauchst Du um zufrieden zu sein? Soll ich schreiben: Großartig, Du hast mit allem recht! Toll, einzigartig? Ich schätze deine Überlegungen, denke darüber nach, was willst Du mehr? Geht es um Dich, brauchst Du hier Anerkennung oder Bestätigung? Übernimmst Du dich vielleicht?  Wir wissen nicht wie es eben alles ablief. Jedenfalls nicht bis in das kleinste Detail. Aber wir machen uns Gedanken. Aber Du bist keine Größe in der Ripperologie, eine ganz kleine Nummer, genau wie ich aber wir machen was wir können. Dabei sehe ich mich hier in keinem Wettbewerb…

Jeder der hier liest erfährt so viel, egal ob er das für seine Sichtweise gebrauchen kann oder nicht. Das ist doch schön.

Was fehlt hier? Leute die deiner Meinung sind? Denen man sich anbiedert?

Also ich persönlich verzichte darauf.

Wir brauchen hier, so denke ich, im Forum beide unterschiedliche Dinge. Das muss man eben auch so akzeptieren. Das kann doch nicht sein, wenn ich sage, der Mitre Square ist nicht die Buck´s Row und Nichols hätte auch hinter einem offenen Tor ihr Ende finden können oder auch das der Täter u.U. gestört wurde, dass man darauf dann reagiert mit: “Nee, nee, der Täter hatte so gedacht und das war sein Plan und soweit war er noch nicht, er wurde nicht gestört, dies und jenes hat er gefühlt und man selber hat auch so ein Gefühl in der Arschbacke“. Das hat so etwas von wie “Geschichten erzählen“, so etwas von Verzweiflung, weil die eigenen Vorstellungen nicht überall so passen.

Wie gesagt Isdrasil, ich nehme Dich und Deines so wahr, wie es ist. Mehr geht nicht. Und wie wir neulich schon einmal hatten, mehr als dafür und für Dich sich interessieren, kann ich nicht machen. Verteidigen muss man seine Ansichten aber immer wieder rechtfertigen, wie gerade jetzt? Lass uns dann lieber immer sortieren. Neulich schrieb ich auch, dass wir dann einfach solche Diskussionen beenden und das möchte ich jetzt hier tun und uns dann erst einmal erden, eine Realitätsprüfung machen, denn im Grunde genommen ist alles in Ordnung.

Du hast Dir deine Gedanken gemacht und ich mir meine. Das steht hier nun. Du behältst deine und ich meine und wer von den anderen will, nimmt eine davon oder bildet sich seine eigene.      

Dir eine gute Zeit.

Grüße.
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Offline Isdrasil

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Re: Bucks Row
« Antwort #44 am: 12.11.2013 17:10 Uhr »
Eine kurze Anmerkung erlaube ich mir noch. Ich denke nämlich, Du verstehst mich oft einfach nicht. Ich habe niemals einen Hehl daraus gemacht, hier eine Art "Durchdenker" zu sein, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Oft genug habe ich das hier schon erwähnt.

Vielleicht nimmst Du mich einfach zu ernst? Ich weiß es nicht, jedenfalls fühlte ich mich bis zu diesem Zeitpunkt des Threads nicht persönlich angegriffen und hatte nie das Gefühl, ich müsse mich rechtfertigen. Wozu auch? Das Problem ist, dass im Netz Annahmen schnell zu Wahrheiten werden, wenn sie falsch interpretiert werden. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich mich und die Sache hier nur halb so ernst nehme, wie sie rüberkommt. Ich dachte eigentlich, Du hättest das auch schon so akzeptiert...wieso meinst Du jetzt, ich würde mich "rechtfertigen" und würde hier "Wunschgeschichten" vortragen? Da fühle ich mich schon persönlich angegriffen, das stimmt. Allerdings erst jetzt.

Dieses "So war es" und "So war es nicht" kann ich dir genauso vorwerfen, liess doch mal deine Posts durch...

Hier, an diesen typischen Orten, sollten in der Fantasie des Rippers die Opfer ihren Tod finden und nicht an eher untypischen Orten wie einen gewöhnlichen Gehweg. Damit hätte er sich eher vom typischen Verhalten der Prostituierten entfernt aber er wollte ihnen mit Sicherheit so nahe wie möglich sein. Die Grundsätzliche Idee des Rippers, auf dieser Art von Bürgersteigen zu morden, lehne ich ab. Das entgleitet dem ursprünglichen Sinn seiner Vorstellungen und seines Bildes von Prostitution. Warum es nun bei Nichols anders war…

Siehst Du? Ich schreibe das nicht aus Böswilligkeit. Ich möchte Dir nur klar machen: Jeder von uns scheint zu wissen, was der Täter denkt. Du in diese Richtung, ich in die andere. Aber keiner weiß es ganz sicher. Ist das verwerflich? Das ist keine "Wunschgeschichte". Das sind Gedanken zum Thema. Oft genug verwende ich Redewendungen wie "Ich denke", "Ich glaube" oder "Meiner Meinung nach". Wenn Du meine Posts durchliest, sind sie beinahe durchtränkt davon. Soll heißen: Ich bin mir der Fehlbarkeit bewusst. Aber wenn ich einen Standpunkt nicht bis auf das letzte verteidige (also durchdenke), dann kann ich ihn keiner Prüfung unterziehen.

Und ich verstehe hier dein Problem einfach nicht...Was willst Du oder was brauchst Du um zufrieden zu sein? Soll ich schreiben: Großartig, Du hast mit allem recht! Toll, einzigartig?...Übernimmst Du dich vielleicht...Dabei sehe ich mich hier in keinem Wettbewerb…
Was fehlt hier? Leute die deiner Meinung sind? Denen man sich anbiedert?
Das hat so etwas von wie “Geschichten erzählen“, so etwas von Verzweiflung, weil die eigenen Vorstellungen nicht überall so passen.

Tut mir leid - ich kann bei meinen Posts kein Problem raus lesen und ich habe auch keines. Ich weiß nicht, weshalb Du mir diese Dinge andichtest und bin gerade persönlich von dir enttäuscht. Ich habe mich niemals im Wettbewerb gesehen. "Wunschgeschichte". "Verzweiflung". Ja, das trifft mich. Aber nicht so wie Du denkst.

Dir auch eine schöne Zeit.