Hallo Arthur!
Ich antworte jetzt einmal nicht bezüglich Zitate sondern in einem kompletten Text.
Vorab möchte ich mich noch bei dir bedanken, dass es zwischen uns im vergangenen Jahr zu einem intensiven und regen Austausch hier kam. Obwohl es für mich ein Jahr war, indem ich eigentlich so wenig Zeit wie noch nie für dieses Thema hatte, war es dennoch sehr erfolgreich und letztendlich kam es doch noch zu einer hohen Aktivität, wie ich das auch immer geschafft haben mag. Wie bereits erwähnt, wollte ich dir etwas zur Seite stehen und war auch froh, dass wir doch zum Teil ähnliche Vorstellungen haben und ich mich besser denn je verstanden fühlte. Darin lag ja ebenfalls meine Intention immer wieder mit dir in Kontakt zu kommen. Auch wenn man es manchmal nicht wahr haben möchte, war das alles sehr inspirierend und half auch weiter. Meistens war ich in der Lage, dass ich Postings innerhalb weniger Minuten verfassen musste, was dazu führte, dass manches einfach nur aufführend war und das hier und da eine Zwischenformulierung flöten ging, was so manche Kommunikation sanfter und verständlicher gemacht hätte. In der Regel antworte ich ja auch innerhalb kurzer Zeit, weil mit bei deinen Postings immer gleich 20 Sachen durch den Kopf gehen. Würde ich mir mehr Zeit nehmen, bin ich ein Typ, der dann gar nicht mehr antwortet. Das wollte ich vermeiden. Die meisten Dinge, wie auch jetzt, habe ich schon gefühlte einhundertmal erwähnt aber ich muss mir natürlich eingestehen, dass das niemand auf den Schirm haben kann. Das ist unmöglich und ehrlich gesagt, geht mir das auch ja so. Warte ich zu lange mit der Antwort, dann käme mir in den Sinn: “Oh, alles schon mal geschrieben, ich lass es“. Also wiederhole ich mich (lieber schnell) immer wieder. Dieses Jahr musste ich mehr oder weniger, ganz allgemein, vieles einfach abhaken, wollte aber so wenig wie möglich dabei schludern. Falls du dich da eventuell überrascht gefühlt hattest, es war mir meistens nicht anders möglich. Aber um diesbezüglich hier mal abzukürzen: Es war mir eine Ehre.
Dass man einer bestimmten Theorie verfolgt, ist ja legitim. Ich tue nichts anderes. Mein Thema dieses Jahr war ja auch, Kosminski mit dem Zentrum von Whitechapel zu verbinden. Dafür gab es m.E. auch gute Gründe. Ich wurde nicht fündig, was nicht heißt, dass es was gäbe, und ging einfach zu den Wurzeln zurück. Ging noch einmal in die geographischen und psychologischen Profile und durch die Vielzahl anderer Daten die wir zur Verfügung haben. Ehrlicherweise musste ich mir, den Umständen entsprechend, eingestehen, dass es wohlmöglich der falsche Weg ist. Ich habe ja mit den Profilern aller Art oder mit der Polizeiarbeit so viel zu tun, wie manche Länder mit den Menschrechten. Auf einem amateurhaften Wege, versuche ich all diese Dinge zu verstehen. Sie sind sehr komplex und nur wirklich von Leuten zu verstehen, die tatsächlich wissen, aus gutem Grunde, was dahintersteckt. Ich denke, da geht es uns allen ebenso. Der Prozess des Verstehens ist bei mir immerwährend, weil ich denke, dass ich nicht die Fähigkeiten besitze, dass alles in seiner Komplexität zu verstehen. Aber was ich verstehe, gebe ich gerne weiter, gerade an Menschen wie dich, weil ich weiß, was dahinter für harte Arbeit steckt. Aber ganz natürlich, kann das auch alles falsch sein, was ich so von mir gebe.
Dennoch komme ich dabei gerne auf das Beispiel der der Ornithologie zurück. Hierbei ist es den Profis besonders wichtig, was die Amateure alles so beobachten. Ich wünschte mir das ähnlich für und in der Ripperologie.
Vielleicht kannst du das alles als einen versöhnlich Abschluss betrachten, ich würde es mir wünschen.
Comfort Zone ist Comfort Zone, egal ob primär oder sekundär! Dort finden die Verbrechen statt aber das erste Opfer, mit einem kleinen Puffer, wenn die primäre nicht sowieso der Puffer ist, befindet sich meist sehr dicht an der Basis des Täters. Unterschädliche Tätertypen und der Radius der Aktionen beeinflussen das Ganze.
Ein einfacher Absatz aber was könnte dahinterstecken und jetzt kommt meine Antwort zu deinem letzten Post:
Es kommt eben darauf an, was ein geographisches Profil noch alles mit sich bringt, was es vorab zeigt oder zeigen kann. Dr. Stuart Kind, im Falle Sutcliffe, nahm an, dass je
früher ein Verbrechen stattfand, desto
weiter war Sutcliffe von seiner Basis entfernt. Der Grund, Sutcliffe musste größere Distanzen zurücklegen und somit mit mehr Zeit für die Rückkehr rechnen, einer sicheren Rückkehr. Also,
desto später die Tat stattfand,
desto dichter war er an seiner Basis. Damit hatte Kind Erfolg. Das klingt auch logisch. Im Falle vom Ripper schlug er vor, weil die
meisten Verbrechen sehr
spät stattfanden, Tabram, Nichols, Chapmann, Kelly, dass es möglich wäre, dass der Ripper im Falle Stride noch nicht allzu weit von seiner Basis entfernt lag und Eddowes wiederum in der Zeitmitte lag, sehr sinnig zu den bereits erwähnten uhrzeitlich späten Opfern. Also weil diese Tat
früh stattfand, war der Täter noch
nahe an seiner Basis. Es ist eben wichtig, wie man die Spuren liest und interpretiert, welche Art von Verbrechen es ist und welche Täterpersönlichkeit zu erwarten ist. Sutcliffe war zu organisiert, um ein desorganisierter Täter zu sein, ohne vielleicht gleich den klassischen organisierten Täter zu mimen. Jack the Ripper war eindeutig die Kategorie desorganisiert, mit einem weitaus geringeren Maß an Planung. Dazu kommt, dass JtR in jedem Falle schnell seine Basis erreicht hätte, egal von welchem Tatort aus. Der Grund, sein Radius war minimal. Für ihn war die Zeitsache nicht zu vergleichen mit dem Radius von Sutcliffe, der erheblich mehr damit rechnen musste. Ein Weg zur Basis zurück, von 10-20 km, ist eben anders anzusehen, als eine Rückkehr zur Basis von 800-900m. Weiterhin kommt es darauf an, welche Parameter man für ein solches Profil verwenden möchte. Dazu gehören die Orte, an denen die Opfer zuletzt gesehen wurden, welche Opfer man mit aufnimmt, Smith und/ oder Tabram, die Goulston Street mit dem Schürzenteil oder die Batty Street mit der blutigen Wäsche usw.
Für Jack the Ripper war es nicht so wichtig, in Richtung Basis zu gehen, weil er sich stets in unmittelbarer Nähe befand. Außerdem neigen schizophrene Täter dazu, auch mal auszuscheren und direkt vor der Haustüre zuzuschlagen, weil ihr Risikoempfinden ein anderes ist. Aber immer im Zusammenhang mit den anderen Tatorten gesehen und damit, dass es eine Ausnahme gewesen sein könnte.
Ich glaube, es war die Kreistheorie von Canter, die besagte, dass im schmalsten Kreis, das Zentrum des Mörders war, 80m nördlich entfernt von der St. Mary Matfelon Church auf der Whitechapel High Street. Knapp 250m davon entfernt, wurde Tabram ermordet. Zu diesem Zentrum gehörte die Osborn Street, der Ort, an dem an der Kreuzung zur Whitechapel High Street, Nichols das letzte Mal gesehen wurde und in die Straße ging Emma Smith bevor sie attackiert wurde, verfolgt von eben jener Kirche dort aus. Zu der Kirche gehörte auch die Church Lane, wo ein Mann nach der Stride Attacke gesehen wurde, wie er sich die Hände reinigte. Das Problem mit dieser Kreistheorie ist, dass man zu sehr auf die Informationen der ersten beiden Verbrechen einer Serie aufbaut, wie Dr. Karen Shalev heraushebt. Joshua David Kent oder Colin Roberts weisen ebenfalls da noch auf weitere Probleme hin und machen andere Vorschläge. Man kann das alles im “Prime Suspect“ von Rob House nachlesen, auch die Theorien von Canter mit seinen “marauder“ und “commuter“ Modellen im Kreis. Weitere Information von D. Kim Rossmo sind dort ebenfalls zu finden, Harbort oder Douglas/ Ressler kann man diesbezüglich auch noch aufsuchen. Mir gefällt die Theorie mit der Barriere Aldgate/ Whitechapel High Street/ Road am besten, gemeinsam mit der Dreieckstheorie (Douglas/ Ressler). Ich glaube es war Rossmo, oder abgeleitet von ihm, die die Flower and Dean Street als Zentrum angibt, nicht weit von der Osborn Street entfernt und ganz nahe mit den Tatorten Kelly und Chapman verbunden. Da sind wir ja in ähnlicher Konstellation wie bei Levy in der Middlesex Street. Aber wie erwähnt, diese Modelle sind, jedes auf seine Art, erfolgreich, sind aber, eben auch unter den Experten selber, kontrovers diskutiert und abhängig davon, wie man die vorhanden Umstände interpretiert oder gar mit aufführt. Und hierbei ist dieses winzige Gebiet des Rippers schon ein Problem. Wir wissen, dass er irgendwo dort lebte und ob man nun die Flower and Dean Street benennt oder die Osborn Street, beide miteinander mit einem Katzensprung zu erreichen, ist vollkommen egal. Ich denke, es geht darum, keine bestimmte Straße ganz genau vorherzusagen, was wohl unmöglich ist, sondern einen bestimmten Bereich Drumherum zu bezeichnen, indem der Täter zu Hause sein muss. Dafür ist diese Art Profiling, meines Erachtens, viel zu komplex. Du kannst sagen, Middlesex Street, ich Greenfield Street, ein andere Flower and Dean Street, ein anderer noch die Osborn Street oder die Wentworth Street, von mir aus noch die Little Alie Street, wir werden alle recht haben, denn der Ripper lebte davon maximal 5 Minuten entfernt, wir befinden uns in jedem Falle in seiner Zone, so bizarr das auch klingen mag. Wie gesagt, ich glaube an jene Barriere der Hauptstraße und das Dreieck. Die meisten Prostituierten waren zu finden im nördlichen Bereich über der Hauptstraße, Thrawl Street, Dorset Street, Flower and Dean Street usw. Hierher ging er primär, dass waren auch die Orte, wo Smith, Tabram, Nichols, Chapman, Stride, Eddowes und Kelly “zu Hause“ waren, auch, wenn er sie letztendlich in der Bucks Row, auf dem Gebiet der City oder in St. George in the east ermordete. Sein Zentrum war um die Kirche St. Matfelon gelegen, an der Barriere Hauptstraße. Wenn sie diese Barriere war, dann lebte er eben südlich davon, dort, wo St. George in the east seinen Anfang nahm. Ich finde, dass uns das auch Cox erzählt, dass es eben auch in Richtung blutige Wäsche ging, in Richtung Batty Street. Anderson sagte, der Täter konnte einen Ort aufsuchen, kommen und wieder gehen und seine Blutflecken unbemerkt entfernen. Landeten sie in der Batty Street gegenüber des Dutfields Yard in der Berner Street, dann kann nur St.George in the east der Wohnsitz des Rippers gewesen sein, nicht weit von diesen Straßen entfernt. Die Greenfield Street lag noch in der Comfort Zone des Rippers, nur 500 m vom Zentrum der Kreistheorie entfernt. Es ist natürlich klar, dass dies passen würde und wird bestätigt auch durch die Dreiecks- als auch durch die sekundäre Zone nördlich der Hauptstraße. In meinen Augen ist das nicht mal eine Kunst, gegeben durch die Umstände. Vielleicht ist es einfach auch so, Arthur, dass das geographische zwar wichtig ist aber aufgrund bestimmter Konstellationen gar nicht SO wichtig. Wir wissen, dass er jemand war, der in dem Bereich lebte.
Macnaghten in der Aberconway Version:
"No 2. Kosminski, a Polish Jew, who lived in the very heart of the district where the murders were committed.
Das passt zur Canters Kreistheorie, zur Greenfield Street und auch zu den Schilderungen von Cox.
Viel wichtiger wäre es, in meiner Überlegung eines geographischen Profils, die blutige Wäsche in der Batty Street als auch die Sichtung eines Mannes in der Church Lane mit einzubeziehen. Dann würde sich die Basis des Täters sicherlich in St. George in the east zu erkennen geben. Dass er die indirekte Fluchtroute via Goulston Street nahm, könnte daran gelegen haben, dass ihm DC Daniel Halse und zwei seiner City Police Kollegen auf der Aldgate High Street, an der Ecke Houndsditch, St. Botolph´s Kirche, den Weg blockierten.
Nun gut…
Howard Brown hat einen Artikel ins JTRForums gestellt, der wie folgt zu lesen ist:
http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=26780Mich erinnert das an Cox Bemerkung mit der zweiten Frau in seinen Schilderungen, die nach einer gewissen Distanz von Verdächtigen einfach weggestoßen wurde. Die Größe, als auch die dunklen Haare werden von Cox ja ebenfalls erwähnt. Ich frage mich immer, was an Konversation zwischen dem Ripper und den Opfern bzw. potentiellen Opfer stattgefunden hatte. Einmal, in Cox seinen Memoiren, lacht die erste Frau und schreit dem Mann nach, im zweiten Falle, wie auch im Zeitungsartikel, kommt es zu einer überraschenden Attacke des Mannes. Auch von Stride wissen wir, dass sie nach einem Augenblick plötzlich attackiert wurde, dann aber auch eher leise schrie. Sie wollte sich von ihm nicht in den Yard drücken lassen. Was erzählte er ihnen, war es jemand der Lächerlich wirkte? Cox sagte auch, dass sein Blick auf seinem ohnehin üblen Antlitz irrer als gewöhnlich in jener Nacht ausfiel. Es könnte ja sein, dass das Gesicht des Mannes, durch eine Entstellung oder durch Akne oder andere Hautkrankheiten kein schöner Anblick war.
Aber das ist wohl ein anderes Thema…
Ich wünsche dir und deiner Familie ebenfalls einen guten Rutsch und bedanke mich herzlich für deinen Wunsch. Kommt gut rüber.
Beste Grüße, Lestrade.