Hallo domi!
Gute Überlegung, aber die Fotos damals waren nicht spiegelverkehrt. Man hätte sie letztlich aber durchaus auch spiegelverkehrt belichten können! (gerade bei Glasplattenverfahren) – Was hier aber nicht der Fall ist, wie u.a. auch die gezeichneten Illustrationen von Mary´s Raum aus den Zeitungen beweisen – siehe Bild unten.
Der Grund, warum man in Spielfilmen, Comics, etc. zu authentischen Fällen oftmals vom ´Originalinterieur´ abweicht, ist zumeist gestalterischer, ästhetischer oder technischer Natur. (Neulich begegnete mir im Spiel ´
Real Crimes: Jack the Ripper´ (Nintendo DS) Marys Bett aus gestalterischen Gründen sogar an der nördlichen Wand direkt unter den Fenstern.) So würde zum Beispiel ein ´Achsensprung´ (entsteht durch die Veränderung der Kamerapositionen innerhalb einer Sequenz/Szene über einen Gesamtwinkel von 180 Grad rund um die Handlung hinaus) in einem Film (betrifft aber auch die ´Betrachtungsstandpunkte´ in einem Comic, Spiel, etc.) den Betrachter verwirren (der Betrachter würde quasi die Orientierung ´im Raum´ verlieren und die einzelnen Einstellungen bzw der Raum innerhalb der Szene würden inkohärent (also ´nicht zusammenhängend´) wirken – was man in der Medienkunst oftmals bewusst einsetzt, was bei den meisten Spielfilmen aber weniger erwünscht ist), und da man in Filmen über den Ripper zumeist auch (zum Beispiel) den Kamin zeigen will, sich die Kamerapositionen dann aber eventuell (abhängig von den anderen, unbedingt gewünschten Einstellungen) über einen größeren Winkel als 180 Grad erstrecken würden, verändert man schließlich von vorne herein die Einrichtung der Vorlage, um einen Achsensprung im Film zu vermeiden und auch ohne Achsensprung einen Kamin im Bild zu haben. (Für einen ´Achsenwechsel´, der den Betrachter weniger verwirren würde, aber zumeist mit einer gefilmten Bewegung der Kamera einhergeht, ist der Schauplatz im Fall ´Raum 13, Miller´s Court´ eigentlich zu klein.) Die Positionierung der Einrichtung ist dann also im Film zwar nicht korrekt, aber der Zuseher registriert auch einen Kamin und kann sich trotzdem im Raum orientieren. Ein anderer Grund, warum in Filmen, etc Marys Bett oftmals anders herum steht, ist die in unseren Breitengraden gebräuchliche Leserichtung von links nach rechts – und oftmals ist es von den Gestaltern aus ästhetischer oder gestalterischer Intention nicht erwünscht, dass man Mary von den Füßen her zu ´lesen´ beginnt. Etc, etc. Ich würde den Filmemachern daher aber keine schlechte Recherchearbeit unterstellen - Sie können oftmals leider nicht anders, als vom Originalschauplatz in einigen bis hin und wieder sogar vielen Details abzuweichen – Eine mögliche Lösung wird ihnen vielleicht sogar selbst schlaflose Nächte bereitet haben. Manche Darstellungen sind halt leider aufgrund des verwendeten Mediums und der gewollten Verständlichkeit falsch, und es geht dann daher letztendlich primär darum, wie Raison-d-eatre schon schrieb, diverse relevante Gegenstände überhaupt zu zeigen, auch wenn sie dann halt im Gegensatz zum ´Originalschauplatz´ am falschen Platz sind.
Die Tatortfotos jedenfalls sind nicht spiegelverkehrt – ich finde Deine Überlegung und Frage aber sehr gut und wichtig
– viele übernehmen einfach nur das, was sie sehen als bare Münze, und hinterfragen es nicht – denn auch wenn es in diesem Fall nicht zutrifft: Die Fotos hätten prinzipiell (!) durchaus auch spiegelverkehrt sein können, da hast Du völlig recht !
Beste Grüße,
panopticon