Umfrage

Was meint Ihr? Liess sich der Ripper ansprechen oder suchte er sich die Opfer selbst aus?

Er sprach die Opfer selbst an und wählte sie sich dadurch aus.
5 (33.3%)
Er liess sich ansprechen - das war vielleicht Teil seines Spiels.
3 (20%)
Mal so, mal so - er liess sich durch die Situation leiten.
7 (46.7%)

Stimmen insgesamt: 3

Autor Thema: Der Ripper - wurde er von den Opfern angesprochen oder sprach er sie an?  (Gelesen 33508 mal)

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Stordfield

  • Gast
Hallo Isdrasil !

Ich bin mir nicht sicher , wann die Analyse genau erstellt wurde . Ich vermute gegen Ende der 1980er Jahre . Eine Zusammenfassung ist im Schlußbericht des Eckert - Projekts nachzulesen .

Gruß Stordfield

Lou Cifer

  • Gast
Mahlzeit.
Nach relativ langer Abstinenz bin ich auch mal wieder hier (nicht nur passiv als Leser) unterwegs  :icon_lol:

Aber nein, es waren immer Gelegenheitsprostituierte. Vielleicht deshalb, weil sie es dem Täter zum Einen einfach machten und zum Anderen aus oben erwähntem Grund? Wäre in meinen Augen eine Möglichkeit.

Ich habe irgendwo gelesen, dass die Möglichkeit in Erwägung gezogen wird, dass der Ripper deswegen nur Gelegenheitsprostituierte "ausgewählt" hat, weil seine Mutter (oder ein anderes weibliches Familienmitglied das ihm nahestand) ebenfalls eine solche gewesen war und er deswegen solch einen Hass auf jene gehabt hatte.
Wenn mich nicht alles täuscht steht das sogar in dem von Stordfield erwähnten FBI-Bericht.

Viele grüße, Dom

Stordfield

  • Gast
Hallo Dom !

Im Bericht steht , daß die Mutter wahrscheinlich sehr dominant war , viel getrunken und eine Reihe Männer gehabt hat . Daraus kann man jetzt entnehmen , was man will . Allerdings glaube ich , daß soetwas einen kleinen Jungen nicht unberührt läßt . Das sind so Bilder , die bleiben eventuell für immer im Kopf und tauchen stets dann auf , wenn man sie am wenigsten braucht . Aber vielleicht brauchte der Ripper sie ja , um seine Wut anzufachen ?
Aber das ist ein anderes Thema .

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Hi Lou

Ich habe irgendwo gelesen, dass die Möglichkeit in Erwägung gezogen wird, dass der Ripper deswegen nur Gelegenheitsprostituierte "ausgewählt" hat, weil seine Mutter (oder ein anderes weibliches Familienmitglied das ihm nahestand) ebenfalls eine solche gewesen war und er deswegen solch einen Hass auf jene gehabt hatte.

Ja, aber wie erkannte man damals „Gelegenheitsprostituierte“ im East End?
Die Prostituierten dürften wohl erkennbar gewesen sein – doch bei den Gelegenheitsprostituierten bin ich mir da nicht so sicher. Von der Kleidung her dürften sie die Alltagskleidung des East Ends getragen haben – man sieht es ja bei den Opfern. Von der beschriebenen Kleidung her sahen sie nicht wie Prostituierte aus.

Und kann man erwarten, dass der Ripper tatsächlich durch das East End lief und irgendwelche Frauen ansprach? Ich weiß nicht…in meinen Augen muss der Initialkontakt schon beinahe zwingend von den Opfern ausgegangen sein, und sei es nur durch ein Augenzwinkern oder einem eindeutigen Blickkontakt.

Um einen Schritt weiter zu gehen, würde ich daher sagen, dass der Täter nicht gerade abstoßend auf die Frauen wirkte oder zumindest den Eindruck eines potentiellen Freiers erweckte.

Grüße, Isdrasil

Stordfield

  • Gast
Hallo !

Ich denke mir , daß Nicht - Prostituierte nachts um ein , zwei Uhr tunlichst von den Straßen fernblieben . Erst recht mitten in der Mordserie. Welche Frau lief denn da freiwillig in der Gegend umher und warum ?

Gruß Stordfield

Bettina

  • Gast
Guten Morgen zusammen,

@Stordfield:

Hallo Isdrasil !
Ich bin mir nicht sicher , wann die Analyse genau erstellt wurde . Ich vermute gegen Ende der 1980er Jahre . Eine Zusammenfassung ist im Schlußbericht des Eckert - Projekts nachzulesen .
Gruß Stordfield

Ok, ich oute mich jetzt als unwissend  :icon_redface:: Was ist das "Eckert-Projekt", und wo kann ich das finden??
Nach dem, was Du bis jetzt von diesem FBI-Profil erzählt hast, hört sich das ja richtig interessant an.

Hallo !
Ich denke mir , daß Nicht - Prostituierte nachts um ein , zwei Uhr tunlichst von den Straßen fernblieben . Erst recht mitten in der Mordserie. Welche Frau lief denn da freiwillig in der Gegend umher und warum ?
Gruß Stordfield

Also nachdem was ich bis jetzt so über das East End zu dieser Zeit gelesen habe,war das gar nicht so ungewöhnlich, dass nachts Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Das steht in Jack Londons "Menschen der Tiefe", bin mir jetzt aber nicht mehr sicher in welchem Kapitel (reiche ich nach)
Auf jeden Fall hat er da beschrieben, dass diejenigen, die das Geld für ein Bett für die Nacht nicht hatten, oder keinen Platz für die Nacht in einem der Armenhäuser hatten, die ganze Nacht auf den Straßen unterwegs waren, da per Gesetz das schlafen, bzw. sitzen (hier bin ich mir nicht mehr so sicher) verboten war.

@schnecke:

Hallo
auch ich bin neu hier, also bitte, wenn ich etwas nicht mit bekommen haben sollte oder was falsches schreibe, seht es mir nach und korrigiert mich ggf.

Erstmal, herzilich willkommen!!  :SM005:
Und keine Angst, wir sind alle ganz lieb (meistens jedenfalls) und beißen auch nicht...nur bei Vollmond.  :icon_aetsch:

Grüße
Tina

Stordfield

  • Gast
Hallo Bettina !

Das Eckert - Projekt einfach in die Suchfunktion hier im Forum eingeben . ( Eine prima Sache das. )

Gruß Stordfield

Bettina

  • Gast
So hier der Quellenverweis:

In "Menschen der Tiefe" schreibt Jack London in Kapitel 6 - Ein Blick in die Hölle:

"...Das allgemeine Schlafen interessierte mich. Warum schliefen neun Zehntel von ihnen? Das ging mir erst später auf. Das von den Machthabern geschriebene Gesetz besagt, dass die Obdachlosen nachts nicht schlafen dürfen. Auf dem Bürgersteig am Eingang der Christ Church, deren steinerne Säulen sich in stattlichen Reihen vom Himmel abheben, lagen die Männer reihenweise und schliefen oder träumten. Sie waren alle zu schlaff, um aufzuwachen oder neugierig zu werden, als wir kamen. „Eine von den Lungen Londons," sagte ich, „nein, eine faule, eine furchtbar stinkende Wunde." „Ach, warum hast du mich hierher geschleppt?" fragte der warmherzige junge Sozialist voller Seelenqual und Ekel.
„Die Frau dort", sagte unser Führer, „würde sich für drei Pence oder für zwei oder für eine Scheibe alten Brotes verkaufen."
Er warf das leicht hin. Was er mehr sagen wollte, weiß ich nicht, denn unser kranker Freund rief: „Um Himmels willen, lasst uns von hier fortkommen!"..."


@Stordfield:


Danke für den Tipp mit der Suchfunktion...man lernt doch nie aus!!  :icon_biggrin:

Gruß
Tina

Offline Isdrasil

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Ich meine auch irgendwo gelesen zu haben, dass vor Allem die Whitechapel und die Commercial Road auch nachts äußerst stark frequentiert waren. Weiß nur nicht mehr, wo – wie so oft.  :icon_mrgreen:

Das Leben im East End spielte sich mehr auf den Strassen als in den Wohnungen ab, nicht zuletzt der meist katastrophalen Wohnverhältnisse wegen. Hohe Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Armut – alles Faktoren, die sich auf das Nachtleben auswirken. Dazu muss man auch bedenken: Die Morde wurden an Wochenenden bzw. Feiertagen begangen – also hatte selbst die arbeitende Bevölkerung genügend Zeit.

Ich glaube die Furcht, die Stordfield anspricht, hielt die Menschen nicht unbedingt von der Straße ab – aber die Prostituierten bildeten eher Gruppen, in denen sie zusammenstanden, passten gegenseitig auf sich auf (so gut es eben ging). Unter den Unglücklichen dürfte der Konkurrenzgedanke in den Hintergrund getreten sein und einer gemeinsamen Furcht vor dem Ripper Platz gemacht haben.
Noch ein Grund dafür, weshalb der Ripper in meinen Augen angesprochen wurde – es gäbe mehr Zeugenaussagen von Prostituierten, hätte er diese gezielt gesucht und die dafür bekannten Örtlichkeiten aufgesucht.

Ich werde heute oder morgen auch noch die genauen Zahlen nachreichen (wenns niemand sonst in der Zeit macht), aber ich glaube im East End lebten damals etwa um die 500.000 Menschen - und das ist eine Menge Holz, da kann ich mir richtig leere Straßen einfach nicht so recht vorstellen.

Grüße, Isdrasil

Lou Cifer

  • Gast
Ja, aber wie erkannte man damals „Gelegenheitsprostituierte“ im East End?

Ganz einfach: Wenn sie einen ansprachen  :icon_thumb:

Offline Isdrasil

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Hi

Ganz einfach: Wenn sie einen ansprachen  :icon_thumb:

 :icon_thumb:

Es gibt aber noch eine Möglichkeit - der Ripper sah, dass die Opfer gerade einen Freier bedienten und schlug direkt danach zu, als sie an den betreffenden Orten noch ihre Kleidung zurecht rückten etc.

Grüße, Isdrasil

Stordfield

  • Gast
Hallo Isdrasil !

Das funktioniert aber in der Hanbury Street nicht richtig , denn dann hätten sich Freier und der Ripper ja im Flur begegnen müssen .

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Äh...ich habe vergessen zu erwähnen: Der Ripper sprang vom Dach.  :icon_rolleyes: :icon_mrgreen:

Nein, da gebe ich Dir recht - passt auch nicht so recht zu Mitre Square (knappe Zeit).

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 12.09.2008 11:22 Uhr von Isdrasil »

Alexander-JJ

  • Gast
... Unter den Unglücklichen dürfte der Konkurrenzgedanke in den Hintergrund getreten sein und einer gemeinsamen Furcht vor dem Ripper Platz gemacht haben. ...

Das glaube ich nun weniger. Die echte Ritter-Angst und -Hysterie entstand erst nach dem Doppelmord. Einzelne Morde waren für die Bewohner des East-End kein Grund irgendwelche Angst zu zeigen (jedenfalls nicht mehr als sonst schon). Außerdem: Wenn man Hunger hat und unbedingt etwas zu essen braucht, gleichzeitig fast keine Verdinstmöglichkeiten vorhanden sind, dann ist der Konkurrenzgedanke auf jeden Fall da.

JTR konnte schon etwas "seltsam" sein und er konnte auch viele Frauen ansprechen und sicher auch dumm anmachen. Das geschah doch andauernd. Wenn jede dieser Begegnungen zu Protokoll gegeben worden wären, dann würde die engl. Polizei noch heute die Akte bearbeiten ... ;)






Offline Isdrasil

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Hi Alex

Stimmt, da hast Du schon recht - wobei ich schon denke, dass diese Ripperangst langsam anwuchs und ihren Anfang bereits nach Nicholls nahm und bei Chapman langsam immer stärker anstieg. Man darf Tabram nicht außer Acht lassen, sei sie nun ein Ripperopfer oder nicht. Diese Morde hatten trotz der alltäglichen Gewalt doch eine eigene und beängstigende "Qualität".
Dazu noch: Unsere einzigsten Quellen sind zeitgenössische Schriften die außerhalb des Milieus stammen. Wenn man den Bericht einer Prostituierten der damaligen Zeit in der Hand hätte, bin ich mir fast sicher, dass der Beginn der Angst relativ früh stattfand. Das WVC wurde ja zum Beispiel auch schon einige Zeit vor dem Doppelmord gegründet...aber der richtige öffentliche und offensichtliche Ausbruch...stimme dir schon zu.  :icon_wink:

Ganz nebenbei: Hat bei dieser Gelegenheit zufällig mal jemand das Gründungsdatum des WVC zur Hand?

Auch bei deinen anderen Einwänden kann man nur zustimmen. Klar, möglich ist das alles.
Trotzdem bleibt eben der Aspekt der Gelegenheitsprostitution und das diese Frauen wohl eher ansprachen und einen für das East End eher gewöhnlichen Eindruck machten.

Hm - und nu?

Grüße, Isdrasil